Noch mehr zu Electric Bastionland im Allgemeinen, nicht nur zu meinem Abenteuer:
Es spielt sich extrem flott: Auf Cons sind bei mir alle nach 20 Minuten startklar -- und zwar ohne vorgefertigte Charaktere! Und auch im Spiel geht alles ruck-zuck: Kein langes Suchen auf dem Charakterbogen oder in den Regeln - die passen auf eine halbe DIN A4-Seite - und knackige Kämpfe, ähnlich wie bei Mausritter, einem anderen Spiel aus der Into the Odd-Familie.
Es ist tödlicher, als ich dachte: Allein bei Verschollen im Archiv des KfK (siehe oben bzw. Link in der Signatur) ist an 13 Spielabenden mit 11 Gruppen durchschnittlich ein Charakter pro Abend umgekommen. Mal keiner, mal einer, manchmal auch mehrere. Aber dank der flotten Charaktererschaffung ist man in fünf Minuten wieder am Start.
Die verrückten Eigenschaften und Ausrüstungsgegenstände der Charaktere führen zu Kreativität und je Menge Überraschungen: Einmal hatten wir einen Charakter, der intuitiv den Namen aller Personen wusste, denen er begegnete -- und das wurde weidlich ausgenutzt, um diverse Bluffs zu unterstützen. Ein andermal konnte ein Charakter auf elektrisches Licht zu schweben -- in einem riesigen und beleuchteten Dungeon extrem nützlich! Das hat mehrere Fallen usw. ausgehebelt, was einen Riesenspaß war!
Einige Spieler meiner Stammrunde, mit der ich Electric Bastionland bisher ein halbes Duzend mal gespielt habe, beklagen indes die mangelnde Tiefe der Charaktere: Mechanisch tut sich da nicht viel und coole Ausrüstungsgegenstände verbrauchen sich u.U., so dass ich diesen Kritikpunkt nachvollziehen kann.
Als Spieler habe ich es auf einem Con als sehr albern erlebt, aber in meinen eigenen Runden gab's zwar viel zu lachen, aber es fühlte sich nicht wie Toon oder Comedy an: Der Autor Chris McDowall propagiert ja auch echte Konsequenzen (Narben, Misserfolge usw.) und so spielt es sich m.E. auch. Der Humor ergibt sich aus dem surrealen Setting und den bizarren Karrieren.
Ich persönlich weise auch auf surreale Elemente hin, wie z.B. die unergründlichen Öffnungszeiten des KfK, damit das kein Ratespiel wird ("wie mag die SL das wohl meinen"):
"eine drei Meter breite Bronzetafel, auf der in winzigen Lettern die unergründlichen Öffnungszeiten des KfK stehen. Die Chance, dass es gerade geöffnet ist, liegt bei 50%. Nachts liegt die Chance bei 5% (›Nacht der Behörden‹). Ansonsten patrouillieren zwei verrohte Nachtwächter: 3TP, Knüppel (W6)"
Ich finde das Spiel ideal für Cons und Oneshots sowie gleichermaßen geeignet für Neulinge und Veteranen.
Ob es auch eine (etwas) längere Kampagne trägt, probiere ich gerade mit meiner Stammrunde aus: mit Electric Bastionland + Buddelsee (ein systemunabhängiger Hexcrawl) + Pirate Borg (für ein paar Tabellen & Monster) + Lilliputian (für die Seekampfregeln). Ich habe selten so einen wilden Mix geleitet, aber bisher läuft's ganz gut!