Autor Thema: Wie variabel lässt sich die 4E an Settings anpassen?  (Gelesen 44980 mal)

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Offline Crimson King

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Re: Wie variabel lässt sich die 4E an Settings anpassen?
« Antwort #350 am: 3.07.2013 | 16:54 »
Muss man nicht. Es gibt z.B. Systeme oder Hacks, die Krimigeschichten völlig anders aufziehen, z.B. Dirty Secrets oder Vashs nWoD-Hack, in dem die Spieler nicht nur Fakten, sondern gleich ganze Täter inklusive Motiven erschaffen können. Ob man Noir-Krimis als klassische Detektiv-Geschichten ansehen muss, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Ich habe mich im Wesentlichen auf Sachen wie Sherlock Holmes, Agatha Christie und tonnenweise Krimiserien bezogen.
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Offline Arldwulf

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Re: Wie variabel lässt sich die 4E an Settings anpassen?
« Antwort #351 am: 3.07.2013 | 17:29 »
Der Punkt ist hält auch: ich habe keine Ahnung ob Detektivgeschichten Gameism sind oder nicht. Aber selbst bei so einem schon recht spezifischen Thema gibt es verschiedene Spielweisen.

Auch solche bei der andere Aspekte wichtiger sind als die Frage ob die Spieler den Fall lösen und Hinweise erspielen.

Offline Thandbar

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Re: Wie variabel lässt sich die 4E an Settings anpassen?
« Antwort #352 am: 5.07.2013 | 14:29 »
@Thandbar: dagegen spricht aber dass es genau derlei Situationen (wecke den schlafenden mächtigen Gegner nicht, pass auf nicht für Alarm zu sorgen etc.) in der 4e sehr häufig gibt. Und auch für Combat as War gibt's ja einige Mittel. Wenn man die Aussagen aus dem Link zu Ende denkt dann kommt dabei heraus dass diese Herangehensweise selbst ein Balancingmittel ist. Erst sind die Bienen nicht besiegbar - durch die Vorbereitung aber schon. Dieser Ansatz ist für 4e ja nichts fremdes.

Im Artikel steht ja auch, dass es hier kein unbedingtes Entweder/Oder gibt, sondern vielmehr Tendenzen, die sich beim Regelwerk an verschiedenen Stellen unterschiedlich stark zeigen.
Aber wenn ich mich an meine AD&D-Zeiten richtig erinnere, so gab es da einfach viel mehr Asymmetrien innerhalb der Spielwelt, die ein Encounterdesign nach 4E-Standard häufig unmöglich gemacht haben. Man denke an die Fähigkeiten seitens der Monster, Magie oder Waffen (je nach Verzauberungsfaktor) komplett ignorieren zu können, oder eine zufällige Fähigkeit, Unterstützung einfach herbei"gaten" zu können.
AD&D stützte sich auf Würfeltabellen für herumwandelnde Kreaturen, in der 4E sind diese Begegnungen aller rechnungsmäßig einkalkuliert. Sogar die Kaufabenteuer berufen sich darauf: Bevor dieser Encounter starte, sollten die Charaktere Stufe 5 erreicht haben, wenn sie das nicht haben, einfach mit diesem oder jenem Kampf "auffüllen".

Die 4E ist tatsächlich ein fairer Sportsmann: Nachhaltig verkrüppelnde Attacken gibt es genauso selten wie "Save or Die"-Zauber.
Früher saugten Lichs ja noch ganze Stufen ab, und Beholder konnten Gegner per Augenstrahl sofort hinrichten. Derlei ist deutlich entschärft worden, und mir kommt es schon so vor, als würde man sich in der 4E deutlich selbstbewusster ins Gefecht stürzen als in früheren Editionen.
Daher stammt ja auch mein Eindruck, dass "unfaire" Methoden wie das Defiling settinguntypisch auf eine Art und Weise darstellen, die diesen sportlichen Aspekt eben niemals aus den Augen lassen und das Gleichgewicht innerhalb der SC-Gruppe über die konsequente Darstellung des Fluffs stellt.

Es steht natürlich jeder Spielergruppe frei, diesen Ansatz der 4E in den Wind zu blasen. Nur opfert man dann eben die spielerische Balance, von der ich ebenfalls denke, dass sie für das Gesamtkonstrukt des Systems sehr wichtig ist. 
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Arldwulf

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Re: Wie variabel lässt sich die 4E an Settings anpassen?
« Antwort #353 am: 5.07.2013 | 15:20 »
Ich spiel ja noch regelmäßig AD&D, insofern kenne ich mich noch (leider) nur zu gut mit Stufenabzug aus. Generell denke ich nicht dass dieser tatsächlich größeren Einfluss auf die Spielweise hat. Dafür kann man diese Begegnungen zu selten im Vorraus planen, und auch nur in Ausnahmefällen etwas dagegen tun.

Um ein Beispiel zu nennen: Letzte Runde ist ein Charakter in eine Falle gefallen die der Dieb übersehen hat. Er verpatzte seinen Giftrettungswurf. Und war tod.

Fraglos eine gefährliche Sache. Und auch nicht zum erstem mal der Fall (wenn auch bei Fallen bis dahin noch nicht passiert...irgendwie haben wir mehr Fallentode bei der 4E, obwohl die Fallen weniger tödlich sind). Dennoch suchen wir nicht mehr oder weniger nach Fallen als zuvor. Oder mehr oder weniger als in der 4E. Oder in anderen Editionen. Umgedreht habe ich letztens ein 4E Kaufabenteuer gespielt bei dem ein Encounter zwischen Stufe 1 und 7+ ist. Also irgendwas zwischen problemlos machbar und vollkommen übertrieben. Je nachdem wie die Spielercharaktere sich anstellen. Und damit ist dieses Abenteuer nicht allein, es gibt eine Menge Kaufabenteuer in der 4E die ohne richtige Vorplanung durch die Spielercharaktere deren Tod einfach in Kauf nehmen - teilweise auch mit schönen Sätzen ala: "Bei diesem Encounter ist es recht wahrscheinlich das einer der Spielercharaktere stirbt".

Die Tödlichkeit in der 4E ist nur verteilter. Weniger auf einen verpatzten Rettungswurf bezogen als auf den statistischen Ausgang vieler Würfe. Und viel stärker auf die Aktionen der Spieler bezogen. Was diese dann auch stärker beeinflusst, denn wenn ich wenig tun kann um z.B. den Level Drain eines Vampirs zu verhindern so wird mir diese sehr negative Konsequenz weniger bedeutend. Fühlt sich zumindest für mich  so an. Konnte ich nichts tun um meinem Charakter etwas Schlimmes zu ersparen nehme ich dies viel leichter hin. Zwei Level verloren? Ist mist...aber naja, sowas passiert.

Das ist letztlich der Hauptgrund warum derartige Dinge entschärft wurden. Sie sind zu plötzlich, zu wenig auf Spannung angelegt. Nimm mal die Versteinern Fähigkeit der Medusa in der 4E. Am Ende steht da immer noch eine Statue. No Save. Aber dadurch dass diese Versteinerung eine Runde dauert und andere Spieler eingreifen können ist es nicht nur einfach weniger plötzlich tödlich. Es ist auch spannender. Ich kann stärker mitbangen. Und am Ende über den Typen meckern der mir hätte helfen können aber es nicht getan hat sondern sich mit irgendwelchen anderen Gegnern beschäftigt.

Die Anzahl der Charaktertode ist in meiner AD&D Runde und der 4E Runde nahezu gleich....mit sogar ein paar mehr bei 4E wenn ich selbst leite und die Monster taktisch spiel. nur die Art und Weise unterscheidet sich, in der 4E ist es viel seltener dass ein Spielercharakter einfach hhört...."so, du bist tod." sondern meist kündigt sich dies stärker an, ist eine Folge mehrerer Ereignisse.

Aber ist vielleicht auch ein anderes Thema. Mir ging es eher darum dass dieser Ansatz "Combat as War" eigentlich durchaus auch von der 4E unterstützt wird. Man muss sich nur mal den Bienenencounter anschauen den sie dort beschreiben. Das klingt sehr vertraut, ganz ähnliche Skillchallenge um einen eigentlich sehr tödlichen Gegner zu schwächen und abzulenken gibts eben auch in 4E Abenteuern.

Und es ist durchaus häufig dass bei einem Encounter oben zwar eine Levelangabe dabei steht. Aber auch dabei steht dass die Gegner aus dem Nachbarraum durchaus mithören und zum Kampf dazustoßen können. Die in dem Posting oben genannten Punkte sind eben alle enthalten. Auch in Kaufabenteuern, und natürlich auch in den Spielleitertips. Die Balance in der 4E hilft in erster Linie dabei die Gefahren für den Spielleiter besser einschätzbar zu machen. Was dann aber ebenfalls heißen kann: Hey, hier sind ein paar Gegner die mit euch den Boden aufmischen, es sei denn ihr schafft es vorher....
« Letzte Änderung: 5.07.2013 | 15:41 von Arldwulf »