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[Deadlands] Savage West Solo Play

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Keuchend und fröstelnd suchen die Wild Cards sich ihren Weg zur Brücke zurück.

„Glaubt Ihr, die Kerls haben diese Gänge abgeschottet, um vor den Spinnen und dem Koloss sicher zu sein?“, fragt May B. benommen. Ihr Atem geht flach, sie betastet ihre Rippen.
Shadrack knurrt, „Unwahrscheinlich, die Versiegelung ist offensichtlich schon vor langer Zeit geschehen. Diese Monstren aber kommen und gehen wie es ihnen passt, auf für uns unfassliche Art und Weise! Sie haben schließlich hierher ebenso Zugang wie zu den Minen Gomorras!“
„Warum haben die Menschen an Bord diese Maschine dann versiegelt? Warum ist sie überhaupt verlassen?“, haucht Joycelyn, „hier stimmt doch etwas nicht, etwas stimmt hier ganz gewaltig nicht, ist das wirklich ein Flugzeug, wie May gesagt hat?“
Ihr Blick tastet über die Frontscheiben der Brücke, hinter denen das dunkle Himmelsgewölbe sich erstreckt, aber sie wagt sich nicht näher heran. Vielleicht ist dies ja nur der Nachthimmel, und das Flugzeug fliegt über Land … zumindest kann Joycelyn sich an dieser Annahme festhalten, so lange sie nicht zu den Fenstern geht und nach unten schaut. Denn sie ahnt bereits, dass unter der grauenvollen Flugmaschine nichts ist.
„Bei vielen modernen Dampffahrzeugen dieser Art gibt es doch Deckpläne an den Wänden“, sinniert Shadrack, „das wäre jetzt praktisch zur Orientierung …“
„Joah“, meint Byrd ratlos, „das hier is‘ doch so eine Art Galerie, nicht wahr, nur eben mit bewegten Bildern. Nach all dem Neuerfundenen, was wir in Salt Lake City gesehen haben, sollte uns das eigentlich nicht mal wundern, Pardners! Und jede Menge Knöpfe, gell? Wir brauchen nur den richtigen zu drücken, dann zeigt die kuriose Galerie bestimmt auch Ihren Deckplan, Shadrack!“
„Drücken Sie ja keine Knöpfe an dieser Höllenmaschine!“, wimmert Joycelyn angstvoll.
Neben ihr sinkt die Hexe benommen zusammen, mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„May B.!“, stößt Joycelyn erschrocken hervor, und versucht, ihr aufzuhelfen.
„Scheißendreck, ich glaube ich habe mir ein paar Gräten gebrochen!“, keucht diese, sie ist ziemlich blass.
„Ja, der Blecheimer hat ja auch versucht, Dich zu Auslegeware zu zermantschen!“, sagt Luca, „Shadrack mein bester, da müssen Sie Ihre Zaubershow bitteschön noch etwas fortführen! Bringen Sie unsere May B. bloß schnell wieder in Form, wie Sie das damals bei mir gemacht haben! Wissen Sie noch, bei Boulderridge!“
„Woher wollen Sie denn wissen, ob ich etwas damit zu tun hatte, Sie ahnungsloser Mensch?! Überhaupt, da waren Sie auch von einer Schrotflinte zersiebt, Mister Byrd, Ihr Leben hing am seidenen Faden!“, und er betastet May B.s Seite vorsichtig, und sagt, „das ist höchstens angebrochen, glaube ich. Das kriegen Doc Branson oder Mister Perriwinkle schon hin, wenn wir wieder daheim sind.“
May B. ist unter Shadracks Berührung zusammengezuckt; Joycelyn hält verzweifelt der Verletzten die Hand, und bringt verärgert hervor, „Dafür müssen wir erst einmal nach Hause zurück kommen! Wir hätten niemals durch diesen blauen Lichtschein hindurch treten dürfen …!“
In der Zwischenzeit drückt Luca Byrd munter ein paar Knöpfe auf den hochkomplexen Konsolen, versuchsweise.
„Sehen Sie mal, die Wandbilder können Englisch“, sagt er nachdenklich, „‚Crew-Kennung eingeben‘, hmm. Seht mal, hier ist auch eine Art Schreibmaschine mit dran. Ich schreibe mal ‚12345‘, auf gut Glück.“
„Hast Du etwa doch irgendwas gedrückt?!“, entfährt es der Sängerin, „untersteh‘ Dich, irgendwas zu drücken, habe ich doch gerade gesagt!“
„Irgendwer wird doch wahrscheinlich ‚12345‘ als Crew-Kennung oder wie das heißt gehabt haben, das ist ja ein riesengroßes Flugzeug, hier haben bestimmt hunderte von Seelen malocht, was sag‘ ich, tausende!“
„Diese Schirme sind in der Tat hochinteressant …“, murmelt Shadrack mit Blick auf die vielen rauschenden Monitore, „wer weiß, welche Art von Geheimkunde die verschlüsseln!“
„Rex, Du musst Luca bitte in die Haxe schießen, wenn er weiter Knöpfe drückt“, knurrt May B. etwas weggetreten.
„Wieso, hat doch schon was gebracht, hier kommt schon ein neues Bild“, sagt Byrd, und deutet auf einen der Monitore, der soeben flackernd zum Leben erwacht ist.
„… Liebe Passagiere! Willkommen bei Ihrem automatischen Bedienassistenten!“, sagt eine elektronische Stimme, unter starkem Rauschen, „Bitte achten Sie zu jeder Zeit auf die Weisungen der Crew. Wie kann ich Ihnen helfen?“



„Das Wandbild versucht mit uns zu sprechen!“, wispert Joycelyn bebend, „Macht es wieder weg! Nicht antworten!“
„Also nach dem Blech-Compadre eben ist doch das Wandbild ganz manierlich“, wendet Byrd ein.
„Wo sind wir hier?“, fragt Shadrack laut den Monitor.
„Sie befinden sich immer noch an Bord der Vostros. Die Crew steht Ihnen natürlich weiterhin für alle Fragen zur Verfügung.“
„Ich glaube, die sind alle tot, oder verschwunden!“, krächzt May B.
„… Lade … lade …“, sagt die Stimme aus dem Sendeschnee.
„Blödsinn, beladen ist die doch längst, die olle Nusschale hier, die ist doch schon ewig und drei Tage unterwegs!“, protestiert Luca.
„… Lade … lade … Geladen. … Sie haben vorzeitig Ihre Cryo-Kabinen verlassen. Bitte begeben Sie sich zurück in Ihre Cryo-Kabinen, wenn möglich. Die Vostros hat ihr Ziel noch nicht erreicht. Wollen Sie eine Fehlfunktion melden?“
„Alles hier ist eine Fehlfunktion, mein Bester!“, beschwert sich Byrd, „hier ist ja die Kacke geradezu am Dampfen! Wo sind wir überhaupt?“

Das soll uns ein GM Move verraten, ob die Wild Cards eine für sie verständliche Antwort bekommen. Es ist, Reveal a New Detail.

Die monotone Stimme sagt, „Wir befinden uns in Faraway.“
„Das haben wir schon vermutet, Arschkeks“, murmelt May B., „dass wir weit weg sind.“
Shadrack schüttelt gebannt den Kopf, und sagt halblaut, „Nein, May, hör‘ mal hin, wie das Ding es gesagt hat. Es meint nicht far away, es hat gesagt … Faraway …!“


Unter einigen Schwierigkeiten verständigen sich die Wild Cards weiter mit der Stimme aus dem Wandbild. Es ist tatsächlich eine nutzerfreundliche KI, die den Passagieren des Schiffes die Bedienung erleichtern sollte. Die Vostros befindet sich auf einem vorberechneten Kurs durch die Leere des Alls, und die Systeme gehen davon aus, dass alle Passagiere und Großteile der Crew während dem Flug in Cryostasis-Kammern sein sollten. Zielort, bisherige Flugdauer, geschätzte Flugdauer bis zur Ankunft, Grund der Abriegelung der Teilbereiche, ob die Passagiere in den Kältekammern nach all der Zeit überhaupt noch leben, und viele weitere Informationen scheinen für sie jedoch als vertraulich eingestuft zu sein, und werden ohne Crew-Kennung nicht genannt. Die sind wohl nicht für die Ohren von Passagieren gedacht ...
Shadrack sucht nach einem Deckplan, und lässt sich von der KI sagen, was er dafür tun muss.
„… Byrd hat Recht, es ist, wie auf einer Schreibmaschine zu tippen“, knurrt er, als er die Computertastatur zu bedienen versucht.
Die meisten Informationen sind allerdings auch auf diesem Wege für ihn gesperrt. Dem Bordcomputer ist vorerst nur zu entnehmen, wo sie in Relation zu ihrer Herkunft sind: Die Vostros ist 130.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Joycelyn fühlt, wie die Beine unter ihr einknicken, sie fällt in Ohnmacht, John Bloody Knife fängt sie geistesgegenwärtig auf. Shadrack erstarrt ungläubig, und hält den Atem an.
May B. tippt gebannt auf einige der Tasten, und versucht, Hinweise darauf zu finden, dass dies ein Irrtum ist.
Schließlich spricht sie eine entsetzliche Vermutung aus: „Wir sind erneut nicht in unserer eigenen Zeit, versteht Ihr?“
„Wie bei dem, was Väterchen Peyotl uns gezeigt hat“, sagt John tonlos.
„Ja …“, sagt die Hexe und erschaudert, „wir beide waren letztes Mal in der fernen Vergangenheit … aber diesmal sind wir womöglich …“
Shadrack bringt hervor, „In der Zukunft? Wie das hier aussieht, müsste das dann aber nach allen Regeln der Logik eine weit ferne Zukunft sein. Und eine, in der immer noch Ghost Rock geschürft wird …“
Die Hexe fährt wie hypnotisiert fort, „Ja. Begreift Ihr? Nach Telegrafen und Fotoapparaten kommen irgendwann sprechende Fenster. Nach den Flugapparaten von Smith & Robards kommen tatsächlich irgendwann Schiffe, die irgendwie zwischen den Sternen fahren können … Dieses Schiff hier fährt durch das All, mit Gärten voller irdischer Pflanzen an Bord … mit tiefgefrorenen Menschen … als würde es die retten wollen … wie auf der Flucht“, und sie beginnt zu flüstern, „… das hier könnte das letzte Überbleibsel der Menschheit sein … die Soldatin vorhin war ganz kalt, oder? Entweder war sie die einzige, die diesen Kältekammern entronnen ist … oder sie war selber bereits Harrowed … ewig verloren folgt dieses Sternenschiff seinem Kurs durch den fernen Weltraum, sturköpfig und ohne Sinn, und mit einer Crew, die mittlerweile längst nur noch aus Untoten besteht …“
„Was heißt das eigentlich, ‚Sicherheits-Abriegelung in Gang‘?“, fragt Byrd, und zeigt auf einen der verstaubten Monitore.

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In der Tat hat sich ein dumpfes Surren erhoben und unter das monotone Dröhnen der Antriebe gemischt, jetzt fällt es den Wild Cards endlich auf.
„… Kehren Sie umgehend in Ihre Cryo-Kabinen zurück, wenn möglich. Folgen Sie den Anweisungen der Crew …“, schnarrt die KI-Stimme im Hintergrund.
John dreht sich ganz langsam um zu dem Sicherheits-Schott, das er und Luca vorhin aufgehebelt haben. Er fühlt sich wie gelähmt, sein Blick ist ahnungsvoll. Tatsächlich: Das schwere Schott hat wieder leicht zu dampfen begonnen, und die Metallträger, die sie in die Öffnung geklemmt haben, haben mittlerweile begonnen, sich erheblich durchzubiegen …!
„Wir müssen fliehen, so schnell wir können — zurück zu Mutter Erde!“, raunt er.

Fragen wir doch mal das Orakel, ob das Portal, durch das unsere Helden herkamen, sich schon geschlossen hat? Die Würfel sagen ja, aber die beiden Ergebnisse gehen extrem auseinander. Daraufhin frage ich, ob zumindest ein  Teil des Aufgebots es dadurch zurück schafft? Das geht. Oha, spannend. Aber es gibt ja zufälligerweise noch ein zweites Portal auf dem Spielplan, das im Missionsverlauf entdeckt wurde ...! Na okay, dann folgendermaßen:

Von allen Seiten erklingen seltsame Misstöne, und unsere Helden bilden sich ein, erneut das Wispern und Gezischel der Manitous zu hören in dem sie umgebenden Dunkel. Das Schiff scheint weiter instabil zu werden, und automatisch erneut zu versuchen, sich abzuriegeln, die aufgestemmte Sicherheitstür geht unter gewaltigem Druck langsam wieder zu. Ein unheilvolles Zittern scheint die gesamte, massive Außenhülle der Vostros zu durchwandern.



Alle beginnen schlagartig loszurennen, runter von der Brücke, zum Portal im Lade-Dock zurück, John mit der benommenen Joycelyn auf dem Arm. Das spiralförmige Portal zwischen den Epochen hat auch tatsächlich begonnen, in sich selbst zusammenzufallen. Byrd bleibt aufgescheucht daneben stehen, hebt seine Laterne, um den anderen zu leuchten, winkt sie eilig hindurch. John mit der benebelten Joycelyn in den Armen rennt hindurch, er ist dicht gefolgt von Shadrack und der angeschlagenen Hexe, „kommt, Freunde!“, schreit Byrd, als ein Donnern wie von einem Orkan einsetzt, wirft sich ebenfalls hindurch. May B. und Rex erreichen den leuchtenden Nebel einen Wimpernschlag später, und prallen beide gegen die stählerne Raumschiffwand.
Verdattert sehen sie sich um. Sie sind noch umwabert von blau glühenden Nebelschlieren, aber diese beginnen sich gänzlich aufzulösen. Der Durchlass selbst ist weg. Sie waren einen Sekundenbruchteil zu langsam!

Also befragen wir erneut die Orakelwürfel. Es gibt ja noch das andere Portal in dem einen Cryo-Raum, das wir durch Zufall vorhin gefunden hatten! Vielleicht besteht es noch, und die Verlorenen können dort durch springen, um zurückzukehren. Die Orakelwürfel entscheiden wieder, und sagen, dass dies ebenfalls nicht geht— es kann nicht rechtzeitig erreicht werden, da es ebenfalls bereits dabei ist, zu kollabieren! Da wird ja der Aufenthalt von May B. und Rex ein bißchen länger werden als von mir angenommen, oh, wie aufregend ...! Auch gut, los geht's:

„Da ist noch das Treibhaus im Weg — und das hat keine Erdanziehung!“, ruft der Hexslinger im Rennen.
May B. und Shadrack werfen sich also aus vollem Lauf in die Schwerelosigkeit im hydroponischen Garten, um mit dem Momentum ihres Sprints dort hindurch zu gleiten. Am Ende des Ganges dahinter sehen sie noch das geisterhafte Glühen des Portals in der Cryo-Kammer. Sie ahnen, dass sie zu langsam sind in der Schwerelosigkeit. Shadrack konzentriert sich im Schweben verzweifelt darauf, erneut Environmental Protection von den Manitous zu erspielen; Wickett besinnt sich gleichzeitig auf die Dämpfe ihrer Flugsalbe, um Fly wieder zu aktivieren. Beides ist vergeblich, denn in dieser Sekunde verglüht das Licht vor ihnen endgültig! Nur noch die dumpfe Notbeleuchtung der Korridore und des hydroponischen Gartens über den sie hinweg trudeln umgibt sie jetzt.

Fassungslos reckt May B. die Hand aus nach dem Gang, auf den sie zu schweben.

Als sie sich zurück in die künstliche Schwerkraft des Korridors hinab hangeln, ist die Dunkelheit in der Cryo-Kammer nur noch der endgültige Beweis für das, was sie schon wissen.
Die beiden Cryostase-Kabinen leuchten dumpf und weißlich, sie sind so stark von innen beschlagen, dass man die Insassen zwar erahnen kann, aber keine Details ausmachen.
„... Die haben sich lebendig eingefroren“, krächzt Shadrack, „etwas, das die Biologie gerade erst zu erforschen beginnt … diese ungeheuerliche Reise durch den Weltraum scheint für eine immens lange Zeit ausgelegt zu sein …!“
Nur die zahlreichen Gerippe der Crewmitglieder sind hier verstreut, jene, die es nicht in die Kältekammern geschafft haben, und die vorhin als Untote unser Aufgebot angegriffen hatten.
„Rex, wir sind zu spät“, wispert May B., fassungslose Tränen sammeln sich in ihren Augen, „wir sind abgeschnitten von der Wild Dog Gorge! Wir kommen nicht mehr nach Hause!“
Und das garstige, fast unhörbare Getuschel und Zischen der Manitous umgibt sie zu allen Seiten, nur zu erahnen über dem ewigen Wummern der Maschinen, dem Ächzen von Abertonnen aus altem Raumschiff-Stahl.
„Vielleicht … gibt es andere Sektionen des Schiffes, die weniger heimgesucht sind …“, vermutet Shadrack in dumpfer Stimme, „weniger instabil. Sicherer.“
„Oder … oder Sektionen, die noch instabiler sind …? Sektionen, in denen noch weitere Portale sein könnten? ... Es gab doch schon mehrere zeitweilige Übergänge in den Canyon. Wir allein haben drei gesehen, nicht? Und vor uns sind den Scouts von Sweetrock welche erschienen. Wir können nicht wissen, ob es nicht noch mehr Portale gibt, irgendwo an Bord!“
„Wir können nicht mal wissen, ob die anderen drei zurück auf die Erde gelangt sind“, sagt Shadrack kalt, „Byrd, Bloody Knife, und Lancaster! Vielleicht sind sie zwar verschwunden, aber ihre Einzelzteile wurden über das halbe Universum verstreut. Davon auszugehen, dass diese Lichtphänomene eine verlässliche Reisemöglichkeit sind, wäre närrisch.“
„Lass‘ mir ruhig ein bisschen närrische Hoffnung.“
„Gerne. Ich muss raus aus diesem Raum ...! Befragen wir noch einmal die Wandbilder nach einer Art Deckplan!“
„Aber die Brücke ist jetzt wieder versiegelt! Und wir haben unseren Muskelmann nicht mehr bei uns, um sie vielleicht erneut aufzustemmen!“
„Aber solcherlei Wandbilder gab es auch in dem Kontrollraum davor. Komm.“
Shadrack will vor allem weg von den morschen Gebeinen, er hat seine Phobie nur mühsam im Griff. Sie tasten sich durch die Dunkelheit zurück.
„Immerhin ist das Schiff jetzt sauber von Walkin‘ Dead und außerweltlichen Besuchern“, raunt May B. im Gehen.
„Nun, die Bereiche, in denen wir waren. Wer sagt Dir, dass es in anderen Sektionen dieses vermaledeiten Seelenverkäufers nicht ebenfalls spukt?“
„Mir ist im letzten halben Jahr bisher nie so sehr aufgefallen, was für ein gottverdammter Fatalist Du doch bist, Shadrack!“
„Ich sage es einfach nur, wie es ist“, knurrt er.
„Du gehst mir einfach nur auf die Nerven!“
Schweigend und zitternd hangeln sie sich erneut über die Wipfel im dunklen, schwerelosen Treibhaus hinweg.
„… Aber immerhin gut, dass nicht nur ein einzelner von uns hier zurückgeblieben ist. Wir sind immerhin noch zu zweit“, fügt er schließlich hinzu.
„Scheiße, ja!“, stimmt sie zu, ohne zu zögern.


Kaum haben die beiden den Kontrollraum erreicht, ist das Ächzen der Hülle unüberhörbar geworden.
„Was immer wir tun“, sagt Shadrack hinter gefletschten Zähnen, „wir sollten es schnell tun!“
Sie rufen die KI-Stimme wieder auf, und versuchen hektisch, sie dazu zu bringen, zu kooperieren. Das System macht offensichtlich alles nur Erdenkliche fast von selber, wenn man ihm nur die richtigen Anweisungen gibt … und den verstaubten Schaltkreisen etwas Zeit gibt. Nur Zeit haben sie eben nicht ...
„... Da, das dort sind Deckpläne!“, zischt May B., „endlich!“
Shadrack kämpft mit der Zoom-Funktion. Alles, was diese Geräte zeigen, geht völlig gegen die Sehgewohnheiten der beiden.
„Wir scheinen auf einer Art Oberdeck zu sein! Gottverdammich, dieses Schiff ist ja riesig! Hier, das dort ist ein Zwischendeck, mit Frachträumen …“, raunt sie hochkonzentriert.
„Alles abgeschottet.“
„Zeig‘ mal das hier, das sind womöglich Verbindungsgänge …“
„Auch alles abgeschottet!“
Das Dröhnen aus der Hülle wird lauter. Die Vorstellung drängt sich auf, dass das ganze vermodernde Wrack sich selbst einfach im Flug zerlegen könnte. Und das scharfe Klacken von zahllosen spitz zulaufenden Void-Spider-Beinen ist nun auch von irgendwo her zu hören. Es kommt stetig näher!
„Wie wäre das dort, in der Sektion da, sind das vielleicht Waffenschränke?“
„Auch abgeschottet, hier, und hier auch!“, ruft Shadrack, unter höchster Anspannung.
„Rex, wir gehen drauf! … Was heißt das hier eigentlich, ‚Rettungskapseln‘?“


„Nein, ich glaube das nicht!“, hallt Joycelyn Lancasters Stimme durch die zwielichtige Wild Dog Gorge, „sie müssen irgendwo hier sein! Der Canyon ist groß, vielleicht sind sie irgendwo anders rausgekommen!“
„Wir suchen alles ab“, sagt John, aber er klingt nicht sehr hoffnungsvoll.
„Ich weigere mich, ohne May B. hier wegzugehen! Sie sind vielleicht noch an Bord von dieser, dieser … dieser Maschine! Luca, Du musst irgendwas tun!“
„Ja, klar doch“, sagt Byrd, „erstmal ist mir noch ganz schön schwindelig … ich gehe kurz mal kotzen, dann fällt mir bestimmt was ein …“, und er taumelt ins Gebüsch.
Joycelyn ist auch schwindelig, sie wankt zurück dorthin, wo sie erschienen sind. Es scheint nur eine ganz normale Sackgasse zu sein, voll von dem Geröll, in dem John vorhin gescharrt hat. Kein außerirdisches Glühen ist irgendwo zu sehen. Wie als wäre das alles nur ein Fiebertraum gewesen. Joycelyns zitternde Hände tasten verzweifelt über die bröckelige Canyonwand.
„May B.! Rex! Kommt zurück!“, haucht sie.


In der Geräuschlosigkeit des Alls fliegt eine schwarze Metallklappe von der Außenhülle des Sternenschiffs Vostros ab, dreht sich um sich selbst, als sie davon driftet, abgesprengt durch einen Zündungsmechanismus. Eine dunkelgraue Kapsel wird von einem aufflammenden Antrieb hinaus katapultiert. Die Silhouetten von zahllosen Void Spiders glänzen im Licht dieses einzelnen Triebwerks, während sie aus der entstandenen Öffnung hervor kommen, und vereinzelt an der Hülle des Raumschiffes entlang kreuchen. Die meisten vergehen in der Hitze des Triebwerks.
Im Inneren der Rettungskapsel, mit ihren gepolsterten Plastiksitzen, dicht umgeben von Rohrleitungen und von selbstaufblasenden Luftkissen, gibt es sehr wohl Schall, und so sind auch die Schreie zu hören, als das Fluggerät seinen Kurs einschlägt, alles im Inneren scheint zu vibrieren. Die Warnlämpchen blinken auf den Konsolen, weil die vorgeschriebenen Raumanzüge an den Insassen nicht erkannt werden. Eine Computerstimme sagt irgendetwas, das über das Dröhnen jedoch nicht zu hören ist.

Ordentlich Gs wirken volle Möhre auf die Körper der beiden Fliehenden, und sie verlieren das Bewusstsein.


Die Herbstluft ist wunderbar mild, und duftet absurderweise unglaublich gut, hier draußen in der weiten, offenen Prärie. Als Joycelyn, Luca, und John auf dem hölzernen Fuhrwagen sitzen, und die Esel sich in Bewegung setzen, sehen sie zurück zur Wild Dog Gorge. Sie haben stundenlang den Canyon abgelaufen, von oben Ausschau gehalten, sich die Kehlen rauh geschrieen. Sogar den Kutscher haben sie dazu gebracht, mitzusuchen, als er eingetroffen war, und das war eigentlich das allerletzte auf der Welt, was dieser Griesgram tun wollte, seinen Fuß hinein setzen in diese Klamm.
„Ich kann es gar nicht fassen!“, flüstert Joycelyn.
„Och, nimm‘s doch nicht so tragisch! Die beiden Schießbudenfiguren sehen wir bald wieder“, sagt Mister Byrd.
„Glaubst Du wirklich, dass sie jemals aus dem Sternenhimmel wieder entkommen können?“, fragt John zweifelnd.
„Na klar doch! Na ja, nicht sofort womöglich. Hat ja jetzt schon ein bisschen gedauert die Sucherei. Aber ganz ehrlich: So Compadres wie Rex W. Shadrack und May B. Wickett, die lassen sich doch von so einem bisschen Raum-Zeit-Konstantin nicht aufhalten! Geringere Compadres vielleicht schon. Aber die: Ne. Nicht die. Diese beiden Knalltüten sehen wir wieder in Gomorra, bevor die diesjährigen Kürbislaternen für Halloween geschnitzt sind!“
„Wollen wir‘s hoffen“, sagt Joycelyn, und heftet erneut ihren Blick auf den Eingang der Felsenschlucht, wie sie im Dämmerlicht hinter ihnen kleiner wird.


Rex Shadrack und May B. Wickett schlagen gleichzeitig die Augen auf. Das Gefühl von Taubheit lässt bereits deutlich nach. Sie sehen benommen umher: Die Antriebe des Beibootes schweigen, der Flug scheint vorbei zu sein. Wie lange er gedauert haben mag — Stunden, Wochen, oder Monate — vermag keiner der beiden zu sagen. Frische, kühle Luft dringt von irgendwoher. Die Einstiegsluke der Rettungskapsel ist geöffnet worden. Von dort tasten konzentrierte Lichtstrahlen durch das Innere, wie Laternenlicht, aber merkwürdig zielgerichtet, wie durch ein Prisma. Mehrere Silhouetten erscheinen in der Luke. Sie haben kurz geschorene Haare, und Uniformen aus unbekanntem Material, die sie sehr breitschultrig aussehen lassen.
„Sie leben beide“, sagt eine Stimme, durch das Pfeifen in den Ohren beider Überlebender kaum verstehbar.
„Vitalzeichen überprüfen“, sagt eine andere von irgendwo her.
„Die tragen ja überhaupt keine Vac Suits“, lässt noch jemand sich vernehmen, er klingt verwirrt.
Kleine, blinkende, surrende Geräte werden den beiden in die Gesichter gehalten.
„… Was sind das überhaupt für Klamotten, die sehen ja aus wie von einem Kostümfest! Ist das ... ein Zylinderhut?“, sagt eine Frau, mit schwerem indischen Akzent.
„Bergung vorbereiten, schnell“, sagt eine befehlsgewohnte Stimme, die hat auch einen schweren Akzent, aber einen anderen, vielleicht osteuropäisch, „wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben, bis die nächsten Reavers auftauchen. Jeder gottverdammte Spacer im ganzen Sektor könnte diese Scheiß-Rettungsfähre für ein gefundenes Fressen halten.“
Hände mit dicken, lederigen Handschuhen lösen die Sicherheitsgurte der beiden Insassen.
Vor May B. taucht ein Schriftzug auf, er prangt als einzig scharfes Objekt in einer noch weichgezeichneten Umgebung auf einer der klobigen Uniformen: EXFOR. Sagt ihr nichts. Darunter ist ein abgeschrabbeltes Symbol von einem Globus mit Lorbeerkranz auf blauem Hintergrund, das sieht ganz hübsch aus, findet sie, immer noch etwas benommen.
„Finger weg von meinen Schießeisen“, bringt Shadrack hervor, tonlos, aber seine Stimme wirkt bereits wieder grimmig.
Eine der Silhouetten dreht sich um zu ihrem Befehlshaber: „Die sind beide bis an die Zähne bewaffnet! Pistolen, Munitionsgurte, Machete, Handbeil, und so weiter!“
„Alles sofort beschlagnahmen“, sagt der Kommandant, „restlos, General Warfield braucht jede Patrone! … Na, auf die Geschichte dieser beiden bin ich ja gespannt!“

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„Es gibt eine Menge lose Fäden, die eingeholt werden müssen nachdem diese Angelegenheit vorüber ist!“, lässt sich Joycelyn Lancaster vernehmen, als die drei vom Fuhrwerk herunter klettern auf den staubigen Town Square von Gomorra, „wir müssen mit Big Jake und Scooter reden. Die dürfen um keinen Preis zulassen, dass Findley seine Arbeitercrews in die Wild Dog Gorge schickt. Das wäre verdammt gefährlich! Wir müssen uns um die Angelegenheiten von Rex und May B. kümmern, so lang sie verschollen sind. Und wir müssen nach dieser kalten Frau aus der Maschine fahnden lassen, die in den Canyon entkommen konnte!“
„Alles gute Ideen, meine Verehrte!“, freut sich Byrd, „und Mister Shadrack hätte das auch nicht besser anordnen können. Wir sollten sofort tätig werden!“
„Gut, nicht ständig Anweisungen hören zu müssen vom aufgeblasenen Wasichu Shadrack“, knurrt John, „… aber traurig, dass keine Squaw May B. da ist, die nach Anweisungen immer gleich widerspricht und sich erbost. … Die beiden waren unterhaltsam.“
„Sei‘ mal nicht traurig, John“, winkt Byrd ab, „die sind ja immer noch unterhaltsam, da, wo sie jetzt sind. Stell‘ Dir vor, wie viel Spaß die miteinander haben, der eine gibt fortwährend Befehle, die andere widerspricht in einer Tour! Das ist sicher eine Mords-Gaudi da oben an Bord! Halt, Moment. Wird eine Gaudi sein. Streng genommen ist das alles noch gar nicht passiert, nicht wahr, das passiert erst noch, weil ja in der fernen Zukunft. Total verwirrend!“, und er stemmt die Hände in die Hüften und schaut hinauf in den strahlend blauen Herbsthimmel über Kalifornien.
John grummelt, „Und nicht gut, das hier auf dem Town Square zu besprechen. Die dummen, verfackten, weißen Leute hören das, und die bekommen nur Angst und stellen Fragen. Das, was im Sternenhimmel vor sich geht, müssen wir mit den Medizinleuten im Sioux-Lager besprechen. Wenn es jemand begreifen kann, dann sie.“


Bei dieser Gelegenheit könnte ich ja endlich mal Johns Connections-Vorteil nutzen, um die Scouts der Sioux Union auf die wahnsinnig gewordene Soldatin anzusetzen. Die muss dringend gefunden werden, sollte sie in der Wild Dog Gorge herum irren — sie könnte eine Gefahr für sich und andere sein, und wenn sie tatsächlich Wissen aus der fernen Zukunft hat, dann kann sie damit ungewollt große Aufruhr stiften und großen Schaden anrichten! Noch dazu steht May B.s Vermutung noch im Raum, dass die Soldatin Harrowed sein könnte — dann könnte ihr Manitou die Kontrolle über ihre Taten übernehmen, und was daraus werden kann, hat unser Aufgebot ja jüngst bereits bei Jeffrey Hollins gesehen.
Dank Johns Einfluss im Indianerlager finden sich umgehend ein paar Scouts zusammen, darunter Tioga Joe, Benjamin Nightsinger, und Yahto, der entsetzt ist über May B.s Verschwinden (und insgeheim hofft, in der Wild Dog Gorge doch noch eine Spur seiner heimlichen Flamme zu finden).

Die Orakelwürfel entscheiden:

Die Scouts werden den Canyon durchkämmen, und sie werden das verlorene Bleichgesicht dabei entdecken! Natürlich dauert das alles ein paar Tage, schon allein wegen der langen Anreise dorthin. Auf ihrer Suche werden sie außerdem keine der Lichtphänomene in den Windungen der Klamm sehen. Binnen kurzer Zeit können unsere verbleibenden Wild Cards also die Weltraumsoldatin zu befragen versuchen, und vielleicht von ihr Hinweise erhalten über den Ort namens Faraway. Dies scheint jetzt im Moment wie die einzige Möglichkeit, wieder Kontakt herzustellen zu den beiden Verschollenen …


Noch am Tag ihrer Ankunft gehen unsere Helden derweil eilig zu Scooter und Big Jake, natürlich wieder unauffällig wegen der vielen Sweetrock-Wachleute an den Docks. Die beiden müssten alles tun, um die Grabearbeiten in der Wild Dog Gorge zu verhindern! Sie sind ordentlich verblüfft und alarmiert, dass Explorateure vom Rufe, wie die Wild Cards ihn mittlerweile haben, bei diesem Erkundungsgang so stark dezimiert werden konnten! Big Jake weiß offensichtlich gar nicht, was er sagen soll, insbesondere, weil Miss Lancaster untröstlich erscheint und gegen Tränen anblinzeln muss, während sie berichtet.

Die Orakelwürfel fallen wieder:

Im Nachhinein gelingt es Big Jake und Scooter, Howard Findley sein Vorhaben auszureden. Das Risiko für die Arbeitskräfte ist für Mister Findley eigentlich nur bedingt ein Argument … aber der finanzielle Aufwand lässt ihn tatsächlich zögerlich werden, nachdem es ja scheinbar Felsrutsche gab in der Schlucht. Wenn die Gegend so unsicher ist, könnte der Sweetrock einiges an schwerem Gerät abhanden kommen, und das ist hier draußen schwieriger zu ersetzen als ein paar Dutzend Malocher.

(Das mit den Felsrutschen ist nicht gelogen; unsere zufallsgenerierte Canyon-Karte war ja sehr klein, nachdem aber vorher narrativ etabliert war, dass die Wild Dog Gorge im Gegenteil sehr lang ist. Daher werden mehrere Seitenarme des eigentlichen Canyons tatsächlich durch die übernatürlichen Phänomene verschüttet worden sein, vor der Ankunft unserer Helden. Immerhin haben sie ja auch das Portal zum Geisterschiff Vostros hinter frischem Geröll gefunden!)

Unsere Helden erhalten natürlich ihre Bezahlung, von Big Jake heimlich abgezweigt von den üppig fließenden Sweetrock-Geldern.

Zum Abschluss des Abenteuers darf wieder eine neue Location fertig gestellt werden für Gomorra. Ich nehme das Exchange Office, das ich schon so lange gebaut haben wollte. Nun können Wild Cards gefundene Ghost-Rock-Nuggets zum Normalpreis verkaufen.



Nach so vielen Missionen mit verschiedenen Brimstone-Spielplänen wird’s eigentlich mal wieder Zeit für ein Abenteuer mit einer Queste und einem Zufallsplot! Unsere verbliebenen drei Wild Cards werden nun ein neues Aufgebot zusammenstellen müssen, um den Schatten über Gomorra weiterhin etwas entgegenzusetzen.

Also würfle ich einen Abenteuereinstig mit dem One Page Solo Engine:
Plot Hook: Eliminate a Threat
Random Event: Physical Taking of a physical Current Need
Scene Complication: Wouldn‘t It Suck, If …
Altered Scene: The Environment is Different

Ein Ereignis weiß ich außerdem schon so, das nicht als Zufallsereignis von den Tabellen ermittelt werden muss:

Eine in Kalifornien berühmtberüchtigte Band hat kurz darauf unter großem Hallo Gomorra erreicht, und verspricht mit einer Reihe von Auftritten allerlei Kurzweil: Diese Truppe, „Pappalardo‘s Schaubühne“ ist ihrem Ruf nach Musikkapelle, Schaustellertruppe, und Jahrmarktsveranstalter in einem. Und da es kurz vor Halloween ist, und damit auch der Gründungstag der Siedlung sich demnächst jährt, sind Sheriff Coleman und Howard Findley gewillt, die exzentrische Truppe auf dem Town Square gastieren zu lassen.

Es ist ein kalter, aber sonniger Tag, und auf dem Town Square und in der Cross Street steppt der Bär. Buchstäblich, denn Pappalardo‘s Truppe hat einen Tanzbären mitgebracht, der an einer Kette auf den Hinterläufen umher wackelt, in einem Saloongirl-Kleid. Bauchladenverkäufer laufen die Cross Street auf und ab, und bieten lautstark klebriges Konfekt und Limonade an. Die Eierköpfe vom Collegium haben enthusiastisch ein paar Feuerwerke zusammengebastelt, um etwas zur Feststimmung beizutragen, und lassen sie gelegentlich unter großem Geknall und Geräucher hochgehen. Auf dem Town Square steht wieder die Holzplattform, diesmal aber nicht, um öffentlich Banditen aufzuhängen, sondern als Bühne für die sechzehnköpfige Band.
Der Besitzer des Old Moon Saloon, der gute alte Owen Morley, hatte bereits arrangiert, dass Joycelyn zwischendurch mit auf die Bühne solle, um ihre legendäre Stimme einzubringen zur Musik der Schausteller, und das eine oder andere Lied zum besten zu geben. Owen Morley ist ein bisschen beleidigt, dass seine Mühen umsonst gewesen sein sollen, weil die Sängerin heute alles andere will, als die Menschenmenge anzuheizen. Joycelyn ist ihrerseits ein bisschen beleidigt, dass Owen sie nicht gefragt hat, bevor er irgendwelche Extra-Auftritte ausgehandelt hat. Und dass er ihr Bedürfnis, zu trauern, nicht so recht anerkennt.

Sie ist jetzt mit ihrem Alvin an ihrer Seite in der Menschenmenge zu sehen, in einem für ihre Verhältnisse sehr konservativen Kleid. Sie schaut immer noch drein wie sieben Tage Regenwetter. Alvin sieht vor allem besorgt und ein wenig hilflos aus. Er würde seiner neuen Freundin gerne helfen, und er merkt natürlich, dass der Rummel um sie her nicht sonderlich zu ihrer Erheiterung beiträgt.
Byrd gesellt sich wieder zu den beiden dazu, mit einem breiten Schmunzeln im Gesicht, riesige Büschel knallrosa Zuckerwatte in beiden Händen.
„Wer soll das denn alles essen?“, fragt Joycelyn.
„Na, wir drei Hübschen natürlich! Das Zeug ist große Klasse, habe ich zuletzt in New York schnabulieren können! Hier, Ihr beiden, zugreifen! Ach so, und John wollte ich eigentlich dazu bringen, eins zu essen, aber dazu müsste man es anstellen, den ollen Griesgram hierher zu locken. Bei sowas Feinem würde auch der mal lächeln, das kann ich Euch verraten!“
„Das darf der doch gar nicht essen, das stellt doch ein Apparat her“, muffelt Joycelyn, und lässt sich widerwillig einen der Büschel von Luca in die Hand drücken.
„Ach, der tut bestimmt immer nur so spaßbefreit. Wenn er das erst mal gerochen hat, macht er bestimmt auch mal 'ne kleine Ausnahme!“, quatscht Mister Byrd munter weiter, und versorgt auch Alvin, der eigentlich auch nicht so aussieht, als wolle er dringend Zuckerwatte.
„Hmmm, und die schmeckt!“, sagt Byrd mampfend, „oh, seht mal, jetzt werfen die schon wieder Obst!“
„Gut, dass ich da nicht zugesagt habe“, kommentiert Joycelyn.
Sie schauen zur Bühne, wo jetzt die Menschenmenge wieder angefangen hat, Obst und Gemüse zu schmeißen, gerade geht ein richtiger Hagel auf die vielköpfige Band hernieder. Ungerührt spielen Pappalardo’s Musikanten weiter, wenn auch ihre bunten Kostüme mittlerweile voller zerplatzter Tomaten und Matschäpfel sind, die Musikanten in vorderster Reihe stehen bereits bis zu den Knöcheln in Obstresten. Ihre Musik ist auch wirklich schlecht: Fünf Fideln, ein Kontrabass, zwei Pauken und drei Marschtrommeln, zwei Posaunen, zahlreiche Mundharmonikas, Mundorgeln, Kuhglocken, Waschbretter, und anderes wird da oben bis zum Äußersten malträtiert, und erzeugt energetische Misstöne, aber dafür sehr laut. Der Sänger, mit überlangem Schnauzer und rotgrün gestreifter Rodeo-Kleidung, singt sein Square-Dance-Lied, beinahe ohne Luft zu holen. Gelegentlich baut er spontane Mundharmonika-Parts mit ein, und stampft dabei mit dem Fuß den Takt, dass das Fallobst nur so spritzt. An diesen Stellen ballern die Musikanten in der letzten Reihe mit ihren Schießeisen in die Luft. Wahrscheinlich verwenden sie scharfe Munition. Einige saufen dazu auch noch aus Whiskeypullen, und die Vermutung beschleicht einen, dass sie früher oder später versuchen könnten, Leuten im Publikum die Hüte von den Köpfen zu schießen. Dem Publikum ist das sehr bewußt, und viele schreien mit zornesroten Gesichtern zur Bühne, man weiß nicht recht, ob sie die Musik trotz allem gut finden oder nur noch dort stehen, weil sie die Band hassen, und um zurück zu ballern, wenn die Musikanten in ihre Richtung schießen sollten. Coleman‘s Deputies sind überall zu sehen, ebenfalls mit den Händen an den Waffen, sie sehen total nervös aus, sie haben offensichtlich allesamt einen richtigen Scheiß-Tag heute. Das brüllende Publikum entlädt seine Wut über die schlechte Musik und das gemeingefährliche Rumgeballer auf dem Holzpodest jedoch vorerst weiterhin dadurch, indem es mit vollem Karacho Matschobst schmeißt. Viele schunkeln aber auch mit, vielleicht weil sie so besoffen sind, dass sie die lärmende Katzenmusik jetzt ganz gut finden. Luca beobachtet sogar mehrere Hombres vor der Bühne, die sowohl Obst schmeißen, als auch schunkeln!
„Schade um das ganze Obst und Gemüse!“, sagt er vergnügt.
„Da muss irgendeiner von den örtlichen Farmern extra seinen Apfelkeller geleert haben“, sagt Joycelyn befremdet, „seht mal, da vorne gehen ganze Körbe von Matschobst rum!“
„Das ist, damit den Zuschauern nicht die Munition ausgeht!“, lacht Byrd, „und wisst Ihr was? Am Zuckerwattestand hab‘ ich gesehen, wie die Körbe angeliefert wurden — und zwar von Pappalardo’s Schaustellern selber! Das ist entweder ein absurdes Missverständnis, oder es gehört zu der Schau dazu!“
„Square Dance, allesamt!“, schreit einer der durchgedrehten Musikanten erneut ins Publikum, und kassiert daraufhin eine dicke Tomate direkt in die Fresse, er wischt angewidert das Fruchtfleisch weg, und schreit, „Square Dance, oder wir töten Euch verfackt nochmal!“; womöglich will er nur, dass die Leute tanzen, damit sie dann nicht mehr schmeißen. An den Randbereichen des Town Square kommt tatsächlich ein bisschen Sauare Dance zustande, direkt vor der Bühne aber wird weiter geschrieen und geschmissen. Ein entsetzlich haariger Schürfer, nur in Long Johns, Cowboystiefeln, und einem Schlapphut, ist derweil auf die Bühne geklettert, und brüllt dem Sänger irgendwas entgegen, die Leute lachen, weil zu allem Überfluss die Arschklappe der Long Johns des Kerls sich gelöst hat, und man freie Sicht auf seinen Allerwertesten hat. Der Schnauzbart brüllt zurück, aber stampft ungerührt weiter wild den Takt, dass Obst von den Holzplanken spritzt. Auch auf den haarigen Schürfer natürlich. Der heult wie ein Hund und will sich mit dem Sänger prügeln, andere Leute haben derweil ebenfalls die Bühne erklettert, und zerren ihn weg. Das Publikum lacht schreiend, und ein neuer Gemüsehagel geht wie auf Kommando auf die Band hernieder.
„Diese Stadt ist doch hoffnungslos verloren“, sagt Joycelyn mit fassungslosem Kopfschütteln, „und das so kurz vor dem Gründungstag! Was für eine Schande! Die sollten sich alle miteinander was schämen. Wir sollten uns schämen, dass wir überhaupt bei sowas zugucken!“
„Ach ja, der Gründer! Schaut mal dort, das hat vorhin Charlie Landers mir gesagt, den Gründer hat man mittlerweile auch mit auf der Bühne geholt, das ist der da hinten, in der letzten Reihe: Humphrey Walters!“
Die drei sehen einen abgemagerten Penner mit weißem Zottelbart, der mit einigen der halbbekleideten Musikerinnen tanzt, und aussieht, als würde er sich prächtig amüsieren, aber keine Ahnung haben, was er hier tut und wie er überhaupt hierher kommt.
„Das soll Humphrey Walters sein?“, fragt Alvin skeptisch, „der soll doch ein reicher Mann sein, dem gehört doch die Hälfte von dem Land unter unseren Füßen!“
„Er soll verrückt geworden sein und lebt jetzt wie ein Bettler!“, sagt Joycelyn, „aber das dort kann er doch wohl nicht sein?“
„Wieso nicht?“, fragt Byrd, „er scheint die Musik doch zu mögen! Und zugegeben, die ist auch ziemlich gut — wenn man eben nicht auf den Rythmus achtet!“
Der Organist und die Sängerin schauen Luca beide verständnislos an, er lacht sie an und versucht, im Takt mitzuklatschen. Dafür braucht er natürlich freie Hände, und er verschenkt deswegen seine restliche Zuckerwatte an vorbeikommende Kinder.

Kommen wir von diesem Gesellschafts-Event mal zu dem eingangs ermittelten Random Event: Jemand nimmt ja laut dem Kartenorakel „körperlich jemandem ein derzeitiges Bedürfnis weg“, das klingt in dieser Szene stark danach, als würden wenig später die Law Dogs den immer weiter eskalierenden Auftritt mal abbrechen. Das derzeitige Bedürfnis der Städter nach Ausgelassenheit wird dadurch wohl unterbunden.

Auch dafür wird natürlich gehörig in die Luft geballert und laut herumgeschrien. Die Saloonbesitzer jedoch reiben sich ihre Hände, denn somit werden die Angesoffenen wieder zurück in ihre Läden strömen, und gewinnbringend dort weiter saufen. Pappalardo’s Truppe eiert wenig später ebenfalls in die Saloons und die vielen kleinen Schnapszelte. Es gab insgesamt nur wenige Festnahmen.

Damit setzen wir auch die ermittelte Altered Scene um, die Umgebung ist plötzlich eine andere:

Denn auch Byrd, Joycelyn, und Alvin schließen sich dem Menschenstrom an, und finden sich kurz darauf im Fat Chance Saloon wieder. Der füllt sich schnell, Charlie Landers findet sich wieder hinter dem Tresen ein, und löst damit die übernächtigt und alkoholisiert aussehenden Bardamen ab.
Breitbeinig marschiert dabei der alte Farmer Dermott Hermans durch den Schankraum, und hält mit biestigem Gesichtsausdruck auf Luca Byrd zu.
„Oh weiha, mein Herr Schwiegerpapa in spe“, raunt dieser den beiden anderen zu.
„Da ist er ja, der feine Kavalier, ganz in weiß!“, knurrt Dermott wütend, „wusste ich doch, dass ich Sie, Luca Byrd, auf einer so lästerlichen Veranstaltung wie der heutigen antreffen würde!“
„Na ja, Mister Hermans, wäre doch traurig, wenn die lustigen Musikanten sich ganz umsonst hierher bemüht hätten! Man soll ja die Feste feiern, wie sie …“
„Papperlapapp!“, ruft Dermott sauer, „Sie sind ein Nichtsnutz, Byrd! Ich weiß genau, dass Sie vor wenigen Tagen draußen beim Missionshaus waren! Unter dem Fenster von Lorna haben Sie ein Ständchen gebracht, Sie Hund, um meine Tochter zu umgarnen! Meine Lorna, die dort extra unter Verschluss gehalten wird, damit Sie ihr nicht zu Leibe rücken können, Sie geiler Bock! Wenn ich oder meine Sippe Sie, Byrd, noch einmal auch nur in der Nähe des Missionshauses sehen, dann eröffnen wir das Feuer auf Sie!“
Und damit wendet sich Dermott Hermans um, und stampft davon.

Damit hätten wir auch die Scene Complication eingebaut, die ja lautet, Wouldn‘t It Suck, If …?

Luca schaut dem Farmer nach, „… Mist, ehrlich gesagt wollte ich gerade raus vor die Stadt, um meinem Brieftäubchen Lorna etwas von der Zuckerwatte zu bringen! Die lassen sie womöglich bei Wasser und Brot darben in dieser Mission!“
„Schieß‘ die Kleine doch in den Wind, Luca, Du kannst viel Besseres finden!“, sagt Joycelyn plötzlich, „Wenigstens eine, deren erzkatholischer Vater nicht auf Dich ballern will!“
Alvin sieht Joycelyn etwas schafhaft an, er fragt sich, warum sie dies mit solcher Heftigkeit gesagt hat. Aber vielleicht macht sie sich ja nur Sorgen um ihren Mitstreiter.
„So geht das doch nicht weiter!“, sagt Luca, „Ich wollte doch eigentlich gerade mit ihr fliehen! Das war beinahe schon so ausgemacht gewesen!“

Unser Plot Hook ist ja diesmal, Eliminate a Threat. Voll geil, das Resultat gab‘s noch nie in dieser Kampagne, schön direkt und ohne Firlefanz! Statt auf der dazugehörigen Tabelle mit Antagonisten zu würfeln, entscheide ich mich für eine klassische Monsterjagd, das Gomorra Valley ist schließlich voll mit derlei Kreaturen-Geschmeiss.
Aber immer eins nach dem anderen ...

Schalter:
Bevor das passiert, kommen die von John ausgeschickten Indianer-Scouts mit ihren Ergebnissen an den Start:

Yahto betritt wenig später den Fat Chance Saloon, mit suchendem Blick. Er berichtet Joycelyn und Luca, dass er vorhin mit Benjamin Nightsinger und Tioga Joe zurückgekehrt ist, und auch mit ihrer Geretteten, „Diese Frau, die aussieht wie ein Junge, die aus Vater Himmel herab gestolpert sein soll!“, wie er sich ausdrückt. Joycelyn spannt sich sofort an, und macht große, neugierige Augen.
„Sie war beinahe verhungert, und ganz ohne Orientierung“, sagt Yahto in gedämpfter Stimme, „und sie lebt! Sie ist nicht tot und von einem Manitou besessen, wie Ihr befürchtet habt. Sie hat einen Herzschlag. Nur ist sie … ganz und gar verrückt. Kommt, John Bloody Knife bewacht sie, in der Nähe unseres Lagers!“
„Und … irgendeine Spur von unseren verschwundenen Freunden?“, fragt Joycelyn mit verzweifelter Hoffnung.
Yahto schüttelt den Kopf und senkt kummervoll den Blick, er sieht so aus, als wäre er versucht, direkt wieder in die Wild Dog Gorge zurückzukehren, um weiter alles nach May B. abzusuchen, auch wenn es aussichtslos ist ...


Im felsigen Umland kauern Tioga Joe und Benjamin Nightsinger vor einem Lagerfeuer. John sitzt reglos brütend vor einem Felsloch, und schaut in den Eingang. Dies ist weniger eine Höhle als einfach eine größere Felsnische. Luca und Joycelyn treten näher, und sehen darin die soldatisch aussehende Frau liegen, unbewegt, aber mit gehetzten Augen, die unablässig umher blicken. Die Fäden der außerirdischen Spinnen hat sie zwischenzeitlich alle abgestreift, dafür haben die Indianer sie mit Hanfseilen gefesselt. Ihre merkwürdige Kleidung ist so mit Schlamm aus dem Canyon verkrustet, dass sie nicht weiter auffällt, immerhin.
„Och, die Madame ist ja schon wieder verpackt wie ein Postpaket, immer dasselbe“, sagt Byrd begütigend, „macht sie doch mal los, das ist doch sicher unbequem!“
Tioga Joe knurrt, „Die kratzt Euch noch die Augen aus, wenn sie von Euch die Gelegenheit bekommt! War schwer zu finden, und schwer zu fangen.“
„Ist das überhaupt eine Madame?“, fragt Joycelyn befremdet, „könnte auch ein junger Kerl sein. Wenn sie nicht so abgemagert wäre, hätte sie ganz ordentliche Muskeln! Und kurz geschorene Haare, man kann gar nicht sicher sein, mit wem man‘s zu tun hat, Männlein oder Weiblein.“
„Vielleicht ist das ja groß in Mode, dort, wo sie herkommt!“, vermutet Luca.
„Dass die Frauen aussehen wollen wie Männer?! Was für eine komische Mode wäre das denn?!“, fragt Joycelyn, „das wäre doch bloss verwirrend!“
„Ja, was weiß denn ich? Vielleicht wollen die gerne alle verwirrt sein!“
„Blödsinn, Luca! Wenn das wirklich eine Art weiblicher Soldat ist, dann ist das wahrscheinlich wegen der Läuse, ganz wie zu unserer Zeit, drüben im Bürgerkrieg im Back East!“, vermutet Joycelyn.
„Ja, Scheiß-Läuse. Aber diese Art von Krabbeltier war ja nicht das Problem von denen. Und überhaupt, womöglich war die Gute doch im Eisfach! Da gibt‘s doch keine Läuse!“
John sieht zu Luca, und er sagt, „Genug davon! Redet Ihr beiden mit der Gefangenen, Ihr seid alle dumme, verfackte Weiße! Und Ihr beiden, Ihr seid gut mit Worten.“
Byrd geht neben John in die Hocke, lüpft vor der Soldatin seinen Hut, und sagt lächelnd: „N‘abend, Miss! Luca Byrd mein Name. Ich hoffe, die Stammeshelden hier haben Ihnen was zu trinken gegeben? Und was zu Mampfen womöglich?“
Sie sieht Byrd unbeteiligt an, als wäre er nur eins der belebten Wandbilder aus ihrem Sternenschiff.
„Ja, haben wir“, sagt Tioga Joe im Hintergrund, „war ja halb verhungert!“
Byrd fragt weiter, „Und erinnern Sie sich an die Umstände unser ersten Begegnung, bitteschön?“
„Du warst der, der mich aus den Netzen losgeschnitten hat“, sagt die Soldatin in brüchiger Stimme. Ihr Blick bleibt aber teilnahmslos.
„Genau. Gut, dass die achtbeinigen Kameraden Sie nicht gefrühstückt haben! Wo kamen die überhaupt her? Waren die schon lange an Bord?“
„Die Dinger müssen irgendwie an Bord gekommen sein, während wir alle im Kälteschlaf waren …“, flüstert die Soldatin.<
"Kälteschlaf?", haucht Joycelyn.
„Aber Sie sind ja aus Ihrem kühlen Kämmerlein entkommen!“, bohrt Luca nach, „etwa als einzige?“
„Nein … mehrere Kabinen hatten eine Fehlfunktion … haben sich vor Ankunft geöffnet … ich stand auch kurz in Funkkontakt zu einigen anderen im Schiff, die auch … aufgewacht waren … wir wollten uns regruppieren … vielleicht hätten wir über den Zentralrechner noch weitere der Kabinen öffnen können … dann haben mich auch schon die Aliens erwischt. Wahrscheinlich wollten sie mich eingesponnen lassen, um mich für später aufzuheben. Und schließlich … wart plötzlich Ihr Zivilisten da …“
Joycelyn kauert sich neben Luca, und sagt eindringlich: „Sie müssen uns bitte alles über diese Flugmaschine erzählen! Zwei unserer Freunde sind noch dort! Sie sind die einzige, die uns jetzt noch helfen kann, verstehen Sie? Wie heißen Sie denn?“
„Ich … sage Euch bestenfalls meinen Dienstgrad und meine Dienstnummer … Ihr Scheiß-Zivilisten-Hinterweltler …“
Joycelyn sieht die Frau verzweifelt an, „Das sieht für Sie jetzt gerade noch nicht so aus, aber Sie sind hier unter Verbündeten! Wir können Ihnen bestimmt helfen! Wir bringen Sie zu Doc Branson, oder zu unseren Freunden beim Collegium. Sie stehen vermutlich immer noch unter Schock!“
„Ich sage Euch nichts über die Mission des Schiffes … Ihr Drecks-Hinterweltler …“, krächzt die Soldatin.
„Nanu, wer wird denn gleich unhöflich werden!“, sagt Byrd, „was wollen Sie jetzt überhaupt machen, wenn Sie schon unsere Hilfe nicht wollen?“
„Ihr bringt mich zur nächsten EXFOR-Basis, kapiert …? Wo sind wir hier, irgendwo bei Domburg, oder Temptation?“
„Was sind denn das für Namen …?“, fragt Joycelyn verwirrt Luca, in gedämpfter Stimme, „wenn Sie aus der Zukunft ist, könnten diese Orte vermutlich überall auf der ganzen Welt liegen …!“
„Vielleicht wäre es nicht so gut, ihr zu verstehen zu geben, wo sie wirklich gelandet ist! Scheint sie noch nicht so ganz zusammengepuzzelt zu haben …!“, gibt Byrd leise zu bedenken.
„Die ist doch noch völlig weggetreten!“, zischt Joycelyn, „da können wir sagen, was wir wollen, die Arme begreift gar nicht, was vor sich geht!“
„Was soll das sein, EXFOR?“, fragt Byrd behutsam die Soldatin, „ist das so wie ‚Ex und Hopp‘?“
„Wo ist die nächste Basis, Ihr Noobs? Zur Not reicht irgendein Sendeterminal von HI, wenn wir wirklich so tief im Nirgendwo sind …“, krächzt die Fremde, aber jetzt noch kraftloser. Sie scheint erneut nach Void Spiders Ausschau zu halten. Ihre Augen rollen plötzlich nach hinten, und zitternd verfällt sie in einen katatonischen Angstzustand.
„Noobs?“, fragt Byrd amüsiert.


Durch die Abenddämmerung schleppen die Ureinwohner die Gefesselte schließlich doch zum Indianerlager. Joycelyn schlägt erneut Doc Branson vor, aber muss einsehen, dass der zu viele Fragen stellen würde. Und in der Stadt würde die fremdländische Kleidung sehr auffallen, sobald die Schlammschicht weg ist. Wise Cloud und Josep Eyes-Like-Rain werden ihr helfen müssen mit ihrer Medizin. Vorerst wird sie in eins der Tipis gebracht.
„Das war weniger informativ als ich gedacht hätte“, sagt Joycelyn zerknirscht.
„Wahrscheinlich müssen wir der Guten nur etwas Zeit geben! Was immer da an Bord passiert ist, für sie war das auch kein Zuckerschlecken, genauso wie für uns!“
„Sie muss uns einen Hinweis liefern, wie wir Kontakt mit May B. aufnehmen können, und mit Rex!“
„Ja, wäre schön …“, sagt Byrd ratlos, „wenn sie das denn kann …“


Tags darauf sprechen alle Städter von dem Halloween-Streich draußen bei der Whitman-Farm. Derjenige, der unüberhörbar am lautesten spricht, ist der großmäulige Stallbursche namens Shouting Tom. Der Junge steht auf dem Town Square, und verkündet das Neueste: „Habt Ihr gehört, habt Ihr gehört? Skandal!! Als Halloween-Streich hat es angefangen! Jetzt ist einer dabei draufgegangen, draußen bei der Whitman-Farm! Ja, ja, so kann’s gehen! Da spielt einer den Großen Kürbis, und jetzt steht Carl Whitman‘s Ruf auf der Kippe! Wie konnte der auch zulassen, dass bei sowas jemand abgemurkst wird? Ist ja sein verdammter Grund und Boden! Ey, wer hat‘s noch nicht gehört? Skandal! Mord und Totschlag draußen bei der Whitman-Farm!“



Shouting Tom tut, was er am liebsten tut, Skandale verbreiten


„Was für ein unsägliches Spektakel! Der junge Mann erinnert geradezu an einen mittelalterlichen Stadtschreier!“, kommentiert Marcus Perriwinkle, während er zusammen mit Luca Byrd unterwegs zum General Store ist. Man hat sich zufällig getroffen auf dem jeweiligen Weg zum Einkauf. Der Scrapper nutzt jetzt den Umstand, dass die Städter auf dem Town Square gerade ihre Aufmerksamkeit auf Shouting Tom richten, um an seiner übergroßen Uhrwerk-Hand herumzuschrauben, ein paar der Metallfinger müssen gerade nachjustiert werden. Perriwinkle weiß nur zu gut, wie das ist, wenn man das Zentrum der Aufmerksamkeit ist auf dem Town Square — und ganz im Gegenteil zu Shouting Tom genießt der alte Gentleman dies gar nicht.
„Ich kapiere gar nicht, was der Junge da verzapft!“, wundert sich Byrd, „warum so zusammenhangslos? Was war denn da, bei besagter Farm?“
„Habe es nur am Rande mitbekommen“, murrt Perriwinkle, seine Schräubchen festziehend, „man hört, letzte Nacht ist einer der Knechte zu Tode gekommen da draußen. Das Sheriffbüro ermittelt natürlich bereits ...“
„Schöne Sauerei“, sagt Mister Byrd, „doch nicht wegen einem Halloween-Streich! Das ist doch kein Grund, einen hops gehen zu lassen!“
„Eigentlich sollte Sie das nicht wundern, Mister Byrd, Sie kennen doch mittlerweile die Zustände in dieser Siedlung ganz gut! Die Temperamente erhitzen sich wegen Nichtigkeiten! Das Gesetz kommt mit dem Schlichten von Streit gar nicht hinterher.“
„Na, wir sollten Shouting Toms Gebrabbel mal zum Anlass nehmen, selber raus zur Whitman-Farm zu schlendern, und nach dem Rechten zu sehen! Bestimmt können wir den Law Dogs helfen! Müssen Sie auch zugeben, Perriwinkle mein Lieber, wie der Hellste kommt unser Dickerchen John Templeton nicht rüber. Bestimmt ist der wieder derjenige, der vorgeschickt wurde, quasi der erste Mann an der Spritze, dann braucht der bestimmt etwas Hilfe von Ihrem scharfen Verstand!“
Perriwinkle schüttelt leicht den Kopf und rückt seinen Fez-Hut zurecht, „Aber Mister Byrd, sich einfach in die Angelegenheiten der Gesetzeshüter einmischen? Wahrscheinlich wecken Sie damit höchstens Sheriff Coleman‘s Argwohn!“
„Der olle Coleman ist doch über die rege Mithilfe der Bevölkerung bestimmt glücklich und dankbar! Kommen Sie schon, Marcus, wir machen einen kleinen Umweg über die Farm, bevor wir unsere Einkäufe tätigen!“
„Nein, lieber nicht, Mister Byrd. Ich bin ein Mann des Friedens, wie Sie wissen. Im übrigen vermag ich gar keine Zeit für derartiges zu entbehren, das lassen meine derzeitigen Forschungen ja gar nicht zu!“
„Woran tüfteln Sie denn da so eifrig? Einem weiteren Aufzieh-Dingens, das künftige Schießereien in der Stadt verhindern kann?“
„Das Collegium der Interräumlichen Physik plaudert generell nicht über Forschungsergebnisse, mein lieber Mister Byrd, bevor nicht zumindest feierlich der Öffentlichkeit Prototypen präsentiert wurden! Nein, nein. Aber es wird ein neues Uhrwerk mit höchst innovativem Verwendungszweck werden, das kann ich bestätigen“, schmunzelt Perriwinkle geheimnisvoll.
„Na gut, ein Mann muss Pietäten setzen!“
„Sie meinen wahrscheinlich Prioritäten, vom lateinischen priori—“
„Ja, klar! Und wissen Sie was, gerade wollte ich sagen, ich alarmiere flugs Rex Shadrack deswegen, der räudige olle Jagdhund hätte sofort angebissen, wenn ich den aufgefordert hätte, seine Nase in Mordfälle zu stecken. Aber der ist ja nicht mehr hier! Daran werde ich mich erst mal gewöhnen müssen!“
„Ich würde ja nach wie vor zu gerne die genaueren Umstände des plötzlichen Verschwindens von Mister Shadrack und der holden Miss Wickett geschildert bekommen. Wenn die beiden nicht zu Tode gekommen sind in der Wild Dog Gorge, was ist dann geschehen? Wenn Sweetrock oder die Blackjacks dahinter stecken, wenn jene womöglich Ihre Kameraden aus dem Verkehr gezogen haben, so müssen Sie und Miss Lancaster damit zu Sheriff Coleman gehen, Mister Byrd!“
„Das, was da passiert ist, glaubt Coleman uns nie! Sie würden das vielleicht glauben, Mister Perriwinkle, Sie sind ein Kerl mit etwas mehr Vorstellungshorizont. Vielleicht! Aber vorerst lassen wir mal schön den Mantel des Schweigens darüber, nicht wahr, Sie haben Ihre Geheimnisse, ich die meinen!“
„Das ist fair!“, nickt der Erfinder, und schließt und öffnet probeweise seine Metallhand, die jetzt wieder rund läuft.


Bei Joycelyn hat Luca ähnlich wenig Glück, sie hat heute ihr soziales Netz zu pflegen, und die nächsten Auftritte vorzubereiten. Sie macht außerdem keinen Hehl daraus, dass ihr das zurückliegende Abenteuer in dieser absurden Maschinenwelt und der Verlust von May B. immer noch ganz schön in den Knochen stecken. Also zieht Luca (getrieben von seinem Heroic-Nachteil) nur mit John Bloody Knife zum Farmland außerhalb der Stadt los. John scheißt ja auf die Angelegenheiten der Bleichgesichter, aber er riecht erneuten Ärger, und er ist ja Byrds Freund, so dass er ihn zumindest begleiten will, um ihn davor zu verteidigen, am Ende auch abgemurkst zu werden.



Bei der Whitman-Farm stehen eine ganze Handvoll Deputies herum, und scheinen alle Fragen gestellt zu haben, die ihnen eingefallen waren, und nun nur noch sporadisch zu suchen, ob ihnen vielleicht ein letzter Hinweis ins Auge fällt. Silas Peacock der tatterige Totengräber ist ebenfalls gerade eingetroffen, mit zwei freiwilligen Cowboys als Helfern, um den Leichnam abzuholen. Byrd und Bloody Knife erhaschen auf diese Weise einen guten Blick auf die sterblichen Überreste: Ein groß gewachsener texanischer Knecht, der hinterrücks erdolcht worden ist.
„Ja, das passt genau zu dem verteufelten Streich, der hier letztlich nachtsüber gespielt wird“, sagt ein anderer der Farmhelfer angewidert, als die Trage an ihm vorbei geschleppt wird.
„Was für muntere Possen reißen die Kollegen denn, mein Lieber?“, fragt Byrd im Plauderton.
„Zur Zeit von Halloween, Pardner? Na was für Späße sind das wohl! Da mimt jemand den rastlosen Spuk, um uns leichtgläubige Trottel ins Bockshorn zu jagen. Schleicht nach Dämmerungseinbruch durch die Maisfelder und um die Farmgebäude! Angezogen wie ein Nachtgespenst, natürlich mit einem hohlen Kürbis als Kopf! Und mit einer rostigen Sense in den Händen, wie der grimmige Schnitter!“
Silas Peacock keckert halblaut, „Da hat er‘s im Suff aber zu ernst genommen, Ihr sauberer Kollege, die Maskerade mit dem Sensenmann! Wenn der Sheriff den Possenreißer kriegt, erwartet den der Strang! Und dann habe ich schon wieder das nächste Grab schaufeln zu lassen! Das hier war jedenfalls keine Machete und kein Kavalleriesäbel!“
Und der Totengräber zeigt auf die klaffende Rückenverletzung des Leichnams. Byrd und Bloody Knife wechseln einen Blick: Der Kerl ist wahrscheinlich tatsächlich mit einer alten Sense erstochen worden.
„Garstig!“, versetzt Luca, „reichlich garstig! Dabei ist doch Halloween eigentlich ein Fest mit guter Stimmung und Kamelle!“
„Wir legen uns heute Nacht auf die Lauer. Beobachten, wer es war. Machen dem sogenannten Spuk ein Ende!“, knurrt John angriffslustig.

Schalter:
Eine Queste muss noch formuliert werden für das begonnene Abenteuer. Sagen wir doch mal folgendermaßen:
Queste: Dem Mörder von der Whitman-Farm das Handwerk legen (Clue Target 0\3).
Dafür müssen unsere Wild Cards den Täter sowohl finden, als auch unschädlich machen, und brauchen dementsprechend Clues, um diese Wendung herbei zu führen.

„Das ist alles ein elendes Desaster!“, sagt Carl Whitman, der Hofbesitzer, „mein guter Ruf ist dahin! Die Hälfte meiner Knechte und Mägde spricht schon davon, mir ihren Dienst aufzukündigen! Und wo soll ich dann Neue herkriegen, hä? Nich‘ aus Gomorra, die ganze Stadt wird binnen kürzester Zeit über mich lästern! Dass ich nicht für die gottverdammte Sicherheit sorgen kann auf‘m eigenen Hof! Dass ich einen Mörder frei hier rumlaufen lasse, werden die sagen, das werden die sagen! Dabei is‘ jetzt Erntezeit, und ich hab‘ ja sowieso schon zu wenig Leute!“
Luca hebt beschwichtigend die Hände, „Aber Mister Whitman, wir sind doch keine von denen! Uns zwei beiden ist doch nicht dran gelegen, uns hinterher in der Stadt die Mäuler zu zerreißen!“
„So? Sie sind doch die aus der Zeitung! Oder etwa nicht? Aus diesem Artikel im Tombstone Epitaph! Sie mögen doch offenbar die Öffentlichkeit! Und überhaupt, wenn Sie kein Aufsehen erregen wollen, Mister Byrd, warum haben Sie dann diese Rothaut mitgebracht?“
„Verstehe die Frage nicht. John Bloody Knife steht auch nicht im Ruf, ein Lästermaul zu sein! Ich bitte Sie. Der sagt ja nur sieben Wörter im Verlauf eines jeden Tages, und drei davon sind ja schon belegt durch ‚N‘Morgen‘, ‚Mahlzeit‘, und ‚N‘Abend‘!“
John grunzt abfällig, er hat keinen Bock auf Rassismus, vor allem, wenn er obendrein nur seine Hilfe anbietet. Jener Grunzlaut klingt recht bedrohlich. Carl Whitman tritt unwillkürlich einen Schritt vor dem Hünen zurück.
„So, jetzt ist aber mal gut, Mister Whitman“, ermahnt Byrd, „John und ich sind beide echt mal ganz dufte Kerle. Wir helfen ihnen gegen die kostümierten Strolche. Und wissen Sie was, in der Stadt sagen wir noch, dass das alles Ihre Idee war, wenn wir die Spitzbuben zu fassen kriegen! Übermorgen läuft Ihr Laden wieder, Sie werden schon sehen!“

Da würfele ich mal Persuasion für Mister Byrd. Trotz seinem Gratis-Reroll durch Charismatic wird es nichts, unerwarteter Weise ist Farmer Whitman offensichtlich zu stur und zu verängstigt. Er schickt die beiden Lokalhelden in die Stadt zurück, „sucht Euch einen anderen Aufhänger für den nächsten Zeitungsartikel über Eure ach-so-tollen Heldentaten!“, knurrt er.
Im Weggehen sagt Byrd, „Wir gehen mal ein Stückchen wie geheißen; hinter dem Schweinepferch machen wir die Biege, und gehen zurück aufs Farmgelände! Es ist ja schon fast dunkel, das kriegen die in den Farmhäusern gar nicht mit!“
„Wenn der dumme, verfackte, weiße Mann es uns nicht erlaubt, wird das Ärger bedeuten“, murrt John.
„Und wenn wir den Mordfall nicht aufklären, bedeutet das Ärger für unsere ganze schöne Stadt! Und womöglich auch das schöne Indianerlager!“
„Du willst Dich hier auf die Lauer legen, ohne, dass er es weiß?“
„Jupp! Wir müssen uns ja nicht dabei erwischen lassen, ihm zu helfen!“
John schweigt kurz, dann nickt er stoisch, „Einverstanden. Meiner Axt wurde das Blut böser Wasichu versprochen, und die Geister wollen nun ihr Opfer! Wir bleiben also, und suchen den Kampf!“

Wenn Farmer Whitman die Wild Cards bei ihrer Helden-Tätigkeit erwischt, wird er ihnen Ärger machen, das ist mal klar. Außer natürlich, es gelingt ihnen bis dahin, stichhaltige Ergebnisse zu Tage zu fördern, was den Fall betrifft!



Wenig später liegen Luca und John im Mais versteckt auf ihrer Lauerposition. Die trockenen, gelben Maispflanzen rascheln und klappern leicht im Abendwind, und wiegen sich hin und her … so, dass man gelegentlich vermeint, aus dem Augenwinkel eine menschliche Gestalt gesehen zu haben, wo gar keine war.
„Tatsächlich ein klasse Ort für einen Halloween-Streich“, knurrt Byrd leise, „kann einem ja fast bange werden inmitten dieser Maisfelder, so bei Nacht und Nebel!“
„Ich sage nein. Die Mais-Frau ist vielen Stämmen meiner roten Brüder heilig. Mais ist ein guter Verbündeter der Stämme! Wird uns helfen“, flüstert John.
„So so, Mais-Frau, aha, aber nicht bei Nacht, da ist es nur gruselig.“
„Dummer, verfackter, weißer Mann. Begreifst Du nicht. Gerade bei Nacht ist die Verbündete stark. Macht uns unsichtbar, wenn wir wollen. Hilft uns schleichen.“

Und, sehen die beiden fröstelnden Beobachter nachtsüber was? Wir machen einen GM Move. Es fällt eine 5, das bedeutet Advance a Plot. Das läuft ja wie am Schnürchen:

Hinter einem der Holzschuppen sehen die beiden Wild Cards also eine andere Gruppe, die sich ihrerseits versteckt hält, und scheinbar darauf wartet, dass in den Farmhäusern die letzten Lichter gelöscht werden.
„Sieh‘ mal einer an“, grinst Luca, „sind am Ende die Gespenster doch nur Spitzbuben aus Fleisch und Blut! Oder was denkst Du?“
„Wir schleichen uns an die heran, und fragen nett“, knurrt John, und hebt sein Kriegsbeil.

Die Würfel sind weiterhin nicht auf Lucas Seite: Während John lautlos durch den trockenen Mais schleicht, um sich der lauernden Gruppe rückwärtig zu nähern, knirscht und knackt es unter den Stiefeln des Gunslingers. Dementsprechend müssen die unbekannten Männer gar nicht erst Notice würfeln, um die Wild Cards zu hören. Aber behalten sie die Nerven genügend, um zumindest nicht gleich auf die beiden zu ballern?

Ganz knapp, sagen uns die Orakelwürfel:

Als John und Luca zwischen den Maispflanzen hervor kommen auf der Rückseite des Holzschuppens, wird ihnen bereits eine Schrotflinte entgegen gehalten von einem Bauernburschen mit angstverzerrtem Gesicht. Die anderen drei Männer haben Mistforken und Knüppel erhoben, alle Gesichter sind kreidebleich.
„Howdy, Freunde! Wer wird denn gleich brachial werden?“, raunt Byrd in vertraulichem Ton, während er unelegant aus der Deckung hervor kommt.
„Herrgott verdammt und scheiß’ die Wand an!“, entfährt es dem Bauernburschen, und er nimmt den Lauf der Flinte hoch, „Sie hätten wir schon nicht weggeputzt, Mister. Wir dachten gerade, Sie wären …“
„Ein Nachtgespenst?“, fragt Byrd munter, „das machen die hellen Klamotten! Total unpraktisch zum Schleichen, weiß ich ja selber. Ist leider das einzige, was ich derzeit habe! Aber dann sucht Ihr Ulkvögel auch nach dem Übeltäter hier, oder wie seh‘ ich das?“

Wir würfeln Persuasion für Luca, und ziehen ihm mal 2 ab, nach den wenig vertrauensvollen Umständen des Zusammentreffens. Dennoch gelingt ihm ein Erfolg dank Charismatic.

„Ja, ja! Wir sind immerhin verantwortlich dafür …“, sagt einer von den Kerlen defensiv.
„Mitverantwortlich für die Farm!“, ergänzt ein anderer schnell, „wenn bei dem ollen Whitman der Laden nicht läuft, dann ist ja auch unsere Anstellung im Arsch! Wir fühlen uns für das Gelände mitverantwortlich.“
„Und um den Mörder-Strolch ordentlich zu zersieben, habt Ihr die Schrote mitgebracht! Sauber, Jungs! Aber sagt schnell, wie kommt Ihr drauf, dass die Sackratte heute Nacht schon wieder zulangt? Der hat doch gerade erst gemeuchelt, man meuchelt doch nicht am laufenden Band, oder?“
„Was wissen denn Sie?! Gab bisher kaum 'ne Nacht, wo nich‘ irgendeiner von uns gemeldet hat, dass der Scheißkerl um die Farm rum schleicht … könnte jederzeit wieder losgehen mit dem!“, sagt einer der Knechte defensiv.
„Das ist doch nur das olle Maisfeld, das macht einen glauben, da ist einer, aber in Wirklichkeit ist da nix, nur Mais!“, gibt Byrd zu bedenken.
„Mag schon sein! Aber wir müssen eben auf Nummer sicher gehen, Fremder. Wir hätten die Arschkrampe letzte Nacht doch beinahe schon erwischt!“
„Nanu, und das habt Ihr vorhin gar nicht den Deputies geflüstert?“
„Nee, dann wären wir ja Farmer Whitman über den Weg gelaufen. Der Vogel will uns ja gar nicht hier sehen derzeit!“, gibt einer der Männer zu.
„Soso, aber er hier hat doch gerade gesagt, Ihr arbeitet für den Schlauberger! Oder etwa doch nicht?“
Die Kerle werden noch nervöser, einer lenkt ein, „Derzeit nicht, na und. Mal so, mal so. Ist hier nicht wie draußen im Maze bei der Sweetrock, wo man gleich verkloppt wird, wenn man mal eine Woche was anderes arbeitet! Der Whitman heuert uns schon wieder an, früher oder später, immerhin muss dringend geerntet werden demnächst.“
Byrd nimmt seinen verbeulten Hut ab und fährt sich nachdenklich durch die Haare, dann sagt er, „Joah, das ist ja alles etwas mysteriös. Dann ist das mit Euch Rabauken ja genauso wie mit John Plattfuss und mir! Ihr dürft gerade eigentlich gar nicht hier sein, wenn‘s nach dem Farmer ginge! Und trotzdem treibt das Pflichtgefühl Euch hierher! Das ist stark, Leute, echt stark!“
Die Tagelöhner nicken unsicher. In ihren nervösen Gesichtern steht geschrieben, dass sie hoffen, dass der Gunslinger es damit auf sich beruhen lässt?

Wir machen einen GM Move: Oha, laut dem One Page Solo Engine heißt das, Foreshadow Trouble!

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