Autor Thema: Die Diamond-Insolvenz und ihre Auswirkung auf Rollenspielverlage  (Gelesen 722 mal)

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Offline sma

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Die nachfolgende Diskussion ergab sich ursprünglich im Shadowdark-Thread. schneeland

Vorsicht. Roll for Combat scheint nach der Diamond-Insolvenz im schwierigen Fahrwasser zu sein. Sie bieten mittlerweile Spielrunde der Macher gegen Geld an, um finanzielle Mittel zu erhalten.
Ist nicht ausgeschlossen, auch wenn er im Stream was anderes behauptet. Kein kleiner Verlag steckt so einen Verlust einfach so weg. Und wahrscheinlich weiß er selbst nicht, wie viel das nun ist.

Die Situation ist kompliziert: Diamond war insolvent, wurde aber gekauft und macht jetzt weiter. In den USA gilt, dass eine insolvente Firma die ihr überlassenen Waren trotzdem verkaufen kann, wenn das hilft, die Gläubiger zu bedienen, selbst wenn ihr die Waren nicht gehören - außer man beantragt Passierschein A38 und meldet damit öffentlich an, dass einem die Waren gehören.

Das führte zu der ersten Hiobsbotschaft. Nun ist es in diesem Fall jedoch anders und das lässt ihn hoffen: Diamond unter neuem Management ist nicht mehr insolvent und die neuen Eigner könnten, wenn sie wollten, auch selbst die Schulden tilgen. Stattdessen versuchen diese mit diesem juristischen Kniff aber ihr eigenes Geld zu sparen und lieber dieüberlassenen Waren zu verkaufen. Das dürfen sie nach Meinung von Glickers Anwalt aber nur für die Waren bis zur Insolvenz, nicht alles, was danach noch an die ging. Daher wird's vielleicht doch nicht so schlimm wie am Anfang gedacht, weil die Hälfte des aktuellen Bestands erst danach an das Unternehmen ging.

Gleichzeitig hätten er und alle anderen Verlage das Problem (was schlimmer als der Verlust ist), dass sie alle nun in Konkurrenz zu den eigenen verramschten Büchern stünden, denn warum sollte ein Geschäft ein Buch von Glicker für $25 kaufen, wenn er es auch von einem Insolvenzaufkäufer, der dafür vielleicht $5 gezahlt hat, für $10 bekommt?

Wie auch immer: Bei Roll for Combat stehen wohl $120.000 auf dem Spiel, was angeblich maximal die Hälfte seines aktuellen Inventars sein soll. Und die Zahlen sind sicherlich nicht die Herstellungskosten der Bücher, sondern der Umsatz, der entgehen würde. Weil er ja selbst sagt, dass man Faktor 5 zwischen Herstellung und Verkauf rechnen soll und Diamond 50% vom Buchpreis vom Laden bekommt und dann sagen wir mal 10% einbehält, wären $240.000 dann 40% des Buchpreis, also also reden wir von Büchern, die in der Herstellung $120.000 gekostet haben. Zum Vergleich: In den 6 Kickstartern in den letzten 2 1/2 Jahren hat Roll for Combat $1,2 Mio eingesammelt – ich revidiere meine Aussage, dass das ein kleiner Verlag ist.

Am schlimmsten hat es ja wohl Catalyst (Shadowrun usw.) getroffen, die angeblich bis zu $500.000 verlieren und dann Paizo, die ja schon angekündigt haben, dass die kommenden neuen Bücher nicht mehr in den Einzelhandel oder zu Amazon gehen, wahrscheinlich, weil sich sie von Diamond getrennt haben. Und Goodman Games hat sich glaube ich bislang noch nicht geäußert. Dort würde ich aber auch mit hohen Verlusten rechnen. In allen Fällen wahrscheinlich mit mehr als bei Roll for Combat.

PS: Wenn ich's richtig verstanden habe, sagte er gestern im Stream, dass es am 22.7. losgeht.
« Letzte Änderung: 10.07.2025 | 21:18 von schneeland »

Offline Vash the stampede

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Ich bin anscheinend mal wieder ein richtiger kackn00b. Wer oder was ist/war Diamond?
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Offline sma

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Ich bin anscheinend mal wieder ein richtiger kackn00b. Wer oder was ist/war Diamond?
Diamond ist ein Großhändler in den USA, über den viele Verlage ihre Waren an Läden (davon gibt es in den USA und Kanada ca. 10000), Buchgeschäfte aber auch zu Amazon bringen. Die waren insolvent, wurden verkauft, und der neue Besitzer will jetzt die Lagerbestände von 128 Comic- und Rollenspiel-Verlagen veräußern, um die eigenen Schulden zu begleichen. Das geht nach US-Recht, auch wenn ihm die anvertrauten Waren gar nicht gehören, weil die Besitzer (also die Verlage) nicht öffentlich ihren Besitz angezeigt haben. Wenn das durchgeht (was am 21.7. verhandelt wird), werden Waren im Bereich eines zweistelligen Millionenbetrags verramscht und die Gefahr besteht, dass das insbesondere kleinen Verlagen das Genick bricht, weil sie a) kein Geld für ihre Waren bekommen und b) diese Waren trotzdem im Handel sind und ihnen damit Konkurrenz machen.

Offline Uferschnepfe

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Seit wann ist Diamond denn insolvent? Die waren doch schon mal vor 20 Jahren pleite. Damals erhielt ich ein Schreiben von einem Insolvenzverwalter, dass ich mich für meine anstehenden $7.28 an einer Sammelklage beteiligen könnte. Was habe ich gelacht.

Online schneeland

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Seit wann ist Diamond denn insolvent?

Seit Anfang des Jahres. Auf die Idee, das vorhandene Inventar zu verscherbeln sind sie aber wohl erst kürzlich gekommen.
Quelle: ENWorld
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Offline Ma tetz

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Könnten wir die Diamond-Diskussion bitte abkoppeln. Das hat mit Shadowdark doch recht wenig zu tun.
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Online schneeland

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Könnten wir die Diamond-Diskussion bitte abkoppeln. Das hat mit Shadowdark doch recht wenig zu tun.

Ich hab's dann tatsächlich mal in einen eigenen Thread ausgelagert. Erstmal platziert in Pen&Paper - Allgemein. Falls der Bedarf besteht, tief in gesellschaftliche oder rechtliche Aspekte einzusteigen, würde ich ggf. später nach Rollenspiel&Gesellschaft verschieben.
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Offline KhornedBeef

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Was für ein mieser Dreck ey. Also müsste man jetzt auf Jahre jede andere Quelle als vergiftet ansehen und nur noch direkt beim Verlag kaufen, um denen zu helfen?
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Online schneeland

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Ich hab' da selber noch nicht so den Überblick (z.B. keine Ahnung, wie viele Großhändler es in den USA so gibt). Aber direkt beim Verlag kaufen ist sicher erstmal eine gute Maßnahme.
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Offline Smoothie

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naja, direkt beim Verlag kaufen ist eigentlich immer gut für die Verlage (weniger gut für die Rollenspielläden natürlich), aber bei US-Verlagen ist das aus Deutschland wegen der Versandkosten jetzt meist keine Option. (ausser es geht um PDFs)
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Ma tetz

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Ich hab's dann tatsächlich mal in einen eigenen Thread ausgelagert. Erstmal platziert in Pen&Paper - Allgemein. Falls der Bedarf besteht, tief in gesellschaftliche oder rechtliche Aspekte einzusteigen, würde ich ggf. später nach Rollenspiel&Gesellschaft verschieben.

Danke  :d
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Online schneeland

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naja, direkt beim Verlag kaufen ist eigentlich immer gut für die Verlage (weniger gut für die Rollenspielläden natürlich), aber bei US-Verlagen ist das aus Deutschland wegen der Versandkosten jetzt meist keine Option. (ausser es geht um PDFs)

Ja, ich bin jetzt mal von PDFs ausgegangen. Versandkosten aus Übersee möchte man sich m.E. nur bedingt antun und digitale Inhalte generieren beim Verlag ja auch sofort Geld ohne irgendwelche weiteren Aktivitäten.
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Offline Selganor [n/a]

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Das gemeine an der Sache ist ja, dass der Kram den Diamond im Lager hat nicht zum normalen Preis verkauft wird sondern vermutlich extrem reduziert.

Die Rollenspielverlage haben aber schon einen guten Teil ihrer gedruckter Auflage bei Diamond lagern und um neue Bücher nachzudrucken fehlt vielen das Geld (da sie das ja erst durch den Verkauf der Bücher kriegen. Und selbst dann kann es sein, dass die "billigen" Bücher mit denen Diamond den Markt fluten könnte erstmal Verkäufe "abzieht"...
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Offline Grummelstein

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Oh, Diamond ist / war insolvent? Mit Diamond habe ich seit Corona nichts mehr zu tun gehabt. Als die Versandkosten so rasant gestiegen sind, ist mein lokaler Comicbook Dealer bei denen ausgestiegen. Seitdem bekomme ich keine US Comics mehr. Jeden Monat den Katalog zu durchstöbern war schon toll.
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Offline Smoothie

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hat nix mit Diamond zu tun, aber eine hervorragende Quelle für US-Comics (auch Versand) ist Black Dog aus Berlin
https://www.blackdog.de/
Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline Grummelstein

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Und da ist sie direkt auf Seite 1, die gute alte Previews. Nice.
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Offline sma

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Green Ronin hat über Gofundme inzwischen über $30k (von 377 Leuten) eingesammelt, um einen Rechtsanwalt bezahlen zu können, weil ihnen der Verlust von "several hundreds of thousands of dollars" droht.

Die $30k sind 60% der Summe, die sie brauchen, um einen Anwalt zu bezahlen. Auf der Webseite heißt es, sie haben sich mit anderen zusammengetan und eine Kanzlei engagiert, für die dann die Verlage zusammenlegen.



Paizo hat schon vor 2 Wochen erklärt, die Zusammenarbeit mit Diamond eingestellt zu haben, was dazu führt, dass ihre zukünftigen Produkte weder in Läden noch bei Amazon zu bekommen sein werden. Man sollte direkt bei Paizo kaufen oder den eigenen Laden bitten, direkt bei Paizo vorzubestellen. Sie listen 22 Produkte, für das dies erst mal gilt.



So verstehe ich's aktuell: Diamond steht noch mit $41 Mio bei der Chase-Bank in der Kreide. Außerdem müssen sie noch "einige Millionen" für Rechtsanwälte bezahlen. Ursprünglich sollte alles für $72 Mio verkauft werden, der Deal platzte, doch am 14.5. wurde dann Diamond Comics (es gibt diverse Diamond-Tochterfirmen) von Sparkle Pop für $17,5 Mio gekauft, allerdings ohne den Lagerbestand und den will jetzt das alte insolvente Unternehmen verkaufen.

Rollenspielverlage sind übrigens das eine. Bei den Comic-Book-Verlagen droht Dynamite Entertainment über $1 Mio zu verlieren. Insgesammt steht ein "zweistelliger Millionenbetrag" auf dem Spiel.