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[Deadlands] Savage West Solo Play
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Die warmen Lichter des nächtlichen Fat Chance Saloon fallen den Wild Cards entgegen, als sie gemeinsam die hölzernen Treppenstufen hinauf steigen.
„Wenn wir dem Klüngel in dem verrammelten Herrenhaus den Kampf ansagen wollen, können wir‘s auch gleich richtig machen, Pardners!“, sagt Byrd fröhlich.
„Da hoffe ich bei Gott nicht, dass Sie meinen, mit einem Glas Bier oder Schnaps in der Hand!“, lässt sich Bill Dano vernehmen.
„Nee“, sagt Mister Byrd, „aber mit dem Rückhalt durch unsere lieben Mitbürger! Es ist Freitagnacht, der Fat Chance Saloon dürfte noch ordentlich voll sein. Und bestimmt haben die Schürfer Bock auf eine gute Geschichte! Brandheiße Neuigkeiten für alle, und immerhin haben Rex und May B. heute Vormittag ja auch schon Vorarbeit geleistet, indem sie allerorts klar gemacht haben, was für eine Klapperschlange Ivor Curwen in Wirklichkeit war!“
Joycelyn sieht ihn an, „Oh, ich verstehe! Und Du willst, dass ich wieder davon berichte, was in der Zwischenzeit draußen im Maze geschehen ist!“
Byrd nickt enthusiastisch, „Wenn wir gegen die Curwens und Whateleys gewinnen wollen, dann brauchen wir immerhin die Mithilfe der Siedler! Schwuppdiwupp haben wir die Gesellen wieder aus unserem schönen Gomorra rausgeschmissen. Geteert und gefedert! Dafür müssen die lieben Nachbarn aber erfahren, woran sie sind, nicht?“
Mallory Kentrall verharrt vor der Schwingtür und sieht bestürzt ebenfalls Byrd an: „Mister Byrd! Derartiges gestatte ich auf keinen Fall! Ich habe Ihnen mein Netzwerk offen gelegt im festen Vertrauen darauf, dass ich mich auf Ihr Stillschweigen verlassen kann!“
Der Gunslinger winkt fröhlich ab, „Joycelyn wird natürlich keine Silbe verlieren über Sie oder den Court, Miss Kentrall. Nicht wahr. Wir haben ja unsererseits kein Interesse, von denen weiterhin durch die Prärie gehetzt zu werden.“
„Der Court hat Sie durch die Prärie gehetzt?!“, fragt die Kentrall ungläubig.
Shadrack raunt warnend, „Ich sagte doch, der Court ist nicht das, was man Ihnen suggeriert hat, Kentrall. Sie wissen vermutlich nichts von den Geschäften des Royal Court. Sie wissen womöglich nicht mal, dass es einen derartigen inneren Zirkel gibt. Was für eine Karte sind Sie in deren Struktur, Kentrall? Eine kleine Vier, oder Fünf?“
Miss Kentrall wird blass um die Nase vor Wut, „Das geht Sie ja wohl nichts … woher wissen Sie überhaupt … ich habe die Interessen meiner Organisation zu schützen …!“
May B. knurrt ärgerlich, „Hören Sie Rex eigentlich nicht zu, Kentrall? Die verdammten Whateleys haben hier in der Stadt Besseres zu tun als vor dem Court zu buckeln! Und in jedem Fall müssen wir die Stadt vor ihnen warnen“, und sie geht durch die Schwingtür ins Innere.
„Seht Ihr, endlich hat auch May B. Wickett geschnallt, dass man immer gut daran tut, mir zuzuhören“, sagt Rex mit großer Genugtuung, „Miss Kentrall, danke für die fabelhafte Zusammenarbeit!“, tippt sich mit wölfischem Grinsen an den Zylinder, und folgt der Hexe in den Saloon.
„Na kommen Sie, es ist eine Freude, Joycelyn Lancaster beim Erzählen zuzuhören!“, sagt Byrd versöhnlich zu Miss Kentrall, und schiebt sie mit nach drinnen, bevor sie sich weiter auf ihre Empörung konzentrieren kann.
Drinnen geht es tatsächlich noch hoch her, mit vollen Humpen wird angestoßen und wacker ausgesoffen. Caterwowlin’ Willie malträtiert im Hintergrund das alte Piano so lautstark er kann. Als Joycelyn herein rauscht, setzt einiges freudiges Gejohle ein, und mehrere Stammgäste verlangen zu wissen, wann die Sängerin wohl ihre Auftritte vom Old Moon Saloon endlich hierher in den Fat Chance Saloon verlegt.
Um die Menge in dieser Location zusammenzurufen und ihre Aufmerksamkeit auf Joycelyns Darbietung zu lenken, muss (laut meinem Abenteuer-Generator) das Aufgebot den Saloon beeinflussen. Die Karten geben leider vor, dass just heute Abend eine neutrale andere Fraktion der Stadt die Location im Griff hat, und das sind die Law Dogs.
Die Deputies Templeton, Fremont, Hendricks, Flatbush, und diverse andere Sternträger schlendern bestens gelaunt zwischen den Tischen umher, und lassen ihren Sieg bei einer Schießerei am Stadtrand feiern, die wohl heute Abend stattgefunden hat. Wer zwischen den Zeilen liest, bekommt mit, dass der Zweck des Hierseins der Hilfssheriffs außerdem darin besteht, die vielen verdeckten Sweetrock- und Blackjack-Sympathisanten unter den Saloongästen zu bedrohen.
„… Ihr könntet die nächsten sein, mit denen Sheriff Coleman kurzen Prozess macht!“, heißt das, raunt May B. den anderen zu, als sie von der Bar aus das bierselige Treiben beobachten.
„Oh meine liebe Güte“, sagt Joycelyn, „wie sollen wir uns denn hier drin heute Abend Gehör verschaffen? Hier wird ja jedem über den Mund gefahren, der keinen goldenen Blechstern angeheftet hat!“
Stimmt, die Ereignistabelle sagt, dass der Versuch, den Fat Chance Saloon zu beeinflussen derzeit mit -6 gemacht wird, das ist bockschwer.
Luca Byrd stiefelt dennoch unbeirrt zu dem Tisch, wo gerade Deputy Templeton steht, und stößt mit dem Fettwanst an, und macht sich daran, ihm die Schau zu stehlen. Egal, wie laut und lustig er dabei wird, sein Persuasion-Wurf reicht nicht aus, die Hilfssheriffs geben heute Nacht ganz klar das Thema vor.
May B. wird kurz darauf bei der Bar von dem jungen Banditen beschimpft, der neulich bereits von ihr eingeschüchtert wurde, drüben im Old Moon Saloon. Diesmal hat er den Rest seiner Gang dabei, welche die Hexe umringen. Erst werden sie fies, dann anzüglich! Ein Quick Encounter muss bestanden werden, um die Galgenvögel zu vertreiben, und mein Aufgebot bekommt nicht genügend Erfolge zusammen. Das bedeutet, die Gemüter eskalieren weiter, und am Ende fordert der Cholerischste aus der Gang, ein gewisser Red-Handed Ed, die Hexe zu einem Duell heraus!
Red-Handed Ed ist schnell mal angepisst
„… Genug von Euch und Euren Hackfressen und den großen Tönen, die Ihr spuckt!“, schreit Ed, „Du da, Halbblut-Schlampe! Ich fordere Dich heraus! Wir gehen mit unseren Ballermännern raus auf die Straße, und zwar sofort, und wenn Du glaubst, einen Funken Ehre in Deinem dreckigen Halbblut-Leib zu haben, dann versuchst Du nicht, Dich da raus zu wieseln!“
Die Stimmung im Barbereich wird äußerst angespannt — in Gomorra wird ein Aufruf zum Duell sehr ernst genommen. Alle Blicke wandern zu Eds Gegnerin herüber.
„Halbblut-Schlampe …?“, fragt May B. bebend vor Zorn, sie hat auch schon ein paar Schnäpse intus, „das sind ja gleich zwei Beleidigungen die ich nicht mag in einem Satz. Hey, willst Du nicht noch eine dritte drauflegen?“, und alle Umstehenden sehen sie wartend an, und in die entstehende Stille sagt die Hexe, „Achtlos. So bin ich nämlich, wenn ich über den zerlöcherten Kadavern meiner Duellgegner stehe! Ich würdige sie keines Blickes mehr, wenn ich gewonnen habe. Los, nichts wie raus, auf die Straße!“
Die Besoffenen johlen und hauen sich gegenseitig auf die Schultern, jetzt gibt es was zu sehen, Red-Handed Ed erntet einiges an Anfeuerung.
„Das ist riskant, May B.!“, raunt Luca der Hexe zu, „Du kannst mich oder Shadrack benennen als Deinen Vertreter! Wir waren beide früher schon mal in Duellen!“
„Bullshit“, raunt May streitlustig zurück, „das ist mein Kampf! Den Kerl rauche ich in der Pfeife!“
Die Wild Cards folgen besorgt den grimmigen Duellanten durch den Schankraum, an den immer noch lautstark feiernden Deputies vorbei, auf die staubige, nächtliche Straße vor dem Fat Chance Saloon. Gut, dass die Gesetzeshüter derartig abgelenkt sind, sonst würde die kleine Angelegenheit noch komplizierter werden.
Geilo, man kann hier mal die fancy Duell-Regeln aus dem Deadlands-Grundbuch verwenden (Seite 47)! May und Red-Handed Ed bekommen vorab eine sogenannte Hole Card als ihre Aktionskarte für die dritte Kampfrunde, da werden erst die Pistolen gezogen. In den ersten zwei Runden können diese Hole Cards noch verändert werden. (May B. bekommt eine Kreuz Neun, Ed eine popelige Karo Vier, sieht also gut aus für die dritte Runde!)
Warum auf High Noon warten, wenn man die Dinge auch nach Mitternacht erledigen kann?
Runde 1: Die Hexe zerreibt ein paar getrocknete Kräuter aus ihrer Westentasche unter ihrer Nase, und konzentriert sich auf Boost Intimidation. Sie hat nur einen W4, und sie will Red-Handed Ed nächste Runde einschüchtern.
„Ich hab‘ schon härtere Gegner umgepustet als schwache Weiber wie Dich“, zischt derweil Ed voller schneidendem Spott.
May B. beginnt nervös zu werden, Schweißperlen erscheinen auf ihrer Stirn. Damit zieht Red-Handed Ed seine Hole Card neu, und verbessert sie zu einem Karo Buben. Oh-oh!
Runde 2: „Wenn ich Du wäre, würde ich jetzt wegrennen, wie Dein Kumpel neulich“, knurrt die Hexe. Trotz ihres geboosteten Intimidation-Würfels erzielt sie jedoch keinen Erfolg.
Ed grinst schief und seine Hand über seinem Pistolengriff zuckt, er versucht dadurch seine Gegnerin glauben zu machen, er würde voreilig ziehen, und sie aus dem Konzept zu bringen. Dies ist ein Taunt gegen May’s Smarts. Sie bleibt jedoch cool, ihre Finger bewegen sich nur ganz langsam über dem Griff ihres Colt Army.
„Putzen Sie ihn weg, May B.!“, erklingt Joycelyns zitterige Stimme aus der Traube von Umstehenden.
„Na ist doch klar, May B. lässt sich doch keinen Scheiß erzählen“, bekräftigt Byrd leichtmütig, und beide erzeugen einen +1-Supportbonus für die Mitstreiterin.
Runde 3: In dem Moment zieht Red-Handed Ed wirklich, und die Hole Cards werden verwendet. Den Karo Buben konnte ich Ed nicht mehr abnehmen, also ist er schneller als May B. mit ihrer Kreuz Neun. Im Duell dürfen keine Bennies zum Absorbieren verwendet werden, sprich, wenn er unsere Heldin abknallt, dann ist sie auch unwiderruflich mausetot! Er drückt ab, ein Schuss peitscht durch die Nacht, und — die Hexe wurde verfehlt. In dem Moment hat auch sie gezogen, und durchlöchert ihren Duellgegner präzise in der Körpermitte. Red-Handed Ed ist also heute Nacht nicht derjenige, der mit blutigen Händen dasteht, und wie in Zeitlupe wankt er, dann fällt er nach hinten um in den Straßenschmutz. Die Kerle aus seiner Gang flüchten, die anderen Gaffenden in der Menschentraube beginnen besoffen zu johlen und May B. hochleben zu lassen.
Byrd klopft stolz wie Lukas der Hexe auf die Schulter, als sie den Rauch von ihrer Pistolenmündung pustet und sich den Schweiß von der Stirn wischt, „Sehr guter Schuss, Pardner! Wir machen jetzt auch besser, dass wir wegkommen, so mit dem Templeton und der Hendricks und den ganzen Law-Dog-Besserwissern da drinnen“, und er zeigt mit dem Daumen über die Schulter auf die Schwingtür.
May sieht ihn an und zieht provokant eine Augenbraue hoch: „Machst Du wieder Witze? Wir gehen da jetzt wieder rein, und reißen den Abend an uns! Gibt wohl kaum was, das einem mehr Rampenlicht verschafft als ein gerade gewonnenes Duell um die Ehre!“
Damit wendet sie sich kurzentschlossen um, stiefelt großspurig in den Saloon, schießt salute in die Schankraumdecke, und ruft, „Hey Ihr Pappnasen, aufgepasst, es gibt schon wieder was zum Feiern!“
Die Hexe darf nach Abwicklung ihrer Begegnung auch versuchen, die Location zu beeinflussen, immer noch mit -6. Ich versuche es mal, und siehe da, sie würfelt tatsächlich so hoch, dass es klappt!
Die Law Dogs wollen zwar erstmal mit ihr klären, was das Duell rechtlich für Konsequenzen hat, und vor der Tür wird der zusammengeschossene Red-Handed Ed bestaunt. Aber die Schaulustigen sind ganz klar auf May B.s Seite, dies war ein faires Duell um die Ehre, und obendrein hat Ed auch noch zuerst gezogen. Das Halbblut hat in Notwehr gehandelt, finden alle, und das Gesetz des Westens sagt demnach, dass sie im Recht ist.
Damit ist dann quasi die Bühne bereitet für weiteres Geschichtenerzählen. Joycelyn ergreift ihre Gelegenheit, und schart die Saloongäste um sich, und lenkt von dem Duell eben das Thema sehr geschickt um, zu Ivor Curwen und dem Dragon‘s Nest Strike. Sie berichtet von seinen Geschäftsinteressen, wie er die guten Leute von der Temperance Army ausgenutzt hat, dem Unwetter über der Felseninsel mit dem Strike, der heutigen beschwerlichen Reise dorthin, und dem Eindringen in die Mine voller Walkin‘ Dead, Phantomen, und schließlich Lavamännern!
Joycelyn erzielt (trotz dem Abzug durch Gomorras Furchtlevel) ein Raise — die Saloonbesucher hängen gebannt an ihren Lippen, während sie berichtet. Zumindest in dieser Nacht glauben sie alle miteinander an das Übernatürliche, an die Schatten des Reckoning über Gomorra, und ebenso daran, dass mit Mut und Tollkühnheit alles erreicht werden kann, um diese Schatten zu bannen. Man sieht es an ihren Gesichtern. Eine ganz feierliche Stimmung macht sich schließlich breit. Charlie Landers schenkt unseren Helden Gratis-Drinks aus, Joycelyn lässt sich noch ein Weilchen ausfragen und bringt dann lieber ein paar ihrer berühmten Lieder, Bill Dano erhält Gelegenheit, mit Inbrunst über die Sündigkeit des Trinkens aufzuklären, und sogar John Bloody Knife findet Gehör bei den Bleichgesichtern, und warnt sie eindringlich vor den neu zugezogenen Whateleys.
Das Furchtlevel von Gomorra sinkt dadurch auf drei! Es wird angesichts der dramatischen Verhältnisse in dieser Stadt nicht lange auf diesem Level bleiben, aber dennoch können die Städter die Atempause genießen, so lange sie eben andauert. Jedenfalls haben unsere Helden sich damit einen neuen Conviction-Punkt verdient.
☆
In einer der hintersten Ecken sitzt Luca Byrd an einem kleinen Ecktisch, beide Backen voller Bohnen und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, er schaut drein wie ein Schuljunge, der einer Festtagsparade zusieht.
Plötzlich steht May B. an seinem Tisch, und stützt bedrohlich die Hände auf die Platte, ihre Augen funkeln Luca Byrd angriffslustig an: „Warum machst Du das? Was hast Du davon, Joycelyn für Dich vorzuschicken?“
„Wie meinen?“, fragt Byrd unschuldig, und schiebt noch einen Löffel gebackene Bohnen hinterher.
„Stell‘ Dich nicht dämlich, Mann! Du ermunterst sie immer, das Rampenlicht zu suchen! Und Du selbst, Du bist selber doch auch spitze darin, Leute zu belabern, aber Du sitzt dann immer nur im Hintergrund, wenn öffentlich erzählt wird! Ich will wissen, warum!“
Byrd kichert glücklich, kaut vor sich hin, und schenkt May einen Whiskey aus der Pulle ein, die auf seinem Tisch steht, schaut sie auffordernd an.
„Ja, ja“, sagt die Hexe, setzt sich dazu, und sagt, „prost! Auf meinen Sieg über Red-Handed Ed!“
Luca nickt glücklich, und beide trinken aus.
May B. gestikuliert mit dem Zeigefinger, von wegen ‚warte mal‘, schlüpft aus ihrem Cowboystiefel, und legt dann Luca ihren entblößten Fuß auf den Oberschenkel, deutet lächelnd darauf.
Nichtsahnend schaut der Gunslinger auf das Knöcheltattoo.
„Ach ja, das, da war ja noch was!“, sagt er mit vollem Mund, als er begreift, dass er in die Falle gegangen ist.
May B. würfelt Spellcasting, und erzielt ein Raise für ihre Beguile-Kraft.
Byrds blaue Augen leuchten vor Begierde, als er vom Tisch aufspringt und mit vollem Mund sagt, „May B., mein Täubchen — da hinten wird doch auch getanzt, lass‘ uns tanzen!“
Die Hexe kichert berechnend, und entgegnet, „Bleib‘ erstmal noch sitzen. Ich hätte da eine Frage, die Du mir beantworten kannst!“
Byrd wirft sich wieder in seinen Stuhl und fasst May bei den Schultern: „Alles, Täubchen, Karamell-Bonbon, alles! Gute Güte, so ist das also, von Dir behext zu sein? Das ist ja großartig! Habe mich schon oft mopsfidel gefühlt, aber lange nicht mehr derart mopsfidel! Ich würde alles für Dich machen!“
„Ja, alles!“, grinst May B. gemein, „also sag‘ mir als erstes mal …“
„Wow, ich bin so verknallt! Ich will mich mit Dir im ersten Herbstlaub aalen und meinen Kopf in Deinen weichen, nachtschwarzen Haaren vergraben! Der Sternenhimmel, May B., ich will …“
„Halt‘ mal die Schnute, erstmal willst Du meine Frage beant—“
„Ich will Dir die Sternlein vom Himmel pflücken, und Dir Zehenringe für Deine liebreizenden kleinen Zehen daraus machen! Ich will die güldenen Reichtümer der Pharaonen aus den Scheiß-Pyramiden klauen, um sie Dir zu Ostern zu schenken! Die Köpfe Deiner Feinde will ich …“
May B. gibt Byrd eine Watschen, und zischt, „Und ich hätte gedacht, Ernest Amblin war nervtötend, wenn behext! So Freundchen, jetzt halt den Rand und pack‘ aus: Was soll der Eiertanz, wenn Du Joycelyn in die Öffentlichkeit vorschickst, vor Menschentrauben und zu Zeitungsjournalisten?“
Byrd zögert und schaut verzückt mit funkelnden Augen sein Gegenüber an.
„Du würdest mir solch eine Freude machen, darauf zu antworten!“, sagt die Hexe mit rauchiger Stimme, und mit gekonntem Augenaufschlag.
„Dir kann ich‘s ja sagen, oh Tausendschöne: Hat mich mal ein oller Vorgesetzter in der Südstaatenarmee drauf gebracht! Musste ihm damals schwören, dass ich‘s auch nicht leichtfertig weitersage!“
„So?!“
„Ja, mein Herzblatt! Ach, Du bist so hinreißend, wenn Du mir Sachen aus der Nase ziehst, die ich geheim zu halten pflege! Major Watton! Er war mit bei der legendären Schlacht von Gettysburg gewesen, musst Du wissen. Er hat mir mal anvertraut, wie er hinterher, kurz nach der Schlacht, mit seinem damaligen Regiment eine Horde jener Soldaten eingekesselt hatte, die einfach nicht tot bleiben wollten. Du weißt schon, die ersten Walkin‘ Dead, die die Welt damals zu sehen gekriegt hat! War auch ein schönes Stück Arbeit, die Mistdinger wieder zusammenzuschießen! Als Major Watton und seine paar Überlebenden jedenfalls hinterher in die nächste Siedlung zurück kamen, haben sie allen davon erzählt. Damals, so kurz nach Gettysburg, da gab‘s die Schweigepflicht noch nicht; die Texas Rangers waren ja auch noch gar nicht als Geheimpolizei eingesetzt worden. Das war laut dem ollen Watton das erste Mal, dass er es beobachten konnte.“
„Was beobachten?“
„Mein Püppchen, die Soldaten brauchen hohe Moral, um dem Feind zu begegnen. Die Menschen brauchen Mut, um dem Reckoning zu trotzen! Das ist nicht nur blosse Psycho-Lologie, das ist vielmehr … ich kann das nicht gut erklären. … Guter, alter Major Watton. Ist kurz darauf versetzt worden, und in dem Winter an der Mason-Dixon-Line erschossen worden, Gott hab‘ ihn selig. Aber er schwor darauf, dass seine Beobachtung stimmt. Ich glaube, der alte Knabe war damals einer der ersten, der dahinter gekommen war, so kurz nach dem Reckoning!“
Luca nimmt May B.s Gesicht zwischen die Hände, und küsst sie leidenschaftlich. Sie küsst zurück, obwohl sein Atem unangenehm stark nach Schnaps schmeckt.
Dann macht sie sich wieder los von ihm, und sieht ihn streng an: „Warum machst Du solch ein Geheimnis daraus? Warum kneifst Du selber immerzu im letzten Moment, statt Dich namentlich nennen zu lassen? Ich denke, Du willst nichts so sehr, wie Dir hier draußen im Westen einen Namen zu machen als Gunfighter!“
Byrd schaut liebestrunken die Hexe an, und murmelt, „Das müsstest Du doch am besten wissen! Black River, der Court, die Ravenites, die Whateleys! Wir für unseren Teil forschen die Reckoners aus … und die Reckoners für ihren Teil forschen uns zurück aus!“
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Nachdem ich in der vorangegangenen Geschichte den Abenteuer-Generator verwendet habe, gibt‘s dieses Mal wieder ein ganz freies Abenteuer mit einer FlexTale-Queste. Dies wird zwangsläufig auch ein Meilenstein sein: Die Reckoners werden nun versuchen, direkt in die Geschehnisse einzugreifen, und möglicherweise werden nicht alle Wild Cards das überleben. Wie schon oben erwähnt: Spoiler-Alarm! Die bevorstehende Begegnung in diesem Abenteuer ist unausweichlich für die meisten erfolgreichen Aufgebote im Weird West. Wer vorhat, das Deadlands-Rollenspiel als Spieler zu erleben, sei hiermit gewarnt.
Soundtrack: Nick Cave and the Bad Seeds, Tupelo https://www.youtube.com/watch?v=JZOgp8CHQXQ
(„Distant thunder rumble / Distant thunder rumble / Rumble hungry like the beast / The beast it cometh, cometh down / The beast it cometh, cometh down / Oh, Tupelo bound“)
Unsere Helden haben jedenfalls seit gestern Nacht eine neue
Queste: Erfahren, was es mit dem Hufschlag um Mitternacht auf sich hat (Clue Target 0\3).
Am nächsten Tag haben Shadrack und John Bloody Knife wieder kühle Köpfe, und John verfolgt nicht mehr den Plan, das alte McGee-Haus direkt zu stürmen. Joseph Eyes-Like-Rain und Eagle Rock waren auch ganz klar gegen derart drastische Schachzüge. Nach gestern Nacht steht die Stimmung der Städter heute alldieweil sehr gegen die zurückgezogene Sippe von Geschäftemachern. In Verruf bringen konnten unsere Helden die Curwens und Whateleys also schon mal. Vielen Siedlern wird klar, dass sie gar nicht wissen, wer die neuen Bewohner des Herrenhauses sind; kaum jemand hat bewusst überhaupt bisher die Bekanntschaft mit jemandem des Namens Whateley gemacht. Im Claims Office und auf dem Town Square empört man sich über Ivor Curwens versuchte Teufelei.
Ganz Gomorra scheint heute fast unmerklich aufzuatmen, mancherorts sind die Städter geradezu beschwingt. Man sieht zwischendurch einträchtig spielende Kinder auf der Main Street, und Nachbarsleute vergessen ihre kleinlichen Zwistigkeiten. Die Geschichte vom Dragon‘s Nest Strike, wie die berühmte Chicagoer Sängerin sie letzte Nacht erzählt hat, ist in aller Munde.
Luca Byrd und Joycelyn Lancaster derweil haben beide ein merkwürdiges Gefühl, wie als wären sie innerlich aufgerüttelt, so als könnten sie den Nachhall des Donnergrollens gestern Nacht immer noch vernehmen.
Dieses Abenteuer wird sich um die schicksalhafte Intervention der Reckoners drehen, aber es ist nebenher Platz für weitere Handlungsstränge. Ich ermittle also einen zufälligen Abenteuereinstieg:
Plot Hook: Restore Something Broken.
Random Event: Technically Create social PCs.
Scene Complication: An NPC Acts Suddenly.
Teils ein bisschen schwer zu deuten. Auf technischem Wege sollen diesmal die Helden in sozialer Hinsicht erschaffen werden? Aber halt, wenn wir dabei ‚die Helden‘ ersetzen durch ‚die Heldengruppe‘, wird es schon schlüssig: Unsere Helden haben sich in Gomorra bisher ja keinen Namen gemacht; sie sind bei Sweetrock, den Law Dogs, und sogar den Blackjacks weitgehend unter deren Radar geblieben. Niemand in der Siedlung kann sie so recht einordnen; sie scheinen wie irgendwelche Söldner eben, die neu in der Stadt sind. Das wird sich diesmal also ändern, und zwar auf technischem Wege — sagen wir, dank dem Mirakel des modernen Zeitungsdrucks! Wir schicken Starreporter Lacy o’Malley bei ihnen vorbei, im Auftrage des landesweit gelesenen Schundblattes, des Tombstone Epitaph! Das ist dann auch der NSC, der wie vorgegeben plötzlich agiert in der Einstiegsszene.
Was den Plot Hook betrifft, wird es ein besonderes Anliegen sein, die zerrüttete Psyche eines gewissen Jeff Hollins wieder herzustellen, aber davon später mehr.
Am nächsten Vormittag haben May B. und Joycelyn ihre ramponierten und verdreckten Kleider einer der Stadtfrauen zum Waschen und Nähen aufgeschwatzt, und sich zu einem der Zelte begeben, wo Badezuber mit heißem Wasser angeboten werden (fünf Cent für gebrauchtes Badewasser, 10 Cent für neues Badewasser). Joycelyn sitzt in dem Zuber und hat eine Weile ihre schwieligen Füße bejammert, und den Misstand beklagt, dass es kein richtiges Badehaus in der Stadt gibt, während May B. gedankenverloren die blonden Korkenzieherlocken der Sängerin kämmt und zu frisieren versucht.
„… und zwar ein Badehaus in einem Gebäude!“, sagt Joycelyn gerade, „und zwar einem Gebäude, das nicht nebenher auch ein Bordell ist, wie in so vielen anderen Grenzlandstädten! Ach, Chicago hat ja so viel zu bieten, womit Gomorra in den nächsten Dekaden noch nicht aufwarten können wird!“
Plötzlich hört Joycelyn Mays Stimme direkt an ihrem Ohr, als sie raunt, „Du musst nicht tun, was die anderen im Aufgebot sagen, Joycelyn! Halt‘ Dich weiterhin nur an mich. Hörst Du?“
Joycelyn sagt verwundert, „Wegen gestern? Aber wir mussten ja die Allgemeinheit hinter uns bringen! Und das hat doch bestens geklappt!“
„Du brauchst nicht darauf zu hören, was Luca Byrd und Rex Shadrack sagen. Du gehörst zu mir, Joycelyn.“
Aus irgendeinem Grund muss die Sängerin schaudern, May B. klang ganz so, als hätte sie eigentlich sagen wollen, „Du gehörst mir“. Sie sieht sich beklommen nach der anderen um, aber die hat sich wieder aufgerichtet und frisiert ganz ruhig weiter Joycelyns Locken.
„In der Mine ist irgendwas mit Dir geschehen, oder?“, raunt die Sängerin ängstlich, „Du hast so fiebrig Curwens Unterlagen durchsucht. ‚Obsessiv’ hat Rex gesagt. … Und jetzt dies …?“
„Besorg‘ Dich nicht, meine Liebe“, sagt die Hexe in gedämpfter Stimme.
„Mina Devlin … die Eisenbahn hat immer noch irgendwelche Macht über Dich, oder May B.?“, traut Joycelyn sich, zu fragen.
„Das sind meine Hexenkünste, Joycelyn. Ich kann nichts dagegen tun. Die Lehrmeisterinnen haben mich trainiert, ein Werkzeug des Reckoning zu sein. … Ich spüre, wie hier in Gomorra meine Macht stärker ist, oder an schrecklichen Orten wie dem Dragon‘s Nest Strike.“
„Und Du glaubst, langfristig wirst Du …“
„Ich kann ihre Mächte unbegrenzt lange gegen sie einsetzen, Joycelyn. Halt‘ Dich weiterhin nur an mich.“
Eine längere Pause entsteht.
Schließlich sagt Joycelyn kleinlaut, „Was glaubst Du denn, was als nächstes geschehen wird? Wir haben gestern die Stadt doch gerettet! Alle erzählen sich von unserem Abenteuer in der Mine …“
May B. flechtet die Hochsteckfrisur der anderen mit verbissener Gründlichkeit, „Was als nächstes geschehen wird? Wir werden vermutlich mächtig mit den Whateleys zusammenrasseln. Heißes Blei wird fliegen. Darum sage ich Dir ja, halt‘ Dich an mich. Vergiss‘ es nicht. … Wieso, Joycelyn, was denkst Du denn, was als nächstes geschehen wird?“
Die andere Frau zögert, dann sagt sie mit bebender Stimme, ganz gedämpft, „ich weiß nicht, was genau es sein wird, aber ich vermute, dass etwas ganz Schreckliches geschehen wird!“
Einen Moment ist es wieder still im Zelt. Dann ertönt plötzlich eine Stimme von der anderen Seite der Plane: „Sind die Damen da noch drin? Würden Sie sich bitt’schön sputen, gnädige Frauen? Wenn‘s beliebt, ich habe unbedingt mit Ihnen zu reden!“
☆
Luca Byrd sitzt mit einem schmutzigen Glas Milch an einem der Tische im leeren Fat Chance Saloon, mit einem von Marcus Perriwinkle ausgeliehenen Schraubenzieher, und bastelt an seiner goldenen Taschenuhr herum. Die kostbare, eingebaute Spieluhr leiert unmelodisch, wenn man den Uhrendeckel öffnet. Womöglich hat sie bei den Kämpfen in der Mine was abbekommen, ärgerlich. Leider ist Byrd kein großer Bastler, und obendrein hat er einen ziemlichen Kater von letzter Nacht ...
„Na, und da ist ja auch Mister Byrd, nicht wahr! Dann wären wir alle komplett!“, sagt eine freudige Stimme, als sich mehrere Personen durch den morgendlichen Schankraum nähern.
Luca schaut auf: Es sind Rex, May B., Joycelyn, und John, in Begleitung eines untersetzten, etwas mondgesichtigen Mannes mit blonder Pomadenfrisur und gewinnendem Lächeln. Er trägt einen Anzug wie ein Greenhorn. Man hört ihm einen leichten, irischen Akzent an.
Byrd wechselt einen Blick mit May B., die diesen erwidert, und dann etwas betreten auf ihre Stiefel schaut, als sei zwischen ihnen beiden letzte Nacht nichts gewesen. Der Gunslinger schaut kurz etwas säuerlich drein, ganz entgegen seiner sonstigen Art. Bei Morgengrauen ist die Behexung endlich von ihm abgefallen. Das Wissen, von seiner Kameradin ausgehorcht worden zu sein, macht seine heutige Katerstimmung auch nicht grade besser.
„Wir setzen uns mal, ja?“, sagt der quirlige Pomadierte mit dem Zahnpasta-Grinsen, und ruft herüber zur Bar, „wenn das mal nicht der gute, alte Charlie Landers ist! Ist der Kaffee, den Du braust, bei Gott immer noch so beschissen, Charlie?“
Charlie Landers‘ grimmige Visage erscheint hinter der Theke, und er knurrt, „Worauf Du einen lassen kannst, o‘Malley! Um kein verdammtes Jota besser geworden seit Deinem letzten Herumschnüffeln!“
„Na, dann nehmen wir doch bitte alle einen! Hier rüber, an Mister Byrds Tisch, ja?“, ruft dieser o‘Malley fröhlich.
Byrd muss kichern, und kommentiert, „und das obwohl ich ja nicht mal mein Glas Milch ausgetrunken habe!“
Der Pomadierte versetzt, „Nanu, Sie trinken Milch, in einem Saloon in Gomorra, Sir? Darf man fragen, ob Sie wohl lebensmüde sind? Was ist mit Ihrer Reputation als Revolvermann?“
Byrd zuckt gelassen die Schultern, „Och, mich wird schon keiner auslachen. Wir sind die Helden dieser schönen Stadt, müssen Sie wissen, Mister!“
„Ja“, nickt o‘Malley enthusiastisch, „ja, gewiss! Ich hörte schon davon, als ich aus meiner Stagecoach gepurzelt bin vorhin! Sieht so aus, als würde mein geplantes Interview zum Orkan in Kansas vergangenen Sommer jetzt ein Interview zum Thema Dragon‘s Nest Strike werden!“
☆
Es stellt sich also heraus, dass Lacy o‘Malley für den berüchtigten Tombstone Epitaph schreibt, jener Sensationszeitung, die auch Shadrack mit Interesse verfolgt, weil sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, ungeschönt über die Schrecknisse und Sensationen hier draußen im Westen zu berichten. Der Journalist hat lose Verbindungen nach Gomorra, und hat vergangenen Sommer gehört, dass vier Eisenbahnsöldner jüngst zusammen mit dem umjubelten Junkyarder Blutsport-Champion der letzten Saison hierher nach Kalifornien gekommen seien. Sie sollen Zeugen der Orkankatastrophe in Kansas gewesen sein, und zwar nachdem sie dem Outlaw Marlon Varville das Handwerk gelegt haben. Als Reporter o‘Malley jedoch heute in Gomorra eintraf, hörte er die noch viel spektakulärere Story, die sich gestern hier zugetragen haben soll, von welcher die Siedler ihm erzählt haben. Nun will er alles im Tombstone Epitaph abdrucken!
Das Aufgebot redet leise unter sich, während o’Malley an der Theke mit Charlie Landers plaudert. Rex Shadrack will natürlich anfänglich nichts von dem allen wissen, und dann will er immerhin darauf bestehen, dass die Namen unserer Helden nicht abgedruckt würden. Immerhin ist man unter anderem deswegen hierher gekommen, damit die vielen Feinde, mit denen man sich Mitte des Jahres angelegt hatte, einen wieder aus den Augen verlieren würden! Allen voran der Royal Court! Das Aufgebot hatte ja Glück im Unglück, dass die einzige Court-Agentin, die bisher in der Stadt ist, die Kentrall, nicht wegen ihnen hier ist — jetzt sollten sie ihr Glück nicht überreizen. Der Tombstone Epitaph hat zwar bei den reputierlichen Leuten nur einen Ruf als Schmierblatt, und längst nicht jeder glaubt das, was in dieser Zeitung steht, aber dennoch wird er ja auf dem ganzen Kontinent gelesen!
Als Lacy o‘Malley zurückkehrt an den Tisch, und Shadrack bedauernd seine Bedenken geäußert hat, ist der Reporter alldieweil sofort mit einer Ausweichlösung zur Hand, „nichts leichter als das“, sagt er freudig, „wir führen Ihre ungenannten Verfolger auf eine falsche Fährte! Sie seien schlicht auf Durchreise durch Gomorra gewesen, schreibe ich; zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seien Sie bereits weit draußen im unbezähmbaren Great Maze ...! Sagen wir mal, Manitou Bluff oder Lynchburg. Oder, noch schöner: Schnurstracks weitergereist nach Kolumbien, wo Sie eine hübsche Plantage übernehmen werden! Ich veröffentliche sogar eine falsche Adresse!“
Byrd lacht sich ins Fäustchen, „dann müssten unsere ungenannten Verfolger erstmal eine Expedition nach Südamerika unternehmen, um uns zu stellen. Na, da würd‘ ich aber zu gern die langen Gesichter sehen!“
Damit ist die Sache abgemacht. Den Rest des Tages verbringen unsere Helden damit, Mister o‘Malley alles zu erzählen, was sich gestern zugetragen hat. Wie immer beschönigt natürlich: Von May B.s und Shadracks arkanen Kräften beispielsweise muss schließlich niemand was wissen, und auch der Court und die Kentrall werden nicht genannt.
Lacy o‘Malleys Profil (für das spätere Jahr 1884) steht im Weird West Companion. Ich verwende für meine Kampagne in 1876 diese abgespeckte Version:
🌵Lacy o’Malley
Attributes: Agility d8, Smarts d10, Spirit d8, Strength d6, Vigor d6
Skills: Academics d8, Athletics d6, Common Knowledge d10, Fighting d4, Intimidation d6, Notice d6, Occult d8, Persuasion d8, Research d10, Shooting d6, Stealth d6, Survival d4, Taunt d8, Trade (Journalism) d8
Pace: 6; Parry: 4; Toughness: 6
Hindrances: Curious, Heroic, Quirk (Minor: Greenhorn)
Edges: Charismatic, Great Luck, Guts, Investigator, Streetwise, Strong Willed
Gear: Derringer (Range 3/6/12, Damage 2d4, RoF 1), fancy suit, pencil, notepad.
Schalter:
Als dann machen wir einen GM Move, und bekommen: Reveal a new Detail. Daraus machen wir:
Charlie Landers wird nicht umsonst als ‚die Ohren und Augen der Stadt‘ bezeichnet; er hat bereits einen der Whateleys selbst gesehen, und hier drin bewirtet. May B. bekommt dies zu Ohren, als sie das Tablett mit dem Mittagessen am Tresen abholt, zur Lunchzeit, als der Saloon brechend voll ist.
„Was hat er denn bestellt?!“, fragt sie konfus.
„Branntwein. Hat ihm nicht geschmeckt. Hätte fast vor meinen Tresen gebrochen, so wie er drein geguckt hat.“
„Wie heißt der Mann!“, verlangt May B. zu wissen.
„Jebediah Whateley“, muffelt Landers, „das ist wohl derjenige, der die ganzen offiziellen Papiere zusammenhält und die Kaufverträge unterschreibt und sowas. Aber den sieht man nur im Claims Office, wenn er gerade ein Geschäft abschließt! Sie brauchen nicht zu glauben, dass Sie einfach einen Termin mit dem zu machen brauchen, und schwuppdiwupp in deren Villa rein gelassen werden! Sie kommen nicht mal durch das dämliche Eisentor, geschweige denn durch die kreuzdämliche Haustür.“
„Ja, das haben wir auch schon festgestellt“, knurrt die Hexe, „Jebediah Whateley, ja? Hochinteressant, danke!“
Aber ist das der erste Clue für die Queste? Nein, sagt der W20-Wurf auf der FlexTale-Tabelle. So sehr scheint dieser Fremde nun doch wieder nicht die Schlüsselfigur bei dem Ganzen zu sein.
In dieser Nacht sind die Wild Cards noch lange auf den Beinen. John Bloody Knife brütet mit seinen Mitstreitern Eagle Rock, Tioga Joe und Little Running Bear grimmig über möglichen Schlachtplänen. Erst einmal müssten die Sioux das Herrenhaus jedoch gründlicher ausspionieren. Wenn die Whateleys hier nur halb so gefährlich sind wie der Riese Zachhariah Whateley im Junkyard, dann wird man einfach zu viele Krieger verlieren bei einem offenen Kampf. John beginnt zu befürchten, dass sein ursprüngliches Ansinnen, nämlich ein Frontalangriff auf die Villa, immer mehr in die Ferne zu rücken scheint, je länger über dem Vorgehen gegrübelt wird. Es gibt einfach zu viele Unwägbarkeiten!
Joycelyn kann ihren heutigen Auftritt im Old Moon Saloon unmöglich absagen, auch, wenn ihr wenig danach zumute ist. Lacy o’Malley wiederum ist ganz erpicht darauf, die Darbietung zu sehen, er hat natürlich von Joycelyn gehört, schon in seinem heimischen New York. May B. will eigentlich die anderen hinüber zum Whateley-Haus begleiten, aber noch dringlicher will sie heute ihre Joycelyn nicht aus den Augen lassen. Also geht sie mit rüber in den Old Moon Saloon. Sie fragt sich, ob Rex und Joycelyn womöglich Recht hatten, und es eine Obsession ist, die sie gegenüber der Sängerin fühlt. Auf jeden Fall verhält sie sich im Verlauf des Abends ziemlich besitzergreifend ihr gegenüber, obwohl sie es eigentlich gar nicht vorhat.
Rex und Luca gehen rüber zum dunklen Elephant Hill, und suchen sich eine unauffällige Straßenecke, von wo sie das alte McGee-Haus observieren können. Weiterhin sind dort alle Fenster verschlossen, und niemand kommt und geht dort. Die beiden Revolverhelden finden das zunehmend enervierend, während sie schweigsam auf ihrem Beobachtungsposten verharren.
☆
Als es Mitternacht schlägt vom fernen Missionshaus her, draußen in der Prärie, wird es Zeit für den zweiten nächtlichen Furcht-Wurf … denn das Hufdonnern setzt wieder ein. Vom wolkenverhangenen Horizont her schallt es deutlich hörbar durch die Straßen, durch das Indianerlager, und durch den gefüllten Old Moon Saloon!
Diesmal schafft nur Joycelyn den Wurf nicht, sie bricht mitten im Ton ab in ihrem Refrain und lauscht erbleichend, mit offenem Mund. (Das macht nichts mehr, denn sie und Byrd sind ja seit letzter Nacht sowieso bereits Marked!) Witzigerweise hat der Hexslinger das höchste Wurfergebnis, er streicht gedankenverloren mit den Fingerspitzen über den abstrusen, dreiäugigen Totenschädel, den er seit dem einen Minenbesuch in einer Umhängetasche bei sich trägt, als skurriler Glücksbringer, und fühlt sich richtiggehend gelassen.
Aus dem Schlaf aufgeschreckte Städter laufen aus ihren Häusern und Zelten und spähen zur nächtlichen Stadtgrenze, ob es womöglich eine Stampede gibt und trampelnde Rinder sich nähern. Aber da ist nichts …
Ich würfle der Neugier halber für dieses Erlebnis auf der FlexTale-Tabelle, aber der entdeckte Umstand, dass das Donnern sich wiederholt, ist noch kein Clue laut dem W20-Resultat.
Aufgescheucht treffen auch die fünf Wild Cards sich in der Nähe des Elephant Hill in den nächtlichen Straßen. Alle haben ihre Waffen gezogen, und Luca leuchtet nervös mit seiner Laterne umher.
„Ich musste meinen Auftritt abbrechen! Ich habe noch nie einen Auftritt abgebrochen, nicht mehr seit dem Herumpfuschen von Ernest Amblin in der Big Barricade Bar!“, keucht Joycelyn ganz außer sich, „was für eine Schande, alle sind sauer, der ganze Saloon ist in Aufruhr!“
Shadrack schnarrt, „und die Menge im Saloon, haben die das Donnern auch gehört?“
Joycelyn nickt aufgestört, „Ja doch, ja, das ist doch keine Einbildung, alle haben das gehört!“
„Es klang näher als gestern Nacht …“, sagt May B. benommen.
John fletscht die Zähne: „Wir müssen den Whateley-Zauberern das Handwerk legen!“
Rex entgegnet hektisch, „Das sind möglicherweise gar nicht die Whateleys! Und es ist auch nicht das Ding aus Cynder, was Curwen der Idiot gestern zu beschwören versucht hat, denn dem haben wir ja rechtzeitig die Verbindung gekappt!“
John giftet, „Die Whateleys nicht?! Wie willst Du da sicher sein, dummer, verfackter, weißer Mann!“
Byrd nickt alarmiert, „Stimmt, wir sollten das besser klären. Wie heißt noch gleich der Kerl, von dem Landers Dir erzählt hat, May B.?“
Sie antwortet, „Jebediah Whateley! Ja, wir müssten den nur rauslocken! Ich hörte, er macht gerne Geschäfte!“
☆
Ich mache einen GM Move, und diesmal wird es, Advance a Plot. Unsere Helden müssen also nicht allzu viel tun, die Handlung bewegt sich von selber voran! Und zwar dann so:
Am nächsten Morgen treffen die Wild Cards sich in der Frühe wieder, auf halbem Wege zwischen Stadtgrenze und Indianerlager. Es ist ein diesiger Herbstmorgen. Shadrack bildet sich ein, das alte McGee-Haus am Elephant Hill würde irgendwie besonders deutlich aus dem Dunst hervorstechen, als seien von dort Augenpaare auf ihr Treffen gerichtet, und er schaudert leicht. Alle sind ordentlich übernächtigt, sie sind gestern ja erst spät zu Bett, und an festen Schlaf war nicht zu denken.
Sie machen einen Schlachtplan: May B. will, so lange noch der Morgendunst anhält, fliegend über das Dach ins Whateley-Herrenhaus eindringen, und dort drinnen herumschnüffeln. Shadrack wiederum will das auf keinen Fall erlauben, denn wenn man sie dabei gefangen nimmt, würde sie nur ein Druckmittel sein für die Whateleys gegen das restliche Aufgebot.
Alle debattieren eine Weile hin und her, und raunzen sich dann gegenseitig ziemlich heftig an. Schließlich bricht Joycelyn in Tränen aus: „Ich habe Angst! Was auch immer dieses Geräusch macht, das könnte uns noch kriegen; wir müssen weg aus Gomorra, weg aus Kalifornien! Ich will hier weg!“
May B. nimmt sie tröstend in die Arme, und funkelt dabei Rex und John wütend an, in ihrem Blick steht, ‚seht Ihr, was Ihr angerichtet habt!‘
Alle sind total runter mit den gottverdammten Nerven.
Am Ende entschließen die fünf sich, in der Stadt so lange das Whateley-Haus und das Claims Office zu belauern, bis endlich einer von dem Klüngel sich zeigt, oder zumindest einer ihrer Hausdiener, die müssen schließlich auch mal einkaufen, Brunnenwasser holen, sich mit Handelspartnern vernetzen, und so weiter!
☆
Kaum sind die Wild Cards in der Stadt, da springt jedoch May B. ein hageres Gesicht ins Auge, das genau auf die Beschreibung passt, die Landers ihr gestern im Saloon gegeben hat: Jebediah Whateley steht höchstpersönlich im Eingang des Geschäftszelts des Bestatters am Elephant Hill, und spricht ganz gelassen mit dem Totengräber Silas Peacock!
Ohne den Blick abzuwenden verkrallt sie aufgeregt ihre eine Hand in Byrds Mantelärmel. Der Gunslinger folgt ihrem Blick.
Mister Whateley wirkt manierlich und kultiviert, ein sehr gestrenger Herr. Er würde besser an die Ostküste passen als hierhin. Die Wild Cards bauen sich schweigend vor dem Totengräber-Zelt auf und mustern ihn.
„Geduld! Sie sind als nächste dran“, sagt der freudlose alte Betreiber Silas Peacock, und gibt dann ein leises Glucksen von sich, als hätte er einen doppeldeutigen Scherz gemacht.
„Wir wollen gar nicht zu Ihnen“, sagt May B. herausfordernd, „wir wollen zu dem da! Ey, Mister Whateley! Suchen Sie etwa schon mal einen Sarg für Howard Findley aus?“
Der strenge, hochgewachsene Herr mit den silbrigen Haaren mustert sie beiläufig, und kommentiert dann, „ich habe einen Angehörigen zu beklagen, Miss. Der Treck hierher war sehr entbehrungsreich.“
„Oh, mein Beileid … Jebediah Whateley!“, zischt die Hexe sarkastisch.
Der Angesprochene tritt mit gerümpfter Nase ins Freie, und taxiert seine Gegenüber, „wie kommen Sie überhaupt auf Howard Findley, Miss?“
„Das ist der große Obermufti in dieser Stadt! Und den will ihr Clan von seinem Thron stoßen, als der größte Geldsack weit und breit, hab‘ ich gehört!“
„Da haben Sie sich verhört“, versetzt Whateley gelangweilt, „ich plane nichts dergleichen. Ich freue mich sehr darauf, mit Mister Findley und der Sweetrock zu handeln. Konkurrenz belebt ja das Geschäft.“
John starrt den Fremden an und umfasst sein Kriegsbeil mit beiden Händen so kräftig, dass seine Fingerknöchel deutlich hervortreten.
„Wir wären dann ohnehin gerade fertig, nicht wahr, Silas?“, fragt Jebediah Whateley ruhig ins Innere des Zeltes, wendet sich zum Gehen, und sagt dann etwas angewidert zu den Wild Cards, „guten Tag, die Herrschaften.“
„Wissen Sie, wer wir sind?“, zischt May B. zornig.
„Aber natürlich weiß ich das. Sie fünf sind die Herrschaften, die vorgestern Nacht meinem Hause so übel nachgeredet haben. Nun, Sie werden nicht mehr lange meine Laune verschlechtern können … oder sollten Ihnen die nächtlichen Geräusche verborgen geblieben sein? Klingt in Ohren von unsereinem wie fernes Hufgetrappel. Es war recht laut, gestern, zu Mitternacht.“
Shadrack fletscht die Zähne und streicht mit den behandschuhten Fingern bedrohlich über seinen Mantel, wo die Holster sitzen, „Whateley! Was wissen Sie darüber?“
Der ältere Herr entgegnet, „Sie scheinen das Augenmerk von etwas auf sich gezogen zu haben, Herrschaften! Etwas schwer Beschreiblichem, das den Akademiker nur an die Iliad-Überlieferung denken lässt, da die Moderne keine angemessenen Worte dafür hervorgebracht hat! Das, was Sie zu verfolgen begonnen hat, mag nämlich vergleichbar sein mit den Scheußlichkeiten, mit welchen Sterbliche im antiken Griechenland zu rechnen hatten. Jene Sterbliche, die den Zorn des Erebus auf sich gezogen hatten: Dem Erscheinen der Eumeniden! ‚Hass trieft von ihren Augen‘, heißt es in der Überlieferung, ist es nicht so. Ich nehme deswegen einmal an, mein heutiges erstes Zusammentreffen mit Ihnen, Herrschaften, ist gleichzeitig auch mein letztes — also sollte ich mich wohl höflichst verabschieden.“
May B. faucht, leicht perplex, „Was reden Sie da für einen Mist? Haben Sie ein Wörterbuch verschluckt?!“
Shadrack sagt, in gedämpfter Stimme, „Aber das Pantheon des antiken Griechenlandes ist hier überhaupt nicht am Werke, Mister Whateley, und der Erebus war auch nicht das Reich, zu dem hier jüngst Kontakt gemacht wurde. Ihre Gruppe, so hörten wir, hat sich viel mehr für einen Ort namens Cynder interessiert, die Deadlands! Sie sitzen hier reichlich in der Klemme, alter Knabe, wir sind deutlich in der Überzahl! Spucken Sie‘s aus, was für Entitäten Sie hier vermuten!“
Jebediah Whateley unterdrückt ein leises Lachen. Dann antwortet er, „Wie Sie meinen, Mister Shadrack. Aber der Erebus ist ebenso ein Wort für die Deadlands. Dessen Heerscharen haben sich allerdings wohl verändert, seit den alten Tagen der Iliad-Überlieferung … Aber das ist jetzt unerheblich! Sie haben noch drei Nächte. Dienstag Nacht habe ich Sie und Ihre jämmerliche Rufmordkampagne vom Halse, dann treffen die eumenidischen Mächte hier endgültig ein. Und Hass wird von ihren Augen triefen.“
Damit wendet er sich ab und geht.
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Eumenidische Mächte! Ist dies endlich ein Hinweis für unsere laufende Queste? Ich würfle auf der Clue-Tabelle, und die sagt diesmal, ja. Egal, wie abstrakt dieser Vergleich sein mag, er ist der erste Clue für unsere
Queste: Erfahren, was es mit dem Hufschlag um Mitternacht auf sich hat (Clue Target 1\3).
Die fünf wechseln angespannte Blicke. Zu versuchen, diesen Jebediah Whateley gefangen zu nehmen, wäre jetzt einfach genug …! Aber es ist Tag und die Straßen sind belebt, und Bestatter Silas Peacock scheint seinerseits recht aufmerksam, es könnte also jemand dazwischen gehen, oder die Law Dogs rufen.
Unsere Helden werden sich dann wohl an einer Recherche versuchen müssen. In das Whateley-Haus wurde bestimmt einiges an alten Okkultbüchern hinein gestopft, wenn sie wirklich Hexer sind, wie John vermutet. Wahrscheinlich ist einiges mehr dort zu finden als das, was Jebediah Whateley gerade angedeutet hat. Aber die Möglichkeit, dort Zugang gewährt zu bekommen, ist soeben endgültig auf null gesunken, würde ich sagen! Wo könnten wir noch suchen? Das Collegium hortet sicher ebenfalls große Mengen an Büchern in ihrem Forschungszentrum, aber die werden sich sehr wahrscheinlich kaum mit Okkultismus beschäftigen. Eine Leihbibliothek wurde in Gomorra noch nicht gebaut, an sowas ist noch lange Zeit nicht zu denken. Bleibt noch Lacy o‘Malley! Der ist noch nicht wieder abgereist, und er ist ein Quell von abergläubischen Gerüchten, immerhin arbeitet er für jene Zeitung, die sich vornehmlich damit beschäftigt.
Ich mache vorerst aber mal einen GM Move, und erhalte, An NPC Takes Action. Das ist gut! Dann gehen wir jetzt über zum eingangs erwürfelten Plot Hook: Restore Something Broken. Da das ja der Abenteueraufhänger ist, müssen wir die Wild Cards auch nicht extra schuften lassen für die Informationen, die es hier zu holen gibt, durch Skill-Würfe und so weiter, die kommen an dieser Stelle von selber zu ihnen.
„Howdy, Leute! He Sie da, der Kerl ganz in weiß! Können wir Sie um was bitten?“, macht eine heisere Stimme von der Seite.
Die Wild Cards wenden sich um. Drei recht abgerissene, verlottert aussehende Vietreiber sind angelatscht gekommen, und sehen sie interessiert an.
„Ja, Sie. Mister Luca Byrd, nicht? Würden Sie was für uns tun, Sir?“
„Aber … aber gewiss doch …! Wie kann man behilflich sein?“, fragt der Angesprochene.
Einer der Cowboys sagt, „Sie sind doch gestern im Saloon mit so einer ganz bestimmten goldenen Taschenuhr gesehen worden. Mit einer Spieluhr drin! Könnten wir die Ihnen wohl abkaufen, Sir?“
„Neeein, das reizende Tick-Tack-Teil ist leider unverkäuflich, die Herren. Gewissermaßen sowieso nur eine Dauerleihgabe an mich! Aber kommen Sie, ich führe Sie zu Sam‘s General Store, da gibt‘s die schönsten Zeitmessgeräte weit und breit! Was Wunder, denn es ist ja auch der einzige richtige Kaufladen weit und breit, aber das nur am Rande. Die Auswahl ist wirklich sehr erlesen.“
Einer der anderen Cowboys knurrt, „Ja ja, aber wir brauchen nun mal genau diese Taschenuhr, die Sie da haben!“
Plötzlich wird die Stimmung angespannt. Irgendwas geht hier vor! In den Blicken der drei Viehtreiber liegt plötzlich deutlich Nervosität.
Byrd spuckt in den Staub, und mustert die Neuankömmlinge genauer, sein Blick ist nicht unfreundlich, aber nun abweisend.
„Was wollen Sie denn mit seiner blöden Uhr?“, fragt May B., „so viel wert kann das Scheißding doch nicht sein! Die schleppt er schon mit sich rum seit ich ihn kenne, und all seine Habe ist abgeschrabbelt und mittelmäßig!“
Einer der Cowboys wiegelt ab, „Ein Kerl am anderen Ende der Stadt hat gesagt, wir sollen das Teil besorgen. Hat uns einen schönen Beutel Silberdollars dafür geboten! Kann doch nicht so schwer sein, Sie zu überzeugen, sich von dem alten Ding zu trennen, Mister Byrd! Nach den Geschichten über Sie fünfe haben Sie doch das Wohl der Städter im Sinn, oder? Na, wir sind ein paar Städter, denen Sie jetzt echt helfen können damit!“
„Ach Du liebes Lieschen!“, sagt Byrd, „was für ein Kerl, Freunde? Etwa ganz zufällig so einer in meinem Alter, so mit Südstaaten-Schnauze?“
Einer der Cowboys grunzt, „Ein Zunftsgenosse von uns, mit Lasso und Reitsporen! Scheint gerade tagelang auf den Trails geritten zu sein. Riecht auch ornt‘lich nach Kuhscheiße. Er hat gesagt, wir soll‘n für ihn die verdammte Uhr hol‘n.“
Joycelyn fragt hochnäsig, „Und wenn er als nächstes sagt, Sie sollen je einen Pferdeapfel verspeisen, die Herren, machen Sie das dann auch?“
Die Mienen der drei Cowboys verdüstern sich, aber nun ist klar zu sehen, dass sie eigentlich hier sind, weil sie Angst haben. Die überwiegt noch ihren Bock auf den versprochenen Beutel Silberdollars.
„Unter Cowboys hilft man sich natürlich, Ma‘am“, sagt der eine ausweichend, aber etwas schwach.
„Wo ist unser gemeinsamer Compadre denn jetzt?“, fragt Byrd, „ich rede selber mit dem Manne.“
„Machen Sie keinen Scheiß, Mister Byrd, der geht hin und zieht einem das Fell über die Ohren, so wie der drein guckt!“, murmelt der eine Viehtreiber verhalten.
„Aber die Uhr bleibt hier“, sagt ein anderer der drei, „die kriegen bittesehr wir.“
„Ja aber teufelnocheins“, sagt Byrd verblüfft, „ich dachte, der Compadre will die haben?“
Die drei schütteln entschieden die Köpfe, „nee, Pardner! Wir sollen die weg schaffen!“
„Gottverdammt, Luca, das ist dieser Texas Ranger von neulich!“, sagt May.
„Ich glaube nicht, dass er jetzt noch ein Texas Ranger ist …“, entgegnet Byrd gedankenverloren.
☆
Es ist immer noch grau und diesig. Am Stadtrand sitzt eine einsame Gestalt auf einem grasenden Gaul und schaut Richtung Gomorra. Kein Wunder, dass er sich bisher nicht in die Siedlung hinein traut, denn er stinkt einen Kilometer weit gegen den Wind, nach Kadaver. Er kauert völlig reglos in seinem Sattel. Die vier anderen Wild Cards bleiben schweigend zurück, aber die Hände auf ihren Waffen, während Mister Byrd sich von der Gruppe löst, und allein auf den Reiter zu geht. Er hat den beigen Staubmantel zurückgeschlagen, um jederzeit an seine Pistolen zu kommen. Nur für den Fall.
Soundtrack: The Ventures, (Ghost) Riders in the Sky
https://www.youtube.com/watch?v=ifGA6APmFng
(Oder dieses hier, https://www.youtube.com/watch?v=SPbjAExm6A4)
„Howdy, Mister Byrd“, krächzt die trockene Kehle des Mannes.
„Howdy, Pardner … mit wem habe ich denn das Vergnügen?“
„Na, ist das denn die rechte Art, so einen einstigen konföderierten Waffenbruder zu begrüßen?“, fragt der andere. Seine Stimme klingt fürchterlich kaputt, als hätte er wochenlang nicht geredet — und tagelang nichts getrunken.
„Komisch“, sagt Byrd halblaut, „das Wort ‚Waffenbruder‘ fanden wir früher immer besonders affig. Und die Konföderation fanden wir am End‘ ganz schön scheiße.“
„Ich bin nur nostalgisch, Waffenbruder“, krächzt der andere Mann.
„Vor allem bist Du nicht mehr Jeff Hollins“, stellt Byrd fest, und er erschaudert.
Wir lassen ihn mal gegen Nausea würfeln, das Gefühl, einem Verstorbenen gegenüber zu stehen, aus dessen Augen nun außerdem irgendjemand anderer blickt, ist äußerst verstörend! Er widersteht jedoch, sogar mit Raise.
„Wie soll ich Dich nennen, Fremder?“, fragt Byrd, „Jeff kommt mir jetzt nicht mehr angebracht vor!“
„Jeff Hollins …“, kommt die Antwort, marionettenhaft.
„Hörst Du schlecht? Präriestaub in den Ohren …?“
„Jeffrey wurde zeitlebens gerne als Jeff angeredet.“
„Ich nenne Dich jetzt ‚Hollin‘s Manitou‘.“
Das bleiche Gesicht schaut ausdruckslos.
„Und die willst Du wohl haben, was?“, fragt Byrd und zieht die goldene Taschenuhr aus der Weste, lässt sie an der Goldkette von seinen Fingern baumeln.
„Einen Teufel will ich tun. Geh‘ mir weg mit dem Mistding!“, knurrt der Fremde.
„Wie kommst Du hierher?“, fragt Byrd, während er seine Uhr wieder einsteckt, „der arme Zossen auf dem Du da hockst sieht nicht gut aus? Bist Du wohl den ganzen Weg von Lost Angels da drauf gesessen?“
„Der macht‘s nicht mehr lange“, krächzt der Reiter, „aber wir sind jetzt auch am Ziel. Die Herde, mit der ich kam, wollte hier hin. Genau hier hin, nach Gomorra.“
„Herde! Was für eine Herde?“, fragt Byrd alarmiert.
„Ich bin der Gespensterherde die im Nachthimmel galoppiert einfach gefolgt“, sagt der Viehtreiber rätselhaft, „ich habe schwer versucht, diese Herde einzuholen, aber ich war nie schnell genug. Sie rennt, als sei sie des Teufels eigene Herde. Aber schließlich hat sie mich hierher zurück geführt. Hierhin, wo auch Du bist, und Deine Freunde ...“
„Du kriegst uns nicht, Kerl! Wir sind viel mehr als Du. Und außerdem steht die halbe Stadt gerade hinter uns.“
„Die halbe Stadt …? Ja … mir war so, als ob es hier anders aussieht als letztes Mal. Dann stimmt es wohl. Nun, es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis es hier wieder angenehmer wird.“
„Ach, Du hohle Nuss, Du würdest wahrscheinlich gar nicht versuchen, mich umzupusten. Wenn’s hart auf hart kommt, würdest Du doch zögern! Jeff ist doch sicher irgendwo da noch mit drinnen. Der erlaubt das nicht. Im letzten Moment kneifst Du, und reitest brav zurück nach Lost Angels!“
„Ich muss ja gar nicht selber schießen, Kamerad. Die Gespensterherde wird bald auftauchen, und Ihr seid deren Ziel. Ich muss gar nicht selbst zu Werke gehen, ich brauche nur zuzusehen und abzuwarten. Zuzusehen, wie alles geschieht. Die Stadt wird zertrampelt. Was übrig bleibt, wird sich sehr fürchten. Schade beinahe, ich wollte Dir gerne selbst das Lichtlein ausblasen.“
„Diese Gespenster … kommen aus der City o‘ Lost Angels?!“
„Nein, Kamerad. Jeffrey Hollins ist nicht ganz bis nach Lost Angels gekommen. Ich habe vorher gewonnen. Die Teufelsherde kommt direkt aus den Ewigen Jagdgründen.“
„Und was solltest Du davon haben, wenn ich und mein Aufgebot abkratzen?“
„Wenn Du endlich vernichtet bist, bin ich frei für neue Vorhaben. Ich habe sozusagen eine Liste, und auf der stehst Du ganz oben. Habe es mir nicht selbst so ausgesucht. Wenn Du erst einmal vernichtet bist, kann ich weg von Gomorra; in Gomorra wird sich sowieso alsbald von selbst alles regeln. Ich kann dann beispielsweise zurück in die Konföderation, und dort weiteres, rotes Blut vergießen. Das würde mir gefallen.“
Oho, sehr interessant, Hollins‘ Manitou. Daraufhin würfeln wir erneut auf der Clue-Tabelle. Erneut ein Erfolg: Dies ist bereits der zweite Clue für die
Queste: Erfahren, was es mit dem Hufschlag um Mitternacht auf sich hat (Clue Target 2\3).
„Du willst Dich also nicht mit mir schießen, haben meine Lauschlappen das richtig gehört?“, fragt Byrd.
„Ich sehe einfach zu, wie die Geisterherde herab kommt und Euch zu Brei zerstampft. Schade um den schönen Kill; Du wärst ein schöner Kill für mich gewesen“, krächzt Hollins‘ Manitou, recht teilnahmslos.
„Dann geh‘ ich jetzt mal wieder …“, sagt Byrd, und tippt sich sarkastisch an die Hutkrempe.
„Ich behalte Euch genau im Blick“, stellt der lebende Leichnam fest.
☆
Dann haben wir noch den Ansatzpunkt mit Lacy o’Malley. Der ist natürlich im Red Hill Hotel eingemietet wie unsere Helden. Er hat mittlerweile fertig gepackt für seine Rückreise nach Tombstone, Arizona. Natürlich ist die Anbindung mit Stagecoaches hier draußen im Nirgendwo alles andere als gut; eine konkrete Rückreisemöglichkeit muss sich erst noch ergeben für unseren rasenden Reporter. Er ist guter Dinge und klappert bereits emsig auf seiner Schreibmaschine herum, als die Wild Cards ihn antreffen. Sie sind ebenfalls alle bereits abmarschbereit.
„Nanu, Sie sehen mir ja so aus, als seien Sie munter in Aufbruchsstimmung!“, wundert sich o‘Malley, „wohin denn des Wegs?“
Shadrack zuckt die Schultern, und sagt knapp, „wir können nicht in der Stadt bleiben. Bis Mittwoch müssen wir wohl untertauchen.“
„Haben Sie etwa den nächsten Schachzug der Whateleys zu fürchten, Herrschaften? Sollten wir dann nicht lieber stante pede zu Sheriff Coleman gehen und Ihnen Personenschutz organisieren?!“
„Könnte schon sein, dass solcher Personenschutz dann nur mit unter die Hufe kommt, Mister o‘Malley“, sagt May B. nervös, „kann schon mal was kaputt gehen bei ‘ner Stampede!“
„Wie beliebt? Ich verstehe nicht ganz, eine Stampede kann man ja nicht vorher erahnen, und wenn man es könnte, könnte man sie doch vermeiden!“
„Diese nicht“, sagt John Bloody Knife finster.
Die Wild Cards berichten dem Reporter also was sie heute Vormittag zusammengetragen haben, von Rachegeistern des Erebus und von einer Gespensterherde im Nachthimmel.
Der Zeitungsschnüffler hat derartige Legenden womöglich schon gehört, und ich würfle dafür auf der Clue-Tabelle, und siehe da:
„… Diesen Frühling habe ich eine Reihe von Augenzeugenberichten in New Mexico und Texas angehört. Eine Rinderherde, die aus dem Nichts erschienen sein soll, nachdem nächtelang donnergleicher Hufschlag zu hören war! Just wie Sie es mir jetzt berichten!“, sagt der Reporter, sichtlich erschaudernd, „dort unten nannten die Bauern sie schlicht Los Diablos! Als ich den Schauplatz untersuchen konnte, waren allerdings nur noch Hufspuren zu finden, und ein völlig zertrampeltes Pueblo. Von der Stampede, die das angerichtet hatte, keine Spur mehr. Die Erde war mancherorts immer noch unnatürlich heiß …! Unter den Zermanschten waren auch noch der Pfarrer und zwei der prominentesten Einwohner des Pueblo, alle drei praktisch lokale Volkshelden! Der Epitaph hat natürlich damals darüber berichtet! ‚Los Diablos, die Teufelsbullen des Niemandslandes‘, Untertitel, ‚infernalischer Spuk oder blosse Hysterie?‘ Ist eingeschlagen wie ein Bündel TNT! … Also, unser Artikel damals, meine ich.“
„Und in der fünften Nacht nach Beginn des Hufgedonners war der Spuk über dieses Pueblo gekommen?“, fragt Shadrack.
„Laut den meisten Augenzeugen, ja!“, nickt o‘Malley, „ein paar Aussagen wichen auch davon ab, aber da mag etwas zu viel Tequila im Spiel gewesen sein …“
„Na dann ist das für uns das Zeichen, die Kurve zu kratzen!“, sagt Byrd mit grimmigem Lächeln, „wünschen Sie uns Glück, Mister o‘Malley! Und unsererseits alles Gute für Ihren Artikel!“
Das ist also der dritte Clue für die
Queste: Erfahren, was es mit dem Hufschlag um Mitternacht auf sich hat (Clue Target 3\3).
Lacy o‘Malley folgt aufgestört den Wild Cards bis auf die hölzerne Veranda des Red Hill Hotel, und ruft ihnen von dort aus nach: „Wo wollen Sie jetzt überhaupt hin? Und was soll ich denn jetzt über Ihren Aufbruch schreiben?!“, in seinem Hemd schlottert er im Nieselregen hier draußen.
Shadrack wendet sich um und entgegnet, „Nichts weiter, o‘Malley! Sie haben Ihren Teil bereits getan. Besser, wenn erstmal niemand weiß, wo wir sind!“
„... Und danke!“, ruft May B. ihm noch zu.
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Die Queste ist hiermit erfolgreich bestanden, die Wild Cards wissen also, was der Spuk um Mitternacht zu bedeuten hat, und sind entsprechend gewarnt. Die Whateleys scheinen bereits Bescheid zu wissen, und feixend einfach abzuwarten; Hollins‘ Manitou scheint ähnliches vor zu haben, und obendrein zu hoffen, dass das Eintreffen der Gespensterherde ordentlich Kleinholz aus Gomorras Bauwerken machen wird! Also treten unsere Helden die Flucht nach vorne an, und reiten raus in die Prärie. Vielleicht können sie Los Diablos ja abhängen, auf jeden Fall aber vermeiden sie dadurch, dass Massenpanik in den Straßen ihrer Stadt ausbricht.
Höchste Zeit also, neue Klepper zu kaufen! Die Wild Cards hören sich hektisch um, wo es Kaufgelegenheiten geben könnte. Da noch kein öffentliches Corral gebaut ist, muss man die Pferde von Privatpersonen oder Klein-Händlern zu erwerben versuchen. Bevor ich nicht die Location The Alright Corral im Spiel habe, kosten die lieben Tiere das Dreifache! Das bedeutet fürstliche 450 Dollar pro Hotti. Das lassen unsere Helden schön bleiben. Aber zu Fuß hängen sie die Geisterherde bestimmt nicht ab.
Was sagen die Orakelwürfel, kann man stattdessen jemandes Fuhrwerk mieten? ... Oder stehen womöglich gerade die von den Blackjacks gestohlenen Pferde in der Stadt, so dass man sie flugs zurückklauen kann?
Das Orakel gewährt uns eine Kutsche. Das ist günstig, da nehmen wir mal den klassischen Doomtown-Charakter Elisabeth King her, aus dem damaligen Kartenspiel, und geben ihr etwas mehr Farbe. Sie startet wie in dieser Kampagne üblich mit vier Advances auf dem Seasoned-Rang.
Das, was die Handlung gerade erfordert, war übrigens auch ihre Funktion im alten Trading Card Game, aber das nur am Rande:
🌵Elisabeth King
Attributes: Agility d6, Smarts d6, Spirit d6, Strength d10, Vigor d8
Skills: Athletics d6, Common Knowledge d6, Fighting d8, Intimidation d4, Notice d6, Persuasion d6, Riding d6, Shooting d4, Stealth d4, Survival d4, Trade (Teamster) d6
Pace: 5 (d4 Running Die); Parry: 7; Toughness: 8 (1)
Hindrances: Greedy (Minor: Deal or no deal?), Loyal, Slow (Heavy bones), Stubborn
Edges: Brawny, Guts
Gear: Heavy leather trail clothes (Armor 1), huge woodcutter‘s axe (Str+d8, 2-handed), Winchester rifle and ammo, Wells Fargo carriage, two horses
Optisch stellen wir uns sie mal folgendermaßen vor (dann kann man später die supercoole Miniatur von Abbie für sie nehmen aus der Running-Wild-Box von Zombicide: Undead or Alive).
Die anderen Wild Cards treffen Miss King auf dem verregneten Town Square. Sie ist eine Frau wie eine Bärin, und gerade dabei, ihre Pferde einzuspannen.
"Wenn Ihr Euch aus der Stadt verpissen wollt, kriegen wir das hin, Compadres", knurrt sie amüsiert, "Ihr habt da draußen Gomorra einen ziemlichen Gefallen getan neulich, wenn die Geschichten stimmen, die man letztlich so hört! Und wie's sich derzeit verhält brauchen die Wells Fargo und meine Wenigkeit Gomorra nun mal als Einkommensquelle. Also kann man sagen, ich zahle Euch nur Euren Gefallen von neulich zurück! Wo geht's hin?"
Dankbar klettern unsere Helden also auf die Wells-Fargo-Kutsche. Der Regen wird stärker, als Elisabeth King ihre Zossen antreibt, und das Fuhrwerk losprescht, die Hauptstraße herunter. Als es den Buffalo Chip Saloon passiert, sieht man mehrere neugierige Dirnen auf dessen Balkon stehen, einige mit Regenschirmen. Einer der Saloongäste dort oben schert sich nicht um den Regen, er hockt zusammengesunken auf der hölzernen Brüstung, und schaut reglos auf die vorbeipreschende Kutsche hinab. Wasser trieft von seiner Hutkrempe und seinem zerschlissenen Staubmantel. Es ist Hollin's Manitou, mittlerweile mit so viel Whiskey intus, dass die Saloonbesucher seinen Leichengestank nicht mehr so bemerken. Es ist klar, dass er der Kutsche alsbald folgen wird, um die Konfrontation mit der Gespensterherde zu verfolgen, wenn schon nicht hier in der Stadt, dann eben draußen in der Wildnis. Im Vorüberfahren grüßt Luca Byrd ihn herzlich, mit erhobenem Mittelfinger.
☆
Hier ist für später schon mal sein Profil, er wird sich wahrscheinlich an irgendeinem Punkt doch noch direkt in die Handlung einmischen, der modernde Mistkerl. Das Profil ist nur für den Manitou, nicht für den Wirtskorper, denn Jeffrey Hollins hat keinerlei Dominion mehr (siehe Deadlands-Grundregelwerk, S. 87).
🌵Hollin‘s Manitou
Attributes: Agility d8, Smarts d6, Spirit d10, Strength d8, Vigor d12
Skills: Athletics d8, Common Knowledge d6, Fighting d10, Intimidation d10, Notice d6, Occult d6, Persuasion d6, Research d6, Riding d8, Shooting d12, Stealth d10, Survival d8, Taunt d10
Pace: 6; Parry: 7; Toughness: 10
Hindrances: Bloodthirsty, Clueless (Befuddled and depressed by the world of the living), Enemy (Major: The Texas Rangers want to put him down for betraying them), Mean
Edges: Level Headed, Quick, Rapid Fire
Harrowed Edges: Ghost, Hellfire, Spirit Sight, Spook, Stitchin‘
Gear: Two Colt Peacemaker pistols and ammo, several cruel-looking hunting knives, lariat, stolen Texas Ranger badge, big sewing needle and strong yarn (for using the Stitchin' Edge, crudely sewing himself together after being torn apart by any damage)
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