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[Film] Black Widow

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Torgo:
Ich fand den Film ok.

Die beiden Hauptdarstellerinnen waren super und auch die Chemie zwischen den Figuren war gut.

Die Action passte ebenfalls und ich fand es gut, dass Black Widow mehr Hintergrund und mehr Charakter als in den Avengersfilmenbekommen hat.

Aber

Ich fand die Bösen selbst für Marvel extrem nichtssagend. Taskmaster war halt Taskmaster und hatte aufgrund der Story gar keine Chance sich irgendwohin zu entwickeln und der General war mir egal.

Außerdem fühlt es sich wie der Auftakt einer Reihe die nie kommen wird an.

Von daher ein Film für den ich nicht ins Kino gegangen wäre, aber im Disneyabo vollkommen in Ordnung.

Kurna:
Ich habe den Film im Kino gesehen und mir inzwischen auch die BluRay geholt.

Ich fand ihn ziemlich gut. Unter anderem die Szenen mit der Entwicklung der beiden Mädchen während der Credits war klasse.

Auch die Chemie stimmte einfach.  :d

In einer Kritik, die ich später gelesen habe, kam die Beschwerde, dass der Film nur Fan-Service wäre, u.a. weil stumpf alle Punkte aus früheren MCU-Filmen abgehakt würden (Budapest, blonde Haare, Weste ...). Es wurde so ein wenig mit dem Han Solo-Film verglichen, wo ich es tatsächlich auch störend fand. Dagegen muss ich sagen, dass mich das bei Black Widow überhaupt nicht gestört hat, obwohl ich eigentlich gar kein so großer Fan bin. Die meisten Anspielungen (außer den blonden Haaren), habe ich gar nicht verstanden, weil es zu lange her war oder ich den entsprechenden Film gar nicht kenne. Aber sie haben für mich trotzdem einfach Sinn gemacht, allein aus dem Zusammenhang dieses Films heraus.

Spannend an den deleted scenes auf der BR fand ich übrigens, dass damit das Verhältnis von Alexei und Melina noch stärker beleuchtet worden wäre.

tartex:
Ich wollte gestern auch schon den Vergleich mit Solo bringen. Sehe das genauso wie Kurna.

Zed:

--- Zitat ---
--- Zitat ---(Besonders bescheiden empfand ich, dass Joss Whedon wohl nicht viel eingefallen ist, was Natashas Konflikt sein könnte, außer dass sie keine Kinder kriegen kann.
--- Ende Zitat ---

Ja, die Szene prangern viele an. Ich finde sie ziemlich gut. Dazu nachher noch ne Erwiderung von mir.
--- Ende Zitat ---

Steril=Monster?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Gemeint ist wohl diese Szene aus Age of Ultron. In ihr hat Bruce einen "Der-Morgen-nach-Hulk"-Kater; Natasha versucht, Bruce von einer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen; Bruce ist fast sauer, dass Natasha aus seiner Perspektive den Realitätssinn verloren hat: Wie kann sie glauben, dass Bruce je etwas anderes als auf der Flucht sein kann. Und als Monster kann er niemals Vater werden.

Aber Natasha kann auch keine Mutter werden, sie wurde einst zwangssterilisiert. Natasha spricht über diese traumatische Erfahrung, weil sie Bruce klarmachen möchte, dass sie enorm viel gemeinsam haben: Beide werden gejagt, beide können keine Kinder bekommen. Für Natasha ist das eine Basis für ihre Beziehung. Und weil Bruce seine Liebes- und Beziehungsunfähigkeit dem Monster in sich zuschreibt, fasst Natasha ihre Gemeinsamkeiten mit dem Satz zusammen: "Denkst Du noch, Du bist das einzige Monster im Team?"

Ich finde diese Szene hervorragend. Sie dauert nur 3.30 Minuten. Die Figuren versuchen in ihr, als Menschen einen Umgang mit dem zu finden, was sie als Gejagte, als Monster/Assassinin anrichten und die Gesellschaft mit ihnen angerichtet hat. Die Szene ist so vielschichtig, hat zweieinhalb Momente, in denen alles gut werden könnte zwischen Natasha und Bruce, doch Bruce hält sein Monstertum für unüberwindbar und damit jede Liebesbeziehung für falsch. Natasha offenbart ihre wohl größte Verwundung, die sie erlitten hat, den traumatischen Missbrauch im "Roten Raum", und sie kann Bruce damit auch rühren, aber erreichen kann sie ihn damit letztlich nicht.

Weil die Szene toll geschrieben, gespielt und gefilmt ist, erreicht sie trotz der nur 3.30 Minuten, die ihr in einem Actionfilm einer Actionfilmreihe zur Verfügung stehen, und obwohl in ihr heftigste Offenbarungen stattfinden einen unfassbar hohen Grad an naturalistischer Tragik. Mark Ruffalo könnte über die Drogensucht seiner Figur sprechen und Scarlett Johansson über den Missbrauch ihrer Figur durch ihren Vater - und die Szene könnte aus einem oscarreifen Suburb-Drama stammen.

So rudimentär wie Natasha ausgearbeitet war, so wenig die Hulk-Widow-Liebesgeschichte in einem Actionfilm ausgearbeitet sein kann: Dass Joss Whedon in diesen nur dreieinhalb Minuten ein so tiefer Einblick in eine bis dahin schlecht beleuchtete Beziehung gelingt, ist für mich große Filmkunst.

Vorgeworfen wird dem Autoren und Regisseur Joss Whedon, dass Natasha sich für ein Monster hält, weil sie sterilisiert sei. Das halte ich, wie ich hoffentlich einleuchtend erklärt habe, für großen Quatsch, weil Natasha Bruce in seinem "Ich bin ein Monster"-Trostlosigkeit verzweifelt zu erreichen versucht und nur  s e i n e n Begriff dafür aufnimmt.

tartex:
Ich schaue ja sehr viel an "oscarreifen Suburb-Drama", aber ich fand dass das Einbauen der Sterilisierung eigentlich nicht nötig war. Wenn man gut schreibt (und schauspielert) kann man auf all dem Zeug, von dem der Zuseher schon weiß, dass es Natasha zugestossen ist, aufbauen, ohne eine neue Baustelle aufmachen zu müssen.

Ich habe auch gar nichts gegen Sterilisierungen, aber es ist halt ein wenig schade, dass die einzige Frau in tragender Rolle scheinbar nur in der Mutterrolle Glück und Vollendung finden kann. (Okay, dann hätten wir auch noch Hawkeye's Frau, die bereits als Mutter Glück und Vollendung gefunden hat...)

Aber wie gesagt: in meinem Headcanon hat Natasha das ja alles nur geschauspielert, um Bruce auf Kurs zu bringen. Mit der Interpretation bin ich glücklich.

PS: ich habe den Anspruch, dass ich Superheldenfilme auf Augenhöhe mit allen anderen Filmen messe. Alles andere fände ich herablassend gegenüber dem Genre. Entweder ein Film nimmt mich emotional mit oder nicht.

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