Autor Thema: Reue als Spielleiter/Spieler  (Gelesen 6802 mal)

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Offline Blechpirat

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #25 am: 10.09.2015 | 09:51 »
Ich habe mal auf einem Conabenteuer eine Vergewaltigung des Opfers als Abenteueraufhänger verwendet. Das hat eine (der mir naturgemäß völlig unbekannte) Spielerin total getriggert, die konnte nicht mehr weiterspielen. Das reut mich natürlich sehr.

Seitdem frage ich bestimmte Themen (wenn ich denn plane sie anzusprechen) vorher ab.

Achamanian

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #26 am: 10.09.2015 | 09:57 »
Neulich bei einem Numenera-One-Shot: Wir waren eh schon über der Zeit, und dann hat die Gruppe genau die Cypher vergessen, die ihnen eine elegante und rasche Lösung des Abenteuers beschert hätte (sie mussten unbemerkt einen Gefangenen befreien, dabei aber einen Türpfropfen aus Algenmaterial entfernen, was nicht ganz lautlos ging - allerdings hatten sie ein Sonic Hole dabei, das sogar erwürfelt und nicht bewusst von mir platziert war!). Statt ihnen einfach zu sagen, dass sie doch noch mal schauen sollen, was sie in dieser Situation an Cyphers einsetzen können, habe ich sie nur erinnert: "Euch ist aber klar, dass ihr damit Lärm macht und euch jemand auf der anderen Seite hören könnte!" - worauf die Spieler, natürlich auch ganz auf "wir müssen jetzt fertig werden": "Egal, wir ziehen das jetzt durch, irgendwann müssen wir da ja rein!"

Was ich auch ein wenig bereue: Splittermond-OneShot mit "Nacht der Toten"; eine Spielerin hatte von Anfang an Würfelpech und ist mit ihrem SC nicht zum Zug gekommen. Ich wollte ihr dann was Interessantes, weitgehend Würfelunabhängiges zu tun geben und habe sie stark in einen Subplot über die Geister zweier Liebender verwickelt, die in SC eingefahren sind, aber nur, um sie dazu zu bringen, dass sie in ihren Körpern noch einen letzten, erlösenden Kuss miteinander teilen können. In der Theorie schön, in der Praxis war die Spielerin, die nicht zum Zug kam, jetzt auch noch besessen und gezwungen, einen romantischen Subplot auszuspielen, was sie zwar brav gemacht hat, worauf sie aber glaube ich gar nicht so wild war.
Sie hat's mir offenbar nicht übel genommen und sich im Monat darauf wieder in meine Runde gesetzt, aber trotzdem tat es mir hinterher etwas leid.

Und nochmal neulich bei Numenera: Ich habe mich mit einem D&D-Spieler auf eine Diskussion darüber eingelassen, dass ich das Gefahrenpotenzial der Situation völlig falsch dargestellt hätte, nachdem sein Charakter in Kampf plötzlich außer Gefecht war. Der SC ist ins Wasser gefallen und der Spieler hat darauf beharrt, dass er jetzt ja wohl zwangsläufig ertrinken würde und tot sei, was allerdings nicht sein "taktischer Fehler" (ein Begriff, den er gerne verwendet, auch, wenn er leitet und die Gruppe in einem Kampf abkackt) gewesen sei, sondern meiner, weil ich ihm die Situation falsch dargestellt habe. Wir haben viel zu lange rumgestritten und dabei beide vergessen, dass der SC sowieso noch seine 1-Aktion-Recovery zur Verfügung hatte, sich also innerhalb einer Runde problemlos wieder fit genug machen konnte, um nicht zu ertrinken und in Sicherheit zu schwimmen.
Im Rückblick hätte ich sagen sollen, dass es nicht darum geht, wer hier evtl. einen "Fehler" gemacht hat, und dass wir jetzt gefälligst einfach weiterspielen und sehen, was passiert.

Swafnir

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #27 am: 11.09.2015 | 17:05 »
Ich hab eigentlich fast jedes Mal irgedwas dabei, das ich bereue  bzw. im Nachhinein anders machen würde.

Offline mattenwilly

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #28 am: 14.09.2015 | 20:10 »
Die Zeit die ich mit Systemen aus der Storyteller-Ecke verschwendet habe.
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

Offline sv

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #29 am: 14.09.2015 | 23:03 »
Ich bereue eigentlich nur, dass ich mich nicht bisher häufiger getraut habe zu leiten. Meistens denke ich, dass ich mir die Regeln nicht hinreichend merken kann, und denke deswegen gar nicht erst ans Meistern... Eigentlich schade, denn ich mache das sehr gerne!

Eine seltsame Situation gab es dann doch, quasi Anfängerinnenfehler. Es gab es vor Urzeiten in einer DSA-Runde einen Clash zwischen einer sehr hartwurstigen Spielerrunde, die immer alles mit Regel- und Würfelstakkato gelöst hatte, und mir als sehr Storytelling-lastigen Spielleiterin... Am Ende des Abenteuers standen dann zwei Helden unter einem Zauber, der sie sich langsam in Bäume verwandeln ließ. Verzweifelt und frustriert haben die Spieler mich 10x gefragt, welcher Zauber das denn jetzt genau wäre, aber ich hatte ihn mir natürlich ausgedacht (ätschi-bätschi, kein Würfelstakkato möglich). Im Endeffekt haben wir beschlossen, dass wir nicht mehr gemeinsam spielen, und sie haben die von mir geleitete Session im weiteren Verlauf einfach ignoriert. Ja, man sollte auf sein Bauchgefühl hören bei der Rundenwahl. Allerdings hat man mit 17 auf dem Land auch nicht unbedingt so eine große Auswahl. ;D

Offline KhornedBeef

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #30 am: 15.09.2015 | 08:59 »
Ich bereue etwas, blauäugig, und ohne jemals gespielt zu haben, ausgerechnet ein sehr liebes Setting geleitet zu haben (40k), weil da bei zwei anderen Rollenspielneulingen nicht so ganz die Stimmung aufkam und sie jetzt vermutlich das Setting meiden. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich an meiner Leitung liegt, aber der Verdacht nagt halt an einem :).
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Offline Feyamius

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #31 am: 27.09.2015 | 19:58 »
Ich bereue, bei einem Abenteuer den Einstieg nicht ordentlich durchdacht zu haben. Ich habe also ein Gasthaus zu weit vom Zielort platziert, wobei zwischen Gasthof und Zielort eine Verfolgungsjagd geplant war, welche nun konsequenter-, aber keinesfalls logischerweise mehrere Stunden gedauert hat, in denen weder die Verfolger die Verfolgten einholen noch sie aus den Augen verlieren durften. Das war unspektakulär bis slapstickmäßig, außerdem sehr immersionsstörend und hat das eigentlich gute Abenteuer unter einen ziemlich schlechten Stern gestellt, wovon es sich auch nicht mehr wirklich erholen konnte.

Ein anderes Mal ging es um einen Kampf, der zunächst einmal aussichtslos sein sollte. Dies sollte man dann jedoch auch recht offenkundig machen und nicht einen kompletten Spieltermin mit dem Auswürfeln des Kampfes vergeuden (v.a. dann nicht, wenn den Spielern dies keinen besonderen Spaß macht). Wobei ich bis heute nicht weiß, ob das nicht eigentlich ofenkundig genug war, aber die Prinzipientreue eines SCs den Abbruch des Kampfes nicht als Option zuließ. Dann hätte ich womöglich diesen Charakter eher ausknocken sollen, bevor die anderen Spieler zu laut schnarchen.

Offline TeichDragon

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Re: Reue als Spielleiter/Spieler
« Antwort #32 am: 27.09.2015 | 21:10 »
Keine direkte Reue, aber ziemlich einschneidendes Ergebniss:

Setting: Warhammer/Alte Welt System:ERPS (aber egal)

Wir haben in dem System als Gruppe schon über Jahre 2 Jahre gespielt und waren als Charaktere ziemlich eingeschworen.
Zwei meiner Mitspieler sind meine besten Freunde seit 30+ Jahren.

Wir haben den Plan den bösen Nekromanten in seiner Behausung aufzusuchen und ihm die Leviten zu lesen (GANZ dumme Idee, nebenbei....)
Naja, in seinem Home_sweet_home gelingt meinem Char ein exorbitanter Widerstands-Wurf, während alle anderen in Untote verwandelt werden
Was meinem Char nicht  entgeht (Das man sich abgehackte Arme und Beine einfach wieder "anstöpselt" ist definitiv NICHT normal.)
Mein Char ist/war eine Hexen- und Dämonenjägerin und bekommt da schon die ersten Panik-Attacken.

Später findet die Gruppe wirklich den Nekromanten und dieser verspricht den anderen sie wieder "zu normalen Menschen" zu machen, gegen kleine Gefälligkeiten und so.
Ab hier klingelt der Spinnensinn des Chars mit der Lautstärke einer startenden F-18 und sie schafft es sich vom Rest abzusetzen und obwohl sie gegen die zwei der Mitspieler (absolute Magie-Cracks) fast so gut wie keine Chance hat, tatsächlich nach einer wilden Verfolgungsjagd quer über den Kontinent in die Haupstadt zu kommen und die restliche Gruppe entsprechend "anzuschwärzen" und als Reichs-Feinde einstufen zu lassen.
(Anmerkung: Alles in Rücksprache und Absprache mit dem SL, der das ganze genauso logisch fand wie ich...)

Problem: Einer meiner Kumpel ist fast ausgetickt und hat sich persönlich verraten gefühlt.
Er hatte leider auch gerade extreme Probleme in seiner Ehe und fühlte sich jetzt von mir als Freund verraten.
Irgendwie konnte er in dem Moment Rollenspiel und RL nicht auseinander halten.

Das ganze wurde zwar in den nächsten 2-3 Wochen ausddiskutiert und geglättet (und heute ist alles wieder gut), aber das war extrem heftig.

Die Hexen- und Dämonenjägerin ist übrigens gleich in den Fundus des Meisters übergegangen wird heute als Erz-Antagonistin der Gruppe immer mal wieder aus dem Hut geholt. ;)