Entgegen meinem ersten Impuls mach ich doch mal mit.
- Heimliches Schummeln altert schlecht. Rollenspielende kriegen mit der Zeit raus, wenn sie beschummelt werden.
- Menschen, die eine SL dabei erwischen, wie sie sie ohne Vorwarnung beschummelt, können das zu Recht als Betrug empfinden. Eine rücksichtsvolle und verantwortungsbewusste Spielleitung holt sich daher vor dem Schummeln Consent der Mitspielenden ein.
- SL-Schummeln zur nachträglichen Änderung etablierter Gefahren schwächt aber Eigenverantwortung, Handlungs- und Entscheidungsfreiheit der Spielenden, weil damit durch ihre Handlungen und Entscheidungen verursachte Spielergebnisse "überschrieben" werden.
- Erwartetes Schummeln kostet Spannung, weil Abläufe dadurch vorhersehbarer werden. Das spricht gegen Schummeln als ganzes, rechtfertigt aber immer noch kein Schummeln ohne Consent.
- Wer allgemein bestimmte Spielereignisse verhindern möchte, sollte besser mit Auswahl eines passenderen Regelsystems oder Hausregeln eine dauerhafte und weniger riskante Lösung finden.
- Wer mit einem Würfelergebnis nicht weiterspielen kann und trotzdem würfelt, handelt nicht lösungsorientiert.
- Schummeln wird in der Praxis mindestens anteilig verwendet, um Ängsten auszuweichen, Unsicherheiten zu kompensieren, aus Bequemlichkeit oder weil der SL Methodenwissen zu alternativen Lösungsstrategien fehlt.(1) (2) Die Subsumtion, dass "Schwächen" zum Schummeln motivieren, ist daher legitime Ursachenanalyse.
1. Die Spielleitung ändert allgemein im Laufe der Vorbereitung Monster des Kaufabenteuers ab.
Das ist keine nachträgliche Veränderung der Schwierigkeit in die laufende Spielhandlung hinein und damit für mich kein Schummeln.
Blöd fände ich das höchstens, wenn die SL eine ikonische Kampagne ankündigt (Borbarad, Castle Ravenloft, Kingmaker etc.) und dann was völlig anderes draus macht. - Täuschung ja - Schummeln nein - aber warum sollte jemand sowas tun?
2. Die Spielleitung passt die Herausforderungen des Abenteuers speziell an die Möglichkeiten der Gruppe an.
Genau wie 1. kein Schummeln.
Wenn es darum geht, Handlungsmöglichkeiten zu bereichern, find ich das super - also zu den Kompetenzen der SC passende Lösungsmöglichkeiten ergänzt, Diskriminierung gegen SC-Völker runterschrauben uns sowas - Why not?
Blöd find ich das, wenn die SL gezielt die Handlungsmöglichkeiten der Gruppe einschränkt. Aus DSA kennt man vielleicht die 99 Gründe, warum der Hexenbesen wieder nicht geht. Wenn eine SL mit einer bestimmten SC-Fähigkeit nicht zu Recht kommt, soll sie die halt von Anfang an ausschließen.
3. Es gab schon seit vielen Sessions keinen Kampf mehr. Das will die Spielleitung heute ändern, denn Kampf wenigstens ab und zu mögen alle.
Wenn sie das während der laufenden Session beschließt, wäre es im Prinzip Schummeln. Wie nervig das wäre, hängt von 3 Faktoren ab:
A) Wie viel gefährlicher wird die Situation? - Ein spontan reinstürmender Gozilla wäre ätzend, eine gute, alte Kneipenschlägerei einer gut erholten Abenteurergruppe vernachlässigbar.
B) Wie sehr greift der Kampf in Spielerentscheidungen ein? - Wenn die Gruppe die ganze Zeit Mission Impossible Style jeder Konfrontation ausweicht, wäre der aufgezwängte Kampf Kacke. Wenn eh grad keiner mehr was zu tun hat, ist relativ Latte.
C) Wie plausibel lässt sich der Kampf in die Situation einbetten? - Spontan spawnende, gesichtslose Orks sind störender als eine fleischfressende Pflanze im Palastgarten der Feenkönigin.
4. Die Spielleitung ist sich unsicher, ob der eine Oger, den die Gruppe gleich besuchen wird, ein zu leichter Gegner ist. Sie hält einen zweiten "Quantenoger" im hinteren, noch unerforschten Nachbarraum in Reserve.
Ich bin verwirrt. Ist ein
Quantenoger nicht ein unvermeidbares Hindernis? Was du beschreibst, ist irgendwie anders. Es ist zählbar, benennbar und hat sogar eine Verortung.
Gegenfragen: Was macht die SL, wenn die Gruppe den Ogerhort auskundschaftet, z.B. eine Gruppendruidin in Spinnenform? Kann sie den 2. Oger finden? Was macht der?
5. Inmitten der Begegnung entscheidet sich die Spielleitung, den zweiten Oger einzusetzen. Die Begegnung ist nun so herausfordernd, wie die Spielleitung es sich vorgestellt hat. Der erste Oger fällt.
Ich denke mal, es geht um den ersten Satz. Hängt von den Antworten auf die Gegenfragen ab und davon, ob die Gruppe irgendwelche Vorbereitungen getroffen hat, um so eine Verstärkung zu verhindern (z.B. Stille-Zauber, Barrikaden). Wenn ein zweiter Oger aufkreuzt, der vorher trotz Versuch nicht zu entdecken war oder völlig ungeachtet der Versuche der Gruppe, sowas zu verhindern, finde ich es nervig gängelnd.
Pfui, wenn das nicht abgesprochen war!
Wenn die Gruppe komplett naiv in den Kampf gerannt ist ohne Vorsichtsmaßnahmen, dann wirkt es für mich irgendwie verdienter. - Auch nicht ok, aber weniger schlimm.
6. Doch dann setzt eine Reihe von Pechwürfen bei der Gruppe ein und von Glückswürfen auf SL-Seite. Das sollte doch kein Bosskampf werden! Die Spielleitung befürchtet viele Tote, vielleicht einen TPK. Weil die Gruppe die genauen Lebenspunkte des Ogers nicht kennt, erzählt die Spielleitung nach einem doch noch gelungenen Treffer gegen den Oger, dass dies ein tödlicher Treffer war. Der zweite Oger kippt um, der TPK ist abgewendet.
Nachträgliches, täuschendes Drehen an der Schwierigkeit mit klarer Verschiebungsabsicht in die laufende Spielhandlung - Eindeutig Schummeln! - Pfui, wenn das nicht abgesprochen war!
Ich bin noch unsicher, ob es schlimmer oder besser wird, dadurch, dass die SL ihre eigene Schummelei mit Schummelei kompensiert. Irgendwie insgesamt sehr traurig. Ich würde der SL wünschen, dass sie selbst erkennt, dass das handwerklich nicht ihre Sternstunde war, und was draus lernt.
Nachtrag: Die Gruppe weiß nicht, dass der zweite Oger spontan hinzugefügt wurde und spontan weniger LP hatte, als er hatte. Sie ist zufrieden, dass mal wieder gekämpft wurde, und fand den Kampf spannend.
Hat die SL grundsätzlich angekündigt, dass sie an den Schummelreglern dreht?
Pfui, wenn das nicht abgesprochen war!
Hoffen wir, keiner ist enttäuscht, wenn das irgendwann rauskommt.
Hoffen wir, das nimmt zukünftigen Abenteuern der SL nicht zu viel Spannung, wenn es irgendwann rauskommt.