Autor Thema: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?  (Gelesen 10746 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #25 am: 21.03.2010 | 12:13 »
Klar kann es Rollenspiel ohne Spielleiter geben.

Da funktioniert wirklich hervorragend, wenn niemand dabei ist, der meint es müsse einen SL geben.
Das entspricht meiner Erfahrung. In einer Runde mit den geschätztesten unter meinen Spielern hat eine Runde sich zu einer spielleiterlosen hin entwickelt. Angefangen hat es mit rotierendem Spielleiter.

Aber wahrscheinlich ist da vor allem folgendes passiert...
ein Spielleiter fördert meiner Meinung nach die gemeinsame Vorstellungsbasis, so dass das Charakterspiel auch bei anderen spielern ankommt, ...
Ein SL hat die Aufgabe das gemeinsame Spiel zu fördern.
Irgendjemand MUSS bestimmen, wie es weitergeht. Und das ist der SL. 
Wir sehen das in der erwähnten Runde alle anders. Jeder Spieler ist in der Pflicht, mit den anderen zu spielen, d.h. auf sie und ihre Wünsche bestmöglich einzugehen. (Wenn man sich gegenseitig schätzt, ist das ja auch keine große Sache. Man tut halt nur, was man tun möchte - dem anderen alles Gutes, so weit man kann.) Wie es weitergeht, wird danach bestimmt, wie allen Interessen am besten gedient wird - hat nur ein Spieler ein Interesse, wird es so, wie er wünscht, kollidieren Interessen, wird nach einer guten Lösung gesucht. Und das alles immer von allen. Aber das ist auch die Basis unserer Rollenspielrunden allgemein: Daß jeder (zumindest auch) mit den anderen spielt. Allein den Spielleiter für das Zusammensein und -bleiben verantwortlich zu machen, kann da nicht angehen, weder was den Vorstellungsraum noch was die Gruppe angeht.

Mit Spielern, die noch nicht so geübt sind und den anderen noch nicht so vertraut, ist es hilfreich, wenn ein Spielleiter als Ansprechpartner und Entscheidungsinstanz da ist. Aber mit der Zeit geht es auch ganz gut ohne. Allerdings auch nur unter der Voraussetzung, daß jeder jeden nach bestem Wollen und Können unterstützt. In dem Moment, wo einer das nicht will (nicht können ist allenfalls halb so wild), vereinfacht sich die Situation enorm, wenn jemand offiziell als Mediator anerkannt wird, d.h. ein Spielleiter. Und der bekommt als "Werkzeugkasten" dann eben ein paar besondere Befugnisse, z.B. letztes Wort bei Interessenskonflikten, Gestaltungsrecht an der fiktiven Umgebung usw. 

Also auch bei einer Runde, die nur aus Spielern besteht. Die werden dann einzeln zu Spielleitern.
Ich bevorzuge da den Begriff "Mitspieler". Der umfasst in einen Fall alle Spieler und den Spielleiter, im andern Fall alle Spielleiter / alle Spieler. Mag ein Ausweg für Feiglinge sein, läßt einen aber um die ganze Diskussion von wegen -leit- bequem herumkommen.

Offline 1of3

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #26 am: 21.03.2010 | 14:11 »
Wie regeln denn spielleiterlose (bzw. spielleiterwechselnde) Systeme die "Plotaufsicht"?

Die Frage ist ein wenig schwierig zu beantworten.

Wenn du davon ausgehst, dass typischer Weise ein "Spielleiter" (*) sich vor dem Spiel einen Plot ausdenkt, an dem sich das Spiel lang hangelt (mit dem einen oder anderen Umweg), dann kann es das nicht geben, wenn kein Teilnehmer sicher sein kann, so eine Planung mit Sicherheit durchzusetzen. Man könnte hier von Plot a priori sprechen.

Wenn du aber meinst, dass es im Nachhinein eine nachvollziehbare plausible Handlung gibt, also einen Plot a posteriori, dann ist da überhaupt kein Problem.


Es bietet sich in jedem Fall an, beim Spiel eine laufende Qualitätskontrolle für kreativen Input zu verwenden. Da ist es völlig egal, wie das Spiel an sich funktionieren vermag. Da gibt es also zwei grundlegende Arten, die positive Verstärkung und das spielunabhängige Veto.



(*) Ich setze in solchen Diskussionen "Spielleiter" gerne in Anführungszeichen, um darauf hinzuweisen, dass ich sie nicht als Ding ansehe, die unabhängig von einem gegebenen Spiel existieren.

Offline Maarzan

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #27 am: 21.03.2010 | 16:46 »
Damit Rollenspiel gespielt werden kann, müssen einige "Serviceaufgaben" erledigt werden, welche eben kein Rollenspiel sind, bzw. sich mal mehr, mal weniger allgemeingültig mit dem gewünschten Rollenspielgefühl beißen können.
Die Aufgaben kann man theoretisch vertzeilen, aber damit geht man eben den Preis ein, dieses Rollenspielgefühl ggf. zu beschädigen.
Dieses Risiko sinkt in dem Maße in dem Arbeiten quasi unsichtbar werden, da die Gruppe nicht mehr den konstanten und bewußten Eingriff brauchen, da sie bereits ein genügend großes allgemeines Verständnis dafür hat, wie diese Gruppe und ihr Rollenspiel läuft. Ganz weg geht der Effekt jedoch nicht. 
Es bleibt auch zu überlegen ob die Qualität und der Verwaltungsaufwand bei einer spezialisierten Ausführung der Spieleliteraufgaben nicht höher ist. Allerdings müssen auch da ja nicht alle Aufgaben in einer Person gebunden sein, sondern können sich über mehrere Personen, aber mit fixen Funktionen verteilen.  Dies löst auch die Frage nach der Autorität, welche in gewissen Fällen notwenidg bis nützlich ist um die Spielleiteraufgaben zu erfüllen.
Aber auch das erfordert zusätzliche Abstimmung, z.B. zwischen dem Regelexperten und dem NSC-Gestalter.

Möglich ist je nach Flexibilität / Gleichgültigkeit der Betreffenden gegenüber bestimmten Problemen also viel.
Bleibt die Frage: was ist der Vorteil von der klassischen Spielleiterfunktion wegzugehen?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Eulenspiegel

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #28 am: 21.03.2010 | 17:04 »
bzgl. Eingangspost:
Kommt darauf an, was man unter Spielleiter versteht:
Wenn man sagt: "Spielleiter ist eine Person, die NSCs und/oder die Umwelt leitet.", dann sind spielleiterlose RPGs nicht möglich. (Ausnahme: Man spielt ein RPG, in dem es keine NSCs gibt und in dem die SCs nicht mit der Umwelt interagieren. - So ähnlich wie im Film Der Totmacher.)

Wenn man dagegen sagt: "Spielleiter ist eine Person, die das Spiel leitet.", so kommt man in einem RPG ohne SL aus: Nämlich dann, wenn man alle Aufgaben gleichmäßig an alle Spieler verteilt. Wenn alle Spieler für alles zuständig sind, gibt es keinen mehr, der leitet. Damit hätzten wir dann spielleiterloses RPG.

Beduetet SL für dich: "Ein SL ist ein Mitspieler, der besondere Aufgaben bzw. Funktionen im Spiel innehat.", dann haben wir auch hier: Wenn alle Spieler die gleichen Aufgaben, Rechte&Pflichten erhalten, gibt es keinen Mitspieler mehr, der eine besondere Stellung innehat. Daher gibt es auch hier keinen SL.

Ob es spielleiterloses RPG gibt oder nicht, hängt also extrem davon ab, was man unter SL versteht.
« Letzte Änderung: 21.03.2010 | 17:31 von Eulenspiegel »

Offline Falcon

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #29 am: 21.03.2010 | 19:35 »
Zitat von: achamanian
warum wird der Begriff des SL willkürlich, wenn man sagt, dass Funktionen, die klassischerweise dem SL zukommen, auch auf die Gesamtmenge der Spieler verteilt werden können?
Weil der SL dadurch nicht weniger existent ist. Weil der SL doch nichts anderes tut. Er stellt doch nur den raumzeitlichen Verlauf der Spielwelt dar. Wenn das auch jemand anderes tun kann, dann gibts den SL gar nicht.
Das wäre sonst so, als würdest du sagen "Wieso ist der Begriff Pilot willkürlich, wenn auch mal ein Passagier fliegen kann?"
Und derjenige, der das in einem Momment gerade entscheiden darf, ist der SL.
Also anders herum gefragt: wieso kann man nicht sagen, daß ein Spieler nicht auch nebenbei SL Aufgaben in "SLlosen" Rollenspielen übernimmt?

Wenn die Spieler gemeinsam entscheiden ("Jo, so machen wir das"), dann sind sogar in dem Moment alle gleichzeitig Spielleiter. Aber irgendjemand ist es immer. Sonst würde es gar nicht vorran gehen.
Ich finde deswegen wichtig zu sagen, daß der SL immer dabei ist, weil die Spieler sonst den Eindruck gewinnen, niemand müsste diese Aufgaben übernehmen, weil die ja i.d.R. unbeliebt sind.

Das kann man natürlich so oder so sehen. Eine allgemeingültige Antwort scheints dafür ja nicht zu geben. Im Endeffekt läufts auf Eulenspiegels Definitionen hinaus. Und für mich gilt die Erste.
Ich finde es wichtiger ihn über die Aufgaben als über die Anzahl seiner Entitäten zu bestimmen.

In der Umgangsprache gelten aber wohl nur beide Definitionen gleichzeitig (EINE Person, die wie Spielwelt LEITET), das mag sein.
=> Das Problem ist, daß ich dann noch den Spielleitenden Spieler als Person brauche. So kommt man zwar an spielleiterlose Rollenspiele, aber sie müssten spielleitende Spieler Rollenspiele heissen um eindeutig zu sein :P

Es ist aber viel einfacher zu sagen, daß man als Mitspieler entweder spielen oder leiten oder beides kann.
« Letzte Änderung: 21.03.2010 | 19:43 von Falcon »
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Achamanian

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #30 am: 21.03.2010 | 19:50 »
Ehrlich gesagt verstehe ich die erste Hälfte vom Post immer noch nicht richtig, das ganze scheint mir ein Argument gegen deinen Standpunkt zu sein und nicht dafür, aber ist auch nicht so wichtig ...

Wenn die Spieler gemeinsam entscheiden ("Jo, so machen wir das"), dann sind sogar in dem Moment alle gleichzeitig Spielleiter. Aber irgendjemand ist es immer. Sonst würde es gar nicht vorran gehen.
Ich finde deswegen wichtig zu sagen, daß der SL immer dabei ist, weil die Spieler sonst den Eindruck gewinnen, niemand müsste diese Aufgaben übernehmen, weil die ja i.d.R. unbeliebt sind.

Mir war nicht klar, dass Spielleiten so unbeliebt ist, dass man "Spielleiterlos" als reißerisches Werbeetikett aufgefasst werden kann ("Neu! Das Rollenspiel mit dem AUTOMATISCHEN SPIELLEITER!! Nie wieder nerviges Vorbereiten!").

Mich würde aber interessieren, wie man vom Standpunkt des designers her sein System bezeichnen soll, wenn es die Spielleiteraufgaben verteilt.
ich stelle mir den Designprozess ja etwa so vor: Der Autor möchte gerne ein RSP machen, dass funkitoniert, ohne dass ein Spieler die klassische SL-Rolle übernehmen muss. Als Nächstes stellt er sich die Frage: "Gut, welche Aufgaben hat denn der SL, und wie kann man die sinnvoll auf alle Spieler verteilen?" Einen anderen logischen Schritt gibt es da eigentlich nicht, denn zu sagen: "Ich designe es einfach wie üblich, nur ohne SL, sodass es nicht funktionert, haha" wäre ja ziemlicher Blödsinn ...

Sagen wir nun, der verantwortungsvolle Spieledesigner hat schließlich eine Möglichkeit ausgetüftelt, die SL-Aufgaben sinnvoll auf alle Spieler zu verteilen, sodass es keinen Spieler mehr gibt, der die herausgehobene Rolle des SL übernimmt, sondern alle Spieler im Prinzip die gleiche (funktionale) Rolle einnehmen - und dann soll er sein Spiel nicht  "Spielleiterloses RSP" nennen dürfen? Wie denn sonst? "Rollenspiel mit verteilter Spielleiterfunktion"? das wäre ja noch unverständlicher ...

Offline Bad Horse

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #31 am: 21.03.2010 | 19:56 »
Ich halte mal fest: Irgendjemand trifft immer Entscheidungen über die Reaktion der Spielwelt auf die Aktionen der Spieler. Traditionell ist das der Spielleiter - aber diese Entscheidungsfunktion muss nicht auf eine Person beschränkt sein, sondern kann auch von mehreren Mitspielern, wechselnden Mitspielern oder der ganzen Gruppe wahrgenommen werden.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Falcon

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #32 am: 21.03.2010 | 20:03 »
@erster Absatz:
SLAufgabe = SLExistenz.
Spieler übernimmt SLAufgabe, Spieler ist Spielleiter.
Ich sehe da kein Gegenargument.

sollen sie sie doch "nurSL Rollenspiel" (was ja auch unwahr ist) nennen oder "Spielleiterspieler Rollenspiel", hört sich genauso bescheuert an wie "SLloses Rollenspiel".


Ansonsten ist der einzig wichtige eigentlich der vorletzte Absatz.


Zitat von: achm
Mir war nicht klar, dass Spielleiten so unbeliebt ist, dass man "Spielleiterlos" als reißerisches Werbeetikett aufgefasst werden kann ("Neu! Das Rollenspiel mit dem AUTOMATISCHEN SPIELLEITER!! Nie wieder nerviges Vorbereiten!").
Aber das ist doch genau das, was diese Rollenspiele tun. Natürlich ist es Verarschung, denn natürlich muss JEDER Spieler die SL Aufgaben machen,
Aber wenn sie Leute ködern wollen, die gerne leiten würde sie ja  jedermannSL Rollenspiele heissen und nicht SLlose Rollenspiele, mh?
Selbst wenn sie eher Spieler ansprechen wollen, die gerne spielen, würden sie ja "NurSpieler Rollenspiele" heissen.

"Du leitest gerne? Du liebst es Herr über die Welt zu sein, aber immer reissen sich deine Mitspieler um diese aufregende Verantwortung und ihr könnt euch nicht entscheiden wer DIESES MAL leiten darf? Kein Problem, mit *spielleiterlosesRPG* kann jetzt JEDER der Speilleiter sein" ;)

p.s.
Ich glaube es gibt mehr Rollenspieler, die lieber spielen als leiten. Ich werbe doch nicht mit etwas, in dem ich so tue, als gäbs das nicht.
« Letzte Änderung: 21.03.2010 | 20:08 von Falcon »
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Achamanian

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #33 am: 21.03.2010 | 20:19 »
@erster Absatz:
SLAufgabe = SLExistenz.
Spieler übernimmt SLAufgabe, Spieler ist Spielleiter.
Ich sehe da kein Gegenargument.


Ach so, sorum ergibt's Sinn, ich hab vom anderen Ende gedacht.

Ich kann mir jedenfalls nicht so recht vorstellen, dass das Label "Spielleiterlos" ein Vermarktungstrick ist - ich kenn das von meiner Gruppe nur, dass die gleich alle fürchten, dass das irgendwas artsy-mäßiges, forgiges, voll anstrengendes ist, wenn ich ihnen vorschlage, mal Polaris zu spielen. Und ich kenne auch kein Spielleiterloses Rollenspiel, das überhaupt irgendwie ansatzweise kommerziell erfolgreich rüberkommt.

Asmodina

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #34 am: 21.03.2010 | 21:27 »
@Heretic:jop..da wir im romanstil spielen.. ;)

Pyromancer

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #35 am: 21.03.2010 | 21:50 »
Und ich kenne auch kein Spielleiterloses Rollenspiel, das überhaupt irgendwie ansatzweise kommerziell erfolgreich rüberkommt.

Das kommerziell erfolgreichste deutsche Western-Rollenspiel ist spielleiter-los.
« Letzte Änderung: 21.03.2010 | 22:39 von Pyromancer »

Offline Zornhau

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #36 am: 21.03.2010 | 22:07 »
Das ist kommerziell erfolgreichste deutsche Western-spielbrettloses Brettspiel ist spielleiter-los.
Fixed it for you.

Offline 1of3

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #37 am: 21.03.2010 | 22:08 »
Sagen wir nun, der verantwortungsvolle Spieledesigner hat schließlich eine Möglichkeit ausgetüftelt, die SL-Aufgaben sinnvoll auf alle Spieler zu verteilen, sodass es keinen Spieler mehr gibt, der die herausgehobene Rolle des SL übernimmt, sondern alle Spieler im Prinzip die gleiche (funktionale) Rolle einnehmen - und dann soll er sein Spiel nicht  "Spielleiterloses RSP" nennen dürfen? Wie denn sonst? "Rollenspiel mit verteilter Spielleiterfunktion"? das wäre ja noch unverständlicher ...

Wenn er gut ist, erwähnt er in seinem ganzen Produkt das Wort "Spielleiter" kein einziges mal. Schach erzählt mir ja auch nicht, dass ich keine Spielkarten mischen muss.

Generell ist die Annahme, dass es Spielleiter an sich gebe, schädlich.  Wer so etwas glaubt, wird, wenn er ein Spiel entwickelt, in der Box denken. Aus dem gleichen Grund ist auch "Player Empowerment" kein guter Begriff, weil er auf ein Defizit verweist.

Die Annahme, dass es "Spielleitung" gebe, ist zudem völlig unnötig und verstößt damit gegen Occams Rasiermesser: Entia non sunt multiplicanda.

Eulenspiegel

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #38 am: 21.03.2010 | 22:26 »
Gerade Schach wird (genau wie Go) aber häufig als würfelloses Brettspiel bezeichnet, um sich vom Standard, dem würfelbasierten Brettspiel abzuheben.

Die meisten Brettspiele besitzen ein Zufallselement. Wenn jetzt ein Brettspiel ohne Zufallselement daherkommt (egal ob Schach, Mühle, Go, Dame oder Halma), dann bezeichnet sich dieses Spiel auch als würfellos, weil es sich damit vom Standard abhebt.

Das gleiche ist beim RPG der Fall: Der Standard ist nunmal, dass es einen SL gibt. Wenn jetzt ein RPG ohne SL daherkommt, dann bezeichnet es sich als SL-loses Spiel, weil es sich damit vom Standard abhebt.

Offline 1of3

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #39 am: 21.03.2010 | 22:35 »
Ist das so? Ist mir noch nie untergekommen. "Spiel mit vollständiger Information", sowas kenn ich, aber auch nur von Leuten, die meinen über Schach reden zu müssen, nicht aus einer Schachanleitung.

Aber von mir aus.... Dann sollte der potentielle Werbende aber vielleicht von "SL-frei" reden. Es fehlt ja schließlich nichts und Kaugummis sind auch nicht "zuckerlos".

Offline Dr.Boomslang

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #40 am: 22.03.2010 | 01:23 »
Spieler übernimmt SLAufgabe, Spieler ist Spielleiter.
Das ist in jedem Fall eine extrem verkürzende und damit verfälschende Sichtweise. Erstmal ist natürlich unklar wer "SL-Aufgabe" definieren darf, aber gehen wir mal davon aus dass grundsätzlich ungefähr klar ist, dass bestimmte Aufgaben im Rollenspiel einfach erledigt werden müssen, die von Systemen häufig aus praktischen Gründen in einem SL gebündelt wurden, weswegen wir sie nach diesem benannt haben.
Selbst dann ist es aber völlig unsinnig, jemanden der an der Erledigung einer solchen Aufgabe beteiligt ist tatsächlich auch als SL zu bezeichnen, oder ihn auch nur in dessen Verwandschaft zu rücken. Es kann sich je nach Organisation der Aufgabe völlig anders für den betreffenden Spieler anfühlen diese wahrzunehmen, und es kann dabei zu völlig anderen Ergebnissen kommen, sonst wäre das System ja sinnlos. Was bleibt ist also einfach nur eine willkürliche Kategorisierung der ausgeführten Tätigkeit.

Genauso wie es völlig irreführend wäre über einen Bürger in einer Demokratie oder einen Abgeordneten zu sagen er nehme anteilig oder teilweise Diktator- oder Monarchen-Aufgaben wahr, nur weil in allen diesen Fällen staatliche Funktionen eines Souverän wahrgenommen werden (müssen).
Prozess und Ergebnis sind völlig anders. Die Kategorie ist einfach historisch gewachsen, sagt aber nichts über den Prozess aus.

Offline Blutschrei

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #41 am: 22.03.2010 | 01:44 »
Wie wäre es denn mit einem Regelwerk vom ausmaß des Herrn der Ringe, welches abgesehen von 30 Seiten Regeln nur Zufallstabellen beinhaltet?
Die Gruppe wirft darauf dann gemeinsam je nach Situation, man kann ja dann auch eine Tabelle für "auf welchen Tabellen soll ich jetzt würfeln?" einbringen. NSCs könnten nur anhand von Würfelwürfen und Überredens-Proben ausgespielt werden, bzw deren Reaktion von der Gruppe gemeinsam beschrieben werden, da die Entscheidung und die Details schon feststehen fällt dies nicht unter den Aspekt "Spielleiten". In-Charakter-Play kann jedoch nur im Monolog oder Dialog zwischen den Helden stattfinden, da jede weitergehende Auseinandersetzung mit NSCs eine spielleiterische Handlung wäre.

Ist das jetzt spielleiterlos? Oder ist das Buch der Spielleiter ?!
Zumindest spielen alle Spieler ihre Charaktere und niemand muss leiten.


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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #42 am: 22.03.2010 | 05:08 »
OT:
Fixed it for you.
Ist Inspectres und Insects of God und Rogue Trader und D&D4 Danna uch so ein Brettspielverschnitt?
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Kynos

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #43 am: 22.03.2010 | 06:29 »
Ne, D&D4 ist ein MMORPG ohne Computer... bei den anderen kann ich das nicht beurteilen... :)

Offline Bad Horse

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #44 am: 22.03.2010 | 20:49 »
Ist das jetzt spielleiterlos? Oder ist das Buch der Spielleiter ?!
Zumindest spielen alle Spieler ihre Charaktere und niemand muss leiten.

Dazu fällt mir eine sehr lustige Sitzung Traveller ein, bei der wir eigentlich nur Charaktere erschaffen haben und der SL, der später leiten sollte, irgendwo anders war. Wir  haben dann die Charaktere durch die ausgewürfelten Zufallsereignisse verknüpft und hin und wieder mal ein paar In-Charakter-Dialoge geführt...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #45 am: 26.03.2010 | 23:54 »
Als ich auf dem Sommertreffen in Büdingen die Potter-Runde geleitet habe, hatten die Spieler schon vormittags angefangen zu spielen, ohne mich. Und wenn ich auf Klo war, haben sie auch nicht aufgehört.

Habe ich ähnliches bei unserer Exalted: The Abyssals-Runde gehabt. Da musste der SL ne Weile weg und wir haben fleißig mit uns selber weiter gespielt, neue NSCs und Settingelemente entworden und es später dem SL so präsentiert. War eine der stylischsten Erfahrungen, die ich bislang gemacht habe. Überhaupt kann ich meinen Vorredern nur zustimmen: ich habe noch nicht viele SL-lose Spiele gespielt, aber die, die ich gespielt habe, haben interessanterweise unglaublich immersives Characterplay gehabt.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Prisma

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #46 am: 29.03.2010 | 15:27 »
Ich halte mal fest: Irgendjemand trifft immer Entscheidungen über die Reaktion der Spielwelt auf die Aktionen der Spieler. Traditionell ist das der Spielleiter - aber diese Entscheidungsfunktion muss nicht auf eine Person beschränkt sein, sondern kann auch von mehreren Mitspielern, wechselnden Mitspielern oder der ganzen Gruppe wahrgenommen werden.
Guter Post!

Generell gesagt: Das obige trifft prinzipiell zu. Die Frage die sich mMn stellt ist: Will man das?
"Spielleiterlose" System haben nämlich immer ein Hauptproblem, welches sie nicht umgehen können: Die Überraschung aller Spieler kann nicht gewährleistet werden. Da der außen vor stehende Mitspieler, der die Spielwelt darstellt/simuliert fehlt (der Spielleiter), muss dies von allen Spielern wahrgenommen werden. Dabei geht Spannung verloren, wenn man eine Spielwelt immersiv erleben will, da man im Zweifel selbst entscheiden oder aktiv beeinflussen kann, was sich hinter der nächsten Biegung befindet. Das Ergebnis ist in meinen Augen kein Abenteuer was man frei erlebt, sondern ein Abenteuer das man erschafft.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Konzeption. Auch wenn ein grobes Konzept vorgegeben/von der Gruppe festgelegt wird, es wird früher oder später zumindest ins Wanken geraten. Ein vom SL gut durchdachtes Abenteuer ist dem SL-losen Ergebnis stets überlegen.       

Offline 1of3

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #47 am: 29.03.2010 | 15:36 »
Zitat
Ein vom SL gut durchdachtes Abenteuer ist dem SL-losen Ergebnis stets überlegen.

Das wäre zu beweisen. (Und der Allquantor ist da bestimmt ganz hässlich. ~;D)

WitzeClown

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #48 am: 29.03.2010 | 15:39 »
Ein vom SL gut durchdachtes Abenteuer ist dem SL-losen Ergebnis stets überlegen.       

I lol'd hard.  ~;D

Achamanian

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Re: Kann es Spielleiterlose Rollenspiele geben?
« Antwort #49 am: 29.03.2010 | 15:46 »
"Spielleiterlose" System haben nämlich immer ein Hauptproblem, welches sie nicht umgehen können: Die Überraschung aller Spieler kann nicht gewährleistet werden. Da der außen vor stehende Mitspieler, der die Spielwelt darstellt/simuliert fehlt (der Spielleiter), muss dies von allen Spielern wahrgenommen werden.

Die Überraschung aller Spieler kann auch im SL-Spiel nicht gewährleistet werden. Desweiteren ist es gerade fürs SL-Spiel (in den RR-lastigen Varianten) leider üblich, dass hier gerade ein Mitspieler typischerweise niemals ernsthaft überrschaft wird: Der SL. D.h. das Spielleiterlose spielen hat zumindest der Theorie nach eine sehr viel bessere Chance, dass alle Mitspieler mal überrascht werden.
Klar, wenn die einzig als spannend empfundene Überraschung geheimgehaltene Monsterwerte sind, dann klappt das natürlich nicht ...

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Konzeption. Auch wenn ein grobes Konzept vorgegeben/von der Gruppe festgelegt wird, es wird früher oder später zumindest ins Wanken geraten. Ein vom SL gut durchdachtes Abenteuer ist dem SL-losen Ergebnis stets überlegen.        

Da hast du doch die Überraschung, die dir oben fehlt: Man läuft eben nicht dem "stets überlegenen" Konzept des SL-Übermachers hinterher, sondern überrascht sich im besten Fall laufend gegenseitig. Im RSP gibt es ja wohl kaum etwas unspannenderes als eine "Konzeption, die nie ins Wanken gerät."
« Letzte Änderung: 29.03.2010 | 15:49 von Achamanian »