Übersieht mich einfach, ich bin Gesprächsforscher und werde jetzt etwas über Kommunikation schreiben... Wenn ihr mich doch nicht übersieht... Vielleicht hilft es euch ja?
Wozu reden wir überhaupt?Wir sind alleine in unseren Köpfen und unseren Gedanken.
Wir sprechen, um so
zu tun, als seien wir das nicht. Aber wir können niemals sicher wissen, ob wir so verstanden werden, wie wir etwas gemeint haben.
Sprechen wir, übersetzen wir unsere Innenwelt in Sprache, welche von unseren Gesprächspartnern interpretiert werden.
Entgegnen sie daraufhin etwas, dass zu dem passt, was wir sagten, denken wir, sie haben uns verstanden.
Und wenn wir daraufhin mit unserem dritten Redezug etwas entgegnen, was wiederum anschlussfähig an die Antwort unseres Gesprächspartners ist, dann denkt auch dieser, dass seine Interpretation von dem, was wir sagten, korrekt ist.
Beispiel:
"Wie geht es dir?"
"Mir geht es gut."
"Das freut mich."
Bestimmte Arten von Gesprächen haben wir besonders oft geführt, weshalb es uns leicht fällt, die Redezüge unserer Gesprächspartner zu verstehen und anschlussfähig zu reagieren (Wir wissen alle, wie "Untericht", wie "Tischgespräch", wie "Gesundheit wünschen" geht). Andere sind schwieriger für uns, weil wir nicht so routinisert in ihnen sind (Flirts, Bewerbungen, Referat... Rollenspiele spielen). Hier fällt es uns schwerer, die Redezüge unserer Gesprächspartner zu verstehen und anschlussfähig zu antworten.
Rollenspiele sind eine Form von GesprächDas mag erst einmal trivial klingen, viele Regelwerke erkennen diese simple Wahrheit jedoch nicht (Positivbeispiel: Apocalypse World).
Anstatt den an dem Gespräch beteiligten Personen Regeln zu geben, wie man miteinander reden muss, geben sie uns Regeln für den Teil unseres Gesprächs, der nicht beobachtbar ist: (Reichweiten, Trefferpunkte etc.)
Sprache ist spezifisch vageJeder, der schon einmal etwas programmiert hat, weiß, wie schwer es ist, sich so verständlich zu machen, dass sein Text 100% eindeutig ist...
Zum Glück funktionieren Menschen besser im Verstehen von Sprache als Computer. Sie können den diffusen "Code" unserer Sprache interpretieren. Lücken werden gefüllt, ausgeschmückt. Nachfragen werden gestellt.
Bis man sich so gut vortäuscht, man würde sich verstehen, dass es unproblematisch ist.
Es geht nicht darum, verstanden zu werden, sondern das alle DENKEN sie würden verstanden werdenEine unglaublich detaillierte Beschreibung des "Vorstellungsraums", der Spielwelt wird dafür sorgen, dass wenig Nachfragen seitens der Spieler gestellt werden.
Aber es ist vielleicht auch eine ineffiziente Lösung für das Problem: Wir wollen ein Rollenspiel spielen.
Detaillierte Beschreibung:
"Die Bedienung kommt zu euch. Sie hat aschblondes Haar, dass durch eine schlichte Holzspange zusammengehalten wird. Auf ihrer Nase ist eine schwarzerahmige großgläsrige Brille zu sehen. Sie wirkt jung, ihr Gesicht ist faltenlos und ihre blauen Augen blitzen schlau. Sie trägt ein..."
versus:
"Eine studentenhafte Bedienung tritt auf euch zu: 'Was darf ich euch bringen?'"
Natürlich werden sich die Vorstellungen im zweiten Fall unterscheiden, aber solange niemand ihr aussehen wichtig macht ("Wie sieht sie denn aus?"), genügt eine solche Beschreibung um weiter zu spielen.
Krisen im Rollenspiel entstehen erst, wenn man aufhört, das Spiel zu spielen. Anstatt über die Spiel zu sprechen, diskutiert man über Regeln, über Plausibilität o.ä. DIES sind die wahren Krisen, die es zu vermeiden gibt. Solange jedoch jeder anschlussfähige Beiträge zum Spielgeschehen beiträgt, entsteht keine Krise.
"Ihr geht einen dunklen Tunnel entlang und hört ein tiefes grollen. Was tut ihr?"
"Ich bleibe stehen und lausche. Was höre ich?"
"Nun, das weiß ich nicht, mach mal eine probe auf 'was höre ich?'"
usw.
Wortfindungschwierigkeiten sind kein Problem: Oft ist es nicht wichtig, wie die Bedienung in deinem Kopf aussieht, oder der Kampfplatz genau aufgebaut ist, solange das Gespräch am Laufen bleibt.
Wenn dir keine guten Wörter einfallen, nimm ein einfaches. Die Bedienung ist nicht studentenhaft. Sie ist jung und nett.
Die anderen Mitspieler werden schon die Lücken füllen und damit weiter spielen.
Ende des soziologischen Rumgeblubbers.