Autor Thema: [Theorie] Small Talk  (Gelesen 125925 mal)

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Offline KhornedBeef

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #300 am: 16.02.2016 | 15:22 »
Ich packe meine Antwort auf die Bemerkung von Crimson King zu diesem gerade intensiv diskutierten Alexandrinian mal in den Theorie Small Talk, denn da gehört das Thema meines Erachtens eher rein.

Klar, die Gefahr besteht. Andererseits laufen einem die gleichen Typis ja immer wieder mal über den Weg. Die nimmt man also nolens volens ohnehin irgendwie zur Kenntnis. Der Typ, um den es hier geht, hat beispielsweise vor Jahren schon mal einen ebenso kreuzdummen Text geschrieben. Habs gerade nachgeschaut. Der hier. Den Text fand ich persönlich nur kurzsichtig und er hat mich darüber hinaus bei weitem nicht so berührt, wie der aktuelle Text 1of3 offenbar auf die Palme bringt. Dafür jedoch fühlte sich der sonst so entspannte Feuersänger extrem angefasst und hat mehrfach sehr ähnliche Rants produziert wie den OP dieses Threads. Insofern: leider bekommt man bei den aktiveren Typis durchaus mehr mit, als einem mitunter lieb ist.

Ich frage mich aber noch immer, wodurch die Popularität dieser Leute zustande kommt. Mein Eindruck ist in Summe, und deshalb poste ich das mal in den Theoriethread, dass zum rein Marktschreierischen ein paar Dinge hinzukommen müssen:

1. eine klar vermittelbare Botschaft
2. ein Gefühl für Dinge, welche die Leser/Follower gerade hören möchten
3. durch die Texte scheinende Stilblüten und Marotten sowie
4. sehr viel Ausdauer und Dickhäutigkeit angesichts der vielen angezettelten Konflikte.

Das war tatsächlich allen gehypten Internetrollos gemein, dann rennen die Leute hinterher. Etwas abgekürzt: es braucht sowas wie virtuelles Charisma. Wenig überraschend, dass die im wahren Leben funktionierenden Dinge auch im Netz ganz analog ablaufen (für einen Kurzvergleich kann man beispielsweise mal hier runterscrollen bis zur Überschrift "Charismatische Führung nach Conger und Kanungo". Auch spannend finde ich ansonsten die Parallele zum wirklichen Leben, dass die besonders lauten Internetrollos sehr starke narzisstische Züge aufweisen.
Demnach müsste Horst Seehofer ja einer der beliebteren Internetautoren sein :)
Mal ohne Flachs: Könnte es nicht sein dass betreffender Autor sich eine Menge Gedanken zu bestimmten Themen macht, aus denen oft sinnvolle Ergebnisse, oder zumindest bemerkenswerte Beobachtungen, entstehen, die er dann einigermaßen nachvollziehbar darstellt? Und könnte es nicht sein, dass derselbe Autor gelegentlich schlecht drauf ist, unkonzentriert, oder einfach bestimmte Ansichten hat, aufgrund deren zu Schlüssen kommt, bei denen sich hier viele an den Kopf greifen? Nicht weil ein tumbes Schwein ist, sondern weil er beim einmaligen durchdenken zu einem Ergebnis gekommen ist und das mal in den Raum stellen musste, weil er vielleicht auch ein bisschen von sich eingenommen ist? Und dass er später vielleicht Kritik an seinen Ausführungen liest und versteht und manchmal seine Standpunkt nochmal etwas ändert, ohne eine Gegendarstellung zu drucken?
Kurz gesagt, könnte er nicht ein normal Mensch sein, der in einem bestimmten Themenbereich ab und zu hörenswertes produziert?
Könnte er nicht einfach wie die meisten hier sein?
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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #301 am: 16.02.2016 | 15:32 »
Könnte sein. Aber von den vielen Hundert Blogs, die es nach meinem Eindruck alleine in Deutschland zum Thema Rollenspiel gibt, fallen mir nur sehr wenige vor die Füße. Wenn ich auf einen davon gestoßen werde, dann auf die mit viel Resonanz. Das sind dann aber meiner Erfahrung nach nicht diejenigen Beitragenden mit den wertvollsten Themen. Sondern diejenigen, die die von mir genannten Kriterien erfüllen. Oder hat es ein anderer Blog im Tanelorn, etwa vom Tanelornpartner rsp-blogs, jemals zu so viel Resonanz gebracht wie ausgerechnet diese beiden höchst kontroversen Beiträge von diesem Alexandrinian? Ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.

Offline Crimson King

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #302 am: 16.02.2016 | 15:57 »
So ist das in Zeiten des Internets. Dass heutzutage jeder seine Meinung jederman zugänglich machen kann, hat nicht nur positive Effekte. Die Flut an Informationen führt dazu, dass wir die unterschiedlichen Informationsquellen entweder auf Basis schnellen, potenziell vorschnellen und falschen Urteilen be- bzw. ggf. auch entwerten, oder in der Informationsflut untergehen. Das geht einem ja nicht nur bei Rollenspielblogs so, sondern bei beliebigen Themen.
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J.W. von Goethe

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #303 am: 16.02.2016 | 16:03 »
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Was mich an dem Umstand nur so verwunderte bzw. was mir gerade wieder einmal ins Auge fiel war der Umstand, dass es zumindest anekdotisch im Rollenspielbereich sowas wie virtuelles Charisma zu geben scheint mit Effekten, die denen im wirklichen leben ähneln. Fand ich durchaus berichtenswert, diese - logischer Weise sehr krude und auf wenigen Fakten beruhende - Beobachtung. Stichwort: Reicht für den Small Talk, ist aber nicht weltbewegend.

Offline D. Athair

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #304 am: 8.09.2016 | 21:27 »
... ich schreib das einfach mal hier: Bei den aktuellen Diskussionen hier im Board geht mir die "Theorie" ab.

Bei Theorie geht es um abstrakte Modelle, um die Wirklichkeit zu erklären. Und natürlich um Analysen vorher.
Momentan jedoch werden mir Theorie-Themen viel zu sehr von einseitigen, privaten Blickwinkeln dominiert.
Sprich: Die Argumentation ist ... "ich seh das so, weil mir das Spaß macht/das in unsere Gruppe funktioniert/..." von von da aus werden dann allgemeingültige Erklärungen abgeleitet. Wenn man aber Theorie betreibt muss die Analyse/Beobachtung offen sein für das, was wahrnehmbar ist ... und nicht nur (inter)subekiv erwünschte Ergebnisse - während andere aussortiert werden sollen.

Anders gesagt: So wie momentan diskutiert wird, muss das nicht im Theorie-Bereich sattfinden. Wenn es bloß um Meinungen und ggf. "Grabenkämpfe" geht, dann kann das genausogut im Forenbereich "Allgemein" stattfinden.
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Offline Chiarina

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #305 am: 8.09.2016 | 21:34 »
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Offline Skyrock

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #306 am: 8.09.2016 | 22:55 »
Der Theoriebereich im Sinne von Rollenspieltheorie ist seit der Schließung von The Forge und dem Abflauen des ARS-Themas im Abwind, und seit mindestens 5 Jahren tot und mit Diskussionen zugekrebst, die genauso gut im allgemeinen Bereich stattfinden könnten. Der Krebs hat im Moment nur eine höhere Oktanzahl, ansonsten herrscht hier Geschäft wie üblich.
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llkruegro

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #307 am: 2.10.2016 | 08:50 »
Und was ist nötig um das zu ändern? Die Menschen, die sich wissenschaftlich damit auseinandersetzen gibt es ja. Wissen die auch von einander? Und dann kommen sie sich aber auch aus unterschiedlichen Wissenschaften. Kann man das mal ein wenig systematisieren? Ich finde die Literatursammlung hier im Forum super, aber sie ist mir am etwas unübersichtlich geworden. Es gibt ja, vermute ich mal, einige Leute, die sich in Abschlussarbeiten mit RPG bescäftigen (wollen). Mit solchen Literatursammlungen erleichtert man ihnen den Einstieg auf jeden Fall schonmal. Aber vieleicht könnte man noch ein bisschen systematischer vorgehen und es sortieren. Dann haben die Leute es leichter die Texte zu finden, die zu ihren Wissenschaften gehören und auch, welche Art von RPG in den Texten verhandelt wird. Das ist ja Kuddelmuddel momentan, habe ich gestern mitbekommen (bin quasi auch neu im Thema, mache das aber als "Feierabendsoziologie").

Ich weiß, das ist viel Arbeit nochmal. Aber vielleicht wird es leichter wenn die Texte bei den Postenden ohnehin schon in Literaturdatenbanken (Citavi, Endnote) drin sind. Dann kann man die Listen fix auswerfen lassen.

Das ist jetzt erstmal nur ein organisatorischer Gedanke der, vermute ich, Einfluss auf die Beschäftigung mit der Thematik haben kann. Dass sich dann auch jemand für die Ausarbeitungen finden muss etc., löst das freilich nicht.

Offline asri

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #308 am: 2.10.2016 | 09:38 »
Ich weiß, das ist viel Arbeit nochmal. Aber vielleicht wird es leichter wenn die Texte bei den Postenden ohnehin schon in Literaturdatenbanken (Citavi, Endnote) drin sind. Dann kann man die Listen fix auswerfen lassen.

Ich hab zwar viele Literaturhinweise in den Sammelthread gepostet, aber keine Lit-Datenbank angelegt. Aber schau mal, was Pascal Martinolli angelegt hat:
http://zotrpg.blogspot.de/
Das könnte man wahrscheinlich mit den Titeln aus der Tanelorn-Liste auffüllen. Dann hätte man eine hübsche Zotero-Datenbank...

llkruegro

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #309 am: 2.10.2016 | 10:16 »
Danke für den Hinweis. Über 1000 Literatureinträge, krass. Dadurch aber hammer unübersichtlich. Auch was die Schlagworte angeht. Puh, das schreckt mich ganz schön ab. Vielleicht mach ich da aber auch was falsch, denn ich kenne mich mit Zotero nicht aus.

Offline asri

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #310 am: 2.10.2016 | 10:18 »
denn ich kenne mich mit Zotero nicht aus.
Willkommen im Club. ;)

llkruegro

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #311 am: 2.10.2016 | 10:25 »
Mein Problem an der Sammlung ist, dass ich (auf die Schnelle) nichts gefunden habe, was mich interessiert. Ich interessiere mich (momentan vor allem) für P&P und am besten noch soziologisch. Er hat da ne Menge Literatur, aber auch viel Psychologie und Pädagogik.

Aber wenn wir schon beim Thema sind: Was sind denn eure Perspektiven auf RPG? (RPG auch in Abgrenzung zum Begriff Rollenspiel, oder?)

Offline Crimson King

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #312 am: 2.10.2016 | 10:31 »
Was sind denn eure Perspektiven auf RPG? (RPG auch in Abgrenzung zum Begriff Rollenspiel, oder?)

Die Frage ist zu präsise. Du solltest sie allgemeiner stellen.  :o
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J.W. von Goethe

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #313 am: 2.10.2016 | 10:48 »
OK :-)

Mit welcher wissenschaftlichen Brille schaut ihr euch Rollenspiel an und welche Art von Rollenspiel (LARP, P&P, digitale Formen usw.)?

Offline asri

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #314 am: 2.10.2016 | 21:45 »
Eine eigene Forschungsperspektive habe ich nicht. In die meisten der Literaturangaben, die ich nebenan in den Sammelthread gepostet habe, habe ich noch nichtmal reingeschaut. Keine Zeit, bzw. andere Prioritäten. Aber davon mal abgesehen: Was mich interessiert (ohne dass ich davon viel Ahnung hätte), sind einerseits geschichtliche Themen zu Rollen-, Erzähl- und Sprachspielen. Andererseits Fragen zu Diversität und Gender. Drittens Spielmechaniken und (ihr Einfluss auf) das Entstehen der gemeinsamen Spielrealität.

Zum weiteren Horizont: Ich interessiere mich auch für (primär historisch ausgerichtete) Board Game Studies; außerdem dafür, was die Geschichten und Mythen, die sich Menschen in einer Gesellschaft erzählen, bedeuten.

Wie siehts bei euch aus?

llkruegro

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Re: [Theorie] Small Talk
« Antwort #315 am: 3.10.2016 | 08:15 »
Aha, du kommst eher aus der historischen Ecke. Spannend.

Ich bin Soziologe, weshalb ich mich halt für soziologische Fragen interessiere. Unter anderem auch zu Geschlecht. Zusammen mit einer Freundin werde ich Anfang 2017 einen Vortrag über Crossgender in P&P halten und vertiefe mich unter anderem da rein. Wir könnten auch nur aus unseren Erfahrungen am Tisch reden, aber wir wollen doch etwas analytischer werden. Ansonsten interessiere ich mich noch für alternative Realitätskonstruktionen durch RPG (insbesondere halt P&P).

Es ist sehr spannend zu lesen, aus welchen Richtungen ihr auf RPG schaut.

Offline OldSam

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Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #316 am: 14.11.2016 | 22:02 »
Sina Wandinger: Helden im Geiste – Freunde am Spieltisch: Die soziale Interaktion als Kern des Fantasy-Rollenspiels. Diplomarbeit an der Uni Wien, 2011. http://othes.univie.ac.at/15664/
Direkt zur PDF: http://othes.univie.ac.at/15664/1/2011-07-25_0608845.pdf

Danke für die Links!
Habe mal quergelesen, sind ein paar interessante Punkte drin und ist immer gut etwas mehr Analyse-Arbeit zu diesem Thema verfügbar zu haben. :)

Leider finden sich aber auch gleich zu Anfang schon ein paar Sachen, die ich unglücklich finde, z.B. auf S.10 fand ich die genannten Aussagen zu den Gruppen-Zusammensetzungen erst ziemlich interessant, aber dann wird das gar nicht konkret verortet bzw. mit Quellenangaben versehen, es ist nur irgendwie diffus aus 3 Jahren Erfahrung entstanden ohne das irgendwie genauer zu erläutern.

Ebenfalls schwierig fand ich gleich im Anschluss diesen Abschnitt:
Neben diesem sogenannten 'freien Spiel' gibt es aber auch noch die 'Standartsituationen', also
Situationen, deren Ablauf durch die Regeln der Systeme vorgegeben sind. Damit sind vor allem die
Kämpfe gemeint, die in festgelegten Bahnen zu geschehen haben. Hier wird nun durch ein
Würfelergebnis, die so genannte 'Initiative' zunächst die Reihenfolge festgelegt, in der die Spieler
und alle noch vom Spielleiter beteiligten NSCs (Nicht-Spieler-Charakter) ihre Handlungen tätigen
dürfen. Des Weiteren ist reglementiert, wie-viel jeder in einer Kampfrunde, die nur ein paar
Sekunden des Kampfes darstellt, tun kann, also wie weit er sich bewegen darf oder wie oft er den
Feind angreifen kann.

Es entsteht hier IMHO der Eindruck für den nicht-kundigen Leser, dass RPGs praktisch immer genau so sind, was natürlich schade ist. Das Pathfinder nur ein Beispiel ist hätte finde ich deutlicher rausgestellt werden sollen. Sehr wichtig wäre  meiner Meinung gewesen aufzuzeigen, dass es diverse verschiedene Regelsysteme und verschiedene Spielstile gibt. Bspw. leichtgewichte Systeme, die gar keine Initiativeregeln haben oder sehr freiförmige Systeme, wo der Kampf eben nicht in solchen festen Bahnen läuft (was sowieso recht statisch klingt für mich).
 

Auch vom Fazit hätte ich mir persönlich mehr erwartet, obwohl ein paar gute ethnologische Eindrücke zum Spiel vermittelt werden. Es wirkt leider so, als ob zu wenig Zeit für die Arbeit übrig war, da dann leider das meiste im Ergebnis auch intuitiv den meisten RPGlern bekannt sein dürfte. Bspw, "Spaß" als zentraler Punkt ist sicherlich sehr entscheidend, aber auch da z.B. hätte man doch durch begriffliche Differenzierung mehr rausholen können - also was genau macht den Spaß aus für die einzelnen Spieler? Der eine hat vielleicht mehr Spaß an rollenspielerischen Dialogen, der andere am Kampf und wieder jemand anderes eben v.a. am sozialen Zusammensein. Hier hätte ich jetzt insbesondere die Überschneidungen usw. interessant gefunden und vielleicht den Versuch  ein wenig zu identifizieren warum das so ist (Spieler-Typen, psychologische Merkmale oder sowas in der Richtung).
 
Insgesamt auf jeden Fall schön, dass es mehr Fach-Quellen zum Rollenspiel gibt, vielleicht auch als Inspiration für neue/weitere/ergänzende Arbeiten, ist bestimmt gut für die ganze Szene... :d
« Letzte Änderung: 14.11.2016 | 22:07 von OldSam »

Offline T.F.

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #317 am: 28.11.2016 | 14:56 »
Bei allem Eifer ist die Arbeit von Frau Wandinger aus wissenschaftlicher Sicht mit Vorsicht zu genießen. Der Text scheint nach dem ersten Überfliegen sehr oberflächlich. Da wird viel verallgemeinert, ohne eine fundierte Basis für diese Aussagen zu liefern. Die Quellenlage ist eher (und vollkommen unnötig) dürftig und das "Literaturverzeichnis" ist hart an der Grenze zur Unwissenschaftlichkeit (Ein Rollenspielregelbuch als Fachliteratur aufzuführen... naja). Für meinen Geschmack ist diese Arbeit eher schlecht geraten und mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, wie man damit einen Abschluss bekommen kann.

Offline tartex

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #318 am: 28.11.2016 | 15:04 »
Also in Wien hat man zu meinen Zeiten (10 Jahre ist es her :o ) in den geisteswissenschaftlichen Fächern, die ich im Auge hatte, für eine schlechte Dipomarbeit ein "Befriedigend" gekriegt.

Um durchzufalllen musste man schon vollkommene Unkenntniss zum Thema wissenschaftlich Arbeiten aufweisen. (Z.B. gar nicht zitieren können). Obwohl es natürlich auch Professoren mit bipolarer Störung gab...
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Offline Issi

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #319 am: 12.01.2017 | 12:39 »
Gibt es eigentlich auch irgendwas Neueres zu dem Thema?
Man gewinnt den Eindruck, dass schon viel geschrieben wurde aber was wirklich Hochaktuelles findet man echt schwer.

Offline Issi

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #320 am: 12.01.2017 | 12:59 »
Zitat
Campbell - The Hero with a Thousand Faces
Das sieht schon mal sehr cool aus. ;)

Offline Viral

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #321 am: 12.01.2017 | 13:05 »
hoch aktuell ist es ja nun nicht, aber wohl in den Geisteswissenschaften relativ beliebt.

Offline asri

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #322 am: 12.01.2017 | 13:28 »
Gibt es eigentlich auch irgendwas Neueres zu dem Thema?
Man gewinnt den Eindruck, dass schon viel geschrieben wurde aber was wirklich Hochaktuelles findet man echt schwer.
Wenn ich die genannten Texte dieser und der vorigen Seite so anschaue, ist der älteste von 2007/08 (Second Person, hg. von Harrigan/ Wardrip-Fruin), abgesehen von Joseph Campbells Buch von 1949. Die meisten anderen von 2014-2016. Von wann soll denn "irgendwas Neueres" sein?  :)
Oder meinst du mit "zu dem Thema" eine bestimmte Fragestellung anstatt die ganze Bandbreite (Tischrollenspiele & Larp)?

Offline Viral

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #323 am: 12.01.2017 | 13:36 »
oh dann hab ich wohl mit meiner Empfehlung den Altersrekord erreicht.

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Re: Re: Sammlung: Wissenschaftliche Literatur über Rollenspiel
« Antwort #324 am: 12.01.2017 | 13:40 »
Wir könnten uns übrigens beizeiten noch mal über den Wissenschaftsbegriff in Bezug auf Rollenspielpublikationen unterhalten. Ich habe da ne relativ klare Meinung zu. Salopp formuliert: In diesen ganzen Abschlussarbeiten für irgendwelche Jodeldiplome steht doch eh nix. Da werden Bacheloretten zwei Monate auf ein Thema angesetzt und nudeln ein bisschen was oberflächlich durch. Eine Quelle, die auch unter rigiderem Wissenschaftsverständnis vermutlich eingermaßen ernstzunehmen ist, kam im Dezember mit den Ausgaben 6 und 7 daher: Das International Journal of Roleplaying.