Autor Thema: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN  (Gelesen 34388 mal)

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #50 am: 5.11.2010 | 16:20 »
Wir haben Empire at War von MadAlfred gespielt. Empire in Flames hab ich vor ca. 20 Jahren mal gelitten und es war nicht so doll. Allerdings habe ich meine Ausgabe von EIF vor ein paar Jahren verliehen und nicht zurück bekommen.

Die Seitenzahl weiss ich gar nicht genau. Unser tapferer Walter hat zur Halbzeit mal ein Buch binden lassen. Das hat so um die 200 Seiten.


cu Drantos
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #51 am: 12.11.2010 | 15:57 »
Zwei- und vierbeinige Ratten erschweren die Heilung der Seuche. Zudem fabriziert Magnus noch einen unglaublichen Fehlschuss...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



30. Die Ratten und das Leichentuch


Das Brüllen ließ unsere Ohren klingeln wie die Glocken des großen Altdorfer Sigmartempels am Tag des Imperators. Ein riesiger Schatten erhob sich auf dem großen Felsen, und Steine bröckelten aufgrund der Erschütterungen auf uns herab. So schnell uns unsere Beine trugen, rannten wir zu dem hohlen Baum und verbargen uns in den Schatten im Inneren. Mucksmäuschenstill beobachteten wir, wie ein gestaltgewordener Alptraum vom Felsen hinuntersprang und mit einem lauten Krachen auf dem Schlachtfeld draußen aufkam. Das Monster war so groß wie ein Stadthaus, und seine sechs muskelbepackten Arme endeten in scharf aussehenden Klauen. Aus seinem Rücken wuchsen fledermausartige Flügel, und es war so hässlich wie Richards Spiegelbild in einem Jahrmarktszerrspiegel. Die Kreatur strahlte eine Hitze aus, die den Boden unter seinen mächtigen Füßen dampfen ließ und sofort eine dicke Schweißschicht auf unsere Gesichter zauberte. Nur Magnus schien sich wohlzufühlen. Doch noch schrecklicher war der Anblick des Kriegers, der die fürchterliche Kreatur als Reittier nutzte. Gehüllt in einen mit abartigen Runen beschmierten Panzer, hatte der Chaoskrieger anstelle eines Kopfes einen gehörnten Totenschädel auf den Schultern sitzen. Mit leeren Augenhöhlen ließ er seinen Blick über die Lichtung schweifen, während sich sein Ross an den Leichen auf der Lichtung satt fraß und hierbei keinen Unterschied zwischen Banditen und Tiermenschen machte. Nach unendlich erscheinenden Minuten stieß der Krieger einen harschen Befehl in einer gutturalen Sprache aus, und brüllend erhob sich das Monster mit seinen viel zu kleinen Flügeln mühelos in die Lüfte, um schließlich hinter den Baumwipfeln zu verschwinden.

Als wir es wieder wagten zu atmen, berichtete Magnus mit leiser Stimme, dass er über die Kreatur gelesen habe. Es handele sich um Krêgor den Blutdürstigen, einen Chaoschampion des Khorne. Er galt den Lehrbüchern nach als unbesiegbar, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand mit einem Hauch klaren Verstandes diese Tatsache einer Prüfung unterziehen würde. Sein Reittier war wohl “nur” ein niederer Dämon. Wir ließen sicherheitshalber noch eine halbe Stunde verstreichen, ehe wir es wieder wagten, uns zu bewegen.

Die Durchsuchung des Baumstammes brachte eine eisenbeschlagene Truhe zum Vorschein. Das Schloss war eine besondere Arbeit: Mein Dietrich half mir wenig, galt es doch, eine Art Puzzle aus Abbildern von Morr, Verena und Shallya in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen. So sehr ich mich auch mühte, es wollte nicht gelingen – immer schien ein Teil zu fehlen oder sich an einer völlig anderen Stelle zu befinden. Schließlich kniete Dema neben mir nieder, und mit zwei, drei geschickten Handgriffen hatte sie das Rätsel gelöst und der Deckel der Truhe öffnete sich mit einem lauten Klacken. Darin fanden wir, eingewickelt in eine Priesterrobe, eine Stahlkassette und ein vergilbtes Pergament. Magnus las vor, dass sich in dem Kästchen das Totentuch von Mutter Elsbeth befindet, welchem unglaubliche Heilkräfte innewohnen. Answald öffnete in seiner Neugier die Kassette und nahm das Tuch heraus, um es sich anzusehen. Doch kaum hielt er es in die Höhe, da schlossen sich all seine Verletzungen vom Kampf gegen die Tiermenschen innerhalb weniger Augenblicke wie von Geisterhand! In gleichem Maße jedoch schrumpfte das Tuch in sich zusammen, so da uns klar wurde, dass man damit wohl viele Krankheiten heilen kann, die Macht des Tuches aber sehr wohl begrenzt ist. Hiermit mussten wir am nächsten Tag dringend zurück nach Haffsig, um die Opfer der Seuche zu heilen! Rasch rafften wie die letzten Wertsachen aus der Räuberbeute zusammen (unter anderem fand Answald ein Fernglas, dessen fehlende Linse er durch eine ersetzen konnte, die er in Margritta von Wittgensteins Turm eingesteckt hatte) und bereiteten uns auf eine lange, dunkle Nacht vor. Diese sollte jedoch ereignislos verlaufen.

Am nächsten Morgen trat Bernard aus dem hohlen Baum hinaus ins Freie, um sich zu strecken und die Kälte der Nacht aus seinen Gliedern zu vertreiben. Doch kaum hatte er einen Schritt auf die Lichtung getan, da erscholl ein Surren in der Luft, und mit einem lauten Knall prallte ein Stein von Bernards Rüstung ab. Wer hatte ihn geschleudert? Hinter seinem Schild versteckt, wagte Bernard ein paar weitere Schritte hinaus, und wurde zur Belohnung von einem regelrechten Steinhagel eingedeckt. Zwischen den Toten der Schlacht des Vortages krochen unzählige Skaven umher und ließen schon ihre Schleudern mit einer neuen Ladung Kieseln durch die Luft wirbeln! Wir machten uns zum Kampf bereit, da erscholl eine laute Explosion, und aus einer dichten Rauchwolke trat ein Mann zwischen uns und die Angreifer, seinen Stab erhoben, die Robe flatterte im Wind, und mit wüsten Beschimpfungen vertrieb er die Rattenmenschen. Kaum war der letzte stinkende Fellfetzen im Gebüsch verschwunden, drehte sich der Mann um. Er stellte sich als Beloch aus Bretonnien vor. Er sei Magier des Grauen Ordens und auf der Suche nach Krêgor dem Blutdürstigen. Seine nachhaltige Wirkung auf die Skaven erklärte er damit, dass er unlängst den tödlich verwundeten Anführer der Ratten durch Zufall gefunden habe. Dessen Untergebene seien nun in dem Glauben, er habe den mächtigen Rattenkrieger eigenhändig erschlagen, und fürchten ihn seitdem. Zudem behauptete er noch, dass Ratten und Krêgor sich untereinander bekämpften, da sie Anhänger verschiedener Chaoskulte seien. Da Beloch ein vertrauenswürdiger Verbündeter zu sein schien, nahmen wir sein Angebot, uns zurück nach Haffsig zu begleiten, gerne an.

Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte! Wir waren erst wenige Minuten unterwegs, da spürte Richard, der das Schlusslicht in unserer Marschordnung bildete, ein starkes Brennen in seinem Unterarm. Verwundert blickte er auf seinen blutenden Arm, und schließlich nahm er auch den rattengesichtigen Meuchelmörder hinter ihm wahr, der verdutzt auf seine gift- und blutverschmierten Klingen glotzte und sich wunderte, warum Richard noch nicht tot umgefallen war. Richard stieß einen lauten Warnschrei aus, und schon raschelte es im Gebüsch. Die Skaven hatten uns aufgelauert und stürzten sich nun mit fast dreifacher Übermacht auf uns! Answald sprintete los, in der Annahme, da wir ihm folgen würden. Doch wir konnten uns nicht mehr aus dem Kampf lösen, da die Rattenmänner dann unsere ungeschützten Rücken nach Belieben hätten aufschlitzen können. Bis Answald seinen Irrtum bemerkte, fehlte seine Kampfkraft uns sehr.

Zum Glück waren die Skaven sehr schwache Gegner. Der erste Angreifer sprang von einem Baum hinab und versuchte wohl, mich mit seinem Gewicht zu Boden zu reißen. Doch mit einem kräftigen Hieb traf ich noch im Fluge seinen Brustkorb, und die Wucht seines Falles wurde ihm zum Verhängnis: Die gesamte Brust des Rattenmenschen platzte unter meinem Schlag auf, und Organe und Gedärme regneten in einem roten Blutschauer zu Boden. Der Gegner war tot, bevor er auf der Erde aufschlug. Ein Großteil der Ratten hatte es auf Bernard abgesehen. Scheinbar wollten sie ihm das Grabtuch Elsbeths abnehmen, welches er in seinem Bündel trug! Magnus reagierte rasch. Wild gestikulierend stieß er zischende Silben aus, und plötzlich ward Bernard von einem Kreis aus lodernden Flammen umgeben. Quiekend sprangen seine Gegner mit angesengtem Fell zurück. Während einige vergeblich versuchten, den Feuerring zu durchbrechen, suchten sich andere einfach neue Gegner. So sah ich mich plötzlich vier Feinden gegenüber, jedoch behinderten sie sich in ihrem Eifer, ihre rostigen Klingen in meinen Leib zu stoßen, derart gegenseitig, dass ich in aller Seelenruhe dem nächsten Gegner seinen pelzigen Schädel einschlagen konnte. Während Richard und der Rattenassassine sich wie zwei Raubtiere umrundeten und eine Schwäche in der Deckung des jeweils anderen suchten, sie jedoch nicht fanden, brüllte Magnus neue Silben in seiner magischen Sprache. In seiner Hand loderte plötzlich das allseits beliebte und gefürchtete Flammenschwert. Doch noch während er sich umwandte, um dem nächstbesten Skaven damit den Pelz zu verbrennen, vollzog Belochs Körper eine unheimliche Wandlung: Klauen wuchsen aus den Ärmeln seiner Robe hervor, und sein Gesicht verzerrte sich zur Fratze eines Raubtieres: Er war in Wahrheit ein Magier der Bestienlehre und steckte mit den Rattenmenschen unter einer Decke! Mit donnernder Stimme befahl er: “Tötet den Magier!” und sprang Magnus an, um seinen Teil zur Erfüllung des Vorhabens beizutragen.

Derweil erscholl vom hinteren Teil unserer Schlachtreihe ein Poltern und Scheppern, als würde ein Sack mit Kochgeschirr einen steilen Berg hinunterrollen. Dem Assassinen war es mittlerweile mehrmals gelungen, Richards Deckung zu durchbrechen. Jedoch prallten die kurzen Klingen seiner Meuchelwerkzeuge wieder und wieder von der starken Rüstung unseres Kämpfers ab, der jeden Misserfolg des mittlerweile verzweifelt aussehenden Skaven mit einem lauten Lachen und furchbaren Grinsen seiner entstellten Visage quittierte. Derweil war es mir gelungen, den dritten Gegner niederzuschlagen. Zudem wurden die Schlachtreihen nun furchtbar durcheinandergewirbelt, da Answald sich mit wild schwingender Axt ins Kampfgetümmel stürzte. Die Freunde, seinen Kampfstil bereits gewohnt, duckten sich stets im rechten Moment, wenn die schwere Axt heransauste; die Feinde versäumten dies und bezahlten hierfür gar fürchterlich: Der erste Hieb Answalds trennte dem erstbesten Skaven den Arm an der Schulter ab, doch noch bevor das zerfetzte Glied den Boden berührte, ward dem zweiten Gegner mit einer geschickte Rückhand von Answald das Bein abgeschlagen. Quiekend sanken die Getroffenen zu Boden und verströmten einen unangenehmen Geruch aus den Drüsen an ihren Schwanzwurzeln: Der Duft der Angst!

Magnus derweil setzte sich verzweifelt gegen die Angriffe des Verräters zur Wehr. Mit einem lauten Krachen hieb er schließlich sein Flammenschwert auf den Schädel des Bestienmagiers und zog ihm einen qualmenden Scheitel. Benommen taumelte Beloch zurück. Hastig ließ er seine Finger durch die Luft tanzen, und plötzlich schrumpfte sein Leib zusammen. In einen Raben verwandelt, schlug er verzweifelt mit den Flügeln und versuchte, in die Baumwipfel zu fliehen. Grinsend formte Magnus zwei Feuerbälle zwischen seinen Händen. Diese Geschosse hatten ihr Ziel noch nie verfehlt! Es wurde eiskalt im Umkreis von zehn Metern, als unser Magier sämtliche Wärme der Umgebung entzog und seine Feuerkugeln mit der so gewonnen Hitze fütterte. Raureif bildete sich auf dem Waldboden, und mit einem lauten Wort der Macht schleuderte Magnus die tödlichen Geschosse auf den Raben, der wie eine lebendige Tontaube herumflatterte. Doch voller Unglauben mussten wir mit ansehen, wie sich der Vogel im letzten Moment zur Seite warf. Zwar regnete es versengte Federn, doch mit nacktem und qualmendem Vogelhintern gelang es Beloch schließlich, sich über dem dichten Blätterdach der Baumwipfel in Sicherheit zu bringen. Die Skaven, derart eindrucksvoll ihres Anführers beraubt, flohen quiekend in die Büsche. Der Kampf war vorüber.

Rasch eilten wir zurück nach Haffsig. Im letzten Moment konnten wir die verzweifelten Dorfbewohner davon abhalten, die Taverne samt der verseuchten Insassen in Brand zu stecken. Answald, Bernard und Dema gingen mit dem Grabtuch Mutter Elsbeths hinein. Der Mann, den die Skaven hier abgeladen hatten, war bereits tot und würde uns leider keine Informationen mehr geben können. Die übrigen Kranken jedoch, obwohl bereits im Endstadium der Krankheit, konnten vollständig geheilt werden. Als das Tuch während der Anwendung weiter und weiter schrumpfte, fiel plötzlich ein Brief aus seinen Falten. Hieraus ging hervor, dass das Grabtuch von einem gewissen Emil Tolzen gestohlen worden war! Er hatte im Traum die Pest gesehen und auch, wie sie schließlich den Imperator dahingerafft hätte. Daher habe er das Tuch mit seinem schnellsten Kurier nach Haffsig geschickt, um die Pest im Keim zu ersticken – der Zweck rechtfertigt schließlich die Mittel!

Nachdem Dema die Kranken mit dem Tuch geheilt hatte, nahmen wir die Reste an uns. Wir bewahrten ihr Geheimnis, da sie ja schon viel Gutes für die Bevölkerung getan hatte. Die Belohnung, die die Dorfbewohner zusammengekratzt hatten, lehnten wir ab, mit der Auflage, dass Dema davon ihre Ausbildung als Heilerin “vollendet”. Von unserer Großzügigkeit überwältigt, boten uns die Dorfbewohner ein weiteres Geschenk an: Ein kleines Häuschen mit einem Stück Land, etwas außerhalb von Haffsig. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es zuletzt dem Obstbauern Thomas Nix gehörte. Dieser war unter mysteriösen Umständen vor einer Weile gestorben. Nach und nach stellte sich heraus, dass alle ehemaligen Bewohner des Hauses, und derer gab es viele, eines mehr oder weniger natürlichen Todes gestorben waren. Hierzu passte es auch, dass der Müller des Dorfes uns zwar bereitwillig zu dem Horrorhaus führte, sich jedoch beharrlich weigerte, es mit uns zu betreten.

So sahen wir uns allein ein wenig um. Neben dem Wohnhaus standen eine Scheune und ein kleiner Schuppen. Alles in allem war das Anwesen zwar in keinem Top-Zustand, aber es handelte sich auch nicht um eine Ruine. Die fünf Morgen Land, die zum Hof gehörten, waren mit Kirsch- und Apfelbäumen bewachsen. Der Schuppen war ebenso leer wie die Grube unter dem darin montierten Donnerbalken, und in der Scheune stand ein Fass mit Apfelcidre, von dem sich jedoch keiner zu kosten wagte. Die Eingangstür des Wohnhauses brauchte einen kräftigen Tritt, bevor sie aufging, und im Inneren konnte man erkennen, dass das Dacht an mehreren Stellen undicht war. In einem dunklen Nebenraum fanden wir eine Kellerklappe, die mit einem rostigen Schloss gesichert war. Diesen Raum hatte wohl seit Ewigkeiten niemand mehr betreten. Was mochte sich darunter wohl verbergen?

Das Schloss war rasch aufgebrochen, und eine schmale Treppe führte in einen muffigen Keller, dessen Fußboden mit einer knöcheltiefen Schlammschicht bedeckt war. In einer Ecke lag ein Haufen Lumpen. Genauere Nachschau ergab, dass sich darin ein Skelett befand – das Skelett eines Skaven, wie Bernard mit großen Augen feststellte. Die Knochen schätzte unser Arzt in spé auf ein Alter von etwa hundert Jahren. Die eine Hand hielt einen gekrümmten Dolch, die andere war angekettet. Sowohl Kette als auch Dolch wiesen komischerweise keine Alterungserscheinungen auf. Kein Wunder, stellte Magnus, nachdem wir ihn herbeizitiert hatten, doch fest, dass magische Runen der gehörnten Ratte, der Gottheit der Skaven, in das Metall beider Gegenstände geritzt waren. Neugierig verfolgten wie die Kette, um festzustellen, wohin das andere Ende führte. Nach etwas suchen und Schlamm schippen fanden wir schließlich eine Metalltür im Fußboden unter dem Schlamm. Kein Schloss und kein Riegel waren an dieser Luke zu sehen, und trotzdem schien sie fest verschlossen. Magnus bemerkte schließlich eine magische Rune, die in der Luft über der Tür schimmerte. Mit einigen wohlplatzierten Feuerstrahlen und -bällen war dieses recht bald entfernt, und die Tür polterte in den unter ihr liegenden Schacht hinunter.

“Närrischer Magier!” zischte eine Stimme aus dem Off, während das Poltern und Scheppern des Lukendeckels auf dem Weg hinab immer leiser wurde. Nach endlos scheinenden Minuten schließlich hörte man ganz schwach den Aufprall. Der Schacht musste schier unendlich tief sein! Magnus brachte einen Dreckklumpen zum Leuchten und warf ihn dem Deckel hinterher. Die glatten Wände des Schachtes reflektierten das Licht, bis es schließlich nur noch ein winziger Punkt war, den man mit bloßem Auge kaum noch erkennen konnte. War auch kein Grund sichtbar, so konnte man nach angestrengtem Lauschen ein fernes Krabbeln und Quieken vernehmen. War dies etwa der Zugang zu einer der unterirdischen Höhlen, die die Brutstätten der Skaven miteinander verbanden? Wir konnten kein Risiko eingehen, also schnappte ich kurzerhand die Kellertür und verdeckte mit ihr den Schacht. Zur Sicherheit legten wir noch ein paar Steine darauf, und schon schien es sehr unwahrscheinlich, dass ein Rattenmensch auf diesem Wege die glatten Tunnelwände hinauf und an der Tür vorbei hinausgelangen würde. Answald, der den heutigen Tag noch nicht mit einem seiner legendären Supereinfälle bereichert hatte, warb für seine Idee, den Fluss Delb in den Keller unseres Hauses umzuleiten und so den Schacht zu fluten. Da die realistischen Argumente meiner Kameraden und mir nicht auf fruchtbaren Boden stießen (selbst die Tatsache, dass der Imperator den Delb als stark genutzten Flußschifffahrtsweg bestimmt nicht in irgendeinen Keller umzuleiten gedachte), ließen wir Answald gemeinsam mit ein paar verdutzt aussehenden Dorfbewohnern zurück, um die Herstellung des Kanals vom Delb zum Haus zu beginnen. In schätzungsweise einem Jahr dürfte das Werk vollbracht sein. Die Zeit bis dahin gedachte ich zumindest anders zu verbringen. Ein Anfang wäre schon mal ein schönes frisches Bier in der Haffsig'schen Taverne...



Die Feuerbälle verfehlten den Verräter Beloch, weil dieser einen Schicksalspunkt besaß. Das Gesicht unseres Magiers, als ich ihm erzählte, dass die Feuerbälle ihr Ziel verfehlt hatten, war bühnenreif  ;D

Ich hatte eigentlich vor, sowohl den Khorne Champion, als auch Beloch noch mal auftauchen zu lassen, aber das ist im Verlauf der Kampagne irgendwie verschütt gegangen.
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #52 am: 18.11.2010 | 10:10 »
Der Chronist Salter Wickert war an diesem Tage leider indisponiert, so dass wir uns an der etwas wirren schriftstellerischen Inkontinenz unseres schlichten Holzfällers Answald erfreuen dürfen...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



31. Auf göttlichem Weg ins Verderben nach Middenheim


Isch nix schraiben cönnen aber nix anderen es machen. Darumm Answald wischtische Aufgabn haben Abenteurer für den Nachweldt hiar aufsuschriben.
(nach weiteren Korrekturen der gebildeten Gruppenmitglieder Magnus und Bernhards ist dieser folgende Bericht lesbar gemacht. Die Arbeit dafür war größer, als den Bericht selber zu schreiben! Wir lassen Answald nie mehr in das Abenteuertagebuch kritzelt!)

Nun, wie sollen wir uns entscheiden. Gehen wir frei unserer Wege und genießen unseren Reichtum und freuen uns eines guten Lebens, oder entscheiden wir uns Eine oder sogar mehrere Aufgaben zu erledigen, in die wir in letzter Zeit uns dummerweise eingemischt haben?!
Da wäre z.B. Etelka Herzen, die uns mit Ihrer Chaosmagie Pfeile in den Arsch und andere Körperteile schießen möchte.
Oder vielleicht den merkwürdigen Geheimbund, der Salter Wickert verfolgt, endlich mal abschütteln, wie eine Ameise einen Elefanten abschüttelt, oder umgekehrt.
Bernhard drängelt ständig, dass er etwas zu dem Sigmarschrein Platz des schimmernden Felsens bringen will und wir dort zuerst vorbeischauen sollen.
Mein Favorit ist ja die Kiste Blüchers und den Brief dazu, die wir in Kemperbad bekommen haben schnell zu ihrem Adressat in Middenheim bringen sollten, schnell die paar hundert Goldstücke kassieren und wieder verschwinden.
Magnus nörgelt die ganze Zeit schon hochnäsig, dass sein Auftrag der wichtigste sein und wir kleines Gewürm die Tragweite der Dinge nicht überblicken würden. Alles Humbug, ich glaube die viele Zauberei hat ihn dem Chaos näher gebracht, denn wer gegen die Ulricfanatiker in Middenheim, Etelka und das gesamte Chaos, was dort herrscht vorgehen will, kann sich auch genauso in einen Wasserfall stellen und wollen, dass das Wasser an seinen Händen wieder abprallt und den Berg nach oben fließt. Das geht nur durch Zauberei oder Chaos. Sobald ich herausgefunden habe, mit was er das erreichen will stehe ich hinter ihm und verhindere seinen sicheren Tod oder ramme ihm gleich meine Axt in den Rücken.
Ach ja, da war noch die selbst auferlegte Aufgabe den letzten Wittgenstein zu töten.
Naja über unsere unsinnigen Taten brauch man nicht lange überlegen, es könnte genauso gut noch andere Gruppen geben, die in dieser oder anderen Welten sich so tölpelhaft in Abenteuer wirft… ähm… habe ich mal jemanden sagen hören.
Desweitere interessiert es mich, ob wenn wir Richards Haut vom Gesicht ziehen würden und dann ihm das heilende heilige Tuch darauf legen würde, ob sein Gesicht dann wieder wie früher aussehe?!

Auf der Reichsstraße nach Middenheim kommen uns viel zu viele Zwerge entgegen. Habe ich irgendwas verpasst und es gibt hinter uns in einem Wirtshaus Freibier oder vor uns eine Maschine von den Zauberern entwickelt, die Gold in Stroh verwandelt?
Mir machen da viel mehr die Hexenjäger Angst, die hier in der Nähe wohl einem ganzem Dorf mit einem Inferno Feuer unter ihren chaoslästerlichen Hintern gemacht haben, so sagen zumindest die Reisenden, die uns begegnen.
All diese tristen Gedanken sind wie „weggeblasen“, als wir das Gasthaus Zum Linsengericht 2 Tage vor Middenheim erreichen. Das mag an den sonderbaren Winden liegen, die hier in der Gegend wehen, oder viel mehr daran, dass Linsensuppe mein Leibgericht ist, weil meine Mutter früher immer die beste Linsensuppe der Welt gemacht hat. Mein Herz springt vor Freude und wird nur kurz von den schönen üppigen Brüsten der Schankmaid im Wirtsraum aus dem Takt gebracht, weil es bei dem Anblick der ersten Linsensuppe, die mir vorgesetzt wird wieder, vor Freude wieder heftig zu schlagen anfängt.
Bernhard quetschte mit seiner freundlichen und spendablen Art erst die Zwerge des Nachbartisches aus und lässt sich dann mit seiner spendablen Art von der Schankmaid ausquetschen, DIE GANZE NACHT!!! Er sah morgens sehr ausgelutsch… ich meine ausgelaugt aus. Für ihn hatte sich die Fahrt also schon gelohnt, jetzt muss nur noch Richard an seine tollen Waffen kommen, Magnus seinen Willen bekommen und Salter…. Ja was will Mark… ääh Salter eigentlich, der ist heute so Still und sagt überhaupt nix, will nix, verzieht keine Miene…. na Hauptsache er fährt unseren Wagen.
Das rumpeln des Wagens hilft übrigens ungemein die letzten Linsentopfausdünstungen aus dem Darm zu bekommen und man bekommt kein Bauchweh wegen Blähungen. Die Erkenntnis habe ich unserem müden Arzt als guten Tipp mitgegeben, dass er anderen Mensch in Zukunft bei so was besser helfen kann.
Als wir uns dem Schrein „Platz des schimmernden Felsens“ nähern, erkennen wir, dass auf einem schimmernd polierten Marmorblock ein Sigmarzeichen war, dass jetzt zerstört wurde und ein Wolfszeichen des Ulrickultes. Misstrauisch gehen wir den Weg zum Tempel der inmitten einer leeren großen Lichtung steht und siehe da, das Schicksal findet uns natürlich. 8 gepanzerte Elitekrieger des Sigmarkultes patroulieren vor dem Tempel. Einer der Ritter meint nur, dass zurzeit eine Privatmesse dort abgehalten wird und dass wir bei den ansässigen Priestern in dem Haus hinter dem Tempel uns solange beherbergen sollen. Auf dem Weg dorthin erblicken meine wachsamen Augen einige seltsame Spuren, aber wie immer interessiert meine Nase die anderen Ignoranten nicht. Meine Nase hat mich noch nie im Stich gelassen! Aber wer aus Fehler nicht lernt, muss eben wieder von Answald aus der Klemme geholfen bekommen. Natürlich ist hier was faul und sogleich verspielen die Anderen den Überraschungseffekt unsererseits, in dem sie laut an die Tür klopfen. Wenigstens fällt der Groschen als von drinnen Laute einer geknebelten Person zu hören sind. Durch unser seltsames Verhalten aufgeschreckt kommen zwei der Sigmarstreiter zu uns. Jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren und ich laufe mit Richard um das Haus um einen Einstieg auszumachen. Der nächste Fensterladen zerbirst in kleine Stücke unter zwei Axthieben und unter Armbrustdeckung Richards stemme ich mich über den Fenstersims ins Dunkel, rolle mich über den Boden den möglichen Klingen ausweichend, schlittere über etwas glitschiges und komme trotzdem gewandt mit meiner Axt in der Hand feste auf meinen Füßen zum stehen. Alle Sehnen angespannt und reglos sondiere ich Bewegungen im Raum. Im Schein der durch das Fenster tritt sehe ich zwei weit aufgerissene Augen eines Ulricpriesters der wie ein Packet verschnürt geknebelt auf seinem Bett liegt. Einen winzigen Augenblick dauert es da haben sich meine Augen soweit an das Schummerlicht gewöhnt, dass ich die vier ruchlosen Gestallten, die sich aus den Ecken des Raumes auf mich zu bewegen, erkenne. Hätte ich den Rufen vor der Tür von Magnus nachgegeben die Tür zu öffnen, dann säßen mir die Klingen jetzt wohl schon im Rücken.
Die Gestalten gehen mich mit Kampfgeschrei an, aber mein Brüllen ist lauter.
Sie bedrängen mich mit ihren Klingen, aber meine Axt ist größer.
Sie schlagen schnell nach mir, aber ich bin schneller…
harharhar
Sie sollen nur kommen mein inneres Tier wird ihnen schon das fürchten lehren.
Richard schießt surrende Bolzen in den Raum und bekommt einen Moment später Besuch eines aus dem Fenster springenden Irren Wolfspaktierers den er mit Leichtigkeit niederstreckt, da er ihm seine Kehle zum aufschlitzen gerade zu entgegenstreckt. Auch meine Gegner bekommen einen tödlichen Hieb nach dem anderen, der ihnen das Fell von ihren monströsen Körpern reißt. Erst bei späterem Licht ist zu erkennen, dass es Ulrikfanatiker sind, die mit Fell bewachsene Haut besitzen. Einer der Sigmarritter sprengt mit seinem Morgenstern praktisch die Tür und bevor die letzten Holzsplitter den Boden berühren liegt sein erstes Opfer schon in seinem eigenen Blut. Die anderen beiden sind dann aber schon meiner Axt zum Opfer gefallen. Als ich aus der Tür schaue und mir das klebrige Blut aus dem Gesicht wische sehe ich, wie unsere Gruppe sich gegen eine Horde weiterer Fanatiker stürzt. Doch auch hier beweisen die Sigmarkrieger vollendetes Kampfgeschick und mähen förmlich die Reihen der Abtrünnigen wie eine scharfe Sense durch saftiges Gras. Die Herausforderung besteht noch in den 5 Priestern die am Waldrand stehen und mit eisigen Zaubern die Luft zu Eis gefrieren lassen. Die Feuergeschosse Magnus brennen sengend in die Pelze, das mächtige Barakul Bernhards trennt ein Körperteil nach dem anderen von den Rümpfen und meine zielgenau geschossenen Pfeile treffen ein ums andere mal zwischen den Kampfreihen hindurch ihr Ziel. Eine mächtige Explosion zerreißt die Fenster des Tempels und wirft uns alle zu Boden. Sogleich rennen alle Sigmarkrieger zum Tempel, um ihrem Patriarch zur Hilfe zu eilen. Richard klettert klugerweise gleich durch eines der Fenster und öffnet den Kriegern das Tor, so dass sie den Verräter im Inneren gleich ein Ende setzten können. Richard erzählt zwar etwas von Flammenkreisen und mächtigen Zauberbarrieren, die Yorri den XV. Großtheogonist des Imperiums umgeben haben, aber von solchen Sachen möchte ich lieber nichts verstehen. Zumindest sah ich drei tote verräterische Priester noch in dem Tempel liegen nachdem die Schlacht geendet hatte.
Seine Heiligkeit aus Altdorf schien Wickert erst mit jemand anderem zu verwechseln und eine belustigende Bemerkung über ihn zu machen, weil er aussähe wie ein Adliger, den er kenne. Weiß der Teufel, was Wickert alles angestellt hat um wo alles seine Verwandten ihre Finger im Spiel haben. Großzügig erweise stellt Yorri der XV. Bernhard ein Schreiben aus, das ihn dazu berechtigt Barakul zu führen und obendrein dürfen wir eure Heiligkeit einmal um einen Gefallen bitten, wenn wir in Not sind. Nie hätte ich es mir träumen lassen, dass ich den Obersten der Feuermagieregilde einmal zu Gesicht bekomme, geschweige denn die 2. wichtigste Person des Reiches Yorri den XV. einmal persönlich treffe. Sigmar muss ein wohl gesonnenes Auge auf unsere Gruppe geworfen haben.
Nach diesem wundervollen Ereignis begeben wir uns wieder auf den Weg nach Middenheim, in die Stadt der hohen Magier- und Zwergensteuer. Zwei Tage noch und wir sind dort. Das ist das erste mal, dass ich in Middenheim bin und ein wenig aufgeregt bin ich schon. In 2 Wochen soll dort ja auch Karneval sein, das dürfte Richard gefallen, da kann er sich eine Maske aufziehen und es fragen nicht ständig die Leute, warum er das macht. In Middenheim angekommen werden wir erstmal unseres hart verdienten Goldes erleichtert, weil die Passagen Unsummen kosten, besonders für Magnus. Dafür ist der Ausblick auf die Stadt, die auf einem Felsplateau gebaut ist und in die mehrere steile Straßen über hohe Brücken führen, atemberaubend. Die Middenheimer sind jedoch triste und verschroben ernste Leute. Es ist wirklich Zeit, dass hier Karneval etwas Stimmung rein bringt. Jetzt aber zuerst mal zu der Adresse wo wir diese verdammte und schwere Kiste loswerden können und gegen Gold eintauschen. An der besagten Adresse von Herrn Scharlach, einer wirklich versifften Gegend, angekommen ist das Haus verrammelt und verriegelt. Ein Siegel des Ulrickultes verweht den Zugang.
Hacke ich jetzt hier erst alles in Stücke und frage danach??? Denke ich mir. Da spricht uns aber auch schon eine verschrobene Nachbarin an, dass die alle von Hexenjägern abgeholt und verbrannt wurden wegen Ketzerei. Ich weiß was Besseres! Ich hacke erst die Alte in Stücke, dann das verriegelte Haus und brenne alles nieder. ICH WILL MEIN GOLD FÜR DIESE SCHEIß KISTE! Egal von wem! Nur die kräftigen Arme von Richard und die guten Worte von Bernhard halten mich zurück unüberlegtes zu tun und wir besinnen uns nun, was wir nun machen. Vielleicht finden wir ja Hinweise in dem Brief und der Kiste. Sollen wir sie wirklich öffnen? Fragen wir mal Wickert…

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #53 am: 30.11.2010 | 12:46 »
Einbruch in einen dämonischen Sex-Shop und die Gründung eines Abrissunternehmens gingen Hand in Hand...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



32. Es ist was faul in Middenheim...


Mit grimmigem Blick auf Kiste, Haus und Nachbarin drehte Answald seine Axt in den Händen hin und her. Er würde doch wohl nichts Unüberlegtes tun? Bevor er sich dazu entschließen konnte, die Vorgenannten in Stücke zu schlagen, lockten Bernard und Richard ihn mit der Aussicht auf ein kühles Bier fort zu unserer Taverne. Hier schleppten wir die Kiste auf unser Zimmer und brachen den Deckel auf. Der Inhalt war enttäuschend: Eine Muschel, ein Hundeschädel, ein verschlissenes Pilgergewand, ein Trinkbecher aus Metall und eine leere Schwertscheide waren alles, was sich im Inneren der übermäßig stark ausgepolsterten Kiste befand. Der Brief Blüchers war auch nicht sonderlich aufschlussreich; hierin stand lediglich, dass sein Schwiegervater Oldenhaller ihm den Krempel beschrieben hatte und es ihm zufällig gelang, den Plunder für die Gesellschaft des Herrn Scharlach zu besorgen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Utensilien scheinbar an einen Chaoskult adressiert waren und dessen Mitglieder von den Hexenjägern verbrannt wurden, erschien es uns das Beste, den Ramsch zu vernichten, was wir auch taten. Die Initialen „HP“ in dem zerfetzten Gewand prägten wir uns jedoch ein.

Im Schankraum genehmigten wir uns ein paar kühle Getränke und etwas zu essen. Bernard plauderte ein wenig mit den anwesenden Gästen, darunter Zwerge und einheimische Handwerker. Der Klatsch und Tratsch, den er hierbei aufschnappte, brachte uns nur bedingt weiter. Interessant war lediglich die Nachricht, dass der Imperator scheinbar an einer schweren Krankheit leide, genaueres hierüber war allerdings auch nicht in Erfahrung zu bringen. So warteten wir auf die Dunkelheit, um dem Haus der Scharlachs einen weiteren Besuch abzustatten.

Nachdem uns der Weg in die Hoffenstraße in immer dunklere Teile der Stadt führte, fiel mir bald auf, dass wir von den üblichen Halunken und Halsabschneidern verfolgt wurden. Plötzlich erscholl ein Schrei von der Spitze unserer Gruppe. Einen Angriff vermutend stürzten wir nach vorne – um Richard dabei zuzusehen, wie er sich aus der Gosse wieder aufrappelte. Das Blut, welches seinen Körper bedeckte, war zum Glück nicht sein eigenes. Es gehörte zu der Leiche mit der frisch aufgeschnittenen Kehle, welche dort im Rinnstein vor sich hin blutete. Die Gelegenheit nutzend hob ich den Kopf des Toten an, drehte ihn in die Richtung unserer Verfolger und rief ihnen eine eindeutige Warnung zu. Von nun an konnten wir unseren Weg mehr oder weniger unbeobachtet fortsetzen.

Am Haus der Scharlachs angekommen mussten wir feststellen, dass die vernagelten Türen und Fenster nicht ohne Lärm zu öffnen waren. Während die anderen Schmiere standen, schlich ich mich in den Hinterhof. Auch die Rückseite des Hauses war vernagelt. Allerdings schienen die Bohlen vor den Fenstern im Obergeschoß nicht ganz so dick zu sein. Nachdem meine Kameraden sich auch in den Hof geschlichen hatten, erklomm ich einen Fenstersims. Nun konnte ich die Latten nach und nach losrütteln und herunterreichen. Als das Fenster freigelegt war, huschten Magnus und ich ins Innere des Hauses. Richard, Bernard und Answald blieben zurück, da ihre Rüstungen für die Kletterpartie zu behindernd waren.

Die Räume in diesem Stockwerk – Wohn- und Schlafzimmer – waren allesamt von den Hexenjägern durchwühlt und das Mobiliar zertrümmert. Auch in der Kerzenwerkstatt im zweiten Obergeschoß hatten die Templer ordentlich gewütet. Eine Leiter führte hinauf zur Dachbodenluke. Hier gähnte uns ein leerer Raum mit einer zentimeterdicken Staubschicht auf dem Boden entgegen – und das machte uns misstrauisch. Kein Haushalt ließ so einen Raum ungenutzt! Magnus kroch ein wenig weiter – und sein Kopf verschwand plötzlich! Er gestikulierte mir zu folgen, und plötzlich standen wir beide in einem Raum, der um ein vielfaches größer war, als der eigentliche Dachboden hätte sein dürfen. Ich blickte mich um und sah zurück zur Luke in die Werkstatt. Um ihren Rand herum waren Runen in den Boden geritzt. Der leere Spitzboden war nur eine magische Illusion! Magnus untersuchte die Runen und erklärte, es handele sich um Chaos-Schriftzeichen des Slaneesh-Kultes. Diese Entdeckung verursachte bei mir nicht mehr das Entsetzen, wie sie es noch vor einem Jahr getan hätte. Zu oft schon waren wir in jüngster Zeit den Anhängern dieser dunklen Götter begegnet. Als wir den Docht unserer Laterne etwas höher drehten, um uns im Raum umzusehen, trat das vorhin noch ausgebliebene Entsetzen jedoch umso stärker zutage. Der Raum glich dem Lager vom alten Aashauer aus Nuln. Nur hatte der Metzger lediglich die stinkenden Reste von Tierkadavern auf seinen Fleischhaken hängen. Hier allerdings mussten unsere aufgerissenen Augen schier endlose Reihen von menschlichen Leichenteilen sehen, die an der Decke fröhlich vor sich hin baumelten. Und fröhlich ist das Stichwort: Die aufgespießten Köpfe der armen Tölpel, die hier für unaussprechliche Rituale sterben mussten, schienen allesamt glücklich und mit einem Lächeln auf ihren Gesichtszügen gestorben zu sein!

Die Szene erinnerte an den Altarraum auf der einstigen Burg Wittgenstein, wo sich die Kultisten auch in einer Mischung aus Agonie und Verzückung auf dem Fußboden wanden. Und wie auch dort geschehen, nahm ich plötzlich in der Nähe des im hinteren Bereiches stehenden Altares eine Bewegung wahr. Gerade noch konnte ich Magnus darauf aufmerksam machen, da trat ein Wesen auf uns zu, dessen Haut die Umgebung widerzuspiegeln und ansonsten aus Schatten zu bestehen schien. Als sich die Kreatur zwischen den umher baumelnden Körperteilen hindurch auf uns zubewegte, konnte ich ein Grinsen nicht unterdrücken: Auch jetzt hatte ich das Gefühl, diese Szene bereits erlebt zu haben, denn die Gestalt glich dem Angreifer aus dem Wittgenstein'schen Altarraum in vielen Punkten: Halb Mann, halb Frau, dazu noch eine Prise Teufelshörner und Geißfuß sowie ein langer, gezackter Schweif am Hintern. Mit einem müden Lächeln erinnerte ich mich, wie einfach Richard und ich das Dämonenwesen damals erschlagen hatten, und griff lässig meinen Knüppel ein wenig fester, als die Kreatur mit einem schrillen Schrei auf uns zustürzte. In aller Seelenruhe holte ich aus, hieb dem Angreifer mit aller Kraft auf den Schädel – und prallte erschrocken zurück. Mein kräftiger Hieb hatte keinerlei Schaden verursacht, sondern war einfach abgeprallt wie von einem strohgefüllten Kartoffelsack! Auch Magnus muss ziemlich erschrocken gewesen sein, denn mit einem lauten Furz entlud sich sein Darminhalt in seine Hosen, und zu dem Blut- und Fäulnisgestank, der uns umgab, gesellte sich nun auch noch der Duft von Magierexkrementen. Aber zeitgleich loderte das allseits gefürchtete Flammenschwert in Magnus' Hand auf, und die Kreatur wich vor seinem ersten Hieb zurück. Ich versuchte einen weiteren Hieb, war allerdings nicht erfolgreicher als zuvor, sondern musste nun meinerseits den blitzschnellen Gegenangriffen des Dämonen ausweichen. Magnus nutzte die Gelegenheit und ließ sein Flammenschwert wieder und wieder auf das Monster hinab sausen. Während ich versuchte, das Monster abzulenken (was gar nicht so einfach war, da es meine Versuche, es festzuhalten, mit übermenschlicher Kraft abschüttelte), fand die brennende Klinge immer wieder ihr Ziel. Mit einem glücklichen Treffer öffnete Magnus schließlich den Leib der Kreatur, und glühende Eingeweide fielen auf den Fußboden, während der Dämon einen markerschütternden Schrei ausstieß. Weitere Hiebe des Feuerschwertes gaben ihm den Rest, und er sank zu Boden. In einer Pfütze aus schwarzem Blut lag der Dämon dort einen Moment, bis die Konturen seines Körpers schließlich zerflossen. Das Blut begann zu dampfen, und nach wenigen Augenblicken war von unserem Angreifer nicht mehr übrig als ein dunkler Fleck auf dem Boden.

Als wir wieder zu Atem gekommen waren, nahmen wir den Altar genauer in Augenschein. Er bestand aus schwarzem Stein, und aus seiner Oberfläche ragten gezackte und mit Widerhaken versehene Stäbe, deren genauere Funktion wir uns kaum vorzustellen wagten. Dazu passend brummelte Magnus irgendwas davon, dass der Altar lebe und sich von Blut und Lust ernähre. Schaudernd wollte ich mich schon abwenden, da deutete Magnus auf ein Amulett, welches über dem Altar hing. Es sah wertvoll aus... Rasch holte ich meine Angelschnur hervor, und nach ein paar Würfen hielten wir das Schmuckstück in den Händen. Magnus verstaute es in seiner Robe, und wir begaben uns zurück zur Luke. Als ich schon fast unten war, drehte sich Magnus über mir noch einmal um. Sein Vorschlag, den unheimlichen Altar mit ein paar Feuerbällen zu zerstören, hörte sich vernünftig an. Also ließ Magnus seine magischen Geschosse auf den Stein prasseln, der zunächst dunkelrot glühte und schließlich zu schmelzen begann. Als der Altar plötzlich mit einem lauten Knall zersprang, begann die magische Dachkammer sich aufzulösen. In letzter Sekunde gelang es Magnus, hinunter in die Werkstatt zu springen. Jedoch hatte die Vernichtung des Altares in der Illusionswelt hinter der Luke auch Auswirkungen auf das Hier und Jetzt. Mit einem lauten Zischen saugte das entstandene Vakuum in der Dachkammer jeden Staubkrümel in sich auf, und nach einem lauten Schlag, der unsere Ohren klingeln ließ, wurde das gesamte Dach vom Gebäude weggesprengt!

Unten hörten wir unsere Kameraden fluchen, als sie verzweifelt versuchten, in dem Regen aus geborstenen Dachschindeln nicht allzu viele Trümmer aufs Hirn zu bekommen. Magnus und ich verließen Rasch das Gebäude und gesellten und zu den Kameraden im Hof. In den umliegenden Häusern wurden Kerzen und Laternen entzündet, und aufgeregte Stimmen wurden laut. Rasch verließen wir das Haus, den Hinterhof und die Hoffenstraße. Obwohl in diesem Stadtteil die Wachen rar sind und wenige Fragen gestellt werden, wollten wir nicht mit dieser spektakulären Aktion in Verbindung gebracht werden. Während wir durch die Gassen zurück zur Taverne hasteten, berichteten wir Answald, Bernard und Richard von unseren Erlebnissen. Auf unserem Zimmer nahmen wir das Amulett etwas näher in Augenschein. Magnus konnte jedoch nur erkennen, dass es sehr alt und ebenso mächtig war. Welchen Zweck es erfüllte, war nicht erkennbar. Abgesehen von ein paar entfernten Stimmen, die draußen über das explodierte Hausdach im Nachbarstadtteil diskutierten, verlief der Rest der Nacht ruhig.

Am nächsten Tag begaben wir uns zur Akademie der Magier. Anders als in Altdorf unterhielt nicht jede Sparte ein eigenes Gebäude, sondern alle magischen Zweige fanden sich in einer Art Gesamtschule. Ohne die komplizierten Anmeldeprozeduren, die wir sonst gewohnt waren, brachte man uns recht rasch zu Janna Eberhauer, bei der es sich zu unser aller Überraschung um eine sehr junge und mindestens ebenso ansehnliche Frau handelte. Wir sprachen mit ihr über die derzeitige Lage Middenheims. Janna erklärte, dass der Großherzog seit dem Tod seiner Ehefrau vor einem Jahr nicht mehr derselbe sei. Alles sei ihm gleichgültig, seit eine seltsame Krankheit die Herzogin dahingerafft hatte. So habe er das Steuerdekret, welches den Magiern extrem erhöhte Steuerbelastungen aufbürdete, so leichtfertig unterschrieben als handele es sich lediglich um ein Grußschreiben an einen ungeliebten Verwandten.

Interessant war ebenfalls die Ratsverhandlung, in der das Steuerdekret mit einer knappen Mehrheit beschlossen wurde. Der Rat des Herzogs besteht aus siebzehn Personen. Neben ihr selbst und Albrecht Hellseher als Vertreten der Magierakademie zählten zu den Beratern unter anderem der Hofkanzler, die Prinzessin Katerina samt ihrer Anstandsdame Zimperlich, des Herzogs Champion Dietmar Schmiedehammer, der elfische Hofbarde Lafaray, drei hochrangige Offiziere der Middenheimer Armee, die Hofdame Emanuelle Schlagen, der Hofarzt Pavarotti sowie drei Gesetzesschreiber. Das erstaunliche war, dass eine einzelne Stimme die Entscheidung brachte. Diese Stimme gehörte dem ebenfalls dem Rat angehörenden obersten Ulricpriester Ar-Ulric. Mit seiner Entscheidung, dem Steuerdekret zuzustimmen, hatte sich Ar-Ulric aber selbst geschadet. Albrecht Hellseher sei mit Schaum vor dem Mund aus der Versammlung gestürmt, und nicht wenige waren erstaunt, dass er, da bekannt als Choleriker, Ar-Ulric nicht auf der Stelle zu einem Häuflein Asche verbrannt hatte. Da uns Janna keine weiteren interessanten Hinweise mehr geben konnte, wurden wir von ihr mit dem Versprechen entlassen, dass wir uns bei Problemen jederzeit an sie wenden könnten.

Unser Weg führte uns als nächstes zum Ulrictempel, da wir ja den Brief des Großen Theogonisten Sigmars noch zu übergeben hatten. Während wir darauf warteten, dass ein Lakai uns bei Ar-Ulric ankündigte, bestaunten wir die heilige Flamme des Ordens, die neben einer riesigen Ulricstatue angeblich seit über eintausend Jahren ununterbrochen dort brennt. Schließlich führte man uns zu Ar-Ulric. Nachdem er das Siegel des Briefes genauestens studiert hatte, meinte er abwesend, dass dieser Brief vermutlich einen Bürgerkrieg verhindert habe. Allgemein schien er jedoch recht abgelenkt zu sein, und er erklärte seine gewichtige Aussage auch nicht weiter. Fahrig und sichtlich in Gedanken wimmelte er uns schließlich halbherzig ab, jedoch nicht ohne uns zu bitten, doch möglichst bald bei dem Morrpriester Albrecht Zimmermann vorzusprechen. Sprachs, und ließ uns hinauswerfen.

Komischer Kauz. Und so eine verwirrte Gestalt soll in einer der wichtigsten Positionen der Stadt gut aufgehoben sein? Nun ja, ist ja nicht so, also hätten wir nichts zu tun. Den letzten Wittgenstein ausfindig und anschließend kaltmachen, selbiges mit Etelka Herzen, die Verschwörung hinter der Schwächung Middenheims aufdecken... Aber was solls, dann eben auf zu den Gärten Morrs...



Den Einbruch in das Haus der Scharlachs musste ich komplett improvisieren. Ich hätte nie damit gerechnet, dass si so etwas vorhaben. Naja, man lernt nie aus  :D
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #54 am: 5.12.2010 | 12:01 »
Störung der Totenruhe in zwei Teilen(Zeichenbeschränkung)...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



33. Die Relativität der Ewigen Ruhe - Teil 1


Da es kein großer Umweg war, begaben wir uns zu den Gärten Morrs. Magnus begleitete uns nicht; da ihn Friedhöfe immer so depressiv machen würden, wollte er sich lieber ein wenig in seine Bücher verkriechen. Die beiden Wachen am Eingangstor in schwarzer Rüstung würdigten uns keines Blickes. Im Tempel führte uns ein junger Priester zu Vater Zimmermann, dem Vorsteher des hiesigen Ordens. In dessen Räumen angekommen, musste ich kurz darüber nachdenken, ob nicht Priester der rechte Beruf für mich wäre: Das üppig eingerichtete Arbeitszimmer des Abtes war prall gefüllt mit wertvollen Möbeln, Kunstgegenständen und dicken Teppichen. Der Tisch aus seltenen Dschungelhölzern quoll über mit erlesenen Speisen, und der fette Zimmermann schien dieses Festmahl nicht zu unseren Ehren aufgefahren zu haben, sondern seiner Leibesfülle nach zu urteilen täglich zu genießen. Immerhin lud er uns dazu ein, auch einen Happen zu uns zu nehmen, und kauend mit halbvollem Mund nuschelte er nach einiger Zeit endlich aus, warum er uns habe kommen lassen.

Er hatte Ar-Ulric gebeten, nach einer Gruppe Ausschau zu halten, die einen delikaten Auftrag für den Tempel Morrs erledigen könnte. Seit etwa acht Monaten verschwanden Leichen aus den Gräbern und Mausoleen des Friedhofes. Mittlerweile waren siebzehn Kadaver abhanden gekommen. Da eine Grabstelle innerhalb der Gärten Morrs aufgrund des akuten Platzmangels nicht gerade ein Schnäppchen ist, hatte die Middenheimer Kundschaft mittlerweile damit begonnen, ihre Verblichenen nach Altdorf zu bringen, um zu gewährleisten, dass die Ewige Ruhe ihrer Toten diesen Namen auch verdient. Um das Ansehen (und die Einnahmen) des Tempels besorgt, bat uns Vater Zimmermann, diese Taten aufzuklären.

Neeeiiin, Leichendiebe – zu was für Schandtaten die Menschen doch bereit sind... Während Bernard und Answald die Unterlagen und Aufzeichnungen des Tempels unter die Lupe nahmen (den Beitrag unseres Axt schwingenden Philosophen und Schriftgelehrten zu dieser Arbeit mag sich ein jeder selbst ausmalen), nahmen Richard und ich den Friedhof in Augenschein. Ein Hauch von Nostalgie wärmte mir mein Herz, als ich auf dem Totenacker umher schlurfte. Die sauberen Kieswege führten an prunkvollen Gräbern und Gruften vorbei. Allerdings konnte von Begräbnissen im eigentlichen Sinne hier nicht die Rede sein, da aufgrund des felsigen Untergrundes die Grabstellen recht flach ausfielen. Eine Beerdigungszeremonie ging gerade zu Ende, und ich beschloss, die frisch verschlossene Gruft zu „inspizieren“, während Richard draußen Schmiere stand. Das schwere Schloss sprang rasch auf, allerdings lohnte sich die Mühe nicht – die Grabplatte des Verblichenen war zu schwer, um an seine Grabbeigaben zu gelangen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, mich ein wenig an den Kontrahenten zu rächen, die mir in meiner Schaffensphase in Nuln oft das Leben schwer gemacht hatten: Wir stiefelten zurück zu Zimmermann, und ich zeigte ihm durch das Fenster die offenstehende Gruft. „Kein Wunder, dass hier Leichen verschwinden!“, raunzte ich ihn an. Grinsend hörte ich dann mit einem Ohr der Standpauke zu, die der für die Gruft verantwortliche Priester sich abholen durfte, während Bernard und Answald uns ihre Ergebnisse aus dem Aktenstudium präsentierten. Auffällig war, dass nur relativ frische Leichen gestohlen wurden. Maximal zwei Tage lagen zwischen Begräbnis und Exhumierung. Ansonsten hatten die Leichen nichts miteinander gemein; Handwerker und Adelige, Männer und Frauen, Junge und Alte, es ließ sich kein Muster erkennen. Nur eine Überschneidung ließ sich belegen: Bei jedem Diebstahl hatten die Tempelritter Burmund oder Tankred Nachtwache. Aber ein Ritter Morrs, der sich an Leichenklau beteiligt? Das schien doch sehr ungewöhnlich. Mit einem Rabenamulett des Morr von Zimmermann ausgestattet, verließen wir den Tempel, um den Friedhof des nachts ein wenig zu überwachen.

Aus dem Dienstplan der Wachen ging hervor, dass unter anderem Tankred diese Nacht die erste Wache versehen würde. Der strömende Regen prasselte auf die Straßen nieder. Answald und ich wollten uns zunächst auf das Gelände schleichen und dort ein wenig Ausschau halten, jedoch wurden wir noch am Zaun entdeckt und mussten rasch die Beine in die Hand nehmen. Noch während wir in einer Seitengasse mit Bernard und Richard unser weiteres Vorgehen beratschlagten, kam Bewegung auf: Tankred sprach mit dem einfachen Soldaten, der mit ihm den Zaun bewachte, und schickte ihn unter einem Vorwand in eine der vielen Gassen. Kaum war der Soldat verschwunden, stieß der schwarze Ritter einen leisen Pfiff aus. Daraufhin schlichen vier Gestalten aus den Schatten zu ihm und wurden von Tankred über den Zaun bugsiert. Also steckte der Ritter doch mit den Leichendieben unter einer Decke! Gewissheit erlangten wir, als der Soldat von seinem Streifengang wiederkam und Tankred ihn mit einem Dolchstich ins Herz begrüßte. Ohne einen Laut ging der arme Tropf zu Boden, und Augenblicke später kamen die vier Gestalten, zwei schlaffe Körper schleppend, wieder zurück zum Zaun. Kaum hatten sie den Zaun überwunden, verschwanden sie in den Schatten der Gassen. Rasch verfolgten wir sie. In unserem Rücken hörten wir noch, wie Tankred brüllend den Alarm auslöste. Doch darum konnten wir uns nicht kümmern. In einem Kanalschacht verschwanden die Leichendiebe soeben mit ihrer Fracht, und wir folgten ihnen hinab. Die Ganoven bemerkten uns nicht, und so folgten wir ihnen ein gutes Stück stadteinwärts.

Schließlich entstiegen die Männer dem Kanal in einer ruhigen Gasse und verschwanden in einer dunklen Lagerhalle. Answald lief um das Gebäude herum und erkannte den Sudetenweg. Am Vordereingang prangte ein Schild mit zwei gekreuzten Holzstämmen. Derweil lauschte ich an der Hintertür. Man konnte einige Schläge und ein Scharren vernehmen, als würden Kisten verschoben. Schließlich kroch ich durch eines der Fenster in das stockdunkle Gebäude und fiel auch gleich gehörig auf die Nase. Nach etwas Tasten fand ich auch die Tür, und wir standen bald im Licht einer Kerze im Lagerraum. Ein paar feuchte Fußspuren führten zu einem Kistenstapel, vor dem einige Kratzspuren auf dem Boden erkennbar waren. Zwar konnte ich (wohl gewöhnungsbedingt) nichts wahrnehmen, aber meine Kameraden beschwerten sich über penetranten Leichengeruch. Answald schließlich öffnete die vorderste Kiste – und stieß plötzlich einen gurgelnden Schrei aus! Eine Klaue war aus der dunklen Kiste herausgeschossen und hatte sich in Answalds Kehle gekrallt. Mit aller Kraft ließ ich meinen Knüppel auf den Ghoul niedersausen und zertrümmerte das faulende Fleisch und die morschen Knochen seiner Schulter. Mit dem lose an seinem Hals baumelnden Monsterarm, dessen Klauen sich noch immer an seiner Kehle festhielten, holte Answald aus und spaltete die Kreatur mit seiner Axt in der Mitte. Schwarzer Schleim und geronnenes Blut spritzten in alle Richtungen, aber die Gefahr war gebannt. Wütend riss Answald das abgetrennte Glied des Türschieberzombies von seinem Hals und versetzte der Kiste einen kräftigen Tritt. Diese zerfiel in ihre Einzelteile und offenbarte eine Bodenluke, die in den Keller der Halle zu führen schien.

Unter der Falltür führte eine Leiter in einen dunklen Raum. Ich kletterte voran. Ein angrenzender Gang öffnete sich nach wenigen Metern in eine große Höhle. Der Anblick, welcher sich dort bot, hätte einem zärter besaiteten Mann das Blut in den Adern gefrieren lassen. Auf zwei steinernen Tischen lagen die beiden gestohlenen Leichen. Daneben stand, bewacht von vier Skelettkriegern, ein in schwarze Rüstung gehüllter Ritter Morrs, vermutlich Burmund, und... tat etwas mit den Toten. Seinen Kopf hatte er ins Genick geworfen, und aus seinem geöffneten Mund ragte ein schlangenartiger Wurm, der die Länge und den Durchmesser eines kräftigen Männerarmes hatte. Der Wurm lutschte einer der Leichen soeben das Fleisch von den Knochen. Ein Mensch in schwarzem Umhang stand diabolisch grinsend daneben. Die vier Leichenräuber mussten auch noch irgendwo sein, allerdings konnte ich von meiner Position nicht die gesamte Höhle einsehen. Ich berichtete den Kameraden von meinen Beobachtungen. Da wir gegen diese Übermacht keine Chance hatten, beschlossen wir, uns vorerst zurückzuziehen.

Doch noch während wir die Leiter in die Lagerhalle hinauf emporstiegen, rumpelte das schwere Schloss des Eingangstores, und Ritter Tankred betrat die Lagerhalle. Er kam nach seinem Schichtende nun wohl zur Fütterung! Answald stürmte schreiend mit erhobener Axt auf den Gegner zu. Während die anderen ihm folgten, verkeilte ich die Falltür mit meinem Brecheisen. Answald hatte derweil schwer mit dem Gegner zu kämpfen; ein lauter Schmerzensschrei kündete von der schweren Wunde, die das Schwert des schwarzen Ritters in sein Bein schlug. Glücklicherweise waren Bernard und Richard rasch zur Stelle. Richard holte aus und spaltete den Helm samt dem darunter liegenden Gesicht, sodass ein Blutregen aus dem zerborstenen Visier spritzte. Doch der Hüne ließ sich hiervon nicht beeindrucken und kämpfte weiter. Auch als Bernard ihm mit Barrakul einen Arm abschlug und der aus dem Stumpf hervorspritzenden Blutfontäne gerade so ausweichen konnte, ging der Feind noch nicht zu Boden. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kameraden vereint das Leben aus dem Körper des verräterischen Ritters heraus geprügelt hatten. Als dessen Leichnam schließlich auf den Boden klatschte, kotzte er noch den Riesenwurm aus, den ich bei seinem Genossen im Keller gesehen hatte.

Flugs stopfte ich das mutierte Schlangending in meinen Sack und machte mich auf den Weg zum Morrtempel, um diesen Beweis vorzulegen und mit Verstärkung zurückzukehren, während meine Kameraden die Bodenluke bewachten. Es gelang mir recht gut, den Stadtwachen auszuweichen, jedoch verließ mich mein Glück am Eingangstor zu den Gärten Morrs. Der wachhabende Ritter – sein Name war Brandt, wie sich später herausstellen sollte – ließ sich von dem Rabenamulett, welches Zimmermann uns gegeben hatte, nicht beeindrucken. Auch sonst muss es in unserer Kommunikation zu diversen Missverständnissen gekommen sein; jedenfalls fand ich mich plötzlich in der Situation wieder, dass Brandt mit seiner Armbrust auf meinen Kopf zielte und nicht gewillt schien, sich durch Worte vom Betätigen des Abzugs abbringen zu lassen. Und wenn Worte nicht mehr helfen, müssen Taten folgen. Um meine Geschichte und die Dringlichkeit des Handelns zu unterstreichen, warf ich ihm mit einem entsprechenden Hinweis den Sack mit den „Beweismitteln“ zu. Sein nervöser Zeigefinger zuckte, aber die Ablenkung mit dem Sack hatte funktioniert und der Bolzen flog haarscharf an meiner Rübe vorbei. Leider hatte sich der fleischige Wurm während des Marsches zum Tempel in einen zähen, übelriechenden Schleim verwandelt. Dieser bedeckte nun Kopf, Gesicht und Rüstung des Tempelritters großflächig. Klümpchen des verfaulten Fleisches spritzten aus dem Munde Brandts, als er wüste Flüche ausstieß. Mit hasserfülltem Blick und gezogener Waffe stürzte er auf mich zu, einige Wachsoldaten auf seinen Fersen. Ich drehte mich um und gab Fersengeld. Die Gruppe meiner Verfolger wurde immer größer, als sich, von dem lauten Gebrüll angelockt, einige Stadtwachen der wilden Hatz anschlossen. Nun ja, es ist beim Morrtempel zwar nicht so gelaufen wie geplant, aber nichtsdestotrotz hatte ich nun eine große Gruppe Krieger versammelt, die es zum Lagerhaus und den abartigen Ritualen darunter zu führen galt! Leider fehlte es den meisten meiner Verfolger an ausreichender Puste. Im Sudetenweg waren es schließlich nur noch der permanent recht fantasievolle Drohungen und Beleidigungen ausstoßende Ritter Brandt und zwei japsende Stadtwachen, die hinter mir her rannten...


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #55 am: 5.12.2010 | 12:03 »
Zweiter Teil...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



33. Die Relativität der Ewigen Ruhe - Teil 2



Die großen Augen meiner Kameraden waren recht sehenswert, als ich das Vordertor aufstieß und im Laufschritt die Halle durchquerte, nur um aus der Hintertür wieder zu verschwinden. Zwischen zwei Atemzügen rief ich ihnen zu, dass ich einen Ritter Morrs auftreiben konnte, es jedoch zu einem kleinen Missverständnis kam. Kaum war ich um die Ecke gebogen, da stampfte schon der wutschnaubende Brandt in die Lagerhalle. Seine Laune besserte sich nicht, als er den zerschnetzelten Kadaver seines einstigen Ordensbruders Tankred auf dem Fußboden liegen sah. Mit einem wütenden Gebrüll stürzte er sich auf meine Kameraden in der stimmigen Annahme, dass sie ihn erschlagen hatten – die Vorgeschichte ließ sich unter den gegebenen Umständen verständlicherweise nicht aufklären. So flohen meine Freunde also vor dem wutschnaubenden Tempelritter und sprangen durch die Falltür in das Kellergeschoß, in der Hoffnung, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte und Brandt die wahren Feinde beim Anblick der Zeremonie als solche erkennt.

Als ich die Lagerhalle im Laufschritt umrundet hatte, sprang ich ebenfalls in den Kellerraum. Auf dem Gang standen zaudernd die beiden Stadtwachen, die beim Anblick von den furchteinflößenden Gegnern, die im Keller warteten, lieber den Fluchtweg absicherten, sollte sich der bereits tobende Kampf zu Ungunsten der Verbündeten entwickeln. Und der Kampf tobte bereits in vollem Gange: Brandt hatte erwartungsgemäß die Untoten und den abtrünnigen Burmund als die wahre Bedrohung erkannt und stand wild um sich hackend im tiefsten Getümmel. Zu Richards Füßen lagen bereits die zerschmetterten Knochen eines Skelettkriegers, und auch Answald trieb eine der Kreaturen mit mächtigen Axtschlägen vor sich her. Der fies grinsende Mensch, der neben Burmund stand, entpuppte sich unseren Befürchtungen entsprechend als Magier. Nach ein paar harschen Zauberformeln und Gesten hatte sich sein Haupt in einen bleichen Totenschädel verwandelt. Allerdings schien er keine rechte Kontrolle über seine Zauberkräfte zu besitzen, oder ein Dämon des Chaos hatte von ihm Besitz ergriffen, denn mit seinem gezackten Ritualdolch brachte er sich selbst wieder und wieder tiefe und stark blutende Schnittverletzungen bei, anstatt mit seinen Zaubern in den Kampf einzugreifen.

Ganz anders hingegen verhielt es sich mit dem Wesen, das einst Burmund war. Zwar baumelte der Wurm noch immer aus seinem Maul heraus, jedoch hielt dies ihn nicht davon ab, sich scheinbar ohne größere Anstrengung gegen die Angriffe von Richard und Brandt gleichzeitig zu wehren. Als es letzterem schließlich gelang, dem Verräter den Helm vom Kopf zu schlagen, witterte Richard seine Chance und begab sich in Reichweite des vermeintlich geschwächten Gegners. Diese Entscheidung sollte er jedoch bitter bereuen. Mit meinen eigenen Augen meinte ich zu sehen, wie der schwarz gerüstete Unhold seine Axt in den Leib unseres entstellten Kämpfers rammte, den Griff drehte und seine Waffe schließlich mitsamt einem Großteil von Richards Gedärm wieder aus der Wunde zog! Wie vom Blitz getroffen sank der Kamerad zu Boden. Brandt nutzte die Lücke in der Deckung Burmunds aus und ließ eine Vielzahl fürchterlicher Hiebe auf ihn niederprasseln. Jedoch blieb keine Zeit, den Kampf weiter zu beobachten oder sich um den niedergestreckten Richard zu kümmern, denn dem Magier war es mittlerweile gelungen, seine rebellierenden Zauberkräfte unter Kontrolle zu bringen. Strahlen aus kochendem Blut schossen aus seinen Fingern und trafen zischend den arglosen Answald, der noch immer in den Kampf mit den Skeletten verwickelt war. Um seine unheiligen Zauberkräfte aufzufrischen, griff der Magier hinter einen der Steintische und holte von dort einen der vier toten Leichendiebe hervor. Um diese Gegner mussten wir uns zumindest nicht mehr kümmern, hatten die Ritualteilnehmer ihre Handlanger offensichtlich schon selbst beseitigt! Doch die Erleichterung wich schnell wieder dem Grauen, als der Magier wie ein Vampir seine Zähne in den Hals des Toten schlug, um von dessen Blut zu trinken und so seine magischen Kräfte wieder zu stärken. Rasch sprang ich vor und rang mit dem Zauberer, um ihn von dem Wirken weiterer Sprüche abzuhalten. Es gelang mir, den Blutmagier festzuhalten. Ich spürte, wie er sich auf einen neuen Zauber konzentrierte, und rechnete schon damit, dass jeden Augenblick mein Fleisch brennend von den Knochen fallen würde. Doch plötzlich wurde die Luft von Kotgeruch erfüllt, als sich der Magier vor Anspannung in die Hose schiss, und im nächsten Augenblick prallte schon der Knauf von Brandts Schwert auf den Schädel des glücklosen Wurmes, der bewusstlos aus meiner Umklammerung zu Boden glitt. Dem Ritter war es schließlich gelungen, seinen ehemaligen Bruder in Stücke zu hacken, und aus den Augenwinkeln sah ich nur noch, wie der Kadaver Burmunds den langen Wurm auskotzte, der noch eine Weile auf dem Fußboden vor sich hinzuckte und schließlich zu dem Schleim zerfiel, der auch Brandts Rüstung bedeckte. Answald machte schließlich kurzen Prozess mit den letzten Skeletten, und der Kampf war vorbei.

Ein metallisches Scheppern ließ uns herumfahren. Neben Richard kniete Bernard und verband gerade die Wunde auf dessen Bauch. Seine Verletzung schien doch nicht so schwer gewesen zu sein, wie es zunächst den Anschein hatte, jedenfalls hatte unser Kämpfer schon wieder genug Kraft, die Axt des toten Burmund an sich zu ziehen und unter seinen Gürtel zu schieben. Brandt trat hinzu und verpasste der Leiche seines ehemaligen Kameraden einen herzhaften Tritt. Mit einem bösen Blick begutachtete er die Szene, insbesondere den verfaulenden Wurm, und räumte schließlich mit schallendem Gelächter ein, dass ich wohl recht gehabt habe. Der gefesselte Magier wurde samt dem Rest dieses Falles an die Sigmartempler übergeben, die von den beiden feigen Stadtwachen schließlich herbeigeholt wurden. Mit Brandt wurde vereinbart, dass wir am nächsten Vormittag Bericht bei Zimmermann erstatten würden (selbstverständlich nicht allzu früh am Morgen, da seine Heiligkeit lange zu ruhen pflege).

So begaben wir uns zurück in unsere Taverne, wo uns trotz der späten Stunde noch ein Bad bereitet wurde, um Blut, Kanalschlamm und Mutantenschleim von unseren Körpern zu waschen. Nach einem kühlen Bier zogen wir uns zurück für eine erholsame Nachtruhe. Am nächsten Morgen schlenderten wir zunächst durch die Stadt und erledigten einige Besorgungen, um dann am späten Vormittag zu den Gärten Morrs zu gehen. Der oberste Tempelritter, ein Hüne von mindestens sieben Fuß Körpergröße, empfing uns. Auch ein Troll hätte in der schwarzen Rüstung stecken können, so muskulös war die Statur des Mannes. Wir wurden zu Vater Zimmermann geführt, der erwartungsgemäß gerade ein Frühstücksbuffet verdrückte, dessen Menge eine Bauernfamilie für mehrere Wochen ernähren würde und dessen exquisite Speisen ich nur zur Hälfte benennen konnte. Ritter Brandt hatte bereits Bericht erstattet, und der Priester war voll des Lobes für unsere Arbeit. Allerdings würden wir uns nicht damit rühmen können, da die offizielle Version der nächtlichen Geschehnisse von der tatsächlichen in einigen Punkten abweichen würde. Den beiden tapferen Rittern Tankred und Burmund zu Ehren würde es ein Fest geben, da sie trotz der Verhexung durch einen Chaosmagier ihn und seinen Kult ausgelöscht und so die Stadt vor furchtbarem Unheil bewahrt blablabla...

So beeindruckt war Zimmermann von unserer Arbeit, dass er uns neben vereinbarten dem Lohn noch weitere Ehren zukommen ließ. Zwei Einladungen wurden an uns ausgehändigt. Die erste betraf eine in einer Woche stattfindende Jagd, bei der wir den ältesten Sohn des Grafen, seine Tochter sowie seinen elfischen Jagdmeister Alavendril kennenlernen würden. Die zweite Einladung bezog sich auf ein unmittelbar bevorstehendes Ereignis: Noch am Abend sollten wir am Hof des Grafen speisen, auf einer Feier, die der gräfliche Leibarzt Pavarotti veranstaltete. Dort wolle man sich mit uns über einen Ring unterhalten, welcher vom Finger eines Nekromanten geschnitten wurde. Ich weiß ja nicht, wer außer Magnus etwas davon verstehen könnte, aber ich bin gespannt, ob die kulinarischen Köstlichkeiten des Hofes mit denen des Morrtempels mithalten können. Zwar wurde uns mitgeteilt, dass bei dieser Feier das Tragen von angemessener höfischer Kleidung Pflicht sei, aber ich habe schon einige Ideen, wie ich die Kosten dieser speziellen Verkleidung wieder unter Ausnutzung derselben hereinholen kann...

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #56 am: 14.12.2010 | 20:28 »
Unsere Streiter schließen Bekanntschaft mit der Haute-volée Middenheims...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



34. Party @ Pavarotti


Wie allseits bekannt zu sein schien, handelte es sich bei dem herzoglichen Leibarzt Pavarotti um einen Lebemann, der auch Wein und Weib nicht abgeneigt war. Seinetwegen wären die höfischen Kleider nicht nötig gewesen, jedoch hätten andere Gäste der Feier Anstoß an nicht angemessenen Gewändern nehmen können. So irrten wir stundenlang durch die Straßen Middenheims, bis wir endlich einen Laden aufgetan hatten, in dem wir geeignete Klamotten erwerben konnten. Wegen des anstehenden Karnevals waren zwar alle Schneider recht beschäftigt, und unser knapper Zeitplan machte die Sache auch nicht günstiger. Richard konnte gleich zum Anpassen eines Gewandes dableiben, wir übrigen (mit Ausnahme von Magnus, der je bereits angemessene Kleidung sein Eigen nennt) sollten im Laufe des Tages erneut vorbeischauen, um zu erfahren, ob etwas Passendes aufzutreiben war. So trennten sich hier unsere Wege, und jeder versuchte, die Wartezeit mehr oder weniger sinnvoll zu nutzen.

Answald verkrümelte sich in ein nobles Badehaus, wo er die Spezialwäsche inklusive Innenreinigung, Politur und Unterbodenwäsche buchte.

Bernard trieb über einige Umwege seine Bögenhafener Kräuterhexe Elvyra auf und genoss ein ähnliches Programm wie Answald, allerdings zum Nulltarif, ohne Badewasser und unterstützt von Kräuterinfusionen, die seine Pupillen drei Tage später noch tellergroß wirken ließen. Dem Bett kaum entstiegen und mit einer Latte in der Hose, die sich dank den Tränken des Kräuterweibes noch einige Stunden lang halten sollte, suchte er im Anschluss noch die Akademie der hohen Künste auf. Hier erkundigte er sich über seine Weiterbildung zum Arzt, wobei sich sehr schnell herauskristallisierte, dass dies auf legalem Wege erschreckend mühsam werden würde. Ein seltenes Buch jedoch, dass er auf unseren Reisen ergattern konnte, könnte ihm unter Umständen den Eintritt in die Akademie ermöglichen.

Ich hingegen musste die Erfahrung machen, dass ich mittlerweile wohl ganz schön abgerutscht bin und mich sehr zum Negativen verändert haben muss; die gammligen Halunken in der Spelunke zur „Ersoffenen Ratte“ jedenfalls schienen mich für einen feinen Pinkel zu halten. Es bedurfte meines gesamten Charmes und Schimpfwortvokabulares, um aus einem der Halsabschneider ein paar Informationen herauszukitzeln. Also eigentlich nur zwei Infos, nämlich dass der Pavarotti zwar schon ab und an in verschiedenen Edelbordellen absteigt, aber ansonsten ein ganz dufter Kerl ist. Zudem scheint der einzige Grund, dass er am Hofe des Herzogs angestellt ist, dessen Sohn zu sein. Wie bei den inzestverseuchten Adeligen oft zu beobachten, ist wohl auch der Thronfolger nicht viel mehr als ein sabbernder Idiot. Bezüglich des letzten Wittgensteins wusste der Ganove auch nichts zu berichten, aber ich trug ihm auf, sich ein wenig umzuhören und mir morgen Bericht zu erstatten.

Meine Mühen hätte ich mir sparen können, fand Magnus doch an der Akademie der Magier dasselbe heraus. Zwar waren Janna Eberhauer und Albrecht Hellseher nicht zugegen, aber ein anderer Magier gab gerne Auskunft. Neben dem sabbernden Idioten hatte der Herzog noch den unehelichen Sohn Heinrich und die Tochter Katarina. Da sein Weib verstorben war und so kein weiterer Erbe mehr dazukommen würde, könnte es zu Problemen kommen, wer denn im Fall dass der Herzog stirbt die Thronfolge übernehmen soll.

Um standesgemäß beim Palast vorfahren zu können, mieteten wir uns eine Kutsche. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir den Palast. Hier führte uns ein Diener in einen kleinen Speisesaal. Ins erste Fettnäpfchen waren wir durch unseren pünktliche Ankunft schon getreten: Wir waren die ersten Gäste! Trotzdem begrüßte uns nach einigen Minuten der Gastgeber herzlich. Ein Riese von einem Mann, mit schwarzem Bart und tileanischem Akzent, entpuppte sich der Leibarzt als lustiger und intelligenter Vogel, der unseren Bernard auch sogleich in eine Fachsimpelei verwickelte, die solange andauerte bis sich die übrigen Gäste endlich dazu hinabließen, auf der Feier zu erscheinen. Zunächst kam Ralane Lafarel, der elfische Hofbarde. Zunächst schien dieser ein überhebliches Arschloch zu sein, jedoch konnte er nicht nur gemeine Spitzen austeilen, sondern steckte sportlich fair auch die entsprechenden Konter weg. Als nächstes gab sich Albrecht Hellseher die Ehre, der in Magnus sofort einen der seinen erkannte und mit ihm die hohen Künste der Magie diskutierte. Vater Zimmermann polterte als nächstes zur Tür hinein und stopfte sich auch direkt einige Tabletts der umherstehenden Knabbereien in den Rachen, bevor er die umstehenden Gäste begrüßte. Eine solche Leckerei blieb ihm beinahe im Halse stecken, als Hildegard Zimperlich, die Anstandsdame der Prinzessin, knurrend und mit gefletschten Zähnen den Saal betrat. Ihr Schützling, Katarina Todbringer, folgte ihr auf dem Fuße. Somit war die Runde vollständig, und Pavarotti bat seine Gäste zu Tisch. Hier sollte eine mehrstündige Fressorgie folgen, während der allerhand Smalltalk betrieben wurde.

So erfuhren wir, dass der Jagdmeister des Hofes, der Elf Alavendril, einst vom Herzog vor einer wilden Orkhorde gerettet wurde. Aus Dankbarkeit bot er von da an seine Dienste dem Hofe an. Nachdem wir unsere Geschichte von dem Auftrag des Morrtempels und den Leichendiebstählen zum Besten gegeben hatten, drehte sich das Gespräch recht bald um die Strafsteuern für Magier und Zwerge. Lafarel behauptete, er habe gegen diese Steuer gestimmt. Aber schon bald unterbrach Prinzessin Katarina das Gespräch, unter dem wenig glaubwürdigen Hinweis, dass derartige politische Dinge nichts für eine fröhliche Feier seien. Wir nutzten die Anwesenheit all der feinen Pinkel, um uns nach dem verbliebenen Wittgenstein zu erkundigen. Abgesehen von der einstigen Familie im Gruselschloss am Reik kannte niemand eine solche Person. Die Prinzessin konnte sogar mit Gewissheit sagen, dass in den Adelskreisen keine Person mit diesem Namen existiert. Schließlich schnappte sich Lafarel seine Klampfe, zupfte die Saiten und trällerte einige Melodien. Das Schlimmste befürchtend, stellten wir aber erleichtert fest, dass die Darbietung des Langohres recht erträglich war.

Nach dem Essen nahm uns Vater Zimmermann auf die Seite und rückte mit der Sache heraus, wegen der wir überhaupt hierhergekommen waren. Er zeigte uns einen unscheinbaren Silberring mit einem Saphir. Diesen habe der Kaufmann Rudolf Hartwig aus der Messinggasse als Opfergabe dem Tempel überlassen, nachdem dieser ein verstorbenes Familienmitglied beerdigt hatte. Zimmermann hatte das Gefühl, dass mit dem Ring etwas nicht stimme. Seine feinen Sinne als Priester des Morr ließen in vermuten, dass dieser Ring etwas mit Nekromantie zu tun haben könnte. Wir ließen das Schmuckstück einmal reihum gehen. Magnus' Augen wurden kurz glasig, und er teilte uns mit, dass dem Ring keinerlei Magie innewohne. Meine Augen wurden gierig, und ich konnte erkennen, dass der Ring wohl so um die fünfzig Goldkronen wert sein müsse. Bernard brach mit seinen ungeschickten Fingern den Edelstein aus seiner Fassung, und darunter erkannten wir das Symbol der Magierakademie. Auf der Innenseite des Ringes war noch der Name Klaus Gürtelrose eingraviert. Wir sagten Zimmermann zu, dass wir versuchen werden, genaueres über den Ring und seinen ehemaligen Besitzer herauszufinden.

Die Feier war noch recht ausgelassen und die Gäste allesamt sehr angenehm. Für einen Moment knickte die Stimmung ein, als wir Pavarotti über des Herzogs kranken Sohn ausfragen wollten. Er sagte, er dürfe nicht darüber sprechen, und wollte dies auch nicht. Jedoch sollte der peinliche Moment nicht lange anhalten, und schon bald feierten wir fröhlich weiter. Answald versuchte vergeblich, die Hofdame Zimperlich anzubaggern; an die Prinzessin traute er sich offenbar nicht heran. Schließlich hatten die Damen genug gefeiert und verabschiedeten sich von den übrigen Gästen. Kaum hatten sie den Saal zu einer Tür verlassen, da öffnete sich das gegenüberliegende Portal, und ein ganzer Schwung zugänglicherer Damen gesellte sich zu den Feiernden. Die betrunkenen Nutten verteilten sich gleichmäßig auf die anwesenden Herren und waren auch gerne bereit, die Nacht über zu bleiben (Pavarotti hatte uns angeboten, in seinen Gästezimmern zu nächtigen). Klatsch und Tratsch war aus ihnen keiner herauszubekommen, nur einige vage Andeutungen, dass Ar-Ulric den gesamten Bestand der Hofdamen schon mehrfach durchgepimpert haben soll. Um meine Kasse ein wenig aufzubessern, ließ ich einige Besteckteile in meinen Umhang gleiten, allerdings hatte mich das elfische Schlitzohr beobachtet, so dass ich meinen Raubzug auf eine spätere Stunde verschieben musste.

Die Nachtruhe sollte auch nach einigen Stunden kommen. Die Gäste gingen entweder heim oder verbrachten, so wie wir, die Nacht in einem der vielen Gästezimmer. Ich schlich mich noch einmal zurück in den Saal. Hiermußte ich über den schnarchenden und splitterfasernackten Pavarotti steigen, der – umringt von drei selig schlummernden Nutten – mitten im Raum vor sich hinschlummerte. Ein wenig Besteck und eine Kristallglasflasche, alles mit dem herzoglichen Wappen versehen, verschwanden in den Innentaschen meines Mantels. Am nächsten Morgen reisten wir ab und waren zwar um wenige Informationen, dafür aber um einige gesellschaftliche Kontakte reicher.

Magnus begab sich mitsamt dem Ring zur Akademie der Magier. Janna Eberhauer erkannte den in den Ring gravierten Namen. Ein Magier des Grauen Ordens hatte vor sechzig Jahren Schande über die Akademie gebracht, als er sich an den verbotenen „Künsten“ der Nekromantie versuchte. Er wurde hierbei überrascht, schaffte es zu fliehen und war seitdem verschwunden. Richard und ich begaben uns in die „Ersoffene Ratte“. Das fiese Antlitz des Riesen schien den Lumpen dort ein wenig mehr Respekt einzuflößen als mein Auftritt am Vortag. Dem Wirt knallte ich die Kristallglasflasche aus dem Festsaal Pavarottis auf den Tisch. Obwohl er lautstark meckerte, dass ich ihm Diebesgut mit dem höfischen Wappen andrehen wolle, sackte er die wertvolle Karaffe samt dem wohlschmeckenden Inhalt sogleich ein. Rattengesicht, mein sympathischer Gesprächspartner, konnte mir bezüglich des letzten Wittgensteins auch nur berichten, dass es einen solchen Mann nicht gebe. Hatte Gotthard etwa seinen Namen geändert, bevor er nach Middenheim zog? Als Entschädigung für seine Dienste warf ich dem Halsabschneider die beiden Besteckteile hin, die ich nachts zuvor gestohlen hatte. Ein recht cooles Geschenk, wie ich fand – er allerdings betrachtete die wertvollen Esswerkzeuge, als handele es sich dabei um giftige Schlangen. Als ich ihn dann noch fragte, ob er etwas über Kulte der unaussprechlichen Götter wisse (unser letzter Anhaltspunkt bezüglich Gotthard von Wittgenstein), warf er die teuren Bestecke von sich und ergriff Hals über Kopf und mit eingezogenem Schwanz die Flucht.

Wir haben also noch viel Arbeit vor uns... wo fangen wir am besten an?

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #57 am: 21.12.2010 | 12:03 »
Wie die Gruppe eine Gürtelrose erfolgreich behandelt und sich dadurch den Dank der Magiergilde sichert...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



35. Späte Strafe


Da die Spur zu Gotthard von Wittgenstein kalt zu sein schien, machten wir uns über einen anderen Feind Gedanken. Etelka Herzen hatte Middenheim zum Ziel; ob sie mittlerweile angekommen war? Ich legte meinen teuren Fummel an und klapperte die Stadttore ab, um die Wachen zu befragen. Und siehe da, das Sprichwort „Kleider machen Leute“ hat tatsächlich einen wahren Kern! Die wachhabenden Offiziere der Torwachen, welche mich früher mit Fußtritten aus ihrer Stadt gejagt hätten, scharwenzelten kriechend und schleimerisch um meine Knie herum, nachdem ich mit in die Luft gereckter Nase und arroganter Stimme mein Anliegen vorgetragen hatte. Und wir hatten Glück, aufgrund ihres markanten Äußeren erinnerte sich einer der Wächter nach unserer Beschreibung, dass Etelka in Begleitung von zwei Leibwachen etwa drei Wochen zuvor sein Tor durchschritten hatte. Als mögliche Anlaufpunkte nannte er uns noch die beiden Edeltavernen Grafs Riposte und Prospect. Unsere Nachforschungen dort verliefen allerdings auch wieder im Sande; niemand dort konnte sich an Etelka entsinnen. Answald konnte sich mit diesem Rückschlag nicht abfinden. Wutschnaubend und mit finsteren Blicken patrouillierte er zwischen den beiden Gasthöfen hin- und her, bis ihn schließlich die misstrauischen Stadtwachen vertrieben.

Der Rest stattete Rudolf Hartwig in der Messinggasse einen Besuch ab, um herauszufinden, woher er den Nekromantenring hatte. Sein Laden war schnell gefunden, war er doch der einzige Tonwaren- und Porzellanhändler in der Straße. Seine Angestellte führte uns zu einem gramgebeugten Mann, der Beim Anblick des Ringes beinahe in Tränen ausbrach. Bereitwillig teilte Hartwig uns mit, dass er den Ring von einer stinkenden Lumpensammlerin namens Elisa für einen sehr günstigen Preis gekauft hatte. Kurz vor dem Tod seiner Frau als Geschenk für sie angeschafft, fand er es nur passend, den Ring bei der Beerdigungszeremonie wegzugeben.

Elisa war schnell gefunden, die Beschreibung Hartwigs bezüglich ihres Geruches weit untertrieben. Schnell stellte sich heraus, woher Geruch und Silberring stammte: Als Grabräuberin verdiente Elisa ihr Geld. Die Seufzerklippen, von denen die weniger wohlhabenden Toten der Stadt hinabgeworfen werden, waren ihr Arbeitsplatz, und das Tagwerk zwischen den meterhohen Leichenhaufen hinterließ eben seine Spuren. Den Silberring erkannte sie wieder, sie habe ihn von einem abgebrochenen Finger am Fuße der Klippen gezogen. Nachdem wir mit ein paar Groschen vor ihrer Nase herumgewedelt hatten, versprach die Alte, uns am nächsten Morgen zu dem Ort hinzuführen.

Während Bernard eine relativ erfolglose Runde durch die Stadt absolvierte, wobei er weder Pavarotti noch Elvyra antraf und auch in der Akademie nicht richtig voran kam, wollten Magnus, Richard und ich es uns einmal richtig gut gehen lassen. Als bestes Restaurant am Platz wurde uns das Halblingslokal „Zur Gans“ empfohlen. Unterwegs sammelten wir Answald ein, der zwar - mittlerweile in seinem feinen Gewand unterwegs - der unerwünschten Aufmerksamkeit der Wachen entging, bezüglich Etelka und Konsorten aber nicht weitergekommen war. Dem Namen des Lokales entsprechend nahmen wir die Empfehlung des Hauses, eine riesige fette Gans, und verdrückten mit Mühe und Not eine Portion, die eigentlich für die doppelte Anzahl von Gästen gedacht war. So köstlich und reichhaltig war das Mahl, dass es uns gar nicht wunderte, als uns beim Hinausgehen der dicke Priester Zimmermann entgegenkam, welcher auch gleich als Stammgast begrüßt und in ein separates Zimmer gebracht wurde, in dem schwitzende Bedienstete soeben eine gesamte gebratene Gänsefamilie auf den massiven Tisch wuchteten. Zurück in unserer Taverne foppten wir noch ein wenig Bernard, dass er dieses köstliche Mahl verpasst hatte. Zwar behauptete er, sein aus Brot und Käse bestehendes Abendbrot sei mindestens genauso lecker gewesen, und redete zudem noch wirres Zeug von Arterienverstopfung und Cholesterinspiegeln (so ein Blödsinn, Spiegel werden aus Zinn und Quecksilber gemacht, nicht aus Cholesterin!), aber ein wenig neidisch war er sicherlich doch.

Am nächsten Morgen begaben wir uns zur Liftplattform; die paar Silberlinge, die der Transport über den Flaschenzug kostete, sollten uns nicht stören, denn das Gedränge an den verstopften Toren sowie der lange Fußmarsch hätten uns zu viel Zeit gekostet. Elisa war auch fast pünktlich, und so standen wir nur wenig später am Fuße des Faustschlagberges. Während Bernard fluchend seine vollgekotzten Stiefel im hohen Gras reinigte – ihm war entweder der Transport auf der schaukelnden Plattform nicht bekommen, oder es fehlte ihm einfach an einem anständig mit Gans gefüllten Magen – schlug sich Elisa in die Büsche. Die Lumpensammlerin führte uns eine zeitlang durch das Unterholz. Wir genossen den Duft des Waldes - bis sich das Leichenfeld unter den Seufzerklippen aus einiger Entfernung olfaktorisch ankündigte. Trotz der relativen Kühle hier unten im Schatten des Berges entwickelten die Haufen aus zerfetzten Leichen, die überall herumlagen, unvermeidlicherweise einen gewissen Geruch. Auffallend war, dass trotz der vielen Leichen in sämtlichen Stadien der Verwesung eigentlich mehr Kadaver den Boden hätten bedecken müssen. Vermutlich gibt es in dem angrenzenden Wald sehr viele wohlgenährte fleischfressende Tiere (und andere Wesen).

Zu eben diesem Wald führte uns Elisa. Die Bäume standen etwa dreißig Meter von den Klippen entfernt – nahe genug, dass noch einige zerbrochene Leichen in ihren Wipfeln schaukelten. Unter einem Baum deutete sie auf den Boden. Hier hatte sie den Ring gefunden! Answald suchte den Boden ab; entgegen aller Wahrscheinlichkeit fand er auch rasch eine bedeutsame Spur. Neben Elisas Schlurfspuren erkannte er die Abdrücke von Klauen, welche zurück zum Berg führten. Brabbelnd und schimpfend verzog sich die alte Lumpensammlerin zurück zum Lift, während wir gebannt dem kriechenden Answald folgten. Unser Waldmensch meinte sogar erkennen zu können, dass der Spurenverursacher zwar groß, aber gleichzeitig auch sehr dürr gewesen sein müsse. Konzentriert und mit nach unten gewandtem Blick näherte sich Answald den Büschen am Fuße der Klippe, und sah so auch nicht, wie sich deren Äste plötzlich bewegten. Man sagt im Frühling ja bekanntlich „die Büsche schlagen aus“. Diese hier taten es unabhängig von der Jahreszeit, und ehe jemand eine Warnung rufen konnte, hatten die kräftigen Ranken Answald eingewickelt und versuchten, das Leben aus ihm herauszupressen. Wir sprangen unserem Kameraden zu Hilfe, aber auch nach uns schlugen die Äste aus. Gemeinsam gelang es uns jedoch recht bald, die Ranken zu zertrennen und den lebenden Busch zu Mulch zu zerhäckseln. Japsend und mit hervorgequollenen Augen lag Answald auf dem Boden und teilte uns mit, dass die verfolgte Spur vor der Felswand des Berges enden würde.

Verblüfft wurden wir nun von Magnus. Er blickte den Berg eine Weile an, trat schließlich vor – und steckte seinen Arm in den massiven Fels! Ein nützlicher Zauber, der einen durch Stein greifen lässt, dachte sich der Rest der Gruppe. Aber Magnus belehrte uns rasch, dass er eine Höhle gefunden habe, deren Eingang von einer optischen Illusion verborgen wird. Und tatsächlich, einer nach dem anderen durchschritten wir die Felswand und fanden uns in einem Tunnel wieder. Das Licht vom Eingang reichte nur wenige Meter weit, aber wir konnten erkennen, dass der Gang sich nach wenigen Metern gabelte. Laternen wurden entzündet, und wir verfolgten zunächst den Gang zur Rechten. Eine natürliche Höhle folgte recht bald, mit Tropfsteinen an Boden und Decke. Geborstene Kisten, Fässer und ähnlicher Unrat bedeckten den Boden. Außer einem kleinen Fläschchen mit grüner Flüssigkeit darin fand sich jedoch nichts Brauchbares. In einer Wand führte ein kurzer Gang in einen Anschlussraum. Während Bernard den Rückweg absicherte, wagten wir anderen uns ein Stück weiter vor.

Wir waren noch nicht weit gekommen, da erscholl eine grauenhafte Stimme: „Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?“ In den Lichtkreis unserer Laternen trat ein ausgemergelter Kuttenträger, das Gesicht nicht viel mehr als eine Totenfratze. Der Lichmeister streckte eine dürre Klaue in unsere Richtung und sprach weiter: „Mein Ring! Gebt ihn mir, oder ihr seid des Todes!“ Noch während ich bezweifelte, dass uns die Kreatur am Leben lassen würde, sollten wir den Ring aushändigen, begriff ich: Vor uns stand das, was aus Klaus Gürtelrose geworden war! Der abtrünnige Magier reckte seine Arme in die Höhe und begann, arkane Worte auszustoßen. Grünes Feuer sammelte sich in seinen Augen. Rasch riss ich die Armbrust in die Höhe und feuerte einen Bolzen ab, der jedem Gegner den Oberschenkelknochen hätte zerschmettern müssen. Das Geschoß riss jedoch nur einen Klumpen fauligen Fleisches vom Bein und richtete ansonsten keinerlei wahrnehmbaren Schaden an. Zur Vergeltung ließ Gürtelrose grüne Blitze aus seinen Augen schießen, die zuckend in die Körper von Magnus und Richard einschlugen und dort schwere Verbrennungen verursachten. Wütend stürmte Richard vor und ließ furchtbare Hiebe auf den dürren Magier niederprasseln. Doch die Schläge zeigten keinen Erfolg, im Gegenteil: Mit einem gurgelnden Lachen verspottete uns unser Feind ob seiner Unbesiegbarkeit. Ich wollte mich schon umwenden und fliehen, da ein solcher Gegner zu mächtig war. Doch da hörten wir Bernard von hinten rufen, dass der Fluchtweg von einer Horde Zombies versperrt werde. Meine verzweifelten Gedanken wurden unterbrochen von murmelndem Singsang. Gürtelrose zauberte wieder, und das grüne Glühen seiner Augen glomm erneut auf. Doch auf der anderen Seite sprach auch Magnus seine Zauberformeln. Um die Wette sponnen die beiden Magier ihre Sprüche, und als die grünen Blitze schon aus den Augenhöhlen des Lichs zu springen schienen, donnerten krachend die roten Feuerstrahlen aus Magnus' Handflächen in den Körper unseres Feindes. Wie Zunder entzündeten sich die brüchige Robe und das darunter liegende, ausgetrocknete Fleisch des untoten Magiers, und in einer grellen Stichflamme zerfiel sein Körper zu nichts außer einem kleinen Häuflein rauchender Asche. Im gleichen Moment brachen die Zombies im Gang, welche Bernard schon beinahe erreicht hatten, wie Marionetten zusammen, deren Fäden durchgeschnitten wurden. Die Kräfte, die sie bewegt hatten, waren versiegt. So ausweglos unsere Situation noch vor wenigen Sekunden aussah, so erstaunt waren wir nun über den plötzlichen und spektakulären Sieg.

Außer einer Laterne, zwei Büchern und einer Spruchrolle (die sich aufgrund ihres eindeutig nekromantischen Inhaltes sofort in Ascheform neben ihren einstigen Besitzer gesellte) hatte uns Gürtelrose nichts hinterlassen. Sein Tagebuch verriet uns, dass er nach seinem Verrat vor sechzig Jahren von einem Chaoskult aus der Stadt geschmuggelt wurde (den verschütteten Fluchttunnel fanden wir ebenfalls hier im Raum) und im Laufe der Jahre zu einem Untoten mutierte. Wir spuckten noch einmal auf das Aschehäuflein und erkundeten den Rest der Höhlen. In einer Ecke lag noch ein zuckender Körper. Sollte einer der Zombies den Tod seines Meisters etwa „überlebt“ haben? Vorsichtig näherten wir uns dem faulenden Körper – und wurden trotzdem völlig überrascht, als die Brust des Leichnams in einer Fontäne aus Schleim und geronnenem Blut explodierte und eine sechs Schritt lange Schlangenkreatur daraus hervorsprang und auf uns zu schoss. Das Maul war gespickt mit dolchlangen Zähnen, von deren Spitzen grünes Gift troff. Nur eine handbreit vor meiner Nase schnappten die Fänge zu. Doch ein zweites Mal kam das Wesen nicht zum Zuge: Eines anständigen Kampfes gegen den Magier beraubt, sanken nun die Klingen von meinen Freunden und mir in das Fleisch der Kreatur, und wenige Augenblicke später war das Monster standesgemäß zerschnetzelt und wir traten wieder hinaus ins Tageslicht.

Per Aufzug ging es zurück zur Stadt, wo wir dem Tempel des Morr und der Magiergilde Bericht erstatteten. Von Vater Zimmermann bekamen wir neben seinem Segen und einem Stück Kuchen noch ein wertvolles Artefakt in Form eines Stoßspeeres, welcher auch sofort seinen Platz am bereits überladenen Waffengürtel Richards fand. Die Runen am Griff der Waffe sollen angeblich Untote vertreiben und ähnliche tolle Eigenschaften haben.

Da vertraue ich doch eher der Belohnung, die uns Janna Ebenhauer für unsere Dienste zukommen ließ. Neben Ruhm und Ehre verschwand eine stattliche Anzahl Goldkronen in unseren Taschen – damit lässt sich doch schon eher etwas anfangen!

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #58 am: 31.12.2010 | 12:08 »
Wenn ein Name mal wieder Programm ist...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



36. Der letzte Wittgenstein


Answald war noch immer wie besessen von dem Gedanken, endlich Etelka Herzen zu finden und auszuschalten. Seine erstaunlich gute Idee, ihre Fährte über ihren hohen Parfümverbrauch in den örtlichen Drogerien wieder aufzunehmen, scheiterte leider daran, dass keines der aufgesuchten Geschäfte ihre Sorte zu führen schien. Was sollten wir jetzt tun? Wir entschieden uns, weiter nach unserem zweiten Feind zu suchen: Gotthard von Wittgenstein. Wir nahmen den Brief an seine Schwester noch einmal genau unter die Lupe, und siehe da, ein Wasserzeichen war, kaum zu erkennen, in das Papier gepresst. Es zeigte ein Schatzkästchen, welches unser Gastwirt auch sogleich als Zeichen der Kommission für Kommerz, Handel und Steuern identifizierte. Die herzögliche Behörde in der Geldstraße im Geldmundviertel war sodann unser nächstes Ziel.

Zunächst fiel uns die Kinnlade herunter, als wir das riesige Amtsgebäude und die Vielzahl von Menschen sahen, die dort ein- und ausgingen. Das alles erinnerte an Ameisen, die in ihren Bau hinein- und herauskrabbelten. Wie sollten wir hier jemanden finden, den wir noch niemals gesehen hatten und dessen Aussehen uns völlig unbekannt war? Wir konnten nur hoffen, dass jemand die Schrift auf dem Briefpapier identifizieren konnte, und zu diesem Zweck betraten wir den Bau und hielten dem erstbesten Schreiberling den Brief unter die Nase. Der Sesselfurzer hatte allerdings keinen so rechten Sinn danach, unser Anliegen zu bearbeiten, und ließ uns durch die Hauswache hinauswerfen. Immerhin bekamen wir heraus, dass der Leiter der Kommission ein gewisser Goebbels ist. Magnus wollte aber nicht so leicht aufgeben. Nachdem wir die verfänglichen Stellen im Brief geschwärzt hatten, betrat er erneut das Kommissionsgebäude. Allerdings schnappte er sich diesmal gleich einen der höherrangigen Beamten, die von einer kleinen Empore aus ihre Schreiber beaufsichtigten. Der Amtmann namens Schinkel schien wohl bereits Bekanntschaft mit Albrecht Hellseher und dessen übersichtlichem Geduldsfaden gemacht haben, da er zur Sicherheit diskret einen Trupp der Stadtwache herbeiholen ließ, nachdem Magnus seinem Temperament und seiner Schwefeldrüse freien Lauf gelassen hatte. Jedoch kam es zu keinen Gewalttätigkeiten, und wir erhielten das Ergebnis, das wir uns gewünscht hatten: Ein Kollege Schinkels erkannte die Schrift in dem Brief als die des Amtsleiters Goebbels! Nun kannten wir die neue Identität Gotthard von Wittgensteins. Zudem erfuhren wir, dass Goebbels alias Gotthard momentan nicht in der Stadt sei und am Wochenende an der Jagd des Herzogssohnes teilnehmen werde.

Richard fiel auf, dass Schinkel einen Boten lossandte, kurz nachdem Magnus sein Gespräch mit ihm beendet hatte. Ich verfolgte den Mann bis zu einem unscheinbaren Stadthaus nahe der Händlergilde, wo er die Botschaft einem Diener namens Adolf übergab. Sollte es etwa so einfach gewesen sein, auch den Wohnsitz des letzten von Wittgensteins zu finden? Ich kehrte zurück zu meinen Kameraden, berichtete kurz, und mit einem kleinen Trick verwickelte ich den buckeligen Adolf anschließend in ein kleines Gespräch, bei dem sich herausstellte, dass es sich tatsächlich um das Haus des Gesuchten handelte.

Wir beschlossen, dem Haus in der Nacht einen etwas eingehenderen Besuch abzustatten. Während meine Freunde in einer nahe gelegenen Taverne warteten, machte ich mich mit Dietrich und Brecheisen ausgerüstet auf den Weg. Nur Answald wollte nicht stillsitzen und warten; er stürmte mit Rüstung und gezückten Waffen durch die dunklen Straßen und rief hierbei abwechselnd „Ich suche den Krieg!“ und „Rettet mich vor den Untoten!“ Eine derartige Ablenkung konnte für meine Pläne nur gut sein, und schon bald stand ich unbehelligt vor Goebbels' Haus. Das Schloss der Haustür sprang wie von selbst auf, und das Schnarchen Adolfs aus dem Nebenraum tönte gleichmäßig weiter. Im Erdgeschoß würde der Hausherr nicht wohnen, daher erklomm ich direkt das obere Stockwerk. Neben dem leeren Gästezimmer war eine verschlossene Tür. Sogleich machte ich mich daran, das Schloss zu knacken, doch der rasche Erfolg an der Haustür hatte mich unvorsichtig werden lassen. Zwar gelang es mir sehr rasch, das doch recht komplizierte Schloss zu öffnen, allerdings übersah ich die Falle, welche im Mechanismus verbaut war. In dem Moment, in dem die Tür aufsprang, fühlte ich einen stechenden Schmerz in der Hand. Eine Giftnadel hatte sich in mein Fleisch gebohrt! Und die Wirkung des Giftes war auch nicht von schlechten Eltern. Sofort wurde mir übel, und ein immenser Druck schien auf meinem Kopf und meinem Brustkorb zu lasten. Ich erkannte noch, dass sich hinter der Tür ein Arbeitszimmer verbarg, dann wankte ich wie ein Betrunkener zur Taverne, wo meine Freunde warteten.

Einen schönen Schrecken bekamen sie, als ich bleich wie eine Leiche und mit schweißnassem Gesicht in den Gastraum stolperte! Mit gepresster Stimme erstattete ich Bericht und ließ mich dann zurück zu unserem Gastraum leiten. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war Bernard, der meinen Unterarm aufschnitt, um das Gift aus den Adern zu entfernen. Als ich wieder zu mir kam, kehrten die Kameraden gerade zurück. Sie hatten die geöffneten Türen im Hause Goebbels ausgenutzt und sich an meiner statt ein wenig dort umgesehen. Magnus hatte im Arbeitszimmer unter anderem einen versteckten Tresor entdeckt und anhand von Schriften, die auf dem Schreibtisch lagen, die Übereinstimmung von Goebbels und Wittgenstein noch weiter untermauert. Zudem war es gelungen, im Empfangsraum im Erdgeschoß die Nachricht der Kommission (in der tatsächlich nur stand, dass sich Fremde nach Goebbels erkundigt hatten) auszutauschen. Answald indes war noch immer nicht zurückgekehrt; vermutlich hatte er sich mal wieder irgendwo den fleischlichen Gelüsten hingegeben.

Am nächsten Morgen wurden wir von furchtbarem Geschrei geweckt. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass die Knechte eine zerlumpte Gestalt, die versucht hatte ins Haus zu gelangen, fürchterlich verdroschen. Grinsend amüsierte ich mich über das Schicksal des Tölpels, als plötzlich der Gastwirt ganz aufgeregt seine Knechte verscheuchte und den Penner ins Haus geleitete. Neugierig gingen wir hinunter in den Schankraum. Hier stellte sich heraus, dass die zerrissene und verbeulte Gestalt der verschollene Answald war! Die Knechte hatten ihn wegen seinem desolaten Äußeren nicht erkennen können. Er schwieg sich beharrlich aus über den Grund seines miserablen Zustandes; ich vermute ja, dass er die Nacht in der Kammer einer besonders eifrigen Domina verbracht hat und seine Rüstung und Waffen als Pfand dort lassen musste, weil er mal wieder abgebrannt war. Bernards Vermutung, dass ihn die Stadtwache aufgegriffen und vermöbelt hatte, erschien mir unwahrscheinlich; die Ordnungshüter hätten Answald nicht mal dann so übel zugerichtet, wenn er sich der Festnahme widersetzt hätte.

Den Tag verbrachten wir damit, Goebbels' Haus zu beobachten. Viel tat sich nicht, nur morgens lief der aufgeregte Adolf zum nächsten Wachhäuschen und gab den nur gering interessiert scheinenden Gardisten zu Protokoll, dass in der Nacht wohl eingebrochen wurde. Da aber nichts weggekommen war, unternahmen die Wachen nichts. Bernard verbrachte den Vormittag bei Pavarotti, wo sie über den debilen Sohn des Herzogs diskutierten. Wegen seines Empfehlungsschreibens empfahl der Leibarzt, beim Jagdausflug die Prinzessin zu fragen, sie sei diesem Anliegen mit Sicherheit wohl gesonnen.

Wir beschlossen, des Nachts wieder in Goebbels' Haus einzubrechen und ihm dort aufzulauern. Magnus wirkte seinen Stillezauber, und ohne einen Laut standen wir flugs in der Küche, wo auf einer Pritsche der alte Adolf vor sich hin schnarchte. Noch während wir überlegten, wer die besten Knoten binden kann, zog Magnus grinsend die Handschellen aus seinem Umhang, die wir einst dem berüchtigten Kopfgeldjäger Adolphus Kuftu abgenommen hatten. Ich bin mir sicher, dass Answald beim Anblick der Fesselwerkzeuge wohlig zusammenzuckte. Auch Adolf zuckte zusammen, als die Handschellen zuklickten, allerdings nicht wohlig. Eine alte Socke im Mund sorgte für die nötige Ruhe, und schon machten wir uns über den Rest des Hauses her.

Aufgrund meines Missgeschickes vom Vortag war ich vorsichtig geworden – zurecht, wie sich herausstellte. Jedes Schloss im Hause war mit einer üblen Falle gesichert! Der Tresor enthielt zwei schwere Amtsketten und einen Siegelring, die Schreibtischschubladen ein paar Schriftstücke und ein Medaillon aus Kristall, bei dessen Anblick Magnus bleich wurde. Zwar sei das Schmuckstück nicht magisch, jedoch ginge von ihm eine unheimliche Ausstrahlung aus, vergleichbar mit der des Nekromantenringes von Klaus Gürtelrose. Die Tür zum Schlafzimmer hatte keine offensichtliche Falle, war aber auch gesichert. Nur durch Zufall entdeckte ich das Kontaktgift am Türgriff, und Magnus neutralisierte es mit einem kurzen Flammenstrahl. Im Gegensatz zum Rest des Hauses war das Schlafzimmer opulent und dekadent ausgestattet, und frivole Bilder waren an die Wände gemalt. Im Kleiderschrank hingen einige wertvolle Gewänder, welche Bernard einsackte. In der Truhe am Fuß des großen Himmelbettes befand sich eine Stahlkassette. Das Schloss widersetzte sich all meinen Bemühungen, weder Dietrich noch Brecheisen vermochten den Deckel zu öffnen. Richard hob sich beinahe einen Bruch, als er die Kassette herauszuheben versuchte – sie war mit dem Boden verschraubt. Kurzerhand hebelten wir das schwere Behältnis aus seiner Verankerung, um anderswo unser Glück damit zu versuchen.

Unten rief Answald plötzlich, dass er in der Vorratskammer eine Kellerluke entdeckt hatte. Verborgen unter Kartoffelsäcken und anderen Vorräten war die Falltür zunächst schwer zu erkennen. „Worauf wartest Du, Answald?“, fragte ich. „Mach die Luke auf und lass uns sehen, wohin sie führt!“

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #59 am: 9.01.2011 | 16:26 »
Auf einen Einbruch folgt ein lustiger Jagdausflug...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



37. Des Giftmörders Gnadenfrist


Laut gähnend verkündete Magnus, dass ihn der vergammelte Keller unter der Luke nicht interessiere. Seine Äuglein reibend schlurfte er zurück zu unserer Taverne, um sich seinen dringend nötigen Schönheitsschlaf zu holen. Da wir uns nun einsam fühlten, banden wir den buckeligen Adolf los, damit er uns bei der Falltür Gesellschaft leistet. Die interessierten Fragen, die wir ihm stellten, wurden ausnahmslos mit gequirltem Bullshit beantwortet. Zur Belohnung durfte der Alte sich an der Luke versuchen, bekam sie aber nicht auf. Kein Wunder - Answald entdeckte den Riegel, der die Falltür verschloss. Zudem entdeckte er mit seinem Daumen den Giftdorn, der daran befestigt war, als er versuchte, ihn zurückzuschieben. Das gehässige Grinsen in Adolfs Gesicht wurde ihm aus selbigem herausgeprügelt, nachdem Bernard das Gift aus Answalds Adern entfernt hatte. Nun konnte unser Holzfäller einen ähnlich schönen Verband an seinem Arm präsentieren wie ich. Nur waren wir hinsichtlich der Falltür keinen Schritt weitergekommen – so sehr wir auch am Griff zerrten, die Luke wollte nicht aufspringen! Richard knurrte dem Alten sehr anschauliche Beschreibungen der Dinge entgegen, die er mit ihm zu tun gedenke, sollte er nicht endlich mit der Sprache herausrücken. Eine wirre Geschichte mit einem Schmugglergang zum Kanal und einem Riegel auf jeder Seite der Luke veranlasste uns, mittels Brecheisen den Öffnungsvorgang zu beschleunigen. Als die Falltür krachend aus ihrer Verankerung sprang, konnte ich meine Kameraden gerade noch zurückdrängen, so dass niemand von der Giftgaswolke verletzt wurde, die aus dem Schacht darunter emporschoss. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten wurde Adolfs hässliche Visage noch weiter verbeult, da sich das hässliche Grinsen wieder auf seine Züge geschlichen hatte.

In der Hoffnung, dass der Bucklige die Erwähnung weiterer Giftfallen nicht ebenfalls „vergessen“ hatte, stieg ich die in die Wand geschlagenen Stahlkrampen etwa fünfzig Fuß in die Tiefe hinab. Eine natürliche Felsspalte, mit Werkzeugen erweitert, führte zweifelsohne dem Middenheimer Kanalsystem entgegen, wie meine allerhand Leid gewohnte Nase protestierend mitteilte. So kam es auch, dass meine Augen etwas tränten, als ich die drei hüfthohen Tunnel erreichte, welche vom Gang abzweigten. Trotz dieser Sichtbehinderung konnte ich eine Gestalt in einem der Tunnel erkennen, welche sich quiekend aus dem Schein meiner Laterne zurückzog. Auch wenn die Ratten Middenheims größer wären als die anderswo – mittlerweile erkenne ich einen Skaven wenn ich ihn sehe. Ich verzichtete auf eine ausgedehntere Untersuchung der Gänge, kletterte zurück zu meinen Freunden, und wir verrammelten die Luke so gut es ging.

Nachdem Adolf noch allerhand unbrauchbaren Schwachsinn aus seiner Futterluke sprudeln ließ, stopften wir ihm sein Lügenmaul mit einer stinkenden Socke und banden ihn wieder an seiner Bank fest. Wir wollten weiterhin Gottfried alias Gotthard auflauern. Inzwischen begann es draußen zu dämmern. Die Haushälterin, welche angeblich am Morgen kommen sollte, wollten wir an der Haustür abfangen und wieder nach Hause schicken. Doch solange Bernard auch den Türdiener spielte, außer einem Haufen Boten kam niemand an die Haustür, und so waren wir es bald leid und öffneten gar nicht mehr. Wir warteten die beiden folgenden Tage, aber es passierte – Nichts. In der Nacht vor der Jagd waren wir uns sicher, dass unser Ziel nicht mehr auftauchen würde, und wir verließen unseren Posten. Sicherheitshalber schlich ich noch einmal zurück und sorgte dafür, dass Adolf uns nicht beschreiben kann, falls sein Meister vor der Jagd doch noch heimkehren sollte.

Während Answald, Richard und ich uns für die kommenden Anstrengungen der Jagd ausruhten, eilte Bernard noch einmal bei Elvyra vorbei. Am nächsten Morgen brachen wir kurz vor Sonnenaufgang auf, um pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt am Schloss zu sein, da kam uns ein bleicher Bernard entgegen. Sein Atem ging pfeifend und rasselnd, als habe er die schlimmste Erkältung der Welt. Mit wütendem Gesichtsausdruck berichtete er, dass er Elvyra das aus dem Schrank in Goebbels' Haus stibitzte Kleid geschenkt hatte. Er selbst habe den Herrenanzug anprobiert. Doch schon nach kurzer Zeit wurden ihre Leiber von Hustenkrämpfen geschüttelt, und Bernard fand die Rückstände eines rosafarbenen Atemgiftes auf den Kleiderkrägen. Zwar konnte er Elvyra und sich selbst retten, jedoch wird das pfeifende Atemgeräusch seiner Lungen wohl niemals mehr ganz weggehen. Nun stellte sich jedoch die Frage: Für wen hatte unser wittgenstein'scher Giftmischerfreund die feinen Klamotten eigentlich gedacht?

Nach einem kleinen Umweg an den Ställen vorbei, wo wir einige Wertgegenstände in unserem Karren verstauten, begaben wir uns zum Palast des Herzogs. Jagdmeister Alavendril wartete bereits. Nach und nach trudelten auch die übrigen Teilnehmer ein. Neben dreißig Soldaten und fünf Pantherrittern würden Pavarotti, Prinzessin Katarina samt Zofe Zimperlich, der Barde Ralane Lafarel und der Herr der Stadtverteidigung, General Johann Schwermut an der Jagd teilnehmen. Als besonderes Highlight begleitete uns noch der „Ewige Ritter“ Middenheims, der in eine schimmernde Plattenrüstung gehüllte Siegfried Prunkvoll, welcher außer mit seinem debilen Äußeren auch mit seinem dummen Geschwätz dafür sorgte, dass ihn eigentlich alle Anwesenden mieden. Gottfried Goebbels, so erfuhren wir, würde vor den Toren der Stadt zu uns stoßen. Nachdem auch die Jagdhelfer samt ihrer Hundemeute eingetroffen waren, ritten wir los.

Während des Rittes zum Treffpunkt versuchten wir, den anderen Jagdteilnehmern ein paar Informationen zu entlocken. Goebbels war laut Ralane vor einigen Jahren in die Stadt gekommen und wie ein Komet innerhalb eines halben Jahres zum Leiter der Kommission aufgestiegen. Wirklich leiden könne ihn kaum jemand, aber aufgrund seiner mächtigen Position in der Stadt werde er trotzdem respektiert. Auch Pavarotti, der auf seinem riesigen Kaltblut alle anderen Reiter um einen halben Meter überragte, hatte nicht viel für den „humorlosen kleinen Wurm“ übrig. Doch als das Gespräch auf die giftgetränkte Kleidung kam (wobei die Beschreibung der Gewänder die Bezeichnung „giftgetränkt“ nicht enthielt), erkannten Pavarotti und Frau Zimperlich, dass es sich bei einer derartigen Farbkombination um die Farben der Todbringers, also der Herzogsfamilie, handelte. Somit war wohl klar, dass die Klamotten für Katarina und ihren Halbbruder Heinrich gedacht waren.

Nach einem Zweimeilenritt in nordöstliche Richtung erreichten wir das Dorf Warrenburg. An jeder Ecke lungerten Halsabschneider und Tunichtgute herum, und von unseren Begleitern erfuhren wir, dass es sich bei dem Ort um eine mehr oder weniger rechtsfreie Zone handele. Passend zum Rest der Einwohner, stand Goebbels/Wittgenstein auf dem Marktplatz. Seine vier gemieteten Leibwachen verkrümelten sich, sobald er in die Obhut der herzoglichen Soldaten übergeben war. Goebbels wurde uns vorgestellt; Bernard erlaubte sich den Schabernack und steckte den Ring mit dem Wappen der Wittgensteins, den wir im Schloss der beinahe ausgerotteten Familie gestohlen hatten, auf den Finger. Die Gesichtszüge des Schurken entgleisten gehörig, aber noch hatte er sich in der Gewalt. Auch als Bernard behauptete, den Ring für ein paar Silberlinge von einem Trödler gekauft zu haben und einen gehörigen Klumpen Speichel auf das Wappen rotzte, um den Ring dann an seinem Hosenbein zu polieren, schaffte es der letzte Wittgenstein trotz puterrotem Kopf und pochender Adern auf der Stirn, nicht vollkommen die Kontrolle zu verlieren.

Goebbels stotterte der Prinzessin gegenüber noch etwas von einem Empfang, den er ihr zu Ehren während des Karnevals veranstalten wolle. Dies war vermutlich der Moment, in dem er seine Giftkleider weitergeben wollte; das hatte sich nun ja erledigt. Sodann gesellte er sich zu Siegfried Prunkvoll. Das Pärchen passte sehr gut zusammen, und die beiden Arschkrampen verstanden sich auch so gut, wie man es von einem derartigen Menschenschlag erwartet. Sodann ritten wir weiter, bis wir auf eine Waldlichtung kamen. Hier war durch herzogliche Diener ein Buffet errichtet worden, an dem sich die Jagdgesellschaft stärken konnte. Auch war Gelegenheit für ein wenig Smalltalk. Da die Aktion von Bernard und dem Ring so gut angekommen war, suchten wir das Gespräch mit Goebbels, um noch ein wenig herumzustänkern. Zu seiner Person und Vergangenheit befragt, vermied er brauchbare Aussagen; dafür erzählten wir umso mehr von den spannenden Reisen, die wir in letzter Zeit unternommen hatten. Insbesondere die Schifffahrt auf dem Reik war Thema unserer Reiseberichte. En Detail erzählten wir von dem hässlichen Schloss in der Flussbiegung, das ja glücklicherweise unlängst eingestürzt war, und von dem qualvollen Tod, den seine Bewohner wohl erlitten hatten. Es war eine wahre Freude, dem Anschwellen von Goebbels' Hals zuzusehen. Seine Gesichtsfarbe wechselte munter zwischen Aschfahl und Purpur hin und her, und seine Antworten presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Zur Krönung präsentierte ich Goebbels noch eine Flasche von dem Branntwein, den ich aus dem Keller der Burg Wittgenstein gestohlen hatte. So kam ich auch um den (vermutlich vergifteten) Weinhumpen herum, den er mir andrehen wollte. Einige weitere subtile Beleidigungen später stießen wir mit der Brühe an; es brannte wie Hölle in meiner Kehle, aber auch Gottfried schmeckte der Tropfen aus der Heimat vermutlich nicht wirklich. Mit ein paar gemurmelten, vagen Drohungen stakste er schließlich wie eine Marionette mit Besenstiel im Arsch zu unseren Gastgebern, und schließlich ritt er in Begleitung von zwei Wachen zurück in Richtung Middenheim. Unter dem Vorwand eines plötzlich aufgetretenen Unwohlseins (wobei dieses Unwohlsein nicht zwangsläufig vorgetäuscht war) hatte er sich entschuldigt und seine Teilnahme an der Jagd für beendet erklärt. Unsere Chance, den letzten Wittgenstein im Rahmen eines bedauerlichen Jagdunfalles aus dem Weg zu räumen, war nun vertan, aber den Spaß war es definitiv wert! Außerdem soll auch Magnus noch seine Gelegenheit bekommen, Gotthard ein wenig zu piesacken. Wir beschlossen, nun erst einmal die Jagd zu genießen und uns später um unseren Feind zu kümmern. Zudem wäre es unangenehm aufgefallen, hätten auch wir uns von der Gesellschaft verabschiedet.

Kaum war Goebbels mit seinen Wachen im Wald verschwunden, besserte sich die Stimmung innerhalb der Jagdgesellschaft erheblich. Mit Ausnahme von Siegfried Prunkvoll vermisste ihn keiner. Der Ewige Ritter verbreitete noch ein wenig arrogantes Geschwätz, jedoch konnte keiner der Anwesenden konkrete Heldentaten aufzählen, die der Großkotz vollbracht haben wollte. Dass er weder etwas weiß oder kann, stellte Siegfried unter Beweis, als die Treibjagd losging. Seine dürftigen Reitkünste veranlassten sein Pferd zum Scheuen, als es auf einen kleinen Bach zuritt. Siegfried stieg besonders prunkvoll Kopf voran über den Pferdehals ab und landete mit Haupt und Oberkörper im Bachbett. Seine wild rudernden Arme fanden auf dem schlammigen Untergrund keinen Halt, und nach einer Weile stiegen auch keine Blubberbläschen mehr von seinem Helm zur Wasseroberfläche. Von den Jagdhelfern schien es keiner besonders eilig zu haben, den Mann aus dem Wasser zu ziehen, der sie fortwährend als Pöbel und niederes Gesindel beschimpft hatte. Als die zuckenden und strampelnden Bewegungen seiner Arme und Beine immer verzweifelter wurden, erbarmte sich Bernard schließlich und schlenderte gemächlich zum Bach, wo er Siegfried an den Beinen packte und ihn derart aus dem Bachlauf zerrte, dass noch recht viele Kiesel und Schlammklumpen in schmerzhaften Kontakt mit der Visage des Ewigen Ritters kamen. Nachdem Siegfried einige Algen und einen gehörigen Schwall Wasser ausgespuckt hatte, wies er die Schuld an diesem Missgeschick sogleich seinem Pferd zu. Auch die Rettung durch Bernard sei selbstverständlich unnötig gewesen. Pavarotti teilte dem Spinner mit, dass er ein Idiot sei, und lachend setzte die Gesellschaft ihren Weg fort.

[Kurze Zeit später erschreckten alle ganz fürchterlich. Mit einem lauten Donnerhall riss der Himmel auf, und aus der dahinter liegenden Dunkelheit polterte die Stimme eines Gottes: „Das ist so gemein! Keiner kann meine NPCs leiden! Und dann klaut ihr meinen Charakteren auch noch ständig die Sachen, die sie für ihre Plots brauchen!“ Noch weitere Beschwerden brüllte der zornige Gott, doch die waren kaum noch zu vernehmen, da sich der Riss in der Wirklichkeit wieder schloss, und schon wenige Momente später schien wieder die Sonne vom Himmel, und die Jagd ging weiter.]

Die Treiber hatten mittlerweile eine Wildsau gestellt. Richard, der in der Spitzengruppe mitritt, wurde die Ehre zuteil, das Tier zu erlegen. Mensch und Sau lieferten sich einen erbärmlichen Kampf; etliche Male stach unser Narbengesicht daneben, obwohl die Sau keinen Platz zum Ausweichen hatte. Dem Tier wiederum gelang es nicht, den doch recht stattlichen Leib des langsamen und ungelenken Richards mit ihren scharfen Hauern aufzureißen. Doch schließlich gelang es Richard, von einer kleinen Anhöhe aus auf die Sau hinabzuspringen und sie mit seiner Saufeder auf dem Waldboden festzupinnen. Höflicher Applaus folgte, und das Abendbrot war gerettet.

So zog die Gesellschaft zu einem kleinen Jagdschloss, wo die Sau gebraten und noch allerhand Smalltalk getrieben wurde. Als die Bettruhe anstand, stellten wir – trotz der sehr professionellen Bewachung durch die herzoglichen Soldaten – eigene Wachen auf. Wer weiß, ob der todgeweihte Giftmischer aus dem Hause Wittgenstein bei uns auftaucht in der irrigen Annahme, er könne sein miserables Leben doch noch irgendwie verlängern?

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #60 am: 14.01.2011 | 00:24 »
Ich glaube, man kann es gar nicht oft genug sagen: Das ist ein unwahrscheinlich genial geschriebenes Diary. Dickes Lob an euren Chronisten!
Mord ist auch eine Form der Kritik.

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #61 am: 14.01.2011 | 01:16 »
Schönen Dank  :)

Ich hab dich mal in unserem privaten Forum zitiert, damit der Gelobte auch von seinem Ruhm erfährt  ;D


cu Drantos
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #62 am: 14.01.2011 | 01:37 »
Nach diesem Lob, darf ein update nicht fehlen...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



38. How to kidnap a princess – Lektion 1 (Anfänger)


Während wir uns über die gebratene Sau hermachten, kam plötzlich Magnus aus den Ruhegemächern des Jagdschlosses geschlurft. Sein Schönheitsschlaf hatte nicht den erhofften Effekt erbracht, aber trotzdem gesellte er sich zu uns und berichtete, dass er bereits im Tagesverlauf mit den Dienern des Herzogs angereist war. So war unsere Gruppe wieder vollzählig, jedoch ging ein jeder einer anderen Tätigkeit nach. Einige versuchten sich auf dem Übungsplatz als Bogenschützen, andere nahmen an den Unterhaltungen bei Tisch teil. Bernard bereute vermutlich, letzteres getan zu haben, da Pavarotti die Prinzessin wenig subtil auf sein Empfehlungsschreiben für die Akademie der hohen Künste ansprach. Mit einem feuerroten Gesicht (Magnus blickte neidisch auf den neuen Hautton) nahm Bernard schließlich dankbar zur Kenntnis, dass Katarina seinem Wunsch nicht abgeneigt war. General Schwermut wetterte im Verlaufe des Abends mehrfach gegen die Steuer, die seine Verteidigungsmittel so arg geschwächt hatte. Answald erzählte den Pantherrittern ein paar Schauermärchen bezüglich unserer Anwesenheit in Middenheim. Da diese jedoch im Wesentlichen der Wahrheit entsprachen und der Argwohn seitens der Elitesoldaten stetig wuchs, kam ich kaum hinterher, seine Aussagen zu relativieren, um unsere Gruppe vor Kerker und Scheiterhaufen zu bewahren. Die finale Ablenkung von dem unangenehmen Gesprächsstoff kam schließlich in Form von Richard daher, der sich einem besonders großmäuligen Pantherritter im Faustkampf stellte. Zuerst drosch Richard kräftig auf seinen Gegner ein, jedoch wendete sich nach einer Weile das Blatt, und beinahe hätte der Ritter unseren Kämpfer mit einem Faustschlag niedergestreckt. Richard taumelte benommen zurück, landete aber schließlich einen glücklichen Treffer in den Wanst des Gegners, welcher selbigen wie ein Kartenhaus zusammenstürzen ließ. Der Respekt seitens der Pantherritter, wenn auch recht widerwillig, war ihm so sicher.

Wenig amüsant waren die arroganten Äußerungen Siegfried Prunkvolls; Answald war es bald zu viel des Gelabers, und er schnipste gekonnt eine Erbse in die aufgeblasene Fratze des Schwätzers. Erbost, weil sich der Schuldige nicht meldete (und alle, die es gesehen hatten, voller Schadenfreude schwiegen), erhob sich der Ewige Ritter von seinem Platz und stolzierte beleidigt ins Bettchen. Als sich dann auch Prinzessin Katarina und ihre Anstandsdame Hildegard Zimperlich zurückzogen, wurde die Feier noch ausgelassener, und nach der entsprechenden Menge Alkoholika nahmen selbst die feisten Bedienmäuschen recht ansehnliche Formen an. So kam es dann auch, dass kaum einer allein zu Bett ging und schließlich nur Bernard übrig blieb, um Wache zu halten. Dies gelang ihm auch für einige Stunden, aber schließlich ließen die Anstrengungen des Tages auch seine müden Äuglein zufallen.

Ein dumpfer Schlag von draußen weckte mich. Kurz darauf konnte man das Surren eines Pfeilhagels und die ersten Alarmrufe der Wachen draußen vernehmen. Halb angezogen stürmten wir aus dem Gebäude und in den Hof, wo die Wachsoldaten unter dem Kommando von Schwermut verzweifelt versuchten, den Angriff einer Horde Tiermenschen abzuwehren. Die ersten der Monster waren bereits über die Palisade geklettert, so dass Magnus eine Feuerwand erschuf, um sie aufzuhalten. Einige der Beastmen brachen jedoch durch, und es entbrannte ein heftiger Kampf. Die Feinde waren erheblich größer und stärker als die Exemplare ihrer Spezies, die wir bereits kannten. Answald wurde von seinem Gegner furchtbar verprügelt, und dem Tiermenschen, der sich mir entgegenstellte, konnte ich nur aufgrund meiner überlegenen Schnelligkeit ein paar gute Treffer verpassen. Ohne die Feuerstrahlen, die aus Magnus' Fingern schossen und viele der Angreifer rösteten, wäre die Verteidigungslinie innerhalb von Sekunden zusammengebrochen. Schreie erfüllten den Hof, und der Geruch von Blut und verbranntem Fell lag beißend in der verqualmten Luft. Hinter Magnus' Feuerwand bewegten sich die Schemen weiterer Gegner zuckend hin und her, sodass Bernard, der in den oberen Stockwerken Stellung mit seinen Schusswaffen bezogen hatte, kein klares Ziel erkennen konnte.

Plötzlich donnerte eine laute Explosion durch die Nacht und überdeckte alle Kampfgeräusche. Das Haupttor bog sich nach innen und brach schließlich unter der Gewalt einer enormen Druckwelle auseinander. Armgroße Holzsplitter flogen wie Schrapnelle durch die Luft, und mit einem schadenfrohen Lachen nahm ich zur Kenntnis, dass mein Gegner von den Geschossen durchsiebt und in Fetzen gerissen wurde. Jedoch sollte mir das Lachen schon bald im Halse stecken bleiben: Der Tiermensch, mit dem ich noch einen Augenblick zuvor gekämpft hatte, lag zwar verdreht und blutend zu meinen Füßen, der Hagel aus Trümmern vom gesprengten Tor indes war noch längst nicht vorbei! Neben mir brach Answald mit einem zerfetzten Bein schreiend zusammen. Mit aufgerissenen Augen und vermutlich wenig intelligentem Gesichtsausdruck sah ich sodann einen der massiven Stämme, an denen das Tor einst mit riesigen Scharnieren aufgehängt war, auf mich zufliegen. Dann wurde alles schwarz.

Meine Bewusstlosigkeit kann nicht lange angehalten haben. Wie durch ein Wunder hatte mir der Baumstamm nicht den Schädel zertrümmert, sondern nur eine riesige Beule inklusive pochender Kopfschmerzen verursacht. Auch Answald schien Glück im Unglück gehabt zu haben, er rappelte sich gerade wieder - trotz des blutenden Beines, das aber zum Glück doch nicht allzu schwer verletzt war - wieder auf. Die Verteidiger von den Palisaden waren hinab geklettert, um den durch das zerstörte Tor strömenden Beastmen Paroli zu bieten. Da erschütterte eine zweite, kleinere Explosion das Anwesen, diesmal von der Rückseite des Jagdschlosses. Dies war zwar beunruhigend, aber es konnte keiner der Kämpfer entbehrt werden, um die Rückfront zu sichern. Dies wurde aber auch gar nicht nötig; ein quäkendes Horn ertönte, und die Angreifer zogen sich schnaubend und brüllend zurück. Zeitgleich kam auch der heldenhafte Ritter Prunkvoll aus dem Gebäude gestürmt, ungeschickt mit dem Schwert herumfuchtelnd und überzeugt davon, dass die Feinde aufgrund seiner bloßen Anwesenheit die Flucht ergriffen hatten. Die Überlebenden des Gemetzels im Hof rückten gerade geschlossen und mit grimmigen Gesichtern vor, um dem feigen Schwätzer die Leviten zu lesen, da kamen Pavarotti und Prinzessin Katarina aus dem Gebäude. Die Tiermenschen, welche durch die Rückseite des Anwesens eingedrungen waren, hatten die Anstandsdame Hildegard Zimperlich entführt! Offenbar war die Prinzessin Ziel des Anschlages. Da für Beastmen jedoch ein Mensch aussieht wie der andere, hatten sie sich die falsche Frau geschnappt.

Es wurde festgestellt, dass die Explosion auf der Rückseite von Schwarzpulver verursacht wurde, diejenige am Tor allerdings magischen Ursprungs war. Weil Tiermenschen zwar dafür bekannt sind, wahllos Menschen zu fressen und zu töten, jedoch nicht dafür, Angehörige der Oberschicht zu entführen, musste jemand anders dahinter stecken. Sollte der Irrtum bei der Entführung bemerkt werden, wäre ein weiterer Angriff wahrscheinlich. So kam es auch, dass jedes Mitglied der Truppe eine Fackel in die Hand gedrückt bekam und ein Gewaltmarsch nach Middenheim durch den nächtlichen Wald durchgezogen wurde. Katarina machte sich große Sorgen um ihre Zofe und bat uns schließlich, sie aus den Klauen der Feinde zu retten. Ein dämliches Unterfangen, doch was sollten wir tun? Wir drehten es so, dass der wie immer noch dummschwätzende Siegfried Prunkvoll uns begleiten musste, wollte er nicht sein Gesicht verlieren. Ein Stück Kanonenfutter, das wir bei Bedarf zwischen uns und unsere Feinde schubsen konnten, würden wir bei diesem Selbstmordkommando gut gebrauchen können. Answald ortete die Spur der Entführer, und sodann ging es auf in Richtung Nordosten, immer weiter weg von Middenheim. Unter der „Führung“ von Siegfried drangen wir immer tiefer in den Wald vor. Nach einer Stunde zerriss ein grauenhafter Schrei die Stille der Nacht. Die Quelle des Schreis fanden wir kurze Zeit später: Ein gigantischer Tiermensch lag tot neben einem Baum, offenbar grausam zu Tode gefoltert. Die tiefen Wunden in seinem Körper wurden laut Magnus durch Metallmagie verursacht. Mit einem unguten Gefühl im Bauch rieb ich meine Narben, wo mich die Silberpfeile Etelka Herzens durchbohrt hatten. Hier bestand doch hoffentlich kein Zusammenhang?

Nach einer weiteren Stunde verlor sich die Fährte unserer Feinde an einem Fluss. Answald watete lange flussauf und -ab, bis er schließlich die Stelle gefunden hatte, an der die Verfolgten dem Wasser entstiegen waren. Wir beschlossen, die restliche Nacht zu ruhen, um bei Tage der Spur weiter zu folgen. Siegfried wollte die Sache zwar hinter sich bringen und weiter marschieren, allerdings wurde ihm der Wert seiner „Führungsposition“ verdeutlicht und erklärt, wessen Regeln in der Wildnis gelten. Noch während er diese für ihn ungewohnte Situation verarbeitete, wurde seinem aufgeblähten Ego der nächste Hieb versetzt, als wir ihn davon in Kenntnis setzten, dass er sich an den Wachschichten beteiligen müsste. Ich hielt mit ihm gemeinsam die erste Wache, und abgesehen von ein paar gemurmelten Beleidigungen wechselten wir kein Wort.

Kaum hatten wir uns schlafen gelegt, da weckte uns Bernard auf. Er hatte einen Geruch wahrgenommen, der uns allen bekannt vorkam: Goblins! Die kleinen Biester versuchten, uns einzukreisen. Zum Glück konnte man ihre unbeholfenen Schleichversuche leicht hören, da sie sich auch ein gelegentliches irres Kichern aufgrund der Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf nicht verkneifen konnten. Diese Vorfreude wurde ihnen jedoch recht schnell geraubt. Magnus bat uns ungerührt, ein wenig zusammenzurücken. Noch während Siegfried fragend aus der Wäsche schaute, beeilte sich der Rest, Magnus' Wunsch Folge zu leisten, und in dem Moment, als die kleinen Unholde mit rostigen Schwertern und gezackten Dolchen aus dem Gebüsch heraus auf uns zustürzten, murmelte unser Magier seine Formel. Ein Ring aus Flammen umschloss plötzlich unser Lager, und einige der Angreifer konnten ihren Ansturm nicht mehr rechtzeitig abbremsen. Vor Schmerz und Schreck quiekend zog sich das Goblinrudel in die Dunkelheit zurück, und den Rest der Nacht hatten wir Ruhe.

Am nächsten Morgen folgten wir weiter der Fährte der Entführer. Nach einigen Stunden wandte sich Answald kreidebleich zu uns um und erklärte mit Blick auf den Waldboden, dass wir uns wohl mitten im Revier der Tiermenschen aufhalten. Er erklomm sodann einen Baum. Von hier aus hatte er einen wunderbaren Blick auf diverse Beastmen-Patrouillen, die um unsere Position herumschlichen, sowie auf eine kleine Lichtung, zu der auch die Fährte führte. Darauf standen ein Obelisk und ein Altar, überzogen mit einer Kruste, bei der es sich nur um geronnenes Blut handeln konnte. Answald versuchte sich näher heranzuschleichen, was ihm gründlich misslang. Jedoch schienen seine Bewegungsmuster denen einer Wildsau zu gleichen, die durchs Unterholz bricht, zumindest schöpfte keine der Patrouillen Verdacht. Answald entdeckte hinter dem Altar einen Höhleneingang, in den die Spur der Entführer hineinführte. Ein furchtbarer Gestank nach Schweiß, Blut und dreckigem Fell kam aus der Tiefe hinaufgeweht. Answald winkte uns heran. Nach einer Rede Siegfrieds, die selbst für ein Detlev-Sierk-Schauspiel zu abgedroschen gewesen wäre, entschlossen wir uns, den Feinden in ihre Höhle zu folgen. Und dies ist sollte auch der Moment sein, in dem der Ritter Prunkvoll für unsere Gruppe von Nutzen sein würde. Grinsend beobachtete ich, wie meine Kameraden ebenso wie ich zur Seite und nach hinten traten, um schließlich den entsetzt dreinblickenden Siegfried immer näher auf den Höhleneingang zuzudrängen...

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Enemy Within Spielberichte WFRSP2

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #63 am: 19.01.2011 | 09:40 »
Ein "Prunkvolles" Ende...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



39. Leichenteile pflastern ihren Weg


Der Ewige Ritter Siegfried Prunkvoll sah die Entschlossenheit in unseren Augen. Er tat einen tiefen Atemzug, und mit einer schwülstigen Rede auf den Lippen schritt er voran in die Höhle der Tiermenschen. Das Rappeln und Scheppern seiner schimmernden Rüstung wurde von den Wänden des Ganges verstärkt und zurückgeworfen, und plötzlich kamen uns Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, den Maulhelden voran zu schicken. Die Zweifel wurden bestätigt, als uns aus der Dunkelheit das Brüllen aus mindestens fünfzig Monsterkehlen entgegen schallte. Die gehörnten Silhouetten der Tiermenschen, die auf uns zu rannten, verschwanden in letzter Sekunde hinter Magnus' Feuerwand, und wir traten hastig die Flucht zurück auf die Lichtung an. Aber auch hier wurden wir bereits erwartet. Eine der Patrouillen war zur Höhle zurückgekehrt, und wir liefen ihnen geradewegs in die behaarten Arme. Zum Glück waren die Monster ebenso überrascht wie wir. Unsere Waffen machten kurzen Prozess mit den Gegnern, und selbst Prunkvoll überzeugte wider Erwarten mit seiner Schwertkunst, indem er den größten der Feinde niederschlug. Ohne nennenswerte Gegenwehr überwanden wir die Patrouille, und Answald führte uns rasch durch das Unterholz fort von der Höhle. Doch obwohl er unsere Spuren so gut es ging verwischte, wurden wir von den uns verfolgenden Tiermenschen gewittert. An einem kleinen Bach trennten wir uns, und Answald versuchte, die Verfolger von der Gruppe fort zu locken. Wir vereinbarten einen Treffpunkt auf einem in Sichtweite liegenden Bergrücken und rannten weiter, während Answald zurück blieb. Das Ablenkungsmanöver gelang offenbar, denn wir wurden nicht weiter verfolgt.

Erst als die Dunkelheit schon hereingebrochen war, stieß Answald wieder zu uns. Die Tiermenschen hätten ihn beinahe geschnappt, aber mit knapper Not war es unserem Waldmenschen gelungen, ihnen zu entkommen. Die vier mehr oder weniger stark mutierten Anführer mitgerechnet, waren uns etwa drei Dutzend der Beastmen auf den Fersen. Wir verkrochen uns in einer kleinen Höhle und verbrachten dort eine ereignislose Nacht. Am nächsten Morgen entschieden wir nach einer kleinen Diskussion, ob die Zofe Zimperlich überhaupt noch am Leben ist, es noch einmal mit der Höhle zu versuchen. Der Umstand, dass die relativ große Gruppe der Tiermenschen in den Wäldern nach uns suchte, konnte nur von Vorteil für uns sein – zumal es Answald gelang, uns sicher an den Verfolgern vorbeizuführen.

Nach wenigen Stunden standen wir wieder auf der Lichtung. Answald überraschte uns, indem er einen genialen Plan ersann, wie wir nun am besten vorgehen sollten. Ich schlich in die Höhle hinab, um die Lage zu erkunden. An einer Kreuzung standen zwei Wachen. Obwohl ich mich lautlos wie ein Schatten bewegte, nahmen mich die scharfen Sinne der Tiermenschen wahr. Eine der Wachen kam grunzend auf mich zu. Rasch eilte ich zum Ausgang und berichtete von dem Verfolger. Um jeglichen Lärm zu vermeiden, sprach Magnus seinen Zauber der Stille. Kaum hatte die letzte Silbe seinen Mund verlassen, da tauchte auch schon der gehörnte Schädel der Wache am Höhleneingang auf. Answald ließ einen Pfeil von seiner Bogensehne schnellen, der jedoch in dem dicken Schädelknochen des Monsters steckenblieb, ohne das Biest niederzustrecken. Noch während der Tiermensch sich darüber wunderte, dass er seinen eigenen Schmerzensschrei nicht hören konnte, sprang Richard vor und tötete die Kreatur mit drei blitzschnellen Axthieben. Meine Kameraden schleiften die Leiche in ein Gebüsch, und ich schlich erneut in die Höhlen. Doch schon nach wenigen Metern kam mir der verbliebene Wächter entgegen, und er hatte Verstärkung dabei! Rasch eilte ich wieder zurück zu meinen wartenden Freunden. Da sich die Taktik bewährt hatte, sprach Magnus widerwillig erneut seinen Zauber. Er hätte wohl lieber in gewohnter Manier mit Feuerstrahlen und -bällen um sich geschossen, aber der Lärm hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt; außerdem sollte er in den kommenden Tagen noch genug Gelegenheit zum Zündeln bekommen.

Der Anführer der vier Tiermenschen schien cleverer als der Rest zu sein, ihm fiel sofort die unnatürliche Stille auf, als er aus der Höhle trat. Doch da schnappte unsere Falle schon zu. Siegfried überraschte uns erneut, als er eines der Monster mit wenigen Schwerthieben erlegte. Richard kümmerte sich um den Anführer und trennte diesem nach kurzem Kampf das Bein vom Rumpf. Der hünenhafte Tiermensch stürzte zuckend zu Boden und verblutete dort rasch. Die beiden übrigen Kreaturen wandten sich um und versuchten zu fliehen, um die übrigen Krieger des Rudels zu alarmieren. Ich nutzte die ungedeckte Rückseite meines Gegners und zertrümmerte ihm mit meinem Streitkolben den Schädel. Answalds Rivale bekam durch dessen mächtige Axt eine tiefe Wunde im Bein zugefügt, schaffte es aber dennoch beinahe, sich in die Höhle zurück zu flüchten. Wieder war es Richard, der den Beastman mit blitzenden Klingen zurück in die Hölle schickte, die ihn ausgespuckt hatte.

Nachdem auch diese Kadaver versteckt waren, schlichen Answald und ich voran in die Höhle, während uns unsere Kameraden in einigem Abstand folgten. An der Kreuzung bogen wir zunächst ab, kehrten jedoch rasch wieder um. Der furchtbare Gestank, der in der Luft lag, sowie das lauter werdende Brüllen aus vielen Kehlen legte die Vermutung nahe, dass die Lagerhöhle der Tiermenschen voraus liegen musste. Um die Vielzahl der Gegner zu meiden, erforschten wir nun einen der anderen Gänge. Aus einer Kammer, an der wir vorbei kamen, drang ein Gestank von Fäulnis und Verwesung, der selbst meinen gestählten Sinnen arg zusetzte und mir die Tränen in die Augen trieb. In dem Raum waren die Leichen verschiedenster Rassen in allen denkbaren Stadien der Verwesung übereinander gestapelt. Ein kurzer Überblick verriet uns aber, dass Hildegard Zimperlich nicht darunter war. Nach einer Biegung führte der Gang an zwei Türen vorbei. Hinter einer der Türen vernahmen wir leises Wimmern. Die Tür war von außen abgeschlossen – vermutlich war hier das Gefängnis! Magnus sorgte wieder dafür, dass uns keine Geräusche verraten würden, und ich knackte das Schloss. Bernard ging voran in den Raum, und wir folgten ihm. Auf den ersten Blick lagen hier nur Unrat und Lumpen umher. Als sich einige dieser Lumpen jedoch bewegten, stellten wir erschrocken fest, dass es sich dabei um Gefangene handelte, die an den Wänden festgekettet waren. Es handelte sich um sechs Zwerge und vier Menschen. Doch noch bevor wir sie befreien konnten, verrieten uns die aufgerissenen Augen und stummen Schreie der Unglückseligen, dass etwas nicht stimmte. Wir fuhren gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wir ein riesiger, muskulöser Troll aus der gegenüberliegenden Tür stapfte und ohne zu zögern einen Schwall übelriechender Säure auf Richard spuckte. Der Stillezauber hatte die Geräusche des Monsters überdeckt, so dass er sich unbemerkt nähern konnte. Von der kochenden Haut Richards stiegen kleinen Rauchfahnen auf, und seine Kleidung und Rüstung begannen, sich aufzulösen. Wären nicht schon die Brandnarben gewesen, hätte die ätzende Flüssigkeit sein Antlitz zerstört; so allerdings änderte sich lediglich die Farbe der getroffenen Hautpartien von feuerrot zu schleimigem weiß. Der schreckliche Anblick ließ mich vor Angst erstarren, und auch Answald erschreckte sich gehörig, denn fast hätte der Pfeil, den er hastig auf den Troll abschoss, Siegfried Prunkvoll in den Hintern getroffen. Richards Gegenangriff verursachte tiefe Wunden im Fleisch des Feindes, und auch der Ewige Ritter verletzte die Kreatur schwer. Doch begannen die Wunden des Trolls langsam, sich zu schließen, und die Hiebe seines mannsgroßen Knüppels ließen Richard zurücktaumeln. Doch wie schon zuvor auf der Lichtung erinnerte sich unser Kämpfer an die alte Regel: „Ein Gegner der nicht stehen kann, kann nicht kämpfen!“. Er ließ sich auf die Knie fallen und schmetterte seine Axt wieder und wieder gegen die ungepanzerte Kniescheibe des Monsters, bis schließlich dessen Unterschenkel in hohem Bogen davonsegelte. Das grünschwarze Blut des Trolls schoss in einem armdicken Strahl durch den Raum und benetzte alle Anwesenden mit einem stinkenden Film, doch diese Wunde war zu viel für den Gegner, und er schlug lautlos auf dem Höhlenboden auf.

Nachdem wir unsere Gesichter grob vom Trollblut gereinigt hatten, befreiten wir die Gefangenen von ihren Ketten. Die Zwerge erzählten uns, dass sie Handwerker aus Middenheim seien. Als sie die Stadt aufgrund der eingeführten Steuern verließen, wurden sie in den Wäldern von den Tiermenschen entführt. Unsere Befürchtungen wurden nun von den weiteren Erzählungen der Zwerge bestätigt: Die Magierin Etelka Herzen hatte die Beastmen mit faulen Zaubern unter ihre Kontrolle gebracht. Gemeinsam mit ihren Söldnern, unter ihnen ein mit Schusswaffen behangener Wahnsinniger namens Fleischer, hatte sie die Zwerge gezwungen, die Höhlen auszubauen, während die vier gefangenen Holzfäller wohl als Proviant für die Anführer der Tiermenschen gedacht waren. Während der Bauarbeiten mussten die Zwerge auch eine Art Notausgang fertigen, durch den man in ein Höhlensystem gelangt, das bis zu einem geheimen Ausgang in den Mittelbergen führt. Wir beschlossen, dem Gang weiter zu folgen (er führte laut den Zwergen an Etelkas Gemächern vorbei zu dem Notausgang), doch dann machten die Zwerge den Fehler und erwähnten die Höhle des Anführers der Tiermenschen, welche an der Kreuzung nahe des Höhleneingangs lag. In Answalds Augen glomm plötzlich die Gier auf, und er bestand darauf, dass er in diesen Raum zurückgehen wolle, um den Beastmanboss auszurauben. Selbst von den logischen Argumenten, dass Tiermenschen zum einen selten etwas von Wert besitzen und er zum anderen die gesamte Gruppe einem unnötigen Risiko aussetzen würde, ließ sich die Raffsucht nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Und bei einem derart dummen Plan war auch Siegfried Prunkvoll sofort Feuer und Flamme und schlug sich auf die Seite Answalds. So liefen beide den Gang zurück – um nach nur wenigen Augenblicken zurückzukehren. Erwartungsgemäß hatten sie außer Dreck, Unrat, Tiermenschdung und einem angefressenen Zwergenkadaver nichts in der Höhle entdecken können.

Wir folgten dem Gang weiter in die Tiefe. Türen führten in vier Kammern, welche augenscheinlich von den Söldnern Etelkas als Unterkunft genutzt wurden. Hier konnte Richard sich wieder mit Kleidung versorgen, denn seine Klamotten waren durch die Trollkotze mittlerweile fast vollständig aufgelöst. Sonst fanden wir nichts von Wert. Das sollte sich jedoch ändern, denn einige Meter weiter den Gang entlang fanden wir endlich die Gemächer Etelkas. Das Schloss der Tür war leicht geknackt, jedoch verpasste mir die magische Falle, mit der es gesichert war, ein paar schmerzhafte Verbrennungen an den Fingern. Doch die Durchsuchung des edel und teuer eingerichteten Zimmers brachte eine Anzahl an Juwelen und wohl gefüllten Goldbörsen hervor, die den Schmerz rasch vergessen machten. Weitere Genugtuung verschaffte mir die Entdeckung von Etelkas Vorrat an Parfüm und Schminke: Ersteres wurde vergossen, letzteres mit Verdauungsendprodukten „angereichert“. Die Hausherrin würde ihre helle Freude haben, sollte sie hierher zurückkehren! Bernard fand noch einige Phiolen mit Heiltränken sowie einen Glaskolben, der einen orange-roten Trunk enthielt, dessen Wirkung jedoch nicht vorherzusagen war. Im angrenzenden Vorratsraum (den die ausgemergelten Befreiten innerhalb von Sekunden beinahe leerfraßen) fanden wir Spuren, die darauf schließen ließen, dass Hildegard Zimperlich hier festgehalten wurde. Also waren wir auf der richtigen Spur! Die Zwerge öffneten uns die Geheimtür in den Nottunnel, und mit den geretteten Gefangenen im Schlepptau verließen wir die Höhlen der Tiermenschen.

Wir folgten den unterirdischen Gängen in Richtung der Mittelberge. Ab und an fand Answald die Spuren von etwa vier bis fünf Leuten, die unlängst hier entlanggegangen waren; ihren Vorsprung schätzte er auf etwa zwei Tage. Das Öl unserer Lampen begann knapp zu werden, als wir schließlich nach einer Tagesreise den Ausgang der Höhlen erreichten. In einer Entfernung von etwa sechzig Meilen konnte man den Faustschlagfelsen sehen. Answald entdeckte nach einer Weile auch einen schmalen Pfad, der in die entsprechende Richtung zu führen schien, sowie die Spuren derer, die wir verfolgten. Wir reisten einen ereignislosen Tag, und auch des nachts blieben wir unbehelligt. Am Mittag des zweiten Tages meinte Answald, dass wir wohl die Hälfte des Weges geschafft hatten. Abends schlugen wir wieder unser Lager auf, aber im Gegensatz zum Vortag sollte es nicht so ruhig bleiben.

Während meiner Wache hörte ich plötzlich ein zischendes Geräusch. Es gelang mit noch, mich zur Seite fallen zu lassen, da sauste auch schon ein rostiges Krummschwert an der Stelle durch die Luft, wo noch Augenblicke zuvor mein Hals war. Eine Gruppe riesiger Orks hatte sich in unser Lager geschlichen! Laut brüllte ich, um meine schlafenden Kameraden zu wecken. Schlaftrunken rappelten die sich auf, während ich verzweifelt versuchte, mir meinen Gegner vom Leib zu halten. Wieder und wieder krachte mein Streitkolben auf die dicke Rüstung des Orks, ohne jedoch viel mehr als ein paar Beulen in dem Metall zu verursachen; im Gegenteil schien jeder Treffer den Angreifer nur noch wütender zu machen. Auch Siegfried geriet in arge Bedrängnis. Wie wir ja bereits alle schon vermutet hatten, war er ohne seine schimmernde Rüstung nur ein Schatten seiner selbst verglichen mit den Kämpfen der letzten Tage; wieder und wieder sanken die schartigen Orkklingen in sein Fleisch, und schon nach wenigen Momenten blutete er aus einem Dutzend Wunden. Auch Answald taumelte noch schlaftrunken umher, und er vermochte seine Gegner nicht wie üblich mit seiner Axt zu spalten, und der erschöpfte Bernard hatte sich noch nicht einmal von seinem Lager hochgerappelt. Lediglich Richard, der mit mir Wache gehalten hatte, trieb die Orks mit blitzschnellen Hieben vor sich her, und Magnus hielt nach ein paar hastig gemurmelten Zauberformeln sein flammendes Schwert in den Händen. Doch so beeindruckend die lodernde Klinge in der Dunkelheit auch aussah, es gelang ihm nicht, die Orks damit in die Flucht zu schlagen. Richard erinnerte sich an den Trick, den er bei den Tiermenschen angewandt hatte. Anstatt die starken Panzerungen anzugreifen, mit denen die Orks ihre Körper schützten, schlug er gezielt auf die schwächeren Arm- und Beinschienen ein. Schon nach kurzer Zeit hüpften einbeinige Feinde durchs Lager und waren leichte Beute, während andere ihre Nacken entblößten, als sie versuchten, ihre abgetrennten Waffenarme wieder aufzuheben. Bernard, der seinen Geist auch endlich von den Schleiern der Träume befreit hatte, sprang Magnus zur Hilfe, der von allen Seiten bedrängt wurde. Er konnte nicht sehen, dass auch Siegfried seine Hilfe hätte gebrauchen können. Von einem Knüppel am Kopf getroffen, strauchelte der Ewige Ritter zu Boden. Als er sich gerade wieder aufrappelte, musste er feststellen, dass sein Gegner die Kampftaktik Richards studiert hatte. Mit einem triumphierenden Grunzen ließ er seinen Säbel niedersausen, und in hohem Bogen flog der abgetrennte Schildarm Siegfried Prunkvolls in die dunkle Nacht hinaus. Ungläubig starrte der Held von Middenheim auf den Stumpf seines Armes, aus dem das Blut in pulsierenden Fontänen hinausschoss, um im trockenen Erdreich zu versickern. Dann brachen seine aufgerissenen Augen, und leblos sank der Leichnam des Ewigen Ritters von Middenheim, Siegfried Prunkvoll, zu Boden.

Das gehässige, rasselnde Kratzen, das sich den Weg aus dem stinkenden Maul des Rittermörders bahnte und wohl die orkische Version eines Lachens darstellen sollte, endete abrupt, als Richard wie ein Berserker durch das Lager tobte und einen Angreifer nach dem anderen in blutige Fetzen hackte. Auch Answald war es mittlerweile gelungen, sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln, und gemeinsam mit Bernard schaltete er die Gegner aus, die Richard ihnen übrig ließ. Auch sie hatten sich die Taktik unserer narbengesichtigen Kampfmaschine angeeignet, und in einem Regen aus schwarzem Orkblut und abgetrennten Körperteilen wurden unsere Feinde immer weiter zurückgedrängt. Die Rüstung meines Gegners war mittlerweile von meinen Hieben rundherum verbeult und zerkratzt, aber es war mir nicht gelungen, einen entscheidenden Treffer zu landen; zu beschäftigt war ich damit, den heftigen Angriffen des Orks auszuweichen. Da drang plötzlich vor meinen Augen das Blatt von Richards Axt aus dem Brustkorb des Monsters aus. Eingeweide und Teile des Rückgrates spritzten durch die Luft, als Richard seine Waffe aus dem Rücken des Orks herausriss. Schwer atmend sahen wir uns um. Der Kampf war vorbei. Ein Kichern aus dem Gebüsch am Rande unseres Lagers ließ uns noch einmal herumfahren, und wir konnten gerade noch einen Blick auf einen Goblin erhaschen, der – genüsslich auf dem Arm Siegfried Prunkvolls herumkauend – in der Dunkelheit verschwand. Eine Verfolgung des Monsters war aber zu gefährlich, und so ließen wir die Kreatur mit ihrer Beute von dannen ziehen und begannen damit, unsere Wunden zu säubern und zu verbinden.

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #64 am: 23.01.2011 | 13:12 »
Ein "heißer" Abgang...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



40. Ein Feuerwerk...


Schon bald graute der Morgen. Wir blickten uns erschöpft in unserem verwüsteten Lager um. Schließlich ruhten alle Blicke auf dem verstümmelten Leichnam Siegfried Prunkvolls. Die Männer, die wir aus den Fängen der Tiermenschen gerettet hatten, trauerten lautstark um den Helden ihrer Stadt. Sie hatten ihn nicht als den überheblichen Wichtigtuer, der er war, kennengelernt wie wir, und trotz seiner unsympathischen Art musste man ihm für sein Verhalten in den letzten Tagen schon ein wenig widerwilligen Respekt zollen. Daher beschlossen wir auch, die Strapazen auf uns zu nehmen und seine sterblichen Überreste mit nach Middenheim zu nehmen. Allerdings mussten wir ihn hierfür noch herrichten; da er bei dem Kampf gegen die Orks keine Zeit mehr gefunden hatte, seine schimmernde Rüstung anzulegen, durfte man jetzt seine Feinrippunterhose mit Eingriff, Bremsstreifen hinten und gelben Flecken auf der Vorderseite bewundern. Wir hüllten Siegfried in seine Rüstung und kaschierten den fehlenden Arm, indem wir sein Schild auf der fraglichen Stelle platzierten. Eine Trage wurde gebaut, und sodann setzten wir unseren Weg in Richtung Warrenburg fort.

Die Spur von Etelka und ihrer Bande verlor sich einige Meilen vor dem Dorf der Halunken und Halsabschneider. Um jedem Konflikt mit den Gesetzlosen aus dem Wege zu gehen, machten wir einen weiten Bogen um Warrendorf. Zur Mittagszeit erreichten wir den Fuß des Faustschlags. Mit dem Lift fuhren wir hinauf in die Stadt; hierbei wunderten wir uns über den bürokratischen Irrsinn, dass die Leiche Prunkvolls vom Liftführer als Last deklariert wurde und so das zehnfache an Beförderungsentgelt kostete im Vergleich zu einem lebendigen Passagier. Oben angekommen, verabschiedeten sich die geretteten Männer und Zwerge dankbar. Nachdem die Wachen an Lift und Stadttor nach Etelka und ihren Begleitern befragt wurden – keiner hatte sie gesehen – begaben wir uns zum Palast. Hier wurden wir von einem Trupp Pantherritter empfangen. Die Trauer ob des Dahinscheidens von dem Ewigen Ritter seitens der Soldaten hielt sich sehr in Grenzen. Auch wurde unser Bericht angezweifelt, in dem wir die Tatsache erwähnten, dass Prunkvoll ehrenvoll im Kampf gefallen ist. Uns konnte es letztlich egal sein; wir hatten unseren Teil mit Übergabe des Toten getan, und nun galt es Kräfte und Informationen zu sammeln, um endlich den Verbleib der Anstandsdame Hildegard Zimperlich aufzuklären.

Wir stürzten uns in die brechend vollen Straßen der Stadt – der morgen beginnende Karneval warf seine Schatten voraus – und brachten unsere Ausrüstung und Kleidung wieder auf Vordermann. Ein Besuch bei Elvyra brachte keine Erkenntnisse über den Trank, den wir in Etelkas Kammer gefunden hatten, sie empfahl aber einen Alchemisten, der dies herausbekommen könnte. Auf dem Rückweg konnte man an dem Platz von Goebbels' Haus nur noch einen Trümmerhaufen sehen; laut einer Nachbarin war es vor zwei Tagen unter mysteriösen Umständen in sich zusammengestürzt. Ein durch die Straßen eilender Bote der Kommission für Handel und Kommerz wusste jedoch zu berichten, dass Goebbels nicht zu Schaden gekommen war, noch gestern wurde er mit seinem Sekretär Franz Christoph Becker gesehen. Während die übrigen Kameraden ihre von der Reise ausgezehrten Körper in dem bereits erprobten Halblingslokal mit Unmengen an Gänsefleisch vollstopften, schnappte ich mir Richard. Wir gingen in die verrufeneren Stadtteile, und schließlich fand ich eine Spelunke mit den entsprechenden Zeichen über dem Eingang. Hier machte ich schließlich den Halunken Josef das Wiesel ausfindig, der mir nach der entsprechenden klimpernden Motivation berichten konnte, dass Etelka vor zwei Tagen in Warrenburg Unterschlupf gefunden hatte. Sie hatte mit ihren vier schwer bewaffneten Schlägern ein Haus im Nordwesten der Stadt besetzt. In ihrer Begleitung war eine alte Frau, geknebelt und in Fesseln, bei der es sich um eine verrückte Hexe handeln sollte. Das musste Hildegard Zimperlich sein! Richard und ich begaben uns zurück zu unserer Taverne, wo wir unseren vollgefressenen Kameraden nach ihrer Rückkehr die neuen Infos unterbreiteten. Das Ziel für den nächsten Tag stand somit fest: Auf nach Warrenburg!

Früh am nächsten Tag brachen wir auf und wanderten in die Halunkenstadt. Richard schritt voran und brachte es trotz all der Verbrennungen und Verätzungen in seinem Gesicht fertig, eine bedrohliche Miene aufzusetzen, sodass uns die kriminellen Einwohner Warrenburgs mieden und in ihren Hauseingängen verschwanden, sobald wir in Sichtweite kamen. Das fragliche Haus war rasch gefunden, Josef das Wiesel hatte es gut beschrieben. Allerdings wäre ein Angriff bei Tage sehr riskant gewesen, denn das Gebäude machte einen soliden und leicht zu verteidigenden Eindruck. Eine List musste her, und wir ersannen auch sogleich einen herrlichen Plan. Etelka hatte Hildegard offiziell als Hexe deklariert. Das wollten wir gegen sie nutzen! Wir fertigten eine schriftliche Botschaft im Namen der Bewohner Warrenburgs an, in der zu lesen war, dass eine Gruppe Hexenjäger Wind von Etelkas Gefangener bekommen hatte nun auf dem Weg von Middenheim hierher sei. Da man keinen Ärger im Ort wünschte, wurde Etelkas Gruppe in unserem Brief aufgefordert, gefälligst zu verschwinden. Da nur eine Straße durch den Ort führte und es wenig wahrscheinlich war, dass sie den Templern Sigmars entgegenreiten würde, wollten wir Etelka ein paar Meilen nördlich von Warrenburg auflauern. Mit Ausnahme Anwsalds eilten wir schon einmal voraus, um unseren Hinterhalt vorzubereiten. Answald wickelte die Botschaft um einen Ziegelstein und schleuderte sie mit viel Schmackes durch eines der Fenster auf der Gebäudefront. Anschließend versteckte er sich rasch in einem alten Schuppen in Sichtweite. Zwar drang kein Schmerzensschrei aus dem Inneren des Hauses, aber trotzdem stürmte nur wenige Sekunden später ein erzürnter Söldner mit einer riesigen Donnerbüchse in den Händen auf die Straße. Als er den Steinewerfer nicht mehr erblicken konnte, verschwand er wieder im Haus, kam allerdings nach wenigen Minuten in Begleitung eines zweiten Schlägers wieder hinaus. Beide verschwanden in der Stadt und kehrten nach einer Weile mit einem alten Pferdekarren wieder zurück, welchen sie in die Scheune bugsierten. Answald hatte genug gesehen und eilte unserer Gruppe hinterher zum Hinterhalt.

Nur wenige Minuten später hörten wir in unseren Verstecken das Quietschen von Etelkas Fuhrwerk. Die Magierin saß neben einem der Söldner auf dem Kutschbock, und zwei weitere ihrer Mietlinge flankierten den Wagen auf jeder Seite. Die Ladefläche des Wagens war mit einer Plane verdeckt und nicht einsehbar. Der mit Pistolen, Gewehren und Pulverhörnern behangene Mann, bei dem es sich nur um den berüchtigten Fleischer handeln konnte, ging mit irrem Blick voran. Plötzlich riss er eine seiner Flinten hoch – wir dachten schon, er hätte uns entdeckt. Allerdings richtete er die Waffe nicht in Richtung der Büsche, in denen wir uns verbargen, sondern auf die Karawane, welche aus Norden entgegenkam. Ein halbes Dutzend Kohleschürfer reisten mit schwer beladenen Mulis gen Middenheim. Zwar waren diese Augenzeugen nicht wirklich erwünscht, trotzdem nutzten wir die Ablenkung, die sie boten, und griffen in diesem Moment an. Wie verabredet galt unsere erste Salve der verhassten Etelka Herzen. Nur zu gut erinnerten wir uns an die furchtbaren Verletzungen, die ihre magischen Silberpfeile zu verursachen in der Lage waren. Wie eine Nervenkranke zuckte sie auf dem Kutschbock herum, als die Bolzen und Pfeile einer nach dem anderen in ihrem Körper einschlugen. Das Zucken endete jedoch schlagartig, als ein knappes Dutzend armdicke Feuerstrahlen aus den Fingerspitzen Magnus' schoss und ihren Körper in ein flammendes Inferno verwandelte. Es war geglückt, unsere verhassteste Feindin war vernichtet!

Allerdings waren wir bei der Wahl unserer Mittel ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Zwar brannten die pfeilgespickten Überreste Etelkas lichterloh, nur galt selbiges auch für den halben Karren! Der Söldner neben Etelka war durch die Wucht des magischen Angriffs brennend vom Kutschbock geschleudert worden und wälzte sich im Straßengraben, und das Pferd verfiel panikartig in einen rasenden Galopp bei dem Versuch, vor seinem eigenen brennenden Schweif zu flüchten. Während meine Kameraden die Söldner Etelkas weiter bekämpften, hastete ich dem Gespann hinterher, das sich schaukelnd und lodernd auf die völlig entsetzten Bergarbeiter zubewegte. Auch hinter mir zuckten erneut Flammen durch die Luft, und die Todesschreie von zwei Söldnern hallten durch die Luft und endeten in einem knisternden Gurgeln. Während des Laufens blickte ich über meine Schulter zurück. Magnus stand hoch aufgerichtet und mit qualmenden Fingerspitzen auf einem kleinen Hügel. Fleischer feuerte seine Donnerbüchse auf den Magier ab, und trotz der Entfernung spickten einige Schrapnelle dessen Leib. Doch die heißen Splitter schienen Magnus' Kräfte nur noch weiter anzuheizen, und laut seine arkanen Formeln brüllend deutete er mit beiden Händen auf den Schützen. Die Feuerstrahlen schlugen in den Leib des Söldners und ließen den Mann zu einem Häuflein Schlacke zusammenschmelzen. Doch da zerriss eine gewaltige Explosion die Überreste Fleischers – die Flammen hatten sein Arsenal an Schusswaffen sowie die Pulvervorräte entzündet! Die Druckwelle der Explosion ließ selbst mich noch trotz der Entfernung straucheln, und ich wendete meine Aufmerksamkeit wieder auf das brennende Fuhrwerk, dem ich hinterher lief. Die Bergleute standen mit aufgerissenen Mündern auf der Straße und wussten nicht, welchem der vielen lodernden Infernos sie ihre Aufmerksamkeit widmen sollten. Mittlerweile stand der gesamte Karren samt Gaul in Flammen. „Tötet das Pferd!“ rief ich den Männern entgegen, und tatsächlich gelang es einigen der Männern, ihre Armbrüste zu spannen und mit zitternden Händen auf das brennende Höllenross zu richten, das kreischend auf sie zuraste. Die Geschosse gaben dem angeschlagenen Tier den Rest, und in einem Funkenregen überschlug sich das gesamte Gespann. Der verkohlte Körper der gefesselten und schreienden Hildegard Zimperlich wurde von der Ladefläche geschleudert und blieb dampfend und mit verrenkten Gliedern neben der Straße liegen.

Mittlerweile hatte sich der letzte überlebende Söldner ergeben, und Bernard kam herbeigerannt, um Hildegard zu versorgen. Als ich seinen Gesichtsausdruck sah, wusste ich aber, dass er hier an die Grenzen seiner Heilkunst gestoßen war. Sollten die Strapazen der vergangenen Tage etwa vergebens gewesen sein? Wollten wir nach Middenheim zurückkehren, nur um einen weiteren Leichnam innerhalb von nur zwei Tagen bei Hofe zu präsentieren? Nein, das durfte nicht sein! Wir erinnerten uns an das Leichentuch Mutter Elsbeths, das noch immer in einem unserer Bündel schlummerte und darauf wartete, seine heilenden Wunder zu vollbringen. Dies war die Gelegenheit! Rasch kramten wir den eitrigen Lumpen hervor und rieben den Körper Zimperlichs damit ab, und tatsächlich, ein Funke Leben muss noch in dem Leib gewesen sein, denn die schlimmsten Wunden schlossen sich in dem Maße, wie das Tuch zusammenschrumpfte, und mit einem tiefen Atemzug setzte sich die Anstandsdame der Prinzessin plötzlich auf. Für die Bergleute war dieser Anblick zu viel. Nach all dem Feuer und den Explosionen konnten sie nicht verkraften, dass eine Totgeglaubte plötzlich wieder zum Leben erwacht, und panisch flohen sie in Richtung Warrenburg, wobei sie die Götter lautstark um Schutz vor den Nekromanten anflehten, für die sie uns hielten. Wir bedeckten die Blöße Hildegard Zimperlichs mit einem Umhang – die Flammen hatten ihre Kleidung vernichtet, und der Anblick schmerzte in unseren Augen – und reisten gen Middenheim, um die Zofe bei ihrem Schützling abzuliefern und den gefangenen Söldner seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Die Dankbarkeit der Geretteten hielt sich sehr in Grenzen, und ihre üble Laune führte uns in Versuchung, das Werk Etelkas zu vollenden und sie im Wald „verschwinden“ zu lassen. Wenigstens war ihre Wut von Nutzen, als wir zu der langen Schlange am Stadttor kamen. Schimpfend und prügelnd bahnte sich Hildegard einen Weg durch die Menge, verscheuchte auch die Torwachen mit Beleidigungen, die selbst Richard die Schamesröte in das vernarbte Gesicht trieben, und sogar die Pantherritter am Palasttor zogen sich wie geprügelte Hunde vor der keifenden Alten zurück und waren froh, als Prinzessin Katarina auftauchte, um ihre Zofe zu bändigen. Katarinas Dankbarkeit war da schon größer, auch wenn wir zunächst nicht viel mit den Belohnungen anfangen konnten, die sie uns überreichte. Jeder von uns erhielt zwei Einladungen zu gesellschaftlichen Großereignissen während des Karnevals – zum Einen für die Oper „Der Barbar von Sevilla“ am übernächsten Abend, zum Anderen für ein Gartenfest im Palastgarten. Bernard erhielt zusätzlich endlich sein Empfehlungsschreiben für die Akademie der hohen Künste, wo er auch sogleich hineilte und sich für die in zwei Wochen stattfindenden Prüfungen registrieren ließ. Da der Tag noch nicht vorüber war, stromerten wir auf der Suche nach ein paar weiteren Infos durch die Stadt. Magnus brachte bei der Kommission fHKuS in Erfahrung, dass Goebbels alle Termine der Woche abgesagt hatte und niemand seinen Aufenthaltsort kannte. Eine gefälschte Nachricht für den Sekretär Becker ermöglichte die Verfolgung des Boten zu dessen Stadthaus. Nach einigen Stunden Wartezeit verließ Becker sein Haus, und Magnus sprach ihn an. Jedoch wusste auch Becker nur, dass Goebbels erst nach dem Karneval wieder erreichbar sein würde. Allerdings wurde nun offenbar, dass die Opernkarten auch für uns Kulturbanausen einen gewissen Wert besaßen: Goebbels, ein Freund der Opernmusik, würde vermutlich dort sein, so dass wir eventuell wieder seine Spur aufnehmen konnten.

Am darauffolgenden Tag begann der Karneval. Die Straßen waren voller feiernder Menschen, und der Geruch von Feuerwerk und Gebratenem lag in der Luft. Da das Kapitel Etelka Herzen abgeschlossen war und wir in Sachen Goebbels / Wittgenstein erst am nächsten Abend wieder aktiv werden konnten, wollten wir uns wieder unseres eigentlichen Auftrages widmen und ein wenig bezüglich der Ränke um die Sondersteuer herumschnüffeln. Ar-Ulric hatte unverständlicherweise für die Steuer gestimmt und bei unserem Besuch vor einigen Tagen sehr zerstreut gewirkt. Also gingen Bernard und ich zum Ulrictempel und baten um eine Audienz. Man erinnerte sich an uns, und wir wurden vorgelassen. Da es uns mittlerweile nicht entgangen war, dass die Middenheimer die direkte Art und Weise bevorzugen, kamen wir auch gleich zur Sache. Mit Verweis auf unsere guten Taten der letzten Tage boten wir Ar-Ulric an, auch ihm unsere Hilfe zukommen zu lassen, wenn es denn etwas gäbe, das ihn bedrückt. Nach etwas Herumdrucksen rückte der oberste Priester schließlich mit der Sprache heraus. Er gestand, dass er erpresst werde. Es existierten Schriftstücke, die ihn belasten würden; die Gerüchte am Hofe, dass er Beckenkontakt mit so ziemlich jeder Hofdame hatte, könnten etwas mit dieser Erpressung zu tun haben. In einem Brief wurde er vor zwei Monaten aufgefordert, eingehenden Anweisungen zu folgen, sonst würden die belastenden Schriften veröffentlicht. Einige Tage später kam eine Frau, die sich als Elise Kaltblütig vorstellte, zu Ar-Ulric. Sie trug ihm auf, der umstrittenen Steuer zuzustimmen; in einigen Wochen sollte er im Gegenzug die fraglichen Dokumente erhalten. Da sich die Frau mit Kapuze und Umhang regelrecht verschleiert hatte, fiel ihre Beschreibung recht dürftig aus. Trotzdem sagten wir zu, unser Möglichstes zu tun. Ar-Ulric gab uns noch weitere Anhaltspunkte bezüglich der Abstimmung über die Steuern. So waren sich die drei Gesetzesschreiber bezüglich ihrer gemeinsamen Stimme uneins, stimmten dann aber doch für die Steuer. Außerdem war auch der Champion des Grafen, Dieter Schmiedehammer, für deren Einführung, was genauso ungewöhnlich war wie die Entscheidung Ar-Ulrics. Vielleicht würden uns diese Informationen ja weiterhelfen.

Verwirrt verließen Bernard und ich den Tempel Ulrics. So viele neue Spuren, und so wenig Ideen, wie man das neue Wissen ausnutzen konnte. Ach, wie wunderbar einfach ist doch das Abschlachten von Tiermenschen und Orks im direkten Vergleich zu den politischen Ränken und Intrigen!

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #65 am: 26.01.2011 | 16:53 »
Seltsame Karnevalsbräuche und ein unheimlicher Flötenspieler wecken das Interesse der Recken...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



41. Middenheim und seine Kinder


Als wir aus dem Tempel Ulrics traten, wandte sich Bernard plötzlich um und lief die überfüllte Straße hinab. Über die Schulter rief er noch, dass er dringend für seine Prüfungen büffeln müsse, und schon war er in der Menge verschwunden. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass sich seine Lektionen auf die Anatomie der Frau beschränken werden, dass sich der Schwerpunkt der Studien auf die weibliche Körpermitte beziehen und dass ihm Elvyra beim Lernen helfen wird. Gemeinsam mit Magnus, Answald und Richard ging ich dann in Richtung Palast; vielleicht konnte der windige Barde Ralane Lafarel ja etwas interessantes über unsere neuen Verdächtigen, die drei Gesetzesräte oder den Champion des Herzogs, Dieter Schmiedehammer, berichten. Auf dem Weg kam es jedoch zu einem kleinen Zwischenfall: Ein kleiner Lausbub in einem auffallenden, leuchtend roten Mantel zupfte Answalds Geldbeutel von seinem Gürtel und gab Fersengeld! Wutschnaubend brüllte unser Holzfäller die übelsten Drohungen und Schimpfworte hinter dem Bengel her und begann die Verfolgung. Aber wo sich für den kleinen Dieb scheinbar eine Gasse bildete, schloss sich diese, sobald Answald sich näherte, und gestellte Beine oder ausgestreckte Ellenbogen erschwerten ein Vorwärtskommen zusätzlich. Auffällig war, dass alle Einheimischen dem Jungen bei seiner Flucht zu helfen schienen, während Fremde nur erstaunt dem Schauspiel zusahen. Und allen außer Answald wurde auch recht bald offenbar: Es war in der Tat nur ein Schauspiel. Als der Dieb von einer Wachpatrouille „gestellt“ wurde und diese Answald eine gehörige Weile zappeln ließen, ehe sie ihm sein Geld wiedergab, lachten schon fast alle Umstehenden herzlich. Grummelnd und mit hochrotem Kopf nahm Answald seine Börse wieder in Empfang und verfluchte den Karnevalsbrauch, dessen Opfer wir geworden waren.

Zumindest hatte die wilde Hatz uns fast bis zum Palast geführt. Allerdings wurden wir nicht zu Ralane Lafarel vorgelassen, so dass ich eine Nachricht für ihn hinterließ. Dafür erfuhren wir, dass die Kämpfe um den Titel des Champions des Herzogs in wenigen Augenblicken beginnen würden, und wir beschlossen dabei zuzusehen, wie Dieter Schmiedehammer seinen Titel verteidigt, und gingen in den Stadtpark, wo die Kämpfe stattfinden würden. Wir erfuhren, dass Dieter schon seit vier Jahren Titelinhaber ist. Magnus entschied, dem ein Ende zu setzen, und meldete Richard ebenfalls für die Kämpfe an. Wohlweislich verschwieg er unserem Narbengesicht hierbei, dass der Sieg ihn für mindestens ein Jahr an sein neues Amt in Middenheim binden würde. Der Zettel mit Richards Namen darauf verschwand in der Lostrommel, wurde aber an diesem Tag noch nicht gezogen; egal, es würden ja noch weitere Kämpfe in den nächsten Tagen folgen! In diesem Moment betrat der Champion gemeinsam mit seiner Verlobten Kirsten Jung und seinem Kumpel Alavendril, dem herzoglichen Jagdmeister, den Park. Dieter Schmiedehammer betrat den Ring und vermöbelte die ersten beiden Anwärter auf seinen Titel gar fürchterlich. Sodann stieg er wieder hinab zu seinen Begleitern. Wir gesellten uns dazu, und nachdem Alavendril uns vorgestellt hatte, wurden wir zum gemeinsamen Besäufnis eingeladen. Schmiedehammer entpuppte sich als sehr angenehmer und bodenständiger Geselle; wurde das Gespräch jedoch auf Themen wie die umstrittene Steuer gelenkt, mutierte er zu einem Automaten und gab merkwürdige Antworten von sich, die selbst seine Verlobte zu einem kritischen Stirnrunzeln veranlassten. Die Quintessenz seiner Aussagen war, dass die Steuer nur die wohlhabenden Zwerge und Magier treffe und die Stadt das Geld gut brauchen konnte. Allerdings hörte sich die Antwort von den inhaltlichen Fehlern abgesehen an, als sei sie auswendig gelernt.

Nach und nach erblickte man bekannte Gesichter im Park. General Schwermut befand sich hier, in Begleitung des hünenhaften Oberbefehlshabers Maximilian von Genscher. Auch Pavarotti – in jedem Arm eine kichernde Schönheit – gab sich die Ehre, und nach einer Weile tauchte auch Ralane Lafarel auf. Im Gespräch mit Schmiedehammer stellte sich heraus, dass dieser Goebbels kannte. Er wurde vor einiger Zeit von ihm bei einem Pferdehandel vermutlich betrogen, da die Tiere schon kurz nach dem Kauf eingingen. Und als wäre dies sein Stichwort gewesen, betrat der Giftmörder in diesem Augenblick den Park, in Begleitung von zwei offensichtlichen Leibwachen und fünf weiteren, die vergeblich versuchten, sich unauffällig in der Menge zu verstecken. Da ich mit Ralane dringend in Ruhe reden wollte, bat ich Answald, die Beschattung Goebbels' zu übernehmen, und deutete ihm die „versteckten“ Aufpasser aus der Menge heraus. Gemeinsam mit dem elfischen Barden ging ich dann in die Palastgärten, wo wir uns eine beeindruckende Akrobatikdarbietung von eigens aus Ulthuan angereisten Elfen ansahen. Sodann offenbarte ich schweren Herzens mein Anliegen dem Elfen und bat ihn, uns bei der Suche nach den Mächten, die versuchen Middenheim zu schwächen, zu helfen. Bezüglich Schmiedehammer stimmte mir der Elf zu, dass dessen Verhalten unerklärlich ist, zumal er viele zwergische Freunde hat(te). Eine irgendwie geartete Beeinflussung schien wahrscheinlich. Als ich auch indirekt und ohne Namen zu nennen die Erpressung Ar-Ulrics erwähnte, horchte Ralane interessiert auf. Allerdings war er nicht willens, mich bei der Überprüfung der ebenfalls verdächtigen Gesetzesräte zu unterstützen, bevor ich ihm nicht weitere Beweise für deren Verstrickung in das Komplott liefere.

Answald beschattete derweil Goebbels und dessen Leibwächter. Allerdings wurde ihm die urbane Umgebung hierbei fast zum Verhängnis; im Gegensatz zu Bäumen, die ja bekanntlich fest verwurzelt stehen, liefen die Passanten, hinter denen er sich zu verstecken versuchte, ständig umher, und wo er im Wald sein Gesicht hinter einem gepflückten Farnblatt verstecken konnte, rissen ihm die Händler ihre Waren laut schimpfend und fluchend wieder aus der Hand, wenn er sich dahinter verbarg und mitsamt dem jeweiligen Gegenstand von ihrem Stand entfernte. So kam es auch, dass Answald nach nur wenigen Metern Verfolgung sowohl sein Ziel als auch dessen Leibwächter aus den Augen verloren hatte. In einer Gasse südlich des Parks hatte er dafür seine zweite Begegnung mit der Middenheimer Stadtjugend: Ein kleiner Dieb – dieses Mal ein echter - rannte mit zwei gestohlenen Puddingschalen in der Hand vor einem schimpfenden Halbling mit Bauchladen davon, den er kurz zuvor um die Last der beiden gefüllten Näpfe erleichtert hatte. Der Bub stolperte, prallte gegen Answald, und bevor er sich berappeln konnte, hatte ihn der zornige Halbling auch schon eingeholt. „Mein Vater wird bezahlen!“ rief der Junge und deutete auf Answald. Dieser zeigte sich großherzig, spielte das Spiel des Kindes mit und bezahlte dem Puddingkoch seine Waren. Als Dank bot der Kleine die Dienste von seiner fünfköpfigen Kinderbande an, die mittlerweile auch aufmarschiert war, und Answald engagierte die Nachwuchsschlitzohren sofort, um die Spur Goebbels' wiederzufinden. Nach Aushändigung der Anzahlung machten die Kinder ihn zuerst einmal auf die Halunken Goebbels' aufmerksam, die Answalds Beschattung bemerkt und den Spieß umgedreht hatten. Die ersten schlichen schon mit giftbestrichenen Klingen durch die Menge heran. Zwei der Kinder lösten die Keile unter den Rädern eines nahe stehenden Wagens mit Kartoffeln, und die Erdäpfel kullerten gemeinsam mit vielen schreienden Passanten und den verdutzten Meuchelmördern die Straße hinab. Die Kinder versprachen Answald, in unserer Taverne Bericht zu erstatten, sollten sie etwas herausfinden.

Answald erwischte Magnus und Richard gerade noch, als diese den Park verließen, um gemeinsam mit Alavendril an einem Bogenschützen-Wettstreit teilzunehmen. Während Richard mit einer stattlichen Punktzahl den Tagessieg holte, bekleckerte Answald sich nicht unbedingt mit Ruhm. Allerdings war seine Blamage sofort vergessen, als der elfische Jagdmeister zum Bogen griff. Schon nach dessen zweitem Schuss musste der Schiedsrichter eingreifen und Alavendril entwaffnen, da seine Pfeile die Zuschauer gefährdeten; der Bugmans-Bier-Trinkwettbewerb mit Pavarotti hatte dem Elfen offenbar schwer zugesetzt. Sodann trafen wir uns alle im Templar's Arms wieder und tauschten unsere Neuigkeiten aus. Während wir redeten, erscholl von der Straße Flötenspiel; durch das Fenster sahen wir einen bunt gekleideten Musiker, der eine lustige Melodie spielte, und eine große Schar Kinder, die ihm begeistert folgte. Einen weiteren Brauch vermutend, dachten wir uns zunächst nichts dabei. Nach einigen Stunden kam einer von Answalds Informanten in den Schankraum, wich geschickt der Wirtin aus, die ihn zu vertreiben versuchte, und wuselte zu unserem Tisch hinüber. Er berichtete, dass seine Freunde die Wachen Goebbels' bis zu einem Lagerhaus verfolgen konnten. In diesem Lagerhaus hätten sich auch einige andere Leute versammelt, und soeben sei ein bunt gekleideter Flötenspieler aus dem Tor herausgekommen. Die Beschreibung passte perfekt auf den Musiker, der vorhin die Kinderschar angeführt hatte. Und die Leibwachen von Goebbels, dessen Chaoskult und eine große Gruppe Kinder waren eine Kombination, die nichts Gutes verheißen konnte!

Rasch ließen wir uns von dem Knaben zu dem besagten Lagerhaus führen. Über dem Tor war kein Wappen angeschlagen, und das große Eingangstor war verschlossen. Eine schmale Gasse führte rechts und links neben die Halle, und in einer der Seitenwände befand sich noch ein Seiteneingang. Wachen konnten wir keine erkennen. Während meine Freunde Schmiere standen, brach ich in das benachbarte Lagerhaus ein, kraxelte in das obere Stockwerk und kletterte schließlich nach dem Entfernen einiger Schindeln auf das Dach. Hoch über der schmalen Gasse zwischen den beiden Gebäuden entfernte ich auch einige Schindeln des Daches der Goebbel'schen Lagerhalle und sprang hinüber. Ein Lichtschimmer drang vom Erdgeschoß hinauf, und neben einem verräterischen Singsang konnte ich noch etwas anderes wahrnehmen: Der Geruch des betörenden Gases, dem einige meiner Kameraden beinahe im Altarraum der Burg Wittgenstein zum Opfer gefallen wären, drang bis hierher. Das alte Familienrezept wurde also auch von Gotthard noch genutzt! Vom Dachgeschoß aus konnte ich einen Blick auf den unten liegenden Hallenboden werfen. Das wenige, das ich sehen konnte, erfüllte mich mit Schrecken. In einem Kreis aus gestapelten Kisten wiegten sich ein Dutzend mehr oder weniger bekleideter Männer und Frauen im Takt zu ihren Gesängen und vergnügten sich mit der Art von Beschäftigungen, die ihrem Chaosherrn der Laster und Gelüste so zu gefallen scheint. Im hinteren Bereich lagen etwa vier Dutzend Kinder, einige ihrer Gesichter erkannte ich aus der lustigen Prozession, die wir vor einigen Stunden beobachtet hatten. Goebbels und seine Wachen waren nirgendwo sichtbar, allerdings hatte ich auch keinen Einblick in die komplette Lagerhalle. Aber was auch immer hier in den nächsten Minuten geschehen soll – wir müssen es auf jeden Fall verhindern!

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #66 am: 30.01.2011 | 11:40 »
Aufgrund realweltlicher Verpflichtungen Walters stammt der nächste Bericht aus der nicht ganz so eloquenten Feder Richards...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



42. Tabula Rasa


Nachdem Salter wieder vom Dach des Lagerhauses herunter kam, berichtete er uns von dem Slaneshkult, der dort sein Ritual abhielt. Dann machte er sich auf dem Weg zur Stadtwache und zu den Pantherrittern. Während Bernhard immer noch am Lernen war
So blieben nur Magnus, Answald und ich um uns um die Kultisten im Inneren des Lagerhauses zu kümmern. Nachdem wir uns beratschlagt haben gingen Answald und ich an die beiden Hinterausgänge. Vorher schob, unser einmal schlauer Holzfäller, Keile und das Vordertor, um ein Fluchtweg abzuriegeln. Dabei kam auf ihn ein Betrunkener entgegen und fragte was er da mache. Das Gespräch lief daraus hinaus, dass der Betrunkene es guthieß, was Answald da mache, weil ja jemand gegen die Tür laufen könnte, wenn sie auf gemacht würde und man dies mit dem Keil verhindern kann.
Irgendwie zog Answald komische Gestalten an  und ist auch selber eine. Denn kaum war er an der Hintertür, beobachtete er zwei Gestalten,  die sich in der dunklen Gasse vergnügten.
Währenddessen kletterte Magnus, wie Sickert zuvor, über das Nachbarhaus auf das Dach des Lagerhauses und beobachtete acht Kultisten die in einem Halbkreis um einen Altar standen. Auf diesem Altar lag ein Junge, der irgendwie nichts dagegen hatte, dass ein neunter Kultist mit erhobenem Dolch über ihm stand und irgendwas murmelte.
So hörte ich plötzlich von Draußen ein donnerndes Geräusch und Todesschreie, die von drinnen kamen. Das als Signal sehend, schlug ich die Tür ein, bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde und vier vor Angst stinkende und schreiende Männer  in schwarzen Kutten vor mir standen. Ich kann sie gut verstehen. Wenn erst ein Flammenregen von der Dachluke auf sie niederging, sie dann nicht mehr vorne rauskamen und auch noch an beiden Türen auf hünenhafte Gestalten trafen, mit Äxten und nach Blut gierend.
So waren nicht mal nach einer Minute alle Kultisten geschmolzen, verbrannt oder zerteilt. Nur einer blieb als Gefangener übrig.
Während sich Magnus um die Kinder kümmerte, die eher aus Angst vor ihm schlotterten, folgten Answald und ich einem geflohenen Kultisten, der durch eine Luke in einer dunkeln Ecke verschwunden ist. Wir merkten das nur dank der guten Ohren von Answald. So folgten wir  den Geräuschen und stolperten und badeten (was Answald sehr gerne gemacht hat) durch die Scheiße der Kanalisation. Doch wir verloren den letzten Kultisten (höchstwahrscheinlich Göbbels) und kehrten stinkend zurück zu Magnus und den Kindern.
Magnus war derweil schon in einer sehr angeregten und heißen Diskussion mit einem Hauptmann der Wache, die gleichzeitig mit uns im Lagerhaus eintraf. Die vor Angst schlotterten Wachen  gewährten uns nicht mal eine kleine Wäsche, bis ein Pantherritter eintraf der uns kannte. Derweil kamen schon ganze 22 Wachen und es wurden immer mehr Patrouillen. Nach dem sich alles geklärt hat und der Gefangene, den wir vorher gemacht haben, übergeben wurde, gingen wir drei in ein Badezuber und entspannten.

Gut gestärkt und sauber gingen wir an den neuen Tag und erfuhren sogleich von den Kindern, die auf uns warteten, dass Göbbels in der Nacht mit seinen Leibwachen abgehauen ist. Wir bezahlten die Kinder für den Tag, damit sie uns zur Verfügung standen, wenn wir sie brauchen würden. Wir genossen den Rest des Tages und versuchten uns nochmal an Dietmar Schmiedehammer zu heften und mit ihm über den Rat zu sprechen. Da dies nichts half ging Magnus mit Kirsten Jung zu dem Elfentanz im Park. Er nahm 2 der Kinder als Boten mit.
Während wir bei Schmiedehammer bleiben und mit ihm plauderten.
Bis das Bogenschießturnier anfing und Ansi und ich teilnahmen, sowie der Elf. Dort trafen wir auch Magnus, der wieder auf mich wettete und gewann. Ich bekam von ihm 10 Gold und wieder ein Medaillon am blauen Band, wie am Tag zuvor. Außerdem sprach mich eine gewisse Petra an, von der wir zuvor gehört hatten, dass sie über allen Klatsch und Tratsch Bescheid wissen würde. Wir verabredeten uns für den Abend.

Nach diesem Turnier und um einiges ärmer... Diese Frauen. Machten wir uns auf den Weg zum Minotaurenwettkampf und begegneten Voldo, einem Hypnotiseur. Wir schauten uns die Vorstellung an und ich ließ mich verhexen, von diesem Mann... Zum Glück weiß ich nicht, was er mich alles machen lassen hat.
Dafür kamen wir auf die Idee, was mit Dietmar passiert sein könnte. Also gingen wir zum Minotaurenwettkampf, wo wir Dietmar trafen und Kirsten Jung. Magnus ging wieder etwas weg mit Kirsten und sprach sie auf unsere Idee an. Nach einiger Zeit kam Magnus zurück und meinte, dass sie dagegen wäre.
Also bleib uns nichts anderes übrig, als ein anderen Hypnotiseur zu finden oder Schmiedehammer mit Gewalt zu ihm zu bringen.
Answald fand heraus, dass Pavarotti den Dietmar behandeln könnte, also verabredeten wir uns für den nächsten Tag in unserem Gasthaus, mit Schmiedehammer und Pavarotti 

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #67 am: 30.01.2011 | 12:02 »
Aufgrund realweltlicher Verpflichtungen Walters stammt der nächste Bericht aus der nicht ganz so eloquenten Feder Richards...

Manchmal bist du echt gemein ;)
Alle meine Beiträge enthalten meine eigene, völlig subjektive Meinung, die weder Anspruch auf Vollständigkeit noch absolute Wahrheit erhebt.

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #68 am: 30.01.2011 | 13:28 »
Manchmal ist die Wahrheit einfach gemein. Außerdem hat sich sein Schreibstil durch wesentlich brutalere Kritik (Augenkrebs usw.) schon erheblich verbessert. Insofern hilfts  :)


cu Drantos
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #69 am: 30.01.2011 | 13:48 »
Manchmal ist die Wahrheit einfach gemein. Außerdem hat sich sein Schreibstil durch wesentlich brutalere Kritik (Augenkrebs usw.) schon erheblich verbessert. Insofern hilfts  :)


cu Drantos

Bei beidem hast du recht ;)

Gemein bleibt es natürlich trotzdem.
Alle meine Beiträge enthalten meine eigene, völlig subjektive Meinung, die weder Anspruch auf Vollständigkeit noch absolute Wahrheit erhebt.

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #70 am: 30.01.2011 | 14:52 »
Bei beidem hast du recht ;)

Gemein bleibt es natürlich trotzdem.

Walter setzt halt nen hohen Standard  ;D


cu Drantos
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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #71 am: 2.02.2011 | 23:23 »
Sickert war immer noch nicht zurück, sodass uns Bernard aka Brakiri mit seinen literarischen Ergüssen beglücken darf...

Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



43. Die Dekadenz Middenheims


Was für eine Stadt.
So langsam würde ich gerne wieder raus aus den Menschenmassen, der Gestank und die dekadenten Festivitäten schlagen mir aufs Gemüt.
Nach der undankbaren Rettung von Keifzicke von Zwille, war mir die „Belohnung“ ein weiterer Dorn im Auge. Wir hatten Leib und Leben riskiert um die unfreundliche Hofdame von Katarina zu retten, mussten dabei einen Großteil des mächtigen Grabtuches der Shallya-Hohepriesterin VERSCHWENDEN, und was war die Belohnung? Eine blöde Opernkarte.
Zum Glück erinnerte ich mich an Herrn Becker, einen doch recht freundlichen Beamten, der etwas traurig berichtet hatte, keine Opernkarten mehr bekommen zu haben. Da ich nicht vor hatte, mich so kurz vor meiner Prüfung, diesen eher fragwürdigen Kunstveranstaltungen hinzugeben, passte ich Herrn Becker kurz vor Opernbeginn ab, und schenkte ihm meine Karte. Ich wünschte einem hocherfreuten Herrn Becker, und meinen Kameraden viel Spaß, und zog mich mit einem guten Abendessen, einer Laterne und meinen Büchern in unser Hotelzimmer zurück.
Der Kleidung, die Katarina uns für den Abend zugesandt hatte, lag unausgepackt auf meinem Bett.
Kurze später hielt ich inne, und dachte an die absolute Verschwendung des Leichentuches an diese alte Schreckschraube. Als ich den letzten Rest betrachtete, kam mir eine Idee. Ich packte meinen Kram, und verließ, die Reste des Tuches im Gepäck, die Taverne. Ich hatte Glück, Elvira war daheim. Etwas fragend sah sie mich an, als ich ihr das sich bereits auflösende Tuch reichte, und ihr Atem danach wesentlich leichter ging. Als ich ihr die Herkunft erklärte fiel sie mir um den Hals und bedankte sich mit einem langen Kuss. Leider hatte ich ihre Dankbarkeit unterschätzt, und erneut, zeitlich völlig unpassend, durfte ich wieder einmal den Hengst wider Willen spielen.
Am nächsten Morgen berichteten mir meine Kameraden von den Ereignissen des letzten Abends. Richard hatte wohl die Geldgier seiner weiblichen Begleitung, einer Hofdame namens Petra Liebkosen, unterschätzt und war mit seinem vergleichsweise preiswerten Schmuckgeschenk auf wenig Dankbarkeit gestoßen. Sowohl die Fragestunde nach hilfreichen Informationen, als auch die von Richard erhoffte Pimperstunde fiel aus. Magnus hatte sich wohl eine Begleitung für den Abend „besorgt“ indem er mit Richards abgetretener Karte für den Herzogen-Olymp angab. Tief beeindruckt war Mathilda sogar bereit, für die Ehre Magnus begleiten zu dürfen, nicht länger auf ihren Verlobten zu warten.
Leider war auch hier die Informationsausbeute gering. Magnus bestätigte mit seinem eher negativen Opernbericht meine Befürchtungen bezüglich Oper (Der Barbar von Sevilla) und man hatte außer den bereits bekannten Hofschranzen noch einen der Lawlords, Herrn Wasmeier, kennengelernt, der wohl ebenfalls Magier war und verständlicherweise GEGEN das Steuergesetz gestimmt hatte. Erwähnt wurden dann noch die 2 anderen Lawlords der Stadt, Herr Ehrlich und Herr Höflich, 2, wohl eher schüchterne Beamte, die FÜR das Gesetz gestimmt hatten.

Über dem Bericht des vergangenen Abends wollten wir Richards Endsieg über die elfischen Bogenschützen im Turnier natürlich nicht verpassen. Die Quoten waren eher schlecht, da Richard in den vorigen Runden so viele Punkte gesammelt hatte, dass wohl nur ein Eingreifen Sigmars seinen Sieg hätte verhindern können. Auch Answald hatte bisher gut abgeschnitten, und beide gewannen in einem fulminanten Finale die ersten 2 Plätze. Richard nahm stolz die Goldmedaille entgegen, während sich Answalds Grinsen in dessen Silbermedaille widerspiegelte.
Als die Festivitäten nach dem Turnier dem feuchtfröhlichen Bierabend entgegen gingen, sprachen wir Dr. Pavarotti auf die Geschichte bezüglich des Enthypnotisierens von Herrn Schmiedehammer an. Da ein Subjekt (Opfer) gefügig sein musste, um sich hypnotisieren zu lassen, überlegten wir fieberhaft wie wir den lebhaften Schmiedehammer dazu überreden sollten. Letztendlich mussten wir auf eine List zurückgreifen, indem wie Pavarotti, Schmiedehammer und ihre elfischen Begleiter ins Templars Arms einluden, um Richards und Answalds Sieg beim Turnier zu feiern.
Ich nutzte (schweren Herzens, und mit dem Wissen, dass es für eine gute Sache war) mein Wissen um betäubende Kräuter und Gifte, um Schmiedehammer ein wenig Pfeilwurz und Alraunenpulver in sein Bier zu kippen. Vorsichtig dosiert, sollten keine Schäden außer einem heftigen Kater zurückbleiben.
Schmiedehammer schlug kräftig auf diesen Cocktail an, und wir brachten ihn unter dem Vorwand seiner Trunkenheit auf unser Zimmer. Die Sorgenfalten der Elfen beruhigten wir damit, dass Pavarotti persönlich mitging um sich um Dieter zu kümmern...
Erleichtert warteten wir eine Weile, bis die schlimmste Wirkung des Mixes verflogen war, und Schmiedehammer leicht betäubt, wunderbar zu hypnotisieren war.
Was wir dann hörten, bestätigte unsere schlimmsten Vermutungen.
Dieter war hypnotisiert worden, und hatte aus diesem Grunde für die Steuer gestimmt. Von der „Verursacherin“ konnten wir nur einen Namen „Charlotte“ und eine Beschreibung (mittelgroß, bretonnischer Akzent, rote Haare, grüne Augen) erfahren. Sie hatte wohl Dieters Besuch im Showboat (Middenheimer Varieté) genutzt, um ihn dort zu hypnotisieren.
Da wir Zeugen benötigten, versuchten wir vorsichtig, die 2 Elfen mit ins Boot zu holen. Leider war unsere Herangehensweise alles andere als diplomatisch geschickt, so dass ich mich zunächst dem Vorwurf des Giftgebrauches erwehren musste (Als ob mein Gewissen nicht schon laut genug brüllte). Beschwichtigend überzeugten wir sie von der Wichtigkeit und Notwendigkeit dieses Schrittes und führten sie mit aufs Zimmer. Auch sie stellten die entsprechenden Fragen. Entsetzt von den Aussagen, blieben auch sie erstmal sprachlos, versprachen aber später, uns bei der Suche nach Charlotte zu unterstützen. Nachdem wir ebenfalls, den nun entgifteten Schmiedehammer in Kenntnis gesetzt hatten, mussten wir ihn beschwichtigen damit er nicht vor lauter Wut unseren Schrank demolierte. Nicht wegen der Alraune im Bier, sondern weil irgendeine Schlampe es gewagt hatte, ihn zu beeinflussen.

Nachdem alle zu irgendeinem „Nachhause“ gegangen waren, legten wir uns ebenfalls hin.

Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück, zog es Richard zum einkaufen. Magnus gab ihm satte 75 Karls, und Richard gab es mit vollen Händen für ein Bestechungsgeschenk aus, welches an die gierige Petra gehen sollte.

Der Spur folgend, gab Magnus unserer „Beggar-Army“ den Auftrag, nach dieser Charlotte zu fahnden. Außerdem schlugen wir gegen Mittag im Showboat auf, um den Besitzer und deren Mägde nach dieser Frau zu fragen.
Leider hatte wohl Answald den herben Kulturschock immer noch nicht überstanden, und so blamierte er sich und uns erneut beim Versuch, die Unterstützung des Wirtes zu „erkaufen“. Ihm war anscheinend nicht klar, dass der Wirt und Besitzer eines der besten Varietés von Middenheim von einem Goldstück kaum zu beeindrucken sein würde.
Der mitleidige Blick des Wirtes lies mich ein Lachen nur schwer verkneifen.
So in den Nachttopf getreten, glitt unser Auftritt in großen Schritten die Kloake hinunter. Erst als Richard einiger Pantherritter, von denen er einen im Zweikampf geschlagen hatte, bemerkte, ging es wieder aufwärts.

Die Pantherritter begrüßten Richard, tranken einen Schluck mit ihm, und erklärten dem Wirt was Sache war. So eingerenkt konnten wir uns endlich in einem ruhigen Plätzchen mit dem Wirt unterhalten.
Wir fragten nach der Frau, und baten ihn auch seine Bediensteten zu befragen. Leider stellte sich unsere Hoffnung, dass diese Person hier ein Stammgast sein könnte, als vollständiger Fehlschlag heraus. Nur eine Magd konnte sich überhaupt dunkel an die Frau erinnern, und uns somit leider kein Stück weiterhelfen.
Etwas geknickt gingen wir zurück ins Templars Arms um bei einem kühlen Bier, die weitere Vorgehensweise zu besprechen. 

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #72 am: 7.02.2011 | 14:20 »
Sickert ist endlich zurück und der arme Richard verirrt sich im Drogen- bzw. Hurensumpf...


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44. Waten durch den Drogensumpf


Da wir nichts anderes zu tun hatten, zogen Richard, Bernard und ich uns die feinen Klamotten an, die Katarina uns hatte zukommen lassen, und begaben uns zu der angeblich so legendären Gartenparty im Palastgarten. Answald und Magnus hatten beschlossen, uns nicht zu begleiten, und so entgingen ihnen die erlesenen Speisen und ausgefallenen Darbietungen, mit denen die Gäste des höfischen Gartenfestes bei Laune gehalten wurden. Da ich immer irgend eine Leckerei in der Hand hielt und meine Augen von den Künstlern und Akrobaten kaum abwenden konnte, kam ich auch nicht dazu, die lockenden Geschmeidestücke und prallen Goldbörsen der übrigen Gäste etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

Richard versuchte sein Glück erneut bei der Hofschlam... äh, Hofdame Petra. Das teure Schmuckstück, welches er von Magnus' Kredit erworben hatte, fand erwartungsgemäß nur wenig mehr Anklang als das vorangegangene. Die Bestechungsgabe verhalf Richard zwar nicht zu dem erhofften horizontalen Beckenkontakt, jedoch war Petra wenigstens ausreichend angetan, um gemeinsam mit ihrer Freundin Natascha Sinnlich den neuesten Hoftratsch mit unserem Narbengesicht zu diskutieren. Während der völlig überforderte Richard hilflos aussehend zwischen den unablässig schnatternden Edelgänsen stand, erfuhr er unter anderem, dass die Hofdame Emanuelle Schlagen nur aufgrund ihrer amourösen Beziehung zum Herzog ihren Einfluss im Rat geltend machen kann. Dass auch Ar-Ulric intime Erfahrungen mit dieser Dame gemacht haben soll, verlieh dem Gerücht eine doppelte Brisanz. Als Richard eine Beschreibung der mysteriösen rothaarigen „Charlotte“, der Frau, die Dieter Schmiedehammer hypnotisiert hatte, zum Besten gab, erinnerte sich Petra, diese Frau vor einigen Tagen im Palast gesehen zu haben. Bezüglich der Hofdame Zimperlich fanden die beiden Lästermäuler selbstverständlich auch noch Dreck zum Werfen: Ihr Neffe Bruno Kohl soll ein Drogenhändler und Zuhälter sein und sich hauptsächlich in der Spelunke „Zur Grube“ aufhalten. Abschließend ließ man sich noch abwertend über den Kanzler Sparsam aus. Dieser sei seit neuestem vom zurückhaltenden Korinthenkacker zum anzüglichen Lustmolch mutiert; sowohl Petra als auch Emanuelle Schlagen hätten sich bereits seiner Annäherungsversuche erwehren müssen.

Bernard und ich beobachteten schadenfroh, wie der arme Richard weiteres Blablabla der unablässig dahinplappernden Hofschranzen über sich ergehen lassen musste, während wir mit Pavarotti, Alavendril und Dieter Schmiedehammer einen vom Hofarzt selbst gemixten, fiesen Punsch schlürften und uns über echte Männerthemen wie das anstehende Snotball-Turnier unterhielten. Bernards Mitleid mit den Miniorks war zwar etwas befremdlich, allerdings wurde es vermutlich durch die starke Bowle ausgelöst. Trotz der benebelnden Wirkung des Getränkes beobachtete Bernard, wie der ebenfalls anwesende Kanzler Sparsam wohlbeherrscht und gesittet agierte, nur um nach einem kurzen Toilettengang als schnaubender Lüstling mit rot unterlaufenen Augen und einer verdächtigen Beule im Hofgewand den weiblichen Festgästen nachzustellen. Die sichtbaren Symptome und Verhaltensweisen des Kanzlers ordnete der kräuterkundige Bernard dem Konsum von Substanzen zu, die er auf eine Auswahl von fünf verschiedenen eingrenzen konnte – allesamt höchst illegal und süchtig machend. Ich versuchte mein Glück und griff dem Kanzler zwischen zwei erfolglosen Balzversuchen unbemerkt in die Jackentasche, fand jedoch nichts. Allerdings gaben wir nicht so schnell auf: Die schnatternde Petra erwähnte den Drogenhändler Bruno Kohl und die Anwesenheit der Rothaarigen bei Hofe, was Grund genug für uns war, einen Zusammenhang zwischen beidem zu prüfen. Also zogen wir uns „angemessene“ Kleidung an und begaben uns in den etwas heruntergekommenen Stadtteil, wo die Grube zu finden war. Während Bernard am Eingang Wache hielt, betraten Richard und ich den stinkenden und heruntergekommenen Schankraum. Der Halunke hinter dem Tresen deutete nach einigen geheimen Worten auf einen Typen, der in einer der Ecken saß.

Bruno Kohl war ein ausgeflippter Typ, mit grün gefärbten Haaren und Kleidung, die einen bunten Papageien farblos wirken lassen würde. Sein Ruf als Drogenhändler wurde auf den ersten Blick dadurch bestätigt, dass er selbst sein bester Kunde zu sein schien, und das schon seit Jahren: Ständig verließen hektisch dahingenuschelte Flüche seinen fast zahnlosen Mund, und die unkontrollierten Zuckungen seines Körpers ließen die schwarzhaarige Nutte auf seinem Schoß, ebenso wie ihre enormen Möpse, immer wieder auf- und abhüpfen. Da es Brunos drogenzerfressenem Hirn schwerfiel, eine angemessene Antwort auf unsere Grußworte zu formulieren, stellte sich uns in der Zwischenzeit die Hure als Brunos bretonische „Verlobte“ Marie Astrid Platinie vor und machte hierbei auch keinen Hehl aus ihrem Gewerbe und ihrer Bereitschaft, trotz der Anwesenheit Kohls einen entsprechenden Termin mit uns zu vereinbaren. Als der grünhaarige Kasper es endlich geschafft hatte, seine Wahrnehmung auf der hiesigen Realitätsebene zu fokussieren, krähte er lautstark in den Schankraum, dass wir die Drogengeschäfte in einem Séparée im Obergeschoß abwickeln würden. Erwartungsgemäß nahm niemand im Raum Anstoß an dieser Äußerung, und wir folgten dem Trümmerpärchen die Stufen hinauf in ein kleines Zimmer. Hier erfuhren wir, nachdem ich zwei Dosen der starken Droge „Lachpuder“ gekauft hatte, dass eine rothaarige Frau einmal wöchentlich eine Wochenration dieser Substanz für zwölf Kronen bei Bruno besorgen würde; ein Süchtiger konsumiere etwa vier Dosen pro Tag. Die Wirkung der Droge entspricht in etwa dem Verhalten, das wir bei Sparsam gesehen hatten. Für den achten Festtag des Karnevals hätte sich die Rothaarige wieder angekündigt, um wie üblich ihre Ration abzuholen.

Im Anschluss an die Geschäfte mit der Lustdroge versuchte Marie Platinie erneut, ihre Dienste anzubieten, gerne auch unter Verwendung des soeben erworbenen Lachpuders. Noch während Richard und ich uns verzweifelt dieser Annäherungsversuche erwehrten, erscholl von unten der typische Lärm einer lustigen Kneipenschlägerei. Dies war kein Grund zur Besorgnis, sehr wohl aber das Trampeln vieler bestiefelter Füße, welches kurz darauf zu hören war. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war ein Trupp von Soldaten der Stadtwache in der Nähe uns rückte sogleich an, um den Zank im Schankraum zu unterbinden. Bruno fielen vor Schreck fast die Augen aus den Höhlen, und mit einem gewagten Satz hechtete er aus dem Fenster in den tief liegenden Hinterhof der Spelunke. Man hörte ihn gehörig von unten fluchen, als sein Sturz von einem stinkenden Müllhaufen abgefangen wurde (er sollte froh sein, ohne den Unrathaufen hätte er sich alle Knochen gebrochen). Ich vertraute auf den Instinkt des ortskundigen Halunken und nutzte ebenfalls das Fenster als Ausgang, anstatt es auf eine Begegnung mit den Wachen ankommen zu lassen. Richard allerdings ließ sich von der bretonischen Nutte beschwätzen, bot ihr seinen Arm an und führte sie heldenhaft hinab in den Schankraum.

Natürlich kam es so, wie es kommen musste: Die Soldaten erkannten die als Drogenhändlerin bekannte Marie und durchsuchten sie gründlich, wobei zur Sicherheit mehrere Soldaten nacheinander den Körper der Frau abtasteten und hierbei besondere Gründlichkeit im Bereich ihrer primären und sekundären Geschlechtsmerkmale walten ließen. Marie genoss diese Prozedur sichtlich, ebenso wie die verdutzte Miene des Hauptmannes, als keine verbotenen Substanzen bei ihr gefunden wurden. Die hatte sie selbstverständlich dem ahnungslosen Richard untergejubelt, der auch sogleich festgenommen und abgeführt wurde. Kopfschüttelnd sahen Bernard und ich dem glücklosen Charmeur hinterher. Wieder hatte es nicht geklappt, nicht mal mit der Nutte konnte sich Richard austoben, und obendrein würde er nun im nächsten Wachhäuschen ordentlich verprügelt werden! Nachdem wir herausgefunden hatten, in welchen Kerker die Soldaten Richard brachten, eilte ich zurück zu unserer Taverne und zog mich erneut um. Einige Zeit darauf betrat der edle Herr Walter von Sickert die Wachbude und erhielt – nach Entrichtung einer gewissen Verwaltungsgebühr – seinen arg verbeulten „Leibwächter“ wieder ausgehändigt, der sich offiziell wohl in der Stadt „verlaufen“ hatte und sodann von den Wachen „gerettet“ worden war. Im Gegensatz zu Answald vor einigen Tagen erhielt Richard sogar seine Waffen wieder. Da er durch seine zugeschwollenen Augen kaum etwas sehen konnte, führte ich Richard zurück ins Templar's Arms, wo Bernard ihn wieder zusammenflickte.

Während meine Kameraden nach der Sprechstunde Doktor Bernards in die Stadt zogen, um sich mit Dieter Schmiedehammer eine Elefantenshow anzusehen, wollte ich mir die kontrovers diskutierte Oper „Der Barbar von Sevilla“ zu Gemüte führen. Da meine Eintrittskarte eigentlich nur für den Vortag gültig war, gestaltete ich sie mit Hilfe von Rasiermesser und Schreibkohle ein wenig um und schaffte es tatsächlich, mich an den Platzanweisern vorbeizumogeln. Im Foyer des Opernhauses traf ich auf Larane Lafarel, der mich mit in die Loge der (heute nicht anwesenden) Prinzessin schmuggelte, wo Schmiedehammers Verlobte Kirsten bereits voller Vorfreude auf den Beginn der Vorstellung wartete. Zwischenzeitlich erschien Karl, einer der Gassenjungen, als Page gekleidet neben meinem Platz. Ich wollte gar nicht wissen, was mit dem Besitzer der Uniform passiert war und in welcher dunklen Ecke er gerade mit Knebel und Fesseln kämpfte. Karl teilte mir mit, dass die rothaarige Frau nirgends aufzufinden sei. Nachdem ihm diese wertlose Information nur einen geringen Bonus einbrachte, zog er beleidigt von Dannen. Ein geborgtes Opernglas bestätigte mir sodann, dass der Giftmischer Goebbels nicht unter den Zuschauern weilte. Stattdessen sah ich in der Nachbarloge den Gesetzesrat Höflich, der sich als ausgesprochen unhöflich erwies, als ich in der Pause einen kleinen Plausch mit ihm beginnen wollte. Der ebenfalls anwesende Kommandant Genscher erklärte mir, dass Höflich wohl schon immer ein abweisender, schroffer Bücherwurm gewesen sei, allerdings seien seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften beachtlich. Sein Amtskollege Ehrlich hingegen sei ein sehr zurückhaltender, schüchterner Mensch.

Dies wurde auch Bernard und Richard während der Elefantenshow so bestätigt, als sie sich mit Dieter Schmiedehammer unterhielten. Der schüchterne Ehrlich tue ihm sogar fast schon leid in seiner zurückgezogenen Art. Selten sehe man ihn in der Öffentlichkeit, in letzter Zeit sogar zu selten bis gar nicht mehr, was auffällig sei. Aha! Also wieder ein Ansatzpunkt für weitere Nachforschungen.

Am vierten Tage des Karnevals kämpfte Dieter Schmiedehammer seinen letzten Kampf und besiegte seine Gegner spielend. Somit war klar, dass er nicht gegen Richard würde antreten müssen, dessen Name nicht aus der Lostrommel gezogen worden war. Hierüber waren beide froh, hatten sie doch in den letzten Tagen Freundschaft geschlossen und konnten nun gemeinsam den Sieg Dieters gehörig feiern. Bernard hatte eine Flasche von Schmiedehammers Lieblingstropfen besorgt, und während die beiden sich den edlen Trunk humpenweise hinter die Binde gossen, erfuhren wir von Dieter, wo das Haus des Gesetzesrates Ehrlich zu finden sei. Am nächsten Tag besichtigten wir das große Anwesen im Nordwesten der Stadt. Eine Mauer umschloss das Grundstück, und aus den Zwingern erscholl das Gebell von Wachhunden. Zwei Männer luden am Tor einen Handkarren mit Lebensmitteln aus, die von Bediensteten ins Haus getragen wurden. Nach einer Weile ging eine Seitentür am Haus auf, und weitere Diener führten eine wahre Tierschar aus: Schoßhündchen und Kätzchen wurden an ihren Leinen über das Gras geführt, während Hamster und Singvögel in ihren Käfigen umhergetragen und gelüftet wurden. In meinem Kopf begann sich ein vager Plan zu formen, und ich rechnete schon die Mengen an Fleisch, Würstchen und Rattengift hoch, die ich benötigen würde, um unbemerkt an Wach- und Schoßhunden vorbeizukommen. Die Würstchen und etwas Fleisch kaufte ich bei dem Metzger, der auch soeben am Tor seine Waren abgeliefert hatte. Ich stellte einige mehr oder weniger unverfängliche Fragen, allerdings schöpfte der Mann Verdacht. Zwar konnte ich den Wachen, die sein Laufbursche aus dem nächsten Wachhäuschen herbeiholte, entkommen und ausweichen, jedoch wurde das Anwesen Ehrlichs von nun an streng bewacht, sodass ich meinen „Besuch“ dort wohl noch ein wenig hinauszögern muss.

Ar-Ulric erpresst, Schmiedehammer hypnotisiert, Kanzler Sparsam mit Drogen gefügig gemacht – ich bin gespannt, was für ein widriger Umstand die Gesetzesräte dazu veranlasst hat, für die umstrittene Steuer zu stimmen. 

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #73 am: 14.02.2011 | 21:44 »
Eine illustre Truppe sorgt für Stunk und ein kleines Mädchen gerät in Gefahr...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



45. Ar-Ulrics Freud' & Ehrlichs Leid


Am Abend wurde wieder die berühmte Oper aufgeführt, doch keiner von uns wollte sich die Vorstellung erneut ansehen. Nur Answald schlich sich erneut in die Logen und verbrachte auch den Rest der Nacht sowie die folgenden Tage im Backstage-Bereich, um jedes Detail des Kunstwerkes in sich aufzusaugen und auch die Künstler besser kennenzulernen. Der Rest der Gruppe hielt sich lieber an Pavarotti; ihm wurde mitgeteilt, was wir herausgefunden hatten, jedoch schien er keine Probleme damit zu haben, dass sich der Kanzler das Fickpulver reinzieht – im Gegenteil. Da uns nun die Ideen ausgegangen waren und wir nicht recht in unseren Ermittlungen weiterkamen, begleiteten wir den Hofarzt (samt der obligatorischen zwei Schönheiten, die ihre schlanken Leiber an ihn drückten) und becherten ordentlich mit ihm. Leider war ich leichtsinnig genug, mich auf einen Trinkwettbewerb mit Pavarotti einzulassen. Erwartungsgemäß verlor ich den Kontest knapp und kann mich nur noch schwammig daran erinnern, wie ich nach einem besonders exotischen Getränk einfach umkippte und in einer großen Pfütze meines eigenen Erbrochenen aufklatschte. Dann wurde alles dunkel.

Ich erwachte einige Stunden später in unserem Schlafraum in der Taverne. Gut gelaunt und frisch ausgeruht stellte ich fest, dass sich nicht das geringste Katergefühl einstellte. Doch meine gute Stimmung wurde etwas gedämpft, als ich den besorgten Bernard mit einer leeren Phiole in der Hand neben meinem Bett stehen sah. Richard und Magnus liefen aufgeregt zwischen den zertrümmerten Resten der Zimmereinrichtung umher. Auf Befragen, was denn los sei, brabbelten alle drei durcheinander los: Angeblich hatte uns in der Nacht eine bunte Truppe bestehend aus Tiermenschen, Skaven und Goblins entführt! Laut schallend lachte ich meine Kameraden aus, und es bedurfte einer gehörigen Portion Überzeugungskraft, bis mir die Ereignisse während meines Blackouts glaubhaft erläutert worden waren.

Tatsächlich hatten mich meine Kameraden dankenswerter Weise nicht zurückgelassen, sondern zurück ins Templar's Arms gezerrt. Mitten in der Nacht erschollen dann Schreie und Grunzen von unten aus dem Schankraum: Eine Gruppe Monster wie zuvor beschrieben war in den Kanälen der Stadt von einer Wachpatrouille aufgeschreckt worden. Sie flohen in unsere Taverne, um Geiseln zu nehmen und so freies Geleit zu den Toren zu erpressen. Meine Kameraden wurden zum Teil im Schlaf überrascht; Richard lieferte sich einen Boxkampf mit den Angreifern und wurde zur Belohnung zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden furchtbar verprügelt. Neben vier anderen Gästen wurden wir in den Schankraum hinunter gezerrt, welcher mittlerweile aber von den Wachen umstellt war. Richard wurde „wegen seines intelligenten Aussehens“ als Unterhändler vor die Tür geschickt. Zum Schein ging der Hauptmann der Wachen auf die Bedingungen der Geiselnehmer unter der Führung des Skaven Snicket ein, jedoch wurden Magier herbeigerufen, welchen es gelang, die Kreaturen zu überwältigen, sobald sie ein paar Meter in Deckung ihrer Geiseln über die Straße gegangen waren: Wie Schafe blökend, sanken die Kreaturen auf alle Viere hinab und begannen, das Kopfsteinpflaster abzulecken. Als Magnus dem Anführer Snicket zum Dank für die erlittenen Strapazen einen herzhaften Tritt in die Rippen versetzte, purzelten aus dessen zerrissenem Umhang eine Kinderpuppe sowie ein Zettel, auf dem in einer Kinderschrift um Rettung vor den Tiermenschen gefleht wurde. Hatten das Rattengesicht und seine Kumpane etwa irgendwo in der Kanalisation eine Geisel versteckt? Nachdem wir zurück in unseren Zimmern waren und Bernard mich mit einem Gegengift-Elixier aus dem Land der Alkoholleichen zurückgeholt hatte, beschlossen wir, der Spur zu folgen solange sie frisch war und sofort in den Kanälen nach dem Kind zu suchen.

Draußen vor der Taverne wurden die Kreaturen gerade abgeführt, um in der Arena zur Volksbelustigung zu dienen. In Begleitung eines Wachtrupps wurden wir in den Slum im Westen Middenheims geführt; hier hatten die Männer ein Schmugglernest ausgehoben, als ihnen zufällig Snicket und seine Unholde über den Weg liefen. Während der Großteil der Wachmänner den Kanalschacht sicherte (wobei die Schwerter und Speere nach oben deuteten - man hatte mehr Angst vor den Bewohnern des Armenviertels als vor den Kreaturen der Tiefe), begleiteten uns zwei der Männer als Führer durch die Kanalisation. Es gelang uns, einige Spuren in dem Schlick zu finden, der die Wände und den Boden in einer dicken, schleimigen Kruste bedeckte. Eine Leiter führte uns hinauf in eine dunkle Gasse im Herzen des Slums. Kaum waren wir an die Oberfläche geklettert, da rotteten sich in den Schatten schon finstere Gestalten zusammen, um uns unserer Besitztümer zu erleichtern. Ein wenig Posing mit unseren Waffen ließ die Halsabschneider jedoch innehalten, und als Magnus noch eine kleine Flamme zwischen seinen Handflächen hin- und hertanzen ließ, verschwanden die Halunken Hals über Kopf in der Dunkelheit. Da sich hier keine Spuren mehr fanden, beschlossen wir, nacheinander die Behausungen in Nähe des Kanalausstieges zu durchsuchen.

Die erste eingetretene Tür hätten wir uns sparen können, die hässliche Bewohnerin wusste von nichts. Aber schon im zweiten Haus wurden wir fündig: Das Gebäude war zwar leer, allerdings fand sich, unter einem Teppich versteckt, eine Kellerluke, die – gekonnt geschreinert und in tadellosem Zustand – gar nicht so recht in die Gegend passen wollte und zudem von innen verriegelt war. Flugs ward die Klappe aufgebrochen, und wir stiegen eine gepflegte Holztreppe hinab in einen Raum, dessen Boden nicht aus gestampftem Erdreich, sondern einem tadellosen Pflaster bestand. Die vielen Türen führten in verschiedene Räume, welche allesamt einen sehr gediegenen Eindruck machten und erst seit kurzem verlassen zu sein schienen. Fetzen einer rosarbenen Strumpfhose sowie ein dünnes, zerschnittenes Seil in einem Lagerraum ließen vermuten, dass in der Tat jemand hier gefangen gehalten wurde. Bestätigt wurde dieser Eindruck noch durch die erkaufte Auskunft eines Nachbars, dass er vor einiger Zeit gesehen habe, wie Tiermenschen das Haus mit einem sich bewegenden Sack betraten und es ohne diesen wieder verließen. Eine Geheimtür in den Kellerräumen führte schließlich wieder in die Kanalisation, wo wir zwar leider keine Spuren fanden, dafür aber ein Lederbündel mit Briefen. Magnus' Augen weiteten sich, als er im Fackelschein einige der Schreiben überflog. Es handelte sich offensichtlich um Liebesbriefe an Emanuelle Schlagen - diejenigen Briefe, mit denen Ar-Ulric erpresst wurde! Wir brachen unsere Suche ab und trugen den Wachleuten noch auf, sich zu erkundigen, wo denn ein Kind vermisst wird.

Am nächsten Morgen, dem fünften Tag des Karnevals, suchten wir umgehend Ar-Ulric auf. Nach dem üblichen Herumzanken mit seinen Lakaien wurden wir schließlich zu ihm vorgelassen. Die verräterischen Erpresserbriefe wanderten flugs ins Feuer, und uns wurde die Unterstützung des Ulric-Kultes zugesagt, soweit dies möglich ist. Ar-Ulric erwähnte zudem, dass ihm aufgefallen war, dass der Gesetzesrat Ehrlich nach der verhängnisvollen Abstimmung im Rat sehr geknickt gewesen sei und sich fortan nur noch zurückgezogen in seinem Haus aufgehalten habe. Er wusste auch zu berichten, dass Ehrlich eine Nichte hat, die sich im Kindesalter befinde. Er verfasste ein Schreiben, welches von uns persönlich an den Gesetzesrat überbracht werden sollte..., und wir begaben uns sofort dorthin.

Am Hause des Mannes angekommen, wurde uns von den Wachen gesagt, dass Ehrlich nicht zu stören sei. Das Siegel Ar-Ulrics jedoch verursachte so manche Schweißperle auf der Stirn des wachhabenden Soldaten. Hin- und hergerissen zwischen den Befehlen Ehrlichs und der Autorität Ulrics wanderte unser Anliegen die Hierarchie der Stadtwache recht weit hinauf, bis sich schließlich ein Hauptmann mit viel goldenem Lametta auf der Brust mit einem unglücklichen Gesicht dazu durchrang, uns Einlass zu gewähren. (Selbstverständlich schickte er den Soldaten, mit dem wir schon als erstes gesprochen hatten, zu Ehrlich vor, um die ungewünschten Besucher anzukündigen).

Gesetzesrat Ehrlich sah aus wie frisch aus der Gosse gezogen. Dunkle Augenringe zierten sein bleiches und von Sorgenfalten zerfurchtes Gesicht. Wir kamen recht schnell zur Sache und zeigten ihm den Hilfebrief sowie die Kinderpuppe, welche wir bei den Tiermenschen gefunden hatten. Mit vor Schreck geweiteten Augen erkannte er Handschrift und Spielzeug seiner Nichte Reya. Diese wurde eine Woche vor der ominösen Ratsabstimmung entführt, und Ehrlich erhielt die Anweisung, für die umstrittene Steuer zu stimmen, sonst ergehe es dem Kinde schlecht. So tat er dies auch. Leider verweigerte uns Ehrlich jegliche Mitarbeit, aus Angst, wir seien Agenten der Entführer und würden ihn testen. Weder gutes Zureden noch Drohung konnte ihm irgendeine sinnvolle Information entlocken, von aktiver Hilfe ganz zu schweigen. So versprachen wir ihm, alles zu tun, um seine Nichte aus den Klauen ihrer Häscher (sprich: der rothaarigen Charlotte) zu befreien, und verließen sein Anwesen mehr oder weniger frustriert.

Da wir nicht wussten, wie wir uns bis zum achten Tag des Karnevals (und der Spur zu Charlotte) weiter dem Verschwörungsfall widmen sollten, konzentrierten wir uns auf die Feiern und Darbietungen des Karnevals. Die beiden folgenden Tage genossen wir in vollen Zügen und bewunderten so manche Attraktion, die das große Fest der Stadt zu bieten hatte. Denn die ernüchternde Realität würde uns schon früh genug wieder einholen...

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #74 am: 23.02.2011 | 16:03 »
Schon seit "Pulp Fiction" sollte es bekannt sein, dass es zu Unfällen kommen kann, wenn man jemanden eine Pistole an den Kopf hält...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



46. Der rotgelockte Aal


Den siebten Tag des Karnevals verschwendeten wir mit dem Schmieden von Plänen, die erfahrungsgemäß ohnehin nicht den ersten Feindkontakt überleben würden. Schließlich einigten wir uns darauf, zunächst ein Versteck nahe der Taverne Zur Grube ausfindig zu machen, um die gefangene Charlotte dorthin zu bugsieren und zu befragen. Als günstigster Zeitpunkt, sie dingfest zu machen, erschien uns der Moment, wenn sie mit Bruno Kohl ihre Drogengeschäfte im Obergeschoß abwickelte. Weiterhin verteilten wir für den kommenden Tag die Aufgaben, die ein jeder von uns zu erfüllen haben werde.

So kam es, dass am achten Tage Bernard in dem vergammelten Hinterhof der Spelunke Wache schob und darauf wartete, eine gefesselte und geknebelte Verschwörerin hinabgereicht zu bekommen. Answald nuckelte im Schankraum an seinem Bier-Pisse-Wassergemisch und behielt den ausgeflippten Rauschgifthändler im Auge, während Magnus, Richard und ich (entweder zu auffällig für den Schankraum oder dort schon zu bekannt) gemeinsam mit unserer Straßenkinderbande in den Straßen vor der Taverne warteten und Ausschau hielten. Erschwert wurde diese Aufgabe dadurch, dass die Karnevalsfeiern am heutigen Tage ihren Höhepunkt erreicht hatten. Selbst im hiesigen Elendsviertel waren die Gassen bis zum Bersten gefüllt, und so fiel es recht schwer, einen rechten Überblick zu behalten. Andererseits konnten wir uns umso besser in den Menschenmassen verbergen, sodass es nicht auffiel, dass wir vor dem Gebäude herumlungerten.

Die Tatsache, dass wir – abgesehen von der vermeintlichen Haarfarbe – nichts über unsere Zielperson wussten, machte das Unterfangen ebenfalls nicht einfacher. Entsprechend zwiegespalten waren wir auch, als Answald aus dem Tavernenfenster hinauslugte und schulterzuckend in Richtung einer rothaarigen Frau gestikulierte, die soeben aus der Tavernentür hinausgetreten war und zuvor scheinbar mit Bruno ins Geschäft gekommen war. Gemeinsam mit den Straßenkids machte ich mich an die schwierige Aufgabe, die Frau in dem Gewühl zu verfolgen, während meine Kameraden auf ihrem Posten blieben. Nach einer langwierigen und kräftezehrenden Verfolgungsjagd durch die halbe Stadt war schließlich klar, dass es sich nicht um die Gesuchte handelte. Fluchend eilte ich zurück ins Altquartierviertel. Wie schon bei dem kürzlichen Zwischenfall mit den Tiermenschen hatte ich das Beste verpasst. Doch sollte ich gar nicht den ganzen Weg bis zur Grube zurücklaufen müssen. Schon einige Straßen vorher kamen mir Menschen mit ängstlichem Gesichtsausdruck entgegen, die von kreischenden Dämonen aus den tiefsten Tiefen der Hölle berichteten, welche sich in einer verfallenen Hütte niedergelassen hätten. Ich erkannte anhand der Beschreibung das Versteck, welches wir uns am Abend zuvor gesucht hatten, und lief mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen dorthin.

Doch nicht eine gefesselte Rothaarige saß dort festgebunden auf einer Kiste, sondern ein blutender und furchtbar zugerichteter Ganove, den ich nie zuvor gesehen hatte! Während Magnus mit brennenden Händen und wilde Drohungen und Beschimpfungen ausstoßend den Gefangenen an seinen empfindlichsten Körperzonen bearbeitete (und so die entsetzlichen Schreie erzeugte, die den halben Stadtteil in Angst und Schrecken versetzten), brachten mich meine Freunde auf den neuesten Stand:

Kaum waren die Kinder und ich außer Sichtweite, da trat eine in Leder gerüstete, dunkelrot gelockte Frau mit selbstsicherem Schritt in den Schankraum der Spelunke. Unter ihrem Umhang waren die Silhouetten von Waffen zu erkennen. Ohne Umweg schritt sie auf Bruno zu, und die beiden verschwanden die Treppe hinauf. Answald konnte beobachten, wie drei kräftige Männer, vermutlich ihre Leibwächter, von ihren Plätzen aufstanden und sich in der Nähe der Treppe herumdrückten. Gerade rechtzeitig konnte er das Magnus-Richard-Rollkommando darauf aufmerksam machen, als sie zur Tür hineinkamen. Anstelle des eigentlich geplanten Sturmangriffes die Treppe hinauf versuchte „Lord“ Magnus den Trick, sofort ein Zimmer zu benötigen, und schritt, den winselnden Wirt missachtend, auf die Treppe zu. Doch da verstellten ihm die drei Muskelmänner den Weg. Sie wanden sich hin und her, sichtlich beeindruckt von dem selbstsicheren Magnus und dem grimmig dreinblickenden Richard, ließen sich aber nicht dazu bewegen, den Durchgang frei zu machen.

Der Gesprächston wurde schärfer und die Gesten wütender, da senkte sich plötzlich absolute Stille über den Raum. Answald konnte kurz zuvor noch ein paar gemurmelte Silben eines merkwürdigen Singsangs aus einer Ecke vernehmen, und tatsächlich: Dort stand, konzentriert gestikulierend, ein junges Bürschchen und wirkte seinen Zauber, während sein Kumpel neben ihm und die drei Männer an der Treppe wie auf Kommando ihre Waffen zogen! Die Zeit des Redens war vorbei, und Richard auch sofort in seinem Element. Sein erstes Opfer hätte es sich sparen können, seine Waffe zu ziehen, da sie – mitsamt dem dazugehörigen Arm – schon nach Richards erstem Hieb in hohem Bogen durch den Schankraum flog. Seine Rückhand ließ die übrigen beiden Gegner erschrocken zurück in Richtung der Treppe springen. Answald währenddessen hatte den gefährlichsten Gegner als diesen ausgemacht: den gegnerischen Magier. Eine Fleischwunde in Kauf nehmend, schulterte er sich an dem Leibwächter vorbei und stach dem zu keiner Gegenwehr fähigen Zauberer seinen Dolch in die Leiste. Schlagartig verflog der Stillezauber, und laut schreiend fiel der Bursche auf den schmutzigen Tavernenboden, wo er zappelnd und zuckend sein Blut literweise auf die umherstehenden Gäste verspritzte. Magnus sorgte nun für eine Überraschung. Die Stille war zwar aufgehoben, und er hätte wieder seine eigenen Zauber sprechen können. Doch anstatt sich wie üblich selbst die Finger schmutzig zu machen und die übrigen Gegner zu Schlacke und Asche zu verbrennen, zuckte er einen klimpernden Beutel mit Goldmünzen, deutete auf die verbliebenen Treppenbewacher, und rief der glotzenden Menge zu, dass sich jeder einen Batzen verdienen könne, der die Männer tötet. Der Mob aus Räubern und Halsabschneidern ließ sich das nicht zweimal sagen, und innerhalb von Sekunden war von den Gegnern nur noch eine undefinierbare Masse übrig, die sich selbst der skrupelloseste Metzger zu verkaufen geweigert hätte. Da war es nur noch Formsache, dass Richard dem bedrängten Answald zu Hilfe eilte und dem letzten der Gegner einen krachenden Hieb ins Genick versetzte, der diesen wie vom Blitz getroffen bewusstlos zusammenbrechen ließ.

Das Klirren aus dem Obergeschoß machte den Streitern im Schankraum klar, dass sie sich den Weg nach oben schenken konnten. Bernard, der gelangweilt in dem Hinterhof Wache hielt und vergeblich eine Stelle suchte, an der es nicht nach Erbrochenem oder Urin stank, wurde völlig überrascht, als in einem Regen aus Glassplittern und zerbrochenem Fensterrahmen plötzlich die Rothaarige neben ihm landete. Bevor er die Frau packen konnte, war sie schon aufgesprungen, aus dem Hof gerannt und im Gewühl der Menge verschwunden. Bernard versuchte noch, sie zu verfolgen, hatte aber kein Glück. So machte auch er sich auf den Weg zu dem Versteck, wo wir alle wieder zusammen fanden.

Der Gestank nach verbranntem Fleisch wurde immer beißender, und in den rosafarbenen Schwaden aus verdampftem Blut konnte man kaum noch erkennen, wie Magnus immer und immer wieder seine glühenden Finger in die Eingeweide des brüllenden Gefangenen sinken ließ. Der Mann war jedoch aus sehr hartem Holz geschnitzt und weigerte sich standhaft, irgendetwas preiszugeben. Erst als wir damit drohten, ihm Heiltränke einzuflößen und so die Prozedur bis ins Unendliche fortzusetzen, konnten wir seinen Willen brechen. Zwar erfuhren wir nicht viel, dafür aber umso wichtigere Dinge. Zum Einen war der Name Charlotte erwartungsgemäß nicht der wahre Name der Rothaarigen; in Wirklichkeit hieß sie Brunhilde. Viel wichtiger jedoch war die Information, dass Brunhilde und ihre Bande ein Ausweichversteck in der Gegend hatten. Nachdem der Halunke uns den Weg beschrieben hatte, malte ich ihm mit meinem Dolch einen hübschen Grinsemund unterhalb des Kinns, und sodann verkrümelten wir uns schleunigst aus der Gegend, bevor die unmenschlichen Schreie, die unser Gefangener ausgestoßen hatte, die Hexenjäger auf den Plan rufen konnten.

Nun hatten wir die Qual der Wahl. Einerseits würde Brunhilde vermutlich im Palast ihren Stoff an Kanzler Sparsam weitergeben, andererseits wussten wir von ihrem Versteck. So teilten wir uns auf. Bernard und Richard machten sich mit der Kinderbande an die Verfolgung der Rothaarigen, während Magnus, Answald und ich versuchten, das Versteck ausfindig zu machen. Am Palast konnten Bernard und Richard gerade noch sehen, wie Brunhilde aus dem Eingangstor wieder hinaustrat. Sie verfolgten die Frau, was durch den Umstand erschwert wurde, dass sie sich auf einer Tavernentoilette verkleidet hatte. Anstatt der rothaarigen Kriegerin trat eine lächelnde Blondine aus der Tür. Doch den scharfen Augen der Freunde entging nichts, und so verfolgten sie Brunhilde auf einer langen Sauftour, bei der sie kaum eine Taverne ausließ, zurück in Richtung Altquartier. Erst kurze Zeit vor dem Slum entledigte sie sich wieder ihrer Verkleidung und trug auch ihre Waffen wieder offen (angesichts der Gegend eine nur natürliche Entscheidung).

Das Versteck der Verbrecher fiel uns nur dadurch auf, dass es nicht auffiel. Während in allen umliegenden Gebäuden die Lichter brannten und Menschen den Karneval zelebrierten, war ein Haus dunkel und scheinbar verlassen. Das Schloss der Eingangstür war eine Beleidigung für meine Dietriche, und kaum waren wir in den dunklen Flur gehuscht, waren wir froh, dass wir unseren Einbruch nicht an der Rückseite versucht hatten: Eine gemeine Falle sicherte den zweiten Eingang, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie entdeckt hätte. Das Gebäude an sich bestand nur aus einem großen und leeren Raum, in dessen Fußboden eine Kellerluke dadurch ins Auge stach, dass ihr Wert den der angrenzenden Gebäude vermutlich um ein vielfaches überstieg. Entsprechend gut gearbeitet, fiel es mir auch schwer, die Luke irgendwie aufzubekommen. Der Riegel von innen war verschlossen und zu allem Überfluss mit einem Zahlenschloss versperrt, wie ich durch ein Astloch erkennen konnte. Ebenso war ein Lichtschein zu sehen, und als wir ganz still waren, hörte man das Klimpern von Würfeln aus einem der Räume, die sich unten befanden. Scheinbar hatte Brunhilde noch weitere Schergen unter ihrem Kommando, welche sie auf ein geheimes Klopfzeichen hin einlassen würden. Da wir dieses nicht kannten, versuchten wir, die Männer unten dazu zu bewegen, die Luke zu öffnen. Laut lallend spielten wir besoffene Einbrecher in der Hoffnung, dass die Kellerasseln hinaufkommen würden, um uns zu vertreiben. Jedoch blieb die Luke verschlossen und nur das Licht wurde gelöscht. Also taten wir so, als würden wir das Haus verlassen, und legten uns im Dunkeln auf die Lauer.

Nach einigen Stunden endlich knirschte der Schlüssel im Schloss, und Brunhilde trat ein. Answald und ich nutzten den Moment, als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, und versuchten sie zu packen. Doch die Frau wand sich wie eine Katze oder ein glitschiger Aal und ließ sich nicht festhalten. Auch als ich ihr mit meinem Knüppel einen herzhaften Hieb auf den rotgelockten Schädel verpasste gab sie nicht auf. Doch dann flog polternd die Tür aus den Angeln, als Richard ihr einen Tritt versetzte. Mit ein paar großen Schritten war er heran und verpasste der Furie eine schallende Ohrfeige, die sie benommen gegen die nächste Wand schleuderte. Gemeinsam knebelten und fesselten wir Brunhilde und blickten sodann auf die Luke hinab.

Lautes Rufen drang von ihr hinauf. Die Schergen Brunhildes hatten den Kampf natürlich mitbekommen und riefen nun nach ihrer Herrin. Als sie bemerkten, dass die Frau gefangen war, drohten sie damit, die kleine Reya zu töten. Man verlangte freies Geleit, einen vollgetankten Fluchthubschrauber und auch sonst das übliche Zeug. Doch wir trauten den Halunken nicht – gewiss würden sie das Kind so oder so umbringen, und sei es nur, um sie als Zeugin aus dem Weg zu räumen. Also nahmen wir ihre mannigfaltigen Forderungen zum Schein an. Als sich die Luke öffnete, sprang Richard sogleich hinab, um die Banditen zu überwältigen und so das Mädchen zu retten. Doch kaum erschienen seine Füße im Lukenausschnitt, da verlor einer der Entführer die Nerven. Ein lauter Knall drang aus dem Kellerloch, als sich die Pistole des Verbrechers entlud, und Richard wurde von einem Regen aus Hirnmasse und Schädelknochensplittern überschüttet, als sich der Kopf des armen Kindes in seine Atome auflöste. Vor Zorn schrie Richard auf. Die Armbrustbolzen, die sich in seinen Körper bohrten, nahm er in seiner Wut gar nicht wahr, als er den ersten der Banditen mit einem gewaltigen Hieb vom Scheitel bis zum Brustbein spaltete. Nacheinander sprangen wir bis auf Bernard, der Brunhilde bewachte, in den Keller hinab und stürzten uns in den Kampf. Doch kamen wir kaum zum Zuge; wie entfesselt und laut brüllend hackte Richard mit seiner Waffe um sich und trennte dem nächsten Gegner mit zwei harten Hieben beide Arme ab. Als die Schmerzensschreie des Armlosen verklangen, wurden arkane Worte hörbar. Magnus war doch nicht so verrückt und würde in den Engen des Kellers eine seiner Feuersbrunsten entfesseln? Aber die Zauberformeln kamen von einem Magier, der sich bislang in den Schatten verborgen gehalten hatte. Der Spruch erreichte seinen Höhepunkt, und schlagartig wurde der gesamte Kellerraum von einem üblen Fäkaliengeruch erfüllt. Da wir dieses Phänomen ja schon zur Genüge von Magnus kannten, irritierte der Gestank die Gegner mehr als uns. Richard ließ dem Magier keine Chance, einen potenteren Zauber aus seinem Arsenal zu wählen, und trennte ihm mit einem Streich das Bein ab. Der gegnerische Magier tat sich recht schwer mit seiner Balance und kippte zur Seite weg. Der Blutstrahl, der aus dem Beinstumpf herausschoss, benetzte alle in dem engen Kellerraum mit der klebrigen Flüssigkeit, und da wir uns nun in der Übermacht befanden, reihten sich die zerschnetzelten Körper der übrigen Feinde spritzend und sprühend in die Show der Blutfontänen mit ein.

Bernard betrachtete den Reigen der umherfliegenden Körperteile und -flüssigkeiten fasziniert von seinem (trockenen) Standpunkt am Rande der Luke aus. Er war derart von dem Schauspiel gefesselt, dass er nicht mitbekam, wie sich Brunhilde aus ihren Fesseln hinauswand. Ihre Hände hatte sie schon befreit und eben begann sie, an den Knoten ihrer Fußfesseln herumzunesteln, als Bernard ihrer gewahr wurde. Ein hohles Pling erklang, als er die flache Seite von Barrakuls Klinge auf ihren Kopf klatschen ließ. Sofort bildete sich neben der Beule auf ihrer Stirn, die sie von meinem Hieb davongetragen hatte, eine zweite. Die Schönheit Brunhildes Gesichts litt nun etwas unter der Tatsache, dass es so aussah, als würde ein gehörnter Dämon in ihrem Körper wohnen. Neben ein paar Barmitteln fanden wir in dem Versteck sowie bei Brunhilde und ihren Schergen neben einem ordentlichen Geldbetrag noch allerhand interessante Gegenstände. Hervorzuheben wären hier ein weiterer Erpresserbrief betreffend Ar-Ulrics Techtelmechtel, eine Brieftaube sowie ein Codebuch.

Während meine Kameraden in dem Unterschlupf verweilten und Brunhilde bewachten, eilte ich zum Tempel Ulrics. Nach ein wenig Wartezeit, die mit einem Plausch mit den Tempelwachen schnell verflogen war, kam der Hohepriester schließlich von einer Karnevalsfeier zurück. Ich schilderte ihm unsere Taten und Entdeckungen. Sofort ließ Ar-Ulric ein Dutzend seiner Ritter antreten, und schnellen Schrittes ging es zurück ins Altquartier. Nachdem er den letzten der verräterischen Briefe mit einem beeindruckenden Schauspiel seiner magischen Fähigkeiten hatte verschwinden lassen, versetzte er der Mörderin der Nichte Ehrlichs noch einen herzhaften Tritt in die Rippen und begab sich zurück in seinen Tempel – jedoch nicht ohne uns einen seiner Männer dazulassen. Der Kerl schien einst bei der Inquisition beschäftigt gewesen zu sein. Mit großen Augen sahen wir ihm dabei zu, wie er Dinge mit dem Körper der gefangenen Brunhilde anstellte, auf die nicht einmal der alte Doktor Herzeleid bei der Obduktion seiner Forschungsobjekte gekommen wäre. Zum zweiten Male an diesem Tag wurde der Stadtteil von Schreien heimgesucht, die direkt aus der Hölle zu kommen schienen. Doch was uns Brunhilde mit keuchendem Atem zwischen ihren Schmerzenslauten berichtete, war sehr aufschlussreich und ließ uns aufgrund seiner Tragweite das Blut in den Adern gefrieren...

„Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“
Zitat zugeschrieben Wolodymyr Selenskyj

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