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Das Gefühl einer offenen, weiten Welt (Open World) transportieren
Crimson King:
Man muss glaube ich nicht darüber diskutieren, dass während der Sitzung selbstgebaute Zufallstabellen zu referenzieren tendenziell weniger willkürlich ist, als sich als SL spontan was auszudenken. Ob das Ergebnis besser im Sinne des Spielspaßes ist, dürfte in weiten Teilen Geschmackssache sein. Gerade, wenn es um konkrete Aspekte wie das Gefühl einer weiten, offenen Welt geht, kann ich hier als SL ganz spezifisch passende Elemente einbauen. Wesentliche Basis dafür ist aus meiner Sicht allerdings, dass ich das Setting gut genug kenne. Ganz allgemein benötigt man nach meiner Erfahrung für die Improvisation von Inhalten und robustes Fundament an Wissen und Verständnis für die zugrunde liegenden Informationen, sonst kommt da ganz schnell Murks bei raus.
Der Nârr:
--- Zitat von: Jiba am 11.09.2020 | 11:06 ---Und wenn ihr das anders präsentiert als ein saloppes "Zwei Orks", dann müsst ihr auch zugestehen, dass die Zufallstabelle für sich genommen erstmal nur einen Inhalt liefert.
--- Ende Zitat ---
Die Welt wird doch nicht dadurch offen, dass da zwei Orks sind per Tabelle auftauchen! Die Welt wird dadurch offen, dass verschiedene Ereignisse eintreten können, es hätten ja nicht die zwei Orks sein müssen, es hätten auch zwei Blinzelhunde sein können oder ein Killerkarnickel. Aber das ganze ist nicht beliebig. Entscheidend ist, dass dadurch Muster gebildet werden, die ein Wiedererkennen ermöglichen, zugleich aber auch ein zufälliges Element vorhanden ist und damit etwaige Motive des SL in dem Moment der Auswahl reduziert werden.
Und JA, natürlich kann man das auch ohne Zufallstabelle (ich benutze z. B. auch gerne Listen), zumindest ohne die Reduktion des SL. Die Zufallstabelle ist aber eine Hilfe - schon allein durch die Überlegungen, zu denen einen die Erstellung der Zufallstabelle zwingt. Wenn in der Zufallstabelle z. B. Pilgergruppen als Ereignis auftauchen können, dann heißt das, dass in dieser Welt Pilger ein Ding sind, denen man begegnen kann. Ich empfinde die Zufallstabelle auch als Entlastung. Ich finde es einfacher, mir einmal Gedanken zu machen und mich in Zukunft darauf zu unterstützen als mir jedes Mal aufs Neue total kreativ überlegen zu müssen: Oh, was könnte denn jetzt passieren, was ich könnte denn hier schon wieder plausibel unterbringen?
Ich gehe da aber natürlich auch von mir und meinen Erfahrungen aus. Welten, in denen die SL alles bestimmt haben und die Welt sich immer nur in Relation zum Plot bildete, hatte ich nie als offen empfunden. Das konnte stimmig, stimmungsvoll und ein tolles Rollenspielerlebnis sein, aber eine offene, weite Welt? Für mich nicht.
First Orko:
--- Zitat von: Der Nârr am 11.09.2020 | 12:05 ---Ich gehe da aber natürlich auch von mir und meinen Erfahrungen aus. Welten, in denen die SL alles bestimmt haben und die Welt sich immer nur in Relation zum Plot bildete, hatte ich nie als offen empfunden. Das konnte stimmig, stimmungsvoll und ein tolles Rollenspielerlebnis sein, aber eine offene, weite Welt? Für mich nicht.
--- Ende Zitat ---
Das ist doch ein konstrukierter Gegensatz aus den 90ern. Passt natürlich gut zum Rest der Dikussion >;D
Als wenn es Nichts dazwischen gäbe.... ::)
JollyOrc:
--- Zitat von: Seraph am 3.09.2020 | 16:47 ---Wie schaffe ich es, das Gefühl einer einzigen großen Welt bei den Spieler zu erzeugen? Anstatt (überspitzt gesagt) zu sagen "So, Abenteuer A ist jetzt zu Ende, nach zwei Wochen Fußweg durch die Wälder seid ihr nun in Land B. Oh, da ist auch schon der erste Encounter..."
[...]
Ist in etwa klar geworden, worauf ich hinaus will?
--- Ende Zitat ---
Verstehe ich es richtig, dass Deine Frage sich darauf bezieht, wie Du am Tisch den Eindruck vermitteln kannst, dass sich die Figuren durch eine sehr große, weite, aber eben auch zusammenhängenden Welt bewegen?
Also weniger darum, wie Du Plot, Begegnungen, etc. an sich generierst, sondern wie Du vermeiden kannst, dass sich die Elemente beliebig anfühlen. Man soll also am Tisch vom Bauch her verstehen, dass die Steppenlande zwar sehr weit weg vom Elfenwald sind, aber man tatsächlich diese Strecke zurückgelegt hat - und das nicht nur als Rückblende?
Wenn das Dein Anliegen ist (und korrigiere mich bitte, wenn nicht :) ), dann hätte ich grob folgende Ratschläge:
* wechsele durch die Kulturen und Biome nur graduell. Wenn ich also an Session 1 nur von Zwergen umgeben bin, dann sollte ich die nur langsam verlassen, anstatt direkt zu Beginn von Session 2 zu sagen "so, Ihr seid jetzt bei den Elfen!". Es geht hier nicht um ausgespielte Reisezeiten, sondern darum, dass man idealerweise den Wechsel erst im Nachhinein realisiert.
* Rückblenden und Appelle an die Erinnerung nutzen, um den graduell erlebten Wechsel in den Fokus zu rücken. Man hat sich gerade eine ganze Session lang durch Tiefschnee geplagt, es kommt einem vor, dass man nie etwas anderes gemacht hat, und dann kommt eine Rückblende, dass man doch vor 3 Sessions noch in den Tropen war. Das gibt das Gefühl von Weite, erhält aber die Kontinuität
* Halte nach, wie Neuigkeiten reisen. Sind diese schneller oder langsamer als die Gruppe? Wo gilt das Stille-Post Prinzip? Wenn die Gruppe in Session 4 ein Dorf vor Orks gerettet hat, und in Session 7, etliche hundert Kilometer entfernt ein Orkstamm berichtet, wie ihre fernen Cousins einen Raubzug versemmelt haben, dann bleiben beide Eindrücke hängen: Das ist eine Welt, aber sie ist groß und weit.
takti der blonde?:
--- Zitat von: First Orko am 11.09.2020 | 12:32 ---Das ist doch ein konstrukierter Gegensatz aus den 90ern. Passt natürlich gut zum Rest der Dikussion >;D
Als wenn es Nichts dazwischen gäbe.... ::)
--- Ende Zitat ---
Diese Diskussion gibt es sogar schon seit mindestens 1974. ;)
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