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Charaktererschaffung ohne Balancing
Gast:
Wie gesagt, eine "gerechte" Verteilung von "Spotlight-Zeit" halte ich auf Grund von rein menschlichen Fejlern nicht für praktikabel. Und mit reinwerfbaren "ich bin aber dran" Punkten ist dem stillen Kerl in der Ecke (der nur aufwacht, wenn es was zum kapputthauen gibt, dann aber aufdreht) nicht geholfen.
Mal abgesehen davon, dass ich als Spielleiter den Anspruch habe, keine verdammte Jukebox zu sein, die macht, was man ihr sagt.
Ein System, dass alle Spieler mit den gleichen Ausgangspositionen ausstattet ist imho fairer, läßt (meistens) genau so viele Möglichkeiten offen (gut, wenn man unbedingt einen Drachen spielen will wird's schwer) und ist meistens auch übersichtlicher.
Obwohl, eine Zeit lang habe ich als Spielleiter Charakterhintergrund bewertet und dafür Bonus-CP veteilt- der Charakter besser ausgearbeitete Hintergrund war auch technisch besser. Das ist auch eine Form von unbalancierter Charaktererschaffung (die dafür halt Spielerengagement bewertet).
Damit habe ich aufgehört, weil es zeigte, wie leicht ich manipulierbar war und wie sehr dies eine bestimmte Art von Spieler bevorzugte, bzw. einen Spieler aus meiner Stammgruppe (er war Legastheniker) benachteiligte.
In zwischen verteile ich sogar Erfahrung pauschal für die komplette Gruppe (mit Ausnahme des Anwesenheitspunktes. Wer zu spät kommt, den bestraft das Lebren. Ich hasse Leute, die mich warten lassen)
Schwules Lesbenpony:
--- Zitat von: Durag am 14.09.2004 | 19:13 ---Dieses Spotlight-Balancing kann man aber schlecht durch Regeln festmachen, oder gibt es eine ordentliche Möglichkeit, die Spotlight-Zeit und die "Helligkeit" (um mal wieder eine Metapher überzustrapazieren) des Spotlights sinnvoll zu bewerten?
--- Ende Zitat ---
Hm, ich würde sagen, dass Regelsysteme die dem Spieler mehr als nur die Actor Stance, also auch Author oder sogar Director, anbieten und den Zugriff darauf regeln, zumindest vom Regelsystem her, allen Spielern dieselben Möglichkeiten geben, soweit ins Spotlight zu gehen, wie sie es wünschen.
Pool z.B. regelt das sehr schön, so etwas gibt es aber auch bei anderen Spielen (Donjon ist da wahrscheinlich auch ein Paradebeispiel, hab ich aber noch nicht gespielt.) Universalis sollte auch erwähnt werden, weil es die Regelseite hervorragend löst, auch wenn es vom 'klassischen' Rollenspiel sehr weit weg ist.
Bitpicker:
--- Zitat von: Grungi am 12.09.2004 | 18:47 ---Was haltet ihr von einer Charakter Erschaffung in dem das Balancing komplett wegfällt. Also einem System in dem man z.B. die Attribute eines Charakters so gut machen kann wie man will, und die glaubwürdigkeit der charaktere und deren macht dem SL und den Spielern überlässt.
Ich glaube mit der richtigen gruppe kann man mit so einem system viel stimmigere Charaktere machen, da minmaxing flach fällt.
Klar ist dass es nicht für jede Spielgruppe geeignet ist.
Your turn!
--- Ende Zitat ---
Benutze ich ausschließlich, weil mein eigenes System so ist und ich alle Spiele dahin konvertiere. Es ergibt erfahrungsgemäß viel glaubwürdigere, weil ausgefeiltere Charaktere und reduziert das Minmaxing sogar, weil es keinen Reiz gibt, das Beste aus den Regeln zu machen.
Robin
Lord Verminaard:
Tja, mit dem Spotlight ist das so eine Sache: Einige Spieler sind eben aktiver, eloquenter, kreativer, besser vertraut mit dem Setting, besser vertraut mit den Regeln, taktisch klüger, haben ein höheres Geltungsbedürfnis und neigen dazu, ihre Mitspieler zu überfahren. Diese Gefahr besteht wohl unabhängig davon, wie die Erzählgewalt genau verteilt wird. Bei The Pool wird sicherlich nicht jeder Spieler seinen Monologue of Victory gleichermaßen auskosten. Ich kann auch einem Spieler, der eigentlich gerade die Erzählgewalt hat, in die Parade fahren, etc.
Selbst wenn die Regeln ein "Recht" auf Spotlight Time beinhalten, muss dieses Recht von dem Spieler immer noch eingefordert werden. Manche Spieler sind aber vielleicht gar nicht so interessiert an Spotlight Time, während andere ein extremes Bedürfnis danach haben. Als SL versuche ich schon, jede Spielerin mal in den Mittelpunkt zu rücken, aber manche nutzen das halt ausschweifender als andere, und das ist auch richtig so. Einmal wollte ich bei Star Wars einen Charakter zum Captain eines Sternenkreuzers machen, doch die Spielerin bat mich, es nicht zu tun. Jeder wie er mag.
Ich glaube allerdings nicht, dass ein Ballancing auf der Ebene der Charakter-Werte (im Sinne von Fähigkeiten) geeignet ist, diese Unterschiede zu relativieren. Meiner Erfahrung nach hängt das Spotlight nicht so sehr davon ab, wer die besten Werte hat. Natürlich, in einer Kampfsituation glänzt vor allem der, der nun mal der beste Kämpfer ist. Da ist es mir als SL aber meistens noch geglückt, jedem eine seinen Fähigkeiten entsprechende, bedeutsame Aufgabe zukommen zu lassen.
Beispiel: Der Jedi auf dem Gang schnetzelt 20 Sturmtruppen, ohne mit der Wimper zu zucken. Währenddessen ringt der junge Senator im Kontrollraum verzweifelt mit dem imperialen Offizier, der den Notruf auslösen will, und schafft es, ihn hinzuhalten, bis der Jedi eintrifft. Wer hat nun das bessere Spotlight gehabt?
Beispiel II: Eine Spielerin spielt in Kampagne 1 ein Kind und in Kampagne 2 eine knallharte Kopfgeldjägerin. Jetzt ratet, welcher Charakter mehr Spotlight hatte. Richtig, das Kind. Obwohl die Kopfgeldjägerin ne echte Kampfsau war und die Spielerin sie auch schön hart und zynisch gespielt hat. Aber dafür hat das Kind, das im Kampf fast komplett nutzlos war, jede Menge Mist gemacht und oft die anderen SCs darin verstrickt.
Fredi der Elch:
--- Zitat von: Lord Verminaard am 15.09.2004 | 13:27 ---Selbst wenn die Regeln ein "Recht" auf Spotlight Time beinhalten, muss dieses Recht von dem Spieler immer noch eingefordert werden.
--- Ende Zitat ---
Das ist allerdings noch kein Grund, das Recht nicht in die Regeln zu packen, oder? Ich meine, hierzulande darf auch jeder wählen, muss dazu aber erst mal hingehen (als das Recht einfordern). Kein Grund wieder die Diktatur einzuführen, oder?
Natürlich hast Du Recht: ob die Spieler das dann machen oder wollen ikst eine andere Frage. Aber trotzdem kein Grund (siehe Nichtwähler). Es ginge beim Spotlight-Balancing eher darum, die "übermäßigen" Spieler etwas zu bremsen und die Stillen etwas zu fördern. und das halte ich für sehr sinnvoll. Denn wer hat nicht dem Gruppenkasper schonmal sagen wollen: "Schnauze, du bist nicht dran!"? Also ich schon und Spotlight-Regeln würden das unterstützen.
--- Zitat ---Ich glaube allerdings nicht, dass ein Ballancing auf der Ebene der Charakter-Werte (im Sinne von Fähigkeiten) geeignet ist, diese Unterschiede zu relativieren.
--- Ende Zitat ---
Absolut deiner Meinung. Da müssen extra Spotlight-Regeln her. Etwa wie der Ansatz von Primetime Adventures. Wenn ich es doch noch schaffen sollte, ein 24h RPG zu schreiben... ::)
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