Autor Thema: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"  (Gelesen 32396 mal)

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Offline Oberkampf

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #250 am: 27.07.2011 | 19:16 »
Die Behauptung der Handlungsunfaehigkeit der Figuren in der "Saga" im Gegensatz zum Drama ist ebenso, fuer mich, nicht nachvollziehbar. bzw. willkuerlich. Die Charaktere in Star Wars sind an keine Deus Ex Machina gebunden, welche die Handlungen vorherbestimmt. Obwohl es Saga genannt wird. [Und es wird Saga genannt weil es ein Epos ueber drei/sechs Teile ist, nicht weil die Figuren keine Handlungsfreiheit haben]

Hallo? Star Wars?
Das ist eine vollkommen dramaturgisch durchgeplante Geschichte. Und um diesen Aspekt geht es mir. Die richtige Triologie kann man fast als mustergültig bewerten (und über die andere hab ich nichts zu sagen).

Natürlich haben Filmfiguren keine Handlungsfreiheit - aber darum geht es nicht. In einem literarischen Drama hat der Protagonist auch keine "wirkliche" Handlungsfreiheit - aber seine Entscheidung und deren Folgen stehen im Mittelpunkt.

In Star Wars geht es nicht um (tragische) Helden, die bedeutsame Entscheidungen treffen und damit leben müssen, sondern um eine actionlastige Story, deren Verlauf einem Märchen ähnelt. Eine gute Story - aber außer Darth Vader am Schluss (und in Grenzen Han Solo im wahren ersten Teil, ob er den Rebellen hilft, und bestenfalls noch Lando Calrissian in "das Imperium schlägt zurück", ob er seinen Freund verrät - aber nichts davon wurde dramatisch in den Mittelpunkt gestellt) trifft kein Charakter Entscheidungen an einem Scheideweg, der den Verlauf der Story hypothetisch betroffen hätte.

Aber generell hänge ich nichtmal am Begriff Saga - das ist nicht meine Rollenspielbaustelle.

Naja und dann, wenn man einen Begriff haette, fehlt dann nicht der positive Begriff fuer die andere Seite?

Wer sagt denn, das es nur eine andere Seite gibt? Und wer sagt denn, dass die anderen Seiten positive Begriffe wollen oder noch mehr davon brauchen? Mir genügt "offenes Abenteuer" oder "nonlineares Abenteuer" und manchmal sogar "Dungeonstruktur".

Die haben ja auch nur ARS oder "offenes Abenteuer" vielleicht noch "Sandbox" (Wobei fuer einige "Sandbox" Synonym ist fuer "Selbstverliebter Hartwurst SL langweilt Spieler").

Sind schon drei Sachen mit überlappender, aber nicht notwendigerweise gleicher Bedeutung (selbst ARS besteht wohl aus mehreren "Schulen").
Ansonsten: Gibts nicht vielleicht ein bisschen mehr als "lineares Abenteuer" und "Sandbox"? Trailblazing? Road to Rome? Abenteuer, die zwar eine Szenenfolge haben, aber keine vorgeschriebene Lösung innerhalb der Szenen?

Imho macht man damit doch genau das was einige Storyteller damals gemacht haben.
Wie spielen GESCHICHTEN und ihr [der Rest] nicht - HA HA.

Ich bin ja deiner Meinung, man braucht keinen neuen Begriff. "Lineares Abenteuer" oder "lineare Abenteuerserie" reichen vollkommen aus. Klar soll man die dämlichen Fehler der `90er heute nicht nochmal wiederholen. Aber wenn jemand nach einem unbelasteten, noch nicht ideologsch aufgeladenen Begriff sucht, ist Saga so gut wie jeder andere - bis eben darauf, dass er eher mit Abenteuerserien konnotiert wird. Mein anderer Vorschlag wäre es, den Begriff "Erzählung" wieder so abzurüsten, dass er nicht sofort zum Kampfbegriff mutiert. Alles nur unter der Prämisse, dass jemand einen ausdrücklich positiv besetzten Begriff für diese Spielvorliebe haben will.

Dass "Sandbox" vielleicht von einigen Leuten auch negativ konnotiert wird, ist natürlich ein guter Grund dafür, sich von neuen, positiven Bezeichnungen nicht zu viel zu erhoffen.
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Offline Teylen

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #251 am: 27.07.2011 | 19:50 »
In Star Wars geht es nicht um (tragische) Helden, die bedeutsame Entscheidungen treffen und damit leben müssen, sondern um eine actionlastige Story, deren Verlauf einem Märchen ähnelt.
Bei Star Wars werden staendig Entscheidungen getroffen welche die Handlung mit tragen.
Die Entscheidung Qui-Gon sowie Kenobis die beiden Skywalker auszubilden. Der Suizid von Kenobi. Das Luke lieber einhaendig in den Abgrund springt anstelle an seines Vaters Stelle die Galaxy zu regieren. Das er sich Gefangen nehmen laesst. Das die Ewoks sich entscheiden unsere Helden nicht zu fressen bzw. Luke auf den Stuhl-Trick kommt.. usw.

Klar legt der Film nicht den selben Fokus auf die Entscheidungen wie ein Lars von Trier Film, sondern mehr auf die Action & Coolness. Aber sie sind da.

Zitat
Sind schon drei Sachen mit überlappender, aber nicht notwendigerweise gleicher Bedeutung (selbst ARS besteht wohl aus mehreren "Schulen").
Ansonsten: Gibts nicht vielleicht ein bisschen mehr als "lineares Abenteuer" und "Sandbox"? Trailblazing? Road to Rome? Abenteuer, die zwar eine Szenenfolge haben, aber keine vorgeschriebene Lösung innerhalb der Szenen?
Trailblazing und Wege nach Roman sind wiederum m.E. eher als Problembeschreibung gedacht.
Und ja, natuerlich gibt es mehr, aber ich wollte mir nun nicht anmassen mich an einer vollstaendigen Liste mit allen moeglichen Adjektiven zu versuchen.

Zitat
Aber wenn jemand nach einem unbelasteten, noch nicht ideologsch aufgeladenen Begriff sucht, ist Saga so gut wie jeder andere - bis eben darauf, dass er eher mit Abenteuerserien konnotiert wird. Mein anderer Vorschlag wäre es, den Begriff "Erzählung" wieder so abzurüsten, dass er nicht sofort zum Kampfbegriff mutiert. Alles nur unter der Prämisse, dass jemand einen ausdrücklich positiv besetzten Begriff für diese Spielvorliebe haben will.

Ein Begriff wie "Saga" wird doch gerade wegen der ideologischen Ladung geschaffen.
Nun und ich faende es auch besser den Begriff des Storytellers / Erzaehlers und daraus resultierend der "Erzaehlung" sowie "Geschichte" abzuruesten.
Allerdings halte ich eine Abruestung so wahrscheinlich wie das man eine normale, in der breite akzeptierte Definition des Begriffs RR gebacken bekommt, auf das der Begriff ohne riesige Diskussionen genutzt werden kann ^^;
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Offline Oberkampf

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #252 am: 27.07.2011 | 20:43 »
Klar legt der Film nicht den selben Fokus auf die Entscheidungen wie ein Lars von Trier Film, sondern mehr auf die Action & Coolness. Aber sie sind da.

Um diesen Fokus geht es mir. Im Mittelpunkt steht eine Heldengeschichte (Heldensaga), kein Heldendrama. Aber sich jetzt den Kopf über Begriffe, die im rollenspielerischen Bereich noch nicht einmal peripher verwendet werden zu streiten, ist gewiss unnütz, und am Begriff Saga liegt mir auch nix.

Ein Begriff wie "Saga" wird doch gerade wegen der ideologischen Ladung geschaffen.
Nun und ich faende es auch besser den Begriff des Storytellers / Erzaehlers und daraus resultierend der "Erzaehlung" sowie "Geschichte" abzuruesten.
Allerdings halte ich eine Abruestung so wahrscheinlich wie das man eine normale, in der breite akzeptierte Definition des Begriffs RR gebacken bekommt, auf das der Begriff ohne riesige Diskussionen genutzt werden kann ^^;

Du hast mich überzeugt, der Versuch, einen positiv besetzten Namen für die Gruppe linear aufgebauter Abenteuer zu finden, ist zum Scheitern verurteilt.
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Offline Benjamin

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #253 am: 30.07.2011 | 10:14 »
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Offline ArneBab

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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #254 am: 30.07.2011 | 15:25 »
Ansonsten: Gibts nicht vielleicht ein bisschen mehr als "lineares Abenteuer" und "Sandbox"? Trailblazing? Road to Rome? Abenteuer, die zwar eine Szenenfolge haben, aber keine vorgeschriebene Lösung innerhalb der Szenen?

Gibt es, und einige Abstufungen sind schon in Robins Laws beschrieben:

  • Abschnittsweise: Was Charaktere in einer Szene genau machen ist egal. Danach kommt der nächste Abschnitt. Beispiel: Reiseabenteuer, Shadowruns.
  • Versatzstücke: Was die Charaktere machen, beeinflusst, wie spätere Szenen ablaufen und die Übergänge zu ihnen, aber nicht, ob spätere Szenen überhaupt kommen.
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Re: Sog. "Entwertung von Spieler-Entscheidungen"
« Antwort #255 am: 2.08.2011 | 09:39 »
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