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Weltengeists Spielleiter-Philosophie
Megavolt:
--- Zitat von: Chiarina am 18.04.2017 | 13:28 ---Dann mal los: Ich bin auf deine objektiven Kriterien für die Qualität einer Story gespannt!
--- Ende Zitat ---
Unmittelbar einleuchtend sind zum Beispiel: Inhaltliche Konsistenz, Pacing, Anschlussfähigkeit der Handlung an die Spieler und Spielfiguren
Von diesen ganz groben Kategorien gibt es sicherlich noch sehr viel mehr, und wenn man in die feineren Verästelungen hinabsteigt, dann kann man (jetzt nur mal beispielsweise) das ganze Fass der Literaturwissenschaften aufmachen, wenn man die "Story" als Text ansehen möchte. Sonst nimmt man halt andere Ansätze.
Um gedanklich bei den Literaturwissenschaften zu bleiben: Der Wallenstein vom Schiller ist einfach nach sehr vielen objektiv messbaren Kriterien ein besserer Text als dieses Posting hier von mir. :) Kann man das ernsthaft bestreiten?
Weltengeist:
--- Zitat von: Maarzan am 18.04.2017 | 13:04 ---Aber hier sollten ja wie ich es lese Einkaufstouren und Durchsuchungen, aber auch z.B. Schleichszenen komplett gekickt werden. Planungen werden auch immer wieder gerne als "uninteressant" abgestempelt etc. .
--- Ende Zitat ---
Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, wo du das her hast - hoffentlich nicht aus meinem Text? Das entspräche nämlich nicht der Intention. Ohne Planung GEHT es ja meist gar nicht. Und ich würde sicher auch nicht alle Schleichszenen kicken. Aber ich würde sie nur da ausspielen / auswürfeln, wo es auch was gibt, für das sich das Schleichen lohnt. Genauso mit dem Durchsuchen - nach dem dritten Kellerraum, der auch nur Trockenobst und Schinken enthält, kann man sich den Rest meist mit "die nächsten zehn Räume sind ähnlich interessant" abkürzen.
--- Zitat von: Maarzan am 18.04.2017 | 12:31 ---Wer nur eine fremdbestimmte Zusammenfassung erleben will, kann ja direkt einen Film schaun.
Oder umgekehrt mal was anderes an Film schauen.
--- Ende Zitat ---
Auch hier: Falls du dich auf das Konzept der filmischen Szenen beziehst, geht es keineswegs darum (das ist ja die ganze Idee des gemeinsam gestaltenden Spielstils), dass der SPIELLEITER allein festlegt, welche Szenen interessant sind. Die Spieler können schon die Hand heben und beispielsweise sagen: Jetzt wäre ein Lagerfeuergespräch mal echt angebracht.
Ich sehe aber (auch aus Chiarinas Antwort oben), dass ich den Absatz über die Bedeutung von Rollenspielszenen vielleicht doch nicht aus dem Text hätte löschen sollen. So mag vielleicht der Eindruck entstanden sein, dass es mir NUR um die herausforderungsorientierten Szenen ginge. Dem ist in Wahrheit überhaupt nicht so, wir verbringen meist etwa 50% der Zeit mit Rumfluffen zu...
--- Zitat von: Maarzan am 18.04.2017 | 12:31 ---Ansonsten lasse ich mir sehr ungern vorschreiben, was denn nun für mich und meinen Charakter "unwichtig" it.
--- Ende Zitat ---
Du merkst aber schon selbst, dass du damit genau eine Spielschule vertrittst, um die es in dem Dokument NICHT geht?
Ist wie gesagt völlig in Ordnung, wenn das alle so möchten, aber ist genau nicht der Spielstil, der hier besprochen wird.
Chiarina:
Schau dir mal das "Pacing" von Thomas Mann und das von Büchner an: Gegensätzlicher kann´s nicht sein. Beides "gute" Literatur.
Schau dir mal den Tristram Shandy an: Inhaltliche Konsistenz ist kaum vorhanden. GERADE DARIN liegt das Geniale. Ich vermute, das ist in etwa das, was Crimson King durch "Brechen von Tropes" bezeichnen wollte. Nur wird es dadurch immer schwieriger objektive Qualitätsmerkmale aufzustellen.
Greifenklaue:
--- Zitat von: Megavolt am 18.04.2017 | 13:35 ---Um gedanklich bei den Literaturwissenschaften zu bleiben: Der Wallenstein vom Schiller ist einfach nach sehr vielen objektiv messbaren Kriterien ein besserer Text als dieses Posting hier von mir. :) Kann man das ernsthaft bestreiten?
--- Ende Zitat ---
Bestreiten nicht, aber wie misst man es. schließt man ein Voltmter an die lesende Person ;)
Zumal es fraglich ist, dass die Qualität literarischer Geschichten eins zu eins auf RPG-Geschichten übertragbar wäre.
Megavolt:
--- Zitat von: Greifenklaue am 18.04.2017 | 13:43 --- Bestreiten nicht, aber wie misst man es. schließt man ein Voltmter an die lesende Person ;)
Zumal es fraglich ist, dass die Qualität literarischer Geschichten eins zu eins auf RPG-Geschichten übertragbar wäre.
--- Ende Zitat ---
Das ist freilich diskutabel, aber es ist ja auch nur ein Beispiel.
Bei der Literaturwissenschaft gibts den z.B. den strukturalistischen Ansatz, der zählt halt Worte, Wortarten, Reime, Wortfelder usw.
Und das ist dann schon wieder einigermaßen grenzempirisch, wenn man sagen kann: "Im Faust hat der Goethe zwei Reime verbockt, weil er hessischen Dialekt mit eingebaut hat, der Schiller im Wallenstein hingegen null. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Wallenstein der objektiv bessere Text." (ich ziehe mir die Sachen hier jetzt aus dem Hut, keine Ahnung, wie viele krumme Reime im Wallenstein stehen)
Um mal wieder ein bisschen die Kurve zu kriegen zum Rollenspiel: Der Herr der Ringe punktet unter anderem durch hohe Konsistenz, weil der olle Tolkien sich da halt viel Mühe bei der Welterschaffung gegeben hat. Würde im Herrn der Ringe hingegen stehen: "Frodo, Sam und zwei sprechende Pfannkuchen machen sich auf nach Mordor", also wäre ihm da versehentlich eine klare Inkonsistenz unterlaufen, dann wäre der Text halt objektiv schlechter.
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