Autor Thema: Ayn Rand, Atlas Shrugged  (Gelesen 5827 mal)

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Pyromancer

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Ayn Rand, Atlas Shrugged
« am: 16.03.2009 | 18:07 »
Von nebenan ausgelagert:

Ayn Rand ist mir seit Matt Ruff durchaus ein Begriff. Ich hab auch mal versucht, Atlas shrugged zu lesen. Gräßliches Machwerk.

So schrecklich fand ich das gar nicht. Die seitenlangen Monologe kann man überblättern, und das bis über die Schmerzgrenze hinaus überzeichnete Gut-Böse-Schema, ... na gut, dagegen kann man nichts machen.
Davon abgesehen hat man aber ein flutschig zu lesendes, spannendes Buch mit undurchsichtigen Piraten, tapferen Ingenieuren und bösen Sozialisten. Am Ende gibt es sogar noch ein bisschen Science Fiction, und die Welt geht unter. Was will man mehr?

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #1 am: 16.03.2009 | 18:18 »
Von nebenan ausgelagert:
Davon abgesehen hat man aber ein flutschig zu lesendes, spannendes Buch mit undurchsichtigen Piraten, tapferen Ingenieuren und bösen Sozialisten. Am Ende gibt es sogar noch ein bisschen Science Fiction, und die Welt geht unter. Was will man mehr?

keine
Zitat
seitenlangen Monologe
und
Zitat
bis über die Schmerzgrenze hinaus überzeichnete Gut-Böse-Schema
ta?  ;)

Aber "Die Welt geht unter" klingt gut. Seit Minnes Weltvernichterrunde mit Tim-dem-Koch steh ich auf sowas.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline DeadOperator

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #2 am: 16.03.2009 | 19:54 »
Wow, da werde ich doch gleich hellhörig ;).

Kann mir mal jemand den Link posten. Das bezieht sich ja offenkundig auf eine andere Diskussion. Ich würde nicht gerne meine Meinung schreiben, wenn ich nicht weiß worum es geht.

Ich hab "Wer ist John Galt?" (deutscher Titel) auch schon 3x gelesen ;)
« Letzte Änderung: 16.03.2009 | 20:00 von Dead Operator »
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Offline der.hobbit

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #3 am: 16.03.2009 | 20:21 »
Ich lese es gerade (Seite 400 nochenwas), und finde es eigentlich gut. Man muss halt wissen, dass es halb Roman und halb Philosophie ist, dann nimmt man auch die seitenlangen Monologe als das, was sie sind: philosophische Betrachtungen. Mir gefällt es eigentlich, wenn Philosophie nicht in deutschem Theoriegeschwurbel endet, dessen Sätze schlimmer als die von Thomas Mann sind, sondern beispielhaft und anekdotenreich erzählt wird.

Gut vs. böse - das ist doch schön! Und gar nicht so schlimm wie z.B. beim Herrn der Ringe. Lustig ist auch, dass die bösen fast durch die Bank weg trübe Augen haben - zumindest anfangs. Außerdem merkt man natürlich den sehr anti-kommunistischen Zug (pun intended) in der Geschichte, aber die Frau hat das in den 50er Jahren geschrieben und stammt aus dem Ostblock, also passt das hervorragend. Oh, und der Untergang der Welt ist in Russland so oder so ähnlich auch eingetreten, oder?
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Offline DeadOperator

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #4 am: 16.03.2009 | 20:51 »
Absolut! Was die Dialoge betrifft, so ist Franciscos Monolog über "Geld" das beste, was ich zur Geldtheorie gelesen habe. Gerade in der aktuellen Situation hat dieses Buch höchste Aktualität.
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Preacher

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #5 am: 16.03.2009 | 20:51 »
das bis über die Schmerzgrenze hinaus überzeichnete Gut-Böse-Schema
Das war genau der Punkt - sowas kann ich nicht gut verknusen. Außerdem war es mir einfach zu schwurbelig. Ich meine - klar, es sind philosophische Betrachtungen. Aber ich finde Rands Pilosophie auch ein bischen krude um ehrlich zu sein.

Aber das ist nu auch schon wieder ein paar Jahre her - vielleicht sollte ich es mal wieder versuchen.

Offline DeadOperator

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #6 am: 16.03.2009 | 20:55 »
Was bedeutet "schwurbelig"?

Was die Theorie dahinter betrifft: Sozialdarwinismus ist sicher nicht, was ich mir für unsere Gesellschaft wünschen würde. Was mir allerdings gefällt ist Ihr Bild des Unternehmers.

Natürlich stammt der Roman aus einer Zeit, als die Gegensätze noch viel krasser dargestellt wurden und Kommunismus auch noch mehr Thema war. Entsprechend hart ist das ja auch formuliert.
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Preacher

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #7 am: 16.03.2009 | 21:14 »
Was bedeutet "schwurbelig"?
Rumlabernd ohne zum Punkt zu kommen.

Natürlich stammt der Roman aus einer Zeit, als die Gegensätze noch viel krasser dargestellt wurden und Kommunismus auch noch mehr Thema war. Entsprechend hart ist das ja auch formuliert.
Die hatte eh so ihre Probleme mit dem Kommunismus, was man so hört.

Ich bin halt nicht so sicher, ob gesunde Selbstsucht tatsächlich die Lösung aller Probleme ist ;)

Im Zusammenhang mit Ayn Rand würd ich übrigens "GAS - Die Stadtwerke-Trilogie" von Matt Ruff empfehlen. Tolles Buch und Ayn Rand spielt eine wichtige Rolle.

Offline der.hobbit

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #8 am: 17.03.2009 | 07:25 »
Bin ja erst auf Seite 400 nochenbisschenweiter, aber ich glaube "Selbstsucht ist die Lösung aller Probleme" ist gar nicht ihre Aussage - wohl aber etwas, was man sehr gut dort hinein interpretieren kann und was sich sehr gut als Ausrede für die eigene Selbstsucht hinstellen lässt.

Bisher ist meines Erachtens die Aussage, dass Produktiv-Leistung honoriert werden muss, und dass eine Gesellschaft, die Leistungen der anderen Art honoriert (Vetternwirtschaft) zum Untergang verdammt ist.

Die Selbstsucht ist ja gerade nicht, sich jedem Vergnügen hinzugeben, und die schrecklich Guten sind alle "gute Unternehmer", die zwar keinem etwas schenken, aber auch niemanden ausbeuten oder betrügen, denn: sie honorieren die erbrachte Leistung. Das ist eigentlich keine Selbstsucht der Art, wie sie so oft gelebt wird.

@Stil: Ich kann's gut nachvollziehen, dass man es nicht mag, ich hatte das Glück (und Pech, weil ich etwas gespoilert bin) vorher einige Rezensionen zu lesen - wenn man mit der entsprechenden Erwartungshaltung rangeht, ist es gleich viel angenehmer.

@Zeit: IIRC haben sich die Absatzzahlen des Buches seit Veröffentlichung von Obamas Wirtschaftshilfspaket verdreifacht ...
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Offline Freierfall

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #9 am: 17.03.2009 | 08:56 »
Was ein Zufall, dass ich den Thread sehe... :D
Habe vorgestern oder so erstmalig von Ayn Rand erfahren, bisher nur den Wikipedia-Krempel gelesen und muss sagen, es interessiert mich doch schon... ist Atlas Shrugged am empfehlenswertesten (sry für solche wortverunstaltungen :D) oder sollte ich mit etwas anderem anfangen?
Interessant fand ich den Fact, dass es für die Amerikaner das zweitwichtigste Buch nach der Bibel sein soll, um das "Moderne Amerika" zu erklären. Oder so. :D

Und wo bekomme ich es überhaupt, bei Amazon nicht lieferbar, in der örtlichen Stadtbücherei gibts das auch nicht.

Offline Jack Darke

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #10 am: 17.03.2009 | 15:33 »
Was ein Zufall, dass ich den Thread sehe... :D
Habe vorgestern oder so erstmalig von Ayn Rand erfahren, bisher nur den Wikipedia-Krempel gelesen und muss sagen, es interessiert mich doch schon... ist Atlas Shrugged am empfehlenswertesten (sry für solche wortverunstaltungen :D) oder sollte ich mit etwas anderem anfangen?
Interessant fand ich den Fact, dass es für die Amerikaner das zweitwichtigste Buch nach der Bibel sein soll, um das "Moderne Amerika" zu erklären. Oder so. :D

Und wo bekomme ich es überhaupt, bei Amazon nicht lieferbar, in der örtlichen Stadtbücherei gibts das auch nicht.

Du kannst mein Exemplar haben. Englisch, im ersten Achtel teilweise rot angemarkert und mit insgesamt minimalen Gebrauchsspuren. Gib' mir'n Fünfer und ich übernehm' den Versand.

Dieses Buch ist Scheiße. Ayn Rand hat aus Prinzip keinen Lektor drangelassen und das merkt man der Geschichte an. Die Protagonisten sind soziopathische Arschlöcher, deren Erfolg meist auf durch wundersame Weise entdeckten Erfindungen und Rohstoffvorkommen zurückzuführen ist und die bösen Sozialisten lassen es sich aus purer masochistischer sozialistischer Ader schlecht gehen und benehmen sich meistens wie lobotomisierte Affen auf Crack-Entzug.

Objektivismus ist der mit Abstand mißbenannteste Begriff, der mir je untergekommen ist - der ist alles andere als objektiv. Ayn Rand erhebt Anspruch auf die Ultimative Wahrheit(tm), weswegen ihre Philosophie nur durch sich selbst zu erklären ist. Es ist wahr, weil sie gesagt hat, daß es wahr ist.
Die einzige andere Argumentation ist die vergleichende: Kapitalismus ist toll, weil Sozialismus scheiße ist. Ergo der Umkehrschluss: Wer keinen Kapitalismus will, ist ein Sozialist. Das hat so ein bißchen was von "Des Kaisers neue Kleider" ans sich.

"Aber Mama, der Kaiser ist ja nackt!"

"Still, Kind. Wer die Kleider nicht sieht, der muss ja völlig dämlich sein!"

Sozialismus funkioniert nicht, weil Leute gerne Sachen besitzen wollen. Da brauche ich nicht den geistig-analen Ausfluss einer fanatischen, misogynistischen SM-Schnalle (siehe Sex-Szenen in Atlas Shrugged, u. a.) die nichts besseres in ihrer Freizeit zu tun hatte, als vor dem HUAC für McCarthy die Kommunisten-Hatz Propaganda-Trommel zu pauken und sich nachher zu beschweren, sie hätte "nicht genug aussagen dürfen".

Und da brauche ich auch nicht eine Pseudo-Philosphie, deren "großes, intelektuelles Schisma", welches die Bewegung in zwei Lager spaltete davon ausgelöst wurde, daß der 25 Jahre jüngere Fanboy, mit dem Ayn Rand ins Bett ging, eine Affäre mit einer anderen hatte.

 :q
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Pyromancer

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #11 am: 17.03.2009 | 15:59 »
Die Protagonisten sind soziopathische Arschlöcher, deren Erfolg meist auf durch wundersame Weise entdeckten Erfindungen und Rohstoffvorkommen zurückzuführen ist

Die "Guten" haben Erfolg, weil sie hart arbeiten, kalkulierte Risiken einzugehen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist der große Unterschied zwischen den "Guten" und allen anderen ist, und das schon ab der ersten Szene mit Dagny in der Eisenbahn.
Und wie kommst du auf soziopathisch?

Offline Jack Darke

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #12 am: 17.03.2009 | 16:17 »
Die "Guten" haben Erfolg, weil sie hart arbeiten, kalkulierte Risiken einzugehen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist der große Unterschied zwischen den "Guten" und allen anderen ist, und das schon ab der ersten Szene mit Dagny in der Eisenbahn.
Und wie kommst du auf soziopathisch?

Okay, dann eben Dissoziale Persönlichkeitsstörung.  ;D

Ich komme darauf, weil den Personen - ähnlich wie ihrer Autorin - jegliches Verständnis dafür, wie Menschen untereinander funktionieren abgeht. Merkt man an der Struktur der Unterhaltungen, der gelegentlich fehlenden Beschreibung der Protagonisten, der "Charakter-Entwicklung", den Beweggründen der einzelnen Figuren, ihrer Reaktionen, der Beschreibung ihrer sozialen Umfelder - eigentlich so ziemlich allem in diesem Buch, das irgendwie mit Menschen zu tun hat.

Das mit der Verantwortung ist ein guter Punkt und einer der wenigen Punkte im Buch, die klar dargestellt werden. der Kontext hingegen macht das wieder kaputt. (Sozialisten übernehmen keine Verantwortung, wer keine Verantwortung übernimmt, ist ein Sozialist). Ich bleibe dabei:  :q
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Offline der.hobbit

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #13 am: 17.03.2009 | 16:23 »
@Jack: Man muss es ja nicht mögen, und darf auch kontrovers diskutieren - aber diese Fäkalsprache finde ich ziemlich störend.

Außerdem missinterpretierst du (zumindest soweit ich das von meinen knapp 500 Seiten aus sagen kann, aber entsprechend deinen Markierungen bist du auch nicht viel weiter gekommen):

Die Protagonisten haben ihren Erfolg nicht auf wunderbare Weise erworben, sondern weil sie praktisch nichts machen außer zu arbeiten. M.E. ist das kein sonderlich erstrebenswertes Leben, hat aber nichts mit vom Himmel gefallenen Wundern zu tun. Es ist der American Dream - durch harte Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär - der hier propagiert wird (gut, die Hauptfiguren sind reiche Erben, aber die Guten waren sich deswegen nicht zu schade, auch auf niedrigster Ebene in ihren Firmen einzusteigen).

Die bösen Sozialisten lassen es sich auch nicht schlecht gehen - sie pflegen halt eine Vetternwirtschaft, die von echter Leistung völlig entfernt ist. Ich vermute, dass wohl jeder darin übereinstimmt, dass Menschen das tun, wofür sie belohnt werden. Wenn ich nun nicht für Leistung, sondern für Speichelleckerei belohne, dann kriege ich eben auch diese (das jetzt unabhängig vom Buch, nur zur Veranschaulichung).

Auf deine Interpretation zu Ayn Rands Objektivismus kann ich nicht eingehen, da ich nur Atlas Shrugged fast zur Hälfte kenne und sonst nichts, aber wenn ich mir deinen Rant anschaue, zweifle ich, dass du hier stichhaltig argumentierst.

Um nicht missverstanden zu werden (als ob ich eine Chance hätte, dem zu entgehen): Ich bin nicht überzeugt von ihrer Philosophie. Das Buch hat seine Schwachstellen, wie z.B. arge Stereotypen. Was mich an deinem Post stört und was mich wider besseren Wissens zu diesem Post treibt ist deine Art der Kritik, die rein beleidigend und zu einem guten Teil irreführend ist.
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Offline Jack Darke

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #14 am: 17.03.2009 | 17:16 »
Außerdem missinterpretierst du (zumindest soweit ich das von meinen knapp 500 Seiten aus sagen kann, aber entsprechend deinen Markierungen bist du auch nicht viel weiter gekommen):

Die Markierungen stammen von einer angefangenen Review für ein Ami-Forum, die ich nie zuende geschrieben habe. ;)

Die Protagonisten haben ihren Erfolg nicht auf wunderbare Weise erworben, sondern weil sie praktisch nichts machen außer zu arbeiten.

Öl in den Rockies, Reardon-Stahl, eine Energie-Quelle, die nie zuende geht.....

Die bösen Sozialisten lassen es sich auch nicht schlecht gehen - sie pflegen halt eine Vetternwirtschaft, die von echter Leistung völlig entfernt ist. Ich vermute, dass wohl jeder darin übereinstimmt, dass Menschen das tun, wofür sie belohnt werden. Wenn ich nun nicht für Leistung, sondern für Speichelleckerei belohne, dann kriege ich eben auch diese (das jetzt unabhängig vom Buch, nur zur Veranschaulichung).

Die Sozialisten-Bösewichter sitzen in einer Szene in einer stinkenden, schlecht eingerichteten Keller-Kneipe und trinken schlechte, dünne Plörre. Keinem der Personen schmeckt sein Drink, sie sind alle schlecht gelaunt, sitzen zwar in den höchsten Positionen, ahben aber gerade dieses Loch als ihre Stammkneipe auserkoren.

Das Buch hat seine Schwachstellen, wie z.B. arge Stereotypen.

Diese Schwachstelle im besonderen ist von der Autorin durchaus so gewollt. Schwarz, oder Weiß; Sozialismus oder Kapitalismus - es gibt kein grau!
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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #15 am: 17.03.2009 | 17:36 »
Öl in den Rockies, Reardon-Stahl, eine Energie-Quelle, die nie zuende geht.....

Der Rearden-Stahl fällt nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit, ebenso die Galt-Maschine. An Öl in den Rockies kann ich mich nicht erinnern, aber zumindest die Ölquelle im Tal der Seligen ist nur so ergiebig, weil der Ölmensch neue Erschließungsmechanismen angewandt hat.

Würde der Erfolg der "Guten" auf "wundersame Weise" zustande kommen, dann würde das einer der Kernaussagen von Rand komplett widersprechen.

Preacher

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #16 am: 17.03.2009 | 19:02 »
Objektivismus ist der mit Abstand mißbenannteste Begriff, der mir je untergekommen ist - der ist alles andere als objektiv. Ayn Rand erhebt Anspruch auf die Ultimative Wahrheit(tm), weswegen ihre Philosophie nur durch sich selbst zu erklären ist. Es ist wahr, weil sie gesagt hat, daß es wahr ist.
Auch wenn ich den Rest des Rants nicht ganz so sehe - hier stimme ich voll und ganz zu. Und das ist ein Punkt, der auch mich unglaublich stört - und der Hauptgrund, weshalb ich ihre Philosophie so krude finde.

Offline DeadOperator

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #17 am: 17.03.2009 | 22:08 »
Stimmt so allerdings nicht ganz.

Natürlich ist der Roman stark schwarz/weiß gezeichnet. Dennoch setzten sich einige Charaktere im Lauf der Geschichte mit der Meinung der Autorin auseinander.

Die Entwicklung von Francisco und Dagny z.B.

Dagny vollzieht in der Geschichte eine Entwicklung. Da der Roman aus ihrer Perspektive geschrieben ist und der Leser Einblick in ihre Gedanken bekommt, hat er Gelegenheit die Ansichten der Autorin nachzuvollziehen. Es ist eben nicht so, dass die Wahrheit (aus Sicht Rands) so ist, weil sie es so sagt. Anhand der Geschichte von Dagny kann jeder nachvollziehen warum die Schlüsse so sind und nicht anders sein können.

Francisco dagegen stellt immer wieder kritische Fragen, hält (zugegeben) lange Monologe und treibt die Konflikte auf die Spitze. Er macht das, um ein "krankes" System zu offenbaren. Wiederum kann der Leser die gleichen kritischen Fragen stellen und ebenfalls Schlüsse ziehen.

Das hat gar nichts mit: "So ist das! Ich habe Recht!" zu tun. Vielmehr ein: "So sehe ich das. Kannst Du - Leser - mir folgen?"

Ich habe aus der Geschichte folgende Aussagen gezogen:

1. Der Wohlstand einer Gesellschaft ist abhängig von den Leistungsträgern.
2. Wohlstand kann nur durch Innovation, Produktion und sinnvollen Einsatz von Ressourcen geschaffen werden, nicht durch Umverteilung.
3. Wer sich die Pflicht zur Leistung auferlegt, der hat auch das Recht die Früchte der Arbeit zu ernten.
4. Nur wer etwas schafft, kann auch etwas verschenken.Wer keinen Stolz und keine Liebe für sich und seine Arbeit in sich hat, der kann auch keine Nächstenliebe empfinden. Wer kein Geld besitzt, der kann keine Steuern bezahlen und kein Sozialsystem finanzieren.
5. Vetternwirtschaft und Gleichmacherei führen zum Untergang eines Systems
6. Jeder Mensch hat Qualitäten. Wer den Mut hat und die Kraft aufbringt diese Qualitäten zu verwirklichen, der trägt zum Wohlstand einer Gesellschaft bei.

Wenn ich von Wohlstand schreibe, meine ich ausdrücklich nicht nur materiellen Wohlstand (siehe 4.).

Zu guter letzt für die, die sich wirklich mit dem Inhalt beschäftigen möchten: Ayn Rand ist als Person umstritten. Völlig zurecht. Zu Ihren "Jüngern" gehörte z.B. Alan Greenspan und andere Wirtschaftsgrößen. Um die Theorie gab es durchaus eine lebhafte Diskussion. Man sollte allerdings nicht aus den Augen verlieren in welchem historischen Kontext die Gedanken entstanden sind.

Ich persönlich denke, an den Aussagen der Geschichte ist einiges dran. Ich möchte aber nicht in einer Gesellschaft leben, die 100% so ist, wie Ayn es beschrieben hat.
« Letzte Änderung: 17.03.2009 | 22:11 von Dead Operator »
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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #18 am: 17.03.2009 | 22:25 »
Ich habe aus der Geschichte folgende Aussagen gezogen:

1. Der Wohlstand einer Gesellschaft ist abhängig von den Leistungsträgern.
2. Wohlstand kann nur durch Innovation, Produktion und sinnvollen Einsatz von Ressourcen geschaffen werden, nicht durch Umverteilung.
3. Wer sich die Pflicht zur Leistung auferlegt, der hat auch das Recht die Früchte der Arbeit zu ernten.
4. Nur wer etwas schafft, kann auch etwas verschenken.Wer keinen Stolz und keine Liebe für sich und seine Arbeit in sich hat, der kann auch keine Nächstenliebe empfinden. Wer kein Geld besitzt, der kann keine Steuern bezahlen und kein Sozialsystem finanzieren.
5. Vetternwirtschaft und Gleichmacherei führen zum Untergang eines Systems
6. Jeder Mensch hat Qualitäten. Wer den Mut hat und die Kraft aufbringt diese Qualitäten zu verwirklichen, der trägt zum Wohlstand einer Gesellschaft bei.

Wenn ich von Wohlstand schreibe, meine ich ausdrücklich nicht nur materiellen Wohlstand (siehe 4.)
Ohne das Buch zu kennen: es wundert mich nicht, dass diese Thesen hier im Forum keine enthusiastische Zustimmung erfahren. Schließlich handelt es sich bei den aufgezählten Punkten um Neoliberalismus (nicht als Kampfbegriff auffassen bitte) in Reinform. Und dass die FDP im Forum nicht mehrheitsfähig ist, sollte kaum überraschen, wenn man hier sporadisch mitliest 8]

Anders ausgedrückt: der Dead Operator hat aller Wahrscheinlichkeit andere Wahlpräferenzen und vielleicht sogar ein anderes Parteibuch als die überwältigende Mehrheit des Forums. Nicht, dass das schlimm wäre, aber es erklärt die Verwirrung durchaus. Oder hab ich was nicht verstanden?

Offline DeadOperator

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #19 am: 17.03.2009 | 22:33 »
Stimmt schon - soweit es mich betrifft. Dennoch möchte ich betonen, dass ich sicherlich ein (wirtschfts)liberaler bin, dennoch glaube ich nicht an eine freie Wirtschaft ohne jede Schranken. Der vielzitierte Markt und seine angebliche Selbstregulierung mögen stimmen, die Konsequenzen aus einer solchen Gesellschaft bin ich allerdings nicht bereit zu erleben.

Um den Gedanken zurück auf das Buch zu lenken: Viele haben aus Ayn Rands Theorie sehr gefährliche Schlussfolgerungen gezogen. Eine Gesellschafft solle optimalerweise nur aus Leistungsträgern bestehen. Für die Anderen wäre kein Platz. Das sehe ich absolut nicht so und hier krankt auch die Geschichte.

In einem abgeschlossenen System, wie einem Tal irgendwo weitab der anderen Menschen, mag die "Utopie" nach dem Vorbild Ayn Rands funktionieren. Ich unserer globalisierten Welt funktioniert sie nicht. Dazu sind die Voraussetzungen für zu viele Menschen zu unterschiedlich.

Das ist es wahrscheinlich auch, was z.B. Preacher als "krude" bezeichnet. Die Theorie Ayn Rands hat teilweise etwas unmenschliches. Da sollte man mMn eine Grenze ziehen.
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Pyromancer

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #20 am: 17.03.2009 | 22:47 »
Um den Gedanken zurück auf das Buch zu lenken: Viele haben aus Ayn Rands Theorie sehr gefährliche Schlussfolgerungen gezogen. Eine Gesellschafft solle optimalerweise nur aus Leistungsträgern bestehen. Für die Anderen wäre kein Platz. Das sehe ich absolut nicht so und hier krankt auch die Geschichte.

Wobei in "Atlas Shrugged" durchaus Platz für die Nicht-Leistungsträger ist. Z.B. ist Dagnys Assisten ein "Guter", obwohl er kein Leistungsträger, sondern nur ein Wasserträger ist und am Ende trotz seines Bemühens scheitern muss. Oder das Flittchen, dass Dagnys Bruder heiratet, und die die einzige Figur ist, die nicht sofort ins Gut-Böse-Raster fällt. Auch solche Leute darf es geben. Nur dürfen sie eben den echten Leistungsträgern nicht im Wege stehen oder sie böswillig sabotieren, wie es die "Bösen" tun. Und irgendwo sagt Dagny auch zu ihrem Bruder (paraphrasiert): "Wir füttern euch schon durch, aber lasst uns machen!"

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Offline tartex

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #21 am: 17.03.2009 | 22:54 »
Ich fand den Cartoon immer sehr treffend:


Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #22 am: 17.03.2009 | 23:10 »
Ich fand den Cartoon immer sehr treffend:

Da hat jemand das Buch offensichtlich nicht gelesen.
In Atlas Shrugged hatten die "Macher" vor dem Weltuntergang ihre eigene, komplett autarke Mini-Gesellschaft etabliert. Und Dagny erkennt irgendwo im Mittelteil des Buches einen berühmten $Irgendwas (Physiker? Komponisten?) daran, dass er ihr in einem runtergekommenen Schnellimbiss ein perfekt zubereitetes Steak serviert.


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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #23 am: 18.03.2009 | 01:00 »
Stimmt, aber lustig ist er dennoch.  :D
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Offline Bluerps

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #24 am: 18.03.2009 | 12:54 »
Was genau ist ein "Leistungsträger" in diesem Kontext?


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"When life gives you lemons, don't make lemonade. Make life take the lemons back! Get mad! I don't want your damn lemons, what am I supposed to do with these? Demand to see life's manager! Make life rue the day it thought it could give Cave Johnson lemons! Do you know who I am? I'm the man who's gonna burn your house down! With the lemons! I'm gonna get my engineers to invent a combustible lemon that burns your house down!"
   --- Cave Johnson, CEO Aperture Science

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Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #25 am: 18.03.2009 | 13:42 »
Was genau ist ein "Leistungsträger" in diesem Kontext?

In Atlas Shrugged gibt es nur zwei Typen von Menschen[1]: Das eine sind die Macher, die Leistungsträger, die "Guten", die aus sich heraus einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen: Gute Unternehmer, Ingenieure, Arbeiter, Künstler, Wissenschaftler.
Das andere sind die "Bösen", Schmarotzer und Parasiten, die nach Umverteilung schreien und den Machern ihre Leistung nicht gönnen: Schlechte Unternehmer, Politiker, Bürokraten, Journalisten, Sozialisten.

Was ich in diesem Kontext interessant finde ist die Bedeutung der Kunst, die man in so einem neoliberalen Umfeld vielleicht nicht erwartet hätte. Ein paar gepfiffene Takte einer unbekannten Sinphonie eines verschwundenen, bekannten Komponisten sind aber ein erster Kristallisationskeim von Dagnys Odyssee, die erst viele hundert Seiten später mit der Aufführung eben dieses Stückes durch ein Laienorchester der "Guten" ein Ende findet.
Die Botschaft Rands konzentriert sich also mit nichten auf das Materielle, sondern schließt das Schöngeistige ausdrücklich mit ein.

[1] bis auf das Flittchen, das Dagnys Bruder heiratet. Eine absolute Randfigur, die nur deshalb interessant ist, weil sie nicht sofort nach zwei Sätzen tief und unverrückbar in einer Schublade festsitzt.
« Letzte Änderung: 18.03.2009 | 13:48 von Tobias D. »

Ranor

  • Gast
Re: Ayn Rand, Atlas Shrugged
« Antwort #26 am: 22.03.2009 | 21:38 »
Wahrscheinlich ist das allen hier bekannt, aber da es im Thread bisher nicht zur Sprache gekommen ist:

Bioshock orientiert sich zu großen Teilen an Rands Werk.