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[Deadlands] Savage West Solo Play

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„Da draußen in der Prärie gibt’s erstmal nichts, nachdem wir den neuen Trading Post passiert haben, Leute!“, erinnert Elisabeth King ihre Fahrgäste, „der nächste Halt auf meiner üblichen Route ist dann eine popelige kleine Poststation vom Pony Express. Die erreichen wir aber erst morgen, weil wir so spät losfahren! Also heißt es irgendwann, einen Unterstand suchen und hier draußen ratzen, in der Wildnis!“
Joycelyn zieht eine Schnute, das hört sie gar nicht gern.
„Kein Ding“, lacht Mister Byrd, „wir lieben es, unter den Sternen zu kampieren! Und wir haben auch noch etwas gemahlenen Kaffee übrig!“
Miss King nickt, „Na denn, das ist gut, dann wissen ja alle, woran sie sind. Außer einer Sache natürlich: Vor wem wollt Ihr Flitzpiepen eigentlich so schnell abhauen?“
Shadrack reibt sich den Bart und grummelt, „Das können Sie demnächst alles im Tombstone Epitaph nachlesen, Miss King. Ich nehme stark an, der quirlige Mister o’Malley wird es sich nicht nehmen lassen, zumindest noch eine Fußnote zu unserem übereilten Aufbruch zu verfassen!“
May B. entgegnet, „Na, Rex, da wirst Du aber unserer Retterin noch etwas mehr verraten müssen! Immerhin riskiert die ihren Arsch gleich mit, weil sie uns hilft!“
Elisabeth King lacht: „Ach Mädel, was glaubst Du, wie oft ich solche Fahrten mache, und irgendwelche Compadres dabei mitnehmen muss, die schnell mal aus der Gegend zu verschwinden haben? Mit dem Krieg zwischen den Blackjacks, den Law Dogs, und Sweetrock kommen mir doch ständig so arme Teufel wie Ihr unter! Irgendwer hat immer was ausgefressen! Und in Gomorra bedeutet das auch meistens gleich, dass es irgendwo wen gibt, der einen rücklings über den Haufen knallen will deswegen!“
„Ich darf also meine Antwort schuldig bleiben?“, grinst Shadrack.
Elisabeth King winkt gutmütig ab, „Klar, Pardner. Darf Ihre Privatsache bleiben, wer Sie abmurksen will.“
May B. schweigt kurz, dann erwidert sie: „Wenn wir übermorgen Nacht noch zusammen unterwegs sein sollten, Miss King, dann versprechen Sie mir, dass Sie uns irgendwo absetzen. Sie sollten nicht mehr in der Nähe sein, wenn … was auch immer passiert …“
„Klingt ja mächtig geheimnisvoll!“, knurrt King, aber stellt tatsächlich keine weiteren Fragen mehr.


Gomorra Valley
Gesetzlose Einöde voller Spukphänomene — Furchtlevel 3

Unter einem Felsenüberhang ist der Fuhrwagen abgestellt und mit trockenen Zweigen vor Banditen versteckt, und daneben ist ein kleines Lagerfeuer entzündet worden. Es regnet immer noch, schwarze Wasservorhänge kommen unaufhörlich vor dem Überhang hinab aus dem schwarzen Nachthimmel, verwandeln die Trails in Schlamm und lassen die Flüsse anschwellen.



Vor Mitternacht findet niemand Schlaf. Byrd schaut immer wieder auf seine Taschenuhr, als es auf Mitternacht zugeht, und jedes Mal leiert die kleine Spieluhr, unpassend verträumt klingt das. Alle Gespräche verstummen, nicht vor Müdigkeit, obwohl die Reisenden hundemüde sind, sondern vor furchtsamer Erwartung. Und schließlich setzt das Donnergrollen ein, es klingt wie ein fernes Gewitter, aber bald sticht das deutliche Geräusch preschender Hufe aus dem dumpfen Rumoren heraus, wie eine unermessliche Viehherde, die näher kommt. Alle Wild Cards machen ihren dritten Furcht-Wurf, und mit ordentlich Würfelglück bestehen alle. Für Luca und Joycelyn ist es ja nicht mehr so wichtig; ihre neue Verbündete Elisabeth King muss jedoch auch würfeln, und ist ab jetzt ebenfalls Marked, der Schrecken überrumpelt sie völlig, mit ihren großen Pranken packt sie ihre Winchester und zielt in die Nacht, aber dort ist nichts, nur der Regen.


Irgendwann fallen die Reisenden doch in einen dumpfen Schlaf.



In seinem Traum findet sich Rex Shadrack auf einem weiten, farblosen Hügel, auf dem das Gras im Wind weht, vor einem unbewegten Sturmhimmel in Gold- und Ockertönen. Hier sieht er sich einem kleinen, alten Mexikaner gegenüber, der ihn auf dem Hügel erwartet. Er trägt alte, ausgeblichene Kleidung und keine Schuhe, ganz so, wie er zuletzt in dem Söldner-Lager der Wasatch-Eisenbahn zu sehen war. Damals.
„Rex Shadrack“, sagt er in der vertrauten, immer gedämpften Stimme.
„El Toro Blanco“, erwidert der andere, und lüpft den Zylinder.
„Meine Pistolas sind immer noch tief vergraben, hoffe ich doch?“
„Erstaunlich, dass Sie zuerst das fragen würden, Sir“, sagt Shadrack.
„Ich hatte zeitlebens keinen wichtigeren Besitz!“
„Aber Sie sind schon lange tot, und brauchen sie nicht mehr.“
„Um mich geht es dabei auch nicht!“
„Sie sind vergraben, Sir. Keine Sorge. Auch eine Bessie Francisco hat sie nicht ergattert. Warum haben Sie für sich diesen Tarnnamen gewählt, Toro Blanco? Ich habe Sie damals nie gefragt, Sir.“
„Du meinst, da ist ein Zusammenhang zwischen mir, und dem, was Euch jetzt jagt, Mister Shadrack?“
„Ich meine, es gibt einen Zusammenhang zwischen Ihnen und den Reckoners. Sie, El Toro Blanco, haben wieder Ihr Augenmerk auf uns gerichtet, nicht wahr? Wie letzten Sommer in Kansas.“
„Vielleicht solltest Du Doc Holliday nach den Details fragen, Mister Shadrack. Er ist immerhin der Urheber unserer ganz besonderen Art der Schießkunst. Wie läuft es denn mittlerweile für Dich mit den Karten und den Runen, Mister Shadrack? Hat es Dir Glück oder Pech gebracht?“
„Es ist ein wundervolles Werkzeug, dass Sie mir damals gegeben haben, Sir. Es stimmt aber, was Sie mir damals gesagt haben, als Sie mich in die Lehre nahmen, ich bin nicht allzu vielseitig. Dafür aber verdammt verlässlich.“
Der Mexikaner schmunzelt unergründlich, und nickt zufrieden.
„… Aber warum El Toro Blanco? Sie sind nicht weiß. War das nur ein zufälliger Tarnname, damit Sie bei der Bayou Vermillion nicht Ihren echten Namen verwenden mussten?“
„Die Wahrheit, Mister Shadrack? Der Name El Toro Negro war bei uns schon vergeben! Den wollte ich eigentlich, weil es noch dramatischer klingt! Ich bin nicht weiß, ganz gewiss. Aber stimmt nicht der Rest?“, und der Wind zerzaust sie beide, und nun steht vor Rex ein schwarzer Bulle, ein gewaltiges Tier, entsetzlich anzusehen und entstellt, mit Knochenplatten und zahllosen Knochenspitzen, seine Hufe verbrennen dampfend das Gras in dem er steht, seine Augen sind wie glühende Kohlen aus den Tiefen des Erebus, oder von wer weiß woher.

In dem Moment fährt der Hexslinger aus dem Schlaf auf, und sofort hat er beide seiner Hex Guns aus dem Holster gezogen, und der Lagerfeuerschein glimmt auf den silbernen Verzierungen und den Hexslinger-Runen. Das Preschen dort draußen stammt aber nicht von tausenden von Hufen, es ist nur das Prasseln des Regens in der Nacht.
Luca Byrd lüpft seine Hutkrempe vom Gesicht, und wirft dem blassen Shadrack einen müden, aber amüsierten Blick zu: „Na, da ist ja einer früh wach! Haben Sie auch immer Schlafstörungen, wenn Sie zu spät am Abend noch was von den vermaledeiten, überwürzten Eintöpfen im Fat Chance Saloon gegessen haben, Mister Shadrack?“
Shadrack nimmt mit eleganter Geste die Pistolenläufe wieder hoch, und sinkt wieder in seine Lagerstätte zurück.
„Jetzt wäre ein Schlummertrunk verdammt nochmal nicht schlecht“, knurrt er, „ein schöner Whiskey beispielsweise.“
„Jetzt hör‘n Sie aber auf, Pardner, Sie haben Schluss gemacht mit dem Trinken! Da muss man dann auch mal konsequent sein!“
„Scheiße, ja“, murrt Shadrack.
Eine Weile lauschen sie noch angespannt in den Regen.


Am nächsten Tag ist der Wolkenbruch immer noch nicht vorüber. Miss King ist immer noch aufgewühlt von dem Schrecken letzte Nacht, und wirkt nicht mehr so selbstsicher wie gestern.
„Wenn wir‘s nicht so eilig hätten, würd‘ ich sogar meine Tour unterbrechen, und nach Osten weiterfahren. Die verdammten Straßen sind mittlerweile nix wie bloße Schlammpisten! Der Wells Fargo bringt das auch nichts, wenn die Waren schnell unterwegs sind, wenn dafür ihre Kutsche zu Schaden kommt.“
„Was ist denn im Osten?“, fragt May.
„Da geht‘s in den Duval Canyon. Da kenn‘ ich ein paar Orte, wo ich meine Gäule schön trocken unterstellen kann, und das Fuhrwerk verstecken. Proviant hab‘ ich reichlich geladen, ich könnt‘ mich da eingraben bis der Scheiß-Wolkenbruch vorbei ist.“
John Bloody Knife knurrt, „Der Duval Canyon ist gut! Seit wir den Hohú Khokípha dort drinnen getötet haben, wird es dort bestimmt sicher sein.“
Byrd sieht den Indianer verwundert an: „Und Du willst sagen, wir sollten uns da drin verschanzen? Vor dem schlechten Wetter, und was sonst noch so bevorsteht?“
John nickt stoisch: „Eine Herde kann nicht gut galoppieren in Windungen des Duval Canyon! Und dann schicken wir sie dorthin, wohin wir Hohú Khokípha geschickt haben, einen nach dem anderen!“


Duval Canyon
Gespenstische Felsenklamm im Gomorra Valley — Furchtlevel 3

Mit einem gemeinsamen Survival-Wurf finden May B., John, und Elisabeth eine gute Stelle, erhöht zwischen den Felsblöcken, wo man die Kutsche und Pferde unterstellen kann, und darüber hinaus einen guten Blick auf die Umgebung hat. Das Aufgebot kam diesmal von der anderen Seite in den Duval Canyon, weit vom Eingang, den sie letztes Mal zusammen mit der Sioux Union genommen haben. Entsprechend kennt nur Miss King sich hier aus. Der Fluss, der den Canyon geschaffen hat, ist vom langen Regen ebenfalls stark angeschwollen, außerhalb der gefundenen Höhle ist da nichts als Wasser überall, kein Fisch kann schwimmen, kein Vogel kann fliegen.

John und May B. unternehmen trotzdem einen Erkundungsgang, um sich vertraut mit dem Terrain und den Canyon-Verläufen im Umkreis zu machen. Joycelyn hilft Elisabeth in der Felsenhöhle, ein Mittagessen zuzubereiten, und weiht sie nun doch vorsichtig in die Geschichte ein, erzählt von dem erwarteten Spuk, der laut Jebediah Whateley und Lacy o’Malley übermorgen Nacht bevorsteht. Elisabeth King glaubt zugegebenermaßen ans Übernatürliche: Sie hat, seit sie ihren Arbeitsbereich ins Gomorra Valley verlegt hat, viel zu viele Walkin‘ Dead und Tumblebleeds von ihrer Wells-Fargo-Kutsche abwehren müssen, um derartiges noch leugnen zu können!

In der Nacht ertönt zum vorletzten Mal der Donnerhall der galoppierenden Hufe. Es klingt nun so nah, als würden die Gespenster tatsächlich bereits durch den Canyon preschen. Für May B. gebe ich alle Bennies aus, aber der Furcht-Wurf will und will nicht gelingen. Nur ein Punkt Conviction rettet sie vor dem Misserfolg, und davor, ebenfalls Marked zu sein. John derweil erzielt ein Raise: Er steht vom Lagerfeuer auf, tritt wütend in den Höhleneingang, reckt sein riesiges Kriegsbeil über den Kopf, und stößt seinen gellenden Kriegsschrei aus, er hallt hinaus in Regen und Finsternis, wie eine Herausforderung gegen die entfesselten Mächte des Reckoning.

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Es ist eine neue Session, und damit gelangen wir unvermeidlich beim großen Showdown an. Luca Byrd, Joycelyn Lancaster und Elisabeth King sind Marked, das ist schlimm genug; wir werden sehen, wie gut das Aufgebot durchkommt. Ein paar der Jungs und Mädels haben noch ziemlich viel angesammelte Conviction-Punkte, und ich bin bereit, alle davon rauszuhauen. Ich hänge mittlerweile ziemlich an diesen Charakteren, aber wie immer wird auch beim Endkampf trotz allem nicht geschummelt, Ehrensache! Wenn die Helden ins Gras beißen sollten, weiß ich schon, wie‘s trotzdem weiter gehen kann. (Was das übrigens mit dem Marked-Zustand auf sich hat, können Deadlands-Spielleiter nachlesen auf Seite 172 des Grundregelwerks!)

Ich mache als erstes mal einen GM Move. Es ist, An NPC Takes Action. Da kommen vorerst nur zwei in Frage: Unsere neue Alliierte Elisabeth King, und der Verfolger, der einst Jeffrey Hollins war. Oder kommt noch wer anders im Duval Canyon vorbei? Die Orakelwürfel sagen definitiv, nein Pardner, es ist Miss King, die nun agiert, und ich traue mich, nach der Fracht ihrer Wells-Fargo-Kutsche zu fragen. Vielleicht hat sie ja eine Warenkiste vom Steampunk-Lieferservice Smith & Robards geladen, oder andere Asse im Ärmel? Die Orakelwürfel gewähren mir eine fröhliche Gatling Gun! Hossa!

Während die Wild Cards sich also noch sortieren, bindet Elisabeth King die Plane des Fuhrwerks zurück, und bringt mit ihren Bärenkräften ein schweres Metallobjekt auf einem Dreibein in Position, richtet es mit grimmigem Schmunzeln auf den Höhlenausgang. Entfernt eine Ölplane, und bringt das massive Bündellaufgeschütz darunter zum Vorschein. Alle staunen verdammt nochmal Bauklötze!



„Könnte der vermaledeite Spuk der Euch verfolgt womöglich ein bisschen Respekt eingebläut bekommen von Mister Gatling?“, fragt sie angriffslustig.
„Ja ui, die dicke Berta!“, bringt Byrd hervor.
Shadrack knurrt, „Gottverdammt, Miss King! Warum haben Sie eine verdammte Gatling Gun an Bord?!“
King versetzt hochmütig, „Sind Sie plemm-plemm, Mister, warum wohl? Die Trails wimmeln von Gesetzlosen und Walkin'-Dead-Geschmeiss, die Gewässer von Piraten, Gomorra ist halb unter Kontrolle der Blackjacks, und Shan Fan in Händen der Triaden! Und ich bin für die Sicherheit meiner Fracht und Passagiere zuständig! Da lässt die Wells Fargo sich nicht lumpen, da greift die schon mal ein bisschen tiefer in die Taschen. Was glauben Sie denn, was für Fantasiepreise ich denen für ihre Warenlieferungen ermögliche!“
Joycelyn sagt bewundernd, „Du lieber Himmel! Sie scheinen denen ja ziemlich viel wert zu sein!“
Miss King grinst böse, „Ich bin für die Saftärsche die wertvollste Frau in ganz Caine County. Dürfte uns jetzt zugute kommen mit Ihrem kleinen Gespensterproblem.“
May B. beäugt Joycelyn misstrauisch von der Seite, und ist plötzlich furchtbar eifersüchtig, besitzergreifend hakt sie sich gleich mal bei ihrer Joycelyn unter.
John Bloody Knife murrt, „Mannitoosh Pijakì ist ein Geist. Wird sich vom großen Donnereisen des dummen, verfackten weißen Mannes nicht aufhalten lassen.“
Byrd fragt neugierig, „Manni-was Pi-wer? Haben Ihnen die anderen Sioux noch was geflüstert, was wir anderen nicht wissen?“
John schüttelt genervt seinen Quadratschädel, „Nein. Mannitoosh Pijakì, Du dummer, verfackter weißer Kerl, der Teufel-Bulle. Los Diablos, wie der Zeitungsmann ihn nennt. Ist ein Geist, wird Eure Kugeln vielleicht gar nicht fürchten.“
„Na, wir probieren‘s mal aus!“, grinst Luca Byrd.
„Voll Bock drauf!“, bestätigt Miss King, und beginnt ihr Geschütz einsatzbereit zu machen.


Wir treffen also die letzten Vorbereitungen: John und May bauen den Tag über an mehreren günstigen Stellen in den umliegenden Windungen des Canyons Felsenfallen. Sie wissen zwar gar nicht, ob die Gespensterherde sich dorthin dirigieren lassen wird, und ob sie nicht sowieso ätherisch ist, wie John sagt. Aber sie wollen nichts unversucht lassen. Sie bekommen gemeinsam ein dickes Raise dafür hin. Dennoch kostet sie die Kletterei auf den Felshängen den Gutteil des Tages. Im Herbstunwetter werden sie pudelnass.

In der Höhle helfen Byrd und Shadrack der Kutscherin mit ihrer Gatling Gun, und warten dann weiter ihre eigenen Waffen. Shadrack und Byrd unterhalten sich leise dabei. Shadrack glaubt, sein früherer Mentor El Toro Blanco sei auf irgendeine schwer beschreibliche Weise Teil der Gespensterherde.
„... So wie seine Lehren und Einblicke für mich Fluch und Segen sind, ist es auch sein posthumes Bewusstsein. Wehe uns, wenn es auf uns gerichtet ist. … Sollten wir aber nun seinen Zorn überstehen, könnte sein Zugriff künftig abgewendet sein.“
„Wie wollen Sie das wissen, Pardner?“, flüstert Byrd neugierig, „steht das so in Ihrem lustigen, verschlüsselten Buch, wie heißt es gleich, ‚Hoyle‘s Kleine Poker-Fibel‘ oder was? Ist das normal unter Huckstern?“
„Plappern Sie nicht über Dinge, die Sie nicht verstehen, Mister Byrd! … Nein, mein Lehrer war ein ganz besonderer Fall. Vielleicht durch seine damalige Verbindung zu Bayou Vermillion. Ich weiß auch nicht, ob dies sein letztes Erscheinen aus dem Jenseits sein wird … es ist eben nur so eine Ahnung.“
„Wir schicken diese Los Diablos schon dahin zurück, wo sie herkommen. Keine Sorge, Pardner.“
Shadrack knurrt leise, „Ich muss um jeden Preis überleben, Byrd, um meine Arbeit weiter tun zu können! Ich könnte dem Royal Court binnen der nächsten Jahre mächtigen Schaden zufügen, wenn ich meine Karten klug ausspiele! Aber noch wichtiger, das, woran wir hier dran sind in Gomorra, das hat die allergrößte Bedeutung! Meine ursprünglichen Vermutungen diesbezüglich haben sich nur bestätigt! Die Sioux, die Whateleys ... Quadratmeilen an unterirdischen Ghost-Rock-Tunnels, die an manchen Punkten Verbindungen in die Ewigen Jagdgründe herstellen können! Unsere Erforschung muss unbedingt weitergehen! Und das ist nicht nur meine paranoide Störung, die da spricht!“
„Immerhin sind Sie sich bewusst, dass Sie eine paranoide Klatsche haben, Mister Shadrack!“, lacht Byrd gedämpft.
„Denken Sie an die Implikationen des jüngst von uns Beobachteten, Byrd! May Wickett und John Bloody Knife haben ja nach ihrer Visions-Queste von einer Welt zu berichten gewusst, die vollständig den Reckoners anheim gefallen zu sein schien! Und derartiges, Luca Byrd, gilt es nun im Amerikanischen Westen zu verhindern!“


Zum Essen kommen sie alle wieder am Lagerfeuer zusammen. Der Sturm jagt heulend und brausend über den halbdunklen Canyon hinweg, die Stimmung ist gedrückt, aber eine eiserne Determination geht von allen aus.
Unsere Helden überprüfen ihre gefundenen Gegenstände und machen sie einsatzbereit. Ich sichte an dieser Stelle selbst nochmal die gefundenen Kampagnen-Gegenstände aus den bisherigen Missionen, um im Endkampf bloss keinen Einzel-Bonus zu vergessen: John hat das Medicine Shield, den Sacred Tomahawk, und die Rattlesnake Fangs (befestigt an seinem Großbeil), May B. hat die Adventure Boots, das Amulet of Heinghal, und verdammt nochmal ein Bündel Dynamit, Rex hat den Three-Eyed Skull, und Luca die Gatling Pistol. Joycelyn hat sich für derartige Fundstücke nicht interessiert, dafür hat sie aber noch nie Conviction ausgegeben und hat jetzt ordentliche vier Punkte davon.


May B. bereitet am Abend ihre Flugsalbe vor.
„Das Zeug riecht ja seltsam“, sagt Joycelyn neugierig.
May B. drückt behutsam das Kinn der Sängerin weg von ihrem Gemisch mit seinen ätherischen Ölen, und raunt, „atme das lieber nicht ein, möglicherweise wirkt es auch auf Dich.“
„Wie das?!“
„Du bist immerhin eine Frau, und Du hattest Verbindungen zur Black-River-Eisenbahn.  Nicht, dass Du uns noch in der Höhle herumzuschweben beginnst im Verlauf des Abends.“
John fragt, „Willst Du die Salbe heute einsetzen, Squaw?“
Die Hexe grinst selbstzufrieden: „Klar, das wird Los Diablos gar nicht schmecken, wenn sie ihre Beute nicht erreichen können, und alle paar Sekunden Blitze auf den Nacken gebrannt kriegen! Die werden sich ärgern bis denen die Rübe kocht! Luftunterstützung nennt man sowas heutzutage, im Eisenbahnkrieg!“
Shadrack grummelt, „Der Sturm wird Dich wahrscheinlich so ziemlich von derlei Manövern abhalten. Wenn es nicht aufklart, bis unsere Feinde eintreffen, wirst Du bloss davon geweht.“
„Dann fliege ich eben tief!“, zischt die Hexe, und mörsert unbeirrt weiter auf ihren Kräutern herum.
Shadrack zählt seine Runenkugeln, ordnet sie akribisch in seinen Patronengurt, und graviert sich neue, speziell gegen Spukerscheinungen wie jene, die sie heute Nacht erwarten.

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Schließlich bricht die Nacht herein. Als May B. etwas abseits des Feuerscheins ihre Flugsalbe auf sich verteilt, an Hals, Rücken, Unterarmen, und Dekolleté, können die anderen nicht anders, als den einen oder anderen verstohlenen Blick in die Richtung zu werfen.
„Da muss man sich ja direkt etwas zusammennehmen, um nicht nach einer kleinen Romanze zu lechzen, bei letzter Gelegenheit, im Angesicht der möglichen Auslöschung!“, murmelt Shadrack hinter seiner Pfeife.
„Mister Shadrack, das von Ihnen?“, freut sich Byrd, „dann sind Sie ja doch nicht immer so sehr unterkühlter Gentleman wie Sie uns immer glauben machen! Dann hat also Ihre verflossene Miss Francisco Ihre Libido nicht mit sich genommen damals!“
„Teufel auch, nein.“
„Aber bei May B. muss man aufpassen, wie Sie selber im Sommer schon mehrfach betont haben, Pardner. Im Angesicht der Auslöschung wird die Kameradin richtig dreist!“
„Wie meinen, Mister Byrd?“
„Im Besonderen von der Auslöschung von Red-Handed Ed rede ich. Da wird unsere entlaufene Hexe richtig abenteuerlustig, wenn sie grade einen Duellgegner ins nächste Leben befördert hat!“
„Sie und May B., Mister Byrd?!“, fragt Shadrack belustigt, „ich dachte, Sie jagen halbzeitig nach der Schürze von Miss Lancaster!“
Byrd zuckt die Schultern, „Unsere May B. hat alle Argumente auf ihrer Seite, wenn sie‘s drauf anlegt! Nicht zuletzt durch ihr …“
„… Sie haben sich ihr dämliches Hexen-Tattoo zeigen lassen, Sie Schafskopf!“
„War ein wenig, als hätte man mir Tabasco-Sauce über den Hosenstall gegossen den ganzen nächsten Tag über, Pardner. … Kann man nur empfehlen!“
„Welcherlei Informationen wollte May B. Ihnen denn dabei entlocken?“
Byrd stutzt, und sagt, „Na, welche wohl, Mister Shadrack, das liegt doch auf der Hand? Wie das so ist in der Kiste mit mir, ist doch wohl klar!“
„Nein, dafür hätte sie im vergangenen Vierteljahr nur mit den Fingern zu schnippen brauchen, bei einem wie Ihnen, dafür hätte sie ihre Hexerei nicht verwenden müssen. Das macht sie nur, um Männer zum Reden zu bringen.“
„Na ja, teil, teils …“, muffelt Byrd und versucht, abwiegelnd zu klingen, „haben Sie nicht auch bemerkt, dass unsere May unserer Joycelyn gegenüber noch herrischer geworden ist letztlich? Befehlsgewohnt, geradezu.“
„Ach, daher weht der Wind“, lächelt Shadrack, „na, mir ist so, als hätte ich Sie gewarnt, was dies alles betrifft. Aber Sie werden Ihre Spielchen überdenken müssen, wenn wir aus diesem Canyon lebend heraus kommen sollten.“
„Spielchen?!“
„Sie markieren den Unbescholtenen, Luca Byrd, oder wie auch immer Sie wirklich heißen. Aber Sie spielen Spielchen, auch mit uns anderen.“
„Ach wo, Pardner. Da spricht Sie schon wieder aus Ihnen, merken Sie‘s? ... Ihre gute, alte Paranoia!“


Als auch Elisabeth King fertig ist mit ihrer Montage und Inventur, kommen sie alle erneut zusammen und machen eine große Runde am Lagerfeuer: Vielleicht würden sie ja posthum berühmt, durch den Artikel von o‘Malley. Selbst wenn sie also drauf gingen, könnte die Öffentlichkeit gegen die Whateleys aufgebracht werden.
„... Sie sollten jetzt jedenfalls das Weite suchen, Miss King“, sagt May B. besorgt, „suchen Sie sich einen hohen Felsen, von dem aus sie zuschauen können, wenn Sie starke Nerven haben, oder noch besser, verlassen Sie den Duval Canyon.“
„Und meinen Krempel in Ihrer Obhut lassen, Miss Wickett? Wohl kaum!“
„Wir bestehlen Sie nicht, Elisabeth, keine Sorge. Und Sie können unseren Krempel dazu haben, wenn wir draufgehen.“
„Meine Dinge nicht“, kommentiert John, „die gehören der Sioux Union.“
„Jetzt kein Streit!“, ermahnt Byrd mit einem Blick auf seine Taschenuhr, „bei Euch Krawallbrüdern kann das wieder länger dauern, und wir haben ja nur noch ein paar Stunden bis Mitternacht!“
Elisabeth King will gerade etwas entgegnen, da fährt May B.s Kopf hoch: „Klappe halten! Dort, Hufgetrappel!“
„Oh, die Mächte der Hölle sind aber früh dran heute“, wundert sich Byrd, horcht komödiantisch an seiner Taschenuhr, „es ist aber auch auf nix mehr Verlass!“
„Nein, Luca, keine Herde, nur einer! Ein einzelnes Pferd, unten in einem der Canyons“, raunt May.


Damit fällt die restliche Besprechung ins Wasser, John und May B. kundschaften hastig den nahenden Reiter aus, und Elisabeth King willigt murrend ein, einen großen Sicherheitsabstand einzunehmen. Nicht aber, bevor sie nicht noch klar gestellt hat, dass alle verschossene Gatling-Munition berechnet würde!

Die Orakelwürfel bestätigen unsere Vermutung: Es ist Hollin‘s Manitou, der sich da durch Nacht und Nieselregen nähert! Ich würfle Survival für ihn, und er erzielt locker ein Raise, um die Wagenspuren der Wells-Fargo-Kutsche zu verfolgen.

„Wir sind aufgeflogen!“, wispert John wütend, „nun müssen wir kämpfen!“
„Nicht zwangsläufig“, flüstert May zurück, „sieh‘ mal, er ist abgestiegen, und jetzt sattelt er seinen ollen Klappergaul sogar ab! Er will wahrscheinlich weiterhin nur beobachten, der gottverschissene Moderzombie!“

Also dann, GM Move: Oh, es ist Foreshadow Trouble. Das wäre ja durch das Auftauchen des Verfolgers sowieso schon abgedeckt. Also setzen wir noch einen drauf:

Blitze zucken am nachtschwarzen Horizont, und nun beginnt der Regen wieder richtig zu pladdern, es regnet Hunde und Katzen. Bei dem Wetter kann man tatsächlich keine sinnhaften Flugmanöver machen, wie es May B.s Plan war. Noch dazu ist die Sicht wirklich mies, selbst im Laternenlicht, was auch die Gatling-Stellung in der Höhle weniger nützlich macht.


„Ich brauch‘ Ihre Hilfe, May B.!“, raunt Byrd verschmitzt, als die beiden Kundschafter zurück in der Höhle sind. Sein Blick ist auf den hoch gelegenen Felsen gerichtet, wohin der Untote sein klapperiges Pferd hinauf gequält hat.
Freundschaftlich legt er ihr die Hand auf die Schulter, und sagt, „ich hab‘ da grade eine Gold-Idee gehabt!“
Sie sieht in seinen Augen nichts mehr von der Verdrießlichkeit von neulich im Saloon, offensichtlich hat er ihr verziehen, dass sie ihn behext und ausgehorcht hat. Ich lasse ihn dank seinem Common Bond einen Benny an sie abgeben, sein Vorhaben benötigt immerhin Powerpunkte von ihr, und vielleicht einen Reroll.


Die Hexe willigt also ein, und mit Boost Stealth und dem bewährten Shroud-Zusatz begibt sie sich kletternd zum Posten, den Hollin’s Manitou eingenommen hat. Dieser würfelt sein Notice gegen ihren W12+2, und kommt aber auf eine 24, Würfelglück für den Falschen zur falschen Zeit. Da braucht die Hexe auch nicht neu zu würfeln, das Resultat bekommt sie nicht getoppt.
Während er mit Blick auf den Höhleneingang gegenüber im strömenden Regen hockt, krächzt der Harrowed plötzlich teilnahmslos, als hätte er hinten Augen im Schädel, „ich könnte Dich mit Kugeln durchlöchern, ohne mich nach Dir umdrehen zu müssen, Halbblut-Weib, so schlecht weißt Du Dich zu verbergen.“
May B. erstarrt in der Bewegung, ihr Herz schlägt ihr in den Hals. Soll sie den Wiedergänger angreifen? Aber sie wird all ihre Kräfte brauchen für den Spuk um Mitternacht!

Die Orakelwürfel sagen, der Untote agiert.

Er erhebt sich ungelenk, dreht sich um, und gurgelt, „Was willst Du hier, hat der Waffenbruder Dich vorgeschickt? Rede, oder Du stirbst jetzt schon, nicht erst zu Mitternacht!“
Er würfelt Intimidation mit einer acht, May B. kann nur eine sieben dagegen setzen, und wird Distracted, sie zittert vor Furcht und Regenkälte. Schiebt sich rücklings zurück zwischen die Felsblocks, und gewinnt einen neuerlichen Stealth-Wurf, entfernt sich auf neuem Wege ungesehen.

„Hey, Hollin’s Manitou, da drüben!“, hört man dabei Byrd vom erleuchteten Höhleneingang her rufen, der Gunslinger hat gesehen, dass der Harrowed sich erhoben hat und da was schief geht, „warum kommst Du nicht hier rüber? Wir haben ein Feuer, um Deine kalten Knochen auf Zimmertemperatur hoch zu wärmen! Und in der Kutsche hier sind auch Blechdosen mit Würmern, joah, Angelköder, verstehst Du? Aber Dir können wir sie als kleines Abendmahl anbieten, damit Du auch mal was zwischen die Kiemen kriegst, da sind wir gar nicht so!“
Sein Taunt erzielt keine ersichtliche Wirkung, aber May B. erhält vielleicht durch die Ablenkung die Chance, davon zu kommen.
„Ja, Dich meine ich, Du bedepperter Doppelgänger!“, setzt Byrd noch einen drauf, „statt nichtsnutzig dort oben rumzustehen und zu gaffen, könntest Du uns auch hier drüben Gesellschaft leisten! Denk‘ an Deine Südstaaten-Manieren!“, und plötzlich hat er tatsächlich eine Konservendose in der Hand, die im Feuerschein blinkt, und wedelt damit, als sei es das erlesenste Zeug überhaupt, „da kannst Du eh nicht lange widerstehen, das wissen wir beide: Dass Du Dich während Deinem Aufenthalt sechs Fuss tief in der Erde an dem Geschmack von diesem Getier so richtig Gefallen gefunden hast!“
Der untote Beobachter zeigt weiterhin keine Reaktion, Spott scheint ihm egal zu sein, er hat seine Pistole in der Hand und lauscht im Regen auf May B.s Schritte, während sie weg klettert.

Im selben Moment tritt ein lebender Schatten zwischen den Felsen hervor, der einen charakteristischen Zylinder trägt, und mit einem ebenfalls mit Shroud geboosteten Stealth-Ergebnis von 18 tritt er völlig lautlos von hinten an den Harrowed heran, während dieser der sich entfernenden Hexe nachlauscht. Geschickte, lange Schattenfinger greifen dem untoten Revolvermann in die Manteltasche …

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Als es auf Mitternacht zu geht, wütet das Unwetter immer noch. Nass bis auf die Knochen sind May B. und Rex endlich über Umwege in die Höhle zurückgekehrt. Die Wild Cards sehen sich gegenseitig in die Augen, die Gesichter gestresst, durchnässt, übernächtigt. Aber zu allem entschlossen.

Byrd sagt mit einem Grinsen, „Könnte die letzte Gelegenheit sein, Joycelyn zu bitten, uns noch einmal ‚Hoofbeat Serenade‘ zu singen!“
„Ugh“, schnaubt May B., „nichts mit Hufen!“
Byrd stimmt zu, „Fein, dann eben ‚Home On The Range‘!“, und er reicht ihr Noah Hutchinson‘s Gatling-Pistole weiter. Die Sängerin macht das Gerät mit zusammengepressten Lippen feuerbereit, und sagt, „Das mach‘ ich bei Sonnenaufgang, wenn wir‘s hinter uns haben!“
„Na dann! Freue mich drauf!“, nickt Byrd enthusiastisch.

Dann ist es nach Shadrack‘s Taschenuhr Mitternacht. Alle lauschen mit angehaltenem Atem. Nichts passiert. Das Donnern und Rumpeln vor der Höhle rührt vom Regensturm her.
Byrd zuckt die Schultern, „Vielleicht haben die uns schon wieder vergessen! Na, dann eben nicht!“

Unruhiges Schweigen macht sich breit. Es wird eine Weile mit den Stiefelspitzen gescharrt, schließlich setzen die ersten Wartenden sich wieder, stochern im Lagerfeuer. Draußen im Regen beobachtet unbewegt die Silhouette. Shadrack starrt auf seine Taschenuhr.

Und dann setzt das Hofgedonner ein, lauter als je zuvor, und es nähert sich mit atemberaubender Geschwindigkeit, als würde es sich aus dem sturmdurchpflügten Himmel hinab senken. Der Boden unter den Stiefeln unserer Helden vibriert, Steinchen tanzen darauf.

Soundtrack: Hammerfall, Eternal Dark https://www.youtube.com/watch?v=FbvHRQteBsw
(All-time favourite: Spiele ich immer, wenn in meinen Kampagnen Los Diablos auftreten!)

Die Herde aus Los Diablos erscheint als Geisterschemen, und manifestiert sich, wie in Shadrack‘s Traum neulich, aber schlimmer: Sie erscheinen als schwarze Texas Longhorns, aber fast bis zur Unkenntlichkeit mutiert und gepanzert, sie preschen durch einen der größeren Canyons auf die Gatlingstellung zu, das Regenwasser verdampft buchstäblich auf ihren massigen Leibern und unter ihren Hufen, von denen rote Höllenglut lodert. Fünf der größten Biester scheinen schnaubend um die Position des Leitbullens zu kämpfen, während sie heran donnern, Felsbrocken werden von ihnen einfach zerschmettert und aus dem Weg geräumt.



Noch einmal gegen den Terror würfeln müssen die Wild Cards jetzt nicht mehr, haben sie ja schon viermal machen müssen. Aktionskarten raus!

Runde 1: Los Diablos bekommen einen Joker, auch das noch! Die Orakelwürfel sagen glücklicherweise, dass sie den Höhleneingang noch nicht ganz erreicht haben, also müssen sie sich damit begnügen, Intimidation zu würfeln, ihr Gebrüll durchschneidet bedrohlich die Nacht. Joycelyn wird bleich und taumelt zurück, hält sich verzweifelt die Ohren zu, Distracted und Shaken, May B. und Luca sind nur Distracted, Rex (dank Strong-Willed-Vorteil) nicht aus dem Konzept gebracht.
Shadrack hebt konzentriert seine Hex Guns, die Hexslinger-Runen leuchten auf, er aktiviert Ammo Whammy — aber würfelt Schlangenaugen! Laut Regeln kassiert er ein Fatigue-Level, jetzt gerade eher scheiße, vor seinen Augen tanzt das starrende Gesicht von El Toro Blanco!
May B. zeichnet ihre Schutzzeichen in die Luft, und legt Protection auf alle Wild Cards, ausgesprochen mit Raise, und dank Extra-Powerpunkten erhöht sie die Toughness aller um 6, aber für heftige sieben von ihren Powerpunkten!
Joycelyn sammelt sich wieder, beißt die Zähne zusammen, und legt die Bündellaufpistole mit beiden Händen auf die Monster an, um zu zielen.
Gleichzeitig wirft sich Byrd hinter das Dreibein der Gatling Gun, und macht sie feuerbereit.
„Köpfe runter Leute“, schreit er, „aber oh, ich kann ja kaum was sehen …“, denn Regen und Nacht machen die Ziele fast unsichtbar dort draußen.
„Schieße schnell und treffe gut!“, ruft John ihm zu, „damit ich raus kann, und ihnen den Rest geben!“, und er supportet Byrd mit +1.

Runde 2: Byrd nickt dem Indianer grimmig zu, dann hält er sich bereit.
„Licht brauchst Du, kannst Du haben!“, schreit May B., setzt die Zündschnur ihres Dynamitbündels in Brand, und schleudert es mit aller Macht raus, vor die Hufe der Monsterherde. Dank zwei Rerolls trifft sie trotz langer Reichweite und Dunkelheit! Eine Feuerkugel erhellt die Nacht, gleißend hell.



Ich würfle für alle Diablos — aber nur einer wird überhaupt auch nur Shaken! Ungebremst galoppieren die Bullen durch Flammen und Rauch! May B. wird blass um die Nase, und sie sperrt Mund und Augen auf, als sie das sehen muss.
In diesem Moment eröffnet Byrd das Feuer mit dem Gatlinggeschütz auf die gründlich ausgeleuchteten Ziele. Ein Erfolg und drei Raises, die Salve erwischt die gepanzerten Erscheinungen frontal! Eins der Bestien nimmt — dank zwei ausgegebenen Conviction-Punkten!— 25 Schaden. Einen weiteren macht das Trommelfeuer Shaken, das lenkt Byrd auf den, der von der Explosion erwischt worden war. Zwei der fünf Leitbullen hat die Salve zerrissen, die restlichen Kugeln sind einfach von den Panzerplatten der anderen abgeprallt!

May B. ist vor den Höhleneingang getreten, gestikuliert, und schickt den überdauernden Bullen einen Blitz, wieder mit Extra-Powerpunkten, aber dieser tastet wirkungslos über dessen Panzerhaut. (Mehr als einen Reroll beim Schadenswurf traue ich mich nicht, Bennies werden bereits knapp!) Mit Zornestränen in den Augen schreit sie über ihre Schulter zurück zum Höhleneingang, „Verdammt, Luca Byrd, Du hast gewusst, dass derartiges passiert! Du Penner hast gewollt, dass es Joycelyn trifft statt Dich!“

Rex Shadrack tritt neben sie, benommen vom Gefühl, gegen Toro Blanco bestehen zu müssen, konzentriert sich erneut auf Ammo Whammy. Dank dem Fatigue-Level überhaupt kein Erfolg!
Damit sind Los Diablos dran, vollenden ihre Charge-Bewegung, und krachen mit gesenkten Häuptern gegen Wickett und Shadrack, und einer donnert in die Höhle und nimmt Byrd mit dem Geschütz aufs Korn. Das Dreibein wird zu Kleinholz zersprengt, und Byrd wird von dem gewaltigen Schwung meterweit durch die Höhle geschleudert, es regnet Holzreste und Metallschrott auf ihn, und fügt ihm leichte Schnittwunden zu. May B. wird jedoch mit voller Wucht getroffen, mal eben 19 Schaden (der Charge macht zusätzliche +4)! Die infernalische Hitze der Hörner und Knochendornen versengen ihre Haut und ihre Weste, als sie gegen die Felswand gerammt wird, Steinchen fliegen umher. Sie absorbiert alles mit zwei Bennies, und bleibt wie durch ein Wunder am Leben und bei Bewusstsein! Ein einziger Bennie verbleibt ihr noch für den Rest des Kampfes.
Joycelyn wirft sich neben die taumelnde Hexe und drückt die Gatling-Pistole aus nächster Nähe ab. Drei Treffer, kugeln prallen von den schwarzen Panzerplatten ab, fliegen wirkungslos nach links und rechts!
Jetzt ist endlich John an der Reihe, um sich in den Nahkampf zu werfen, und das Zweihandbeil hinab fahren zu lassen, es macht dank seinem einzigen Conviction-Punkt, den ich dafür ausgebe, ordentlich Schadenspunkte … genau einen zu wenig, um die Bestie Shaken zu machen! Nur ein paar Hornplättchen springen ab unter dem mächtigen Tomahawk!

Runde 3: Wütend legt John nach, mit einem As als Aktionskarte, aber diesmal verfehlt er ganz.
„May B.! Zerstören Sie sie!“, feuert Joycelyn die Hexe an, zurückweichend.
Byrd ruft benommen zum Höhleneingang May B. zu: „Geahnt, dass so etwas kommt, geahnt, ja, aber sie trampeln doch auf uns allen gleichzeitig rum!“
Er kommt unter den Resten des Gatlinggeschützes nicht sofort wieder hoch, zieht aber blitzschnell beide seiner Peacemaker, und feuert. Beide Kugeln prallen ab von dem Höllenbullen. Dieser trampelt auf den Resten des Lagerfeuers, versucht sich in der zu engen Felsenhöhle zu drehen; es gelingt ihm nur, Byrd mit dem glühenden Huf zu streifen, und dieser schreit erschrecken auf, nimmt aber keinen Schaden abgesehen von einem entflammten Mantelsaum. Draußen vor der Höhle ergeht es Rex ebenso, das knöcherne Horn versengt ihm den Ärmel und schleudert ihn rückwärts. May B. neben ihm wird von einem Schwinger der Hörner umgeworfen, aber sie wird von ihrem Schutzzauber gerettet, bei der Landung im Geröll ist sie nur Shaken. Kurz wird ihr schwarz vor Augen, aber sie sammelt sich keuchend sofort wieder. Sie reckt die Finger mit ihrer Hexengeste nach der tobenden Bestie aus, sendet einen blauen Blitz, der das Ziel trifft! Der Schaden reicht gerade so nicht aus, um es Shaken zu machen. May B. umklammert also mit der anderen Hand das Amulett von Heinghal, und ich addiere nachträglich den zusätzlichen W6, was ich dank dem Amulett darf, aber eben nur einmal pro Abenteuer. Zwei Sechser in Folge, dann eine drei: Der Blitzstrahl trifft nicht nur, er fährt der Länge nach durch die gepanzerte Schreckensgestalt hindurch, lässt sie von innen gespenstisch blau aufleuchten, lässt ihre Augäpfel detonieren, und sie qualmend zusammenbrechen! Da waren es nur noch zwei!
Mit Angstschweiß auf der Stirn und kreidebleich konzentriert sich Shadrack weiterhin auf Ammo Whammy, und nun endlich gelingt es ihm. Er wählt Ghost Bullet, und nun machen seine Kugeln AP 6.

Runde 4: Joycelyn startet mit einem Joker. Sie hält einfach drauf mit der Gatlingpistole, ihre schmalen Finger taub vom Rückstoß der Waffe, trifft, buttert zwei Conviction-Punkte in den Schadenswurf, und erzielt mit mächtig viel Würfelglück eine 38! Das rauchende Monster taumelt zur Seite, und bricht auf dem Geröll zusammen, Funken schlagen ein letztes Mal von seinen Hufen! Joycelyn macht große Augen, über den eigenen Treffer verblüfft.
Mit gellendem Kampfschrei rennt John Bloody Knife in die Höhle, versenkt den Axtkopf in der Panzerschulter des verbleibenden Diablo, aktiviert dabei seine Rattlesnake Fangs für +3 Schaden, und verwundet den Feind, dieser wird Shaken.
„Klasse, John, auf sie mit Gebrüll!“, ruft Byrd, und feuert quer durch die Höhle, eine Kugel prallt vom gepanzerten Ziel ab, die andere macht mit unglaublichem Würfelglück 48 Schaden. El Diablo bäumt sich auf, strauchelt hinaus, und rutscht rauchend den Geröllhang hinab, wo er besiegt liegen bleibt. Vorbei an Shadrack, der breitbeinig dort steht, und sich gerade endlich feuerbereit gemacht hatte für seinen panzerbrechenden Runenschuss.


... Metallene Reitersporen knirschen plötzlich direkt neben dem Kopf von Luca Byrd, als er versucht, aus dem Geröll aufzustehen. Er sieht alarmiert auf: Die Gestalt von Hollin‘s Manitou steht neben ihm, wie ein böser Geist ist er aufgetaucht, er ist buchstäblich durch die feste Felswand hinein getreten! (Mit seiner Harrowed-Kraft Ghost!) Ohne eine Gefühlsregung in den Augen spannt er den Hahn seines Revolvers.
„Na sieh‘ mal einer an, was für erstaunliche Jahrmarktstricks Du drauf hast, Freundchen!“, keucht Byrd.
„Du hast all Deine Tricks aufgebraucht, Waffenbruder. Jetzt stirbst Du. Doch noch durch meine Hand, wie annehmlich für mich. Flossen hoch.“
„Aber eine Sache hast Du noch vergessen!“, sagt Byrd, während er die Flossen hebt.
„Nein, ich glaube nicht.“
„Doch! Greife mal in Deine linke Manteltasche, Pardner!“
Hollin’s Manitou fasst in seine Tasche, und zieht einen Gegenstand daraus hervor. Er geht auf, und spielt eine sehr hübsche, verträumte Spieluhr-Melodie.
„Da. Schenke ich Dir. Gewissermaßen hat sie längst Dir gehört, Jeff Hollins“, sagt Byrd leise.
Der Harrowed steht da wie erstarrt, und die Spieluhr spielt.
„Ich habe das Weib doch verjagt, bevor sie an meine Sachen kam …“, krächzt seine Stimme tonlos.
„Na und? Shadrack und sie haben am Fuss Deines Ausgucks getauscht, und er hat sie Dir in die Tasche geschummelt, als Du noch auf sie gehorcht hast, Pardner! Gut, Freunde zu haben! Na ja … wir waren ja auch mal gute Freunde, Du und ich. Sieh‘s als letzten Gruß.“
Luca Byrd schließt mit erhobenen Händen die Augen, und macht sich innerlich bereit auf das Schlimmste.
Gleichzeitig aber hört er schon Johns große Plattfüße auf dem Kies nahen, er wird sie gleich gefunden haben im Dunkel der Höhle. Also ist da Grund zur Hoffnung.
Dann öffnet Byrd ein Auge, und sieht den Wiedergänger die Taschenuhr zuklappen und einstecken, ganz ruhig und feierlich. Die eine Hand umklammert das Handgelenk der anderen, als wolle sie noch irgendwie vermeiden, dass das Geschenk angenommen wird. Aber zu spät. John biegt um die dunkle Silhouette der Wells-Fargo-Kutsche herum und kommt in Sicht, mit einem brennenden Holzscheit in der Pranke.
„Dummer, verfackter Luca Byrd!“, ruft er, aber kurioserweise ist an seiner tiefen Stimme genau zu hören, was für schreckliche Sorgen er sich um seinen Freund macht.
Byrd hebt den Blick wieder zu der untoten Gestalt — aber diese ist auf einmal verschwunden, wie ein blosses Nebelgespinst.


Soundtrack: Ennio Morricone, The Ecstasy of Gold https://www.youtube.com/watch?v=cCEwUFtjAr4

John stützt den humpelnden Byrd, welcher die Splitter des Dreibeins von seiner Kleidung klopft. Gemeinsam kommen sie keuchend aus der Höhle.

Joycelyn hat die rauchende Gatlingpistole in der Hand, hilft der angesengten May B. auf. Die Hexe ist übersät von Schrammen und kleinen Schnitten, aber sonst wohlbehalten. Shadrack nimmt den Zylinder ab, wischt sich regennasse Strähnen aus der Stirn, sein Gesicht gewinnt wieder Farbe.
„Grundgütiger, alle noch vollzählig!“, bringt Byrd hervor.
„Dann fehlt jetzt nur noch der Skalp von Hollin’s Manitou, dann können wir Pause machen!“, sagt der Hexslinger.
Luca winkt ab, „Och, machen Sie mal halblang, ist doch längst davon gegeistert!“
„Was hat das zu bedeuten?“, fragt May B., „und was war denn nun mit dieser Taschenuhr?“
„Man musste es nur schaffen, ihm die Taschenuhr zu schenken!“, sagt Byrd müde aber zufrieden, „war ja klar, dass er sich das alte Ding vom Leibe halten wollte! Darum haben wir sie ihm in die Manteltasche geschummelt.“
„War die denn irgendwie besonders?“, fragt Joycelyn, „in Weihwasser getaucht oder so? Oder ein Wunder-Gerät von Smith & Robards?“
Der Gunslinger kichert, „Nichts dergleichen! Die Uhr war nämlich seine. Ich hatte sie bei mir getragen, seit Marlon Varville sein Hängen arrangiert hatte vor dem Militärgericht. War eigentlich zum Andenken an ihn. Ursprünglich gehörte sie Hollins‘ Ehefrau. Die war ja im Krieg daheim geblieben, und vermisste ihn ganz schauderlich. Für ihn ist die Uhr bestimmt auch ein schönes Andenken. Ich wusste, Jeff ist da noch mit drin. Vielleicht haben wir ihn jetzt wieder hervor gelockt!“
„Mannitoosh Pijakì wurde jedenfalls zurück in die Ewigen Jagdgründe geschickt! Wir sind gerettet, und unsere Leute daheim sind es auch!“, sagt John selbstzufrieden.
Joycelyn atmet tief durch, und sagt, „Ich fühl‘ mich zum ersten Mal wieder erleichtert, seit wir das Hufdonnern gehört haben! Als wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen.“ (Luca Byrd nickt, und Elisabeth King draußen im Canyon wird das ganz genauso gehen, sie sind jetzt alle nicht mehr Marked.)
„Jetzt will ich endlich schlafen, und dann will ich ein Frühstück“, verkündet Joycelyn, „und wenn wir bei Morgengrauen zurück zur Stadt fahren, singe ich ‚Home On the Range‘ für sie, wie versprochen. Den ganzen Rückweg lang, wenn sie gern wollen!“

Schalter:
Nach ein paar Stunden Fahrt ist es Zeit für eine Rast. Unsere Helden sitzen auf einem erhöht gelegenen Felsen, von wo aus sie einen guten Blick über das Ödland haben. Der Regen hat endlich aufgehört, und in den Strahlen der Herbstsonne, die sich über die Wolken hinweg wagen, ist der Felsen bereits halbwegs trocken.

Elisabeth King kommt immer noch nicht ganz hinweg über ihren Schrecken und ihre Verblüffung von dem, was sie letzte Nacht im Unwetter beobachtet zu haben glaubt. Sie wirkt daher auf die anderen muffelig und etwas in sich gekehrt. Die Gatling Gun, die zu Bruch gegangen ist, kostet jedenfalls „eineinhalb Blatt“, wie die Kutscherin sich ausdrückt, also 1500 Dollar, da wird man sich was überlegen müssen, um die Wells Fargo zurückzuzahlen. Die Gatling Gun war es ja schließlich, mit der zwei der mitternächtlichen Erscheinungen dahingerafft werden konnten, bevor die Geschützstellung überrannt wurde; wenn das nicht gewesen wäre, wäre der Kampf vermutlich weniger glimpflich ausgegangen.
Elisabeth King drängt allerdings nicht auf Eile, was das betrifft — tief drin ist sie vor allem froh, dass diese bemerkenswerten Fremden es geschafft haben, sich die spektakuläre Gefahr vom Halse zu schaffen, welche sie letzte Nacht ereilt hat. Sie selber ist insgeheim ordentlich stolz darauf, dass sie eins der Instrumente für diesen Sieg liefern konnte.

Rex Shadrack stochert gedankenvoll in seinem Eintopf-Blechnapf, und bemerkt, „… Jetzt ist die letzte Gelegenheit dafür: Wir sollten möglicherweise einmal die Überlegung anstellen, eine Weile verschwunden zu bleiben aus der Stadt.“
„Nanu?“, sagt Byrd, „aber da fahren wir doch schon hin!“
„Ja, aber wir könnten ja noch umkehren, und die Kutsche alleine zurückkehren lassen. Miss King bitten, in Gomorra zu sagen, sie habe uns gestern draußen in der Ödnis abgesetzt, und nicht wieder gesehen.“
„Zu welchem Zweck?“, fragt May.
Shadrack zuckt die Schultern und schaut in die Ferne, als er antwortet, „Der Zeitungsartikel von Lacy o’Malley wird in wenigen Tagen in aller Munde sein. So schön das auch ist, dass die Whateleys davon in ein unvorteilhaftes Licht gerückt werden: Der Artikel könnte womöglich doch ein Weilchen das Augenmerk von unseren Feinden auf Gomorra lenken. Wie beispielsweise dem Royal Court. Sweetrock, die Blackjacks, und die Law Dogs werden wahrscheinlich ebenfalls ihr Interesse an unserem Aufgebot erneuern ...!“
„Na, ist doch umso besser!“, sagt Byrd munter, „Die Herren Blackjacks kommen dann vielleicht sogar drauf, uns endlich unsere Hottis wiederzubringen!“
„Oh nein, bloss das nicht, nicht schon wieder untertauchen!“, jammert Joycelyn.
„Ich dachte, Shadrack, alte Hütte, Ihnen brennt es so unter den Nägeln, Gomorra weiter unter die Lupe zu nehmen“, gibt Byrd zu bedenken.
„Ja, definitiv!“, versetzt der Hexslinger, „aber man könnte diese Nachforschungen auch heimlich weiterführen, wenn die Whateleys und Sweetrock glaubten, dass die ‚Helden der Stadt‘ auf Nimmerwiedersehen in der Prärie verschwunden seien … Jebediah Whateley in seiner Arroganz würde fest davon überzeugt sein, seine sogenannten ‚eumenidischen Mächte‘ hätten uns vernichtet, und er hätte uns bald vergessen. Aus den Schatten heraus könnte man andere Agenten instruieren ... die könnten vorläufig die Schmutzarbeit in der Siedlung machen, an unserer statt …“
May B. klingt zweifelnd: „Aber wo im Gomorra Valley könnten wir denn untertauchen? Es gibt ja keine anderen Siedlungen.“
„Und nach wie vor schlafe ich nicht in einem Zelt“, stellt Joycelyn fest, mit erhobener Nasenspitze, „und schon gar nicht jetzt im Herbst, und schon ganz und gar nicht wochenlang!“

Rex sieht schließlich ein, dass es nicht so recht funzen wird, sich heimlich abzusetzen um künftig aus dem Hintergrund zu agieren. Nicht, so lange Caine County nicht besser erschlossen ist und es andere Städte in der unmittelbaren Nähe von Gomorra gibt. Und auch bei ihm überwiegt zugegebenermaßen die Neugier darauf, welche Ereignisse sich in Gomorra selbst weiter entfalten.
Also beschließen unsere Helden, den restlichen Weg in die Stadt zurückzulegen.
„… Vorsichtig sein müssen wir dennoch!“, schärft der Hexslinger den anderen besorgt ein, „ab heute mehr denn je! Wir täten gut daran, ein paar mehr vertrauenswürdige Städter um uns zu scharen!“
„Mit mehr Amigos kann man nämlich gemeinschaftlich mehr Alkohol vernichten!“, stimmt Byrd freudig zu.
„Nein, Sie Hampelmann, mehr Amigos sorgen dafür, dass die Whateleys, die Sweetrock, oder andere Bastarde uns nicht angelegentlich eine Kugel in den Rücken jagen! Und ich habe mir schon vor Jahren zurecht gelegt, dass ich nicht das Ansinnen habe, von hinten erschossen zu werden.“


Als sie wieder im Planwagen sitzen, und die durchnässten Hügel und Felsen der Prärie an ihnen vorbei ziehen sehen, richtet Joycelyn endlich das Wort an May B., die neben ihr zwischen den Fässern und Kisten auf der Ladefläche kauert.
„… Was hatte es damit auf sich, was Du Luca zugerufen hast letzte Nacht? Du weißt schon, mitten in unserem Kampf mit Los Diablos!“
Die Hexe sieht fragend vom Warten ihrer Pistolen auf.
„Du weißt schon ... Es klang wie ein Vorwurf ihm gegenüber. Als wolltest Du die letzte Gelegenheit nutzen, um ihm das um die Ohren zu hauen, bevor wir allesamt zertrampelt würden!“
Die Hexe schweigt finster, und beobachtet Joycelyn.
„… Du hast gerufen, dass er gewusst habe, dass derartiges geschieht!“, lässt diese nicht locker.
„Ja. Ich glaube manchmal, Luca Byrd verarscht uns. Er ist gar kein so armseliger Tropf wie er vorgibt, so ein Lümmel mit der Klugheit einer Scheibe Maisbrot. Nein, er hat im Bürgerkrieg oder als Gunslinger oder in den Rail Wars irgendwas gemacht, das ihn bis heute verfolgt. Und mit verfolgen meine ich nicht nur Jeffrey Hollin’s Leichnam. Hast Du beispielsweise nie bemerkt, dass gespenstisches Kroppzeug besonders bevorzugt ihn angreift?“, raunt May, während sie weiter mit ihrem einen Colt Army hantiert.
„Und jetzt glaubst Du, Luca will sich hinter uns verstecken?!“
„Ach was, der hat überhaupt keine Einschätzung von Gefahr, der ist völlig eingenommen von sich selbst.“
„Du hast gestern Nacht gerufen, Luca wollte, dass es mich trifft statt ihm!“, flüstert Joycelyn.
May B. ballt wütend die Fäuste und flüstert zurück, „Was, wenn er skrupelloser ist als er erscheint? Vielleicht ist Luca Byrd gar nicht der wackere Menschenfreund, der er zu sein vorgibt! Deswegen habe ich Dir neulich auch gesagt, halt‘ Dich an mich! Du kannst hier draußen nur mir vertrauen!“
Joycelyn schnaubt, „Und kannst Du Dir vorstellen, dass ich selber auch eine Meinung dazu habe?“
Die Hexe blinzelt verdutzt. Mit Widerworten hatte sie jetzt nicht gerechnet.
„… Ich habe Euch den ganzen Weg hierher begleitet, seit Barricade. Glaubst Du denn, ich hätte das nur aus Furcht vor der Black River getan?“, und Joycelyn atmet durch, bevor sie fortfährt, „Egal, wie ironisch Rex das vorhin gesagt hat, Ihr seid sowas wie Helden, alle drei. Und John auf seine Weise genauso. Ich verstehe nicht, was hier geschieht, noch weniger als ihr anderen, aber ich habe begriffen, dass es was verdammt Großes ist. Und wir haben irgendwie die Möglichkeit, es aufzuhalten. … Ich hatte schon viele Beschützer in meinem Leben, aber ich habe noch nie zuvor Freunde und Beschützer wie Euch gehabt.“
„Ich bin Deine Beschützerin, Joycelyn!“, zischt May ganz leise, fast defensiv, „ich bin die einzige, die wirklich auf Deiner Seite ist!“
„Du bist obsessiv, May B.! Ich sage Dir was: Ihr seid alle vier meine Freunde. Ich würde Euch nicht mehr im Stich lassen, und selbst wenn das bedeuten müsste, dass ich noch einmal einen von Los Diablos abknallen müsste mit dieser unsäglichen Gatlingpistole!“
May B. sieht Joycelyn in die Augen, plötzlich irgendwie gerührt. Sie weiß in dem Moment endgültig nicht mehr, was die Sängerin für sie ist — ihr Idol, ihr Eigentum, ihre Schutzbefohlene? Die Chicagoerin mag die Unerfahrenste im Aufgebot sein, aber sie ist im letzten halben Jahr schlagartig gewachsen. May hatte sich das bisher noch gar nicht klar gemacht.
Sie tauschen einen langen Blick, während die ockerbraune Landschaft an ihnen vorbei zieht, und sagen nichts …


Nachdem das Abenteuer abgeschlossen ist und unsere Helden nach Gomorra zurückgekehrt sind, darf eine neue Location ins Spiel kommen, wie immer. Wenn doch mal zeitnah Pferde angeschafft werden müssen, braucht die Stadt das Alright Corral, eine große Pferderanch, wo Rösser künftig zum Normalpreis zu haben sind.



In dieser Kampagne bestehrt Gomorra also nun aus folgenden Locations:

 • Der Town Square
 • Die Baustellen
 • Die Zeltstädte
 • Das Sheriff's Office
 • Das Sweetrock Western Corporate Office
 • Das Claims Office
 • Doc Branson's Arztpraxis
 • Die Docks
 • Der Elephant-Hill-Friedhof
 • Lord Grimely's Manor
 • Der Fat Chance Saloon
 • Der Uhrenturm
 • Sam's General Store
 • Black Jack's Versteck
 • Der Old Moon Saloon
 • Das Indianerlager
 • Der LAD Saloon
 • Der Buffalo Chip Saloon
 • Die Mission de la Santa Maria
 • Das Collegium
 • Das Red Hill Hotel
 • Der Trading Post
 • Die Whateley-Villa
 • Das Alright Corral


An der Zeit, um wohlverdiente neue Advances zu verteilen, ist es auch wieder.
Nachdem sich unsere Posse gegen Los Diablos behauptet hat, kann man mal ans Erreichen des Meisterschaftsgrades denken für die Arcane Backgrounds unserer zwei Magiebegabten. May B. braucht nämlich einen W12 bei Spellcasting, auch um die Gefahr von weiteren Corruption-Punkten weiter zu senken, die ja bei jedem Kritischen Misserfolg drohen. Sie wird in der Stadt nach Quellen suchen müssen, ohne sich dabei an die gefürchteten Whateleys wenden zu können, aber in deren Dunstkreis schließlich fündig werden.
Shadrack braucht ebenfalls einen W12 als Spellcasting-Würfel, er ist schließlich nun frei vom jahrelangen Einfluss von Toro Blanco. Trotz seiner Arroganz hat Rex ganz schön zu hadern damit, dass er so lange gebraucht hat, um seine Runenkugeln bereit zu machen im entscheidenden Kampf mit Los Diablos — er braucht mehr Kontrolle über die Manitous. Vorerst vergräbt er sich in seinem Studium von Hoyle’s Buch der Spiele. Insgeheim gedenkt er jedoch bereits, wie ihm in seinem Traum von Toro Blanco empfohlen wurde, Doc Holliday persönlich aufzusuchen. Dafür wird er nach Arizona reiten müssen, um dort möglicherweise zu überwintern, während er versucht, Meisterschaft über das Hexslinging zu erreichen, mit Hilfe von dessen Pionier Doc Holliday, oder zumindest dem Kader seiner Schüler, welche ihn dort umgeben.
Joycelyn für ihren Teil will eigentlich immer noch am liebsten zurück nach Denver. Nun aber geht ihr Ruhm hier in Gomorra durch die Decke, und es ist klar, dass die Stadt massiv wachsen und an Bedeutung zunehmen wird, es wäre deswegen durchaus das Lohnendste, hier zu bleiben. Außerdem war es nicht gelogen, was sie zu May B. auf der Rückfahrt gesagt hat: Joycelyn kann sich nicht dazu durchringen, ihre Freunde hier in Kalifornien zurückzulassen.

Advances
Vorerst gibt es also die folgenden Steigerungen:

Shadrack: Persuasion ➜ W6 & Occult ➜ W8
Byrd: Vigor ➜ W10
May B.: Level Headed-Vorteil
Joycelyn: Jetzt ist es endlich soweit, nach langem Üben bekommt sie den Tale-Teller-Vorteil
John: Improved Sweep-Vorteil

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