Autor Thema: [Tag 3] Raumstation Bazaar  (Gelesen 19837 mal)

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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[Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #50 am: 26.06.2005 | 02:31 »
Megan. Hatte er von ihr geträumt? Enkidi blinzelte.

Er richtete sich auf, rutschte ein Stück auf der Bank zu ihr herüber und nahm ihre Hand. Mochte der Garten Augen und Ohren haben – es war ihm egal. Sollte alle Welt wissen dass er sie liebte.

Ich kann meine Seele nicht in der Dunkelheit verlieren, denn sie gehört bereits ihr. Sie hält sie fest in ihren Händen, so dass sie mir nicht mehr entgleiten kann. Und nach Nächten wie dieser, wenn ich selbst den Weg nicht mehr kenne, muss ich nur in ihre Augen blicken und sehe mich selbst darin, meine Seele, dort wo sie hingehört.

Aber war das wirklich so? Was gestern geschehen war – wie sehr musste Megan darunter gelitten haben.
Wenn er so weiter machte würden eines Tages, wenn er wieder einmal völlig zerstört zu ihr zurück kroch, ihre Augen leer sein und ihre Hände kalt. Der Ort, an dem seine Seele Schutz fand, würde nicht mehr existieren. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Dunkelheit sie zerreißen würde und ihre Fetzen für immer in der unendlichen Leere zwischen den Sternen verloren wären.

Was sollte er tun? Hier saß sie nun vor ihm, wieder einmal, und er dankte allen Engeln dafür.
Eine neue Chance vielleicht, die er so wenig verdiente wie all die hundert zuvor. Sie um Verzeihung zu bitten, würde nichts an dem ändern was geschehen war und Worte nutzen sich ab, wenn man sie zu oft gebrauchte. Sie nicht um Verzeihung zu bitten würde bedeuten den gestrigen Tag kommentarlos abzuhaken und das, was sie seinetwegen durchgemacht hatte einfach zu übergehen.

Es konnte so nicht weitergehen. Bitte, Herr, bitte, es darf so nicht weitergehen.
Er strich über ihre schmale Hand, und senkte seine Stirn auf ihre Finger.

"Wie hälst du es nur mit mir aus?", murmelte er.   

Gleich würde es sich entscheiden. Zog sie die Hand fort, war alles verloren. Verharrte sie, gab es noch Hoffnung.

Er spürte die Wärme ihrer Haut, sie tat gut, drängte sie Kälte in den eigenen Fingern zurück. Da war ein feiner Geruch von Mandelblüten und Seife, die seidene Weichheit der Fingerspitzen, ganz anders als auf der Azara, wo ihre Hände oft rau waren und nach Maschinenöl rochen.
»So ist das nunmal an Bord eines Schiffes«, sagte sie dann schnippisch, »keine Zeit für Maniküre, Eure Lordschaft.« Fast hätte er gelächelt und spürte eine warme Woge der Liebe und Vertrautheit durch seinen Körper strömen. Ihre Hand ruhte in der seinen, die viel größer war, und rau,

und verbrannt.
Und schmerzte.

Zum ersten mal an diesem Tag war er wieder da, der Schmerz, und für einen Sekundenbruchteil war es, als würde die Hand auflodern, dort, wo Megan sie berührte, und auch seine Stirn auf ihrem Handrücken brannte, als würde ein glühendes Eisen darüber gezogen.
Fast hätte er die Hand weg gezogen, da hörte es auf.   
Und zeitgleich quoll ein anderer Gedanke wie schwarze Tinte in sein Bewusstsein.

Megan.
Sie hat das Artefakt.

Da war es, das Bild, und er fragte sich, wie es jemals nicht da gewesen sein konnte. Das Artefakt.
Sie hat es genommen.

Sein Mund wurde trocken, als füllte ihn eine unsichtbare Hand mit kosmischem Staub.

Das Artefakt. Er hatte davon geträumt und gleichzeitig war es mehr als ein Traum gewesen.
Enkidi schluckte schwer, presste die Augen zusammen.

Das Artefakt. Es gehörte nun zu ihm, sie durfte es nicht haben.
Blut schlug in einem dumpfen Rhythmus gegen seine Trommelfelle.
Dann, plötzlich, war da der Nachhall von Worten.

ich habe ihm etwas geschenkt, driftete aus der Erinnerung an die Nacht empor.
Nikolajs Stimme.
es wäre möglich, dass dich die auswirkungen dieses tausches in zukunft etwas beeinträchtigen.

Er kannte dieses Gefühl. Dieses Verlangen. Dieser brennende, unstillbare Durst.
Was war geschehen? Was hatte Nikolaj getan?

Gedanken schlugen über ihm zusammen, Gedanken die Worte bilden wollten.
Megan, hast du das Artefakt bei dir? Kann ich es sehen? Gib es mir. Gib es mir. Es gehört mir.
Ich will es haben, Megan, gib es mir, sonst nehme ich es mir, das Artefakt, hast du es bei dir?
Enkidis Lippen zitterten.

NEIN! Reiß dich zusammen, befahl er sich, Augen und Lippen zusammengepresst.
Schloss mit einem Aufbäumen seines Willens die Tore der Kammer, aus der die Gedankenflut herausgebrochen war. Schluckte, gab ein leises Keuchen von sich, das auch ein Schluchzen hätte sein können.

Etwas geschah mit ihm. Und der andere war dafür verantwortlich.
Noch bevor ihm Megan vergeben hatte, war er drauf und dran, alles noch schlimmer zu machen.

Nein. Diesmal nicht. 

"Megan...", sagte er mit rauer Stimme. Hast du das Artefakt?

"Ich – brauche Hilfe."
« Letzte Änderung: 26.06.2005 | 15:33 von Enkidi Li Halan »

Denize Noy

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[Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #51 am: 26.06.2005 | 15:37 »
Überrascht zuckte sie zusammen.
Das war gemein gewesen, ihm alle freundschaftliche Sorge abzusprechen. So deutlich hatte er noch nie darauf hingewiesen, aber... Sie waren Partner. Er fragte nie, ob sie ihn brauchte. Er war einfach immer da. Wie ihr hellerer Schatten. Und sie hatte sich bisher noch nicht mal Gedanken drüber gemacht, ob es berechtigt war, ihn einfach als Selbstverständlichkeit in ihrem Leben hinzunehmen. Hatte sie ihm irgendwann mal gedankt? Ja, dauernd. Für alles mögliche, vor allem Kleinigkeiten. Irgendwie waren große Worte nie nötig gewesen. Oder war es nicht insgeheim auch eine Art Diskriminierung?

Verlegen strich sie endlich die lästige Strähne hinters Ohr und seufzte - resigniert: „Ja. Nein. Passt schon. Danke... Ich weiß noch nicht... Ich komm drauf zurück.“

Verdammt, wenn er so abging bei ihrem Anblick, wie sah sie dann grade aus? War wohl besser, sich mal zu nem Grinsen durchzuringen, auch wenn es nur eine etwas schiefe Grimasse wurde. Sie sollte sich wirklich Zeit nehmen, die Sache durchzudenken. In aller Ruhe, wenn die verwirrende Leere in ihr sich verflüchtigt hatte.

Offline Elantil Enbaran

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[Tag 3] Allgemein
« Antwort #52 am: 29.06.2005 | 10:17 »
Ein helles, vollständig schattenloses Leuchten erfüllte den Raum. Grelles Licht, wohin man sah. Zwei schatten rangen miteinander. Ein ewig währender Schlagabtausch. Mal hatte der eine, mal der andere die Oberhand. Ihr Reigen dauerte fort. Die Unendlichkeit und Sinnlosigkeit des ganzen hatte erst begonnen. Sie führten ihren Tanz auf und sie starrte wie gebannt darauf. Die Zeit, so es sie gab, schien stehen geblieben zu sein. Schlag auf Schlag erfolgte. Wieder und wieder. Immerfort. Mal verschmolzen die Schatten, dann trennten sie sich wieder, nur um dann wieder im Ringen miteinander wieder zu verschmelzen.

Für sie gab es nur noch schwarz und weiß. Weiß war alles, und Schwarz war nichts. Nichts außer dem Reigen. Ein Kampf um das Licht. Doch warum kämpften dann nur die Schatten?

Plötzlich löste sich alles in Farben auf. Wild wirbelnde Farben zu dumpfen Klängen. Schneller und schneller drehten sie sich. Schwarz und weiß war verschmolzen und in zahllose Farben explodiert. Die Klänge wurden lauter und schneller. Dumpfer und hämmernder. Etwas in ihr raste. Dem schnellen dumpfen folgend. Wieder schien die Zeit keinen Anspruch zu erheben. Es dauerte fort. Sie verlor sich in den Farben und Klängen. Wurde eins mit ihnen. Wurde aufgenommen. Wurde wieder ausgespieen.

Auf ein bizarre Ebene. Ein riesiges Insekt. Starr. Gift versprühend auf alles in seiner Nähe. Viele kleine Insekten die das Gift gierig aufnahmen. Kleine Tiere, die versuchten dem Gift auszuweichen. Ein paar größere Tiere. Zwei Löwen schlichen um sie rum. Drängten sie weg von dem Insekt. Drängten sie weiter und weiter.

Dann wieder ein grelles Licht. Sie stöhnte auf. Begann alles wieder von vorn? Stimmen. Konturen.


„My Lady“ geht es Euch gut? Ein Amaltheaner?

Verwirrt schaute sie sich um. Was war geschehen? Wo war sie? Einer ihrer Diener erschien in ihrem Blickfeld. Sie fokussierte Ihn.
„Bring mich hier weg!“ war alles was sie heiser sagen konnte. Danach fiel sie in tiefe Dunkelheit. Endlich.
« Letzte Änderung: 29.06.2005 | 23:29 von Enkidi Li Halan »
Sprach der LiHalan Herzog zum orthodoxen Erzbischof: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm."

Elantil Enbaran, danke Enkidi LiHalan http://www.byzantiumsecundus.com/elantil_color.jpg

Offline Azzu

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Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #53 am: 29.06.2005 | 22:56 »
Eine Weile lang hing seine ausgestreckte Hand regungslos in der Luft. Wie eine unfertige Brücke. Schließlich zog er sie zurück und vergrub beide Hände in den Jackentaschen. Nicht der richtige Zeitpunkt. Denize war vor der Berührung beinahe zurückgewichen.

Was mochte die Vincent-Kreatur ihr angetan haben? Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, den Mwerron nicht zugehört hatte. Immerhin. Langsam kehrte sie wieder zu ihrem üblichen Selbst zurück. Ein ungehaltenes Seufzen. Gewohnte Reaktion auf die meisten seiner Verhaltensweisen.

Ja. Nein. Gute Antwort.

"Du bist nicht alleine," stellte er laut denkend fest. "Es sei denn, du willst es so."

Jack Hawkins

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Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #54 am: 1.07.2005 | 23:00 »
Plötzlich kippte der Stuhl neben Jack um und Monn war verschwunden.
Sein Kiefer klappte herunter. "Was zur Hölle....?"
Dann entschied sein Körper, dass er vielleicht auch etwas unternehmen sollte und jagte eine Ladung Adrenalin in seinen Kreislauf.
Jack sprang auf, griff nach seiner Waffe, und stolperte dabei halb über seinen eigenen Stuhl. Er schwankte, fluchte, und hastete hinter Monn her.

Nach ein paar Schritten klinkte sich sein Gehirn wieder ein.
Augenblick.
Da waren keine Schreie. Kein Kreischen. Keine Schüsse, kein Lärm, nichts.
Nur das Säuseln einer künstlichen Prise und dem Plätschern von Wasser, das friedlicher nicht hätte sein können.
Jack hielt inne.
Wusste der Himmel, was in den Ukar gefahren war.
Kein Grund für vorschnelles Handeln.

"Ähm...hallo?" rief er in Richtung des Buschwerks vor sich und ging langsam weiter.
"Niz? Monn?"

Er zögerte, lauschte, misstrauisch – ein Ukar sprang doch nicht einfach so los, als hätte ihn eine Rumpfratte in den Allerwertesten gebissen. Oder?
Nichts. Nada. Stille. Entfernte Gespräche irgendwo jenseits der Hecken. 
"Pffft", machte er verächtlich und schüttelte den Kopf. Überreagiert.

Die Waffe in der Hand war keine gute Idee, also steckte er sie wieder weg. Er umrundete die Sträucher und kam zu einer weiteren Sitzgruppe, ähnlich der ihren, aber mit nur zwei Stühlen und gänzlich umgeben von violett blühendem Buschwerk.
Monn und Denize standen da, reglos, beide so bleich wie die Marmorstatuen, die hier überall herumstanden. Er, weil er so bleich war, und sie... – etwas war vorgefallen. Niz' Gesicht war verschlossen, so unzugänglich und abweisend wie die rätselhaften Abbilder der versunkenen Gottheiten, denen sie ihr Leben gewidmet hatte.

Jack platze in eine erwartungsvolle Stille, die sich zwischen den beiden spannte. Da war ein Ausdruck auf Monns Gesicht, den er nicht einordnen konnte, und Sekundenbruchteile später fühlte er sich von dem Blick seiner schwarzen Augen durchbohrt.

"Hey... ist alles in Ordnung bei euch?"


Offline Managarmr

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[Tag 3] Fruehmorgens in den Subsektoren
« Antwort #55 am: 6.07.2005 | 11:49 »
Nach mehreren Metern antrengender Krabbelei, nicht zuletzt deshalb, weil es leise vor sich gehen musste, gelangte Erland an eine Abzweigung. Er folgte seinem Richtungssinn und gelangte kurze Zeit später an eine festgerostete und deshalb offen stehende Irisblende.
Der Raum dahinter lag im Zwielicht einer dumpf und mit einem leisen Summen vor sich hinflackernden rötlichen Notfusionsleuchte.

 Es glich förmlich einer Symphonie in rötlichem Dunkel und Rostbraun, jedoch in Moll und Melancholie. Ein sehr enger und verwinkelter Raum, ein vergessener Knotenpunkt von Wartungsgängen. Der Blick des Mönchs schweifte ueber ein Wirrwarr aus abgelegten, obsoleten und vergessenen Teilen, in den Raumecken versinkend in einer trueben Bruehe, angedickt mit Eisenoxiden. Die halbzähen Lachen glichen fast gerinnendem Blut, herausgequollen aus den Einschuessen gleich sinnlos ueber die Wände verteilten Wartungschächten....

Eine Symphonie mit Dissonanzen, denn dort an der Wand blinkte etwas mit bernsteingelbem Licht. Keine Kameras? Langsam und bedächtig, nach einer Lauschperiode und aufmérksamer Betrachtung des Bodens, stieg der Mönch aus dem Schacht. Er zog die Martech aus den Tiefen der Kutte, seine Hand schloss sich nur widerwillig um den Griff, das Zeichen der Inquisition drueckte sich unsanft in die eigentlich harten Schwielen seiner Hände. Einen Erinnerung daran, dass das Ziehen dieser Waffe nicht leichtfertig geschehen sollte, und man sie nicht länger hielt als nötig. Andererseits hatte er auch Avesti kennengelernt, die mit Absicht spitze Dornen in den Handgriffen und auf der Rueckseit des Ka-Öl-Tanks hatten, die sich bei jedem Feuern in ihr suendiges Fleisch bohren konnten...

Mit einem absolut leisen Klicken singnalisierte sie die Entsicherung. Geduckt schlich der dicke Mönch zur nächsten Ecke vor. Er lauschte erneut. Ihm gegenueber, unauffällig hinter einer ölverschmierten schief herabhängenden Gitterblende, schielte eine Konsole hervor. Komplett mit Schirm, auf dem zwei Symbole blickten, darunter etwas mit mehreren Schaltern.
Bingo, Erland! Remigius Aufzeichnungen hatten recht. Die Karten und Dateien waren tatsächlich edititiert, kaum merklich, aber die Wahrscheinlichkeit, das jemand diesen Raum aufsuchte, war danach gleich null. Dennoch störte es das Symmetriebeduerfnis der urspruenglichen Erbauer, welches allen chaotischen Veränderungen dieses jahrhundertealten Ameisennestes trotzte, und noch hier und da zu erahnen war. Vorsichtig und mit einer blitzschnellen Bewegung schaute er kurz um die Ecke. Der eigentliche Raum endete dort nach zwei weiteren Metern, die einzigen Wege hinaus Leitern zu anderen Zwischenböden und -wänden, und weitere Luken, denn der urspruengliche Zugang durch eine Tuer war zugeschweisst. Mehr Muell auf dem Boden, Stoff..
Stoff? Alle Vorsicht fuer einen unbedachten Moment fallen lassend, hastete Erland um die Ecke. Er stellte seine Sachen auf den Boden, und drehte vorsichtig den Körper herum. Die Fasern der Robe protestierten mit einem reissenden Geräusch, als sie sich aus der schmatzenden Umarmung der dem Recycling entgangenen Fluessigkeiten löste. Schwarze teerartige Tränen rannen ueber das von Lachfalten geprägte Gesicht, bahnten sich ihren Weg ueber kaltes Fleisch, vorbei an Glassplittern, die sich vom der Umklammerung der Buegel und ihrer Eigenspannung befreit in das gefallene Gesicht gegraben hatten. NEEEEEEIIIIIIINNNNN!.

Es lief eiskalt und gleichzeitig siedendheiss seinen Ruecken hinunter. Vorsichtig tastete er nach Lebenszeichen in diesem schlaffen Körper, liebevoll hielt er ihn einer uebergrossen Puppe gleich, eine Puppe, deren Glieder schlaff und gebrochen hingen, und die man auf den Muell geworfen hatte.
Er hielt inne. Unmerklich, und doch vorhanden! Leise versank er in die Riten, das heilende Licht suchend. Eine Viertelstunde später hatte sich der Puls verstärkt, es waren jedoch keinerlei Anzeichen von Bewusstsein zu erkennen, die Augen unter den Lidern so verdreht, dass nur das Weisse zu sehen war.
Muehsam begann Erland Remigius schlaffen Körper in den Schacht zu ziehen, aus dem er gekommen war. Quälende, endlose Minuten später war er auf der anderen Seite angelangt, öffnete die Irisblende, und zog ihn heraus. Seine Arme protestierten nun noch stärker. Hier, im minimal besseren Licht untersuchte er Remigius erneut, wischte zärtlich das Gesicht sauber, und desinfizierte mit einer kleinen Flasche die er aus seiner Robe geangelt hatte, die Wunden im Gesicht. Keine weitere Besserung, aber keine Knochenbrueche, nun es musste wohl sein. Er wuehlte eine weiteres Mal in seiner Robe, und zog einen Injektor hervor. Er legte die teure Ampulle ein, und setzte Remigius das Elixier.
Nun, Zeit zu gehen.. Er sammelte die Sachen ein, aber hielt inne. Bei Hombor! Du Esel, Erland!. Die Fusionsleuchte wuerde nicht auffallen, aber die Waffe lag auch noch drueben!
Unter einer Tirade an sich selbst krabbelte er erneut in den Schacht. Schliesslich gelangte er auf der anderen Seite an, schlich zur Ecke, und klaubte seine Sachen aus dem Unrat. Das gelbe Blinken fiel wieder in sein Auge, uebte seine Anziehungskraft aus, wand förmlich seine Augen mit Gewalt dorthin, wurde willkommen geheissen von Neugierde... zwei Schritte nur...

Erland ergab sich und näherte sich vorsichtig der Konsole. Es sah fast aus wie eine kleine Version einer Geschuetzsteuereinheit, wenn er sich recht an die verschiedenen Cockpits erninnerte, die er bereits gesehen hatte. Die Zeichen auf dem Schirm kannte er nicht. Das war kein Lex, ähnelte auch nicht wirklich Suprema, soviel konnte er sehen. Es erinnerte ihn an etwas anderes, aber das konnte nicht sein! Oder?
Darunter lag ein Stapel Plastkarten. Verwundert schaute er die Linien an. Noch verblueffter registrierte er Agni und die Ellipsoiden - eine exakte Systemkarte, mit zeitlichem Muster. Also doch?
Nun versuchte jedoch sein Unterbewusstsein verzweifelt die Verblueffung, Neugier und das Gruebeln zu durchbrechen. Da kommt jemand!. Schockartig kehrte sein Verstand zurueck. Er schaute sich gehetzt um. Die Leiter dort druben sah stabil genug aus, um nicht zu quietschen. Er hastete so leise wie möglich hinauf, und kroch in den nächstbesten waagerechten Schacht. Nach drei Metern hielt er an, das Weiterkrabbeln war nun zu riskant. Er hörte, wie eine Person weiter unten eine andere Leiter herabkletterte, dem Geräusch nach Magnetstiefel, kurz zu lauschen schien, sich verwundert irgendwo kratzte, und dann etwas an der Konsole tippte. Erland hielt den Atem an. Wäre er Avesti, wuerde er wahrscheinlich heraustuermen und alles in Asche verwandeln. Aber das lag so ganz und gar nicht in seinem Bereich. Mal abgesehen davon, das Du Dein Fett dafuer nach hinten bewegen muesstest - eine denkbar unguenstige Ausgangsposition.. Er hielt den Atem an, die Situation war beinahe komisch.

Nach einer halben Ewigkeit, zeitlich strukturiert nur durch sein eigenes Gefuehlt und die von Zeit zu Zeit auftretenden Tippfolgen dort unten, stoppte die Person ihre Arbeit und verschwand leise wieder.
Erland wartete eine halbe Stunde lang, beschäftigt mit Kalkulationen und Inklinationen. Aus den leisen Perioden konnte man eventuell eine Entfernung und Antwortzeit errechnen, wenn es wirklich das war, was er vermutete. Andererseits kannte er nicht die Lesegeschwindigkeit der Person und die Länge der mutmasslichen Anworten. Langsam begann er nach vorne zu krabbeln, immer noch rechnend. Plötzlich quietschte das enge Rohr beinahe jämmerlich auf, ein Geräusch das rasch in eine Art von Knirschen uerberging, das fast von den Metallzähnen eines Golems hätte stammen können. Erland konnte nur noch aufstöhnen, und die Ellenbogen schnell ueber seinen Kopf legen. Dann stuerzte das Rohr herab, und mit dem harten Aufschlag wurde es Nacht.
"Livet kan bara förstås baklänges, men måste levas framlänges" Søren Kierkegaard         
"Meine angenehmsten Ratgeber sind Bücher; denn weder Furcht noch Hoffnung hindern sie daran mir zu sagen, was ich tun soll"
Alfons V. von Aragonien

Bazaar

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Re: [Tag 3] Klerikaler Sektor und Kapelle
« Antwort #56 am: 6.07.2005 | 11:51 »
Mit langsamen Schritten näherte sich eine Gestalt, beinahe umkränzt vom Licht, welches vom Korridor in den Eingang schien. Ein alter Mann, in einer fuer eskatonische Verhältnisse schon prunkvollen Robe. Sie war jedoch eingerissen und verschmutzt, und hatte einen unmerklichen, fast öligen Geruch.  Ein freundliches, aber fast starr wirkendes, verschrammtes Gesicht wurde im Zwielicht der Kapelle erkennbar.
Der Alte schritt weiter, mit keinem Zeichen war zu erkennen, ob er die Anwesenheit anderer ueberhaupt registrierte. Er hielt kurz vor dem Altar an und starrte dann unbewegt nach oben.

Posting of Managarmr

Offline Elisabeth Hawkwood

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Re: [Tag 3] Klerikaler Sektor und Kapelle
« Antwort #57 am: 6.07.2005 | 13:00 »
Unschluessig verharrte die Baronin einen Moment lang halb erhoben. Er wirkt wie in Trance, vielleicht sollte ich ihn lieber nicht stören? Aber er sieht aus als käme er gerade aus einem Kampf oder so etwas. Und sein Gesicht wirkt auch merkwuerdig, auf eine gewisse Art und Weise fast Angst einflössend. Und worauf starrt er da oben? Sucht er nach einem Zeichen des Allschöpfers? Wieso sind Eskatoniker eigentlich immer so unberechenbar?

Sie erhob sich, wobei sie mit Absicht den Fächer gegen eine Bank schlagen liess und ging dann langsam nach vorne zu der unbeweglich dastehenden Gestalt.

"Den Schöpfer zum Gruss, Vater!" Sie verbeugte sich elegant, wobei sie unauffällig den Priester genauer musterte.
"Am Ende Deiner Reise durch die Dunkelheit steht immer das Licht. Die Reise wird zuende gehen und doch einen neuen Anfang bringen." Lextius 40, Omega Gospels   

"När förändringens vind blåser bygger en del vindskydd medan andra bygger väderkvarnar." Mao Zedong

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Sir Lars Trusnikon

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Re: [Tag 3] Arkaden
« Antwort #58 am: 6.07.2005 | 18:23 »
Eine Weile beobachtete er den vorbeifliessenden Strom der Menschen. Die graugekleidetetn Pilger, alle mehr oder weniger schmutzig und muede waren in der Ueberzahl. Einige nervös und uebernächtig wirkende Stationssicherkeitskräfte patrouillerten auf und ab, versuchten hier und dort mit nur mässigem Erfolg etwas Ordnung in die Menschenmassen zu bringen. Die meisten bewegten sich offenbar auf den Kirchenbereich zu.

Ich möchte lieber nicht wissen wie voll es dort mittlerweil sein muss und wie es sich dort drängelt und schiebt schonmal dreimal nicht. Nein danke. ein Grund mehr da nicht hinzugehen. Ich sollte lieber nach einer Aufmerksamkeit fuer die Baroness Ausschau halten. Gar nicht so einfach, das Angebot hier sieht nicht berauschend aus. Blumen sind zu langweilig, Schmuck zu hoch gegriffen. Mal sehen ob ich nicht eher etwas originelles auftreiben kann.

Er bewegte sich, das riesige katzenartige Guernicabiest dicht neben sich nach unten und bewegte sich schlängelnd zwischen den Ständen hindurch, die Rufe der Händler erst einmal ignorierend.

Die Stoffe hier sind zu billig, die sehen nur nach Protz aus, nach mehr nicht, das kommt nicht in Frage. Stationsandenken, um Himmels Willen, bin ich denn ein Pilger? Merkwuerdiger Krimskrams, nein, das meiste ist sicherlich eh nichts wert und kostet viel zu viel. Gibt es keine Gedichtbände oder so etwas? Es muessen doch wirklich genug Adlige hierher kommen, dass sich das lohnt. Es wäre auch einfacher wenn man wuesste was sie so treibt ausser launisch mit anderen Menschen umzuspringen... .
« Letzte Änderung: 18.08.2005 | 18:02 von Sir Lars Trusnikron »

Denize Noy

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #59 am: 7.07.2005 | 21:11 »
"Nein." Denize schenkte Jack ein langes, geschmerztes Lächeln. Auch ihm stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. "Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Lasst uns verschwinden.  Die Botanik hier kotzt mich an."

Damit stapfte sie entschlossen zurück an den Dreiertisch, stürzte ihren kalten Kaffee herunter und ließ ihre letzten Münzen auf die Tischplatte klimpern. Es kümmerte sie wenig, ob der Betrag stimmte. Sie war fertig mit dem Coffee Garden.

Fragend deutete sie am Teich vorbei auf den Ausgang zum Vergnügungsviertel.

Jack Hawkins

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #60 am: 7.07.2005 | 22:43 »
Jack hätte gerne nachgehakt, ließ es aber für den Moment auf sich beruhen. Niz sah nicht aus, als würde sie bereitwillig Auskunft geben. Er zuckte mit den Schultern, schlug sich zufrieden auf den wohlgefüllten Bauch und zündete sich eine Zigarette an.

Der heiße Rauch hinterließ einen angenehm harzigen Geschmack in seinem Mund zurück, der perfekte Abschluss eines Frühstücks, an das er sich wahrscheinlich noch in Jahren würde zurück erinnern können. Wenn sich nicht bald etwas entscheidend an seiner beruflichen Laufbahn änderte. Wenn er nicht endlich aus dieser elenden Pechsträhne herauskäme, die ihm seit Wochen einen Strich durch sämtliche seiner Unternehmungen machte.
Würde sich das Blatt heute wenden? Würden Niz' und Monns kundige Augen einen Schatz enthüllen, einen Schatz, der in seinem Besitz war?

Jack grinste zufrieden in sich hinein, während Niz zahlte und die drei das Coffee Garden verließen. Ja, der Tag hatte gut angefangen. Er hatte es im Gefühl, heute würde sich alles ändern. Jack Hawkins würde einen Schatz besitzen.

Seine Phantasie schlug Kapriolen, während er sich ausmalte, welche Möglichkeiten sich ihm bieten würden. All das Geld, das sich mit dem Verkauf eines echten Artefaktes machen ließe. Yeah. Seine Tage als Weltraum-Tagelöhner waren gezählt. Vielleicht wäre das der Grundstock für eine ganz neue Karriere – er würde Niz und Monn anheuern, sie würden die Spur des Artefaktes zurückverfolgen, denn wo eines war, waren sicher noch mehr. Sie würden ein Schiff mieten und irgendwo auf einem entlegenen Planeten fündig werden, oder noch besser, vielleicht ließ sich ja Commander Lindsey mit ihrem fantastischen Schiff für die Sache gewinnen und gemeinsam würden sie – ja, sie würden reich werden. Jack Hawkins, Artefakt-Händler. Das klang verdammt gut.

Er fing einen Blick von Niz auf, die neben ihm herlief, in sich versunken und stumm, den Blick nach innen gerichtet. Auf einen Punkt jenseits dieses Augenblicks, vieleicht auf die Vergangenheit – oder die Zukunft?
Während sich Jacks Welt gerade vor seinem inneren Auge neu aufbaute, schien ihre zerfallen zu sein. Wie eng lagen manchmal Glück und Enttäuschung beieinander.
Aber Unglück war nicht für die Ewigkeit. Das Leben trat einem in den Arsch, ohne Frage, viel zu oft und viel zu hart, aber egal wie sehr es sich anstrengte, irgendwann war eben der Punkt erreicht, an dem es nicht weiter abwärts gehen konnte.
Und dann – Bingo! – änderte sich von einem Moment auf den anderen alles und man schwamm wieder oben auf. Wie eben jetzt, in Jacks Leben. Vielleicht sollte er ihr das sagen.

Aber eigentlich wusste er ja gar nicht, was vorgefallen war.
Zeit, das zu ändern.

Er hielt es noch genau bis zum Hauptschacht Richtung Sektor E aus, ehe es aus ihm heraus platze.
"Hey Niz... was war denn mit Sir Vincent?"
Vielleicht half ein Kompliment, ihre Stimmung zu bessern. "Warum lässt du deinen hübschen Kopf so hängen, hmm?" 


Denize Noy

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #61 am: 8.07.2005 | 11:01 »
Es dauerte einige Augenblicke, ehe Denize reagierte. Sie nahm sich vorher Zeit, mit der Stiefelspitze einen Kieselstein, der sich vom Weg des Coffee Garden in die fremde Umgebung des Ganges verirrt hatte, vor sich her zu kicken, bis er in einer Ritze der Schachtverkleidung verschwand.

"Hmmm. Kennst du jemanden von der Gewerkschaft? Einen Mr. Coats vielleicht?"

Jack Hawkins

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #62 am: 8.07.2005 | 11:35 »
"Coats?"
Etwas in Jacks Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er mit diesem Namen keine guten Erinnerungen verband. Er nickte.
"Ein stationsbekannter Schläger, der seine Finger in ziemlich vielen zwielichtigen Angelegenheiten hat. Bis zum Hals voll mit Scheiße, wenn du mich fragst. Erst gestern hat er sich eine Messerstecherei geliefert." Beiläufig fügte er hinzu: "Bei der ich zufällig anwesend war." Er nahm einen letzten Zug aus der Zigarette und schnippte sie auf den Boden. "Ging zum Glück glimpflich aus."

"Aber.. wie kommst du darauf? Ich meine.... du hast doch keinen Ärger mit dem Typen, oder?"

Denize Noy

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #63 am: 8.07.2005 | 12:00 »
"Nicht direkt," brummelte Niz in sich hinein.

Na danke, genau sowas wollte ich unbedingt hören. Warum nicht sowas wie <Coats ist ein ehrenwerter Geschäftsmann, mit dem man gut reden kann>, hm?

"Er hat nur meinen Pa einkassiert. Nichts weiter schlimmes. Kann ja jedem mal passieren... " Die Grabesstimme, mit der sie die Nachricht vortrug, nahm der Ironie einen Großteil des Bisses, ließ sie resigniert und hilflos klingen. 

"Scheint so, als wären wir beide kein gutes Team, du und ich. Kaum hängen wir zusammen rum, schon suchen wir uns sehr geschickt die gleichen Leute aus, um Schwierigkeiten mit ihnen zu haben." 

Jack Hawkins

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #64 am: 8.07.2005 | 13:00 »
"Er hat deinen Pa einkassiert?" Jack blieb stehen und sah Niz an. "Deinen Vater?"
Es war sicher eine Ewigkeit her, dass Jack vom alten Masin Noy gehört hatte. Seit er nicht mehr regelmäßig auf die Station kam, hatte er eine Reihe alter Bekannter aus den Augen verloren – ohne großes Zutun, wie so oft, wenn das Leben von Menschen verschiedene Bahnen nahm. Einmal hatte er ein Gerücht aufgeschnappt, dass Masin in Schwierigkeiten steckte. Aber zu der Zeit hatte er seine eigenen Sorgen gehabt. Wie eigentlich immer. Umso mehr berührte es ihn, dass sich das Gerücht von damals nun als wahr herausstellte.

"Hrm." gab er von sich und ein Ausdruck von Sorge erschien auf seinem Gesicht. Um sie herum versiegte der Menschenstrom langsam, das Leben auf der Station konzentrierte sich um diese Zeit eindeutig auf den Arkaden und im Vergnügungsviertel. Und dieser Tage natürlich auch bei den Klerikern. Sektor E hingegen wirkte wie immer fast ausgestorben. Sie folgten den abgeblätterten gelben Markierungen auf dem Boden, die sie zielstrebig Richtung Stationssicherheit führten.

"Schwierigkeiten? Ja, sieht so aus. Warum hat Coats deinen Vater kassiert?" Die Frage war fast rethorisch. Coats Hauptgeschäft hatte mit Menschen zu tun – und bestimmt nicht, weil er ein Menschenfreund war. So langsam erkannte er die Zusammenhänge. Sir Vincent und Coats. Ein Traumpaar.
"Hör mal Niz... wenn ich irgendwas tun kann...."


Denize Noy

  • Gast
Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #65 am: 8.07.2005 | 13:18 »
"Vielleicht. Wir werden sehen. Erstmal will ich meine Waffen wieder."
Fürs erste war die Unterhaltung damit von ihrer Seite beendet.  Das Wort Messerstecherei hallte in ihren  Ohren wider, im Takt ihrer beider Schritte. Monn bewegte sich völlig geräuschlos.

Nun, sie hatte nicht vor, gegenüber diesem Coats handgreiflich zu werden. Außer er gab ihr einen Grund. Aber dazu musste sie sich ersteinmal darüber klar werden, ob sie denn wirklich vorhatte, ihn aufzusuchen. Sie hatte sich selbst vorhin die Möglichkeit genommen, ihren Vater ohne weiteres freizukaufen. Wollte sie das überhaupt noch? Oder war jetzt ein guter Zeitpunkt, die Hoffnung aufzugeben?

Sicher war, dass sie sich unendlich viel zusätzlichen Ärger einhandelte, wenn sie die Angelegenheit weiter verfolgte.

Offline Azzu

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Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #66 am: 8.07.2005 | 17:56 »
Zwei Schritte hinter Niz und der Jack-Kreatur verfluchte Mwerron wortlos die unpräzise Bildhaftigkeit der Menschensprache. Coats hatte Denizes Vater "einkassiert". Was immer das bedeuten mochte. Getötet? Schulden eingetrieben? Gefangen genommen?

Sinnlos, jetzt darüber zu grübeln. Falls Niz seine Hilfe wollte, würde sie auch ihn früher oder später einweihen. Falls nicht, hatte er sich aus den Angelegenheiten des Noy-Clans herauszuhalten.

Ein dünnes Lächeln erschien auf dem fahlen Gesicht des Ur Ukar. Wenn Denize ihre Waffen wollte, bevor sie der Coats-Kreatur gegenübertrat, würde sie auch ihn dabei haben wollen. Coats. Messerkämpfer. Mwerrons Lächeln wurde eine Spur breiter. Er freute sich auf die Begegnung.

Bazaar

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[Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #67 am: 15.07.2005 | 18:09 »
Ensign Hyan Trent saß mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch und beobachtete die flinken Bewegungen eines kleinen Jungen, der seine Stiefel polierte. Sein Fuß stand schwer auf einer Metallkiste, in der der Junge seine Bürsten, Sprayflaschen und Dosen mit Politur verwahrte.
Über ihm drehten sich mit monotonem Summen die Ventilatoren der Belüftungsanlage, die endlich wieder angesprungen war. Im Laufe des Vormittags war die Temperatur in seiner Wachstube bedenklich in die Höhe geklettert. Er hatte zwei Anfragen an die Technik losgeschickt, aber immer noch keine Antwort bekommen. Wahrscheinlich wieder einmal ein Systemausfall, und wie üblich war er der letzte, der davon informiert wurde.
Er nestelte ein blütenweißes Taschentuch aus der Innentasche seiner Uniformsjacke und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Es kam nicht oft vor, dass er in seinem Beruf schwitze, und er hasste es.

"Bist du endlich fertig", knurrte er ungehalten, und verlagerte das Gewicht seines Fußes. 
Ein Blick aus großen, dunklen Augen, die in einem verschmierten Gesicht saßen, unter verfilztem Haar, das wahrscheinlich seit Jahren weder mit Desinfektionspulver noch einer Schalldusche in Kontakt gekommen waren. Widerlich, dachte Hyan Trent und seine Gesichtszüge verzogen sich. Wenn er Flöhe hat, lasse ich ihn und seine ganze Familie von Bord werfen.
Die schmutzigen kleinen Finger zogen den Lappen noch ein, zwei Mal über den schwarzen Stiefelschaft, dann richtete sich der Junge auf, schlang den Lappen um seinen Hals und blickte ihn mit einem strahlenden Lächeln an. "Fertig, Boss."
Hyan beugte sich vor und begutachtete die Arbeit. Das Leder glänzte in sattem Schwarz, war wieder weich und geschmeidig. Kein einziger Riss mehr zu sehen. Tadellos.
Er schürzte die Lippen. "Das zahl ich nicht."
Der Junge schnappte Luft. "Aber.."
"Die sehen noch genauso aus, wie vorher."
Er betrachtete seine Stiefel von allen Seiten, stand dann auf und verstaute sein Taschentuch wieder in seiner Westentasche.
"Pack deinen Kram zusammen und verschwinde."
Der Junge sprang auf, Zorn, der Hyan galt, ihn aber völlig kalt ließ, blitze darin.
"Ich habe gute Arbeit gemacht, Boss, gib mir mein Geld."
Hyan nahm ein Datenpad vom Tisch und begann, seine Notizen vom Vormittag noch einmal durchzugehen. Dabei schritt er eine akkurate Kreislinie um seinen Schreibtisch herum ab und genoss die kühle Luft, die von oben in den Raum fiel.
Geräuschvoll packte der Junge seinen Kram zusammen und trat ihm dann in den Weg.
"Gib mir mein Geld" zischte er und streckte ihm fordernd seine Hand entgegen.
"Du bist ja immer noch hier", murmelte Hyan geistesabwesend hinter seinem Datenpad. "Wenn du nicht sofort verschwindest, melde ich dich der Aufsichts..."

In diesem Augenblick erklang der Türsummer. Das Schott glitt automatisch zur Seite und drei Personen traten in die Wachstube.
Ein freundliches Lächeln erschien auf Ensign Trents Gesicht.   



(posting von Enkidi Li Halan)
« Letzte Änderung: 15.07.2005 | 22:03 von Bazaar »

Offline Megan

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Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #68 am: 15.07.2005 | 21:30 »
Irgendwo zwitscherte ein Vogel. Versonnen lauschte sie der zu harmonischen Melodie, als dass sie hätte echt sein können. Der Ober kam, und sie bestellte einen Kaffee. Sie ignorierte seinen irritierten Blick auf ihre Hände.

Noch immer waren Enkidis Augen auf sie gerichtet. Etwas Irres lag darin. Mit der Linken fuhr sie die Konturen der holografischen Karte nach, die weißtransparent über der Tischplatte schwebte. Dann lehnte sie sich zurück und nur noch ihre Fingerspitzen lagen in seiner Hand.

"Baron... Enkidi..." äußerlich blieb die Etikette bestehen, doch der Titel war schon aus dem Sinn, als sie den Namen nachsetzte.
"Ich bin gekommen, weil ich Euch an unsere Aufgabe auf dieser Station erinnern wollte. Wir haben viel zu tun und es sind einige Dinge passiert, über die ich Euch bisher bedauerlicherweise nicht in Kenntnis setzen konnte."

Während sie sprach blieb ihre Miene reglos, dienstbeflissen. Entweder nahm sie seinen Zustand nicht wahr, oder sie ignorierte ihn völlig. Lediglich die noch immer gehaltene Hand verlieh der Situation eine merkwürdige Vertraulichkeit.

Jack Hawkins

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[Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #69 am: 15.07.2005 | 21:49 »
Hinter dem Schott lag ein sechseckiger Raum, in dessn hintere Front mehrere mit blinkenden Codeschlössern versehene Sicherheitsluken eingelassen waren. Ein massiver Schreibpult dominierte den Raum, der ansonsten leer und aufgeräumt wirkte. Bläuliches Kunstlicht strahlte von der Decke und obwohl es dem Raum mit all seinen metallenen Oberflächen einen kühlen Eindruck verlieh, war es nicht kühl. Die Klimaregulatoren liefen auf Hochtour, und der Luftstrom zerrte an ein paar losen Blättern, die auf der glänzenden Schreibtischoberfläche lagen. Ein vager Geruch von Schweiß und Leder lag in der Luft, ging ohne Zweifel von dem Uniformierten aus, der sie vor Jack, Denize und Monn aufbaute.

Ein schlanker Asiate mit breiten Wangenknochen und einem flachen Kinn, dessen Augen weit aus ihren Höhlen hervortraten. Er erinnerte Jack an einen byzantinischen Regenbogen-Karpfen, den er in einem Souk auf Criticorum gesehen hatte. Die Haut des Mannes hatte den selben Gelbstich wie das uralte Plexiglas, in das das Souvenir gegossen war.
Er lächelte ein lexikontaugliches Beamtenlächeln, das ihn als den diensthabenden Offizier auswies. War ja auch sonst niemand im Raum.

Außer einem kleinen Jungen, der in diesem Moment ein breites Grinsen aufsetzte und am Ärmel des Wachhabenden zupfte.
"Das macht dann einen Crest, Boss. Für die Schuhe."
"Was?" Ein irritierter Seitenblick. "Ach ja." Er fischte eine Münze aus einer Hosentasche und gab sie dem Jungen, der daraufhin mit einem noch breiteren Grinsen den Raum verließ. Schien seinen Job ja echt gerne zu machen, der Kleine.

Jack las das Namensschild, dass prominent auf der linken Brust des Asiaten haftete.
"Ensign...Trent. Hi.
Wir sind hier, um unsere Sachen abzuholen. Jack Hawkins, Denize Noy und ... äh.... Monn."

Bazaar

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Re: [Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #70 am: 15.07.2005 | 23:03 »
"Ihre Sachen? In welcher Angelegenheit?"

"Ähm. Die Schlägerei. Frozen Sunset. Gestern. Wir waren die....Opfer."

"Die Opfer, hmm?" Schwer sich das vorzustellen, wenn ein Ukar in die Sache verwickelt war. Trent umrundete seinen Schreibtisch und lud die Dateien der letzten Nacht auf das in die Tischplatte eingelassene Display. Es dauerte eine Weile, immer wieder erschien ein weißkörniges Rauschen, das Schrift und Bilder unkenntlich machte. Trent fluchte leise. Offenbar war heute im gesamten System der Wurm drin. Er schlug kurz auf das Display – als ob das helfen würde. Doch in der Tat stabilisierte sich das Bild und er überflog die Daten. 

"Hawkins, Jack? Ensign Sternfahrer-Gilde?" Trent musterte den zerfledderten Sternfahrer vor sich. Schwer vorstellbar, aber da war in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit Lieutenant Hawkins von der Stationsführung. Im Gegensatz zu dem stets gepflegten Brückenoffizier sah dieser Hawkins aus, als hätte ihn gerade eine der Müllaufbereitungsanlagen der unteren Ebenen ausgespuckt.
Der Bericht von der Schlägerei und die Tatsache, dass Noy, Denize und Nanolent, Werron der Gilde der Scraver angehörten, komplettierten das Bild.
Herumstreunendes Weltraum-Pack. Nomaden, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Job oder der Gelegenheit, auf der Station ein unbedarftes Opfer über den Tisch zu ziehen. Er schüttelte leicht den Kopf, sein Nasenrücken kräuselte sich.

"Ja, hier ist etwas vermerkt. Ihr "Besitz" wurde in Verwahrung genommen."

Er blickte vom Display auf und musterte die drei Gestalten vor sich. Die Frau fiel aus dem Rahmen, anständige Kleidung und ein aufrechter Gang, sie hatte nichts Verschlagenes an sich, wie der Rest der Scraver, denen er begenet war. Vielleicht war das aber auch ihre Masche – die Unschuld vom Lande, der jedermann sofort ein offenes Ohr und die Brieftasche schenkte.
Und ein Ukar. Wie die meisten rechtschaffenen Bürger des Imperiums war auch Hyan Trent der Ansicht, dass nur ein toter Ukar ein guter Ukar sei, und er fragte sich in regelmäßigen Abständen, warum die Station diese Kreaturen immer noch ungehindert durch die Zollkontrollen ließ. Nun, dieser hier genoss offensichtlich den Schutz einer Gilde, was die Sache nicht weniger empörend, dafür aber umso komplizierter machte. Aliens mit Gildenschutz dachten, sie wären etwas besonderes. Und dass sie sich alles erlauben konnten. Und dass sie damit davon kämen. Trents Blick fiel auf den Berechtigungscode, der die drei vorzeitig aus der Haft entlassen hatte. Er stammte von Lieutenant Hawkins, Stationsführung. Tz. Natürlich. Familienbande lösten diese kleinen Probleme des Alltags.
Es sollte ein Gesetz gegen sowas geben.

Trent erhob sich langsam, seiner Bewegung war der Widerwillen anzumerken, der sich in ihm ausbreitete. An einem der Sicherheitsfächer machte er sich daran, den achtsteligen Nummerncode einzugeben.
Trent hatte einmal davon gehört, dass Scraver einen Code nur allein dadurch knacken konnten, dass sie sahen wie sich eine Hand über das Keypad bewegte. Er versuchte, sich so hinzustellen, dass sein Oberkörper die Sicht verdeckte, doch es war unmöglich, die drei Gestalten gleichzeitig im Auge zu behalten. Also beeilte er sich einfach, den Code einzugeben und das Licht am Schloss sprang von rot auf grün. Im Fach lag eine silberne Tasche mit einem Etikett auf dem der Inhalt verzeichnet war. Nichts aussergewöhnliches, ein paar persönliche Dinge, keine Waffen. Die waren laut Protokoll extra verwahrt. Gut so, dachte Trent. Die Vorstellung, ein Alien bewaffnet auf der Station zu wissen, verursachte ihm eine mittelschwere Gallencholik.

Trent nahm die Tasche legte sie auf den Tischblock und öffnete den Reißverschluss. Nach einer kurzen Überprüfung des Inhalts schob er sie zu Hawkins, Noy und dem Ukar hinüber.
"Hier. Sie müssen mir noch den Enpfang bestätigen."

Offline Azzu

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Re: [Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #71 am: 16.07.2005 | 12:23 »
Mwerron aka "Monn"

Schleichend langsam, aber unaufhaltsam legte sich ein Schleier der Stille über seine Ohren, dämpfte die Geräusche des Korridors, bis nur noch die Schritte ihrer Füße zu hören waren. Laut und hallend die Stiefel der beiden Menschwesen auf den metallenen Laufgittern, leise tappend die weichen Galisp-Sohlen des Ur Ukar. Gleichzeitig schienen die mit farbigen Pfeilen und Zeichen bemalten Wände des Ganges bedrohlich näher zu rücken. Glatt und eben, wie unsichtbar für seine tastenden Fingerspitzen. Das künstliche Licht wirkte mit einem mal unerträglich grell, leuchtendes Neongas, schmerzhaft für seine Augen. Wie weggeweht die Gerüche seiner Umgebung, obwohl er den Luftzug der Belüftungsmaschine kaum mehr spüren konnte. Seine Welt wurde kleiner und kleiner, eingeschlossen von den Grenzen seiner schwindenden Sinne.

Beinahe hätte er geschriehen vor Enttäuschung und Schmerz, als die Kraft seiner Seele erbarmungslos aus seinen Augen, Ohren und Fingerspitzen wich. Stark sein, jetzt. Der Versuchung widerstehen, die Seelenkraft sofort neu zu erwecken. Er war sterblich. Nicht für göttliche Macht bestimmt. Nur kurze Augenblicke, die er sie nutzen durfte. Viel zu kurz.

Mißmutig setzte er die Sonnenbrille auf, um seine Augen vor den beißenden Leuchten in der Decke des Korridors zu schützen. Stapfte in sich selbst versunken Denize und der Jack-Kreatur hinterher. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er seiner Seelenkraft keine Beschränkungen auferlegt. Eine gute Zeit. Am Anfang. Über das Ende wollte er nicht nachdenken. Niemals wieder.

Musste er auch nicht. Sie waren am Ziel. Der Sternfahrer redete bereits mit einer gelbhäutigen Sicherheitskreatur. Nicht dieselbe, die ihm gestern den Krax genommen hatte. Schade.

Sie müssen mir nur noch den Empfang bestätigen. So einfach?

Wortlos griff sich Mwerron die silbrig glänzende Tasche, platzierte den Inhalt mit zielsicheren Handbewegungen auf dem Tischblock.

"Nichts unterschreiben!"

Er wog die fingerlange Statuette einer zierlichen Ukari-Tänzerin in der Hand. Offensichtlich ohne praktischen Nutzen; ein Fremdkörper zwischen seinen übrigen Besitztümern. Eine Drehung der Hüfte würde die Statuette teilen, messerscharfen Würgedraht freigeben.

"Nicht vollständig."

Bazaar

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Re: [Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #72 am: 16.07.2005 | 17:19 »
"Nicht vollständig?", wiederholte Trent und stemmte seine schmalen Arme gewichtig auf den Tisch.
Er starrte den Ukar unverwandt an, was seine Augen noch größer wirken ließ.

"Ihre Besitztümer wurden vorschriftsmäßig verwahrt... Sir." Er quetschte das letzte Wort mit solchem Widerstreben und Ekel hervor, als spucke er einen Bissen vergorenen Protein-Schleims auf den Boden.
Dann etwas beherrschter:
"Laut Inventarliste ist alles vorhanden, was Ihnen die Wachhabenden gestern abgenommen haben."
Außer den Waffen, selbstverständlich. Hyan Trent war sich darüber im Klaren, worauf diese lichtscheue Kreatur vor ihm hinaus wollte.
Keine Chance. Er hatte seine Vorschriften – und das würde er diesem Pack klar machen.

"Wenn Sie nun bitte ihr Kreuz auf die Quittung machen würden. Da unten, bei der Linie. Oder soll ich Ihnen die Hand führen?"

Offline Azzu

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Re: [Tag 3] Bei der Stationssicherheit
« Antwort #73 am: 16.07.2005 | 19:27 »
(Mwerron aka Monn)

Der Ur Ukar lächelte beinahe freundlich, von einem Ohr zum anderen, während die Sonnenbrille seinen Blick vor der Sicherheitskreatur verbarg.

"Ja. Bitte. Sir. Sehr Freundlich. Von Ihnen. Treten Sie. Doch näher."

Die Hüften der steinernen Tänzerin drehten sich im Takt seiner Worte. Gut geölt. Geräuschlos.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Tag 3] Morgens im Coffee Garden
« Antwort #74 am: 17.07.2005 | 12:06 »
Enkidi hob den Blick und betrachtete sie einen langen Augenblick. Dann richtete er sich auf, zog seine Hand zurück und legte sie nutzlos zu seiner anderen in den Schoß. Seine Schultern sackten in sich zusammen und er nickte, langsam, kraftlos, während er unter der Last ihrer stummen Anklage versank.

Da war sie, die Mauer, Megans undurchdringlicher Panzer, eine kalte Festung, die sie den Menschen entzog. Den Menschen, die ihr nahe standen und sie deshalb umso mehr verletzen konnten. Sie hatte die Fähigkeit, sich auf diese Art zu entrücken in langen Jahren perfektioniert und es hatte keinen Sinn, gegen diese Barriere anzustürmen. In gewisser Weise ähnelten sie sich in dieser Sache; sie beide hatten eine erstaunliche Fähigkeit darin entwickelt, Probleme zu verdrängen, zu ignorieren und von sich zu schieben, weil die Flucht in die Einsamkeit der Burg ein so viel einfacherer, unkomplizierterer Weg zu sein schien.

Doch Megan würde es immer gelingen, die Mauern seiner Festung zu durchbrechen, während er in Situationen wie dieser dazu verdammt war, vor den steinernen Wällen zu kauern und darauf zu hoffen, dass sich irgendwo ein Fenster öffnete.
Und wie es aussah, durfte er sich dieses Mal auf eine lange Zeit des Kauerns einstellen. Des Kriechens, eher.

Der distanzierte Umgangston war ein Teil des Mauerwerks, das er als gegeben akzeptieren musste. Daher antwortete er ebenso förmlich und gewährte ihr die völlige Kontrolle über die Situation. Das war er ihr schuldig.

"Natürlich. Unsere Aufgabe, Commander. Bitte, fahren Sie fort."