Autor Thema: Eure liebsten Multi-Pastiche-Settings  (Gelesen 730 mal)

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alexandro

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Eure liebsten Multi-Pastiche-Settings
« am: 3.01.2015 | 21:40 »
"Der Pastiche [pasˈtiːʃ] (von frz. pastiche „Nachahmung“, ital. pasticcio „Pastete“) ist ein künstlerisches Werk literarischer, musikalischer, filmischer oder architektonischer Art, das offen das Werk eines vorangegangenen Künstlers imitiert. [...] In vielen Fällen ist der Pastiche jedoch einfach ein Zitat eines bekannten Werks."

MPS bezeichnet Settings, welche als Hommage an (mindestens) zwei andere Settings entstanden sind (im Gegensatz zur Pastiche/Hommage/Parodie, wo nur ein einziges Setting "verfremdet" wird). Man könnte quasi von einem "Remix" unterschiedlicher Settingelemente sprechen.

Grund dafür sind oft Heartbreaker-Settings, welche "diese eine gute Idee" aufweisen, welche man unbedingt verwenden will, die aber ansonsten nicht genug Zugkraft haben, um dich zu motivieren noch eine Runde aufzumachen - also wird diese Idee halt in ein anderes Setting transplantiert.

In anderen Fällen ist es so, dass zwei Settings sowieso derart ähnliche Ideen aufweisen (oft, weil sie selbst Pastichen der selben Inspirationsquelle sind), dass es praktisch unverhältnismäßig geringer Aufwand ist, die vorhandenen "Überlagerungen" zu konkretisieren und zu thematisieren (oft erhält das Setting dadurch eine zusätzliche Dimension, weil vormals eindimensionale Organisationen/NSCs durch die "Verschmelzung" mit ihren Gegenstücken mehr Profil erhalten).

Und dann wieder gibt es Fällen, bei denen man einfach schauen will, ob zwei vollkommen inkompatibel erscheinende Settings zusammen funktionieren könnten.

Ein Beispiel:
Division Decade (Damnation Decade+API+Covenant+The Power+Starchildren)
Damnation Decade (Green Ronin): In einer an die irdischen 70er angelehnten (aber ausreichend unterschiedlichen) Welt, müssen die Charaktere gegen das Eintreten von 70er-Katastrophenszenarien kämpfen. Nette Idee, aber etwas vage wie das ablaufen soll (und woher die Charaktere von der Gefahr wissen).
Apocalypse Prevention Inc. (Third Eye Games): Die Charaktere sind Teil einer globalen Organisation, welche sich um weltweite Katastrophen kümmert. Der pitch klang nicht schlecht, die Ausführung (dröges 24-like) allerdings weniger.
Covenant - A story-game of failing conspiracies (Realms): Die Charaktere sind Teil einer Illuminati-artigen Weltverschwörung, welche (dank sehr genauer Prophezeiungen) bisher das gesamte Weltgeschehen erfolgreich regiert hat. Vor kurzem haben die Prophezeiungen den Zusammenbruch der Zivilisation vorhergesagt und die Organisation hat sich darauf vorbereitet nach der Katastrophe die Ordnung wiederherzustellen. Das Problem ist: der Zusammenbruch blieb aus. Zum ersten Mal in der Geschichte der Verschwörung entsprechen die Prophezeiungen nicht der Wahrheit, was die gesamte Organisation spaltet und ihr Machtnetzwerk erschüttert. Covenant hat eine sehr geile Idee, allerdings ist die Ausführung (selbst für Indie-Verhältnisse) ziemlich vage.

Damit hätten wir die Core-Story: die Charaktere sind Mitglieder derjenigen Teile der Verschwörung, welche sich noch für das Wohl der Menschheit einsetzen (während große Teile der Organisation nur noch ihren Arsch zu retten versuchen). Sie versuchen Teile der ursprünglichen Prophezeiung sicherzustellen (in der Hoffnung herauszufinden, was schiefgelaufen ist) und ansonsten möglichst viele Feuer zu löschen. Der 70er-Look der Agenten (evtll. könnte man noch "Agents of SWING" für FATE mit reinbringen) repräsentiert die Umbruchsstrimmung und Uneinigkeit, welche als Stimmung das Setting durchzieht.

Für die Antagonisten:
The Power (Nexus Transmedia): Leute erhalten Superkräfte von sogenannten "Mentoren", welche ihnen in ihren Träumen erscheinen und auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten scheinen. Dabei geraten die so gestärkten "Begabten" in einen Highlander-artigen Konflikt miteinander. Eigentlich ein typisches 90er-Spiel um dystere Schattenkrieger, welche total cool und angsty sind. Dass man nicht weiß was die Mentoren eigentlich wollen, wirft interessante Probleme auf (widersetzen sich die Begabten ihren Mentoren oder vertrauen sie darauf dass diese mächtigen Wesen "schon einen Plan haben"), welche allerdings im Rahmen dieses Spiels überhaupt nicht thematisiert werden.

In Division Decade sind die Begabten Orakel, die ersten seit Jahrtausenden, und jeder von ihnen steht mit der Zukunft in Kontakt. Das Problem: es gibt zahlreiche mögliche Zukünfte und jeder der Mentoren möchte seine eigene Realität werden lassen (oder verhindern, je nachdem). Ein Großteil der Zukünfte sind finstere Dystopien und die von den Mentoren verliehenen Kräfte entsprechen dem Zustand der Menschheit in dieser Zeit (z.B. könnten Orakel einer "Planet der Affen"-Zukunft übermenschliche Stärke und Agilität, sowie Greifzehen und die übernatürliche Begabung fürs Klettern entwickeln).

Und um das Ganze noch abzurunden:
Starchildren - Velvet Revolution (XIG Games): In den 70er Jahren (eigentlich 2070er, aber das ist nur ein ungeschickter Versuch "historische Korrektheit" zu vermeiden) kommen von Glamrock-Funkwellen inspirierte Aliens zur Erde, um die Heimat dieser Musik kennenzulernen. Leider ist Musik unter einer faschistischen Weltregierung zur Zeit verboten und die Aliens müssen sich mit dem Untergrund zusammentun, um die Botschaft des Rock&Roll zu verbreiten.

Die kulturelle Landschaft der Fake-70er ist weitgehend verarmt (weswegen es auch keine Äquivalente der entsprechenden Filme/Bücher gibt), weil die Verschwörung mithilfe des "Ministry of Music" und "Documentary Arts Department" (Filme und Bücher haben den Anspruch "realistische Werte" zu vermitteln und auf das Leben vorzubereiten) den Daumen auf der Entwicklung hatte. Während der Gegenkultur-Bewegung kamen verstärkt andere als die staatlichen Quellen (Piratensender, self-published Magazine) auf, allerdings sah die Verschwörung darin keine Bedrohung - immerhin stand die Apokalypse direkt vor der Tür, welchen Einfluss konnten die paar hundert Leser/Hörer dieser Medien schon haben?

In der Zukunft begannen sich jedoch ganze Gesellschaften um einzelnen Elemente der Gegenkultur zu entwickeln...und einige fanden Wege in unsere Zeit.

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Soweit erstmal meine Ideen zu diesem Setting. Habt ihr eigene Homebrew/Remix-Lieblinge?
« Letzte Änderung: 3.01.2015 | 22:35 von alexandro »