Autor Thema: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."  (Gelesen 296 mal)

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Offline Grubentroll

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Der Titel ist eher scherzhaft, weil ich eh schon etwas länger damit abgeschlossen habe dass mein "Kopfkino" Grey Box FR schon lange nicht mehr existiert.

Hab nen 13 Jahre alten Sohn der in einer anderen Stadt wohnt, und mich alle paar Monate besucht. Er spielt gerne Computerrollenspiele, und seitdem er den Film gesehen hat, ist er irgendwie auch Fan von Dungeons und Dragons, schaffts aber anscheinend noch nicht ganz seine Freunde zu nötigen das mal zu spielen mit ihm. (Weil wohl keiner Spielleiten mag von denen)

Jetzt hatte er letzte Woche als er mal wieder da war so ein Buch dabei über die FR. Das Buch hieß, "Wie man sich nicht vom Eulenbär fressen lässt". Und das war so lustig quietschbunt, und so unfassbar entfernt von dem was ich als FR im Kopf habe welches ich Ende der 80er als Kampagne ein paar Jahre bierernst geleitet habe, dass ich doch schmunzeln musste.

Und dann musste ich etwas drüber nachdenken, wie irre sich das Setting verändert hat seit damals. Vom ganzen Ton her, der Anmutung, den einzelnen Fraktionen und was die mittlerweile anscheinend alle so machen.

Kennt ihr noch andere Rollenspielsettings die so einen großen Wandel hinter sich haben?
Sehe nur ich das so dramatisch bei den FR?
Seht ihr das eher als gut oder schlecht an, wenn ein Setting sich dauernd neu erfindet?

Offline Streunendes Monster

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #1 am: Heute um 14:23 »
Es ist noch mehr mein D&D.
Es ist nicht mehr (mein) TSR.
Gary ist nicht mehr.
Alles unterliegt einem zu (!) kapitalistischen Wandel.
Dark Sun ist nicht mehr meines.
Ravenloft auch nicht.

Wir sind alt und halten an den guten alten Zeiten fest.
Damals waren die Berge auch noch viel höher und früher war sowieso alles viel früher.

Aber ja, ich fühle das auch.
footprint on the sands of time

Offline Taktikus

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #2 am: Heute um 14:24 »
Neuerfindung? Kommt drauf an. Wenn es nur dem erneuten Absatz dient eher nicht. Es gibt aber immer unterschiedliche Blickwinkel auf die selbe Sache. So gesehen finde ich es gut. Quietschbunt kann auch Spass machen, auch mit 61.
Veni, Vidi, Vomiti

Ich kam, ich sah, ich übergab mich

Offline felixs

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #3 am: Heute um 14:33 »
Die meisten Rollenspiele haben entweder eine große Veränderung über die Zeit (DSA z.B. auch, Midgard in etwas geringerem Ausmaß) oder haben mehrere, parallel existierende Interpretationen von Genre und/oder Spielwelt (Cthulhu, Midgard).

Grundsätzlich hängt die Gefälligkeit der Entwicklung davon ab, was ich lieber mag. Bei DSA mochte ich den Stand auf DSA 3 gern. Die Sachen davor sind mir teilweise zu abgefahren, die Sachen ab DSA 4 sind mir zu neuzeitlich, auch teilweise zu idiosynkratisch. Bei Midgard und Cthulhu hängt es für mich an der Interpretation. "Amerikanisches" ("pulpiges") Cthuhlhu mag ich überhaupt nicht, die deutsche Interpretation gefällt mir (es gibt amerikanische Sachen, die in die "deutsche" Richtung gehen - der wohlwollende Leser versteht mich). Bei Midgard mag ich z.B. die Quellenbücher zu Alba und Moravod, Abenteuer von Gerd Hupperich muss ich meist stark abändern, weil mir viele Sachen nicht gefallen.

Bei den Forgotten Realms fand ich die alte Version schöner.
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Offline nobody@home

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #4 am: Heute um 14:41 »
In Anbetracht all der Zeitsprünge und Umbrüche, die das Setting seit seinem Ersterscheinungsdatum so durchlebt hat, beschleicht mich unwillkürlich ein bißchen der Vergleich zu einem Franzosen aus der Zeit von Napoleon, der "sein" Europa in der EU von heute wohl auch kaum wiedererkennen würde -- in gewisser Hinsicht mag die kanonische Entwicklung der Realms da also schlicht um einiges realistischer sein als die von mit langer Vorgeschichte angelegten Spielwelten, in denen sich über Jahrhunderte und -tausende kaum jemals etwas tut. :)

Grundsätzlich kann man aber natürlich auch heute noch in jeder Epoche Faerûns spielen, für die man Material, genauere Kenntnisse, oder sogar "nur" schlicht die Fantasie zum Ausfüllen von Lücken hat. So stark und omnipräsent ist die Rollenspielpolizei denn doch (noch) nicht aufgestellt, daß die Küstenzauberer sie jedem gleich auf den Hals hetzen könnten, sobald ihnen wer steckt, daß da jemand ihr offizielles Setting "ohne Erlaubnis völlig falsch" spielt... 8]

Online schneeland

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #5 am: Heute um 14:53 »
Kennt ihr noch andere Rollenspielsettings die so einen großen Wandel hinter sich haben?
Sehe nur ich das so dramatisch bei den FR?
Seht ihr das eher als gut oder schlecht an, wenn ein Setting sich dauernd neu erfindet?

Die Sechste Welt bei Shadowrun hat auch einen ziemlichen Wandeln hinter sich. Und hier wie dort gibt es für mich den Punkt, wo ich sage: das holt mich irgendwie nicht mehr richtig ab (Shadowrun: Jahr des Kometen/SURGE, Vergessene Reiche: Jahr des Blauen Feuers/Zauberpest).
Es gibt da m.E. auch kein objektives Gut oder Schlecht, sondern eher Abwägungen. Ändert sich ein Setting zu wenig, läuft es Gefahr, statisch und angestaubt zu wirken, den Zeitgeist zu verpassen und keine/kaum noch Neuspieler zu gewinnen. Ändert es sich zu viel, geht evtl. das Gefühl von Kontinuität verloren und das Setting riskiert, seine Identität und damit auch (manche) Altspieler zu verlieren.
Bei den angesprochenen Settings fiel die Entscheidung offensichtlich eher zugunsten der Neuspieler aus. Es ist da vermutlich auch kein Zufall, dass ich die Settings genau in der Form mag, in denen ich sie in den 90er- und 00er-Jahren erlebt habe. Dass sich das Rad nun weitergedreht hat, ist natürlich für mich persönlich schade. Aber die Leute, die heute 15-25 sind, sind vermutlich froh darum, weil das Produkt so wesentlich besser zu ihren Präferenzen passt als die Version von vor 20 Jahren.
« Letzte Änderung: Heute um 14:57 von schneeland »
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Online Andropinis

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #6 am: Heute um 14:59 »
Tiefgreifende Änderungen bei FR sind ja nicht neu. Zur D&D 4e wurde da auch schon ziemlich umgestaltet mit Spellplague und dem Second Sundering, dann kam noch eine Flut und die Karte von Toril sah danach ganz anders aus. Das ist ja auch schon 15 Jahre oder so her.

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George R.R. Martin

Offline Grubentroll

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #7 am: Heute um 15:10 »
Bei den angesprochenen Settings fiel die Entscheidung offensichtlich eher zugunsten der Neuspieler aus. Es ist da vermutlich auch kein Zufall, dass ich die Settings genau in der Form mag, in denen ich sie in den 90er- und 00er-Jahren erlebt habe. Dass sich das Rad nun weitergedreht hat, ist natürlich für mich persönlich schade. Aber die Leute, die heute 15-25 sind, sind vermutlich froh darum, weil das Produkt so wesentlich besser zu ihren Präferenzen passt als die Version von vor 20 Jahren.
Ich sag ja auch immer, die Kinder von heute müssen da ihre eigenen Dinge finden. Zb bei Musik. Dass meine Söhne wahrscheinlich nicht auf Punkkonzerte gehen werden wie ich früher finde ich schon okay.

Ist nur seltsam, wenn "Das Ding" noch gleich heißt, aber irgendwie was ganz anderes ist.

Online Quaint

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #8 am: Heute um 15:11 »
Na ich würd eher sagen mein Headcanon ist nicht deckungsgleich mit offiziellem Material. Ein gewisser Austausch bzw. das selektiv neue Ideen angenommen werden kann es ja trotzdem geben.
Es gibt aber so paar Sachen, die ich wirklich nicht in meinen FR haben möchte. Das ging schon mit DnD 4e los sehr stark. Aber auch paar neuere Entwicklungen sind so bissle nicht meins.
Das geht mir aber auch mit anderen Spielwelten so, dass ich nicht alles 1 zu 1 übernehme, vor allem wenn es später dazu kommt.

Aber auch in altem Material gibt es immer wieder Dinge, die ich so nicht an meinen Spieltisch bringen würde.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
,___,
[o.o]
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-"--"-

Offline felixs

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #9 am: Heute um 15:23 »
Nebenanmerkung: Finde schon, dass man "Präferenzen" kritisch unter die Lupe nehmen darf. Die fallen ja nicht vom Himmel. Teilweise gibt es ja sogar umgangreiche Erklärungen und Diskussionen dazu. Dazu darf man eine Meinung haben, entweder subjektiv aus dem Bauch oder objektiv begründet, oder beides. Will sagen: Andersartiges muss nicht gleichwertig nebeneinander stehen.
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Offline nobody@home

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #10 am: Heute um 15:25 »
Letztendlich, denke ich, ist das einfach das vertraute Metaplotproblem in alten Schläuchen: wieviel "offizielle" Veränderung will ich wie weit mitmachen, und wie schnell gerate ich ins Abseits, wenn ich das nicht "ausreichend" tue?

Mit ein Grund, aus dem ich seinerzeit die Known-World-Gazetteers so mochte, war denn ja auch, daß sie alle den Status Quo verschiedener Gegenden Mystaras zu ganz offiziell demselben Zeitpunkt beschrieben haben und die Weiterentwicklung der durchaus vorhandenen Potentiale und Spannungen den individuellen Kampagnen überließen, ohne sich groß in höchstverbindlichen Vorgaben für die Zukunft zu verlieren. In den Realms war damit spätestens Anno Avatar-Krise Schluß.

Offline Nachtfrost

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #11 am: Heute um 15:57 »

Dark Sun ist nicht mehr meines.


Ftfy.

Am härtesten ist für mich die Entwicklung bei Shadowrun. Natürlich ist ein Near-Future-Setting in der Gefahr von der aktuellen Entwicklung überholt zu werden und ich verstehe warum die Entwicklung der Hintergrundwelt weiterging und mit jeder neuen Edition die Jahreszahl nach oben korrigiert wurde.
Aber als Spieler der 2.01E fremdele ich extrem mit der Wireless Tech und der AR, Otakus und dem ganzen neumodischen Kram  :korvin:
Für mich bleibt Cyberpunk immer wie die Illus aus den Regelwerken der 90er: Neon, Kabel von der Smartwaffe zur Buchse am Handgelenk und Decker eingestöpselt am Terminal. Eine Extrapolierung der 80er in die Zukunft...
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

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Online Johann

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Re: "Das ist nicht mehr mein Forgotten Realms..."
« Antwort #12 am: Heute um 17:11 »
Für mich bleibt Cyberpunk immer wie die Illus aus den Regelwerken der 90er: Neon, Kabel von der Smartwaffe zur Buchse am Handgelenk und Decker eingestöpselt am Terminal. Eine Extrapolierung der 80er in die Zukunft...

Das ist für mich genauso. Ich habe mir letztes Jahr Cyberpunk 2020 schenken lassen, denn das will ich tatsächlich spielen.  8) Es ist dann halt Retro-Science Fiction (aber das liegt ja durchaus im Trend -- siehe den neuen Fantastic Four-Film).

Nur wenn CP2020 dann heile Welt ist im Vergleich zu heute, dann wird es schräg... :-\
Im Reich der Nibelungen ist eine Spielwelt mit eigenwilligen magischen Gesetzen für Swords & Wizardry Continual Light. Mehr dazu bei Blogger und DriveThruRPG (dank Fans auch auf Französisch & Englisch).
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