Autor Thema: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?  (Gelesen 1745 mal)

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Offline unicum

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #50 am: Gestern um 14:12 »
"Ich mache Rollenspiele,...."

Und Wikipedia sagt dazu:
Zitat
Rollenspiel steht für:

    Rollenspiel (Spiel), interaktives Spielekonzept: „spielend ein anderer sein“
        Chat-Rollenspiel, Computerspiel-Genre
        Computer-Rollenspiel, Computerspiel-Genre
        Pen-&-Paper-Rollenspiel, mit Stiften und Papier
    erotisches Rollenspiel, eine Sexualpraktik

Ich hab es auch schon zweimal erlebt das bei der nennung "Rollenspiel" jemand an den lezten Punkt dachte,... der Ansatz war "Ich hab am Wochenende keine Zeit ich treff mich mit 120 Leuten auf einer Jugendherberge zum Rollenspielen" - das in der Assoziation mit dem lezten Punkt brachte dann tatsächlich das Gesicht zum abstürzen. Ich sagte dann nochmal "Jugendherberge!!!" (mit drei ! damit es klar wird) und aus dem abgestüzten gesicht wurde ein "?". Und danach war wieder die frage "Was meinst du damit?"

Und ja - ich hab danach auch immer gesagt "Wenn dir das nächste mal jemand das erzählt dann denke bitte nicht immer gleich an Punkt 4."

ps: Ein anderemal war es "Oh das mache ich manchmal mit meinem Mann auch,..."

Offline HEXer

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #51 am: Gestern um 14:15 »
Und an welches hast du da gedacht?  >;D
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“
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Offline Sard

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #52 am: Gestern um 14:22 »
"Seit über 25 Jahren übernehme ich jede Woche die Leitung einer Gruppe von bis zu einen halben Dutzend Personen, um diese Gruppe zur gemeinsamen Problembewältigung, sozial Interaktion mit anderen Kulturen, dem Umgang mit schwierigen Situationen und Förderung zu kreativen Ideenfindung anzuleiten."
(so oder ähnlich)

Das hat anscheinend immer guten Eindruck gemacht.

Großartig.  :d
"Nichts ist so gerecht verteilt wie der gesunde Menschenverstand. Niemand glaubt mehr davon zu brauchen als er hat." René Descartes

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Offline tartex

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #53 am: Gestern um 14:50 »
Ist natürliches eine Frage des Framings.

Wer 2025 sabbernd erzählt wie geil er gestern nachmittag die Orks zerstückelt und die Jungfrauen verführt hat, wird wahrscheinlich auch nicht viel besser wegkommen - besonder wenn das alles aus dem Mund eines verpickelten Teenagers kommt. Und Leute, die ich damals mit ihren Rollenspielgeschichten hausieren gegangen sind, waren eigentlich fast alle so.

Wenn ein respektierter Erwachsener, der geschnallt hat, was gesellschaftlich dem Konsens entspricht, und was andere interessieren könnte, darüber spricht, ist das nichtdasselbe.
« Letzte Änderung: Gestern um 15:48 von tartex »
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Offline Matz

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #54 am: Gestern um 15:10 »
Für das Hobby an sich hab Ich mich nie geschämt. Höchstens ein bisschen für die Leute bei der es innerhalb weniger Minuten -egal auf welcher Veranstaltung- zur Grüppchenbildung kam und man dann nur noch das Thema "Mein Lv12 Paladin, Fireball, Magic Missile, Mystra pimpern" hören konnte. Hielt dann auch nicht nicht sehr lange. Ich stehe zu meinem Hobby, habe es auch im Lebenslauf meiner letzten Jobbewerbung angeführt. Wurde nie drauf angesprochen.   
hinein... hindurch... und darüber hinaus!

Offline rillenmanni

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #55 am: Gestern um 15:13 »
"Mystra pimpern"! ... Oh ja, jedes Hobby hat seinen Vorteil! ... :)
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Offline Weltengeist

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #56 am: Gestern um 16:21 »
Nachdem ja eigentlich schon alles gesagt ist, nur noch nicht von mir:

Ich gehöre auch zu denen, die sich zwar nie wirklich für ihr Hobby geschämt haben, die aber lernen mussten, dass es in den 80er Jahren nicht immer ein kluger Move war, jedem gleich davon zu erzählen. Schon allein, weil man sofort das Schild "Aha, noch so einer von den Spinnern, die sich im Keller verkriechen und 'Held' spielen, weil sie scheiße im Fußball sind und keine Freundin abkriegen" umgehängt bekam.

Viel später - nach Kampfsport, Bundeswehr, Freundin/Frau und Kind - habe ich dann mal einen Tagebucheintrag geschrieben, in dem ich mich gefragt habe, wieso ich mich eigentlich von Leuten dissen lasse, deren Hobbys aus "Samstags besoffen 'Schaaaalke!!!' brüllen oder Briefmarken sortieren bestehen. Danach war ich irgendwie im Frieden mit mir, aber die Wahrheit ist natürlich auch, dass sich die Zeiten ohnehin geändert hatten.

Irgendwann hatte ich dann tatsächlich mal ein Vorstellungsgespräch mit einem Abteilungsleiter und seinem Vize, bei dem ich offen zugegeben habe, auch mit knapp 40 noch aktiver Rollenspieler zu sein. Der Chef hatte keine Ahnung, was das ist, und hat sich das interessiert erklären lassen. Und da kam dann raus, dass sein Vize ebenfalls aktiver Spieler war - und dass er sich nie getraut hatte, das in Anwesenheit seines Chefs zu erwähnen. Danach ging's mir endgültig besser.

Trotzdem habe ich vor 10 Jahren entschieden, in der Netzöffentlichkeit nur als "Weltengeist" aufzutreten. Das hatte unter anderem den Grund, dass ich nicht von irgendwelchen Schnellschießern speziell aus dem angelsächsischen Sprachraum mit einer anderen Art von "Rollenspiel" (in der es auch Meister und Masken und so gibt) in eine Schublade gesteckt zu werden.

Letztes Jahr habe ich dann übrigens die letzte Hemmung verloren und vor versammelter Studierendenschaft eine Doppelvorlesung zum Thema "Pen-and-Paper-Rollenspiel" gehalten. Sieht also so aus, als hätte ich inzwischen auch die letzten Ängste vor Vorverurteilung verloren. Hat aber wirklich gedauert, und es war definitiv hilfreich, wenn man die Unsicherheiten, die man als 16-Jähriger so mit sich rumschleppt, im Laufe des Lebens abgebaut hat.
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Offline Alter Weißer Pottwal

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #57 am: Gestern um 16:33 »
"Was ist dein Lieblingsdinosaurier?" ist viel anschlussfähiger als "Was ist dein Lieblingsrollenspiel?".

Ankylosaurier. Hab ich jetzt was gewonnen?
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Offline Selis

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #58 am: Gestern um 17:24 »
Ich habe in der siebten Klasse mit Rollenspiele angefangen, als ich das erste Mal bei einem neuem Schulfreund übernachtete.
Das war so um 1986.
Ich habe mich damals nicht dafür geschämt und bis zum heutigen Tag nicht.

Nicht einmal schäme ich mich für die teilweise sehr merkwürdigen Menschen die dieses Hobby teilen.

Ja, ich habe von den Leuten die auf diesen Satanic Panic Mist reingefallen aber inkl. dieses unsäglichen Machwerk mit Mazes and Monsters mit Tom Hanks hat mich das ganze Thema sehr belustigt.

Auch fürs LARP habe ich mich nicht geschämt.
Auch nicht, wenn beinahe jedes Mal die Polizei auftauchte, weil wir als militante Castor Gegner, Wehrsportgruppe usw angezeigt wurde oder als sich die Feuerwehr den Weg zur Burg mit Löschzügen hochquälte, weil gemeldet wurde, sie würde brennen.

Ein Freund meines Stiefvaters, hielt mich wegen diesem Hobby für einen Sektierer. Das war auch nur amüsant, vor allem nachdem er ein paar Jahre später mich vorsichtig fragte, ob ich "das" noch machen würde und ich ihm sagte, ich wäre in die Führungsriege aufgestiegen.

Nein, ablehnende Haltung von irgendwelchen Menschen, die auch mal heftig waren fand ich nur amüsant oder nervig. Ich hatte nie das Gefühl mich oder das Hobby verteidigen zu müssen.
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Offline Prisma

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #59 am: Gestern um 18:44 »
Doch, ich muss zugeben, früher war das so. Weil es früher nahezu immer negative Reaktionen gegeben hat. Meiner Erfahrung nach galt das damals nicht als ein Hobby, was man als junger Mensch oder gar generell, betreiben sollte. Das Hobby wurde massiv nicht verstanden. Wenn man Glück hatte, wurde man gutmütig als Träumer, Trottel oder Verlierer belächelt, der seine Freizeit verschwendete. Und so wurde man auch behandelt. Wenn man Pech hatte, wurde einem ein vernichtendes Werturteil und Spott reingedrückt. Wir haben unsere Rollenspielbücher auch nicht in Bus und Bahn gelesen. Das haben wir vermieden. Heute ist es zwar um Welten besser geworden, aber ich bin immer noch sehr vorsichtig ob ich szenefremden Leuten vom Rollenspiel erzähle. Meist tue ich das nicht, meine Erfahrungen haben mich misstrauisch gemacht. Ich habe keine Lust für mein Hobby belächelt oder beleidigt zu werden. Vor allem nicht von Spießern. Ich habe auch keine Lust auf Diskussionen, die darauf abzielen dass ich mich für mein Hobby, sprich: die Zeitverschwendung, rechtfertigen soll, gegenüber Leuten die es nicht verstehen. Wenn ich die Leute für halbwegs offen einschätze, deute ich an, oder sage ich würde "Gesellschaftsspiele spielen". Erst wenn ich merke, dass die Leute davon gehört haben, oder falls sie gar direkt danach fragen, erzähle ich dosiert mehr.

Ganz schön finster, was? Aber Erfahrungen prägen einen... :-\
Mit einem 7er-Set, stehen ganze Universen offen.

Offline Haukrinn

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #60 am: Gestern um 18:48 »
Früher war Rollenspiel als Hobby wirklich extrem nerdy und keiner wollte damit was zu tun haben. Außer Nerds.

Aber das ist heute halt nicht mehr so, Dungeons and Dragons ist ein Massenphänomen, Medien aller Art bespielen das Thema seit Jahren (im positiven Sinne!), und die Möglichkeit online zu spielen hat viel mehr Leuten Zugang zum Hobby gewährt. Außer kein Grund sich zu schämen. Nicht für das Hobby.

Es mag Rollenspiele, Autoren und auch Rollenspieler:innen geben, für die man sich vielleicht persönlich (fremd)schämen mag. Aber das geht bei Sportvereinen, Outdoor-Artikeln oder Kochrezepten genauso.  :)
What were you doing at a volcano? - Action geology!

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Online Schalter

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #61 am: Gestern um 19:23 »
Doch, ich muss zugeben, früher war das so. Weil es früher nahezu immer negative Reaktionen gegeben hat. Meiner Erfahrung nach galt das damals nicht als ein Hobby, was man als junger Mensch oder gar generell, betreiben sollte. Das Hobby wurde massiv nicht verstanden.
Ich habe keine Lust für mein Hobby belächelt oder beleidigt zu werden. Vor allem nicht von Spießern. Ich habe auch keine Lust auf Diskussionen, die darauf abzielen dass ich mich für mein Hobby, sprich: die Zeitverschwendung, rechtfertigen soll, gegenüber Leuten die es nicht verstehen. Wenn ich die Leute für halbwegs offen einschätze, deute ich an, oder sage ich würde "Gesellschaftsspiele spielen". Erst wenn ich merke, dass die Leute davon gehört haben, oder falls sie gar direkt danach fragen, erzähle ich dosiert mehr.

Ganz großes +1 von mir!

Einerseits: In den letzten Jahren habe ich mir übrigens immer mal wieder gedacht, es wäre doch besser, mehr von seinem Hobby zu erzählen, und die Hemmungen da gezielt abzubauen. Wenn man dann Leuten deswegen diese abstrakte Tätigkeit erklären muss: Auch nicht schlimm. Habe ich ein paarmal gemacht, und bin trotzdem nicht dadurch 'noch tiefer in der Nerd-Schublade verschwunden' als ich vorher schon war, beispielsweise auf der Arbeit. Je mehr Leute von TTRPGs reden, desto größer ist immerhin die Chance, dass sie noch weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken, gell?

Aber andererseits: Kürzlich ist mir der gegenteilige Gedanke gekommen, dass ich es eigentlich auch gewissermaßen charmant finde, nichts darüber zu sagen, außer gegenüber 'anderen Eingeweihten' aus der Szene. Das passt zur Thematik: In den meisten Settings die ich mag geht's schließlich auch um arkane Geheimnisse. :) Dann ist dieses Hobby etwas, das man nicht mit jeder Person teilt, eben weil es so abstrakt ist. Dann hat man es quasi für sich, das ist auch schön.
In letzter Zeit habe ich auch die Aussage gemacht 'wir spielen Brettspiele', das erspart manchmal Zeit, und gelogen ist es auch nicht.

Offline Robert Paulson

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #62 am: Gestern um 19:27 »
In meinem ersten Vorstellungsgespräch hab ich >30 min über mein Dasein als Vampire LARP SL gesprochen, inkl. dem Satz "ein Vampire verbrennt bei Sonnenlicht". Und die Personalerin hat immer wieder das Thema darauf zurückgelenkt. Ich hab den Job bekommen.  Seit dem bin ich ziemlich schambefreit.
Nur: Der Vater meiner Verlobten glaubt ich bin in einer Theatergruppe. Ich lass ihn in dem Glauben aber vor allem weil das so kognitiv für ihn einfacher ist.

Offline Zed

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #63 am: Gestern um 19:52 »
In meinem ersten Vorstellungsgespräch hab ich >30 min über mein Dasein als Vampire LARP SL gesprochen, inkl. dem Satz "ein Vampire verbrennt bei Sonnenlicht". Und die Personalerin hat immer wieder das Thema darauf zurückgelenkt. Ich hab den Job bekommen.  Seit dem bin ich ziemlich schambefreit.
Nur: Der Vater meiner Verlobten glaubt ich bin in einer Theatergruppe. Ich lass ihn in dem Glauben aber vor allem weil das so kognitiv für ihn einfacher ist.

Schön! So sollte es sein!

Wann war das?

Ich denke, es wäre hilfreich zu wissen, wann (etwa) Ihr Eure Erfahrungen gemacht habt. 🙂

Offline Weltengeist

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #64 am: Gestern um 20:20 »
Nachtrag (und um hier mal ein bisschen Feuer reinzubringen): So grün ich mit unserem Hobby bin, so sehr habe und hatte ich auch immer mal Fremdschäm-Momente, wo ich bestimmte Vertreter der Community beobachte und denke: Kein Wunder, dass uns Außenstehende für bekloppt halten.

So sind mir Besuche beim örtlichen Rollenspielladen unangehem in Erinnerung, wo das Mega-Klischee (40 kg Übergewicht, Heavy-Metal-Shirt, gestörtes Verhältnis zu Körperhygiene) den halben Laden mit seinem lautstarken Monolog unterhalten hat: "Und weißte, ne, dann ich mit meinem Halb-Ork so mit der Elektro-Kettensäge und der Shotgun voll drauf, dreimal hintereinander 'ne glatte 20 und Schadenswürfel bis dorthinaus, da sind die Eingeweide nur so rumgespritzt. War das geil..." Da war ich dann ganz schnell wieder raus aus dem Laden.

Oder eine Szene, wo ich mit meiner damaligen Runde (alle so Mitte 20) in einer Kneipe in der Innenstadt saß, und plötzlich kamen diese Rollenspielnerd-Gespräche auf, bei denen es im Prinzip darum ging, was der krankeste Scheiß war, was sie in 10 Jahren Rollenspiel gemacht hatte. Und ich saß nur noch dazwischen und dachte: "Ey, Leute, ich wohne in dieser Stadt - ich wollte eigentlich noch in diese Kneipe kommen können, ohne dass die Streichhölzer ziehen, wer mich jetzt bedienen muss..."

Oder der Student, der ja jetzt weiß, dass ich selbst Rollenspieler bin, und der meint, mir (mitten im Foyer vor jeder Menge Zuhörern) längere Deep-Nerd-Gespräche über seine neuesten Powergaming-Builds drücken zu müssen und dabei glaubwürdig den Eindruck vermittelt, das wäre jetzt genau mein Thema...

Nach außen verkaufen wir unser Hobby ja gerne als kreative, kommunikative, fantasievolle Freizeitbeschäftigung, aber es gibt da auch eine Schattenseite - und ja, die ist mir in ihren extremeren Formen tatsächlich bis heute unangenehm. Das ist quasi ein anderes Hobby als meins, das heißt nur zufällig genauso und wird von Außenstehenden gerne verwechselt.
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Offline General Kong

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #65 am: Gestern um 20:25 »
Dem Hobby habe ich mittelbar viel zu verdanken:
Fähigkeit zum Perspektivwechsel und Hineinversetzen in andere Personen und deren Sichtweisen,
sicheres Auftreten vor Menschenmengen,
Interesse für Geschichte und Politik, Heraldik,
hervorragende Englischkenntnisse,
einen breiten Wortschatz
- und meinen Beruf als Lehrer.
Zudem langanhaltende Freundschaften.

Trotzdem habe ich mich - siehe Weltengeist - in den 80er eher zurückgehalten und hänge es heute auch nicht an die große  Glocken.

Nicht aus Scham, sondern weil mein Hobby nicht jeden was angeht.
Ist privat.
Kein Geheimnis, aber ich sage ja auch nicht jedem, was ich sonst so tue.
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Offline Gondalf

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #66 am: Gestern um 20:27 »
immerhin bekämpft man ja die Dämonen/Bösen.

Hm.. jetzt muss ich an In Nomine Satanis denken..  >;D

Und wieder eine Illusion zerstört. Die Rohirrim sind in Wirklichkeit Franzosen  ~;D



Ich behauptet mal, dass wird noch besser:

https://maps.app.goo.gl/pCUssutnPACgDhW8A

Edit:

A la " Bei Rollenspiel denkt meine Familie an was Versautes."
Auch im Job.
Bis sich dann rausstellt, dass die Kollegen das auch machen.
 :D

Meine Kollegen machen solche Witze beim Thema Rollenspiel, obwohl die das kennen und spielen.  ~;D

Edit 2
Ich gehöre auch zu denen, die sich zwar nie wirklich für ihr Hobby geschämt haben, die aber lernen mussten, dass es in den 80er Jahren nicht immer ein kluger Move war, jedem gleich davon zu erzählen. Schon allein, weil man sofort das Schild "Aha, noch so einer von den Spinnern, die sich im Keller verkriechen und 'Held' spielen, weil sie scheiße im Fußball sind und keine Freundin abkriegen" umgehängt bekam.

So ähnlich war das auf der Hauptschule, aber irgendwie hatte ich dann dort doch eine Runde, völlig irre Typen, hatten aber Spaß.  ~;D
Irgendwann merkt man das viele, die einem erzählen, was "richtig und falsch" ist einfach Idioten sind und die anderen sind oft leiser, als sie sein sollten.

« Letzte Änderung: Gestern um 20:35 von Gondalf »
„Mir grinst die Sonne aus jeder Ritze - ich könnte Konfetti kotzen“

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Offline gunware

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #67 am: Gestern um 20:29 »
Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass ich mich für meine Hobbies schämen sollte. Es wäre auch schwierig, einen Berührungspunkt zu finden. Mit fremden Leuten unterhalte ich mich grundsätzlich nicht über meine Hobbies, ich sehe keinen Sinn dahinter, weil ich finde, dass es sie nichts angeht. Und wenn ich bereit bin, mich über privates zu unterhalten, dann habe ich keinen Grund mich zu schämen. Dann sollen die Leute mich so nehmen wie ich bin. Und wenn sie nicht dazu bereit sind, dann ist das eher deren Problem und nicht meins. Warum sollte ich mich dann schämen sollen?

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General Kong hat das noch besser ausgedrückt als ich.
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Offline flaschengeist

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #68 am: Gestern um 20:37 »
Ich war in der Teenagerzeit einige Jahre ziemlich wild und in diesem Rahmen eine Respektsperson in „angesagten Kreisen“. Daneben habe ich mit (überwiegend) anderen Freunden gerne Rollenspiel betrieben und mich gerade durch diese Kombination rückblickend als „besonders“ aufgewertet – also resultierte nicht Scham sondern Stolz.

Bis vor einigen Jahren war unser schönes Hobby allerdings ziemlich nischig und nur entsprechend wenigen Menschen bekannt. Nach meiner Erfahrung ist es gar nicht leicht, solchen Leuten verständlich zu erklären, was wir da am (virtuellen) Spieltisch so treiben. Weil ich diesen Aufwand scheue, spreche ich mit „Uneingeweihten“ selten über RPG.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/download

Offline Megavolt

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #69 am: Gestern um 20:48 »
Ich schäme mich jedenfalls wieder stärker für das Hobby Rollenspiel, weil ich da derzeit keine inspirierenden Sachen mehr sehe. Das Hobby ist uncooler und weniger einzigartig geworden. Ebenso hat die letzte Halbdekade der Szene massiv nicht gut getan, weshalb ich mich derzeit auch nicht ohne diverse absetzende Klauseln mit "der Rollenspielerschaft" identifizieren möchte.

Keine Ahnung. Die Zeiten haben sich gewandelt, alle sind irgendwie Gamer. Pen und Paper ist Mainstream geworden, dementsprechend ziemlich kommerzig, bekannt und convenient, was soll man sich noch groß dafür schämen.

Es ist prinzipiell ratsam, sein Privatleben privat zu halten, aber sonst?

Vielleicht müsste man anders herum fragen: Was erfährt man von den jungen Leuten gerade nicht, weil sie sich so arg dafür schämen, dass sie eine mords Geheimnistuerei darum machen? Hey, vielleicht bin ich da einer großen Sache auf der Spur.
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Offline Der Hasgar

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #70 am: Gestern um 20:51 »
Ich habe mich eigentlich nie dafür geschämt. Aber ich habe irgendwann 2002 beschlossen, dass die "Rollenspiel-Menschen" in meinem Leben eine besonders wichtige Rolle spielen sollen. (pun intended) Aus diesem Grund besteht mein Freundeskreis heute zu 85% aus Rollenspielern :)

Im Job war das nie ein Problem, weil ich selbständig bin :)
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Online schneeland

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #71 am: Gestern um 20:58 »
Ich gehöre auch zu denen, die sich zwar nie wirklich für ihr Hobby geschämt haben, die aber lernen mussten, dass es in den 80er Jahren nicht immer ein kluger Move war, jedem gleich davon zu erzählen. Schon allein, weil man sofort das Schild "Aha, noch so einer von den Spinnern, die sich im Keller verkriechen und 'Held' spielen, weil sie scheiße im Fußball sind und keine Freundin abkriegen" umgehängt bekam.

Zumindest bei letzterem gab's ja auch schon eine gewisse Korrelation. Ich hatte Dates, die im Prinzip in dem Moment vorbei waren, als klar wurde, dass ich nicht nur Krafttraining und Schwarze Szene-Musik mag, sondern auch Nerdkram wie Video- oder Rollenspiele. Ist jetzt 20+ Jahre her, und erschien mir schon damals nicht unbedingt als Ausweis hoher Toleranz, aber die soziale Standing des Nerds an sich war vermutlich echt nicht so großartig (ich glaube, für den stereotypen Nerd gilt das sogar immer noch, aber es gibt halt jetzt mehr sozial akzeptierte Subtypen). Insofern passt das, was Du sagst, wohl mindestens bis in die 00er-Jahre hinein.

Heute sehe ich das (s.o.) lockerer, aber irgendeinen Vorteil muss das Altern ja auch haben ;)
« Letzte Änderung: Gestern um 21:18 von schneeland »
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Offline General Kong

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #72 am: Gestern um 21:10 »
@ Der Hasgar: Im Jb hatte ich ach nie Probleme damit. Ich habe schon als Referendar an einer Gesamtschule eine Rollenspiel-AG geleitet,dann als Lehrer an einer Hauptschule, dann als Stelverzreterder Schulleiter an einer anderen Hauptschule (daneben das auch als Teil von Projektwochen).
Derzeit als Abteilungsleiter an einer Gesamtschule nicht mehr - das hat aber andere Gründe (die zeitlichen Anforderungeen sind an der Ganztagsschule stark gestiegen, da habe ich dafür einfach keine Ressourcen mehr).

Bei den Projekten und AGs wurde ich stets (und zum Teil auch finanziell bei der Anschaffungen von Spielen) von der jeweiligen Schulleitung unterstützt und Rollenspielen bei der Schülerschaft gut an.

War wie jede andere AG. Auch die Kollegen nahmen das bloß zur Kenntnis - Eben wie die Fußball-AG oder ein Offenes Angebot.
Im besten Ssinne nichts Besonderes, nur ein Teil des AG-Angebots.
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Offline Megavolt

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #73 am: Gestern um 21:19 »
Kurze Anekdote an dieser Stelle: Ein entfernter Bekannter von mir wurde vor langer langer Zeit einmal telefonisch angerufen, war aber nicht daheim, weil er "Das Schwarze Auge" spielen war bei seinen Freunden.

Seine Mutter, die das Telefongespräch angenommen hatte, war nicht so ganz im Bilde, was ihr Filius da genau tut, und antwortete dem Anrufer: "Tut mir leid, der ist gerade nicht da, der ist bei den braunen Adlern."

 ~;D ~;D ~;D

Die gute Mutter hatte also irgendwie schwarzes Auge und braune Adler vermixt, wer kann es ihr verdenken. Jedenfalls hatte der Bekannte anschließend lange Zeit den Spott zu ertragen, er sei irgendwie einer Wehrsportgruppe beigetreten oder so, und das freilich auch noch von den Arbeitskollegen, denn ein ebensolcher hatte ihn natürlich angerufen gehabt.

Und doppelt lustig ist es meiner Meinung nach, weil er ja dann, um sich zu entlasten, auf der Arbeit lang und breit erklären musste, was Das Schwarze Auge ist.  ~;D

Am Ende kommt man vielleicht besser weg, wenn man einfach das Stigma der Wehrsportgruppe akzeptiert. Das wird wohl abgelehnt werden, aber immerhin kann sich jeder was darunter vorstellen.  ~;D

Also was wäre jetzt die Lösung gewesen für meinen Bekannten? Seiner Mutter gegenüber schamhafter mit seinen Hobbys zu sein oder schamloser davon zu erzählen?
« Letzte Änderung: Gestern um 21:35 von Megavolt »
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Offline Maarzan

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #74 am: Gestern um 21:20 »
... Ich hatte Dates, die im Prinzip in dem Moment vorbei waren, als klar wurde, dass ich nicht nur Krafttraining und Schwarze Szene-...

Ich habe irgendwo einmal gelesen (und nicht wiedergefunden seitdem), dass TSR eine Studie gemacht hatten, was sich ändern müsste, damit mehr Mädchen spielen. Ergebnis ging wohl irgendwie dahin, dass das Hauptproblem wäre, dass sie nicht mit Leuten spielen wollen würden, welche sie nicht auch daten würden - sprich der Masse der bisherigen Spieler.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...