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[Deadlands] Savage West Solo Play

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Anstelle der Enkadi finden die Wild Cards jedoch den Neandertaler-Schamanen wieder, und seine Priesterinnen.



Ungordh, der große Schamane von Ondu, und seine Homo Sapiens


Unter ihnen ist wieder das unpassende Gesicht, auf ersten Blick vielleicht einfach ein Albino, Haut und Haare fast weiß ...
May B. sagt verblüfft, "Dann habe ich mich vorhin doch nicht getäuscht! Verreckt und zugenäht, Mallory Kentrall!"
Die Kentrall scheint nicht sonderlich überrascht zu sein, dass die beiden Hombres aus Gomorra hier aufgekreuzt sind. Sie nickt huldvoll, aber lässt sich dann hinreißen zu sagen, "Das war ein wahrhaft tapferer Sieg, den Ihr beiden errungen habt. Ihr konntet tun, was die Gondwon selber nicht zu tun imstande waren."
May B. sagt, "Ja, hätte uns auch nur beinahe beide gekillt! Also haben Sie die ganze Zeit mit den anderen Bräuten hinter dem Altar gehockt! Sie hätten ja versuchen können, uns zu helfen, oder? Immerhin haben wir noch was gut bei Ihnen seit der Dead Man's Laughter Lode, oder wie sehe ich das? War echt haarscharf vorhin!"
Mallory Kentralls Püppchen-Gesicht schaut drein, als wäre die Dead Man's Laughter Lode und die Ereignisse dort weit fern, als sei überhaupt alles weit fern. Leise entgegnet sie, "Wie schlimm kann schon ein Tod sein, den man in einem Traum stirbt, Miss Wickett."
"Wie meinen Sie das?"
"Dies ist ein Ort namens Ondu, er ist Teil einer Art von vulkanischer Vorhölle, die von manchen Einheimischen Hyperborea genannt wird. Wir sind hier in einem jener von mir gefürchteten Träume, die mich seit meiner Ankunft in Gomorra immer wieder ereilen. Träume von dieser gottlosen, vorsintflutlichen Zeit."
"Sie glauben also, das alles hier ist bloß ein Traum?!", fragt May B. verblüfft.
Mallory Kentrall nickt benommen, "Natürlich. Ein fiebriges, wiederkehrendes Traumgespinst."
May sieht John an, "Das kam mir bisher nicht so vor! John, was denkst Du?"
Der Krieger hebt die breiten Schultern: "Väterchen Peyotl zeigt uns etwas. Traum oder Wirklichkeit. Das spielt keine Rolle. Wir müssen genau beobachten."
May B. grübelt halblaut, "Ich hätte mittlerweile eher gedacht, wir sind hier ... in der fernen Vergangenheit. Dies könnte die Steinzeit sein."
Miss Kentrall schüttelt heftig den Kopf, "Miss Wickett, wo denken Sie hin! Unmöglich. Der Herrgott hat in sieben Tagen die Welt geschaffen, und der Garten Eden sah völlig anders aus als dies hier! Und diese äffischen Gestalten haben auch ganz gewiss nichts mit Adam und Eva gemein."
"Aber warum denn nicht? Und wer sagt denn, dass zur Zeit des Gartens von Eden überhaupt schon überall Ihr Herrgott angebetet wurde, Miss Kentrall?"
"Das ist Blasphemie, May B. Wickett. Der Herrgott hat das Paradies ja nun einmal geschaffen. Kaum wird es also dieses Aussehen gehabt haben! Voller Barbarei, Schmutz und schrecklicher Urzeitechsen!"
"Aber Urzeitechsen gab es doch wohl, Sie sind doch eine gebildete Dame, waren Sie daheim denn noch nicht in der Ausstellung vor dem Collegium? Da liegen Versteinerungen aus ..."
"Unsinn, von so etwas spricht die heilige Schrift nicht. Wenn Sie mich fragen, derlei Fossilien könnten ebensogut vom Herrn erschaffen sein, um unseren Glauben zu prüfen!"
May B. schaut erstaunt, "Miss Kentrall, sind Sie etwa tatsächlich eine Okkultistin ... und gleichzeitig Bibelfanatikerin?! Wie geht das denn zusammen?!", und ein spöttisches Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht.
"Ach Miss Wickett, wissen Sie, vielleicht sind Sie und Ihr Hiersein ebenfalls Teil der Prüfung meiner Glaubensstärke."
"Nicht wieder überheblich werden, Sie feine Dame! Beantworten Sie meine Frage!"
Mallory Kentrall stößt ein unwilliges Stöhnen aus, und versetzt, "Natürlich gehen Okkultwissen und Religion zusammen. Unsereins muss Stärke im rechten Glauben finden, während wir gleichzeitig das Dunkel erforschen, und die Kräfte des Reckoning bekämpfen. Das ist überhaupt kein Widerspruch."
"Finde ich aber schon", kommentiert May B. zickig, "wie soll man das verstehen, verstecken Sie Ihre Okkultbücher und Ihre Spielkarten immer schnell unterm Bett, bevor Sie sich zum Abendgebet vor Ihre Porzellan-Maria knien?!"
"Sie sind eine halbe Heidin, Miss Wickett, vielleicht entzieht sich das ja Ihrem Verständnis. Allerdings bin ich stets gewillt, zu glauben, dass der Herr all jenen seine Erleuchtung schenkt, die dafür bereit sind, Heiden eingeschlossen. Vielleicht kommen Sie ja auch noch auf den rechten Weg."

Jebron und Quabo kommen dazu, und May B. gibt nun Jebron Ivu auf den Arm, der ihn behutsam zu wiegen beginnt. Die Enkadi und der große Neandertaler scheinen viel zu sagen zu haben: Ihr Abenteuer beim Kampf um ihre Heimat ist noch lange nicht vorbei, es geht erst los. Offensichtlich haben sie viele Fragen an die beiden Fremden, die mit den Enkadi zusammen aus dem sagenumwobenen nördlichen Eisland herab gekommen sind. May konzentriert sich auf ihren Speak Language-Zauber, aber im Qualm der Lagerfeuer wird alles nebulös, und es fällt schwer, sich zu konzentrieren. Wie ferngesteuert sinken sie und John Bloody Knife in den Schneidersitz. Sie sind umgeben von Gestalten, die in Decken und Felle gehüllt sind, und der Qualm umspielt sie alle. Niemand der Umsitzenden ist jedoch ein Enkadi oder Gondwon.
"Vater Peyotl hat Euch etwas gezeigt", sagt Wise Cloud im Hintergrund ganz leise, wie beiläufig, "nur Euch, wie es aussieht. Eure Freunde mit den bleichen Gesichtern haben nur gekotzt! Wer weiß, ob sie überhaupt irgendwas gesehen oder gehört haben!", und er lacht leise.
May B. und John sehen sich lange an.



Als May B. aus dem großen Tipi gekrochen kommt, sieht sie, dass bereits der Morgen graut. Die letzten Sterne leuchten silbrig und hell über der Prärie. Sie hat keine Bisswunden von Säbelzahntiger-Gebissen oder Pfeilen getränkt mit Kammechsen-Gift mehr an sich, aber bildet sich ein, sie noch zu fühlen. Auch den würzigen Geruch der brennenden Kräuter in den Feuerstellen der Gondwon hat sie noch deutlich in der Nase. Sie ist sich ganz und gar nicht sicher, ob es stimmt, was Miss Kentrall in den Höhlen behauptet hat, dass es nichts bedeutet hätte, wenn sie beide in dieser Vision draufgegangen wären. Sie lauscht in den Präriewind, der nicht die krächzenden Schreie aus einer prähistorischen Welt trägt, sondern den Gesang von Vögeln und einen fernen Kojotenruf, und sie hat ein überwältigendes Gefühl von Heimat.
Plötzlich sieht sie, dass sie unweit von Luca Byrd steht, er liegt auf dem Boden auf einem Strohhäuflein und schaut verschmitzt und schläfrig zu ihr hoch.
"Hast Du irgendwas Lustiges erlebt?", fragt er schlaftrunken.
"Ich habe ziemlich viel erlebt ... und Du?"
"Marlon Varville wollte ein Schweineohr mit mir teilen! War ziemlich seltsam. Hab' es ehrlich gesagt überhaupt nicht begriffen, was der von mir wollte!"
"Oh? Und wo sind die anderen?"
"Längst zurück ins Hotel ...! Erzählst Du mir, was Ihr erlebt habt?"
"Ja, aber später. Erstmal nur eins ..."
"... Ja?", fragt Byrd, und gähnt genüßlich.
"Nie wieder ziehe ich an dieser vermaledeiten Friedenspfeife!"

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Advances
Neue Advances gab es in Hyperborea auch, die beiden Wild Cards bekommen:
May B.: Power Points-Vorteil, jetzt hat sie 20
John: Connections (Sioux Union)-Vorteil, den hätte er logischerweise längst haben müssen, ich war nur zu geizig dafür angesichts der ganzen klasse Kampfvorteile, die es für ihn gibt.


Zum Abschluss des Abenteuers darf noch eine neue Location auf Gomorras vielen Baugrundstücken fertig gestellt werden. Ich hätte gern zeitnah den Trading Post und das Exchange Office, thematisch passend nach dem vorangegangenen Szenario wäre aber auch der Sioux Burial Ground außerhalb der Stadt. Nach einigem Überlegen entscheide ich mich dafür, einen Trading Post entstehen zu lassen, wo künftig Trapper und Indianer ihre Waren zu Dollars machen können.<



Der neue Trading Post nahe der Stadtgrenzen


In Gomorra sind dadurch jetzt folgende Locations fertig gebaut und bereit dafür, von den Wild Cards unsicher gemacht zu werden:

 • Der Town Square
 • Die Baustellen
 • Die Zeltstädte
 • Das Sheriff's Office
 • Das Sweetrock Western Corporate Office
 • Das Claims Office
 • Doc Branson's Arztpraxis
 • Die Docks
 • Der Elephant-Hill-Friedhof
 • Lord Grimely's Manor
 • Der Fat Chance Saloon
 • Der Uhrenturm
 • Sam's General Store
 • Black Jack's Versteck
 • Der Old Moon Saloon
 • Das Indianerlager
 • Der LAD Saloon
 • Der Buffalo Chip Saloon
 • Die Mission de la Santa Maria
 • Das Collegium
 • Das Red Hill Hotel
 • Der Trading Post


Die Schamanen der Sioux lassen sich sehr interessiert von John Bloody Knife und May B. Wickett anvertrauen, was sie beide im Rausch erlebt haben. Keiner von den Medizinmännern hat bisher Legenden von jenem Ort namens Hyperborea gehört, aber sie nehmen dennoch die Schilderung sehr ernst. Joseph Eyes-Like-Rain sagt, dies sei eine ungewöhnlich mächtige Visionsqueste, welche die beiden jungen Leute da erlebt haben — aber dies würde nicht völlig verwundern, denn dieser Ort, das Gomorra Valley, sei direkt verbunden mit den Kräften der Ewigen Jagdgründe.
"Nur von hier aus konnte Vater Peyotl Euch beide so weit fort führen, in eine derartig weit entfernte Zeit oder Welt ...", vermutet Joseph.


May B. fällt wenig später der Sweetrock-Geologe Broderick wieder ein, von dem die beiden Herren aus dem Collegium neulich erzählt haben. Auch der hatte doch von Vulkanismus gesprochen.
"... Die Kentrall hat dieses urzeitliche Land in dem wir waren eine 'vulkanische Vorhölle' genannt. So irre das auch klingt: Am Ende war es vielleicht tatsächlich Dr. Brodericks Vulkan, der da in der Ferne geraucht hat, als John und ich dort unterwegs waren!", raunt die Hexe an dem dunklen Randtisch im Fat Chance Saloon den anderen vieren zu. Ein Schauder läuft ihr unwillkürlich über den Rücken.
Sie fügt hinzu, "Vielleicht ist es alles wahr, was dieser Dr. Broderick vermutet hat! John und ich haben derartiges mit eigenen Augen gesehen! Tätige Vulkane, und lebendige Donnerechsen!"
"Ja, vielleicht", sinniert Rex Shadrack halblaut, während er gedankenverloren seine Karten mischt, "gewissermaßen. Aber gewissermaßen ist das alles zur selben Zeit auch unwahr, weil für die Wissenschaften leider unbeweisbar. Mit indianischen Rauschmitteln kann nun einmal keine wissenschaftliche These untermauert werden!"
John Bloody Knife schnaubt verächtlich, "Darum ging es auch nie, Rex Shadrack. Die Visionsqueste ist heilig. Die Wissenschaft der Bleichgesichter ist es nicht."
Shadrack pafft nachdenklich an seiner Pfeife, "Das könnte Geologe Broderick anders sehen. Nun, es ist ja glücklicherweise nicht unsere gewählte Aufgabe, seine Reputation als Forscher auf Vordermann zu bringen."
"Dummer, verfackter, weißer Mann", murrt John, und wendet sich dann irritiert Luca Byrd zu, der diesen Satz genau vorausgeahnt hat und ihn laut mitgesprochen hat. Byrd strahlt John an: "Hey hey, zwei Hirne mit demselben Gedanken, im selben Augenblick! Wir haben einen Wunsch frei!"
May B. schaltet sich ein, "Wer jetzt, dumm und verfackt, Dr. Broderick oder Shadrack?"
"Broderick", grunzt John freudlos, und gleichzeitig sagt Byrd vergnügt, "Shadrack!"
Rex Shadrack lacht heiser und seine Zähne blitzen im Kerzenschein, dann sagt er, "… Nur das Auftauchen von dieser Miss Kentrall in Eurer geteilten Rauschvision, das begreife ich nicht. Sie ist das einzige Element, das mir nicht so recht hinein zu passen scheint. Wer weiß? Am Ende seid Ihr beide tatsächlich in deren schlafenden Verstand eingedrungen, und habt in ihrem Traum — oder vielleicht besser gesagt, Albtraum — agiert! ... Oder vielleicht war es auch anders herum: Miss Kentralls Erscheinen in der Vision war nur ein Produkt Eurer beider geteilter Fantasie."
Luca Byrd zuckt munter die Schultern und sagt, "Na, das ist doch einfach zu beantworten! Die beiden fragen sie einfach, ob sie sich dran erinnern kann!"
Shadrack schüttelt den Kopf, "Wobei die erhaltene Antwort aber nichts besagen muss. Im Falle zahlreicher solcher außersinnlicher Phänomene soll der Verstand des Träumenden nach dem Aufwachen alles verdrängt haben. Es könnte schon sein, dass Mallory Kentrall tatsächlich des nachts fürchterliche, wiederkehrende Peinigungen durchleben muss, in einer für sie abstoßenden, vorsintflutlichen Umgebung, und ihr Wachverstand dennoch überhaupt nichts davon weiß! Ihr träumender Verstand jedoch, so wie er von May B. und John angetroffen wurde — hypothetisch angenommen jedenfalls! — kann über all das genau Auskunft geben, weil ihre Erinnerungen dann vollständig sind. Diese Person existiert jedoch nur, so lange die Kentrall gerade träumt."
Byrd macht dicke Backen: "Na, das klingt ja mächtig kompliziert."
Joycelyn zuckt die Schultern, "Ist aber im Übrigen auch egal, da wir an die Dame sowieso nicht herankommen. Und weil mit ihr außerdem nicht gut Kirschen essen ist."
Shadrack nickt bestätigend.
Luca fragt, "Also war das alles für die Katz? Das ganze Gehuste und Gegöbel, und nicht zu vergessen die Todesängste, die John und Miss May auf ihrer Visions-Dingens auszustehen hatten?"
May B. senkt die Stimme noch mehr, und ihre Augen funkeln gespenstisch, als sie erwidert, "Das glaube ich nicht. Mir scheint, hier ist tatsächlich irgendeine haarsträubende Wahrheit versteckt. Erinnert Ihr Euch daran, dass Joseph Eyes-Like-Rain bei unserem ersten Treffen gesagt hat, nach dem Großen Geisterkrieg seien die Reckoners abgeschnitten gewesen von der Erde?"
"Ja ...?", fragt Rex lauernd und sieht May B. aufmerksam an.
"Na ja, vorher waren die Scheißkerle munter am Werk, bis zum Mittelalter eben, und die ganze Zeit davor ... Warum werde ich den Eindruck nicht los, dass John und ich in eine Zeit gebracht worden waren ... lange vor dem Eingreifen der altvorderen Weisen, und vor dem Großen Geisterkrieg?"
Joycelyn traut sich zu fragen, "Willst Du etwa sagen, es war vielleicht tatsächlich keine Rauschvision, und kein Albtraum von Miss Kentrall, wo Ihr wart, sondern eine Art Reise, wie soll man das sagen, zurück durch die Zeit?!"
May B. sieht sie an, und nickt furchtsam, "Eine vorsintflutliche Ära, in der die Reckoners, oder wie auch immer die Mächte des Bösen damals genannt wurden, beinahe unangefochten geherrscht haben ... Vielleicht nur in diesem einzelnen Land namens Hyperborea, vielleicht aber auch verdammt nochmal über die ganze Welt."
"Na, dann können wir nur hoffen, dass Du Dich irrst, May B.", sagt Shadrack tonlos, "... und wenn nicht, dass jene Zeiten niemals wiederkehren."


Und dann kann ein neues Abenteuer beginnen! Also folge ich meinem neuen Abenteuer-Generator. Bevor wir nämlich in die eigentliche Abenteuerhandlung einsteigen (siehe unten), dürfen sich unsere Helden wie sonst auch einige Tage lang in der Stadt verlustieren. Ein W4 sagt, dass gleich vier Tage verstreichen, das bedeutet auch Hotelkosten von acht Dollar für alle außer John Bloody Knife. Es sollte also wieder Kohle reinkommen. Folgendes geschieht:<



Die Wild Cards sind auf den Locations ihrer Wahl aufgstellt


Für Luca Byrd muss laut Kartenorakel ein Besonderes Ereignis ermittelt werden. Statt dem alltäglichen Irrsinn Gomorras geschieht also außergewöhnlicher Irrsinn. Die Tabelle gibt an: Brandstiftung! Bei der ruchlosen Geschäftemacherei in der Stadt geht es also jetzt richtig heiß her! Luca hat sich gerade die Baustellen ausgesucht, um etwas auszuhelfen und ein paar Dollars zu verdienen. Kaum hat er jedoch die Ärmel hochgekrempelt, Hammer in die Hand genommen und ein paar Nägel zwischen die Lippen geklemmt, um eins der Holzgerüste zu erklimmen, da tauchen plötzlich Maskierte mit Sombreros auf, und schmeißen unter lautem Gebrüll mit Flaschen mit brennendem Fusel und mit Fackeln! Sie scheinen es speziell auf eins der Baugrundstücke abgesehen zu haben. Hier soll wohl ein Geschäft entstehen, das ihren Auftraggebern so gar nicht in den Kram passt, und die Zündler sollen es abbrennen bevor es auch nur fertig errichtet ist! Luca Byrd wird hierbei in einen Dramatic Task verwickelt, bei dem er versuchen kann, die Brandstiftung rechtzeitig aufzuhalten. Der Dramatic Task ist eingestuft als Challenging, Byrd braucht also vier Task Tokens in drei Runden, durchaus machbar für ihn. (Ich könnte Wild Cards aus anderen Locations dazu kaufen für je einen Benny, aber ich will lieber knausern, Bennies sind rar bei Spielbeginn, und durch mehr Wild Cards vor Ort steigt natürlich auch die Zahl der benötigten Task Tokens.) Luca Byrd zieht seinen Sechsschüsser und macht sich daran, den Bandidos ihre Brandsätze und Fackeln aus den Händen zu schießen, bevor sie noch weitere schmeißen können. Ein Erfolg in Runde eins, und somit ein erstes Task Token. In Runde zwei macht Byrd damit weiter und erzielt diesmal das ersehnte Raise. In Runde drei muss er nur noch einen Erfolg haben, dann ist der Tag gerettet, zumindest für den Baustellenbetreiber! In bester Manier des Filmgenres der Prügelklamotte geht Byrd enthusiastisch zum Faustkampf über, um die letzten Brandstifter mit Kinnhaken umzuhauen, während die Traube sich schon auflöst. Durch Benny-Einsatz bringt er es auf einen Erfolg bei Fighting, und gewinnt die Klopperei. Er verdient einen Benny für den Dramatic Task, wodurch er dann immerhin wieder beim Startwert ist. Fröhlich lächelnd macht er sich wieder ans Zusammenzimmern, er hat die Nägel ja immer noch zwischen den Lippen und braucht nur noch seinen Hammer wieder aufzulesen, während die aufgescheuchten Baustellenbetreiber die schwelenden Feuer löschen.

... Kommt wohl im Nachhinein heraus, welche Fraktion hinter dem Anschlag steckt? Das riecht nach den Blackjacks, oder Sweetrock, welche ihre Konkurrenten klein halten wollen. Die Orakelwürfel sagen ja, und die ermittelte Fraktion ist: Die Sioux Union! Da hat Byrd unwissend die Pläne seiner losen Verbündeten vereitelt, uppsi. Aber geschieht den Rothäuten ja irgendwie recht, wenn sie zu derartigen Mitteln greifen, findet Luca Byrd, und sieht die Sache im Nachhinein gelassen.

Miss Wickett wird vor dem Fat Chance Saloon eine gute Handelsmöglichkeit offeriert. Durch Zufall kommt sie dank einer Gruppe junger Burschen schlagartig in den Besitz eines großen Stapels Bauholz. "Für eine ähnliche Menge an brauchbarem Bauholz ist letzte Woche einer auf dem Town Square erschossen worden, der olle 'Pickaxe' Pete! Bei helllichtem Tag!", trumpft einer der Burschen auf, er wirkt sensationslüstern. Die Kerls scheinen den Stapel ihrerseits auf ziemlich fragwürdige Weise ergattert zu haben, und müssen ihn nun erstmal schnell wieder los werden. Dann sehen sie auch schon zu, dass sie unauffällig Land gewinnen, weil nämlich die Deputies John Templeton und Jesse Fremont in die Straße einbiegen. Die Hexe steht unbeteiligt an ihren Bauholz-Stapel gelehnt, kaut auf ihrem Zahnstocher rum, und tippt sich leicht an die Hutkrempe, als Templeton breitbeinig vorüber geht, und ihr einen wiedererkennenden, kontrollierenden Blick zuwirft. May B. Wickett ist offensichtlich nicht die neue Lieblings-Stadtbewohnern von Deputy Templeton. ... Ein Käufer findet sich wenig später ebenfalls fast von selbst. May B. darf als Quick Encounter einen Trade-Wurf versuchen, um an Zaster zu kommen. Sie hat leider wenig Ahnung von Marktwirtschaft (und scheinbar plagt sie auch ihr Gewissen wegen der unehrlich erhaltenen Handelsware), und sie erzielt einen Misserfolg (den Trade-Skill aus dem Deadlands-Grundregelwerk hat sie nicht, würfelt also einen W4-2). Am Ende verliert die Hexe $6 statt 19 abzusahnen, na ja, den Versuch war's wert.

Rex Shadrack ist so wie May ebenfalls beim Fat Chance Saloon, er ist aber im Schankraum und pokert. Für ihn kommt das Resultat "Feindliche Übernahme": Er bekommt mit, wie ein halbes Dutzend der Deputies sich hier breit machen, wahrscheinlich um bewusst Präsenz zu zeigen und eine Bande oder Sweetrocks Privatarmee einzuschüchtern. Shadrack beäugt dies mit Misstrauen, aber mischt sich nicht ein, da er derzeit sowieso nicht seinerseits Einfluss geltend machen will im Fat Chance Saloon. Beim Pokern gewinnt er, indem er ungesehen schummelt, seine Gegenspieler sind nicht gerade die Gewieftesten.

Joycelyn ist derweil mal wieder im Old Moon Saloon, um ihren nächsten Auftritt vorzubereiten. Ihr Resultat ist: "Mißtrauische Autoritäten", au nein, schon wieder solcherlei Scherereien. Die Anzugträger von neulich kommen wieder angeschleimt, sicher hat Sweetrock ihnen Stress gemacht dafür, dass sie neulich Joycelyns Charme verfallen sind. Ein Quick Encounter muss die Sache klären, und mit ihren vielen Boni erreicht die Sängerin ein Persuasion-Raise. Erneut verbringen die Herren eine Stunde in angeregter Konversation mit der schönen Dame, und dann bekommen sie auch noch Freikarten für ihre heutige Show, da denken sie schon wieder nicht an den Papierkram, wegen dem sie eigentlich herkamen!

John ist im Indianerlager geblieben. Hier bekommt er es nun mit den von ihm verhassten Unterhändlern der Blackjacks zu tun, welche die Sioux für ihren Krieg gegen Sweetrock anwerben wollen, denn sein Resultat ist, "Anpöbelei von erbärmlichem Abschaum". Die Blackjacks haben nicht eben ihre charismatischsten Laufburschen geschickt, wie‘s aussieht. John juckt es von vornherein in den Fingern, sie zu killen, um für die Gang — und die anderen Indianer — ein Exempel zu statuieren. Dennoch versucht er es erstmal mit Einschüchterung, um sie wegzujagen. Die Kerle sind jedoch zäh, und pöbeln weiter, warum John Bloody Knife die Zusammenarbeit ihrer beider Gruppen verhindere, er begreife wohl nicht, was für ein Hundesohn Howard Findley sei, er sei wohl ordentlich beschränkt? Also gibt es eine Rauferei, Johns Lieblingslösung! Er kommt auf ein Raise, und poliert den Pöblern kunstfertig ihre Bleichgesichter. Hinterher macht er die Runde im Indianerlager, und verkündet bedrohlich, dass die Beziehungen zu den verdammten Blackjacks nun endgültig beendet seien! Sein Networking-Wurf dabei klappt, und er erntet gehorsames Nicken von den anderen Kriegern und Scouts.



Am Abend veranstaltet Joycelyn ihre Show, und verdient bei vollem Old Moon Saloon einen Batzen Dollars. May B. und Byrd haben sich auch eingefunden und zechen lustig an ihrem Tisch, und amüsieren sich vorzüglich. May B. hat einen deutlich höheren Vigor-Wurf, und säuft Byrd irgendwann unter den Tisch, wo er selig lächelnd Pause macht.

Shadrack meidet das Halligalli, er geht Abends lieber rüber in den Buffalo Chip Saloon, um bei den Betreibern herauszufinden, ob Sweetrock neulich tatsächlich Kaufinteressen gezeigt hat, und solche mit subtilen Drohungen zu entmutigen. Leider ist sein Intimidation-Wurf ein Kritischer Misserfolg! Er fliegt hochkant raus aus dem Laden, man nimmt ihm wohl immer noch übel, dass er und sein Aufgebot neulich die feine Dame Mallory Kentrall mit ihren Fragen belästigt haben. Er kassiert beim Sturz durch die Schwingtür auf die Straße ein Level Fatigue, au weiha!


Als dann die Stadt genug erkundet wurde, kann‘s konkret losgehen. Spaßeshalber erwürfeln wir uns mal wieder wie so oft einen Abenteuerplot wie im One Page Solo Engine beschrieben, obwohl mein fertig gestellter Gomorra-Abenteuer-Generator den eigentlich ersetzt, wann immer gewünscht. Aber vielleicht hilft das Orakel ja, auf ein übergreifendes Thema zu kommen und in die Handlung hinein zu finden!

Ein Verbündeter in Gefahr muss gerettet werden, sagt das Würfelorakel, und zwar vor einem neuen oder wieder auftauchenden Gegner. Es winkt als Belohnung das Voranbringen eines Handlungsbogens der Story!
Außerdem: In der Einstiegsszene blockiert ein Hindernis den Weg. Das Zufallsereignis dabei ist, Physically Seek a Social Plot Arc.

Interessant! Daraus machen wir das Folgende:

Ich will gerne, dass der Plot mit der obskuren Whateley-Sippe voran gebracht wird, dies soll also die Belohnung der Wild Cards sein, wenn sie das Abenteuer bestehen. Der neue oder wieder auftauchende Gegner hierbei ist dann Ivor Curwen, der ja dieser Sippe zuarbeitet, wie man bereits weiß (letztes Mal hat er ja von Salt Lake City aus agiert).
Physically Seek a Social Plot Arc kann bedeuten, dass ein NSC an die Wild Cards persönlich heran tritt, welcher begehrte Informationen anbietet über solch einen Handlungsstrang. Naheliegenderweise ist das eben jener oben erwähnte Verbündete, der in Gefahr ist! So verknüpfen wir zwei der zufälligen Vorgaben miteinander. Dieser NSC ist erneut Mallory Kentrall, das bietet sich nach dem letzten Abenteuer an, denn das hochnäsige Fräulein ist immerhin diejenige mit den vielgestaltigen Verbindungen zum okkulten Untergrund.
Ein Hindernis soll den Weg blockieren, das kann bedeuten, dass Miss Kentrall mal wieder schwer zu erreichen ist. Diesmal könnte das Hindernis jedoch gesellschaftlicher Natur sein: Die feine Dame wirkt schließlich auf viele Städter wie eine unbescholtene Person, und erscheint darüber hinaus in Augen vieler als sehr gottesfürchtig. Man sieht sie schließlich regelmäßig an den Sonntagen draußen im Missionshaus in den Gottesdiensten von Vater Juan. Nun also umgibt ein Pulk aus bibelfesten Moralaposteln die junge Dame, welche äußerst mißtrauisch ihre Ehre und ihr Wohlergehen verteidigen wollen. Miss Kentrall hat nämlich erneut Schwierigkeiten.

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Kleine Zwischenmeldung: Ich komme gerade (durch meinen Umzug bedingt) nicht dazu, das weitere Abenteuer zu posten. Was aber zwischenzeitlich ging, war die bisherigen Posts etwas aufzupeppen, ich habe nämlich mittlerweile auch rausgefunden wie das geht mit KI-Artwork und Photoshop 2024. Damit die nicht ungesehen bleiben in ihren früheren Einträgen, sind hier die Links, wo neue Bilder im Thread zu sehen sind:

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135079823.html#msg135079823 (Union-Blue-Emblem)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135081972.html#msg135081972 (Black-River-Emblem)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135081958.html#msg135081958 (Big Barricade Bar)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135127872.html#msg135127872 (Winfred Sneyers)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135161574.html#msg135161574 (Noah Hutchinson)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135157093.html#msg135157093 (Fast-Shuffle Jones)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135167071.html#msg135167071 (Gomorras Stadttor, und der Fat Chance Saloon)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135167335.html#msg135167335 (Das Great Maze)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135167712.html#msg135167712 (Deputy Templeton)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135168327.html#msg135168327 (Gomorras Straßen zur Mittagszeit)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135169990.html#msg135169990 (May B.s erster Flugversuch)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135173827.html#msg135173827 (Mallory Kentrall)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135179815.html#msg135179815 (Marcus Perriwinkle)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135180529.html#msg135180529 (Ein typischer Scrapper)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135180537.html#msg135180537 (Der Dust Devil)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135181400.html#msg135181400 (Die geisterhaften Verfolger aus der Mine, und das Red Hill Hotel)

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Jetzt kann's weitergehen! Wo waren wir stehen geblieben?

Unsere Helden begegnen der Kentrall auf dem Town Square, wo sie gerade einer Wells-Fargo-Stagecoach entsteigt, umringt von streng dreinblickenden, sehr manierlichen Herrschaften.



„Seht bloß mal, wer wieder in der Stadt ist“, sagt May B. in gedehnter Stimme, während sie an einen Holzzaun gelehnt da steht und auf einem Zahnstocher herum kaut. Sie wirkt lauernd.
„Scheint so, als sei die junge Dame den Giftmischern bisher entgangen, die ihren Kollegen den Statiker abgemurkst haben“, fügt Rex Shadrack bedächtig hinzu, der auch an den Zaun gelehnt steht und seine Smith & Wessons reinigt.
„Wenn‘s denn ein Giftmischer war“, raunt die Hexe, „und er nicht wirklich aufgrund seines Schocks abgenibbelt ist, wie Doc Branson vermutet hat ...“
Shadrack murrt, „Ja, aber das kommt mir immer noch wie die weniger wahrscheinliche Erklärung vor.“
Byrd nickt enthusiastisch, und sagt, „Also denn, gehen wir rüber und fragen, wo die liebreizende Dame gesteckt hat in den letzten Tagen! Und ob sie sich fernerhin an eine gewisse nächtliche Traumbegegnung im Lagerfeuerschein erinnert, in einer gewissen steinzeitlichen Höhle!“, und etwas verlegen kratzt er sich am Kopf und fügt hinzu, „… Oh, und wir müssen uns natürlich bemühen, es nicht so leicht schweinisch klingen zu lassen, so wie ich es grade gesagt habe.“
„Wer sind eigentlich die ganzen spaßbefreiten Herrschaften, die sie da umringen?“, wundert sich Joycelyn. Sie klingt ein bißchen neidisch, sonst ist sie ja die einzige Frau weit und breit, die von Verehrern umschwärmt wird. In der Tat sieht es so aus, als seien einige Männer in Reiseanzügen mit Miss Kentrall der Wells-Fargo-Kutsche entstiegen, und als seien noch weitere solcher Leute hier aufmarschiert, um die Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen. Alles Männer, die — für die Verhältnisse hier draußen — recht gut gekämmt und wenig verdreckt und zerlumpt aussehen.
„’N paar von den Leuten kenne ich, das sind die wackeren Kirchgänger, die eifrig immer Sonntag morgens raus zu Vater Juans Missionshaus dackeln!“, sagt Byrd.
Shadrack wirft ihm einen missbilligenden Seitenblick zu: „Wie wollen Sie das denn wissen, Mister Byrd, Sonntagmorgens pflegen Sie doch noch tief und fest zu schlafen! — Oder sind Sie etwa fromm geworden, nachdem wir uns da draußen mit dem Omega-Wolfsmann herumschlagen mussten, und sind jetzt selber katholisch?“
Byrd schmunzelt breit, und winkt ab, „Ich sehe die Leutchen immer erst vormittags, wenn die von da in die Stadt zurückkommen, die schauen immer so aufgeräumt drein wenn sie in der Predigt waren! Und eine von denen hat mich neulich auch mal angesprochen, sie meinte, ich solle nicht neben der Straße in dem Heuschober rumliegen, und von wegen einer Schnapsfahne, das gildet nicht und so, hat sie gesagt. Irgendwas von wegen ‚die Temperance Army wird hier für Anstand sorgen‘ und so weiter. War eine ziemlich gemeine alte Schachtel, fand ich! Aber habe mir natürlich nichts anmerken lassen. Ehrensache.“
May B. sagt grimmig, „Temperance Army?! Irgendwie wirken die alle wie die persönliche Leibgarde der Kentrall, diese Herren von der sogenannten Temperance Army, oder was auch immer das für welche sind. Und die gucken auch alle so spaßbefreit drein! Seht ihr den Großen mit dem Walroß-Schnauzbart da? Guckt ganz misstrauisch in alle Richtungen, als wär er hier der große Boss, wie ein Sklavenaufseher auf ‘nem gottverschissenen Baumwollfeld. Da, seht Ihr, wie verkniffen er da an seiner Wasserpulle nuckelt? Was für‘n Arschloch!“
Byrd lacht May B. an und macht eine wegwerfende Handbewegung, dann stößt er sich mir nichts Dir nichts von dem Holzgatter ab, und geht schnurstracks auf die Menschentraube zu, die gerade die Stagecoach entlädt, und ruft herzlich „Howdy, Miss Kentrall! Willkommen zurück!“
May B. streckt noch die Hand nach ihm aus um ihn zurückzuhalten, Shadrack legt seinerseits genervt die Hand vor die Stirn.

Ich geb’ Mister Byrd mal großzügig einen Benny für seinen Overconfident-Nachteil. Auf der Reactions-Tabelle aus dem Grundbuch brauche ich hier gar nicht zu würfeln, die Ergebnisse für den Abenteuereinstieg hatten ja bereits gezeigt, dass Mallory Kentrall abgeschirmt wird von den Wild Cards (‚ein Hindernis blockiert den Weg’ hieß es ja).

Ein paar der Herren in den Reiseanzügen greifen im Affekt nach ihren Revolvern. Ein paar der anderen bilden eilig einen Ring um Mallory Kentrall. Die Kentrall selber guckt Byrd an, zuerst aufgeschreckt, dann aber irgendwie abwägend. Sie fasst neugierig auch die anderen aus dem Aufgebot ins Auge, hinten bei dem Holzgatter, bevor sie sich wortlos von ihren gestrengen Begleitern mit ihrem Koffer zum Red Hill Hotel eskortieren lässt. Byrd wird währenddessen umringt von enervierten Städtern und obendrein dem Kutscher der Stagecoach, die genau wissen wollen, warum er Miss Kentrall zu belästigen habe.
„… Na sieht man das denn nicht, ich bin ein Verfechter der Initiative ‚Mehr Bibelfestigkeit im Bergbau in unserer schönen Stadt‘, und ich will das Fräulein unter Vertrag nehmen!“, behauptet Byrd im Brustton der Überzeugung, „jetzt wo die Manta-Blake-Gruppe das Zeitliche gesegnet hat und sie einen neuen Arbeitgeber braucht! So hörte ich jedenfalls!“
Der Kutscher entgegnet grimmig, „Das Fräulein hat wahrlich besseres zu tun, als sich schon bei ihrer Ankunft Geschäftemachern wie Ihnen erwehren zu müssen, Sir!“
Byrd macht in gespielter Empörung große Augen: „Aber Zeit ist Geld, Kamerad, insbesondere hier im schnelllebigen Gomorra! Wie weiß ich denn, dass nicht direkt im Red Hill Hotel schwuppdiwupp ein anderer Hallodri meine Gutachterin anwirbt?! Da muss meine Initiative nun mal die Initiative ergreifen! So machen wir’s eigentlich immer! Na, darum heißen wir ja überhaupt so!“
Und der Kutscher poltert, „Unanständig nenne ich sowas! Der Weg von Shan Fan war lang und anstrengend, und die Trails sind wie man weiß voll mit verdammten Blackjacks und Rothäuten, das geht einem jungen Frauenzimmer ganz schön an die Nieren, vergessen Sie das nicht! Sie, Sir, packen sich jetzt mal besser, ich wiederhol‘ mich nicht!“
„Soso, Shan Fan sagen Sie!“, sagt Byrd interessiert.

Wie sich herausstellt, ist Shan Fan der Ort, wo die Stagecoach gerade hergekommen ist. Während sie also tagelang abgetaucht war, muss die Kentrall kurz dort gewesen sein, womöglich zwecks irgendwelcher geschäftlicher Absprachen. Aber mit wem …?


Miss Kentrall nimmt am nächsten Morgen auch sogleich ihre Gewohnheit wieder auf, im kleinen Essbereich des Buffalo Chip Saloon ihr Frühstück einzunehmen. Da May B. zu schlechte Umgangsformen hat, und da die Männer im Aufgebot kürzlich die Feindschaft der Türsteher auf sich gezogen haben, schicken wir ihr also Joycelyn auf den Hals! Die ist höflich und gut gekleidet, und kann sich ihr wahrscheinlich am einfachsten nähern, und ihr vielleicht endlich ein paar Antworten aus der Nase ziehen.

Alldieweil ist Miss Kentrall heute Morgen nicht allein an ihrem Tisch, ein Gentleman sitzt mit ihr dort bei einer Tasse Kaffee. Dieser ist groß und behäbig, mit einem weißen Walross-Schnauzbart und einem schwarzen Anzug. Er wirkt beinahe wie ein gestrenger Pastor. An den Nachbartischen sitzen wie zufällig ein paar der Typen von gestern, die bei der Stagecoach waren, und vielleicht ja zum Temperance Movement gehören. Jedenfalls gucken die ganz schön misstrauisch drein. Joycelyn fällt auf, dass Miss Kentrall auch nicht gerade fröhlich aussieht, sogar eigentlich eher wie sieben Tage Regenwetter. Das verdutzt die Sängerin etwas, als sie sich nähert.

Ihr Persuasion-Ergebnis dabei ist eine 16: Joycelyn schwebt leichtfüßig heran und grüßt die Umsitzenden, mit einer höflichen Demut, als sei auch sie eine erzkonservative Kirchgängerin. Damit verbessert sie prompt die Reaktion der Fremden von Neutral zu Freundlich.

Joycelyn stellt also ihr Kaffeetässchen auf den Tisch der beiden und setzt sich plaudernd dazu, als sei sie eingeladen gewesen, „… gestatten Sie, wie günstig, Sie hier zu treffen, nicht wahr, wir hatten ja gestern kaum Gelegenheit überhaupt hallo zu sagen, Miss Kentrall! Wir haben uns gehörig Sorgen um Sie gemacht, nach dem, was mit dem armen Mister Larson geschehen ist!“
Die Angesprochene beäugt die Sängerin misstrauisch. Joycelyn entgeht nicht, dass sie ihrem Tischnachbarn einen schnellen Seitenblick zuwirft, wie als würde sie befürchten, dass er unangenehm werden könne.
Der Kerl mit dem weißen Walross-Schnauzer wirkt jedoch sehr aufgeräumt, er eröffnet mit einem herzlichen, „Wenn das nicht die berühmte Grazie aus Chicago ist, die Miss Lancaster! Man hörte schon davon, dass Sie in dieser Stadt gastieren!“



„Darf ich ihnen Ivor Curwen vorstellen, Miss Lancaster?“, sagt Mallory Kentrall mit einem unterkühlten Lächeln, fast mechanisch, und Joycelyns Blut wird kurz zu Eiswasser bei Nennung des bekannten Namens. Sie bildet sich zudem ein, dass die blassblauen Augen der Dame für eine Sekunde hilfesuchend blicken.

Schalter:
„Es ist mir eine Freude, Mister Curwen!“, zwingt Joycelyn sich schnell zu sagen.
„Ganz meinerseits. Ich habe die Ehre, hier in diesem Pulverfass von einer Stadt auf die reizende Miss Kentrall etwas Acht geben zu dürfen. Ich und meine Glaubensgenossen begleiten sie schon seit unserer gemeinsamen Rückfahrt von Shan Fan, wissen Sie.“
„Glaubensgenossen?“, fragt Joycelyn höflich, „dann stimmt mein Eindruck, und Sie sind ein Geistlicher, Mister Curwen?“
Er lacht, „Nein, Miss Lancaster, nein. Nur ein bibelfester Handelsmann. Ich habe ganz gute Verbindungen zum Temperance Movement, sowohl daheim in Salt Lake City, wie auch drüben bei den Schlitzaugen in Shan Fan, als auch hier in Gomorra — wo die Bewegung erst noch Fuß fassen muss.“
Joycelyn lächelt püppchenhaft: „Und keinen Moment zu früh, Mister!“
Curwen stutzt: „So? Aber Sie, meine Dame, verdienen doch auch ihr Geld im Nachtleben, wie man weiß!“
„Ja, was denken Sie sich, was ich mir alles anzuhören habe wenn im Old Moon Saloon allabendlich zu viel Bier die Gurgeln hinunter gelaufen ist! Mehr Regeln beim Alkoholkonsum wären gewiss überfällig!“, heuchelt sie gekonnt.
Mister Curwen lacht berechnend, „Die Temperance Army würde die Saloons von Gomorra nicht nur reglementieren, sondern fast alle schließen, wenn sie nur ihren Willen bekommen würde. Diesem Sündenpfuhl hier müssen beizeiten die bösen Geister ausgetrieben werden, wissen Sie, und die geistigen Getränke sind dabei nur eine jener Unliebsamkeiten! Dann müssten Sie, Miss Lancaster, sich aber anderorts eine Bühne suchen, um ihre traurigen Cowboy-Balladen oder was weiß ich vorzusingen! Dann bleibt Ihnen nichts mehr! Vielleicht eröffnet bis dahin ja ein Theater, oder sogar eine Oper, so wie Virginia City sie hat! Sie könnten im hochgeschlossenen Kleid auftreten, und mit einem Saum bis zum Boden. Na, das wäre doch was, oder?“
Plötzlich funkelt ein ganz merkwürdiger Blick in Ivor Curwens Augen. Es ist nicht nur Spott. Egal wie höflich er spricht, Joycelyn hat mit einem Mal den Eindruck, er wisse ganz genau, was sie eigentlich im Schilde führt. Sie rümpft unwillkürlich die Nase, aber lacht dann wieder schnell, es klingt etwas künstlich, und sie entgegnet, „Ja, eine Oper wäre traumhaft, Mister Curwen, traumhaft! Oho, tätigen Sie denn etwa derlei Geschäfte?“
Er schüttelt den Kopf, „Nein, ich nicht. Ich verfolge natürlich Bergbauinteressen, wie fast alle hier. So haben auch Miss Kentrall und ich zusammengefunden. Wir sind beide Geschäftsleute mit einem in unserer Branche ungewöhnlichen Attribut: Dem festen Glauben, und der Moral!“
Er wechselt einen Blick mit Mallory Kentrall, und die nickt reserviert.

Joycelyn plaudert scheinbar gelassen noch ein wenig weiter, und hofft, dass der Mann mit dem Walross-Schnauzer sich so langsam mal verpissen könnte. Die Kentrall packt nicht aus, so lange er dabei hockt, das ist mittlerweile klar!

Die Orakelwürfel geben netterweise an, dass Ivor Curwen wenig später seinen Morgenkaffee intus hat, und sich daraufhin verabschiedet. Er muss sich um seine Geschäftemacherei kümmern.

Ein paar seiner Bündnispartner von der Temperance Army begleiten ihn hinaus, der Rest umlagert jedoch weiterhin den Tisch der Kentrall. Aber in Hörweite sind die nicht, so lange die beiden Damen leise sprechen!
„Ivor Curwen, dieser Kerl aus Salt Lake City?!“, wispert Joycelyn ihrem Gegenüber zu.
Diese nickt kleinlaut, „Ja, ich hatte in Shan Fan Gelegenheit, mit einigen meiner Geschäftsverbindungen zu sprechen. Mister Curwen war gerade von Salt Lake her dort eingetroffen, als ich da ankam …“
„Geschäftsverbindungen! Miss Kentrall, wissen Sie nicht, dass der hinter dem ganzen irrsinnigen Scheiß in der Dead Man‘s Laughter Lode steckt?! Damit ist er indirekt für den Tod von Manta Blake verantwortlich und für den Ausgang Ihrer Erkundungsmission! Und ich würde wetten, der war es auch, der Ihren Kollegen Larson abgemurkst hat. Aus der Ferne beauftragt! Im Nachhinein Ihrer Mission, um alle Spuren zu verwischen!“
Mallory Kentrall berührt mit dem Zeigefinger ihre Lippen, wie beiläufig, und raunt, „Bleiben Sie bloß leise, bitte! … Letzteres ist ganz sicher nicht so wie Sie sagen, was hätte er denn davon. Die Manta-Blake-Gruppe hat doch mehrmals Erkundungen in Minen für Mister Curwen gemacht. Wir haben ihm nur genützt. Jetzt ist er jedenfalls hier in Gomorra, um ein paar größere Käufe persönlich zu übernehmen. Die Sweetrock legt ihm ja fortwährend Steine in den Weg.“
Joycelyn zieht ungläubig die Augenbrauen hoch: „Und einer wie der ist verbandelt mit dem Temperance Movement?! Die sind doch fromme Christen!“
„Das macht mich ehrlich gesagt auch stutzig, Miss Lancaster. Vor allem habe ich das deutliche Gefühl, dass Mister Curwen die braven Leute von der Temperance Army nur ausnutzt! Wie Schachfiguren etwa. Seine Frömmigkeit ist nur gespielt! Ich habe meine Karten befragt und bin mir mittlerweile sehr sicher diesbezüglich ... Er mag zwar das Gute Buch auswendig kennen, aber das sind alles Lippenbekenntnisse.“
„Und Sie, gehören Sie denn zum Temperance Movement?“
„Ich habe größere Spieleinsätze zu gewinnen, Miss Lancaster, größer als der Alkoholverzehr der Siedler! Aber katholisch bin ich, ganz gewiss!“
„Was haben Sie dann überhaupt mit dem zu schaffen, Miss Kentrall? Das ist unser Feind, offensichtlich schon seit der Sache in der Dead Man’s Laughter Lode!“
„Bullshit, der und sein Geld und seine Geschäftsbeziehungen waren bisher nötig, um Gomorra voran zu bringen.“
„So? Wohin denn voran?! An einen Punkt, wo man … ungestört blasphemische Altare in irgendwelche Minenschächte stellen kann?“, und ein nervöses, fast manisches Lachen entfährt Joycelyn.
„Mäßigen Sie sich, Miss Lancaster! Denken Sie an die Umsitzenden! Die mögen vielleicht nur Mister Curwens unwissende Werkzeuge sein, aber dennoch sind die Herren recht aufmerksam! … Joycelyn, Sie verstehen das alles nicht. Es gilt unbedingt, ein sicheres Netzwerk im Gomorra Valley aufzubauen, das unabhängig und unantastbar von Sweetrock ist, und auch von den anderen Machtgruppen. Denken Sie nur! Früher oder später kommen die Armeen von USA und CSA hierher wegen dem ganzen Ghost Rock, und natürlich auch die Eisenbahnkriege! Bis dahin müssen hier Strukturen geschaffen worden sein, die … Leuten erlauben, unbehelligt in Gomorra zu agieren.“
„Was für Leuten!“, flüstert Joycelyn, „Leuten wie Ihnen? Was sind Sie, Miss Kentrall, nur eine harmlose Märchentante? Wohl kaum! Und für wen arbeiten Sie wirklich, wenn dieser Ivor Curwen für Sie auch nur eine flüchtige Geschäfts-Liaison ist?!“, und sie unterdrückt ein Zittern, als eine schreckliche Ahnung in ihr aufsteigt, und sie hinzufügt, „Gute Güte, schickt etwa die Black-River-Eisenbahn Sie?!“
Mallory Kentrall verzieht das Gesicht, und raunt, „Nein, seien Sie beruhigt. Für Black River würde ich mir niemals die Hände schmutzig machen. Ich habe nicht gewitzelt, als ich sagte, ich sei katholisch! … Aber frei heraus: Ich müsste ja schön dumm sein, Ihnen das zu beantworten, Miss Lancaster! Nur eines: Ich bin jüngst mit Ivor Curwen in etwas reingeraten. Etwas Schlimmes. Seit Shan Fan glaube ich, dass er … diese neue Sache zu ernst nimmt. Es geht ihm diesmal vornehmlich um den Dragon’s Nest Strike. Curwen ist jetzt drauf und dran, seine und meine eigentlichen gemeinsamen Interessenspartner plötzlich in den Wind zu schlagen! Er will den Dragon‘s Nest Strike für sich alleine, um dort etwas zu tun … wie erkläre ich Ihnen das? … Er wird etwas tun, das ähnlich sein könnte wie das, was in der Dead Man‘s Laughter Lode versucht worden ist.“
„Mit Tommyknockers zu sprechen!“, stößt Joycelyn gedämpft hervor.
„Tommyknockers, oder etwas noch Schrecklicherem. Weder meine bisherigen Nachforschungen noch meine Karten gewähren mir tiefere Einblicke in das, was genau dort drin geschehen könnte. Ich kann nur Vermutungen anstellen.“
„Wie heißt diese Mine? Der … Dragon‘s Nest Strike?“
Die Kentrall nickt, „Miss Lancaster, ich vertraue mich Ihnen an, weil Sie jetzt gerade meine beste Option sind, Sie und Ihre Truppe. Obwohl wir nun wirklich keinen guten Start hatten miteinander … Aber Sie zu fragen, das ist allemal besser als zur Sweetrock zu gehen, oder zu Sheriff Coleman. Ivor Curwen hat mich seit Shan Fan genau im Auge, Sie verstehen, und ich werde ihm vorerst zuarbeiten müssen. Sich unter diesen Voraussetzungen mit den anderen Machtgruppen einzulassen ist zu gefährlich für mich! Mister Curwen ist …“, und sie bricht ab.
„Was?“, fragt Joycelyn erschaudernd.
„Auf der Kutschfahrt von Shan Fan hierher zurück habe ich den deutlichen Eindruck gewonnen, Miss Lancaster … dass er verrückt geworden ist. Irgendeine Art Größenwahn hat sich seiner bemächtigt. Er ist außer Kontrolle.“


Advances
Zwischenzeitlich haben die Wild Cards neue Advances bekommen. Und zwar wie folgt:
Shadrack: Gambling ➜ W8 & Stealth ➜ W8
Byrd: Taunt ➜ W10
May B.: Agility ➜ W10
Joycelyn: Dodge-Vorteil
John: Intimidation ➜ W8 & Riding ➜ W6


Joycelyn berichtet also den anderen Vieren nach ihrer Rückkehr aus dem Buffalo Chip Saloon verstört vom Treffen mit Ivor Curwen, und dem, was die Kentrall ihr erzählt hat.
Shadrack und John Bloody Knife sind sofort Feuer und Flamme, als sie davon erfahren, dass ihr Widersacher Curwen nicht nur erneut einen Schachzug in Gomorra unternimmt, sondern er diesmal sogar höchstselbst in die Stadt gekommen ist.

Ich mache an dieser Stelle einen GM Move, um die Einstiegsszene abzurunden. Es ist Advance a Threat!

Donnergrollen erhebt sich plötzlich aus beinahe heiterem Himmel draußen über dem Great Maze. May B. sieht argwöhnisch durch die Fensterläden des Hotelzimmers nach draußen, und zischt daraufhin, „Was ist das denn für ein Scheißdreck?! Da draußen, seht mal!“
Über dem Maze brauen sich seit einer Viertelstunde dunkle Regenwolken zusammen, aber mit einem Mal sieht es aus, als würde es ein richtig schweres Unwetter werden, schwarze Wolkenberge sinken drohend herab, und schon zucken auch Blitze am Horizont zwischen den Felseninseln.



Sieht aus, als würde Scheißwetter bevorstehen


Misstrauisch beäugt das Aufgebot das Schauspiel durch das Hotelfenster, alles da draußen geschieht wie beschleunigt, jetzt bereits ist es so dunkel draußen, als sei es Dämmerung. In dem Moment klopft es laut hinter ihnen an der Zimmertür, Rex Shadrack fährt erschrocken zusammen und zieht blitzschnell eine seiner Pistolen.
Byrd steckt seinerseits einen Moment darauf seinen Friedensstifter wieder weg, als er die Tür geöffnet hat und sich lachend zu den anderen umdreht: „Na guck an, Leute! Besuch! Nicht erschrecken, Rex, es ist doch nur unsere Miss Kentrall!“
Mallory Kentrall steht kreidebleich auf dem Hotelflur, das silberblonde Haar vom Sturm ganz zerzaust.
„Wir haben viel weniger Zeit als vermutet, Miss Lancaster“, sagt sie nervös zu Joycelyn, „Ivor Curwen ist heute bereits am Werk! Das hätte ich nicht gedacht! Aber er ist vorhin aus der Stadt verschwunden, hinaus ins Maze, und jetzt sagen meine Karten auch noch, dass seine erwartete Gelegenheit bereits da ist! Er wird bereits unterwegs zum Dragon‘s Nest Strike sein, ungeachtet dessen, dass es ihm noch gar nicht gelungen ist, ihn zu kaufen!“
Shadrack knurrt, „Joycelyn hat uns gerade alles erzählt, Miss Kentrall. Ich entscheide, dass wir Ihnen helfen. Sie führen uns sofort zu dieser Mine! Sie halten sich jedoch versteckt, damit nicht Curwen oder die vermaledeite Temperance Army oder wer auch immer Sie dabei mit uns sehen. Das ist sicherer für Sie.“
„Oh ja?“, schnaubt May B. halblaut, „und wer bezahlt uns diese Mission? Die da etwa, aus ihrem Sparstrumpf?“
Unbeirrt fährt Shadrack fort: „Ich will Curwens Kopf mindestens so sehr wie Sie es wollen, Kentrall. Aber hinterher, junge Dame, reden Sie Tacheles mit uns! Ich will klare Aussagen darüber, was genau Sie mit Ivor Curwen zu schaffen hatten, wer Sie sind, und wessen Agentin Sie sind!“


Die Reisevorbereitungen sind schnell gemacht, während Mallory Kentrall hastig eine Transportmöglichkeit für die Wild Cards organisiert. (Eile ist auch geboten, denn wer weiß, was Curwen vor hat! Sicherlich wird er mehr hervorrufen wollen als nur ein wenig Scheißwetter!) Die Straßen Gomorras haben sich gerade zu leeren begonnen, viele Baustellenbetreiber und Händler rennen durcheinander und sichern hektisch ihre Zelte gegen den zu erwartenden Regensturm.

Unsere Helden brauchen wieder Proviant für ihre Reise hinaus ins Maze, und John, May, und Rex bräuchten noch jeweils einen schnellen Benny, weil sie noch gefährlich wenige haben. Die Mission wird kein verdammtes Zuckerschlecken, soviel ist mal klar. Das mit den Bennies geht in Gomorra (mit meinem Abenteuer-Generator) auch dadurch, Einfluss zu nehmen in den bestehenden Locations der Westernstadt. John geht also los, um das Indianerlager in Alarmbereitschaft zu versetzen, Rex sucht mit Lucas Unterstützung mal wieder den Buffalo Chip Saloon heim, um rasch auf die dort anwesenden Herren von der Temperance Army einzuwirken, bevor sie sich verstreuen, und May B. geht zum Claims Office, um etwas über Ivor Curwens bisherige Kaufinteressen und speziell den Dragon’s Nest Strike herauszufinden, und ihren Widersacher vor den Angestellten in Verruf zu bringen.

Alle bekommen eine Aktionskarte, und agieren in Reihenfolge:
May B. wiegelt mit geschickten Fragen die Handvoll Verwaltungsfuzzis und Sweetrock-Schleimscheißer im Claims Office ordentlich auf. Zwar misstraut man ihr hier drin rundheraus, weil sie ein Halbblut ist, aber ihr Very Attractive-Bonus macht den Outsider-Malus wieder wett (die Orakelwürfel geben nämlich an, dass die Anwesenden fast alle männlich und heterosexuell sind). Ivor Curwen hat tatsächlich gestern hier ziemlich viel von sich reden gemacht, mit seinen dicken Investitionssummen aus Salt Lake City, mit denen er Sweetrock ein paar Claims abjagen will; und ihn in einem schlechten Licht darzustellen, fällt May B. leicht. Obendrein bekommt sie heraus, wo im Maze der Dragon‘s Nest Strike zu finden ist.
Luca Byrd macht einen Unterstützungswurf für Shadrack, indem er gutes Wetter macht mit dem hünenhaften Türsteher im Buffalo Chip Saloon, und sich sehr gutmütig dafür entschuldigt, dass er und Rex vor einigen Tagen hier rausgeworfen werden mussten, weil sie der braven Miss Kentrall scheinbar unangenehm aufgefallen waren. Nun, beteuert Byrd, habe man sich wieder angefreundet. Der Support-Wurf generiert dem Hexslinger +1 für dessen Wurf, um den Laden zu beeinflussen.
Rex steuert daraufhin die gutangezogenen Männer von heute Morgen an, die zur Temperance Army gehören. Die sind hier immer noch am Zeitunglesen. Er fragt sie höflich aber sehr streng über Ivor Curwen aus.  Es scheint zu stimmen, was die Kentrall heute früh Joycelyn berichtet hat: Die frommen Zeitgenossen halten Mister Curwen für einen lupenreinen, gottesfürchtigen Mitstreiter, aber er ist kein fester Teil der Bewegung. Rex baut unterschwellige Drohungen ein in seine Fragen, und deutet an, dass Curwen das Temperance Movement nur heimlich ausnutzt. Dank Byrd‘s Support-Bonus und seinem bewährten Menacing-Bonus schafft er den Intimidation-Wurf, und sät deutliche Zweifel an Ivor Curwens Ansinnen bei den Frömmlern von der Temperance Army (und dem übrigen Klientel des Buffalo Chip Saloon obendrein).
John Bloody Knife eilt zum Indianerlager, und redet Tacheles mit seinen Roten Brüdern. Er verwendet wie üblich Intimidation, und befielt, dass alle Krieger sich sogleich kampfbereit zu machen haben — wenn die Manitous, welche der verdammte Wasichu namens Ivor Curwen draußen im Maze beschwört, über Gomorra kämen, seien die Roten Krieger die wichtigste Verteidigungslinie, schärft er ihnen ein. Auch er schafft seinen Wurf und beeinflusst dadurch erfolgreich das Zeltlager. Er hat derzeit also den Rückhalt der Gruppe.
Joycelyn braucht nicht so dringend Bennies, sie hat schon fünf zusammenbekommen seit Abenteuer-Start, sie erledigt also in Sam‘s General Store derweil wieder die Proviant-Besorgungen.


In der Zwischenzeit hat Mallory Kentrall alle Gefallen einzufordern versucht, die ihr die Skipper an den Docks der Stadt noch schulden, aber hat offensichtlich nur Gejammer geerntet: Mein Wurf für die Reise-Methode gibt an, dass die Wild Cards erneut zu Fuß gehen müssen. Kein Maze-Runner-Boot oder auch nur Rudernachen ist bei dem aufziehenden Sturm gewillt, in den Felsen-Irrgarten hinaus zu schippern!
„… Der Dragon‘s Nest Strike ist ohnehin im Küstenbereich gelegen“, erklärt sie den Wild Cards, in fast verzweifelter Stimme, „ich war vor einigen Wochen schon mehrmals kurz dort, mit der Manta-Blake-Gruppe. Es gibt von einer Halbinsel an der Küste aus eine Seil-Fähre, rüber zu der Felseninsel, auf welcher der Strike gelegen ist! Kaufinteressenten haben die schon öfters genutzt, um hinüber zu kommen. Derzeit ist sie unbemannt, also müssen wir die Fähre selber rüberziehen …“
Rex Shadrack zieht eine Augenbraue hoch: „Nanu, unbemannt? Ich dachte, der Strike wird gerade heiß umkämpft von Kaufinteressierten, von Sweetrock, Mister Curwen, und wer weiß noch wem?“
Die Kentrall macht schmale Lippen, dann entgegnet sie, „Es gab in den letzten Tagen zu viele Todesfälle. Eine Handvoll Flößer sind alle nacheinander verschlungen worden. Derzeit findet sich wohl niemand, der den Job da draußen übernehmen will.“
May B. fragt alarmiert, „Verschlungen? Von den Fluten, oder was?!“
Mallory Kentrall sagt, „Von den verdammten Maze-Drachen! Was denken Sie, warum der Dragon‘s Nest Strike seinen Namen bekommen hat?“

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