Servus.
Als ich heute über alte Zeiten reminiszierte, dachte ich daran, dass es eigentlich bei uns in fast allen Gruppen Usus war, dass der SL selber einen Charakter erschuf und mit der Gruppe mitlaufen ließ. Nun würde mich mal interessieren, wie ihr das so seht bzw wie es bei euch gehandhabt wird.
Lang, lang ist es her ... Und dann war es bei solchen simplen Spielen wie Shadowrun, Werewolf, Vampire, Earthdawn, S.L.A. Industries, Mutant Chronicles etc.
Simpel meint hier nicht das Spiel als solche als mehr die Stories, die vom Spielleiter in seiner Megalomanie ausgetobt wurden. Da hatte der Spielleiter ganz klar zum Ausdruck gebracht:
Ihr habt zwar von mir schon 'ne Menge Vorteile bei der Charaktererschaffung in den Allerwertesten geblasen bekommen, aber ... Tja, meistens haben wir diese Spiele bei diesem Spielleiter auch nur weniger als drei Abende gespielt.
Bei "ernsthafteren" Rollenspielprojekten hatte
kein Spielleiter SLSCs mitgeführt ... Insofern kann ich aktuell sagen: Keine Praxis.
1.) Pragmatisch: die Gruppe ist zu klein, um alle Nischen abzudecken. Der SL-Char deckt eine fehlende Nische ab. Er wird nach den gleichen Regeln erschaffen und gesteigert wie alle anderen auch, ohne Extrawürste. Im Spiel zeigt sich so ein Charakter eher introvertiert und beteiligt sich wenig bei Problemlösungen (weil ja sonst der SL mit sich selber spielen würde).
Finde ich prinzipiell OK. Aber wozu dann einen vollständigen Charakter erstellen? Ein Nichtspielercharakter tut es auch, der dann vor allem nur für die "pragmatische" Lückenfüllung bereit steht und dabei keine spielentscheidenden Spielelemente erhält.
2.) Logistisch: die Spieler wechseln sich mit Leiten ab. Wer gerade mit Leiten dran ist, lässt seinen Char halt wie bei (1) nebenher mitlaufen.
So etwas kenne ich aus einer DSA Runde von vor zehn Jahren. Lief dann aber vor allem auf einen pragmatischen Ansatz heraus.
3.) Hedonistisch: der SL will eigentlich selber viel lieber spielen, trotzdem bleibt das Leiten immer an ihm hängen. Er will aber trotzdem auch gerne mal einen Helden in seinem Lieblingssetting spielen.
Tolle Sache. Habe ich zwei mal auf Cons erlebt. Einer der vielen Gründe, weshalb ich meine Zeit DA nicht mehr vertrödele. Hatte diese SL dann als Selbstdarsteller erlebt. Selbstdarsteller gibt es halt leider überall.
Und die SL, die keine Chance haben, selber Spieler irgendwo zu sein ... Mal ehrlich: Habt Ihr es sooooooo nötig?!?
4.) Autoritär: der SL ist der Meinung, dass die Spieler kontrolliert werden müssen, damit sie keinen Unsinn bauen. Darum gibt er ihnen einen Aufpasser mit. Von der Kontrollfunktion abgesehen ist ihm der Charakter aber egal. (Beispiel: Lodge in "Gamers 2")
*Würg*
5.) Erwinistisch: wie (4), aber obendrein ist sein Charakter so stark, dass er den Rest der Gruppe mit einer Hand auf den Rücken gefesselt fertig machen könnte. Außerdem löst er sämtliche Herausforderungen im Alleingang und relegiert den Rest der Gruppe im Wesentlichen auf Zuschauerstatus.
Erwiwas?!?
In jedem Fall: Super Sache! Würde ich genau zwei Mal mitmachen - zum ersten und zum letzten Mal!
Es versteht sich, dass (5) unter aller Kanone ist und auch (4) meist inakzeptabel sein dürfte. Wie schaut es it 1-3 aus? Kennt ihr diese Situationen? Was haltet ihr davon, wenn der SL einen eigenen Charakter spielt? In welchem Umfang soll/darf sich dieser Charakter in die Gruppe einbringen?
Wie ich unter 1 schrieb: Ein generelles OK kann ich dafür aussprechen und auch wieder nicht hinsichtlich eines "vollwertigen" Spielercharakters. Aber wenn es passiert, so what. Dann aber bitte pragmatisch. Ümmerhin lebt Rollenspiel sehr viel davon, was die aktiven Spieler tun.
Und welcher Spielleiter kann von sich behaupten, ernsthaft zwischen Spiel(leit)er- und Charakterwissen trennen zu können? Der, der das kann, lässt sich am besten gleich einweisen. Und alle anderen sind dann nicht anders als alle Spieler, die genau das gleiche Grundproblem zwischen sich und ihrem Charakter haben. Naja, und wenn der Spielleiter im Grunde ALLES zu einer Geschichte kennt, dann ist es meines Erachtens verfehlt, (s)einen SLSC einzusetzen, um Dinge auszuplaudern. Wofür dann noch Spieler um sich scharen? Bzw. wo dann die grenze zum Nichtspielercharakter ziehen?
Wenn es darauf ankommt, dass die Spieler sich völlig verirren, dann würde ich als Spielleiter eher auf das Wissen der jeweiligen Spielercharaktere abstellen und dort Hinweise platzieren; dann liegt es weiterhin sehr bei den "echten" Spielern, auf das Geschehen Einfluss zu nehmen.
Also: Grundsätzlich nicht dagegen, aber letztlich habe ich keine Gründe, die zwingend dafür sprechen.
Viele Grüße
ClemLOR