Autor Thema: Creative Agenda und Gruppenvertrag?  (Gelesen 5735 mal)

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Offline D. Athair

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #25 am: 1.10.2013 | 17:08 »
Da war bisher kein GAM-Ausschluss drin. Mach das als Sandbox im "Oldschool"-Stil mit der Herausforderung des Siedlungsbaus im feindlichen Gebiet und Du hast eine reinrassige gamistische Motivation.
Stimmt. Wobei gerade "old school" sich mindestens so gut für SIM wie für GAM nutzen lässt.
Ich hätte jetzt unter "normale Soldaten aus Brevek" auch mehr so verstanden, als ginge es um Kameradschaft, regionale Verbundenheit, militärisches "Tech-Bubble" und nicht um eine militärische Einheit mit zu erfüllenden Missionszielen.


(Bisher hat auch noch kein Theoretiker mir zufriedenstellend erklären können was in so einen GV reingehört und was nicht)
Das auszuformulieren, was ich mir als Inhalte eines GV vorstelle, steht schon länger auf meiner to-do-Liste. Vielleicht komm ich bald mal dazu. (Wobei ich mich jetzt eher nicht zu den "Theoretikern" zählen würde.)
« Letzte Änderung: 1.10.2013 | 17:14 von Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

ChaosAmSpieltisch

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #26 am: 1.10.2013 | 17:23 »
Bei uns für längere Runden wird immer geklärt:

1. Organisation Essen und Trinken
2. Player Empowerment
3. Gruppenverständis
4. Motivation der Charaktere
5. Gewaltlevel
6. Genredefinition
7. Dokumentation
8. Pünktlichkeit
9. (irgendwas woran ich gerade nicht denke, hab sicher was vergessen)

Klar schreiben wir das nicht auf, aber wir reden drüber, damit bei jedem ein Bewußtsein entsteht, wie wir das Hand haben.

Achamanian

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #27 am: 1.10.2013 | 17:23 »
Oh aus Interesse, warum denn? (Bisher hat auch noch kein Theoretiker mir zufriedenstellend erklären können was in so einen GV reingehört und was nicht)

Weil ich immer gute Erfahrungen damit gemacht habe, den Gruppenvertrag einfach zu erspielen. Nach ein paar Sitzungen ist klar, was miteinander geht und was nicht. Das sind ja oft Sachen, die man vorher gar nicht hätte bewusst benennen können, oder die man hinterher nicht bewusst benennen kann.
Wenn ich sagen sollte, was in meinen beiden gegenwärtigen Runden zum Vertrag gehört, würde ich wohl antworten: Niemand kommt mehr als 15 Minuten zu spät, man arbeitet darauf hin, dass jeder SC pro Abend wenigstens ein kleines Spotlight erhält, der SL spielt wenigstens einmal am Abend ein Stück persönlichen Hintergrund eines SC an, es wird gemeinsam gegessen, keiner sabotiert das gemeinsame Spiel, indem er einen Mein-Charakter-würde-so-etwas-aber-niemals-tun-Egotripp durchzieht, Spontanität geht vor ausgeklügeltem Charakterspiel und Settingtreue, niemand beharrt darauf, eine Regel nachzuschlagen, wenn dadurch das Spiel ausgebremst wird, alle Würfe werden offen gemacht, die Systemregeln as written sind nicht absolut verbindlich, wohl aber die Konsequenzen von Würfelwürfen ... wenn das jetzt aber alles auf einem Blatt Papier stehen würde, dann käme mir das plötzlich wie eine abzuarbeitende Liste vor und nicht wie eine gewachsene Übereinkunft; und wenn dann gegen einen Punkt dieses Vertrags "Verstoßen" würde, dann wäre das gleich ein Problem anstelle einer kleinen Abweichung vom Normalbetrieb.

Offline Slayn

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #28 am: 1.10.2013 | 17:25 »
Ah, also nicht GAM im Sinne von "Herausforderungsbasiertem Spiel" sondern GAM im Sinne von "Heldenhafte Herausforderungen im Spiel" ?

und

@Slayn: Ich versteh immer noch nicht warum "normaler Soldat" Gam ausschließt. Held ist für mich erstmal nur ein eingebürgerter Begriff für Spielercharacter ohne jede Wertigkeit.

Es geht um die Kommunikation von Vorstellungen und Inhalten. Ich schrieb ja extra "wer mich kennt".
Das ganze Theorie-Gefasel bringt wenig, wenn sich Leute darüber nicht produktiv und nutzbringend unterhallten können, was, wie ich finde, nur in einer laufenden und eingespielten Runde stattfinden kann, die ihr eigenes, für sie verständliches Vokabular entwickeln kann.

In dem Fall kommuniziert das "Helden" auch mehr als nur das herausforderungsorientierte Spiel, es kommuniziert auch eine Grundhaltung auf Seite der Spieler, nämlich auch das pro-aktive Suchen genau dieser Herausforderungen.

ich denke, diese Art von Kommunikation ist wichtig und jede Gruppe sollte sie für sich lernen und etablieren, erst dann kann man wirklich über einen "Gruppenvertrag" reden.
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Offline DasTaschentuch

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #29 am: 1.10.2013 | 17:46 »
@Slayn:

Die babylonische Begriffsverwirrung zu vermeiden sollte imho der Kern der Rollenspieltheorie sein.
Als Beispiel: "Held" wäre in der Theorie ein fest definierter Begriff mit einer genauen Bedeutung oder falls nicht hat das Wort "Held" hat in der Diskussion dann nix verloren.

Der "Nachteil" ist dabei dann,daß man fast alle geläufigen Begriffe neu lernen oder nicht wie mans gewohnt ist verwenden kann.

Und es gilt die Taschentuchsche Vermutung: Der Begriff "Rollenspiel" kann im Sinne der spielenden Mehrheit nicht sinnvoll definiert werden. :-)

Offline DasTaschentuch

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #30 am: 1.10.2013 | 17:51 »
Und danke für die Beispiele von GVs, ich werd mal zum Start meiner nächsten Runde sowas als Liste an meinen SL Schirm hängen und schauen wie die Spieler reagieren (vor allem ob sie in Zukunft mal anrufen wenn sie zu spät kommen *fg*)

Offline Slayn

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #31 am: 1.10.2013 | 18:04 »
@Slayn:

Die babylonische Begriffsverwirrung zu vermeiden sollte imho der Kern der Rollenspieltheorie sein.
Als Beispiel: "Held" wäre in der Theorie ein fest definierter Begriff mit einer genauen Bedeutung oder falls nicht hat das Wort "Held" hat in der Diskussion dann nix verloren.

Das wird nie aufgehen. Sprache ist furchtbar unpräzise und kann sehr selten emotionale Konnotationen transportieren.
Vor kurzem habe ich hier im Forum einen Satz gelesen, der dazu alles sagt: "Als wir uns davor darüber unterhalten haben, war alles klar und wir befanden uns auf einer Linie. Am Spieltisch sah es dann ganz anders aus".
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Offline DasTaschentuch

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #32 am: 1.10.2013 | 18:10 »
Zitat
Das wird nie aufgehen. Sprache ist furchtbar unpräzise und kann sehr selten emotionale Konnotationen transportieren.
Genau, deswegen ja die Theorie. Sonst würde man ja auch nicht so oft aneinander vorbeireden.
Ohne eine fundierte theoretische Grundlage könnte man sonst über Mathematik auch nicht reden (als Beispiel)

Und klar ist das nicht einfach, sonst hätten wir schon alle ne tolle Theorie die jeder benutzt :-(
« Letzte Änderung: 1.10.2013 | 18:14 von DasTaschentuch »

Offline Crimson King

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Re: Creative Agenda und Gruppenvertrag?
« Antwort #33 am: 2.10.2013 | 11:06 »
@Slayn: Ich versteh immer noch nicht warum "normaler Soldat" Gam ausschließt. Held ist für mich erstmal nur ein eingebürgerter Begriff für Spielercharacter ohne jede Wertigkeit.

Das zeigt mal wieder gut, wie wichtig es ist, das gleiche Vokabular zu verwenden. Und davon gibt es - auch dank der vielgehassten Forge - zum Glück einiges. An die dortigen Definitionen sollte man sich also auch halten oder zur Not direkt eigene Definitionen liefern.

Nebenbei bemerkt kann das Errichten einer Siedlung auch von normalen Soldaten wunderbar als Herausforderung gemeistert werden. Ob hier verstärkt in Richtung SIM oder GAM gespielt wird, dürfte erst die Praxis zeigen. Und Exploration ist grundlegender Bestandteil jeder Spielinstanz. SIM ist es erst, wenn Exploration wegen der Exploration durchgeführt wird und nicht, um die Story zu entwickeln oder Herausforderungen zu überwinden.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe