Ich muss dringend den Vorrat an Geldbonus-Markern fürs Entwickeln von neuem Equipment für die Belegschaft mehren. Also spielen wir mal den einen oder anderen Einsatz für die Wiedereröffnungszeit!
Erstmal wenden wir uns Platz eins auf der Warteliste zu: Der städtischen Instanz der Central Park Conservancy. Gärtnertrupps haben seit längerem von Erscheinungen berichtet, seit dem Frühjahr '86 bereits. Vorhin hat das Phantom gerade ein vorweihnachtliches Benefiz-Konzert gestört, und alle Gäste in Panik vertrieben!
Mit dem ollen Lieferwagen fahren unsere Jungs los zum Central Park. Das eigentliche Einsatzfahrzeug ist noch nicht soweit, das wird derzeit noch von Ray flott gemacht!
Ich kann mich nicht entscheiden, welche Wild Cards diesmal in Aktion treten sollen, also lose ich einfach per W6-Wurf aus, wer heute Schicht hat. Es trifft Winston, Peter, Janine, und Egon.
„… Voll peinlich, mit dieser Rostlaube vorzufahren!“, grummelt Peter, „Die denken ja, wir sind scheiß Penner, wenn wir hier aussteigen!“
„Oder der Pizzabote“, witzelt Winston.
„Was soll das denn jetzt mit der Pizza? Jetzt will ich
Pizza“, labert Venkman, „fahr‘ nochmal schnell zurück, Zeddemore, da eben war ein Pizzastand.“
„Untersteht Euch“, ruft Janine sie zur Ordnung, „wir sind sowieso schon zu spät dran.“
„Warum bist
Du eigentlich die ganze Zeit so ungeduldig, Frollein?“, fragt Peter, „Vermisst Du Dein Telefon? Hast Du Angst, Du verpasst alle Anrufe, während Du schnell mal mit auf Geisterjagd bist?“
„Quatsch“, murrt Janine, „Louis hat ja gesagt, er geht dran, während wir weg sind.“
Dass sie deswegen genervt ist, weil sie mit Egon zusammen Schicht hat, mag sie nicht zugeben.
Der wiederum hält allerdings auch seinen Schnabel, während er hochkonzentriert irgendwelche oberfaszinierenden Berechnungen macht mit Klemmbrett, Taschenrechner, und Notizbüchlein. Wahrscheinlich ist er mit dem Kopf noch bei seinen Forschungen, die sie in der Feuerwache gerade machen.
„Wir hätten Ray mitnehmen sollen!“, gähnt Venkman, „Der tritt uns in die Ärsche, wenn er erfährt, dass unser erster offizieller Einsatz seit der Wiedereröffnungsparty jetzt auf eine Schicht gefallen ist, bei der
er nicht dabei ist! Wir hätten noch warten sollen, damit er bloß mitmacht.“
Janine hält dagegen, „Warten, unmöglich. Was glaubst Du, wie die mir monatelang in den Ohren gelegen haben? Seit dem Frühjahr haben die dieses Problem mit dem Spuk in dieser speziellen Park-Zone! Der vergrault ihnen die Hälfte von ihren Ehrenamtlichen, von den Parkbesuchern ganz zu schweigen.“
„Na, ab heute können die alle wieder ruhig schlafen“, sagt Zeddemore, und steuert in eine Parkbucht, „Wir sind da.“
Der Einsatzort ist diesmal der Central Park selbstDer Auftraggeber ist laut One Page Solo Engine: Ein technical Leader who wants to mystically Create. Hihi, da weiß ich auf Anhieb was zu, das machen wir so:Ein sehr großer, dünner Mann kommt den Aussteigenden entgegen. Er trägt einen altmodischen Kutschermantel, der ihn sehr breitschultrig aussehen lässt, einen schwarzen Melonenhut, und eine kleine, runde Brille. Ein irgendwie dramatischer Typ, trotz seines reservierten Auftretens.
„Da sind Sie ja!“, sagt er zufrieden, „Die berühmten Ghostbusters!“
Er kommt bereits zielstrebig auf die Parkbucht zu, als habe er den unscheinbaren, schmuddeligen Lieferwagen schon von weitem gesehen.
„Sie sind ja scharfäugig, Sir!“, lächelt Winston, „dabei sind wir zu spät. Entschuldigung dafür. Und das ist ja nicht mal unser richtiges Einsatzfahrzeug!“
Sie ziehen ihre Winterjacken aus, und die Logos auf den Schultern ihrer Arbeitsoveralls kommen zum Vorschein.
„Ich habe es dennoch vermutet!“, sagt der komische Typ mit dünnem Lächeln.
Janines Nackenhaare stellen sich auf. Ist der Kunde etwa Hellseher?
„Wir haben alles dabei“, sagt Peter, und schüttelt dem Typen die Hand, „Aber erstmal machen wir 'ne kurze Begehung. Gucken uns den Scheiß an, den Sie hier haben.“
„Aber Dr. Venkman!“, ermahnt Winston.
„Ja, 'tschuldigung. Den Scheißdreck. Äh, den Schlamassel. Sir.“
Der Kunde scheint nicht besonders verstimmt, und sagt, „Ich zeige Ihnen die Stelle umgehend. Aber es ist Vorsicht geboten. Es hat vorhin mit Stühlen geworfen, und Lautsprecherboxen umgestürzt. Wahrscheinlich ist es noch irgendwo. Machen Sie es nicht kaputt!“
„Was jetzt? Die Bühne?“, fragt Janine befremdet, „Sie sagten mir doch am Telefon, die ist schon demoliert?“
„Nein. Die Entität. Sie wird doch nicht beschädigt, oder optisch irgendwie verzogen, bei Ihrer Arbeit?“
„Kann Ihnen doch egal sein, was?“, fragt Venkman lapidar, „Sie sehen die Visage eh nie wieder!“
„Ja, das war mein Anliegen“, sagt der Melonenhut, „Ich wollte mich erkundigen, was es
noch für Optionen gibt. Können Sie die Entität irgendwie aufarbeiten? Ich meine, muss das zwangsläufig entsorgt werden? Mein Name ist Simon Alderwick. Ich möchte Sie im Namen der Central Park Conservancy beauftragen. Wir hatten telefoniert, Miss.“
„Welcher Art Aufarbeitung hätten Sie denn da im Sinn, Sir?“, fragt Egon unbeeindruckt, „Die allermeisten unserer Kunden sind froh, den Spuk los zu sein.“
„Yeah“, grinst Peter, „Sollen wir den für Sie ausstopfen, oder was?!“
„Oh ja, das wäre exquisit. Am liebsten hätte ich die Entität konserviert in einer Schneekugel! Verstehen Sie, es obliegt mir, neue Attraktionen für unsere Touristen zu schaffen! Ein hürdenreiches Tätigkeitsfeld in unseren modernen Achtzigern. Und dieser Spuk rührt möglicherweise her von einem der einstmaligen Landschaftsplaner des Parks, in dem wir stehen!“
„Äh, ja?“, fragt Peter.
„Sehr wohl! Diese Spukgeschichten gibt es, seit ich hier angefangen habe, Ende der Vierziger! Es wird vermutet, dass das Gespenst zu einem der Landschaftsplaner gehört hat, die einst unter Olmsted und Vaux gearbeitet haben! Sein Name ist nicht überliefert. Früher ist er hauptsächlich auf Brücken erschienen. Heute versucht er, alle modernen Einflüsse aus dem Park zu tilgen, um ihn wieder so zu machen, wie er 1857 in ihrem sogenannten ‚Greensward Plan‘ dargestellt war! Es ist ein historisch wertvolles Phantom, diese Entität, Sie verstehen?“
Sie folgen währenddessen Mister Alderwick und seinen beiden Gärtnern zu der kleinen Showbühne. Die Boxentürme und zwei Weihnachtsbäume wurden von dort hinab geworfen in den Zuschauerraum, überall liegt Christbaumschmuck verteilt, und die Reihen aus Klappstühlen sehen aus, als wäre ein Wirbelwind hindurch gefegt.
„Was hältst Du von dem?“, flüstert Janine im Gehen Winston zu, „Ob er wirklich so eine Art ... Gabe der Voraussage hat?“
„Was weiß ich schon?“, raunt Winston zurück, „Vielleicht hat er auch einfach den billigen Ausdruck von unserem Firmenlogo gesehen, den Phil von innen in die Windschutzscheibe geklebt hat! Damit wir kein Parkticket ziehen müssen!“
Simon Alderwick bleibt indessen vor der Bühne stehen. Seine beiden Gärtner bibbern in der Kälte, und vor Nervosität, und sehen aus, als würden sie sofort Kehrt machen und wegrennen, wenn auch nur einer der Klappstühle sich einen weiteren Zentimeter bewegen sollte!
„Die Entität muss von der anderen Seite des Terrace Drive gekommen sein, quer über die Straße, und in die Bühnendekoration gefahren sein!“, sagt der Auftraggeber.
„Sie vermuten, sie originiert in der Terrasse? Oder was befindet sich noch auf der anderen Straßenseite?“, fragt Egon interessiert.
„Der Engel von Bethesda! Seit es diese Gespenstergeschichte gibt, heißt es auch, die Engelsstatue würde zu manchen Nachtstunden mit recht lebensechten Augen dreinblicken! Und das Wasser ihres Brunnens solle die Namen jener wispern, die bald das Zeitliche segnen würden — oder anderweitig verschwinden! Ich vermute, es haust in dem Steinengel, wann immer es sich nicht zeigen will.“
Peter guckt Alderwick säuerlich an, und vergewissert sich, „Und den wollen Sie ausgestopft haben.“
„Ja, ich bitte darum!“, nickt der Melonenhut freudig.
Die Wild Cards kündigen an, dass sie jetzt erstmal Messungen machen würden. Aber zuerst muss das Auftragsformular unterzeichnet werden. Wir machen für unser Briefing den obligatorischen
Persuasion-Wurf. Peter John würfelt dafür, der hat seinen W8, und den
Charismatic-Vorteil. Janine kann einen Unterstützungswurf machen, die kriegt dabei ihren
Attractive-Bonus. Aber was sagt man …? Pete wirft eine Doppeleins! Ein Kritischer Misserfolg:
„Also gut, wir machen das, aber keine Extrawürste!“, sagt Peter also, als er das Klemmbrett mit dem Formular übergibt, „Hier wird niemand ausgestopft oder so! Viel zu gefährlich, außerdem haben wir keine Zeit für solche Mätzchen. Dafür müssten Dr. Spengler hier und Dr. Elliott ja erstmal irgendwas Neues entwickeln. Was glauben Sie, wie lang unsere Warteliste ist bis Weihnachten?“
Simon Alderwick ist sichtlich pikiert. Daraufhin studiert er das Auftragsformular sehr gründlich, und guckt abfällig drein.
„Und wenn Sie die Entität gefangen haben, dann ist sie weg, ja? Unwiderbringlich?“, fragt der Melonenhut schließlich.
„Jau“, sagt Peter ungeduldig, ihm ist kalt.
„Nein, dann machen wir das besser nicht. Besser keine voreiligen Schritte, Herrschaften. Dann würde ich, wenn’s beliebt, lieber erstmal noch ein paar andere Experten befragen.“
„Wir sind doch die einzigen Dienstleister dieser Art!“, sagt Winston.
„Dieser Art, gewiss. Aber ich bin recht gut vernetzt mit anderen Parapsychologen und Erforschern des Übersinnlichen. Ich werde denen diese Sache auch noch einmal zeigen. Wenn die keine besseren Einfälle haben, dann rufe ich bei Ihnen wieder an. Ich habe ja Ihre Nummer!“
Da gucken aber vier Wild Cards bedröppelt drein! Na ja,
drei Wild Cards. Egon guckt drein wie sowieso eigentlich immer, eher neutral.
⚡
„Das‘ doch das allerletzte!“, regt sich Pete auf, während er ein ganzes Pizzastück in seine Ladeluke stopft, und sich daran die Zunge verbrennt, und sofort mit Kaffee aus der kleinen Plastiktasse nachspült, und sich daran auch
nochmal die Zunge verbrennt, „Scheische, allesch total heisch. Aber dasch kann der doch nich‘ mit unsch machn! Mit
unsch! Wir schind doch die Ghoschbuschtersch!“
Sie essen jetzt doch Billigpizza an dem kleinen Verkaufsfenster von dem Eckladen. Schnell was in die Mägen, auf den Frust hin!
„Klar kann er, rein rechtlich“, nörgelt Janine, „Hättest ihm ja nicht seinen bescheuerten Wunschtraum mit dem Schneekugel-Engel, oder was weiß ich, gleich ausreden müssen!“
„Aber sowas machen wir doch wirklich nicht!“, gibt Winston zu bedenken.
„Mann!“, braust Pete wieder auf, „Das ist hier unsere erste Einsatzfahrt seit Wiedereröffnung! Und da ausgerechnet kriegen wir einen Kunden, der so ein Lurch ist, dass er uns im letzten Moment doch nicht anheuern will? Was ist das denn?! Wo gibt’s denn sowas?“, und ungewollt wird er lauter, „Sind wir hier denn Clowns? Tragen wir rote Pappnasen, oder was?“
Der Pizzabäcker im Verkaufsfenster guckt die vier an, als seien sie Marsmännchen.
„Ich würde theoretisieren, dass so etwas durchaus ginge …“, meldet Egon sich kauend zu Wort.
„Willst Du mich jetzt auch noch verarschen, Spengs? Ich gehe nicht mit Pappnase auf Geisterjagd!“, sagt Peter, und bringt es dann fertig, vor Frust und Rage zwei zusammengeklappte Pizzastücke in seinen Mund zu stopfen.
„Ich spreche davon, einen gefangenen Geist derartig aufzubereiten, als eine Art Präparat. Wir wollten ja auch ein Sichtfenster am ursprünglichen Verbannungscontainer anbringen, das wäre also wenig anders. Nur wäre ein derartiger Apparat eben störungsanfällig, und sehr teuer in Herstellung und Betrieb.“
„Und wenn der nächste Kunde will, dass wir mit unseren Strahlern sein Kaminfeuer anzünden? Und ihm nebenher was erfinden, was für ihn Blei zu Gold verwandelt, machst Du
das dann auch?“, will Venkman wissen.
„Es ist
möglich, Blei zu Gold zu verwandeln, mit der richtigen Zentrifuge …“, sagt Egon nachdenklich, „Ich habe '79 erfolgreich zweieinhalb Gramm hergestellt. Nur der Energieaufwand rechnet sich monetär überhaupt nicht ...“
„Haltet doch mal die Schnuten, alle beide!“, knurrt Janine, und wirft ihren halbvollen Pizzakarton ins Innere des offenen Lieferwagens, plötzlich ist sie sehr energisch: „Das geht doch nicht. Wir fahren doch jetzt nicht zurück in die Feuerwache und schreiben Stunden auf für nichts und wieder nichts! Wir gehen jetzt zu diesem Simon Alderwick zurück, und Ihr erklärt dem das nochmal, und zwar gesittet!“
Die Spielregeln, die ich für Einsatz-Briefings aufgestellt habe, erlauben einen zweiten Verhandlungsversuch, und den will ich mal nutzen. Das Szenario erscheint mir zu reizvoll, als dass ich mein Team einfach aufgeben lassen würde! Alle Wild Cards sind einverstanden mit Janine, bezahlen ihre Billigpizza und die Kaffee-Plörre, und hüpfen wieder ins Auto. Kurz darauf stehen die vier wieder vor der kleinen Parkbühne.
Kleiner GM Move für den Patzer eben (Failure Move): Reveal an Unwelcome Truth. Oh? Aber Alderwick sprach ja von Konkurrenz-Parapsychologen! Dann so:Als die vier Wild Cards in Hörweite kommen, beaufsichtigt der große, dünne Mister Alderwick gerade seine zwei Arbeiter, die angefangen haben, die Stühle wieder aufzustellen. Die sind immer noch total nervös.
„… Beeilen Sie sich doch. Ich will noch heute Mister Fernstrom anrufen. Der hat nur sehr begrenzte Arbeitszeiten in seiner Praxis!“
„Fernstrom?“, fragt Winston leise die anderen, als sie sich nähern.
Egon erzielt gleich mal ein
Raise bei
Common Knowledge. Er raunt zurück:
„Ein bekannter Gesinnungsgenosse von Mister Alderwick aus Greenwich Village! Ein paar esoterische Blätter wussten über seine Pfuscherei zu berichten … Ich denke, er hat jüngst eine lukrative Lücke zu füllen versucht, als Berater in spiritistischen Fragen. Eine Lücke, die
unser Arbeitsverbot hinterlassen hatte.“
„Der kommt mir nicht ins Haus!“, knurrt Janine, und ruft laut, „Huhu, Mister Alderwick! Wir müssen nochmal reden, bitte!“
Diesmal übernimmt Miss Melnitz das Reden, damit Peter nicht wieder schlechte Stimmung verbreitet. Winston hilft ihr mit einem Support-Wurf. Gemeinsam kommen sie auf ein
Raise. Einfühlsam verklickern sie Simon Alderwick, dass sein Sonderwunsch vielleicht machbar wäre, aber die Entwicklungsarbeit teuer, und dass es womöglich jetzt gerade in seiner Verantwortung läge, seine Touristen und Spaziergänger vor der unmittelbaren Gefahr zu schützen, die von diesem Gespenst ausginge!
„… Wir würden nur äußerst ungern in der Times lesen, dass Parkbesucher von sowas hier erschlagen worden seien, Sir!“, sagt Winston, und deutet auf einen der zerschmetterten Christbäume zu seinen Füßen!
„Ja, Sie haben ja Recht! Herrschaftszeiten. Geben Sie her, Ihre Papiere, ich unterschreibe!“, sagt Alderwick.
Seine beiden Gärtner sagen zwar nichts dazu, aber sie atmen durch, sichtlich erleichtert.
Unsere vier Knalltüten sperren also Terrace Drive mit Verkehrshütchen und Flatterband ab, rüsten sich mit ihren Protonenstrahlern aus, und Egon und Winston zücken die beiden PKE-Geräte. Sie teilen sich in zwei Zweiergrüppchen, um das Gelände abzulaufen. Janine sieht mit großer Bestimmtheit zu, dass sie mit Winston geht, und nicht mit Egon, das fehlte ihr heute noch!