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„Play to find out“ versus tiefgründige Story

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First Orko:
Na ein paar Stichpunkte sind ja im Eröffnungsthread schon genannt:

* tiefgründigen vorbereiteten Geschichte
* spannende Erzählbögen
* überraschende Wendungen
* coole WTF-Momente gibt.
* orchestrierte Dramaturgie

Das ist also die Erwartungshaltung bzw. Wunschliste.
Und die These: Das geht nur mit Vorbereitung.
Und die Frage: Und wie schaffe ich das mit "Play to find out"?

---
Als erstes muss ich da selbst etwas zurückrudern, KhornedBeef hat nämlich völlig recht: Von Fertigabenteuern war nie die Rede, das habe ich nur reingedeutet (siehe Lichtschwertänzers Beitrag)

Okay. Trotzdem bleiben meine Positiverfahrungen mit improvisierter, tiefgründiger Geschichte mit überraschenden Wendung - das habe ich so am Tisch erlebt und z.T. interessanter umgesetzt als detailiert vorbereitete Plots.
Allerdings lebt auch eine gute Improvisation genauso von Vorbereitung! Nur die Vorbereitung ist zum Teil anderer Natur:

- das Setting kennen, bzw den Teil, in dem gespielt wird
- wahlweise oder ergänzend: Das Genre kennen oder erkennen, welches Genre die Welt abbildet
- Listen (Namen, Orte, Ereignisse) um stockender Kreativität im Spiel entgegenzuwirken. Wenn man genug Beispiele im Kopf hat (ein Repertoire) geht das auch irgendwann ohne, dann aber mit der Gefahr, sich zu wiederholen oder irgendwann nur selbst zu zitieren!
- die Spieler über ihre Charaktere, deren Motivation und Hintergründe abholen und die "Flags" nutzen, die sie der SL zur Verfügung stellen
- Geheimnisse einbringen und irgendwann auflösen
- improvisierte Elemente ins Spiel bringen und notieren/merken, um diese an geeigneter Stelle wieder aufzugreifen bzw. zu vertiefen (=>Kohärenz)

Überraschungen, Wendungen usw. entstehen bei PbtA-Spielen durch die Würfelergebnisse - sogar sehr viel expliziter als in vielen anderen Spielen, die in der Ergebnisauswahl oft binär sind (gelingt/gelingt nicht).
Die Aufgabe der SL ist es, aus den Ergebnisse nicht ständig neue Ereignisse zu kreieren, sondern auf Vorhandem aufbauen.

Jiba:

--- Zitat von: Lichtschwerttänzer am 30.09.2020 | 10:18 ---Die Werte und Überzeugungen eines Charakters werden hart getestet und ändern sich vielleicht

--- Ende Zitat ---

Wenn das unsere Maßgabe ist: Unsere vollkommen improvisierte Runde "Girl Underground" auf dem Tanelorn-Treffen im Februar hat das erreicht. Danke an meine tollen Mitspieler an dieser Stelle!

GornOfDagon:

--- Zitat von: First Orko am 30.09.2020 | 10:23 ---Na ein paar Stichpunkte sind ja im Eröffnungsthread schon genannt:

* tiefgründigen vorbereiteten Geschichte
* spannende Erzählbögen
* überraschende Wendungen
* coole WTF-Momente gibt.
* orchestrierte Dramaturgie

Das ist also die Erwartungshaltung bzw. Wunschliste.
Und die These: Das geht nur mit Vorbereitung.

--- Ende Zitat ---

Danke, exakt so war es von mir gemeint. Nehmen wir doch mal als Beispiel aus Game of Thrones die (Klicke zum Anzeigen/Verstecken)"Rote Hochzeit", eine für die meisten Leser überraschende Wendung, ein großer WTF-Moment und der Auslöser für viele weitere Handlungsfäden. Eine solche Szene muss im Vorfeld sehr sauber geplant werden. Hier müssen Hintergründe der einzelnen Protagonisten, politische Intrigen und der Meta-Plot beachtet werden. Der Spannungsbogen ist perfekt aufgebaut. Meinen höchsten Respekt vor demjenigen, der so eine Szene improvisieren kann, weil zufällig die Würfel dahin gerollt sind.

Zusammengefasst aus meiner Erfahrung: Tiefgehende emotionale Szenen entstehen zumeist durch die Charaktere und die Immersion der Spieler. Überraschende und fesselnde Szenen entstehen zumeist aus der gut ausgedachten Geschichte. "Überraschend" in dem Zusammenhang heißt aber nicht "dem Zufall überlassen", sondern aufgrund der für die Spieler nicht vorhersehbaren Handlung.

Lichtschwerttänzer:
Und jetzt haben die SCs (Stark) Vorbereitungen für sowas getroffen z.B. Geiseln, setzen Lord Walder die Klinge an den Hals, klären den Verrat vorher auf   oder verraten(Frey) den Plan, sowas ist seit der Nibelungen Not nicht gerade neu.

Nein so eine Bartholomäusnacht würde ich vorplanen, aber ich würde mich nicht in eine Käfig von Szene setzen und es wäre  nicht DEM geskriptet

KyoshiroKami:

--- Zitat von: Lichtschwerttänzer am 30.09.2020 | 10:55 ---Und jetzt haben die SCs (Stark) Vorbereitungen für sowas getroffen z.B. Geiseln, setzen Lord Walder die Klinge an den Hals, klären den Verrat vorher auf   oder verraten(Frey) den Plan, sowas ist seit der Nibelungen Not nicht gerade neu.

Nein so eine Bartholomäusnacht würde ich vorplanen, aber ich würde mich nicht in eine Käfig von Szene setzen und es wäre  nicht DEM geskriptet

--- Ende Zitat ---

Stimme ich voll und ganz zu. Das ist ja wie eine Zwischensequenz in einem Videospiel und so wie ich diverse Spielleiter einschätze, würde das genau so laufen. Die Spieler könnten nichts weiter beeinflussen. Bei einem PbtA würde man dann einfach schauen, wie die Szene sich generell entwickelt und was die Spieler damit machen.

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