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Kalender und Zeitrechnungen in fremden Welten

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Feuersänger:

--- Zitat von: nobody@home am  8.01.2025 | 16:14 ---Hat für mich was, weil es natürlich irgendwann nach Humbug klingt, daß eine Fantasywelt sich in allen möglichen anderen Punkten von der Realität unterscheiden soll, nur gerade in dieser einen nicht.
--- Ende Zitat ---

Wir gehen doch eh ganz automatisch davon aus, dass die Fantasywelt der unseren in den meisten Dingen gleicht. Weiter oben hatten wir ja schon das Muster "1 Planet der um 1 Sonne kreist und von 1 Mond umkreist wird".
- Fallbeschleunigung (vulgo "Schwerkraft"): spielt nicht nur für Fallschaden eine Rolle, sondern bei starker Abweichung von den gewohnten ~10/ms-2 sähen auch die Lebensformen anders aus, auch Humanoide würden höher oder kürzer wachsen. Wir sind aber auch eher nicht bereit, unseren Vorstellungsraum auf 3 Meter lange Menschen umzupolen.
- Zusammensetzung der Atmosphäre, typischer Luftdruck, Sauerstoffpartialdruck, Füllgase, etc.
- Spektralklasse der Sonne, hätte natürlich auf viele Dinge riesigen Einfluss, aber nur mal eins: typische Farbe von photosynthetisierenden Pflanzen.
- oder wo wir schon dabei sind, es könnte ja auch mehr als eine Sonne geben, close binary, far binary...

Und hier schließt sich der Kreis: _Wenn_ zB die (Haupt-)Sonne ein A- oder F-Stern wäre, wäre sie auch deutlich leuchtstärker als unsere Margaret, also müsste auch der Planet viel weiter von ihr entfernt sein um in der habitablen Zone zu liegen, und _dann_ wäre auch zwangsläufig das Jahr wesentlich länger, der Kalender _muss_ sich also von unserem signifikant unterscheiden.

Aber wie gesagt, ich kenne eigentlich keine Fantasywelt, die sich in den genannten Punkten von unserer Mutter Erde nennenswert unterscheidet und ordentlich durchdekliniert ist. Also sowas wie Discworld (Elefanten, Schildkröte) lassen wir hier mal außen vor.
Mir fällt da zB eine Autorin ein, die mal über irgendeinen Internetkanal rumgefragt hat, was es zu beachten gäbe wenn der Stern viel größer und heller wäre als die Sonne. Habe ich ihr eine ganze Latte von Konsequenzen aufgelistet, unter anderem dass dann ein lokales Jahr ca 80 Erdjahren entsprechen müsste und entsprechend die Jahreszeiten je 20 Erdjahre dauern würden. Das war ihr dann aber schon wieder zu strange und - sie entschloss sich, das alles zu ignorieren. Ich hab mir da nur gedacht, warum fragst du wenn du dich nicht für die Antwort interessierst.
(Mal ganz davon abgesehen, dass so ein Stern so eine kurze Lebensdauer hätte, dass jegliches Leben auf so einem Planeten nicht evolviert sein könnte sondern zwangsläufig "geschöpft" worden sein müsste, aber das ist ja in einer Fantasywelt nicht das Problem.)

nobody@home:

--- Zitat von: Feuersänger am  8.01.2025 | 16:50 ---Wir gehen doch eh ganz automatisch davon aus, dass die Fantasywelt der unseren in den meisten Dingen gleicht.
--- Ende Zitat ---

Was für mich insoweit schon ein Denkfehler ist, als man damit auch gleich darauf besteht, den ganzen Rattenschwanz von "Und natürlich funktioniert auch die Physik 1:1 bis zur letzten Nachkommastelle wie im richtigen Leben!" hinter sich herzuschleifen -- denn mit dem Ansatz kann ich zwar eine SF-Welt bauen, aber kein Fantasysetting. Dafür schließt der Stand der Realwelt-Wissenschaft solche Kleinigkeiten wie Magie nämlich ein wenig zu nachdrücklich aus.

Ein Fantasysetting kann aus meiner Sicht beispielsweise ruhig altmodisch flach sein und unter einer ganz altmodischen Himmelskuppel liegen, an der Sonne, Mond, und Sterne mehr oder weniger beweglich als Himmelslampen aufgehängt sind. Da dürfen Riesen existieren, obwohl die "richtige" Wissenschaft uns sagt, daß jemand so Großes eigentlich unter seinem eigenen Gewicht nicht mal richtig atmen und sein Blut am Pumpen halten können sollte, ohne auf komplett anderer Grundlage aufgebaut zu sein als kleinere Leute -- davon, in mehr als absoluter Zeitlupe auch noch irgendwelche Aktionen durchzuführen, ganz zu schweigen. Und da darf ein Zauberer auch schon mal kraft seines spitzen Hutes Dinge bewirken, die so grundsätzlichen Prinzipien wie dem Energie- und Impulserhaltungssatz höhnisch ins Gesicht lachen.

Und da soll ich mich großartig mit dem Nachrechnen der Umlaufbedingungen eines "realistischen" Planeten abhängig von der Größe und Spektralklasse seines Zentralgestirns aufhalten? wtf?

Feuersänger:
Wie oben schon angedeutet: solche kompletten Fantasywelten, in denen weder Physik noch Naturgesetze gelten, sind freilich denkbar.
Aber der Mainstream macht es eben nicht so.

Abeir-Toril, Golarion, Dere, you name it -- so gut wie jedes handelsübliche Setting findet auf einem ganz normalen Planeten statt, selbst wenn wie zB in Spelljammer das Sonnensystem in einer "Blase" stattfindet die von "Phlogiston" umgeben ist.

Die einzigen zwei Ausnahmen, die mir gerade einfallen, sind die vorgenannte Pratchett'sche Scheibenwelt, und diese Welt aus fliegenden Inseln, wie hieß sie noch. Klar mag es noch ein paar mehr geben von denen ich nie gehört habe, aber ich bleibe dabei: bestimmt werden mindestens 98% der weltweiten Spielzeit auf "physikalischen" Settings absolviert.

Darum tut man auch gut daran, mit der bloßen Existenz von Magie nicht sämtliche Naturgesetze beiseite zu wischen, sondern die Magie lediglich als "Zusatz" zu betrachten. Die von dir genannten Punkte bzw Energie etc sind zB kein Problem, wenn man von zusätzlichen Dimensionen ausgeht, die rein theoretisch absolut möglich sind, auf deren Existenz wir lediglich in der realen Welt keinerlei Hinweis haben. Dann gibt es eben ein "astrales Gespinst", das die Magie mit Energie versorgt, und sich womöglich aus nochmal anderen Ebenen speist, weiß der Geier.

Arldwulf:
Wobei in vielen Settings Sonne und Mond ja ohnehin eher Göttern oder künstlich geschaffenen Dingen entsprechen.

Die können natürlich klein sein und dennoch viel strahlen und willkürliche Bahnen nehmen.

nobody@home:
Na, wenn wir uns eh nur am "Mainstream" orientieren wollen...dann war noch mal gleich was die Frage? Warum's auf Fantasywelten überhaupt einen anderen Kalender braucht? Na, den braucht's dann dort natürlich auch nicht, und wir können genausogut auch gleich die Realweltnamen und -bezeichnungen beibehalten, weil ist ja auch bequemer so (und wenn doch mal einer nachfragt, dann sind die eben "schon übersetzt"). Dann ist so 'ne Fantasywelt eben auch genau die Erde außer da, wo die Designer ausdrücklich was geändert (und mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit auch nicht penibel auf eventuelle, aus physikalischer Sicht aber logische "Folgeschäden" abgeklopft) haben.

Und ja, auch in so was kann man absolut spielen. Schließlich gibt's genügend Settings auch für mehr oder weniger stark verfremdete "Unsere Welt in einer bekannten Epoche"-Spiele, ob nun direkt im Hier und Jetzt angesiedelt oder in einer zumindest einigermaßen nahen Zukunft oder Vergangenheit (sagen wir, Pi mal Daumen ca. plus/minus hundert Jahre). Warum also nicht auch "klassische" Fantasy...der Gedanke, daß man dafür überhaupt eine andere Welt als unsere eigene braucht, ist ja anhand von Gegenbeispielen wie Tolkien oder Howard seinerseits längst nicht zwingend.

Ob's dann tatsächlich jeden glücklich macht, ist natürlich gegebenenfalls eine andere Frage. Aber hey, solange die Mehrheit eh nix anderes kennt, warum sich den Kopf zerbrechen? ::)

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