Aktuell spiele ich in einer DSA5-Runde. Wir organisieren uns über Drachenzwinge.de und What's App, benutzen zum Sprechen Teamspeak (Drachenzwinge) und außerdem Roll20.
Sonst habe ich mal mitgespielt oder geleitet in Hangout-Runden, Maptool + Mumble (D&D 4, GURPS), Roll20 + Skype (Old School D&D, WitchCraft, Arcane Codex). Insgesamt habe ich deutlich mehr gespielt als geleitet.
MapTool halte ich für Dungeon-Crawls für das überlegene Tool gegenüber Roll20 aufgrund der dynamischen Lichteffekte (ein echter Dungeoncrawl ist möglich, bei dem jeder Spieler nur das sieht, was sein eigener Charakter aufgrund von Lichtquellen sehen kann), das ist super atmosphärisch und extrem genial, es ist aber auch aufwendiger zu bedienen.
Hangouts sagen mir inzwischen am wenigsten zu. War mal eine tolle Sache (als es noch roll20 als integrierte App gab), aber die Zeiten sind vorbei.
Roll20 benutze ich nicht mehr mit der integrierten Sprech/Videofunktion. Das lief bei uns nie gut, wohl wegen der Server-Standorte. Darum lassen wir zusätzlich ein anderes Programm laufen. Teamspeak und Mumble sind gut, bietet aber nur Akustik. Ich spiele lieber mit Videos, da kenne ich nur Skype und Hangout, ich habe die beste Erfahrung mit Skype gemacht.
Wenn ich mit Spielern aus meinem Bekanntenkreis spiele, geht immer mindestens 1 Sitzung für Technik drauf und es gibt auch sonst immer wieder Probleme. Als ob die Spieler ihre Computer nie benutzen. Da sind dann Leute mit 20 Jahre alten Betriebssystemen die sich wundern, dass Skype bei ihnen nicht läuft. Mit fremden Leuten die man über die entsprechenden Portale findet (Google+ Gruppen, Drachenzwinge) habe ich noch keine technischen Probleme größeren Ausmaßes erlebt.
Roll20 benutze ich von den Tools am meisten, ich finde es sehr gut. Es gibt integrierte Charakterbögen für sehr viele Systeme, so dass einem das Würfeln etc. gut abgenommen wird. Es ist auch relativ leicht, Karten, Bilder und Handouts einzufügen (meiner Meinung nach leichter als in MapTool). Hier kommt es natürlich nicht nur darauf an, das Programm technisch zu beherrschen, sondern damit auch gut arbeiten zu können. Ich kenne durchaus SL, die sich da keine Mühe machen und hässliche Battlemaps liefern, die auch nichts mit der tatsächlichen Szenerie zu tun haben und dann da noch reinkritzeln. Andere geben sich Mühe und haben immer die richtige Karte bereit. Manche SLs clustern die Seiten total zu, dann hat man eine Seite voll mit irgendwelchen Charakterbildern, dem Kampfschauplatz, einer Landkarte... andere arbeiten mit mehreren Seiten/Panels und halten es schön aufgeräumt. (Man merkt vielleicht, das ich letzteres bevorzuge.) Das ist ein bisschen so, wie wenn man sich Powerpoint-Präsentationen von Erstsemestern anguckt. Manche haben's von Anfang an drauf, andere arbeiten mit 1 Mio lustigen Effekten oder haben kein Gespür für Schriftgrößen, Schriftarten und allgemeine Ästhetik oder Praxis (schlechte Kontraste).
Ich persönlich finde es angenehm, mit Roll20 Ordnung zu halten und zu wissen, dass bestimmte Informationen den Spielern immer zur Verfügung stehen.
Vom Spielgefühl her finde ich Online-Runden meistens konzentrierter als meine Tischrunden (meine Tischrunden sind teils aber auch phänomenal unkonzentriert, ich habe eine besonders extreme Runde in der wir mehr OT-Gespräche führen als tatsächlich spielen, wir hatten 4-5 stündige Sitzungen in denen wir vielleicht 10 Minuten gespielt haben). Ich habe da durchaus schon mal Sitzungen in der keine Minute OT gesprochen wird. Dafür ist man schneller ausgepowert, ich kann meist nicht länger als maximal 4 Stunden, danach fällt meine Konzentration weg, auch so ganz ohne Pause. Für mich ist das aber ein Vorteil - kurze Sitzungen, dafür aber intensiver und in der Regel wöchentlich. (Meine Tischrunden finden theoretisch zweiwöchentlich statt und wenn da mal 1 oder 2 Sitzungen ausfallen sind das schon sehr große Abstände zwischen zwei Sitzungen.)
In Gesprächen mit anderen Rollenspielern erlebe ich sehr viel Mobbing wegen Online-Spielrunden, da machen sich dann Leute drüber lustig, äußern Unverständnis oder erklären, dass ihnen das "nicht reichen" würde oder das sie "lieber richtiges Rollenspiel spielen".
Kurz zu meinem persönlichen Setup. Im Moment spiele ich in einer DSA-5-Runde mit Teamspeak und Roll20. Ich habe Roll20 auf meinem Hauptmonitor, dann Teamspeak auf einem Zweitmonitor links daneben. Außerdem auf dem Zweitmonitor habe ich meinen Charakterbogen als PDF offen (ich führe den Charakter in einem selbstberechnenden Bogen als PDF, wo ich auch steigere, und übertrage die Werte dann in den Charakterbogen in Roll20). Gelegentlich nutze ich nebenbei das Internet oder meine PDF-Sammlung, etwa wenn ich schnell eine Regel nachschlagen möchte oder ich ein Hintergrundelement in der Wiki Aventurica nachprüfen möchte. Dann muss ich auch nicht das Spiel mit Nachfragen unterbrechen. Der Charakterbogen in Roll20 ist so gebaut, dass man alle Probenerschwernisse, Status-Effekte, Sondermanöver usw. direkt im Charakterbogen eintragen kann und das automatisch mit den Modifikatoren gewürfelt wird. Wenn ich also z.B. im Fernkampf schieße, wähle ich über Felder die Reichweite aus, die Bewegung des Ziels, die Größe und gegebenenfalls Effekte wie "ich bin schwer verletzt" oder "Schuss ins Kampfgetümmel", dazu ggf. Manöver wie "Präziser Schuss". Dann klicke ich nur noch auf Würfeln und Roll20 würfelt dann für mich und sagt mir direkt, ob es ein Erfolg war oder nicht. Der DSA-5-Charakterbogen ist richtig gut, mit so einem computergestützten System kann auch ein so komplexes System mir als Light-Rollenspieler auf einmal Spaß machen (in einer Tischrunde würde ich es mir nicht antun wollen).
In einer Runde die ich geleitet hatte gab es keinen passenden Charakterbogen. Es war aber nicht unendlich schwer, die wichtigsten Attribute von Hand einzutragen und über Makros dann bestimmte Dinge zu formulieren, so dass man z.B. Angriffe und Schaden im Kampf auch per Knopfdruck abhandeln konnte. Prinzipiell würde ich mich heute aber nach dem richten, was schon da ist und über Roll20 nur leiten, was schon gut unterstützt ist (die Auswahl ist aber auch schon echt groß).