Ich unterscheide mich als Spielleiter und Spieler.
Ich zähle mich in beiden Bereichen zu den eher flexibleren Varianten, aber als Spielleiter - der ich viel häufiger als Spieler bin - habe ich durchaus eine gewisse Komfortzone entwickelt. Mein Spielstil ist dort sehr stark auf Player Empowering ausgelegt. Die Charaktere der Spieler sollen sich entwickeln, entdecken, austoben. Vorgegebene Szenarien spiele ich auch (bspw. seit 2019 Shackled City, wo wir gerade im letzten Abenteuer sind), aber ich mag grundsätzlich ein offenes, spielerzentriertes Spiel viel lieber als dass ich Geschichten vorgebe. Stilistisch toleriere ich dabei so ziemlich alles, völlig egal, ob die Leute lieber Mathe spielen wollen oder ihre Rolle genießen, solange das als Gruppe einen gemeinsamen Nenner eben findet.
Als Spieler bin ich sehr an dem Rollenspiel-Gedanken angehängt. Das bedeutet, ich möchte diese Rolle erfahren. Es geht nicht so weit, dass es Method Acting wird, aber doch schon so, dass ich gerne möchte, dass die Probleme meines Charakters eine spieltragende Rolle haben. Ich bin da viel fokussierter. Ich bin trotzdem dabei immer so flexibel, dass meine Charaktersorgen das Gruppenspiel nicht zerstören. Daran habe ich weder als Spieler noch als Spielleiter Interesse.
Insofern sind da Schnittmengen, aber es sind doch andere Rollen, die ich auch bewusst wahrnehme.
Ich kann nicht sagen, ob ich mich selbst als Spielleiter haben wollen würde. Sicherlich spielt das eine Rolle, dass ich eine Runde so gestalte, dass ich Elemente verwende, die ich auch gerne hätte. Aber so wirklich kann ich mich nicht beobachten als Spielleiter, weil ich meist sehr intensiv mit dem Leiten beschäftigt bin.
Das ist vielleicht ein weiterer Punkt des Unterschieds: Als Spielleiter bin ich sehr stark an Improvisation interessiert. Ich bereite Spielabende nicht vor (außer den Startspielabend), danach bereite ich Spielabende nur noch nach. Konsequentielles Leiten sozusagen, damit die Spieler spüren, dass ihre Handlungen in der Welt Bedeutung haben. Alles weitere ergibt sich weitestgehend aus ihren Handlungen + grundsätzlichen Weltbau.
Als Spieler bin ich minutiöser vorbereitet. Viel minutiöser. Ich schreibe meist sich entwickelnde Hintergründe, um Charakter und Spielwelt fortwährend zu verbinden, und beobachte die Entwicklung meines Charakters nicht nur über die Entwicklung auf dem Charakterbogen im Wertesinne, sondern auch im Sinne eines sich entwickelnden Psychogramms.