Hab ich das bis hierhin richtig verstanden?
Fast, aber nicht ganz.
Ich unterstütze auch das dritte nicht. Denn ich kann mit dem eigenen Charaktertod gut leben - ebenso auch mit einem TPK.
Und ja, ich sprach mich mit "Fuck off" gegen einen TPK aus, aber gegen einen vom Spielleiter forcierten oder zumindestens provozierten.
Denn jedem ist doch hoffentlich klar, dass man als Spielleitung auch "in the rules" die Leute pampern oder fertig machen kann, wenn man es drauf anlegt, oder?
Deswegen ist "er dreht Würfel" für mich ebenso kein hinreichendes Kriterium für irgendeine Bewertung wie "er würfelt offen sichtbar".
Und aus beidem kann ich weder charakterliche Eigenschaften der Person ableiten, wie sein Qualitäten in der Spielleitung.
Und da mögen jetzt ganz viele wieder in Schnappatmung und dem Beißreflex verfallen, aber das ist meine Erfahrung und meine Überzeugung.
Vor allem: Es gibt viele viele wesentlich wichtigere Qualitäten, die mich davon abhalten, bei einem Spielleiter zu spielen oder nicht zu spielen.
Für mich läuft es immer auf ein "Wenn Du meinst, dass Du das machen musst, mach es, aber es sei dir gesagt, dass du das nicht wegen mir machen musst." hinaus.
Ich bin übrigens auch bei schummelnden Mitspielern relativ entspannt. Auch da gilt: Wenn die meinen, dass sie das unbedingt machen müssen, um Spaß zu haben, so what?
Solange die mir meinen Unterhaltungswert im Spiel nicht nehmen und anderweitig ausreichend Unterhaltungswert beitragen, bin ich bereit, darüber hinweg zu sehen.
Und ja, in die Tüte atmen, ganz langsam. Und die Beine hochlegen.
Und bevor die Frage kommt: Nein, ich schummel auch als Spieler nicht. Weil mir der Charaktertod egal ist und vor allem, weil ich erkannt habe, dass der Failure die eigentliche Spaßquelle ist. (letzter Charaktertod - letzten Donnerstag bei Schadowdark. Und ich habe den anderen gesagt, dass es eine total dumme Idee ist, das jetzt noch zu machen...

)
Falls ja, bleiben für mich drei Fragen:
1. Wie steht es mit großzügiger Plot-Armor - ist dir in actionreichen Systemen Spannung durch selbstbestimmtes Risiko für Leib und Leben der Charaktere wichtig?
2. Welche anderen Motive für Schummeln hast du bislang beobachtet?
3. Wie hältst du es selbst als SL?
3. Ich würfel offen und lasse die Würfel liegen, bei unerwarteten Würfelresultaten weise ich sogar drauf hin.
Wenn ein Charakter durch Würfelresultate verstirbt, ist das so. Ich nutze meistens die Regeln by the book und füge eventuell (vorher abgesprochen) Rulings hinzu.
Ich benutze auch meistens Opposition by the Manual, wobei die offensichtliche Handlungsentwicklung meist gegen angemessene Gegner führt. Biegt die Gruppe (oder die Handlung dank Würfelresultate) aber spontan irgendwo ab, dann kann es auch anders kommen.
In den letzten beiden Abenteuerpfaden (den ersten haben wir mit D&D5 gespielt, den zweiten dann mit PF1) hatten wir einen Charaktertod und einige Beinahe-Tode.
Ich weise übrigens auch regelmäßig darauf hin, dass man bei vielen Gegnern sich ergeben oder verhandeln kann. Machen meine Gegner auch selbst.
2. Schwierig, da müsste ich länger drüber nachdenken.
Mir fällt noch "Emotion" ein - also Spielleiter ist verärgert und lässt das an einem SC aus. Wäre für mich ein NoGo und wahrscheinlich würd ich das Spiel unterbrechen und wenn keine Einsicht herrscht dann auch gehen.
Naja, und Sadisten, Spielercharakterkleinhalter und ähnliche Idioten wird es bestimmt auch noch geben. Aber ich denke, die ersten drei sind wirklich die häufigsten Fälle.
Vielleicht gibt es auch den "Das Würfelresultat in der Begegnugstabelle ist langweilig, würfeln wir nochmal" SpL. Also einen, der nicht wegen seines Plots und auch nicht wegen Über- oder Unterschätzung den Wurf ignoriert, sondern, weil er das Resultat doof findet und deswegen noch mal würfelt. Dazu zähle ich "na zu dem gewürfelten Tabelleninhalt fällt wir grad gar nix ein", "Hatten wir schon viermal" und "Basi...was? Ich würfel noch mal."
1. Ich brauche keine Plot Armor. Stört sie mich? Weiß nicht, ich bin meistens selbst der Spielleiter und spiele eigentlich nur bei anderen SpL, die keine anbringen.
Ich bin aber auch jemand, der seinen Charakter nicht optimiert und dem Balancing nicht wichtig ist. Gib mir einen Charakter der mich irgendwie interessieren kann und ich spiele ihn - egal, wie seine Werte sind. Und wenn ich Sam in einer Runde voller Aragorns und Legolasse bin, dann bin eben der Gärtner. Ist es Konsens, dass Charaktere möglichst effektiv gestaltet und gespielt werden, werde ich mich aber auch nicht wehren - auch das macht mir Spaß!