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[Deadlands] Savage West Solo Play
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In diesem Moment gefriert den Männern das Blut in den Adern, denn draußen im weiten Maisfeld hört man plötzlich Schritte. Die Knechte wirbeln herum in die Richtung des Raschelns, und müssen sehen, wie sich über den Maispflanzen tatsächlich eine rostige Sense gegen die mondbeschienenen Wolken abhebt, getragen von wem auch immer es ist, der sich da schwerfällig nähert!
„Kein Grund, gleich schreckhaft zu werden, Jungs! Das ist doch nur der Beknackte, der den Sensenmann mimt! Jetzt wissen wir, wo das Bürschchen ist, und können ihn einfach hops nehmen!“, flüstert Byrd enthusiastisch.
„Sie haben doch keine Ahnung, Pardner! Das ist ja kein Mann aus Fleisch und Blut, das ist wirklich ein leibhaftiger Spuk!“, entfährt es dem einen Knecht.
„Gut! Umso mehr Ehre für mein Kriegsbeil!“, knurrt John.
„Es wird gleich hier sein! Aufgepasst!“, faucht einer der Knechte.
Soundtrack: Jason Graves, Ghost Train (Hard West II OST)
Die Orakelwürfel entscheiden, dass die Landarbeiter vorerst wacker ihre Stellung halten, sie bringen die Heugabeln in Position und legen die Schrotflinte an.
„Was für 'ne Art von Spuk ist es denn?“, raunt Byrd, während er mit der Judge-Pistole auf die Reihen des Maisfeldes zielt, „und habt Ihr vier Teufelsbraten nicht vielleicht doch mehr damit zu tun als Ihr gerne zugeben wollt?“
„Das ist viel zu verrückt, um es zu erklären!“, zischt einer, „das glauben Sie uns ja doch nicht!“
„Witzig, sonst bin doch ich derjenige, der diesen Satz sagt!“, grinst der Gunslinger.
„Es ist dem Rod sein verdammter Halloween-Streich von neulich! Nur, dass es jetzt kein Streich mehr ist! Die Verkleidung hat sich … irgendwie selbstständig gemacht, und ist jetzt irgendwo dort draußen! Nachtsüber kommt sie wieder an die Farm heran! Genau wie letzte Nacht!“
„Na, was sagst Du dazu, John, alte Hütte? Und wir hatten doch schon so frohlockt, es mal wieder mit ganz normalen Outlaws zu tun zu bekommen, was?“, raunt Byrd mit einem grimmigen Lächeln.
„Still jetzt, dumme Wasichu! Wir nehmen es in die Zange, Du gehst links, ich gehe rechts! Los!“, grollt der Indianerkrieger in gedämpftem Ton.
Luca nickt aufgeregt, und die beiden lassen die vier Landsknechte stehen und verschwinden mit eingezogenen Köpfen und erhobenen Waffen im Maisfeld, so schnell und leise wie sie können.
Gelingt meine Taktik? Die Orakelwürfel sagen als Antwort erneut, Foreshadow Trouble. Der Schleicher im Maisfeld ist demnach nicht das einzige Problem, das wir haben!
„Stehen bleiben und Flossen über die Köpfe, Ihr verfackten Halunken!“, hört man eine unsichere Stimme rufen, aus Richtung des Farmhauses, und ein Winchester-Gewehr wird geräuschvoll durchgeladen, „wir haben Euch umstellt!“
Das klang sehr nach Farmer Whitman, der hat ebenfalls seine Vorbereitungen getroffen! Oh ha, Familie Whitman hat wohl ihrerseits zu den Schießprügeln gegriffen, wer weiß, wie viele es sind! Jetzt aber ist keine Zeit für Erklärungen!
Die Orakelwürfel rollen erneut, und entscheiden, dass John und Luca den Gegner indessen nicht umzingeln können im Maisfeld.
Mit hämmerndem Puls schleichen sie beide immer dem Geraschel nach. Da, eine Silhouette im Mondlicht zwischen den Reihen! Auf einmal stehen sie sich beide gegenüber, der eine mit angelegten Schießeisen, der andere mit erhobenem Kriegsbeil. Beide glotzen doof aus der Wäsche, keuchen vor sich hin. Wo also ist der angebliche Spuk?!
Die Orakelwürfel beantworten diese Frage entschieden:
In dem Moment ertönt panisches Geschrei aus Richtung des Schuppens, am Rand des Maisfeldes, und eine Schrotladung wird abgefeuert. Von weiter hinten ertönt mehrmals das Krachen der Winchester, in Reaktion darauf. Unverständliche Drohungen werden geschrien. Schritte rennen aufgescheucht durcheinander.
Luca und John bahnen sich rennend ihren Weg zurück, und sehen noch, wie die Vierergruppe sich gerade hastig verteilt. Da, von wo die Knechte flüchten, ist eine grausige Gestalt zu sehen, in ungelenker Pose, schief steht sie da, mit viel zu langen, zu dünnen Beinen und Armen, hebt nach ihrer Greueltat die alte Sense erneut, und wendet sich staksend nach den beiden Wild Cards um. Ihre Augen sind lodernde, orange Lichter, und auch aus ihrer überbreiten Grinsefresse lodert dasselbe Leuchten.
… Es ist eine Scarecrow! Die beiden Recken müssen mit -2 einen Furcht-Wurf absolvieren; nebst dem Abzug durch Gomorras Furcht-Level ist das mal eben -4! Byrd schafft es dank dem Reroll von seinem Guts-Vorteil. John hat ebenfalls einen Reroll wegen seinem Old Ways Vow, aber der zweite Wurf sind Schlangenaugen — ein Kritischer Misserfolg! So wie das letzte Pflanzenmonster auch (die Cactus Queen) erwischt dieser Anblick den Indianer offensichtlich auf dem falschen Fuß: In seiner Weltordnung sollten Pflanzen doch Verbündete sein. Der W20 ist ihm allerdings relativ gnädig, und er wird nur Shaken durch die Furcht-Tabelle. Mit offenem Mund lässt er seine Axt sinken und taumelt ungläubig rückwärts. In hilfloser Stimme krächzt er ein paar Worte auf Algonkin.
Dann wollen wir mal Aktionskarten austeilen! Die Scarecrow war schon einer meiner Lieblings-Gegner bei Deadlands seit ihrem Ersterscheinen im klassischen Monsterhandbuch („Rascals, Varmints & Critters“), und sie hat für SWADE ein Update bekommen, das sie sogar noch umso besser funktionieren lässt (Seite 184 im DL-Grundbuch)! Dieser Scarcrow hier geben wir außerdem den zusätzlichen Vorteil Sweep, und statt der Weakness im Grundregelwerk kriegt sie eine alternative Schwachstelle, passend zu diesem Szenario.
… Die werden unsere Wild Cards aber erstmal rausfinden müssen! Erstmal heißt es, einfach draufhalten!
Den Kampf beginnen die flüchtenden Landsknechte. Der Bursche mit der Schrote gibt seinen zweiten Schuss ab und erwischt damit die halbmenschliche Gestalt aus der Ferne, durchlöchert ihren mageren Torso mit Schrot. Die Vogelscheuche gibt einen ihrer zwei Bennies aus und absorbiert, erhält jedoch trotzdem noch ein Wundlevel. Die geflickte, schwarze Jacke die sie trägt, wird von den Kügelchen zerfetzt, und … fauliges Stroh fliegt in alle Richtungen! Würde ein Mensch unter der Kostümierung stecken, müsste jetzt wenigstens Blut zu sehen sein. Das hagere Etwas scheint insgesamt unbeeindruckt von dem Treffer.
Mister Byrd macht einen gezielten Schuss auf den übergroßen Kürbiskopf der Erscheinung. Mit Improved Rapid Fire hat er mehrere Shooting-Würfel, und trifft zweimal. Der Kürbiskopf wird von Patronen zersiebt, eine Art orange Pampe fliegt, die eine Gesichtshälfte bricht in Splittern aus Kürbisschale auseinander, und faseriges Fruchtfleisch ergießt sich daraus, das infernalische Flackern kommt jetzt nur noch aus der anderen Augenhöhle und dem Maul.
Damit ist die Scarecrow am Zug, holt mit ihrer Sense aus, und versucht einen Sweep gegen beide Wild Cards. Mit einem Resultat von 10 werden beide getroffen, und Shaken; da John schon Shaken ist, muss er nun eine Wunde absorbieren mit einem Benny, aber schafft es mit geballter Muskelmasse. Ein gurgelndes Lachen erschallt aus dem zusammenfallenden Kürbiskopf, grünliche Flammen lecken unkontrolliert daraus hervor.
John Bloody Knife fletscht angewidert die Zähne, wirbelt sein beidhändiges Beil über seinem Kopf herum, und bringt es mit Raise hernieder, die daran befestigten Klapperschlangen-Zähne rasseln ominös (ich benutze den Schadensbonus, was ich einmal pro Story darf), und mit 21 Schaden wird die große, dürre Gestalt zerschmettert, und zerfällt im Matsch in Einzelteile.
Luca Byrd bläst die Backen auf, wechselt einen Blick mit John, und kniet vorsichtig neben dem niedergestreckten Gegner nieder.
„Na sieh’ mal einer guck, der Lulatsch hat tatsächlich alte Stöcker als Knochengerüst und einen Strohsack als Gedärm! Und in dem Kürbis ist nix drin!“
Das Flackerlicht ist ausgegangen, und nur noch ein ekelhaft schwefeliger Qualmgestank entsteigt den Resten des Kürbiskopfs durch die eingeschnitzten Löcher.
„Na, das war doch überhaupt nicht schwer, für so Teufelskerle wie uns!“, sagt er, und begutachtet seinen von der Sense aufgeschlitzten Mantelärmel, darunter hat er nur einen Kratzer.
Die zitternden Knechte wagen sich wieder näher: „... Vor ein paar Wochen hat Rod hier in dem verdammten Kostüm gesteckt! Ja, verkleidet als lebendige Vogelscheuche! Mit dem Kürbiskopf und der alten Sense, ganz so, wie er im Frühjahr die Puppe draußen im Feld zusammengebaut hatte, um die Krähen zu verscheuchen!“
Jetzt wissen wir immerhin schon mal, wer der Mörder ist. Laut FlexTale-Regeln ist das der erste Clue für unsere
Queste: Dem Mörder von der Whitman-Farm das Handwerk legen (Clue Target 1\3).
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Rod Carpenter war damit das scheinbar letzte Opfer der Scarecrow. Mit ihrer Sense hat sie den wettergegerbten Landarbeiter neben dem Holzschuppen niedergestreckt. Farmer Whitman und zwei seiner Söhne wagen sich heran und nehmen ihre Winchester-Gewehre runter. Sie wollen gerade anfangen, den ungebetenen Gästen auf ihrem Grundstück ganz gehörig die Meinung zu geigen, bis sie sehen, was hier vorgefallen ist. Erneut ist ein Knecht gekillt worden, und wenige Meter weiter liegen die zerschmetterten Überreste … einer Vogelscheuche.
Ob die Whitmans wohl schon ahnen, dass der Mörder tatsächlich eine übernatürliche Gefahr ist? Wenn ja, werden sie ihre Meinung von den Wild Cards revidieren. Aber wenn nein, sind die beiden Wild Cards und die drei überlebenden Tagelöhner in Erklärungsnot!
Die Orakelwürfel entscheiden ganz knapp:
Eins der Kinder im Whitman-Farmhaus spricht schon seit Tagen davon, dass eine der Vogelscheuchen aus den Maisfeldern lebendig geworden sei, und des nachts um die Gebäude schleichen würde. Nun sieht es für den Bauern so aus, als habe sich dieses kindliche Geschwätz tatsächlich bewahrheitet! Der Whitman und seine Söhne zweifeln in diesem Schock-Moment zwar offensichtlich noch an ihrem eigenen Verstand, aber sie werden die ungeheuerliche Wahrheit schließlich akzeptieren.
Die drei überlebenden Knechte gucken auch nicht fideler drein. Sie erklären, dass sie der Meinung sind, ihr ursprünglicher Halloween-Streich von neulich habe sich irgendwie verselbstständigt. Buchstäblich …! Ursprünglich hatte Rod Carpenter die Klamotten und den hohlen Kürbiskopf der Vogelscheuche nur als Kostüm getragen, um die anderen Farmarbeiter zu erschrecken. Dann aber hat die Vogelscheuche sich von selbst des nachts auf die Beine gemacht, ihren Posten im Maisfeld verlassen, komplett mit Stroh und Gestänge! Farmer Whitman konnte man davon nichts erzählen, der hätte seinen versoffenen Tagelöhnern nur mächtig in den Arsch getreten. Seitdem versuchen sie verzweifelt, die Spukerscheinung mit ihren Mistforken und mit der Schrotflinte niederzujagen. Rod Carpenter hat sich auf schwer zu beschreibende Art verantwortlich gefühlt, geradezu, als wenn sein böser Streich ungewollt der Grund für den Spuk gewesen wäre. Er hat ihn jedenfalls teuer bezahlt! Er ist der mittlerweile dritte, der auf dem Farmgelände der alten Sense zum Opfer gefallen ist.
„… Immerhin ist damit der Spuk aus und vorbei!“, sagt der Bursche mit dem Schrotgewehr, „die beiden Fremden hier haben ja kurzen Prozess gemacht mit dem Ungetüm!“
Byrd haut ihm auf die Schulter, „Dein Treffer mit der Büchse war aber auch große Klasse, Pardner! Noch dazu von so weit weg!“
„Dann müssen wir Sheriff Coleman wohl schon wieder herkommen lassen …“, knurrt Whitman.
„Für diesen Schlamassel hier brauchen Sie wahrscheinlich eher Vater Juan Navarro!“, schlägt Byrd vor, „ein kleiner Exorzismus oder sowas, das wäre doch nicht schlecht!“
„Meinen Sie?!“, fragt Whitman.
„Joah … zumindest bringt das ganze geistliche Ding vermutlich mehr, als der Sheriff hier noch tun kann. In diesem Sinne, wollen wir dann mal gehen, John Plattfuß?“
„Wir gehen, Luca Plappert-Mehr-Bullshit-Als-Er-Sollte. Dummer, verfackter, weißer Mann. … Wir sind hier fertig, die Geister sind beschwichtigt.“
☆
Aber da sind unsere beiden Helden leider auf dem Holzweg. Da sie nicht die Weakness der Vogelscheuche kennen, konnten ihre Attacken den Feind zwar ausschalten, aber nicht vernichten. Am übernächsten Morgen bereits ist auf dem Town Square erneut Shouting Tom lautstark zu vernehmen, der aus Richtung der Whitman-Farm gerannt kommt, und kund tut: „Habt Ihr‘s schon gehört, habt Ihr‘s schon gehört? Auf der Whitman-Farm ist schon wieder die Kacke am Dampfen! Die Leute leben da in Angst und Schrecken! Der Mörder schleicht wieder nachts umher!“
Joycelyn und Luca stehen im Eingang des Red Hill Hotel, und wechseln verblüfft einen Blick.
„Ich dachte, Du und John habt das Biest getötet!“, flüstert Joycelyn.
„Sapperlot, das haben wir doch auch gemacht!“
Shouting Tom rennt auf dem staubigen Platz umher wie von der Tarantel gestochen und skandiert weiter: „Alle herhören, alle herhören! Beknackte glauben, eine der Vogelscheuchen sei’s gewesen! Alle Knechte da draußen sind immerzu besoffen, und die fantasieren! Der eigentliche Mörder läuft derweil immer noch frei rum! Alle müsst Ihr bloss weg bleiben von der Whitman-Farm, hört Ihr Leute, da läuft nachts der Mörder rum!“
„Der Bubi geht mir ein bisschen auf den Keks“, gibt Byrd zu.
„Man weiß nicht, ob er es gut meint, oder einfach nur Spaß daran hat, herumzubrüllen“, bestätigt Joycelyn.
„Womöglich von beidem etwas“, sagt der Gunslinger, „ich sag‘ Dir was, meine liebe Joycelyn: Wir beide rufen das Aufgebot wieder zusammen, und gehen heute Nachmittag allesamt wieder raus zur Whitman-Farm. Und bringen da jetzt Licht in die Sache, diesmal so richtig!“
Joycelyn hebt abwehrend die Hände: „Das ist doch sinnlos, jetzt wo May B. nicht mehr da ist, und Rex! Die beiden waren unsere …“, und sie zögert, sieht sich vorsichtig um, senkt die Stimme noch mehr, „… unsere Fachleute für Geister und Hexerei! Da steckt doch irgendein Fluch dahinter, oder es spukt, oder was weiß ich! Da können wir rumballern so viel wir wollen, das Ding dort draußen ist vermutlich ein Phantom, da braucht es diese blauen Blitze von May, oder Shadracks Runen-Kugeln, oder so!“
„Papperlapapp, gegen den Kürbis-Heini haben vorletzte Nacht normale Totmach-Gerätschaften ganz gut funktioniert! Durch Phantome geht sowas doch einfach durch, die haben doch so Fressen aus Nebel, das ist was anderes, haben wir alles schon gesehen! … In jedem Fall müssen wir da noch mal einschreiten, mit dem Aufgebot, das kann man doch nicht den Law Dogs überlassen!“
„Lass‘ mich da raus, Luca, ohne May B. mach‘ ich das nicht. Und die kommt wahrscheinlich nie zurück!“
Byrd blinzelt verwirrt, „Soll das heißen, Du machst nicht mehr mit?! Aber Joycelyn! Ohne Dich ist das Aufgebot am Arsch!“
„Quatsch, natürlich mache ich weiter mit. Aber nur, wenn wir auch was ausrichten können. Wenn die nächsten Banditen aus Fleisch und Blut Ärger machen, oder meinetwegen Ungetüme, die man erschießen kann, sag‘ wieder Bescheid.“
☆
Unsere Prominente hat natürlich recht, einem übernatürlichen Phänomen können die beiden Haudraufs Luca und John wahrscheinlich nicht beikommen, da brauchen sie Hilfe. Glücklicherweise haben wir zwischenzeitlich ein paar neue Amigos und Verbündete machen können in der Stadt.
John und Luca marschieren gemeinsam in den Buffalo Chip Saloon, wo jetzt um die Vormittagszeit wenig los ist. Nur an einigen Craps-Tischen werden ein paar Würfelspiele mit Penny-Einsätzen angeboten.
Mallory Kentrall schaut verwundert von ihrer umfangreichen Brief-Korrespondenz auf, die fein säuberlich vor ihr ausgebreitet ist, sie sitzt an einem Tisch in der hintersten Ecke des Schankraums.
„Wir bräuchten mal Ihre Hilfe in so einer Sache“, eröffnet Byrd unverblümt, indem er sich an die Hutkrempe tippt, „gewissermaßen verkehrte Welt, kann man sagen.“
„Gesegneten guten Tag, Mister Byrd, Mister Bloody Knife. Wie meinen Sie das denn?“, fragt Miss Kentrall, wie beiläufig ihren Schreibkram so ordnend, dass man nicht rein zufällig irgendwas mitlesen kann.
„Na ja Miss Kentrall, normalerweise kommen Sie ja zu uns mit irgendwelchen Hilfegesuchen. Zum Beispiel letztes Mal … darum verkehrte Welt, weil diesmal brauchen wir ausnahmsweise Ihre Mitwirkung.“
„Ich höre immer 'normalerweise'! Mit Verlaub, da muss ich mir ja ein Lachen verkneifen, Mister Byrd …“
“Lachen Sie ruhig, das ist gesund und macht sympathische Grübchen!“
„… ich für meinen Teil erinnere mich sehr gut an letztes Mal, und daraufhin habe ich Ihnen eine Menge ihrer Fragen beantwortet zum Ausgleich. Wie von Mister Shadrack so ausgehandelt …! Ich habe obendrein nicht einmal widersprochen, als sie die Geschichte gleich im Anschluss zum öffentlichen Geschwätz im nächstbesten Saloon gemacht haben. Wir sind wieder quitt.“
„Und Ihre Kastanien aus dem Feuer geholt haben wir aber auch, bei unserem ersten Treffen! Da könnten wir Ihnen mittlerweile was erzählen, Miss Kentrall, was diese blauen Spinnentiere mit ihrer Beute machen, wenn die genügend Zeit haben, ui ui ui, da wird man nämlich eingewickelt und irgendwo kalt gestellt, wahrscheinlich zur späteren Verspachtelung! … Aber überhaupt, Miss Kentrall, wer spricht denn überhaupt vom Quitt-Sein? Das wäre ja irgendwie kleinlich! Hier ist die Stadt in Gefahr, nichts weniger als das, und da sind wir als tatkräftige Bürger auch echt mal ein bisschen im Handlungszwang!“
„Gehe ich also zu Recht davon aus, dass Ihre Sache sich zu allem Überfluss auch noch finanziell nicht lohnt?“, fragt die Kentrall forsch. Sie ist aalglatt!
Byrd nimmt den Hut ab und kratzt sich am Schopf, dreht sich zu John um.
„Öh … hatten wir noch nicht bedacht. Öh, nein? Könnte man aber bestimmt noch nachverhandeln! Bauer Whitman lässt vielleicht was springen, wenn wir ihm seine Erntesaison retten!“
„Ach, daher weht der Wind. Ich hätte es mir denken können.“
„Sie haben natürlich davon läuten gehört. Ich sag’ ja, das ist was für Sie! Sie waren doch auch bei Manta Blake die Hocus-Pocus-Beauftragte!“, sagt Byrd zwinkernd, in gedämpftem Ton, „so jemanden brauchen wir jetzt. Ohne Sie kommen wir wahrscheinlich nicht weiter! Miss Wickett und der gute, alte Mister Shadrack sind verschollen.“
Die Kentrall nickt, „Davon habe ich auch gehört. … Die Männer in Schwarzen Dustern?“
„Wie beliebt?!“
Mallory Kentrall senkt die Stimme noch mehr, „Steckt die Regierung dahinter, Sie Tunichtgut! Wurden die beiden von den Hexenjägern der Nordstaaten … geholt?“
„Die gibt’s doch nicht hier draußen im Niemandsland! Da steckt etwas ganz anderes dahinter, Miss!“, und seine blauen Augen blitzen, als er eine Idee hat, und er endet spitzbübisch, „Haha, sagen John und ich Ihnen aber nur, wenn Sie bei uns mitmachen!“
„Sind Sie bei dieser Sache wieder an die Whateleys und die Curwens geraten …?“, fragt sie vorsichtig.
„Nee, es ist ein freischaffendes Phantom, ohne Fraktions-Zugehörigkeit. Es scheint leider den biblischen Trick mit der Auferstehung kopiert zu haben.“
„Hüten Sie Ihre Zunge lieber, was solcherlei Blasphemie anbelangt, das hilft Ihrem Seelenheil womöglich. … Wenn die Whateleys nicht ihre Finger im Spiel haben, bin ich bereit, mit Ihnen zu kollaborieren. Wenn auch mit einem gewissen Widerstreben, wie ich unverhohlen zugebe.“
„Ja, große Klasse, Miss Kentrall!“, freut sich Luca, „aber warum denn nur Widerstreben?“
„Ihre Taktiken sind schlampig, Ihre Recherchemethoden und -quellen so fragwürdig wie Ihre Motivation, und Sie sind allesamt ungehobelt. Wirklich, Sie haben so eine Art Haudrauf-Attitüde. Eine ‚Wird-schon-klappen’-Einstellung, die in Zeiten wie diesen äußerst gefährlich ist.“
„Ja, Sie haben ja recht, ich vermisse Mister Shadrack und sein Zutun auch! Das fehlt!“
„Meine Kritik an Ihrer Arbeitsweise schließt Mister Shadracks Zutun mit ein.“
„Immerhin konnten wir Sie vor dem Court und den Whateleys warnen! Da waren unsere Recherchequellen erste Sahne!“
„Da hatten Sie einfach Glück.“
„Sie haben folglich Ihre Haltung den Whateleys gegenüber geändert, Miss?“
„… Es ist Ihnen tatsächlich gelungen, mich davon zu überzeugen, dass diese Sippe hinter Ivor Curwens Taten gesteckt hat. Still jetzt, die Wände haben Ohren. Auch hier.“
„Ach, klar. Hey, dann reden wir in einer Stunde weiter, auf dem Weg zur Whitman-Farm! Sie werden sehen, der Herr Grundstücksbesitzer wird sich einen Ast freuen, wenn wir wieder zu seiner Rettung eilen!“
Mallory Kentrall legt skeptisch den Kopf schief und sagt, „Irgendetwas sagt mir, dass Farmer Whitman Sie im Gegenteil ähnlich enervierend findet wie ich selbst es tue, Mister Byrd.“
„Schön gesagt!“, sagt Luca strahlend und klatscht voll Tatendrang in die Hände, „aber für Komplimente ist jetzt keine Zeit! Packen Sie mal schön ihre Fachbücher zusammen, wir treffen uns in einer Stunde am Ortsausgang!“
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Marcus Perriwinkle rückt sein Monokel zurecht und taxiert die vier anderen, als sie am Ortsausgang erscheinen: Luca Byrd, John Bloody Knife, und Mallory Kentrall, gefolgt von einer zögerlich aussehenden Joycelyn Lancaster.
„Und diese Untersuchung ist wirklich notwendig, Mister Byrd?“, fragt er in seiner zurückhaltenden, leisen Stimme.
„Aber hallo, Mister Perriwinkle! Klasse, dass Sie dafür sogar Ihre Forschungen mit dem Aufzieh-Dingens pausieren.“
„Nun! Ich gäbe ja wahrhaftig etwas darum, wenn wieder verhältnismäßig etwas mehr Ruhe einkehren würde in der Öffentlichkeit ... Und damit ist nicht nur unser jugendlicher Freund namens Shouting Tom gemeint. Diese scheußliche Serie von Verbrechen ist mittlerweile ja in aller Munde! Auch im Collegium herrscht nunmehr die Meinung vor, dass wir den Law Dogs bei der Aufklärung helfen sollten, wo es nur geht. … Aber garantiert unser Einschreiten solcherlei Ausgang für die Geschehnisse? Das ist das, was ich mich frage!“
John wirft Marcus einen missmutigen Blick zu; der Gelehrte redet ihm zu viel, und das Collegium ist ihm insgesamt suspekt mit ihren Dampfmaschinen und ihren Schürfinteressen. Welche vier Worte es sind, die John auf der Zunge liegen, ist klar, aber er hüllt sich in stoisches Schweigen.
„Wir können diesen Fall nicht den Hilfssheriffs überlassen, habe ich Ihnen ja neulich auch schon gesagt, Marcus“, bestätigt Byrd, „die begreifen gar nicht, womit sie es hier zu tun haben. Diese Sache fällt in das Spezialgebiet unseres Aufgebots, da müssen wir ran, immer schön ran an die Buletten, das kann uns keiner abnehmen.“
Mallory Kentrall rückt ihre Rüschenhaube zurecht und guckt immer noch etwas reserviert, als sie an den Erfinder das Wort richtet, „Sie sind also Marcus Perriwinkle aus Salt Lake City. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen — auch, wenn es unter solcherlei Umständen sein muss.“
Perriwinkle lüpft seinen Fez-Hut mit seiner erstaunlich geschickten Roboter-Pranke, macht eine höfliche Verbeugung, und antwortet, „Die Freude ist ganz meinerseits! Miss Kentrall, nicht wahr? Ihre Firma hatte einen exquisiten Ruf in der Stadt! Es stimmte mich sehr betroffen, von Mister Blakes Schicksal zu hören, und von dem des bedauernswerten Mister Larson.“
„Der Herr sei ihren Seelen gnädig. Die Manta-Blake-Gruppe ist jedoch Vergangenheit“, wiegelt die Kentrall ab, „sie war für mich gewissermaßen auch nur Mittel zum Zweck.“
„Womit Miss Kentrall nun Zeit hat, mit uns auf Gespensterjagd zu gehen“, pflichtet Byrd bei.
„Und wenn es nun doch ein weltliches Verbrechen ist, ganz ohne esoterische Implikationen?“, erkundigt sich der Erfinder.
„Genug jetzt“, murrt John, „wir haben vorgestern den Geist schon gesehen, und zu Fall gebracht. Heute gehen wir wieder hin, und töten ihn endgültig.“
Luca Byrd nickt, und lächelt grimmig: „Ganz recht! Sie, Marcus, bleiben mit Joycelyn beim Farmhaus, und sehen zu, dass nach Nachteinbruch die Kürbis-Fresse da nicht rein kommt. Immerhin sind da drinnen kleine Frauen und zartbesaitete Kinder. Wenn es uns draußen auf den Feldern durch die Lappen geht, sind Sie die zweite Verteidigungslinie. Da vertrauen wir voll und ganz auf Ihren starken, linken Arm! Und Sie, Miss Kentrall, kommen mit John und mir zum Maisfeld, wo das Ding sich zu verstecken pflegt. Wir lassen uns mal die Stelle zeigen, wo der selige Rod Carpenter es im Frühjahr zusammengebaut hat. Vielleicht können wir es da aufscheuchen. Aber vor allem suchen wir nach Hinweisen, die Ihnen helfen könnten, zusammenzupuzzeln, was da überhaupt passiert ist! Und womit wir‘s hier zu tun haben, verdammich noch eins!“
Mallory Kentrall nickt scheu, und fragt, „Bevor es losgeht … stimmen wir wirklich alle darin überein, dass nichts vom hier unter uns Gesprochenen oder Ermittelten an Dritte weitergetragen wird?“
Köpfe nicken ernsthaft.
„Noch mehr Gerüchte in Umlauf zu bringen in Gomorras Atmosphäre von Nervosität kann in niemandes Interesse liegen“, bestätigt Perriwinkle, „egal, wie haarsträubend die Wahrheit womöglich sein mag.“
„Oh, sollten wir hier wider Erwarten doch noch Erfolg haben, so werde ich die Geschichte beizeiten zu erzählen wissen im Old Moon Saloon“, stellt Joycelyn fest, „vielleicht wird sie diesmal ja sogar vertont, mal sehen! Aber natürlich erst, wenn wir wissen, was für ein Viech das ist, da draußen, und wie wir es zur Strecke bringen!“
Miss Kentrall taxiert Miss Lancaster vorsichtig, und fragt, „Aber ich darf doch wohl davon ausgehen, dass Sie zumindest wieder eine geschönte Version verbreiten? Ich habe keinerlei Bestreben danach, darin Erwähnung zu finden. Und um keinen Preis auch noch als Okkultistin.“
„Selbstredend, meine Liebe“, lächelt die Sängerin zuckersüß, „von den verborgenen Qualitäten von Miss Wickett und Mister Shadrack habe ich erfolgreich abzulenken gewusst, und zwar schon seit Syracuse, Kansas. Meine Nacherzählung wird schon nicht Ihren Ruf von Frömmigkeit besudeln, wo denken Sie hin!“
„Es ist nicht nur mein Ruf, Miss Lancaster. Wie ich Ihnen schon auseinandergesetzt habe, recken die Regierungen ihre Hände nach der Region aus, und auch die Eisenbahnfirmen. Dies ist gefährlicher Boden. Sie alle scheinen die Rigorosität Ihrer Feinde stark zu unterschätzen! Ich darf Sie daran erinnern: Vor Ihrem Aufbruch in die Wild Dog Gorge beispielsweise haben Sie alle sich an einer umfassenden Kampagne des Schmutzwerfens versucht, um die Sweetrock Mining Company zu diskreditieren.“
„Ja, aber doch mit Recht!“, protestiert Luca empört.
„Natürlich, aber das spielt doch keine Rolle, begreifen Sie das denn nicht!“, faucht die Kentrall, „Howard Findley lässt sich doch nicht öffentlich herausfordern in seiner eigenen Stadt! Es ist ein Wunder, dass der Sie hinterher nicht ausgeknipst hat!“
„Darf ich allerseits um Ruhe bitten!“, sagt Perriwinkle, leise aber eindringlich, „über das Für und Wider beim Verbreiten der Heldentaten kann später noch diskutiert werden. In jedem Fall sind wir uns alle einig, dass wir hierbei als eingeschworene Gruppe auftreten, als Aufgebot, und den jeweils anderen nicht in den Rücken fallen! Unabhängig von Fraktionszugehörigkeit! Richtig? … Wohlan, dann sollten wir jetzt loslegen.“
Byrd sagt fröhlich, „Wohl gesprochen, hätte ich nicht besser sagen können, Marcus, und ich muss es wissen, sonst bin ja ich gemeinhin als die Stimme der Vernunft bekannt! Aber ein ‚verdammter Scheiß noch eins‘ sollten Sie noch drauflegen, sonst wirkt das nicht so gut, quasi als Bekräftigung!“
„… Verdammter Scheiß noch eins!“, sagt Marcus Perriwinkle in seiner manierlichen, gefassten Stimme.
Das neue Aufgebot nickt sich zögerlich zu, und marschiert schweigend los zur Whitman-Farm.
Marcus Perriwinkles Profil ist ja schon bekannt von seinem ersten Auftritt (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122886.msg135180529.html#msg135180529), der hat seitdem noch nicht aufgelevelt. (Er saß ja seit dem letzten gemeinsamen Abenteuer vornehmlich im Collegium herum und hat seine Forschungen betrieben.) Hier ist es nochmal:
🌵Marcus Perriwinkle
Attributes: Agility d6, Smarts d10, Spirit d8, Strength d6, Vigor d6
Skills: Academics d4, Ahletics d4, Common Knowledge d8, Fighting d6, Healing d10, Notice d4, Occult d6, Persuasion d6, Repair d10, Science d8, Shooting d4, Stealth d4, Weird Science d10
Pace: 5 (d4 Running Die), Parry: 5, Toughness: 6
Hindrances: Cautious, Obese (Minor), Pacifist (Minor), Quirk (Greenhorn, loves to use intellectual geek-speak), Outsider (Minor: Scrapper)
Edges: Arcane Background (Mad Scientist), Brave, Healer, Scrapper (Piston Arm), Veteran o' the Weird West
Powers: Boost Agility/Strength/Vigor (fine-tune Piston Arm with Steam pressure), Deflection (Blowing off boiler Steam)
Power Points: 15
Special
Piston Arm: Str d12, but only in left arm. Takes up one Charge per Trait roll (each ghost rock nugget generates 10 Charges).
Environmental Weakness (Electricity): Perriwinkle suffers a –4 penalty to resist powers or Hazards with an Electricity Trapping. If the being suffers an attack based on that form, the penalty acts as a bonus to damage.
Gear: Box of tools, excellent pocket watch, monocle, hunting rifle and ammo, various spare clockwork parts.
Aber an dieser Stelle ist auch mal Gelegenheit, Mallory Kentralls Profil mit hier dran zu pinnen. Bisher konnte sie nur wenige Erfahrungspunkte mit einsacken in unserer Story, aber auch das ändert sich jetzt wahrscheinlich. Sie ist dennoch nicht ganz ohne, immerhin startet sie mit den in dieser Kampagne üblichen vier Advances als Seasoned-Charakter, und wir verpassen obendrein auch ihr den Vorteil Veteran o‘ the Weird West, immerhin ist sie schon ordentlich rumgekommen und tief im okkulten Untergrund involviert.
🌵Mallory Kentrall
Attributes: Agility d8, Smarts d8, Spirit d10, Strength d4, Vigor d4
Skills: Academics d4, Athletics d6, Common Knowledge d8, Fighting d8, Gambling d6, Notice d4+2, Occult d8, Persuasion d6, Spellcasting d8, Stealth d6
Pace: 6; Parry: 6; Toughness: 4
Hindrances: Code of Honor (Pious Christian lady), Driven (Minor: Create a safe network in California for well-meaning occultists), Obvious (Minor: Produces ectoplasm when using her Channeling Edge), Secret (Minor: Huckster), Stubborn
Edges: Alertness (Minor clairvoyance), Arcane Background (Huckster), Attractive, Brave, Channeling (Spiritist medium), New Powers, Power Points, Veteran o‘ the Weird West
Power Points: 15
Powers: Boost/Lower Trait (Read the cards), Deflection (Swirling ghost hands and hovering ectoplasm), Empathy (Ghostly whisperings foretelling hidden thoughts), Energy Weapon (Channel ectoplasm into saber), Fly (Channel flying ghosts)
Gear: Derringer, deck of cards, knife, silver pendant depicting St. George, pocket bible, Hoyle‘s Book of Games (cheap newest edition)
Den Nachteil Obvious habe ich umgesetzt aus dem alten Sourcebook für Deadlands Classic, ‚Hucksters & Hexes‘. Er besagt, dass es dem entsprechenden Huckster schwer fällt, seine magische Natur zu überspielen. (Das kann man schon mal haben, wenn glühendes Ectoplasma einen zu umschweben beginnt wenn man Kartenkunststücke versucht!)
Die Kraft Energy Weapon ist selbstgestrickt und einigermaßen geplaytestet. (Der Charmbolzen und Court-Huckster Ernest Amblin hatte sie auch schon.) So funktioniert sie in dieser Kampagne:
Energy Weapon
Rank: Novice
Cost: 1
Duration: 5
The user summons a ghostly melee weapon or transforms his hands into claws or other weaponry. With a success, the Energy Weapon does Str+d4. On a raise, it does Str+d6. (This doesn't stack with a bare-handed attack the character may already have, like claws, but it does stack with the Brawler and Martial Artist Edges.) The weapon's damage is magical, and may affect creatures normally immune to physical attacks. When disarmed or thrown away, the Energy Weapon disappears, and reappears as a free action in the users hand(s) on his next turn.
Modifiers:
• Dual (+1): The Energy Weapon appears as two twin hand weapons, or claws on both hands.
• Reach (+2): The Energy Weapon has Reach 2.
• Strong (+1): The damage is raised by one step for the Duration of the Power (d6, or d8 if a raise was achieved on the Arcane Skill roll).
Mallory Kentrall hat in den Nordstaaten den Reichtum und das Prestige ihrer gebildeten Industriellen-Familie in den Wind geschlagen, um es ihrer Großmutter Eleanor gleich zu tun, die zu ihrer Zeit berühmt als Kartenlegerin und spiritistisches Medium war. Draußen im Westen gibt es jüngst zahlreiche Gelegenheiten, um mit solcherlei Kunst zu Ruhm zu kommen — mythischem Ruhm sogar, wenn man den wilderen der Geschichten glauben schenkt, die erzählt werden, seit das Reckoning über Nordamerika kam, und Hoyle‘s Buch der Spiele decodiert wurde.
Ihre katholische Erziehung hätte Mallory beinahe im letzten Moment doch noch zurückgehalten. Bald darauf hat ihr christlicher Glaube ihr jedoch den Rückhalt gegeben, den sie brauchte, um nicht angesichts der okkulten Phänomene im Westen schlicht ihren Verstand zu verlieren. Die mystischen Talente ihrer Großmutter Eleanor scheinen sogar völlig echt gewesen zu sein, wie sie zu ahnen begonnen hat: Nicht nur das charismatische Gebaren, für das sie so verehrt wurde, sondern wahrscheinlich war sie ein wirkliches Medium. Ihre Zeit jedoch war vor dem Reckoning, einer Zeit, in der die Magie weitgehend verschwunden war; ihre Enkelin Mallory hat die vollen Möglichkeiten, die Hoyle‘s Buch der Spiele bietet. Was Mallory selbst betrifft, ist die Echtheit ihrer übernatürlichen Kräfte unübersehbar. Dies kommt vor allem daher, dass sie (seit einer etwas zu erfolgreichen Séance in Denver) blau leuchtendes Ectoplasma channelt, wann immer sie sich die Energien des Jenseits zunutze macht. Dies ist bei ihren Séancen im vertraulichen Rahmen ein spektakuläres Ereignis und erntet viel Beifall, aber in den Straßen der Boomtowns des Westens ist es leider viel eher ein Anlass für einen abergläubischen Lynchmob!
Miss Kentrall hat also gelernt, sich an Mitverschwörer zu halten, die ihr Schutz bieten können. Sie hat seit ihrer Zeit in Denver den Rang eines Deuce (Zwei) in der Hierarchie des Court, und sieht diese Gesellschaft von Huckstern vorerst nur als ihre Lebensversicherung, sollte sie einmal auffliegen. Vom Royal Court und den eigentlichen Zielen der Organisation weiß sie bisher nichts, und hat den Court als Vereinigung von Huckstern zur bloßen gegenseitigen Hilfestellung kennengelernt. Beizeiten plant sie aber auch, in den Rängen aufzusteigen, etwa wenn der Court irgendwann nach Gomorra kommt. Ihr großes Vorbild ist hierbei Denvers legendäre Kartenlegerin Carlotta Rovaro. Mallory gedenkt, einen ähnlichen Ruf für sich aufzubauen, jedoch draußen in Kalifornien, wo in Boomtowns wie Gomorra die Weirdness unübersehbar ist und wo die Menschen sich möglicherweise bald an Dingen wie ihrem gechanneltem Ectoplasma nicht mehr sonderlich stören. Wenn sie hier schon einmal den Grundstein für eine Präsenz der Geschäftemacher-Huckster aus Denver legt, so denkt sie sich, wird ihr dies zum Vorteil gereichen. Ihre größte Furcht sind dabei die Regierungen von USA und Konföderation, mit ihren ruchlosen Geheimpolizeien, die ihre Entfaltungspläne zunichte machen könnten, wenn sie in Kalifornien die Macht an sich reißen sollten.
Mit der Manta-Blake-Gruppe hat die Kentrall sich bei ihrer Ankunft in Gomorra eingelassen, weil diese ihr schnelle Dollars ermöglichte, bei gleichzeitigen Gelegenheiten, die übernatürlichen Strukturen der Region zu erforschen, insbesondere durch Zugang zu vielen der obskuren Minentunnels.
Durch die Interaktion mit unseren bisherigen Wild Cards sind Mallorys Ansichten jedoch infrage gestellt worden. Die Whateleys hat sie als ein benevolentes Werkzeug des Court eingeschätzt, eine Sippe von Huckstern, die hier draußen anderen Huckstern helfen wollten. Dass die Whateleys eigenen übernatürlichen Interessen folgen — und womöglich auch der Court sich nur als Gesellschaft von Wohltätern tarnt — gibt ihr mittlerweile sehr zu denken. Nun muss sie sich im Gefüge des okkulten Untergrunds neu positionieren.
Einen Drawback bekommt Miss Kentrall auch verpasst, als Ausgleich für ihren Veteran-Vorteil. Da ihr Konzept auf dem Design der coolen Miniatur von Abigail Sutherland aus dem Grundspiel von ‚World of Smog: Rise of Moloch‘ basiert, fällt mir auch direkt was passendes ein. Statt die Drawback-Tabelle aus dem Deadlands-Grundbuch zu nutzen, bekommt auch sie einen Spielmechanismus maßgeschneidert:
Mallory hat in ihrer Denver-Zeit bei einer Séance mit anderen Mitgliedern des Court einen besonderen Manitou beschworen, der sich nun zu zeigen beginnt, wann immer sie erfolgreich ihren Channeling-Vorteil verwendet. Diese Materialisation geschieht in Gestalt von blauem Ectoplasma, oder gar von durchsichtigen Fangarmen. Dieser Manitou ist aus der Brut von jenen Kräften, die auch den spirituellen Nexus namens Gomorra heimsuchen, aber er verfolgt eigene Ziele. Bei besagter Séance soll die Entität von sich selbst als 'Aurath' gesprochen haben, durch den Mund Mallorys, die sein Bewusstsein dabei gechannelt hatte. Im Nachhinein dieser Séance stellte Mallory mit Erschrecken fest, dass eine kosmische Wesenheit namens Aurath auch in den alten Tagebüchern ihrer berühmten Vorfahrin Eleanor erwähnt wird! Wenn Aurath einen langfristigen Plan haben sollte, dann scheint er aus menschlicher Sicht betrachtet generationenübergreifend zu sein.
Mallory sondert seitdem bei jeder Anwendung ihres Channeling-Vorteils geisterhaftes Ectoplasma ab, was auffällig und erschreckend ist für unbescholtene Bürger, aber harmlos. Gegen die Anzahl von Powerpunkten, die Mallory zur Zeit ausgegeben hat, wird bei jedem ihrer Spellcasting-Würfe ein W20 gerollt. Wird die aktuelle Zahl dabei überwürfelt, verdichtet sich das Ectoplasma zu Fangarmen, die jede Runde auf Mallory oder einen angrenzend stehenden Verbündeten die Kraft Entangle wirken, immer mit dem Power Modifier namens Strong (für 4 Powerpunkte insgesamt). Dafür haben sie Spellcasting W12 und 10 Powerpunkte pro neuem Erscheinen. Die Fangarme agieren, bis ihre Powerpunkte aufgebraucht sind, der von ihnen festgehaltene Charakter durch irgendetwas Incapacitated wurde, oder wieder befreit worden ist. Die Kraft Banish verscheucht Aurath vorzeitig.
Schalter:
Bei der Farm hat mittlerweile endlich die verspätete Ernte begonnen, große Fuhrwagen sind bereits mit Bündeln aus Mais beladen, und zahlreiche Erntehelfer laufen geschäftig einher. Trotz der allgemeinen Arbeitsamkeit ist wenig Elan hier zu spüren, eher Hektik und Aggressivität. Die vielen Leute auf dem Gelände haben Angst angesichts der zurückliegenden Mordserie, und versuchen dieses Unwohlsein mit Grobheit zu überspielen, das steht in vielen der Gesichter geschrieben, wenn man genau hinguckt.
Der wiedergekehrte Mörder hat vergangene Nacht niemanden erwischt — aber es zweifelt keiner der Arbeiter hier daran, dass er auf weiteres Blut aus ist.
Carl Whitman und seine Söhne haben wieder ihre Winchester-Gewehre über den Schultern, und sprechen gerade mit einem Aufgebot aus Deputies, angeführt von Cordelia Hendricks. Offensichtlich stimmt es: Die Vogelscheuche ging letzte Nacht wieder um. Viele Leute halten sie für einen einfachen, durchgeknallten Mörder, aber hier draußen auf der Farm gibt es mittlerweile auch viele, die davon überzeugt sind, dass tatsächlich Rod Carpenters Vogelscheuchen-Kostüm ein unerklärliches, monströses Eigenleben entwickelt hat und dahinter steckt ...
Mallory soll die Spukerscheinung identifizieren, Marcus und Joycelyn das Farmhaus schützen, so der Plan unserer Helden. Joycelyn ist immer noch sehr zurückhaltend, eigentlich will sie nur beobachten für ihre eventuelle Nacherzählung. Ihre Gatlingpistole ist ja auch kaputt (seit in der Wild Dog Gorge unsichtbare Gremlins sie befallen haben, aber das wissen unsere Helden noch gar nicht).
☆
Carl Whitman hat keine große Lust, mit unseren Wild Cards zu reden, er ist sich immer noch nicht sicher, ob sie nicht Scharlatane sind, aber Enno Simmons, der junge Bursche mit der Schrotflinte von vorgestern, ist gerne bereit dazu.
Carl Whitman, der grimmige Großbauer
Enno führt John, Luca, und Mallory hinaus in das weite Maisfeld. Insgesamt ein Viertel der Ernte ist mittlerweile an den Randbereichen schon abgemäht.
„… Das war ohnehin höchste Zeit gewesen“, erklärt Enno, „und jetzt ist das doppelt gut, denn das wird den Butzemann schon aus dem Versteck treiben! Dann können wir ihn wieder abknallen!“
Byrd sagt, „Mein Freund Mister Shadrack hätte wahrscheinlich vorgeschlagen, die Überreste von dem Ding ordentlich zu zerheckseln, am allerbesten so, dass nur Mulch zurückbleibt. Nur zur Sicherheit. Wären wir da vorgestern bloss mal drauf gekommen, was? Hätte man ja prima machen können, waren ja nur Stroh, Stöcker, und 'n oller Kürbis!“
Enno wird wieder blass um die Nase, und raunt, „Von wegen, Mister Byrd! Unter dem Kürbis hat noch was gesteckt. Als sei da was Festes unter dem Fruchtfleisch! Haben wir erst tags darauf bemerkt. Man konnte die Masse da von dem Kürbis davon runterschneiden, und da drunter war …“, und er versucht mit fahrigen Gesten das Ausmaß seines Erschreckens zu beschreiben, „das kann man gar nicht mit Worten sagen … wie ein riesenhafter Totenkopf irgendwie … mit Zähnen, Kieferknochen …“
Die Wild Cards verziehen angewidert die Gesichter.
„Wir ha‘m den Kürbiskopf an den einen Geräteschuppen genagelt, das ramponierte Ding, als Beweis dafür, dass der arme Rod Recht hatte! Und um ihn nochmal zu ehren, und sozusagen als Trophäe für Ihren gewonnenen Kampf! Das übrige Fruchtfleisch wäre da dann runter gerottet, und alle hätten dann gesehen, dass das keine Fälschung war!“
„Ich würde diese Trophäe gern mal sehen“, sagt Mallory Kentrall gefasst.
„Geht nicht, Miss, geht doch nicht! Letzte Nacht ist der Kürbiskopf nämlich von der Schuppenwand verschwunden! Wahrscheinlich gestohlen worden von einem, der sauer über den ganzen Schlamassel war!“
„Aber in derselben Nacht ist der Schleicher auch wieder gesehen worden?“, fragt sie.
„Vielleicht hat der übrige Leib aus Hölzern sich seinen Kopf zurückgeholt …“, murmelt John düster.
Mit einigem Unbehagen kommen die vier an der Stelle an, weit draußen im Maisfeld. Eine hohe Holzkonstruktion steht verlassen da, ragt hoch über ihre Köpfe auf. Die umgebenden Maispflanzen stehen hier noch hoch, und verwehren die Sicht auf die Farm, bewegen sich raschelnd im Nachmittagswind.
„Es gemahnt an ein Kruzifix“, stellt Mallory beklommen fest.
„Und überall abgeworfene Stricke!“, fügt Byrd hinzu.
Enno sagt unsicher, „Hier hatten wir vor Kurzem die Vogelscheuche heimlich abgebaut, damit Rod Carpenter in die Klamotten steigen konnte und den Kürbiskopf aufsetzen, für seinen Halloween-Streich. Haben wir ein paarmal gemacht. War anfangs auch echt saukomisch, und rappelstrack war‘n wir dabei sowieso immer. Aber nach ein paar Malen war dann auch mal gut, da haben wir alles wieder hier zusammengebaut! Und trotzdem ist sie jetzt weg!“
„Das bedeutet, sie kehrt nicht tagsüber an diesen Ort zurück“, stellt Miss Kentrall leise fest, „als ihr Anker, oder Focus-Ort … das bedeutet, sie ist fortwährend animiert, nicht nur bei Nacht. Das ist schlecht.“
„Weil man ihr hier nicht auflauern kann!“, sagt Byrd.
„Vor allem, weil das dafür spricht, dass die sie animierenden Kräfte unerschöpflich sind! Wenig verwunderlich hier im Gomorra Valley … aber dennoch bemerkenswert.“
Wodurch sich die Frage stellt, ob nicht vielleicht dieser Ort den zweiten Hinweis bietet für die laufende Queste. Ich rolle den W20 für die Tabelle aus FlexTale.
Eine lumpige drei fällt, das bedeutet, dass an dieser Stelle kein Hinweis wartet.
☆
Als die vier zurückkehren zu den Farmhäusern, beginnt es schon zu dämmern.
Eine Topp-Gelegenheit eigentlich für das Monster, einen Auftritt hinzulegen …? Wir machen also einen GM Move, um das festzustellen, und heraus kommt: Add a Random Event to the Scene. Das ist dann kein direkter Angriff der Scarecrow, aber wahrscheinlich hat das Zufallsereignis damit zu tun! Na dann:
Die vielen Erntehelfer arbeiten allesamt hastig, um vor Nachteinbruch noch ihr Tages-Soll zu schaffen. Sheriff J.P. Coleman ist mittlerweile persönlich hier, und tippt sich an die Hutkrempe, als er Luca und John ankommen sieht. Byrd lüpft fröhlich seinen Hut als Gegengruß; der Sheriff scheint allerdings nicht mit den Wild Cards plaudern zu wollen, sondern nur seine Deputies zu instruieren.
Unser Zufallsereignis ist mystically Take the social PCs, jemand wird also die gesellschaftliche Aufmerksamkeit unserer Wild Cards auf mysteriöse Weise auf sich lenken:
Eine andere Gestalt jedoch scheint direktes Interesse an den Helden zu haben: Hoch zu Ross beobachtet ein Kerl im Halbdunkel vom Rand des Grundstücks das Geschehen, und sein kalter Blick ruht unentwegt auf den drei Wild Cards, die aus dem Maisfeld zurück sind. Ein langer Kavalleriesäbel hängt an seiner Seite.
Der kalte Blick eines unliebsamen Bekannten ruht auf den Wild Cards
„Schöner Scheiß“, kommentiert Byrd, „der hat uns gerade noch gefehlt: Austin Stoker ...!“
Stimmt, es ist der berüchtigte Ex-Soldat aus den Südstaaten mit dem schwarzen Bart und dem stechenden Blick.
„Heißt das, die Sweetrock Mining Company hat jetzt auch Geldinteressen an der Landwirtschaft?“, spöttelt der Revolverheld.
„Das dürfte eher heißen, dass Stoker derzeit nicht mehr für die Sweetrock arbeitet, sondern jetzt für die Law Dogs“, knurrt Miss Kentrall, „er ist ein Söldner, so wie wir. Sein Erscheinen hier sollte uns jedenfalls Warnung genug sein, dass diese Sache mehr als ernst ist ...“
Kurz scheint ein drückendes Schweigen sich herabzusenken über dem Gelände, nur die hungrigen Krähen krächzen, und der Mais rauscht im stärker werdenden Wind.
John Bloody Knife und Austin Stoker wechseln einen grimmigen Blick.
Luca erinnert sich an das, was May B. auf dem Weg zur Wild Dog Gorge gestammelt hatte, und raunt, „Was war es, das unsere verschollene Hexe in dem Sternenschiff gesehen haben wollte, als sie alleine dort drin war? Wisst Ihr noch? Irgendwas mit Dir, John, und Austin Stoker …?“
John schweigt, dann antwortet er, „Unerheblich. Und May B. Wickett ist fort, wir können sie nicht mehr fragen, was die Geister ihr gezeigt haben mögen.“
Schalter:
Das Zufallsereignis hat ja angegeben, dass Stokers Erscheinen die Aufmerksamkeit der Wild Cards auf sich zieht. Daraus würde ich jetzt mal ableiten, dass aufgrund dessen anderorts die Scarecrow ungehindert zuschlägt, das Gelände ist immerhin weitläufig! Das passt dem mysteriösen Austin Stoker übrigens prächtig in den Kram. Aus Gründen, die er den Wild Cards natürlich weiterhin nicht offenlegt …!
Während also Mister Byrd und Miss Kentrall im gedämpften Ton hektisch beratschlagen, ob sie Stoker entgegentreten, um herauszufinden, was er diesmal im Schilde führt, gibt es plötzlich Geschrei und Gezeter vom anderen Ende des Farmlandes! Im Dunkeln sieht man schwankendes Laternenlicht, während panische Farmhelfer auseinander rennen, weg von einem der hoch mit Mais beladenen Fuhrwagen!
John Bloody Knife wirbelt augenblicklich herum, und prescht los in die Richtung, es wurde seiner Ansicht nach sowieso schon zu viel gelabert! Mallory und Luca beeilen sich, mit ihm Schritt zu halten, er zieht im Rennen seine Peacemaker, sie ihren Derringer.
Fragen wir also die Orakelwürfel, ob der Schrecken aus dem Maisfeld sich zeigt! Die Würfel rollen, und bestätigen die Vermutung, außerdem geben sie an, dass es die sogenannten Corn Stalker sind, die hier aus der Deckung gekrochen sind. Und ein ‚und außerdem‘-Resultat legt dabei außerdem nahe, dass die Scarecrow selbst auch mit von der Partie ist!
Bei dem Erntewagen angekommen sehen unsere Helden, dass es diesmal gar nicht direkt die Vogelscheuche ist, die die Panik ausgelöst hat; sie sehen stattdessen, wie ein groteskes Wesen auf den Bündeln aus abgemähten Maispflanzen kauert, fast nicht zu unterscheiden von der Ernte, denn es besteht scheinbar aus trockenem Mais!
Ein weiteres solches Exemplar ist einem der Farmhelfer ins Gesicht gesprungen, und der Kerl kämpft kreischend um sein Leben. Die Silhouette der Scarecrow steht unheilverkündend im Hintergrund, als dürre Schattenfigur mit einer Sense locker in der einen Hand, nur das orange Flackerlicht ihrer Augen und ihres Grinsemauls gibt sie zu erkennen. Immer noch ist die eine Augenhöhle größer und von Rissen durchzogen, das ist die, welche Byrd vorletzte Nacht zerschossen hatte. Bei näherer Betrachtung könnte man jetzt wahrscheinlich den darunter freigelegten Schädelknochen sehen, wenn man nah genug heran kommen würde, und die Nerven dazu aufbringen würde …
Alle drei Wild Cards müssen bei dieser neuerlichen Begegnung gegen Terror würfeln. John schafft es dank seinem Gratis-Reroll durch den Old Ways Vow, Mallory würfelt trotz ihres imposanten Spirit-Würfels (W10) nur eine 1 und 2, sie wird Vulnerable. Entsetzt erstarrt sie mitten in ihrer Bewegung. Luca hat auch einen Reroll durch Guts, aber schafft es auch nicht. Für ihn ist das Resultat auf der Furcht-Tabelle weniger gnädig, er bekommt ‚The Mark of Fear‘, geht also Stunned zu Boden und entwickelt eine Macke. Ab jetzt kann er das Wort „Vogelscheuche“ nicht mehr aussprechen, ohne zu stottern.
Soundtrack: Apocalyptica, Pray!
https://www.youtube.com/watch?v=CC0P2Nh-mP4
Runde 1: Die Brut der Vogelscheuche hat ein As und beginnt die Runde. (Die Spielwerte sind auch im DL-Grundbuch.) Diejenige Maiskreatur, die den kreischenden Landarbeiter angesprungen hatte, verbeißt und verkrallt sich in seinem Hals, und würfelt mit ihren popeligen 2W4 unerwartet hohen Schaden, reißt dem armen Schwein die Halsschlagader auf, und er geht zu Boden. Das andere Exemplar springt zischelnd vom Erntewagen herab, auf Mallory Kentrall, die ja soeben durch den Anblick Vulnerable geworden ist, und krallt mit Klauen aus getrockneten Pflanzenfasern über ihre Schulter, reißt den blauen Puffärmel auf und zieht blutige Striemen. Sie ist Shaken.
„Das ist ja diese scheiß Vo-Vo-Vo … Vogelscheuche!“, bringt Byrd hervor, während er sich wieder in Kauerposition hoch kämpft. Er schüttelt den Stun mit einem Raise ab, und schießt dem Ungetüm zwischen die hölzernen Rippen, mehrmals krachen Schüsse seines Peacemakers. Stroh fliegt, und die dürre Gestalt wankt, aber dank Benny-Ausgabe ist sie nur Shaken.
Dann ist die Scarecrow auch an der Reihe, erholt sich von dem Treffer (nur knapp, dank ihrem Construct-Bonus), ist mit wenigen, staksenden Schritten ihrer langen Beine bei den Wild Cards, und schwingt ihre rostige, alte Sense gegen die drei Neuankömmlinge. Dies ist wieder ein Sweep. John und Luca werfen sich zur Seite, nur Mallory ist immer noch Vulnerable von dem Schrecken, und wird deswegen knapp getroffen. Die Sense kratzt ihr über den linken Unterarm, erneut fließt Blut, aber sie absorbiert mit einem Benny und ist weiterhin nur Shaken.
John stößt seinen Kriegsschrei aus, versenkt sein Beil mit Schwung in der Seite des garstigen Konstruktes, und bringt ihm zwei Wundlevel bei. Auf den Indianerkrieger ist wie immer Verlass!
Mallory Kentrall erholt sich von Shaken, holt mit der freien Hand ihr Pokerspiel aus der Tasche, hier sind sie weit genug entfernt vom Lichtschein der Farmhäuser, dass sie es riskieren kann, ihre Formeln einzusetzen, ohne aufzufliegen. Sie würfelt erfolgreich Spellcasting. Ein geisterhafter Wind kommt auf, ihre weißblonden Haare flattern aufwärts, und um sie herum erscheinen halbdurchsichtige Gespenster-Hände und bläuliche Schlieren aus Ectoplasma, und verbergen sie in einem phantasmagorischen Wirbel. Auch die zischelnde Maiskreatur zu ihren Füßen kann sie durch Deflection kurzzeitig nicht mehr klar anvisieren.
Runde 2: Dann ist die Hucksterin erneut am Zug; sie lässt den Derringer fallen und konzentriert sich erneut auf ihre Karten, und in ihrer Hand formt das außerweltliche Plasma sich zu einer schlanken, glühenden Klinge! Durch den gespenstischen Wirbel der sie umgibt richtet sie die Säbelspitze auf die Maiskreatur, und konzentriert sich auf ihren ersten Streich, ein gemurmeltes Gebet auf den Lippen.
Die Reißkolben versuchen sich in Luca und Mallory zu verbeißen, aber springen beide ins Leere, der eine wird umgelenkt von dem wirbelnden Ectoplasma. Dafür holt nun auch die Scarecrow wieder aus, und macht einen neuerlichen Sweep mit ihrer Sense, aber mit ihrem halb zerschmetterten Gestänge ist sie unpräzise geworden, und verfehlt alle drei.
„Hah, jetzt ist es aber mal an der Zeit, hier gründlich das Unkraut zu jäten!“, knurrt Luca Byrd, und feuert als Multi-Action auf die beiden fauchenden Reißkolben, und seine Kugeln zerfetzen beide Kreaturen in tausend Stücke. Dann macht er einen weiten Seitenschritt, um den Sweep auf sich zu ziehen (statt weiterhin neben den anderen beiden zu verharren, wodurch sie ja dann alle drei Ziel dieser Attacken sind).
Aber zu weiteren Rundumschlägen mit der alten Sense kommt es nicht mehr! John nämlich wirbelt sein übergroßes Beil herum, und verwendet seinen Frenzy-Vorteil, und zerhackt mit mehreren brutalen Schwingern den hölzernen Leib der Spukerscheinung.
Fauliges Heu und geborstene Stöcker werden überall verteilt, und erneut kullert der groteske, lodernde Kürbiskopf ins gelbe Gras.
Luca fährt zur Kentrall herum, und fragt entgeistert, „Was ist denn mit Ihnen los, Gnädigste?!“
Miss Kentrall untersucht ihre Schnitt- und Kratzwunden unter ihren zerschlissenen Ärmeln, und wirkt schlagartig wieder ganz weltlich, der durchscheinende Säbel ist verschwunden, und auch die schwerelose Substanz! Als wäre das alles nur eine Sinnestäuschung gewesen!
„Was meinen Sie?“, fragt sie gespielt unbeteiligt.
„Dann sind Sie tatsächlich mehr als ein illusterer Bücherwurm, wie? Das eben hatte ja wohl nichts mit der Vo-Vo-Vogelscheuche zu tun, es ist mit Ihnen ganz so, wie unsere Joycelyn vermutet hat …!“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mister Byrd! Sie sollten sich auf die unmittelbare Situation konzentrieren! Und stottern Sie nicht.“
„Gespenstisch sah das aus …“
„Diese Squaw ist wie Rex Shadrack und May Wickett, was ihre Geister anbelangt: Sie spricht mit gespaltener Zunge“, knurrt John.
„Schweigen Sie, Mister Bloody Knife. Mister Byrd! Holen Sie sofort Mister Perriwinkle! Der ist doch Chirurg, nicht?“, und sie deutet auf den blutüberströmten Landarbeiter am Boden, „der Mann braucht sofort Hilfe!“
„Oh haua ha, Sie haben recht!“, sagt Byrd, und sprintet los zum großen Farmhaus.
Für den kampfunfähigen NSC wird Vigor gewürfelt nach den normalen Grundregeln, aber das Resultat ist unter vier, das bedeutet, der arme Tropf haucht gerade sein Leben aus, und als Luca mit Marcus Perriwinkle angerannt kommt, ist bereits jede Hilfe zu spät.
„… Für den Patienten kann nichts mehr getan werden“, sagt Perriwinkle, verzweifelt mit seiner Arzttasche hantierend, „diese Krallen scheinen nicht groß, aber dafür messerscharf gewesen zu sein!“
„Erneut Pflanzengeister“, bemerkt John, während er mit einem seiner Knochenspeere eine der von Luca zerschossenen Kreaturen aufspießt und angewidert näher betrachtet, „von den Reckoners gemacht, um der großen Mais-Frau zu spotten.“
Mallory Kentrall wischt sich zähnefletschend das Blut von der Schulter, und tritt neben den Krieger, um ebenfalls einen näheren Blick zu werfen. Ich lasse sie Occult würfeln: Eine 23!
„… Das ist eins von den lästerlichen Geschöpfen, welche hier draußen im bäuerlichen Umfeld als Corn Stalkers bezeichnet werden, oder auch Reißkolben, oder Maiskriecher. Es gibt bedauerlicherweise noch keinen adäquaten, lateinischen Begriff. Weder die Explorer‘s Society noch der Tombstone Epitaph haben bis dato extensive Nachforschungen über sie anstellen können ... Aber es heißt, es wächst eine in der verfluchten Domäne einer Vogelscheuche, für jedes Todesopfer, das sie fordert. Ich habe vor ein paar Jahren mehrere Berichte darüber aus den ländlichen Gebieten in Neuengland und Kansas gelesen ... Wenn das Phänomen bis hier draußen nach Kalifornien vorgedrungen ist, hat das eine alarmierende Tragweite!“
Bei Miss Kentralls umfangreicher Vorbildung und den erlegten Monster-Kadavern ist ein weiterer Wurf auf FlexTales Clue-Tabelle drin. Nichts da, sagt uns die Tabelle, das hier Ermittelte ist zwar interessant als Hintergrund-Info, aber hängt nicht mit dem Auflösen der Queste zusammen.
„Ja, also … na, machen Sie erstmal halblang“, sagt Byrd, während er heimlich einen kleinen Schluck von dem medizinischen Alkohol aus der Artzttasche abzweigt, so auf den Schrecken, „also, ist die Vo-Vo-Vogelscheuche nun ein Spuk, oder eine ganz neue Art von Gewächs, oder was? Und wie kann man sicher sein, dass sie nicht wiederkommt?“
„Oh, Sie wird vermutlich wiederkommen“, antwortet Miss Kentrall, „entweder regeneriert dieses Exemplar seine Gestalt, dort draußen im Maisfeld, oder einer der verbleibenden Homunkuli tritt einfach an seine Stelle.“
Marcus sieht auf von dem Landarbeiter, dem er soeben die Augen geschlossen hat: „Wollen Sie also theoretisieren, man müsse diesen abstrusen „Lebens“-Kreislauf ganzheitlicher durchbrechen? Das System dieser ökologischen Nische irgendwie aushebeln?“
Die Kentrall sagt leise, „Die Maisfelder müssten erst einmal weg. Die Erntehelfer sind nicht schnell genug. Eine effizientere Möglichkeit wäre vermutlich, alle Felder restlos niederzubrennen.“
„Ja, aber die armen Whitmans!“, protestiert Byrd, „und außerdem, was ist mit Gomorra? So viele Farmen gibt‘s hier draußen aber nicht, dass man einfach eine der größten in ein heiteres Freudenfeuer verwandeln könnte! Wo kaufe ich dann nächste Woche meiner Lorna frische Brötchen?“
Nun wagen sich auch andere Leute heran, nähern sich aus allen Richtungen ängstlich mit Laternen und Schießprügeln. Die Kentrall bedeutet den anderen Wild Cards mit subtiler Geste, lieber erst einmal die Schnauze zu halten. Ein einzelnes Pferd wiehert in dem Moment, Sporen klirren, und Hufe knirschen auf dem Kies. Unsere Wild Cards wenden sich in die Richtung um, und sehen im Schein der erleuchteten Fenster der Farmgebäude noch die Silhouette von Austin Stoker, den Kavalleriesäbel an der Seite, wie er sein Pferd gewendet hat. Wortlos reitet er zurück in Richtung der Stadt. Ohne Eile — ganz so, als wäre hier alles zu seiner Zufriedenheit verlaufen.
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