Ein paar wenige Fakten zur Einordnung der Größenverhältnisse.
Hasbro wäre ohne WotC mit Magic und D&D abgestürzt (die haben in den letzten 5 Jahren 50% Marktwert verloren), denn dies ist der einzige Bereich, dessen Umsatz um 40% steigt. WotC wird 2023 ca. $1,2 bis $1,3 Mrd Umsatz machen (Q3/22-Q3/23, da die Zahlen für Q4 noch nicht veröffentlicht wurden), wo geschätzt $0,8-$1 Mrd an Magic gehen und der Rest D&D ist. Das Q3-Ergebnis war 2023 um $100 Mio höher als letztes Jahr, was u.a. an den Lizenzeinnahmen von Baldurs Gate 3 lag. Da BG3 inzwischen 5 Mio mal verkauft wurde, würde ich diese vorsichtig auf $15-$25 Mio schätzen. Dazu kommen Lizenzeinnahmen aus älteren Computerspielen. Der Film hat sich meines Wissens für Hasbro finanziell nicht gelohnt.
D&D Beyond hat mindestens 12 Mio Nutzer. Wenn davon 10% ihre $2 pro Monat zahlen, sind das $28 Mio Umsatz im Jahr (SLs zahlen das doppelte, aber das wären wahrscheinlich höchstens 20% der Nutzer, sodass man da IMHO nicht unterscheiden muss). Die Kosten für die Platform liegen vielleicht bei $1-$2 Mio. IT-Gehälter sind in die USA durch die Decke geschossen.
Ansonsten verkaufen sie noch Bücher. Das Spielerhandbuch hat sich in den letzten 10 Jahren im Einzelhandel 1,6 Mio mal verkauft. Die anderen beiden GRWs zusammen 1,8 Mio mal, zusammen also 3,4 Mio. In 2023 waren das (hochgerechnet) 0,2 Mio Bücher, bei rechnerisch durchschnittlich 0,38 Mio gab es also schon mal bessere Jahre. Verdoppeln wir die Zahl ruhig noch mal, um Amazonverkäufe abzuschätzen, sprechen wir von 0,4 Mio. Ich rate, dass, weil Hasbro aktuell ja noch einen Buchgroßhandel nutzt, sie pro Buch abzüglich Produktionskosten etwa $12 verdienen. Das macht großzügig $5 Mio pro Jahr plus dem, was noch die Zusatzbücher bringen, vielleicht sind das noch mal $3 Mio. (Nächstes Jahr werden sie das verdoppeln, wenn sie die Großhandel umgehen).
Daher verstehe ich, dass für Hasbro die Zukunft online ist. Wenn sie es schaffen, die Anzahl der zahlenden D&D Beyond-Kunden zu verdoppeln machen sie mehr Geld, als sie jemals mit Büchern erreichen könnten. Und wenn wie bei BG3 andere die Arbeit machen, ist das natürlich noch einträglicher.
Gerüchtehalber liegt der Gesamtumsatz von Paizo irgendwo zwischen $12 und $36 Mio. Das sind sind bestenfalls 10% von dem, was WotC insgesamt mit D&D einnimmt, wahrscheinlich weniger. Auch sie haben eine Computerspiellizenz vergeben, ihr Spiel liegt bei respektablen 1 Mio Verkäufen. Da würde ich dann analog $3 Mio Lizenzgewinn vermuten.
Wenn Paizo ca. 10% des Umsatz von WotC macht, liegen alle anderen Rollenspielverlage noch mal deutlich unter Paizo. Chaosium hat etwa 1/6 der Mitarbeiter von Paizo (was man zumindest mal nachgucken kann) und könnte daher mit $4 Mio Umsatz abgeschätzt werden. Und da würde ich auch Kobold Press oder MCDM sehen, einfach schon, weil die jeweils Millionen-Kickstarter eingefahren haben. Den $10 Mio Avatar-Kickstarter würde ich als Anomalie sehen.
International halte ich Free League für relativ groß und mich der Schätzung einer Business-Webseite von $4 Mio Umsatz ähnlich wie Chaosium anschließen, weil beide Verlage ähnlich groß sind.
Damit lägen sie knapp vor Ulisses, das laut älterer Bilanz bei $3-$4 Mio liegen, weil es aktuell nicht mehr so gut wie zur Covid-Hochzeit läuft, sie aber dennoch stetig Umsatz durch Crowdfunding machen und sich da international durchaus mit anderen Verlagen messen können, was den live-time-Umsatz angeht. Pegasus macht deutlich mehr Umsatz, ist aber eigentlich ein Brettspielverlag, der sich ein paar Rollenspiele als Hobby hält. Sehr gut gehende Rollenspiele, möchte ich anmerken. Wahrscheinlich liegt auch da der Umsatz von $2 bis $3 Mio (Pegasus selbst eher bei $20 Mio Umsatz, wenn ich's richtig erinnere).
Die Startauflage von DSA 5 betrug 5000 Bücher. Wie häufig nachgedruckt wurde, kann ich nicht sagen. Jens Ballerstedt meinte kürzlich, dass damit Gronkhs neues Spiel mit 6000 Büchern die höchste Startauflage in Deutschland habe. Ich dachte bis dahin, die länge bei Shadowrun, vertraue ihm da aber.
Wenn wir annehmen, dass DSA seit 2015 jedes Jahr 1500 Exemplare nachgedruckt hat (was die typische Gesamtauflage in Deutschland für ein "großes" Rollenspiel ist), dann wären wir jetzt bei 17.000 GRWs. Gerüchtehalber liegt die Auflage von Shadowrun (ich weiß nicht ob 5 oder 6) bei 12.000. Eine kleine fünfstellige Zahl scheint mir daher für einen deutschen "Topseller" realistisch.
Wenn wir jetzt die 200.000 GRWs in Nordamerkia als Basis nehmen, und bei einem Bevölkerungsverhältnis von 1:7 auf Deutschland runterrechnen, wäre das eine jährliche Auflage von 28.000 GRWs und damit in einem Jahr fast doppelt so hoch wie DSA in 8 Jahren schafft.
Kein anderer Verlag schafft es außerdem, signifikant Umsätze mit Online-Tools zu machen. Ulisses müsste eigentlich, wenn DSA in Deutschland genau so beliebt wäre, wie D&D in Nordamerika (wo ich 6 Mio Nutzer annehme, der Rest ist die restliche Welt), nach obigem Verhältnis dann 0,8 Mio Nutzer haben und damit knapp $2 Mio Umsatz machen. Ich glaube jedoch nicht, dass es 800.000 DSA-Spieler weltweit gibt. Jens Ballerstedt schätzte die D&D-Interessierten (also inkl. der, die schauen oder sich sonst wie für D&D interessieren) in Deutschland hingegen auf 700.000 (und deren D&D-Beyond-Geld fließt dann natürlich schon an Hasbro).
Mein "educated guess" wäre also, dass es auch in Deutschland 5x-10x mehr D&D als sonstige Rollenspieler gibt, genau wie in Nordamerika und uns das nur deswegen anders vorkommt, weil wir nicht die "ein Rollenspiel mit Freunden reicht mir als Hobby" Gruppe sind, sondern fast alle System-ADHS haben und alles kaufen, was bei 3 nicht auf den Bäumen ist.