Hallo zusammen!
Als nun langjähriger D&D 5E Spielleiter strecke ich die Fühler nach einem System aus, das bestimmte Sachen eventuell besser macht oder darstellt, als D&D. Viel Erfahrung habe ich sonst nur mit DSA 4.1, das ich davor so gut wie ausschließlich gespielt habe. Andere Systeme habe ich bisher nur geringfügig oder über Rezensionen kennengelernt, bis auf Daggerheart, das ich während des Playtests zweimal leiten und in sechs Sitzungen spielen durfte. Etwas PbtA-Erfahrung habe ich auch noch.
Vielleicht kennt mich der eine oder die andere und daher meinen Spielstil: Ich bin der SL von den Dice Actors. Wir spielen also mit viel Dramaturgie und Schauspiel, lieben aber unsere taktischen Kämpfe, wenn sie nur nicht so kompliziert wären und lange dauerten. Es kann schon vorkommen, dass wir 2-3 Stunden keinen einzelnen Würfelwurf machen, von daher ließe sich sagen, dass das System irrelevant ist, wir möchten aber nun einmal nicht auf die Konfliktresolution durch kämpferische Auseinandersetzungen verzichten. Spannende Momente, wo der Tisch wegen eines hohen Würfelergebnisses total abfeiert oder ein Charaktertod vom seidenen Würfel-Faden abhängt, sind das, was wir suchen, wenn es denn einmal ums Würfeln geht.
Genre soll dementsprechend Heroic Fantasy bzw. Epic Fantasy darstellen können. Ich suche etwas, das mir narrativ spannende Kämpfe ermöglicht, die allerdings schneller abzuhandeln sind. Daggerheart wäre ja etwas für mich, wenn da nicht einerseits die Kämpfe genauso lange dauern würden, wie bei D&D, und andererseits bin ich kein Fan von SL-Token, um Gefahren einbauen zu dürfen. Das mache ich lieber selbst nach eigenem Empfinden für die Szene. Außerdem mag ich es nicht, Ressourcen durch Würfelwürfe zu generieren, denn das führt meiner Erfahrung nach nur dazu, viel Würfeln zu wollen, damit die eigenen Ressourcen auf MAX sind. Letztlich missfällt mir der gemeinschaftliche narrative Ansatz, also das kooperative Worldbuilding.
Kurze Erklärung dazu:
Vielleicht habe ich das Prinzip noch nicht komplett verstanden, aber DH setzt ja u.A. darauf, die Spielis bspw. zu fragen "Okay, ihr seid in der Taverne. Wer sitzt an der Theke?", woraufhin die Spielis selbst sich einen NSC ausdenken, mit dem sie interagieren. Das ist nicht meine Art, denn ich möchte als SL schon eine Welt, die NSCs und die Situationen, in denen ich die Spielis werfe, selbst etablieren, weil dadurch unklar bleibt, was mit dem fiesen Plot, den ich geplant habe, zusammenhängt. Wenn ich bspw. einen geheimen Kult in der Stadt habe, dessen Kultisten alle eine schwarze Haarsträhne im Gesicht tragen, dann kann ich den NSC nicht von den Spielis "erschaffen" lassen. Alles, was die sich ausdenken, hat automatisch nichts mit meinem geheimen Plot zu tun, wenn ihr versteht, was ich meine. Deshalb gefällt mir der narrative Ansatz von DH nicht.Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber stellte man jetzt (mir bekannte) Systeme auf eine Skala nach Komplexität sortiert, dann sehe ich das so:
DSA > PF2 > D&D = DH > ??? > PbtA-Systeme maybe?
Ich suche jetzt was, das in die Lücke passt. Etwas, das regelleichter ist als D&D oder DH, aber trotzdem etwas taktische Tiefe bietet, um spannende Kämpfe abzuhandeln. Vom Stil her soll es trotzdem Fantasy sein mit Magie und Helden und nicht unbedingt gritty dark oder dungeon crawlig.
Helft mir, ihr Weisen der Rollenspielszene, die ihr schon so viele System kennengelernt und ausprobiert habt!
