Autor Thema: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"  (Gelesen 32479 mal)

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ErikErikson

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #125 am: 23.07.2011 | 14:31 »
Also wenn ich als Alternative zum Zugfahren auch bei jedem Kaff, wo der Zug beständig hält, aussteigen kann, mich in den Bahnhof setzen und dort in der Taverne äh, am Kiosk die anderen Mitfahrer mit Anekdoten unterhalten kann, ist es kein RR mehr? RR ist es dann nur, wenn der Zug ohne Pause durchfährt?

Offline Scimi

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #126 am: 23.07.2011 | 14:39 »
Also wenn ich als Alternative zum Zugfahren auch bei jedem Kaff, wo der Zug beständig hält, aussteigen kann, mich in den Bahnhof setzen und dort in der Taverne äh, am Kiosk die anderen Mitfahrer mit Anekdoten unterhalten kann, ist es kein RR mehr? RR ist es dann nur, wenn der Zug ohne Pause durchfährt?

Es ist eine Metapher und die kann man nur so-und-so-weit verwenden. Aber klar, wenn ich keine Lust auf die Rollenspielrunde habe, kann ich auch aussteigen und mich stattdessen mit Freunden in einer Kneipe treffen und quatschen - da habe ich dann wieder volle Handlungsfreiheit.  ;)

Offline 1of3

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #127 am: 23.07.2011 | 14:47 »
Allerdings gebe ich dir schon recht, dass"Entwertung von Spieler-Entscheidung" nicht gleich  Railroadign ist.

Aber das war doch die Arbeitsthese. Habt ihr das Video nicht angeschaut?



@ 1of3
Ich denke, der Con-SL hat ein Railroading Abenteuer gespielt. Da die Spieler aber alle Lust auf Railroading hatten, ist das vollkommen in Ordnung.

Bitte sehr. Leonie hat  uns ja schon erklärt, dass es da zwei Sichtweisen gibt. Du weißt ja, dass ich der anderen angehöre.

Eulenspiegel

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #128 am: 23.07.2011 | 15:44 »
also vll hab ich irgendwo etwas nicht mitbekommen aber im 2ten Beispiel findet doch keine Entwertung der Spielerentscheidung satt.
Doch:
Die Spieler haben sich entschieden: "Kampf ist doof, wir wollen Intrige."
Das war die Entscheidung der Spieler.

Und die Würfel sagen: "Pech gehabt. Heute gibt es trotzdem Kampf."

Insofern sehe ich schon, dass die Entscheidung der Spieler (wir wollen keinen Kampf) entwertet wurde. Es ist egal, ob die Spieler einen Kampf wollen oder nicht. Die Würfel sagen, dass es so oder so zum Kampf kommt. (Und mir als Spieler wäre es egal, ob mich der SL oder die Würfel zum Kampf zwingen. Wenn ich heute mal keinen Kampf will, wäre ich in beiden Fällen angepisst.)

Es ist eine Metapher und die kann man nur so-und-so-weit verwenden.
Klar kann man eine Metapher nicht beliebig weit dehnen. Aber die Entscheidungsfreiheit, ob ich im Zug sitzen bleibe oder ob ich bei der nächsten Station aussteige und was anderes mache (sprich den Plot verlasse und etwas anderes mache), die lässt sich imho sehr gut von der Metapher auf das Spielgeschehen übertragen.

Und wie du sagst: Die Freiheit, den SL abzusetzen oder etwas anderes zu machen, besteht ja immer. Ergo würde es nach deiner Definition kein Railroading geben. (Es sein denn, man fesselt die Spieler an den Spieltisch und zwingt sie zum RPG. Das wäre nach deiner Definition wohl die einzige Möglichkeit von Railroading.)

Ich sehe jedenfalls keinen prinzipiellen Unterschied zwischen:
Spieler: "Wir haben heute keine Lust auf deinen Plot, wir gehen lieber ins Kino."
und
Spieler: "Wir haben heute keine Lust auf deinen Plot, du wurdest als SL abgesetzt und ich bin der neue SL."
und
Spieler: "Wir haben heute keine Lust auf deinen Plot, wir verlassen deinen Plot und machen was anderes."

Alle drei Entscheidungen sind prinzipiell verwandt und führen zu einer Beendigung des Plottes. In allen drei Fällen kann der Plot dennoch Railroading gewesen sein.

Aber das war doch die Arbeitsthese. Habt ihr das Video nicht angeschaut?
Ja, dennoch kann man ja zu dem Schluss kommen, dass die Arbeitsthese falsch ist.
Das ist doch schließlich Sinn und Zweck einer These: Zu überprüfen, ob sie der Wahrheit entspricht oder nicht.

Aber du könntest dich ja mal zu meinen beiden Beispielen äußern und sagen, welche du als RR und welche du nicht als RR betrachtest.

EDIT:
@ Dark_Tigger
Stelle dir zum Beispiel vor, die Spieler haben sich entschieden, DSA zu spielen.
Und der SL sagt: "OK, bei 1-3 auf dem W6 spielen wir DSA. Bei 4-6 auf dem W6 spielen wir jedoch Shadowrun."
Und die Würfel ergeben, dass Shadowrun gespielt wird.
Würdest du das als Entwertung der Spielerentscheidung bezeichnen?
« Letzte Änderung: 23.07.2011 | 15:55 von Eulenspiegel »

Offline Teylen

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #129 am: 23.07.2011 | 15:59 »
Im ersten Beispiel ist Railroading gegeben, wenn die Spieler beim Plot raten daneben liegen und zurück gezwängt werden.
Im zweiten Fall ist ggf. Railroading gegeben, aber nicht wegen der Würfel - die eine Entscheidung nicht entwerten können sondern lediglich die Konsequenz des Verkleidens aufzeigen - sondern durch den Spielleiter, welcher bestimmt das es einen Kampf gibt. Anstelle das die Möglichkeit bestünde zu fliehen, die Wachen flach zu legen, sich einfach inhaftieren zu lassen etc.


Das letzte Beispiel würde ich als schwachsinnig bezeichnen.
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Eulenspiegel

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #130 am: 23.07.2011 | 16:06 »
@ Teylen
Es ging im Beispiel nicht umd die Entscheidung der Spieler, dass sie sich verkleiden. Diese Entscheidung wurde nicht entwertet.

Es ging um die Entscheidung der Spieler, dass sie keine Lust auf Kampf haben sondern mal wieder eine Intrige spielen wollen. Die Spielergruppe hatte die letzten drei Spielabende Hack'n'Slay gespielt. Die Spieler haben aber die Nase voll von Hack'n'Slay und wollen stattdessen mal ein Intrigenabenteuer spielen. Das haben sie dem SL auch so gesagt.
Diese Entscheidung wurde entwertet.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass der SL die Spieler ursprünglich mit der Aussage geködert hatte: "D&D ist nicht nur für Hack'n'Slay zu gebrauchen, man kann damit auch Nichtkampf-ABs spielen."
Und wenn dann die Spieler sagen: "Das Kampfsystem von D&D ist ja ganz nett, aber wir würden auch gerne mal ein Abenteuer ohne Kampf spielen.", dann ist es eine Entwertung der Spielerentscheidung, nicht darauf zu hören und trotzdem ein Metzel-AB zu machen. (Ja, es bestand eine vernünftige Wahrscheinlichkeit, dass die Spielerentscheidung nicht entwertet wurde. Aber diese ist nicht eingetroffen.)

EDIT:
Ja, die Systemwahl ist nicht Teil des Spieles. Aber ebenso wie die Zugfahrt ist das auch eher als Metapher zu verstehen.

Offline 1of3

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #131 am: 23.07.2011 | 16:08 »
Aber du könntest dich ja mal zu meinen beiden Beispielen äußern und sagen, welche du als RR und welche du nicht als RR betrachtest.

Railroading ist nichts, was man tut. Railroading wars, wenn sich jemand beschwert. Das hatten wir ja schon mal.

Eulenspiegel

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #132 am: 23.07.2011 | 16:13 »
@ 1of3
Also gibt es deiner Meinung nach auch keine Kaufabenteuer, die Railroading enthalten?

Bzw. was ist, wenn ein Kaufabenteuer von 3 Gruppen gekauft wurde.
Die erste Gruppe war vom AB begeistert.
Die zweite Gruppe beschwerte sich über den linearen Plot des ABs.
Und die dritte Gruppe war gemischt: 2 Spieler fanden das AB genial und 2 Spieler haben sich über den linearen Plot beschwert.

Wie würdest du dieses Kaufabenteuer also in Bezug auf RR einschätzen, nachdem du die Rezension der drei Gruppen gehört hast?

Offline Teylen

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #133 am: 23.07.2011 | 16:16 »
Es ging um die Entscheidung der Spieler, dass sie keine Lust auf Kampf haben sondern mal wieder eine Intrige spielen wollen.
Ändert nichts daran das es in deinem Beispiel nicht deswegen Railroading ist, weil gewürfelt wurde, sondern weil der Spielleiter entschieden hat das die Wachen nur kämpfen - Ende aus.
Die Würfel haben nicht gesagt das sie keine Intrige spielen können. Die haben nur gesagt das die Verkleidung nicht klappt und die Wachen sie findet. Mehr nicht.
Das kann so weiter gehen wie bei James Bond oder so weitergehen wie bei Eyes Wide Shut (wo die Maskerade auch bereits kurz nach der Türklinke auffliegt).

Es ist keine Entwertung von Spielerentscheidungen (verkleiden) wenn die Konsequenz nicht dem gewünschten Ausgang (unerkannt bleiben) einer Entscheidng entspricht.

Zitat
Ja, die Systemwahl ist nicht Teil des Spieles. Aber ebenso wie die Zugfahrt ist das auch eher als Metapher zu verstehen.
Ich weiß nicht was du unter einer Metapher verstehst.
Aber imho ist das keine. Sondern einfach nur ein komplett missratenes und unbrauchbares Beispiel.
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Offline 1of3

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #134 am: 23.07.2011 | 16:19 »
Es gibt möglicher Weise Abenteuer, die auf Grund ihrer Struktur besonders geeignet sind, um als Railroading empfunden zu werden. Ob das dann so geschieht, weiß der Himmel.

Wie gesagt: Es muss erstmal jemand Wert darauf legen, gegen die im Abenteuer beabsichtigte Struktur zu "verstoßen", und dann daran gehindert werden.

Offline Scimi

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #135 am: 23.07.2011 | 16:28 »
Und wie du sagst: Die Freiheit, den SL abzusetzen oder etwas anderes zu machen, besteht ja immer. Ergo würde es nach deiner Definition kein Railroading geben. (Es sein denn, man fesselt die Spieler an den Spieltisch und zwingt sie zum RPG. Das wäre nach deiner Definition wohl die einzige Möglichkeit von Railroading.)

Railroading passiert für mich auf der Ebene der Spielwelt - dort, wo der SL als Vermittler der Spielwelt erst einmal absolute Gewalt über diese hat. Die Spieler können diese Welt nur über ihre Charaktere beeinflussen, haben aber keinerlei Kontrolle über das Ergebnis ihrer Handlungen - der SL teilt ihnen mit, was die Konsequenz in der Spielwelt ist. Die Erwartung der Spieler ist aber, dass, wenn sie etwas anderes tun, in der Spielwelt etwas anderes passiert. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das Railroading.

Auf Ebene der Gruppeninteraktion hat der SL keinerlei Gewalt über die Welt und keine Kontrolle über die Aktionen von Spielern. Alles, was auf dieser Ebene passiert, fällt für mich nicht in den Bereich von Railroading. Wenn der SL zum Beispiel sagt: "Sorry, Leute, ich hatte nicht viel Zeit mich vorzubereiten, ich kann euch heute nur einen Dungeon anbieten, den ihr das letzte Mal verpasst habt, wenn ihr den nicht wollt, dann müssen wir heute abend leider was anderes als Rollenspiel machen.", dann nutzt er nicht seine "Macht" als SL aus, sondern redet als Person mit anderen Personen.

Ebenso bei deinem Würfelbeispiel: Wenn der Spielleiter den Wurf anbietet und die Spieler ihn nehmen, dann liegen offenbar beide Optionen (Kampf und Intrige) auf dem Tisch und alle Seiten sind einverstanden, den Würfel entscheiden zu lassen. Vielleicht hofft der SL, dass es zum Kampf kommt, weil er sonst improvisieren müsste und die Spieler hoffen, dass sie mit ihrem Verkleidungsplan durchkommen, aber was passiert, bleibt den Regeln überlassen.

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #136 am: 23.07.2011 | 16:41 »
Nein. Genau diese Schlussfolgerung, was also für andere von Wert ist, ist nicht sicher durchzuführen. Man kann mit Erfahrung und Wahrscheinlichkeiten argumentieren, aber hier im Forum wird regelmäßig behauptet: Wer das tut, ist ganz ganz schlimmer, railroadender, Spieler entmachtender Finger.

Mitnichten. Er ist das nur, wenn tatsächlich die Betroffenen Leute das für wertvoll hielten. Insofern ist jenes Echauffieren, wie es Dritte gelegentlich praktizieren, ein rechte Lachnummer.

Beispiel: Ich leitete ein Con-Abenteuer. Nach dem Abenteuer entschuldigte ich mich, weil ich mich für Anwandlungen von Railroading. Antwort eines Teilnehmers: "Railroading? War doch ein ganz normales Abenteuer." Antwort des nächsten: "War doch völlig in Ordnung. Wir hatten nur begrenzten Zeitrahmen, kannten das System nicht, was war da zu erwarten?"

Mir scheint diese Feststellung deshalb gar nicht so trivial zu sein.
Jetzt gehst du, wenn ich das richtig verstehe auf die KOmmunikationsprobleme ein.
Die ändern aber am Prinzip nichts.

RR ist ja erst dann RR, wenn es einen Leidenden gibt, wenn die Erwartung enttäuscht wurde oder etwas pointierter ausgedrückt, wenn der Spieler festgestellt hat, dass er kein Mitspieler ist.
Es ist notwendig, dass hier der Gruppenvertrag gebrochen wird. Das heißt, dass eine Runde mit angekündigtem RR in sich ein Widerspruch ist. "Ihr werdet keinen Einfluss haben!" - "OK."
und alle sind ehrlich, dann ist es nicht mehr möglich Railroading zu betreiben.

Wenn nun der SL vermutet, dass er (aus welchem Grund auch immer) an Stellen keine Spielerentscheidung zugelassen hat oder nicht berücksichtigt hat und die Truppe versteht in der Situation schon die Beweggründe und akzeptiert sie, dann gab es die Entwertung nicht. Dann gab es eine implizite Verhandlung, die einvernehmlich gelöst wurde.
Erst wenn der Konflikt, also das Gefühl, der Entwertung bleibt und mit Macht die Position des SL durchgesetzt wird, ist es RR.

Es ist notwendig, dass Macht ausgeübt wird, damit es RR ist.

Wo du die Kommunikationsprobleme ansprichst:
Der SL muss sich nicht bewusst sein, dass er eine Entscheidung entwertet, es reicht aus, dass er Macht nutzt, um sein Bild durchzusetzen.
Dein Con-BSP in verdreht würde dann so aussehen:

SL: "na, wie war's? Ihr habt alle Plotpunkte geschafft und am Ende gerockt, genau, wie es geplant war!"
Spieler:"Puah, naja, schön, dass wir deinem Faden gefolgt sind, wir hatten ja auch keine andere Wahl. Du hast ja alles abgeschmettert, was wir vorgeschlagen haben."
SL:" Ihr habt ja auch viel Mist vorgeschlagen und da wollte ich euch direkt ehrlich warnen, dass das nicht funzt."
Spieler:"Na super."
SL:"Wenn ihr eine bessere Idee gehabt hättet, dann hhätte das natürlich geklappt."
Spieler:"also eine, die deine Planung bestehen lässt und besser ist als der Übergang zwischen den Szenen, den Du dir ausgedacht hast? Sollen wir Gedanken lesen?"
Das wäre schon grenzwertig, gell?

Offline Scimi

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #137 am: 23.07.2011 | 16:49 »
RR ist ja erst dann RR, wenn es einen Leidenden gibt, wenn die Erwartung enttäuscht wurde oder etwas pointierter ausgedrückt, wenn der Spieler festgestellt hat, dass er kein Mitspieler ist.

Prinzipiell mein Standpunkt, allerdings würde ich schon von Railroading reden, wenn der SL dieses Vorgehen im Vorhinein so plant oder wenn ein Abenteuerautor sein Abenteuer so schreibt, dass eine vom Geplanten abweichende SC-Aktion den gesamten Plot fällen würde.

ErikErikson

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #138 am: 23.07.2011 | 19:13 »
Was ist es denn, wenn der SL seine Story durchzieht, und keiner beschwert sich? Hat das nen Namen? Das ist das Partizipianismus oder so?

Offline Whisper666

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #139 am: 23.07.2011 | 19:14 »
Ich glaub, das nennt man einen "gelungenen Spielabend" ;)

ErikErikson

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #140 am: 23.07.2011 | 19:23 »
So langsam frage ich mich ernsthaft, warum ich in diesen Threads überhaupt noch was schreibe.

Offline Scimi

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #141 am: 23.07.2011 | 20:44 »
Was ist es denn, wenn der SL seine Story durchzieht, und keiner beschwert sich? Hat das nen Namen? Das ist das Partizipianismus oder so?

Man redet vor allem über Probleme, daher haben Probleme Bezeichnungen. Wenn es keine Problem gibt, heißt das meistens auch nicht irgendwie besonders.

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #142 am: 23.07.2011 | 21:30 »
Trotzdem bezeichnet man diesen Spielstil, bei dem alle dem Plot hintereiern, weils nun mal der Plot ist und die Spaß daran haben, als Partizipationismus.  :)

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #143 am: 24.07.2011 | 01:03 »

Bzw. was ist, wenn ein Kaufabenteuer von 3 Gruppen gekauft wurde.
Die erste Gruppe war vom AB begeistert.
Die zweite Gruppe beschwerte sich über den linearen Plot des ABs.
Und die dritte Gruppe war gemischt: 2 Spieler fanden das AB genial und 2 Spieler haben sich über den linearen Plot beschwert.

Wie würdest du dieses Kaufabenteuer also in Bezug auf RR einschätzen, nachdem du die Rezension der drei Gruppen gehört hast?

Der Begriff Railroading hat, zumindest so wie ich ihn verwende, und damit bin ich nach meinem Eindruck ziemlich nah an dem, was in der Forge besprochen wurde, "objektive" und "subjektive" Tatbestände.

Objektiv ist die Frage, ob es im Abenteuer eine vorgegebene Geschichte bzw. einen streng vorgegebenen Verlauf gibt. Wenn man möchte, kann man da von "fehlenden objektiven Freiheitsgraden" oder von "Linearität" reden. Außerdem gehört zum objektiven Tatbestand die Frage, ob für die SCs ein Risiko des Scheiterns im Abenteuer besteht oder nicht. Wenn man möchte, kann man das mit "fehlender Ergebnisoffenheit" bezeichnen.

Subjektiver Tatbestand dreht sich um die Fragen, ob die Spieler die Linearität bemerken ("Wissensseite") und ob die Spieler die Linearität missbilligen ("Wollensseite"). Den harten Begriff Railroading würde ich nach Möglichkeit nur anwenden, wenn alle objektiven und subjektiven Tatbestände erfüllt sind. (Mir kann es zwar manchmal bei eilig hingeschnuddelten Posts passieren, dass ich den Begriff "Railroading" auch verwende, wenn einzelne Tatbestände nicht erfüllt sind, aber ich gebe mir Mühe, die objektive Linearität eines Abenteuers nicht zum alleinigen Kriterium für RR zu machen - weil ich eben weiß, dass es Spieler gibt, die sich an sowas nicht stören.)

Um deine Frage zu beantworten:
Bei Gruppe 1 fehlt der subjektive Tatbestand. Also ganz sicher kein RR.
Bei Gruppe 2 ist aus den Angeban nicht zu erkennen, ob der objektive Tatbestand erfüllt ist oder nicht (ja, es kann auch "Fehlalarm" geben).
Bei Gruppe 3 ist bei zwei Spielern der subjektive Bestandteil erfüllt, allerdings fehlen Angaben über den objektiven Bestandteil (siehe Antwort 2).
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Eulenspiegel

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #144 am: 24.07.2011 | 02:03 »
Ändert nichts daran das es in deinem Beispiel nicht deswegen Railroading ist, weil gewürfelt wurde, sondern weil der Spielleiter entschieden hat das die Wachen nur kämpfen - Ende aus.
Nochmal, es ist kein Railroading. Die Entscheidungend er SPieler werden entwertet, aber es ist kein Railroading.

Zitat
Die Würfel haben nicht gesagt das sie keine Intrige spielen können. Die haben nur gesagt das die Verkleidung nicht klappt und die Wachen sie findet. Mehr nicht.
Auch hier zum zweiten Mal:
Es ging nicht um die Entscheidung, sich zu verkleiden. Es ging um die Entscheidung, eine Intrigenabenteuer zu machen.
Diese beiden Entscheidungen hängen zwar zusammen, sind aber dennoch verschieden.

Zitat
Ich weiß nicht was du unter einer Metapher verstehst.
Genau den verlinkten Artikel verstehe ich auch unter Metapher.

Railroading passiert für mich auf der Ebene der Spielwelt - dort, wo der SL als Vermittler der Spielwelt erst einmal absolute Gewalt über diese hat.
Aber diese Übergänge sind doch meistens fließend.

Wenn der SL zum Beispiel wie in deinem Beispiel nur einen Dungeon vorbereitet hat, aber die Spieler keinen Bock auf Dungeon haben, können sie das einerseits ingame kommunizieren: "Unsere SCs betreten den Dungeon nicht sondern gehen außen vorbei."
Oder sie können es outtime kommunizieren: "Entweder du improvisierst ein anderes Abenteuer oder wir streiken heute."

In beiden Fällen kann der SL einlenken und ein AB improvisieren oder er kann auf Stur schalten und auf den Dungeon bestehen.

Zitat
Ebenso bei deinem Würfelbeispiel: Wenn der Spielleiter den Wurf anbietet und die Spieler ihn nehmen, dann liegen offenbar beide Optionen (Kampf und Intrige) auf dem Tisch und alle Seiten sind einverstanden, den Würfel entscheiden zu lassen. Vielleicht hofft der SL, dass es zum Kampf kommt, weil er sonst improvisieren müsste und die Spieler hoffen, dass sie mit ihrem Verkleidungsplan durchkommen, aber was passiert, bleibt den Regeln überlassen.
Klar, wie ich schon ganz am Anfang geschrieben habe: Das Beispiel war ein Beispiel für kein Railroading.
Die Entscheidung der Spieler wurde entwertet, aber es hat kein Railroading stattgefunden. (Es war ja gerade als Beispiel gedacht, dass Entwertung der Spieler und Railroading zwei unterschiedliche Sachen sind.)

Und klar: Die Spieler haben sich auf den Deal eingelassen, dass ihre Entscheidung in 50% aller Fälle entwertet wird. Das war den Spielern klar und es ist insofern auch vollkommen regelkonform, dass ihre Entscheidung in 50% aller Fälle entwertet wird.

Um deine Frage zu beantworten:
Bei Gruppe 1 fehlt der subjektive Tatbestand. Also ganz sicher kein RR.
Bei Gruppe 2 ist aus den Angeban nicht zu erkennen, ob der objektive Tatbestand erfüllt ist oder nicht (ja, es kann auch "Fehlalarm" geben).
Bei Gruppe 3 ist bei zwei Spielern der subjektive Bestandteil erfüllt, allerdings fehlen Angaben über den objektiven Bestandteil (siehe Antwort 2).
Das Problem: Man schreibt Rezensionen ja nicht für Gruppen, die das Abenteuer bereits gespielt haben, sondern für Gruppen, die das Abenteuer evtl. spielen wollen, sich aber vorher informieren, ob es für ihren Spielstil passend ist.

Wir haben also Gruppe 4, die sich überlegt, das Abenteuer evtl. zu spielen und dich jetzt fragt, wie das Abenteuer ist. Würdest du dieser Gruppe dann sagen: "In 1 von 3 Fällen ist das AB Railroading."
Oder was würdest du der Gruppe 4 antworten, wenn sie dich nach dem Railroadinggehalt des Kaufabenteuers fragen? (Nehmen wir ruhig an, der objektive Tatbestand sei erfüllt.)

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #145 am: 24.07.2011 | 03:03 »
Wir haben also Gruppe 4, die sich überlegt, das Abenteuer evtl. zu spielen und dich jetzt fragt, wie das Abenteuer ist. Würdest du dieser Gruppe dann sagen: "In 1 von 3 Fällen ist das AB Railroading."
Oder was würdest du der Gruppe 4 antworten, wenn sie dich nach dem Railroadinggehalt des Kaufabenteuers fragen? (Nehmen wir ruhig an, der objektive Tatbestand sei erfüllt.)

Nehmen wir mal ein Abenteuer wie Die Schlinge des Henkers.

Ich würde dann vorschlagen: "Das Abenteuer folgt einem geradlinigen Verlauf, der den Spielercharakteren so gut wie keine unterschiedlichen Lösungsstrategien anbietet. Zwar gibt es in dem Abenteuer keine Ratschläge an den Spielleiter, in Kämpfen die Würfelergebnisse zu manipulieren, wodurch für die Charaktere eine reale Gefahr besteht, zu sterben, und für die Spieler eine reale Gefahr besteht, das Ziel des Abenteuers nicht zu erreichen, aber alternative Lösungswege außer dem vorgesehenen sollen vom Spielleiter unterbunden werden. Spieler, die viel Wert auf Eigeninitiative und kreative Problemlösungen legen, oder Spielleiter, denen potentiell unterschiedliche Abenteuerverläufe am Herzen liegen, könnten dieses Abenteuer deswegen als sehr railroadig empfinden."
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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #146 am: 24.07.2011 | 08:08 »
Passt vielleicht nicht ganz, aber wie nenne ich denn ein AB, das absolut linear ist und eine feste, unveränderbare Abfolge von Ereignissen vorschreibt, im positiven Sinne? Tolles Abenteuer ist vielleicht ein wenig undifferenziert. Partizipationismus ist ja der Stil. Linear ist mir zu neutral.

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #147 am: 24.07.2011 | 09:48 »
Das Abenteuer ist klar aufgebaut. ;-)
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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #148 am: 24.07.2011 | 09:58 »
"Es folgt einer deutlichen Struktur."
Visionär: "Geht weg ihr Rabauken mit eurer Rockmusik und den Rauschgifthaschischspritzen!"

Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

ErikErikson

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #149 am: 24.07.2011 | 10:07 »
Das klingt aber immer noch recht neutral und auch etwas missverständlich.