Das wirft allerdings auch die Frage auf: Kann Pen&Paper da überhaupt konkurrieren, oder ist der Versuch vielleicht streckenweise vergebene Liebesmüh?
In den 80ern hat ja Rollenspiel durchaus auch schon mit dem Farbfernsehen und mit damals noch nur zur Hälfte bunten lustigen Taschenbüchern konkurriert, nur an der Frage, ob's bunt ist, kann es also nicht liegen ... okay, in den 80ern war Rollenspiel auch mehr Nische. Aber letztendlich habe ich auch gar nicht so viel gegen RSP in der Nische. Das hat insbesondere in Internet-Zeiten doch auch seine Vorzüge: Lieber eine überschaubare, heimelige Discord-Community, in der ich direkt mit den Macher:innen plaudere, als ein Riesenbusiness ...
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Wie weiter unten geschrieben: direkte Konkurrenz trifft wahrscheinlich auch nur halb zu, aber ich glaube schon, dass eine hochwertige Aufbereitung der Produkte hilft, neue Spieler zu erschließen und nicht noch wesentlich nischiger zu werden. Denn gefühlt wären Softcover-Hefte mit einfachen Schwarzweißillus heute so als hätte man mir damals statt dem Shadowrun-Regelwerk mit dem schicken Elmore-Cover und den (zumindest für mich damals) beeindruckenden Schwarzweiß-Innenillus eine geheftete Sammlung von Schreibmaschinenseiten in die Hand gedrückt. Vielleicht hätte ich mir Rollenspiel trotzdem als Hobby erschlossen - vielleicht wäre ich aber auch einfach bei Video- und Brettspielen geblieben.
Und so ganz generell: ich erkenne den Wert heimeliger kleiner Communities an, aber ohne den Aufschwung im Markt seit dem Start von D&D5 - sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in Sachen Breitenwirkung - hätte es wahrscheinlich keine Free League-Spiele, vielleicht auch kein Broken Compass/Outgunned Adventure, keine Borg-Familie und kein aufwendig produziertes Dolmenwood gegeben. Und das wäre aus meiner Sicht schon ein klarer Verlust.
Und so ganz generell glaube ich, dass es dem Rollenspielhobby schon gut getan hat, dass da ein großer Schwung neuer Spieler dazugekommen ist. Auch wenn mich persönlich die Dominanz von D&D5 nicht glücklich macht, ist mir das doch deutlich lieber als ein langsames Dahinschwinden.
Guck' dir einfach mal an, wieviele Langbärte allein hier im Faden in ihren Kamillentee grummeln, weil das Hobby nicht mehr so ist wie zu ihren guten alten Zeiten... 
Bei aikar klingt das negativer als ich das selber empfinde, aber nachdem wir hier ein Webforum sind und das lange Zeit quasi tote/angestaubte Technik war, ist es in der Tendenz schon so, dass wir hier zusammen alt und grau werden

. Entsprechend vielleicht nicht 100% repräsentativ für den Rest der Rollenspielwelt da draußen.
Wobei man festhalten muss: es gab in der D&D5-Hochphase schon merklich mehr Neuanmeldungen als davor und danach - ein gewisses Echo der "Welt da draußen" ist also vorhanden.
Wobei ich jetzt böse sein könnte: Wenn ich die Mehrheit der 20-jährigen, die ich so tagtäglich vor mir sitzen habe, als Maßstab nehme, dann dürften Rollenspiele überhaupt nicht mehr gedruckt oder auch nur in Textform daherkommen, sondern müssten als lustige 30-Sekunden-Clips auf Tiktok getanzt werden und werbefinanziert (oder maximal pay to win) sein. ![Sneaky 8]](https://www.tanelorn.net/Smileys/default/sneaky.gif)
Fair

. Aber wenn ich nach den durchschnittlichen Menschen 40+ in meiner Umgebung jenseits des engeren Freundes- oder Familienkreises (+Tanelorn) gehe, dann sind Rollenspiele etwas, das man vielleicht mal im Studium gemacht hat, jetzt aber sicher nicht mehr. Und auch für Videospiele sieht es nicht gut aus. Ich glaube also, auch für die heutigen 20-Jährigen besteht noch Hoffnung

Ansonsten kann ich dem, was Du zu Artwork, Sense of Wonder und dem Reiz guter Illustrationen schreibst, überwiegend zustimmen (nur was das Lesen angeht, bin ich mittlerweile weitgehend vom Buch aufs iPad migriert).
Genau das glaube ich übrigens nicht mehr.
Rollenspiele konkurrieren mit anderen kooperativen Gesellschaftsspielen, mit Dungeoncrawlern, Zombicide oder sowas.
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Und das hat Rollenspiel nicht. Will sagen: Rollenspiel hat seine Nische und wird von denen gespielt, die genau das spielen wollen. Ich glaube nicht, dass man gegen andere Arten der Freizeitbewältigung bestehen kann oder auch nur muß.
Ja, da hast zu einem guten Teil recht - zumindest so, wie ich's hingeschrieben habe, trifft das wahrscheinlich nicht zu. Wahrscheinlich wäre es besser, zu sagen, dass Rollenspiele m.E. gewisse Schauwerte brauchen, um überhaupt als potentiell interessante Freizeitaktivität wahrgenommen zu werden. Da kommen dann die von Dir genannten kooperativen Brettspiele noch dazu, die ja auch oft in einer hohen Herstellungsqualität und mit aufwendig gestalteten Anleitungen daherkommen.
Und mein Eindruck wäre auch, dass es schon hilft, die Brücke von z.B. einem Videospiel zu schlagen, wenn dann auch "dieses Pen&Paper-Rollenspiel", das ein Spieler vielleicht mal mit seinen Freunden ausprobieren möchte, hochwertige Farbillustrationen vorhanden sind statt einfacher Schwarzweiß-Illustrationen.