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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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Azzu:
Keitaro erwiederte die Blicke des Neuankömmlings mit starren, glasigen Augen, ohne wegzusehen, ohne zu blinzeln. Der Baron sah nicht so aus, wie er sich den Mann vorgestellt hatte. Ganz und gar nicht. Kaum älter als Kiritan.

Schließlich senkte er sein Haupt, kniete nieder, ein Knie den Boden, eines seine Stirn berührend. Die Scharniere der antiken Rüstung ächzten leise ihren Protest. Es war selbst unter den Li Halan kaum noch üblich, dass ein Ritter vor einem Lord niederkniete, der nicht sein Lehnsherr war, aber Keitaro schätzte die alten Traditionen. Jedenfalls konnte es nicht schaden, Respekt zu zeigen. Er verharrte einen Moment, schnellte dann wieder auf die Füße, als würde er das Gewicht der Panzerung kaum spüren. Sofort suchte er wieder Blickkontakt mit seinem Gegenüber.

"Mein Lord Enkidi, Ritter Li Halan Evandi Keitaro Taurus, zu Euren Diensten. Möge das Licht der Heiligen Flamme Euren Weg erhellen, wohin er auch führen möge." Eine weitere Neigung des Kopfes. Die Stimme des Lextiusritters war leise, fast sanft, wollte nur schwerlich zu seinem martialischen Erscheinungsbild passen. "Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, dass Ihr so kurzfristig Zeit für mich finden konntet. Ich bringe Nachricht für Euch von meiner Heimat Kish; Bischof Quintus Bhaskar hat mich gesandt..."

Ein bedächtiger Schritt nach vorne.

Keitaros Nackenhaare stellten sich auf. Ein plötzliches Gefühl der Kälte breitete sich in seinem Körper aus, erfasste seine kybernetische Muskulatur und Haut bis in die Zehenspitzen. Ein zischendes Flüstern fauchte durch seinen Kopf. Naraka Kaori war zurück. Aber es war keine menschliche Zunge, die er sprach. Der Ritter kämpfte mit dem Ensetzen.

Konzentration!

"Wie es scheint, haben Euer Lordschaft und seine Exzellenz einen gemeinsamen Bekannten..." Ein leichtes, kaum merkliches Zittern in der Stimme. "... einen Vater Septimus vom Orden der Eskatonier."

Enkidi Li Halan (N.A.):
Er nahm den Kniefall leicht irritiert, aber mit einem weiteren Nicken entgegen. Schenkte dem Gast seinerseits eine maßvolle Verbeugung und faltete die Hände hinter dem Rücken zusammen.

Erstaunlich. Da war er in der Tat, der strahlende Ritter. Er studierte für einen Augenblick seine Züge, dann musterte er ihn eindringlich, von Kopf bis Fuß. Die Rüstung, die er trug, war von formidabler Kunstfertigkeit, wahrlich prachtvoll, und sicher ein Vermögen wert. Nur die Farbe... nah, nur Li Halan kamen auf die Idee eine Rüstung in glänzendem Weiß zu tragen. Perfekte Zielscheiben auf dem Schlachtfeld. Und zur Not hatte man immer etwas weißes, wenn es daran ging sich zu ergeben. Erbärmlich.

Seine Gestalt war beeindruckend, sicherlich ein Kämpfer der es sich verdient hatte, in diese Rüstung gesteckt worden zu sein. Aber keine unmittelbare Gefahr.
Oder doch...? Als sein Blick die gekreuzten Schwerter des Lextius-Ordens und den Rosenkranz um seinen Hals registrierten, zuckten kurz seine Mundwinkel. Sein Pulsschlag erhöhte sich und Spannung sammelte sich in seinem Körper. Er fluchte innerlich und spürte ein Kratzen auf seiner Brust. Kühler Stein auf erhitzter Haut.

"Ich heiße Euch in diesen ...beschaulichen Hallen willkommen, Sir Keitaro. Möge das Licht des Einen auch Euch begleiten, und von der Reinheit Eurer Seele mannigfaltig zurückgeworfen werden." Orthodoxer Kanon in Bestform. Er sprach langsam, fast zäh, aber es gelang ihm dennoch die Worte über die Lippen zu bringen.
Der Rest der Konversation begann vielversprechend, übliche Floskeln, nach deren Austausch und höflicher gegenseitiger Respektsbekundung man sich für gewöhnlich schnell aus der Affäre ziehen konnte, zurück zu wichtigeren Angelegenheiten. Aber der Li Halan überraschte ihn und kam ohne Umschweife zum Punkt. Das machte ihn fast sympatisch.

Sein Blick huschte kurz zu Megan die, ungebeten und damit entgegen jeder Etikette (nicht dass er sich darum scheren würde), noch immer im Raum weilte. Septimus. Er kannte den Namen. Und er war sofort alarmiert. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er trat einen Schritt auf den Li Halan zu.

"Was ist mit ihm?", fragte er schroff. 

Azzu:
Die unmenschlich verzerrte Stimme Kaoris schwoll zu einem donnernden Crescendo im Kopf des Kirchenritters, der sich anstrengen musste, seinen Gesprächspartner zu verstehen. Die Kälte, die Besitz von seinen Implantaten ergriffen hatte, nahm an Intensität zu, ließ seine Finger taub werden. Keitaro schloss für einen Moment die Augen und fokussierte seine Gedanken auf die Vorstellung einer einzelnen, züngelnden Flamme. Wärmend. In der Stille knisternd.

"Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt."

Keitaro öffnete die Augen, begegnete der Grimasse des Misstrauens mit der Andeutung eines Lächelns. Die Erwähnung von Vater Septimus hatte einen Nerv getroffen. Offenbar war der Baron nicht erfreut, den Namen zu hören. Hatte es nicht geheißen, er sei ein Freund des Priesters? Er verhalte sich seltsam, hatte Commander Lindsey gemeint. Konnte es daran liegen? Oder denkt er, ich stünde im Dienst der Inquisition? Soll er...

"Aber bevor er verschwand, sandte eine Botschaft nach Kish, die Bischof Bhaskar in hohem Maße alarmiert zu haben scheint. Septimus spricht vom gewaltsamen Verlust eines bedeutenden Heiligtums..."

Er schluckte, musterte sein Gegenüber durchdringend. Septimus hatte auch geschrieben, dass Keitaros Bruder bei der Verteidigung des Heiligtums gefallen war. Bis zuletzt hatte Keitaro gehofft, die Nachricht des Eskatonikers würde sich als falsch erweisen. Aber hier war der Baron, wie in dem Brief vorausgesagt. Das beweist noch nicht, dass Kiri tot ist! Wieviel wusste Enkidi von diesen Vorgängen?

"... auf Malignatius." Reine Spekulation. In dem Brief war der Planet im Sternenreich des Hauses Decados mit keinem Wort erwähnt. Aber Kiritan war zuletzt dort gewesen, zu Besuch bei Tante Helena. Bitte, sag dass es nicht Malignatius war!

Die Flamme begann zu flackern.

"Aber sofern ich die Botschaft richtig interpretiere, solltet Ihr darüber bereits bescheid wissen, mein Lord."

Enkidi Li Halan (N.A.):
Die Miene des Barons verschloss sich mit jedem Wort Keitaros mehr, bis das Gesicht mehr Ähnlichkeit mit einer Maske hatte, als mit etwas lebendigem.
Septimus... der Priester aus dessen Hand er das Amulett entgegen genommen hatte. Er versuchte sich an die Worte zu erinnern, die er ihm auf den Weg mitgegeben hatte, aber er hatte sie zu dem anderen gesprochen. Und diese Erinnerung heraufzubeschwören, war riskant.
Andererseits war es bedeutungslos. Das Amulett hatte seinen Weg zu ihm gefunden, und dort würde es bleiben.

"Ein Heiligtum? Auf Malignatius?" Seine Überraschung war gespielt, aber überzeugend.
"Verzeiht, Sir Keitaro, aber ich fürchte dergleichen ist mir noch nicht zu Ohren gekommen. Wie auch – wir sind weit weg von den Grenzen des Hoheitsgebiets der...Mantis." Viel zu weit.
Er wandte sich von seinem Gast ab und trat vor das große Panoramafenster. Seine Gestalt spiegelte sich bleich auf dem mehrere Zoll dicken Glas, das den Raum vor der tödlichen Kälte des Alls schützte.

"Selbstverständlich ist eine solche Tat in höchstem Maße verwerflich... aber ich bin mir sicher, dass der Schöpfer die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wird. Ich hingegen.... kann Euch in dieser Angelegenheit nicht weiter behilflich sein, Sir Keitaro." Er drehte sich zu ihm um und lächelte dünn. "Zu meinem großen Bedauern."

Uriel:
Uriel musste schon öfter als ihm lieb war Anghörigen sagen, dass sie einen geliebten Menschen verloren hatten, aber er wusste, dass der Tag, an dem es ihm nichts mehr ausmachte solche Botschaften zu überbringen, der Tag sein würde, an dem er den Orden verlässt.
Der Amaltheaner wusste nun auch, dass die Gerüchte über die Kossacken falsch waren. Er hatte in den Augen dieses Mannes Schmerz gesehen.
"Falls Ihr mich braucht, Herr, zögert nicht... Zu jeder Tag und Nacht Zeit." Uriel nickte dem Adjutanten des Hauptmanns zu, als Zeichen, dass er bereit war ihm zu folgen.

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