Autor Thema: [Offen] Grenzen und Kreativität  (Gelesen 6773 mal)

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Offline Fredi der Elch

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[Offen] Grenzen und Kreativität
« am: 24.07.2005 | 17:46 »
Ich wollte mal loswerden, was ich schon länger mal unterbringen wollte. Und der Thread im Wushu-Channel, der Ansatz von 8t88 und dieser Post von Azentar haben mich mal wieder drauf gebracht.

Regeln sind kein ins Stein gemeißeltes Gesetz. Man kann sie interpretieren, ignorieren oder einsetzen - was immer ambesten passt und für Spannung sorgt. Solange das Spiel bereichert wird und dabei nicht an Tempo und Dramatik verliert, ist IMO alles erlaubt.

Das soll jetzt nicht gegen einen der beiden gehen, auch wenn es sich vielleicht erst so anhört. Ist aber echt nur eine allgemeine Überlegung.

Ich finde diese Einstellung "alles ist optional, man kann alles ignorieren, und wir machen ganz viele optionale Regeln, um es möglichst allen Recht zu machen" ganz furchtbar. Man erhält eine furchtbare Beliebigkeit, in der das Spiel selbst (also die Regeln, das Setting) nichts mehr bedeutet. Wozu also überhaupt noch ein Spiel spielen, wenn man sowieso alles anpasst, ändert, ignoriert? Man erhält irgendwie butterweiche, nichtssagende heiße Luft. Ich kann ja verstehen, dass man als Autor gerne so viele Leute wie möglich ansprechen möchte, schließlich will man mit seinem Werk gut ankommen und eine möglichst weite Verbreitung finden. Aber ich finde, dass man so ein Werk ohne Ecken und Kanten, ohne Profil erhält. Aber gut, das ist nur meine Meinung zu Rollenspielregeln und so.

Aber davon abgesehen wollte ich neben meiner persönlichen Kunst-Präferenz eigentlich auf praktische Effekte von Beschränkungen und Grenzen in Regelwerken eingehen. Ich denke, dass man praktischen Nutzen eines Regelwerks verliert oder zumindest schmälert, wenn man es zu "wischiwaschi" gestaltet.

IMO dienen Regeln dazu, den Bereich des im Spiel möglichen einzuschränken. Es ist also zentrale Funktion von Regeln, gerade Grenzen zu setzen und aus dem Bereich der möglichen sozialen Interaktionen einen großen Teil auszuschließen. So wird die Interaktion und damit der Spielfluss gesteuert.
Und IMO wird so auch die Kreativität befeuert. Grenzen steuern die Kreativität aller Beteiligten und richten sie in ähnliche Bahnen und der Output an Kreativität wird erhöht. Und dieser Effekt geht verloren, wenn man alles Optional macht und dann doch wieder alles möglich ist und man "schwimmt".

Ich würde gerne mal wissen, was ihr von der Ansicht haltet, dass Kreativität von Grenzen profitiert und ob ihr Beispiele dafür (oder dagegen) habt.
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Offline Minne

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #1 am: 24.07.2005 | 18:52 »
ich denke, hier kann man zwei positionen vertreten, die ich beide nachvollziehen kann :

Einerseits die Methode : Ein Rollenspielsystem ist ein Werkzeug, dass dazu beiträgt das Spiel zu regeln, wie diese Methoden aber letztendlich angewendet werden liegt an den spielern und deren vorstellung vom Spiel. Letztendlich ist hier das System nicht so wichtig wie die Vorstellung der Spieler, wie ein Spiel abzulaufen habe.
Das ist imho die normale variante und hier kommt es nicht so sehr darauf an, welches system man benutzt, da das system in jedem fall nur ein werkzeug sein wird den präferierten spielstil umzusetzen. Bei solchen Spielen ist eine variablität der regeln wünschenswert.

Die zweite Methode : Das Rollenspielsystem will nicht den Erwartungen der Spieler entgegenkommen, sondern eine eigenständige art rollenspiel zu spielen präsentieren, ein bestimmtes spielerlebniss. Das ist eher unüblich und man findet es bei sehr speziellen nischensystemen. Dort sind die Regeln wichtiger, denn sie sind auf eine ganz bestimmte art und weise es zu spielen festgelegt. Dort die Regeln zu sehr verändern heisst, ein neues Spiel zu schaffen, mit allen konsequenzen.

Was davon jetzt besser ist? Ka. Was ist nützlicher? Dosenöffner oder Hammer? Für den Hammer gibts mehr verwendungsmöglichkeiten als für den dosenöffner, aber wenn man mit dem hammer versucht ne dose zu öffnen gibts ne große sauerei... ;)
« Letzte Änderung: 24.07.2005 | 19:01 von Minneyar »

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #2 am: 24.07.2005 | 18:59 »
Wie schon im Wushu-Channel angedeutet sehe ich das ähnlich. Ich halte nichts davon ein System immer weiter und weiter aufzubohren, bis es nur ein Abklatsch seiner Selbst ist. Bzw. man sollte sich dann darüber klar sein, dass man dann nicht mehr dasselbe Rollenspiel spielt, sondern ein anderes mit einem ganzen eigenem Stil.

Dazu gehört für mich dann auch die Ehrlichkeit zu sagen: Wir spielen nicht mehr xyz, sondern wir spielen ein Rollenspiel, das sich Elemente von xyz entleiht und anders umsetzt.

Offline Aeron

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #3 am: 24.07.2005 | 19:12 »
Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Regelveränderungen und -anpassungen. Aber wenn es so weit ausufert, dass man letztendlich ein fast neues System erhält, dann finde ich es absurd.
Dann könnte man eigentlich auch gleich soweit gehen und ohne irgendein Rollenspielsystem spielen und die Regeln sozusagen je nach Situation frei improvisieren.
Ich bin der Meinung, dass man das Rollenspielsystem auswählt, bei dem man findet, dass es am besten zum Spielstil der Gruppe passt. Es ist sicher schwer eines zu finden, dass keinen Haken hat. Die kleinen Dinge, die nervig sind kann man aber getrost verändern, solange der Stil des Systems an sich nicht verloren geht.

Offline Arbo

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #4 am: 24.07.2005 | 20:53 »
Naja, vielleicht sollte man auch mal auf den Sinn von Regeln abstellen. Die sind nämlich nicht Selbstzweck. Sie sorgen für bessere Verständigung bzw. Koordination, für Spielfluss und in gewisser Weise sind sie - bis zu einem gewissen Grade - auch Element, um den Spielspaß nicht zu minimieren.

Ich selbst sehe Regeln daher erstmal als sinnvolles Werkzeug an. Dass Regeln das Spiel einschränken, sehe ich nur bedingt so. Dass Regeln dei "Kreativität" beeinflussen können, mag auch oft der Fall sein. Vor allem dann, wenn einem die Regeln bestimmte Zustände IN der Rollenspielwelt verdeutlichen - eine "lasche" Bezeichnung für Wunde mag manchmal ausreichen, aber zu sehen, dass man von 100 HP nur noch 1 hat, ist da deutlicher ;) ... Wie auch immer, so ganz pauschal würde ich mich auf keine Seite schlagen wollen.

Hinzu kommt, dass die Existenz von Regeln nicht bedeutet, dass man sich sklavisch an diese halten muss. Wenn es öfters zu einem Abweichen kommt, dann ist das praktisch eine Regeländerung. Die kann auch kreativ motiviert sein. Und am Ende steht eine neuere, ggf. der Situation angemessernere Regel.

Auf Kreativität hat meiner Meinung nach vor allem auch die Rollenspielkultur der Rollenspieler Einfluss; und dafür ist es nicht immer wichtig, welches System oder welche Regeln verwendet werden.

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Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #5 am: 24.07.2005 | 22:07 »
Hm, noch mal zur Klärung des Themas: Ich wollte mich eigentlich nicht darüber unterhalten ob oder ob nicht man Regeln ändern sollte. Ok, ich bin selber Schuld, ich hab ja damit angefangen. ;) Aber eigentlich wollte ich darüber nicht reden. Also bitte zum Thema:

Regeln schränken die möglichen sinnvollen Interaktionen zwischen den Spielern ein. Bestimmte Sachen kann man einfach nicht mehr sinnvoll sagen, wenn man sich an die Regeln eines Systems hält (und ja, ich hab schon verstanden, dass man Regeln später noch ändern kann). Regeln (so man sich dran hält und dass sollte erst einmal der Sinn von Regeln sein, sonst bräuchte man sie ja nicht) schränken also die Interaktion zwischen den Spielern ein – und zwar von unendlich vielen Interaktionen auf einen sinnvollen Ausschnitt. Seht ihr das auch so? Wann ja, warum, wenn nein, warum nicht?

Vorausgesetzt, dass Regeln (d.h. allgemein Systeme) Grenzen bieten und Interaktionen in Bahnen lenken, wirkt sich das positiv auf die Kreativität und die "Gesamtleistung" der Gruppe aus? Ich denke schon. Gibt es da Beispiele dafür? Dagegen?
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Offline Minne

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #6 am: 24.07.2005 | 22:25 »
*g*
Okay, also ja, ich denke, dass beschränkungen hilfreich sein können - ich würde vielleicht nicht von kreativität fördern reden, ich würde vielleicht eher, sagen, dass sie helfen können der kreativität eine sinnvolle richtung zu geben.

Wobei mir gerade auffällt, dass das blödsinn ist, weil kreativität an sich glaub ich schon als das finden von sinnvollen aber ungewöhnlichen Kombinationen ist... also könnte ich fredi doch direkt zustimmen.
« Letzte Änderung: 24.07.2005 | 22:41 von Minneyar »

Christoph

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #7 am: 24.07.2005 | 22:50 »
Für Regeln spricht:
Wie soll man denn ohne Regeln sinnvoll (!) kreativ sein?

-Regeln sind schließlich der Maßstab, an dem man den Sinngehahlt (bzw die Dummheit) der eigenen Aktion misst.

Anders ausgedrückt:
Wenn ich nicht weiß, welche Folgen meine Handlung wahrscheinlich hat, dann kann ich mich garnicht sinnvoll entscheiden.

Zum Thema "gesunder Menschenverstand": Klar sollte der die letzte Instanz sein, aber
a) kann der bei drei Leuten schon mal zu fünf Ergebnissen kommen und
b) sind die Prämissen der Systeme oft so, dass vernünftig im Rahmen der Spielwelt etwas ganz anderes ist, als vernünftig  in der Realität.
c) muß die "meisterliche Allmacht" zwar vorhanden, aber berechenbar sein


    "Konkretes" Beispiel:

     5 Räuber überfallen das Lokal indem du dich befindest     

             sinvolle Aktionen wären...
 Realität: Ich hoffe nicht erschossen zu werden und verhalte mich unauffällig, Sache hat nix mit mir zu tun   (Kugeln        tödlich und schneller als ich)
Shadowrun:     Ich suche Deckung und schieße
Cthulhu:          Ich versuche zu fliehen,die Sache hat eh mit mir und Kultisten zu tun
D&D :              Ich laufe genau zwischen die Räuber(die mit Schußwaffen keinen Gelegenheitsangriff haben, also nicht schießen können) schlage zu und freue mich über "Great Cleave"

...Diese Entscheidungen anhand des Systems zu treffen beinflusst stark die Atmosphäre und macht m.E. auch einen Teil der Herausforderung aus.



Hoffentlich versteht irgendwer, was ich zu sagen versuche...
« Letzte Änderung: 24.07.2005 | 23:16 von Christoph »

Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #8 am: 24.07.2005 | 22:55 »
Was ich am Rollenspiel immer so gemocht habe, ist die völlige Entscheidungsfreiheit, die man darin hat. Dass jede denkbare Interaktion möglich ist, ist für mich das große Feature, nicht der Bug. Alles, was nach den physikalischen Gesetzen der Spielrealität möglich ist, sollte auch möglich bleiben. Wenn Regeln das zusätzlich einschränken, halte ich das für eine große Schwäche.

Typisch für solche Regeln sind zum Beispiel Charakterklassen oder feste, nivellierende Punktvergabe-Systeme, bei denen es anscheinend grundsätzlich nicht möglich ist, genau den Charakter zu basteln, den man gerne hätte. Solche Einschränkungen waren der Hauptgrund für mich, alle Regelsysteme über Bord zu werfen und mein eigenes zu schreiben.

Wenn Regeln die Auswahlmöglichkeiten künstlich (also über die Setting-Realität hinaus) einschränken, empfinde ich das genau so einengend wie die Beschränkung auf das, was der Programmierer eines Computer-Rollenspiels vorgesehen hat.

Ich kann auch nichts Kreatives darin sehen. Die Ebene der kreativen Umgehungsversuche, wobei man versucht, aus den Einschränkungen das Beste zu machen, ist eine Ebene, auf der ich mich gar nicht aufhalten will, die in meinen Spielen gar keinen Platz hat, denn es ist eine Meta-Ebene, die der Setting-Realität übergeordnet ist (irgendwo zwischen dieser und der Frage, wer die Pizza bestellt). Wann immer eine Aktion im Spiel stattfindet, die nicht der Frage folgt 'was ist plausibel' sondern 'was ermöglichen die Regeln', ist die Simulation unterbrochen.

Für mich erfüllen die mechanischen Regeln eines Rollenspiels nur folgenden Zweck: sie quantifizieren die Charakterbeschreibung in Zahlenwerten und bieten Mechanismen an, diese statistisch analysierbar zu testen - Task Resolution eben. Nicht-mechanische Regeln definieren darüber hinaus die Spielrealität und damit, was plausibel geschehen kann. Andere Regeln haben in meinem Spiel keinen Platz.

Robin

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Offline Minne

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #9 am: 24.07.2005 | 23:09 »
selbst "handle möglichst realistisch, der rolle gemäß" ist eine regel...

Christoph

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #10 am: 24.07.2005 | 23:10 »
@Bitpicker :
Zitat
Ich kann auch nichts Kreatives darin sehen. Die Ebene der kreativen Umgehungsversuche, wobei man versucht, aus den Einschränkungen das Beste zu machen, ist eine Ebene, auf der ich mich gar nicht aufhalten will, die in meinen Spielen gar keinen Platz hat, denn es ist eine Meta-Ebene, die der Setting-Realität übergeordnet ist (irgendwo zwischen dieser und der Frage, wer die Pizza bestellt). Wann immer eine Aktion im Spiel stattfindet, die nicht der Frage folgt 'was ist plausibel' sondern 'was ermöglichen die Regeln', ist die Simulation unterbrochen. [...]



Da bin ich anderer Meinung:
Die Regeln "umschreiben" ja gerade, was in System-xy plausibel machbar ist.
Natürlich will ich jetzt auch keine Regel für "Bewegungsrate in mittelteuren Turnschuhen bei 37% Sicht,halbschwerer Last, und bei drei leichten Wunden"

Was ich meine ist, dass die Regeln gerade plausibel machen, warum man sich in dem Spiel grade so verhält.


Falls es dir natürlich egal ist, ob du jetzt etwa "Star-Wars", "James Bond" oder "Tatort"-Flair hast, und es für dich einfach darauf ankommt, dass die Spieler möglichst ALLES irgendwie denkbare tun können, dann haben wir natürlich zwei völlig unterschiedliche Ansätze und kommen dadurch dann folglich auch zu verschiedenen "richtigen" Ergebnissen, was die Einstellung zu Regeln angeht.
« Letzte Änderung: 24.07.2005 | 23:12 von Christoph »

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #11 am: 24.07.2005 | 23:14 »
Robin,
du schießt bei deinen Antworten auf meine Posts gerne übers Ziel hinaus und unterstellst mir irgendwelche Dinge, die ich gar nicht meine.

Für mich erfüllen die mechanischen Regeln eines Rollenspiels nur folgenden Zweck: sie quantifizieren die Charakterbeschreibung in Zahlenwerten und bieten Mechanismen an, diese statistisch analysierbar zu testen - Task Resolution eben. Nicht-mechanische Regeln definieren darüber hinaus die Spielrealität und damit, was plausibel geschehen kann.

Um andere Regeln geht es ja erst mal auch gar nicht. Schon solche Regeln grenzen die möglichen (sinnvollen) Interaktionen zwischen den Spielern ein. Wenn ich alle meine Hit Points verloren habe, sind bestimmt Aussagen des Spielers ("Ich laufe unbeeindruckt weiter") nicht mehr sinnvoll und somit ist die Interaktion eingeschränkt (um mal ein ganz blödes Beispiel zu wählen). Also: jede Form von Regeln steuert die Interaktion zwischen den Spielern (auch wenn du das ungern hören wirst) und setzt somit Grenzen. Klar unterhalte ich mich gerne über Regeln, die unabhängig von physikalischer Spiel"realität" die Interaktion steuern, aber im Grundsatz gilt das für jede Regel im Rollenspiel. Ja, auch für deine Regeln in deinem Rollenspiel.

selbst "handle möglichst realistisch, der rolle gemäß" ist eine regel...
Genau das!
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Offline Bitpicker

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #12 am: 25.07.2005 | 00:43 »
@Bitpicker :
Da bin ich anderer Meinung:
Die Regeln "umschreiben" ja gerade, was in System-xy plausibel machbar ist.
Natürlich will ich jetzt auch keine Regel für "Bewegungsrate in mittelteuren Turnschuhen bei 37% Sicht,halbschwerer Last, und bei drei leichten Wunden"

Was ich meine ist, dass die Regeln gerade plausibel machen, warum man sich in dem Spiel grade so verhält.

Damit meinst du wohl so etwas wie 'Genre-Flair'. Stimmt, darum geht es mir beim Spiel nicht. Eine nicht-mechanische Regel wie 'verhalte dich realistisch, der Rolle gemäß' ist für mich ok, denn es geht mir ja um Simulation, nicht um Genres. In meinen Spielen gibt es z.B. zum Zweck der Simulation von nervlicher Belastung immer einen Stabilitätswert, auch wenn es sich nicht um eine Horror-Spiel handelt. Wenn mich überhaupt ein Genre interessiert, dann das Genre 'Realismus' (gemäß dem literarischen / künstlerischen Realismus-Begriff, bevor hier wieder eine Diskussion beginnt, dass das Rollenspiel nicht real und deshalb nicht realistisch ist).

Zitat
Fredi:
Wenn ich alle meine Hit Points verloren habe, sind bestimmt Aussagen des Spielers ("Ich laufe unbeeindruckt weiter") nicht mehr sinnvoll und somit ist die Interaktion eingeschränkt (um mal ein ganz blödes Beispiel zu wählen).

Dieser Spieler interagiert zwar nicht, aber was du anscheinend meinst, ist, dass eine Regel, sofern sie nicht gebrochen wird, irgendetwas erlaubt und etwas anderes verbietet. Das ist ein Allgemeinplatz, der m.E. für jede Regel in jedem Zusammenhang gilt. Wenn du das so allgemein definieren willst, sehe ich irgendwie nichts Diskutierbares darin. Es gilt nicht nur, wie du sagst, für 'jede Regel im Rollenspiel', sondern für alle Regeln, wo immer es Regeln gibt.

Robin
« Letzte Änderung: 25.07.2005 | 00:51 von Bitpicker »
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Christoph

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #13 am: 25.07.2005 | 00:54 »
@Bitpicker:
 Wie gesagt, wenn ich nach Berlin will und du nach München, dann sind für uns halt unterschiedliche Wege die richtigen.

(aber heißt das jetzt, du spielst nur Spiele im "Setting" Realität, oder legst du in jedem Setting den Maßstab der Realität an?)

« Letzte Änderung: 25.07.2005 | 00:58 von Christoph »

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #14 am: 25.07.2005 | 08:38 »
(aber heißt das jetzt, du spielst nur Spiele im "Setting" Realität, oder legst du in jedem Setting den Maßstab der Realität an?)
Ähm, Diskussionen über Bitpickers Spielstil doch bitte in einem anderen Thread. Echt, darüber unterhalten wir uns in jedem Thread, den ich im Theorie-Channel anfange und es hat hier echt nichts zu suchen. Ein wenig Off-Topic ist ja in Ordnung, aber wenn ihr eine richtige Spielstidiskussion führen wollt (und sich der Spielstil nicht nur direkt auf die Diskussion im Thread bezieht), macht doch bitte einen eigenen Thread auf. Danke! :)
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #15 am: 25.07.2005 | 11:37 »
Ähm, richtig. Bitte keine Diskussionen über Robins Spielstil in diesem Thread.

Zitat
Vorausgesetzt, dass Regeln (d.h. allgemein Systeme) Grenzen bieten und Interaktionen in Bahnen lenken, wirkt sich das positiv auf die Kreativität und die "Gesamtleistung" der Gruppe aus?

Das kommt extrem darauf an. Der Grund für die vielen Hausregeln in den Runden dieser Welt ist doch, dass die Spieler sich von den Regeln des verwendeten Systems eingeschränkt, und nicht inspiriert fühlen. Die Regeln sagen also: Du kannst X machen. Der Spieler sagt: Ich will aber Y machen.

Nun muss man zwei Fälle unterschieden. Fall 1: Y passt zum Genre/Flair/Thema des Spiels, wird aber von den Regeln trotzdem nicht erlaubt. In diesem Fall haben wir es mit einer schlechten Regel zu tun, die die Kreativität einschränkt und nicht beflügelt. Fall 2: Y passt nicht zum Genre/Flair/Thema des Spiels. In diesem Fall haben wir es mit einer guten Regel zu tun, die die Kreativität der Spieler in die richtigen Bahnen lenkt.

Im Fall 2 sorgt die Regel zunächst mal dafür, dass es nicht zu Widersprüchen kommt, die den Spielspaß stören. Die Spieler werden gezwungen, eine gewisse Richtung einzuschlagen. Ob dadurch allein die Kreativität beflügelt wird, weiß ich nicht. Es gibt sicherlich viele Regeln, die so eine inspirierende Funktion haben. Wenn ich mir bei Unknown Armies meine Obsession und die Passions aussuchen muss, treibt mich das an, mir mehr Gedanken über meinen Charakter zu machen und ihn im Zweifel interessanter zu gestalten. Wenn ich bei WuShu noch Würfel für meinen Angriff brauche, zwingt mich das dazu, mir kreative Details auszudenken. Andere Regeln haben nicht diesen Effekt. Wenn ich nicht schießen kann, weil ich keine Initiative habe, fördert das z.B. in keiner Weise meine Kreativität.
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #16 am: 25.07.2005 | 12:05 »
Ähm, mal prinzipiell habe ich den Eindruck, dass wir hier tlw. ein paar Arten von Regeln durcheinander werfen. Ich denke, es macht schon einen Unterschied, ob wir konkret von Spielsystemregeln (Würfel, Attribut vs. Fertigkeiteneinsatz usw.) unterhalten, oder ob wir „Überregeln“ meinen, die eher ein allgemeines Miteinander charakterisieren sollen – ohne dies in Mechanismen festsetzen zu wollen.

Darüber hinaus halte ich es für viel zu kurz gegriffen, zu behaupten: Regeln schränken die möglichen sinnvollen Interaktionen zwischen den Spielern ein.

Regeln sind erstmal ein Grundkonsens darüber, WIE man miteinander kommuniziert. Es hilft einem nämlich überhaupt nicht weiter, wenn jeder von etwas anderem quasselt. Entsprechend sorgen Regeln also auch für eine gemeinsame Informationsbasis. WAS dann kommuniziert wird, dass steht auf einem ganz anderen Blatt. Mit anderen Worten: Mit Regeln sind u.a. auch ein bestimmtes Vokabular und auch ein bestimmter Vorstellungsraum verbunden. Das kann kreative Prozesse beeinflussen, schränkt aber die Kreativität als solches nicht zwangsweise ein (diese Behauptung wäre mir auch viel zu "wertend"!). Ich bin eher der Meinung, dass die Perspektive, aus der Kreativität entsteht, eine andere ist; ggf. Kreativität erst ermöglicht.

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« Letzte Änderung: 25.07.2005 | 12:08 von Arbo Moosberg »
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #17 am: 25.07.2005 | 12:11 »
Um nur noch einmal auf zu zeigen:
Wushu bezogenkann man das ganze Hier besprechen.

Ich bin der Meinung, dass es hin und wieder Sinn macht, eine Optionalregel zumindest "anzubieten".
Sie muss ja nicht genommen werden.
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Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #18 am: 25.07.2005 | 16:36 »
So, nachdem ich heute Morgen keine Zeit hatte, jetzt ein wenig inhaltliches.

Dieser Spieler interagiert zwar nicht, aber was du anscheinend meinst, ist, dass eine Regel, sofern sie nicht gebrochen wird, irgendetwas erlaubt und etwas anderes verbietet. Das ist ein Allgemeinplatz, der m.E. für jede Regel in jedem Zusammenhang gilt. Wenn du das so allgemein definieren willst, sehe ich irgendwie nichts Diskutierbares darin. Es gilt nicht nur, wie du sagst, für 'jede Regel im Rollenspiel', sondern für alle Regeln, wo immer es Regeln gibt.
 
Völlig richtig! Ich hatte eigentlich auch vor Allem solche Antworten im Sinn von "Ach nee" erwartet. Denn das machen Regeln eben. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass auch Regeln im Rollenspiel das machen. Und auch Regeln, die sich mit der Spielrealität und der Physik der Spielwelt befassen, steuern die Interaktion der völlig realen Spieler. Das und nur das. Regeln können gar nichts anderes als das Verhalten (und die Gedankengänge) der real existenten Spieler beeinflussen. Hey, und wenn das allgemein akzeptiert und mit einem "what else is new" bedacht wird, bin ich vollkommen zufrieden. Ist wie mit dem LP: vielleicht banal, aber ich wollte es mal gesagt haben.


Ähm, mal prinzipiell habe ich den Eindruck, dass wir hier tlw. ein paar Arten von Regeln durcheinander werfen. Ich denke, es macht schon einen Unterschied, ob wir konkret von Spielsystemregeln (Würfel, Attribut vs. Fertigkeiteneinsatz usw.) unterhalten, oder ob wir „Überregeln“ meinen, die eher ein allgemeines Miteinander charakterisieren sollen – ohne dies in Mechanismen festsetzen zu wollen.
Inwiefern macht das einen Unterschied? Jeder Regel kann nur das reelle Verhalten der reellen Spieler beeinflussen – Spielsystemregel genauso wie "Überregel". Wo genau ist also der Unterschied?

Zitat
Das kann kreative Prozesse beeinflussen, schränkt aber die Kreativität als solches nicht zwangsweise ein (diese Behauptung wäre mir auch viel zu "wertend"!). Ich bin eher der Meinung, dass die Perspektive, aus der Kreativität entsteht, eine andere ist; ggf. Kreativität erst ermöglicht.
Ähm, ich kann dir nicht ganz folgen… Ich meine ja gerade, dass Regeln (also gewisse Grenzen) die Kreativität steigern können! Reden wir aneinander vorbei? Was genau meinst du?


Vermi,
Ich bin ganz deiner Meinung. Eine Regel muss natürlich noch lange nicht die Kreativität befeuern. Das ist, denke ich, ganz klar. Aber IMO ist es eben so, dass Regeln gerade durch die Einschränkungen, die sie setzen, Kreativität fördern können. Ich wende mich eigentlich gegen diese Ansicht "Regeln sind schlecht, die schränken ja ein". Regeln schränken schon ein, aber genau das kann eben auch gut sein und so kreative Prozesse unterstützen. Also Grenzen können (unter gewissen Bedingungen) auch gut für die Kreativität sein. Ich denke, da sind wir derselben Meinung.


Ich bin der Meinung, dass es hin und wieder Sinn macht, eine Optionalregel zumindest "anzubieten".
Sie muss ja nicht genommen werden.
Ok, da sind wir eben einfach anderer Meinung. Aber das können wir vielleicht in einem anderen Thread diskutieren. Würde mich interessieren! Mach doch einen Thread auf, wenn du magst. :)
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Offline Boba Fett

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #19 am: 25.07.2005 | 17:06 »
Ich finde diese Einstellung "alles ist optional, man kann alles ignorieren, und wir machen ganz viele optionale Regeln, um es möglichst allen Recht zu machen" ganz furchtbar.
...
Ich würde gerne mal wissen, was ihr von der Ansicht haltet, dass Kreativität von Grenzen profitiert und ob ihr Beispiele dafür (oder dagegen) habt.
Alles was jetzt kommt ist Meinung und erhebt daher keinen Anspruch auf Objektivität!

Ich bin da etwas zweigespalten.
Grundsätzlich sollten Regeln Hilfestellung geben. Regeln sind zum Einen eine Möglichkeit, Grenzen des Denkbaren aufzuzeigen, also festzulegen, was möglich ist und was nicht. Zum Anderen sind es auch Hilfestellungen, die zeigen, wie etwas abläuft (z.B. Konflikte [Kampf, Zauber, wie auch immer]).
Solche Regeln sollten grundsätzlich verbindlich sein. Als Spieler erwarte ich eine gewisse Verlässlichkeit.
In diesem Punkt bin gegen die willkürliche Veränderung von Regeln.

Wenn man aber feststellt, dass einem irgendwas absolut nicht gefällt, das also die Grenzen oder die Abläufe im Spiel im Spielspaß behindern, dann sollte man das ändern.
Das Spiel dient dazu, zu unterhalten und wenn die Unterhaltung geschmälert wird, sollte man den Störenfried eliminieren.
Immerhin wirft man ja auch einen Mitspieler raus, wenn der ständig stört und verbeisst sich nicht darauf, dass man zu Spielbeginn vereinbart hatte, alle gemeinsam zu spielen.
Diesbezüglich bin ich also Pro Änderung...!

Wie kriege ich das jetzt unter einen Hut?
Ganz einfach:
Man sollte die Spielregeln grundsätzlich als verbindlich ansehen.
Wenn eine Regelung stört, darf man sie gemeinsam ändern und durch eine neue Änderung ersetzen.
Diese Regelung ist dann wieder verbindlich.
Man sollte vermeiden, die Änderungen mitten im Spiel auszuführen.
Zwischen zwei Sitzungen ist eine Änderung einfacher.
Es sitzt dann niemand am Spieltisch, dessen Erwartungen durch die Veränderung ennttäuscht wurden.
Änderungen sollten nicht spontan geschehen und im Einvernehmen aller (der Mehrheit) geschehen.
Und man sollte ein Änderungen nicht immer wieder durch neue Änderungen ersetzen, sondern versuchen, eine praktiable Lösung zu finden und bei dieser zu bleiben.
Ansonsten könnte man auf Spielregeln verzichten und alles auf Willkürbasis entscheiden.

Das ist meine Meinung.
Jeder darf eine eigene haben.

Boba
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Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #20 am: 25.07.2005 | 17:36 »
Bitte, bitte, bitte:

Hm, noch mal zur Klärung des Themas: Ich wollte mich eigentlich nicht darüber unterhalten ob oder ob nicht man Regeln ändern sollte.

Also bitte: back on Topic. Danke! :)
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Zitat von: 1of3
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Offline 1of3

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #21 am: 25.07.2005 | 17:56 »
Euer Wunsch sei mir Befehl:

Es ist wohl auf jeden Fall nötig zwischen dem Sozialen Vertrag der Gruppe und dem System zu unterscheiden. Das sind eben genau die zwei Arten von Regeln, die hier munter durch einander gemischt werden.

Schauen wir uns jetzt das Problem mal einzeln an:

Sollte man Teile des sozialen Vertrages spontan ändern oder außer Kraft setzen?

Kann man mit einigen Teilen bestimmt machen, z.B. dem Spielort.
Aber bestimmte Teile werden sich einer Änderung schon ganz von alleine entgegensetzen. Etwa der Spielstil, der in der Runde vertreten wird, erweist sich meist als ziemlich träge genüber allen Änderungsversuchen.
Wir können also mal davon ausgehen, dass spontane Änderungen am sozialen Vertrag schwer möglich sind.



OK, wie siehts mit dem System aus?

Erstmal, was ist eigentlich das System?
Das System ist eine Verfahrensordnung, mit der bestimmte Verhandlungsprozesse über den GVR abgekürzt werden. Nicht mehr und nicht weniger.

Von einer vorgegebenen Verfahrensordnung kann man natürlich spontan abweichen. Sollte man das?

Meines Erachtens nach, ja. Sie wird sowieso nie hundertprozentig befolgt.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #22 am: 25.07.2005 | 18:30 »
Sagt mal, red ich chinesisch oder was?!?  ???

Ich will mich hier nicht (!!!) darüber unterhalten, ob man Regeln ändern sollte oder nicht. Auch nicht darüber, unter welchen Bedingungen man Regeln ändern sollte. "Nicht" ist doch ein deutsches Wort, oder? Also bitte, reißt euch alle mal zusammen und lest zur Abwechslung mal, was ich schreibe.

Pretty please?  :-\
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Zitat von: 1of3
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #23 am: 25.07.2005 | 18:52 »
Naja ... wenn du nicht darüber reden willst ob man Regeln ändern kann/darf/soll/muss , dann wird das ein ziemlich kurzes Topic ;-)

Zitat
Regeln (so man sich dran hält und dass sollte erst einmal der Sinn von Regeln sein, sonst bräuchte man sie ja nicht) schränken also die Interaktion zwischen den Spielern ein – und zwar von unendlich vielen Interaktionen auf einen sinnvollen Ausschnitt.

Sehe ich genauso.
Kreativ sind die meisten Spieler von ganz alleine, in die eine oder andere Richtung, mal positiv mal negativ wahrgenommen, aber kreativ ist immer gegeben. Gut, bei ganz schlimmen Ausnahmegruppen nicht, aber die interessieren jetzt mal nicht, man kann ja nicht ewig über den "worst case" schwadronieren ;-)
Die Regeln, so man sich an sie hält ;-), fokussieren nun diese Kreativität im Sinne des Spielgefühles. Die Kreativität der Spieler wird, wenn man es brutal sagen möchte auf das für das Spiel wesentliche beschnitten. Wenn man es weniger negativ sagen möchte kann man sagen, dass sie ähnlich wie ein Bonsai, nur so beschnitten wird, dass sie prächtig gedeihen kann.
Jedes Spiel sollte zumindest eine gewisses Spielgefühl vermitteln wollen und die Regeln wiederum sollten dieses so gut wie möglich unterstützen, daher ist es eben unter anderem Aufgabe guter Regeln die Kreativität und die Kommunikation derart einzuschränken (fokusieren finde ich wirklich das bessere Wort...), dass diese sich eben nur (gut, sagen wir hauptsächlich...) innerhalb des vom Spiel geförderten Spielgefühls/ Genres/ whatever aufhalten, dort allerdings sogar positiv stimmuliert werden.
Es ist wie im Kindergarten: Ich kann sagen "Seid kreativ, meine Kinder", dann haut der Olle dem Hans kreativ die Bauklötze auf den Kopf oder ich kann sagen "Seid kretiv mit Papier und Buntstiften", dann malen alle schöne, kreative Bilder. Außer Olle, der drückt dem Hans kreativ die Stifte in die Nase.

Ich hoffe, das ist soweit on topic, jetzt würde ich gerne etwas über das ändern von Regeln anschließen, aber das wäre dann ja wieder off topic und dann muss der Fredi wieder weinen ;-)

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #24 am: 25.07.2005 | 19:04 »
Jedes Spiel sollte zumindest eine gewisses Spielgefühl vermitteln wollen und die Regeln wiederum sollten dieses so gut wie möglich unterstützen, daher ist es eben unter anderem Aufgabe guter Regeln die Kreativität und die Kommunikation derart einzuschränken (fokusieren finde ich wirklich das bessere Wort...), dass diese sich eben nur (gut, sagen wir hauptsächlich...) innerhalb des vom Spiel geförderten Spielgefühls/ Genres/ whatever aufhalten, dort allerdings sogar positiv stimmuliert werden.
Hm, fokussieren... ja, das hört sich tatsächlich besser an. Finde ich gut, denn das meinte ich eigentlich mit den Grenzen: sie richten die Interaktion auf ein bestimmtes Ziel. Cool!

Zitat
Ich hoffe, das ist soweit on topic, jetzt würde ich gerne etwas über das ändern von Regeln anschließen, aber das wäre dann ja wieder off topic und dann muss der Fredi wieder weinen ;-)
Ja, Fredi ist wieder zickig heute! ;) Mach doch einen Thread zu Regeln usw. auf (hab ich 8t88 auch schon empfohlen)! Das ist ein cooles Thema, hat blos mit Grenzen und Kreativität nicht viel zu tun.
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Zitat von: 1of3
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Offline Arbo

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #25 am: 25.07.2005 | 20:01 »
@ Fredi:

(hier mal die Kurzform – die längere Version war doch zu lang  :P )

Zitat
Inwiefern macht das einen Unterschied? Jeder Regel kann nur das reelle Verhalten der reellen Spieler beeinflussen – Spielsystemregel genauso wie "Überregel". Wo genau ist also der Unterschied?

Allgemein hast Du natürlich Recht, allerdings macht es m.E. schon ein Unterschied, WIE die Regel konkret wirkt. Und da hat 1of3 treffend unterschieden in Regeln die a) das allgemeine soziale Gefüge betreffen (social contracts; ich nenne dies mal Regeln im weiteren Sinne) und in Regeln, die a) konkret im Spielsystem verankert sind – Spielmechanismen wie z.B. wann gewürfelt wird, welches Schadenssystem zum Einsatz kommt (Regeln im engeren Sinne).

Regeln im weiteren Sinne sind notwendig, weil Du mit diesen Übereinkunften (social contracts) erst die Grundlage und den Rahmen für ds Rollenspiel schaffst. Bildlich gesprochen sorgt diese Form der Regeln für den Boden, auf dem dann Kreativität sprießen kann.

Regeln im engeren Sinne bestimmen dagegen konkret
* was Dein Charakter tun darf und was nicht
* ob und wann er bestimmte Fähigkeiten einsetzen kann; oder
* die Bedingungen dafür.

Dies wirkt m.E. negativ auf die Kreativität – tlw. über den Umweg Emotion (z.B. Frust).

Zitat
Ähm, ich kann dir nicht ganz folgen… Ich meine ja gerade, dass Regeln (also gewisse Grenzen) die Kreativität steigern können! Reden wir aneinander vorbei? Was genau meinst du

Ich meine, dass ohne Regeln ganz allgemein kaum Kreativität möglich ist. Insofern hat Du Recht. Nur habe ich etwas gegen den Begriff „Grenzen“ oder „Beschränkung“, eben weil ich damit eher verbinde, dass mir Möglichkeiten genommen werden. Regeln (i.w.S.) schaffen damit aber erstmal einen Raum von Möglichkeiten – einen Raum, in dem ich mich bewegen kann. Kreativität könnte demanch verstanden werden als die Freiheit, diese Möglichkeiten zu entdecken. Andererseits gibt es Regeln (i.e.S.), die ganz klar diese Freiheit einschränken – Regeln, die Dir vorschreiben, wie Du Dich in diesem Raum zu bewegen hast. Und letzteres ist nicht unbedingt förderlich für Kreativität.

Insofern sage ich: Ja, Regeln können Kreativität fördern, sie können diese aber auch extrem behindern. Es kommt ganz darauf an, auf welcher Ebene wir welche Regeln betrachten.

Arbo
« Letzte Änderung: 25.07.2005 | 20:05 von Arbo Moosberg »
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #26 am: 25.07.2005 | 20:11 »
Andererseits gibt es Regeln (i.e.S.), die ganz klar diese Freiheit einschränken – Regeln, die Dir vorschreiben, wie Du Dich in diesem Raum zu bewegen hast. Und letzteres ist nicht unbedingt förderlich für Kreativität.

Insofern sage ich: Ja, Regeln können Kreativität fördern, sie können diese aber auch extrem behindern. Es kommt ganz darauf an, auf welcher Ebene wir welche Regeln betrachten.
Aber gerade diese Regeln, die dich einschränken, können die Kreativität beflügeln.
Beispielsweise jemand kann einen Beherrschungs-Zauber, mit dem ihm der Verzauberte bedingungslos gehorcht.
Wenn er diesen Zauber jederzet einsetzen kann, dann geht er einfach zur Wache und sagt: "Gib mir das Gemälde."

Wenn er diesen Spruch aber nur in bestimmten Situationen einsetzen kann, z.B. "der zu Verzaubernde ist gerade beim Essen.", dann beflügelt das die Kreativität.
Denn der Magier überlegt sich jetzt, wie er die Wache dazu bringen kann, etwas zu essen. Oder er überlegt sich, wie er ohne Zauber an das Gemälde kommt.

Wie man sieht, erhält er ohne Einschränkung ziemlich schnell und kreativlos das Gemälde.
Mit Einschränkung, kann er aber nicht den offensichtlichsten Weg gehen. Er wird durch die Einschränkung zum Nachdenken gezwungen und muss sich anderweitig überlegen, wie er sein Ziel erreicht.

OK, das ist jetzt ein Beispiel, wie ein Gamist durch Einschränkungen Kreativität entfaltet.
Aber ich denke, andere Spielweisen profitieren auch durch Einschränkungen.

Offline Psycho-Dad

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #27 am: 25.07.2005 | 20:50 »
Regeln fördern die Kreativität... Mein Senf zu diesem Thema:

Gut möglich:

Gib einem Menschen eine Flasche Bier und einen Flaschenöffner und sag ihm: "Mach die Flasche auf"
Vermutlich nimmt er einen Flaschenöffner.

Wiederhole das ganze, erweiter die Forderung "Mach die Flasche auf" um den Zusatz "Benutze keinen Flaschenöffner"
Es ist Erstaunlich, auf wieviele verschiedene Arten man eine Flasche öffnen kann, auch ohne Flaschenöffner.

Auf´s Rollenspiel übertragen könnte man das so auffassen, das eine Regel, die etwas bestimmtes verbietet, den Spieler dazu zwingt, das er nach Alternativen sucht. Das Würde ich durchaus als Kreativ beschreiben. Wichtig ist hierbei aber auch die Anzahl und die "Interpretationsmöglichkeit" der Regel:
Zu Viele und zu Starre regeln Schränken ein, sowol den Spielfluss als auch die Kreativität. Aber ein vernünftiges maß an Regeln kann IMO durchaus die Kreativität der Spieler fördern.

Ich hoffe mal, das ich Ferdi jetzt richtig verstanden hab und mein Senf passend ist  ;D

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #28 am: 25.07.2005 | 21:31 »
Ich meine, dass ohne Regeln ganz allgemein kaum Kreativität möglich ist. Insofern hat Du Recht. Nur habe ich etwas gegen den Begriff „Grenzen“ oder „Beschränkung“, eben weil ich damit eher verbinde, dass mir Möglichkeiten genommen werden. Regeln (i.w.S.) schaffen damit aber erstmal einen Raum von Möglichkeiten – einen Raum, in dem ich mich bewegen kann.
… Ja! Das ist doch mal sehr weise. Das trifft den Punkt, den ich machen wollte, sehr viel besser als meine eigene Formulierung. Cool!

Zitat
Andererseits gibt es Regeln (i.e.S.), die ganz klar diese Freiheit einschränken – Regeln, die Dir vorschreiben, wie Du Dich in diesem Raum zu bewegen hast. Und letzteres ist nicht unbedingt förderlich für Kreativität.
Hie sehe ich es wie Eulenspiegel: gerade solche Einschränkungen können die Kreativität fördern! Natürlich müssen sie es nicht, aber sie können es sehr wohl. Nicht jede Einschränkung muss schlecht für die Kreativität sein. Manche Einschränkungen (und damit meine ich wirklich Einschränkungen!) können auch gut für die Kreativität sein. Müssen nicht, können aber.

Ansonsten sehe ich den Unterschied zwischen Social Contract und System-Regeln auch. Allerdings sehe ich nicht, dass Social Contract Regeln die Kreativität grundsätzlich fördern und System Regeln sie grundsätzlich einschränken. Ich glaube eher, dass beide Ebenen sowohl förderlich als auch hinderlich sein können.
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Offline Arbo

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #29 am: 26.07.2005 | 11:04 »
@ Fredi (+ Eulenspiegel):

Zitat
Ansonsten sehe ich den Unterschied zwischen Social Contract und System-Regeln auch. Allerdings sehe ich nicht, dass Social Contract Regeln die Kreativität grundsätzlich fördern und System Regeln sie grundsätzlich einschränken. Ich glaube eher, dass beide Ebenen sowohl förderlich als auch hinderlich sein können.

Jetzt bin ich mal ganz kleinlich und sage: Wenn Regeln i.w.S. Kreativität erst ermöglichen, dann fördern diese die Kreativität erstmal ;) Was ich versuchte mit dem Raumbild klar zu machen, dass die Regeln i.e.S. (System-Regeln) etwas schärfer in das konkrete Handeln der Charaktere eingreifen – sie sagen Dir halt, wie Du Dich in dem „Raum“ zu bewegen hast.

Das alles, was Du und auch Eulenspiegel schreiben, mag richtig sein. Mir gefällt bspw. der recht minimalistische und „realistische“ Magierstil in MIDGARD, gerade weil dort manche Zauber so ausgelegt sind, dass man sie vielseitig und auf verschiedenste Weise anwenden kann. Von daher weiß ich selbst, dass Beschränkungen – im Möglichkeitenraum (!) - förderlich sein können. Allerdings kennen wir sicher auch viele andere Fälle: Da gibt es Charakterklassen die dieses oder jenes NICHT oder noch nicht können; da darf der Halbling keinen Zweihänder führen (obwohl ich mir das schonmal interessant vorstelle ;) ); bestimmte Charakterklassen haben auch nur eine bestimmte Gesinnung etc. Diese Einschränkungen sind stimmungstötend und wenn wir mal ehrlich sind, ist „geht nicht“ auch ein schlechter Spielleiterstil.

Und jetzt der interessante Punkt: Wenn ich das bisher Gesagte betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass – jetzt mal nur auf die Kreativität bezogen – die Regeldichte bzw. der Regelgrad eine Rolle spielt. Hypothetisch betrachtet müsste es also einen optimalen Grad an Regeln geben.

Ich stelle mir das nun so vor, dass jedes Mehr an Regeln, welches über diesen optimalen Regelgrad hinaus geht, dann nachteiligt wirkt. Wohingegend alles unterhalb des Regelgrades förderlich sein kann.

Man könnte da jetzt noch verfeinern, indem man sagt, dass Regeln am Anfang notwendiger und förderlicher Sind, als „zur Mitte“ hin; ggf. könnte man das auch konkret auf die Regelart beziehen.




Arbo
« Letzte Änderung: 26.07.2005 | 11:07 von Arbo Moosberg »
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Offline Boba Fett

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #30 am: 26.07.2005 | 11:21 »
@Elch: Sorry, man sollte lesen können... 8)

Regeln sind Grenzen.
Grenzen schränken Kreativität ein oder beflügeln die Kreativität?!
Beides trifft zu, denke ich.

Wenn ich klare Richtlinien habe, was machbar ist, dann habe ich einen gewissen Halt.

Ich möchte das Rollenspiel mal mit einem "Spaziergang" vergleichen.
Man schreitet voran und es geschehen Dinge, man erlebt Sachen und unternimmt Dinge.

Absolut Regelloses Spiel wäre wie das Gehen in einer Wüste.
Man hätte keine Richtung vorgegeben, könnte in aller Richtungen gehen.
Spiel mit Regeln ist wie das Gehen auf einem Weg.
Je mehr Regeln, desto enger wird der Weg, vielleicht tauchen "Mauern" auf, die ein Verlassen des Weges verhindern und vielleicht gibt es Abzweigungen, aber es hat nicht zu interessieren, was jenseits des Weges liegt.

Innerhalb eines "Weges" kann ich entscheiden, was ich machen möchte.
Allerdings befinden sich  links und rechts vom Weg Mauern, die den Weg eingrenzen.
Was ich auf dem Weg mache, ist mir überlassen. Was jenseits des Weges liegt ist unbekannt und auch nicht Gegenstand des "Spazierganges".

Natürlich beflügelt das auch die Phantasie, denn ich werde mir überlegen, wie ich meine Wege gehe.
Vielleicht möchte ich alles rausholen, was auf dem Weg möglich ist.

Im Spiel umgesetzt heisst es: Wenn es Regeln gibt, die das Machbare einschränken, dann weiss ich was machbar ist und kann mich daran versuchen.

Ein Beispiel:
Wenn ich Mantel und Degen spiele, dann weiss ich, dass ich mir keinen Wissenschaftler ausdenken muss, der die Dampfmaschine erfindet. Dampfmaschinen sind kein Gegenstand von Mantel und Degen - das ist die Regel.
Allerdings kann ich mir einen Piraten ausdenken, oder einen Musketier und weiss, dass romantische Verwicklungen wichtig sind. Also bin ich ermutigt, ein Beziehungsgeflecht für meinen Charakter zu schustern.
Der Erfinder der Dampfmaschine wäre ein möglicher Bestandteil des Steamage-Weges.

Mein Weg heisst also Mantel und Degen und die "Mauern" am Wegesrand grenzen alles aus, das nicht "Mantel und Degen" ist.

Das Beispiel ist jetzt Settingebzogen, aber es geht genauso um "während des Rollenspiel machbares". Wenn ich weiss, dass ich auf der Mantel und Degen - Strasse spiele, dann weiss ich, dass es darum geht, spektakulär mit dem Degen zu fuchteln, Vorderlader abzufeuern und schönen Frauen schöne Augen zu machen.
Kung Fu Action, Zeitreisen oder Powergamismus wäre absolut fehl am Platz.

Das schöne ist, ich weiss, wie mein Weg heisst und kann mir deswegen ausdenken, was auf dem Weg liegen könnte.
Wenn mir der Weg gefällt, dann bin ich motiviert und Motivation ist doch eine wichtige Grundlage für Kreativität.

Problematisch wird es, wenn ich Ideen habe, die nicht in den Weg passen.
Diese Ideen werden dann ausgegrenzt. Und das kann natürlich demotivieren.

Kreativität lässt sich natürlich nicht fokussieren. Man kann schlecht die Ideen eingrenzen.
Je mehr ich motiviert bin, desto mehr kreisen meine Gedanken um ein Gebiet (den Weg) und desto mehr Ideen werden sicherlich in diesem Bereich entstehen. Aber dass Ideen ausserhalb des Weges entstehen kann man nicht ausschliessen oder vermeiden.

Problematisch wird es, wenn es Meinungsverschiedenheiten über eine Idee gibt, ob diese noch innerhalb oder ausserhalb des Weges (also des Machbaren, oder des Bestandteils des Genres gibt). Nehmen wir den Dampfmaschinenerfinder im Mantel Degen Setting. Offensichtlich ist der fehl am Platze, und gehört ins SteamAge.
Ein Spieler könnte sich aber auf die Idee versteifen und darauf bestehen, dass eine Dampfmaschine ja technisch denkbar wäre und dass ein Genie sie auch da erfinden könnte. Der Spielleiter (klassisches Gruppenmodell) oder andere Spieler sind aber der Meinung, dass es nicht möglich wäre oder man ist der Meinung, es gehöre nicht ins Genre und deswegen hat sowas draussen zu bleiben.

Da taucht das Problem auf, dass Mauern am Wegesrand eben auch eingrenzen können.
Letztendlich braucht es aber Mauern, denn sonst stehen wir in der Wüste.
Wenn alles denkbare Möglich wäre, wird nichts konkretes rauskommen. Engt man das Mögliche aber ein, dann konzentrieren sich alle auf das Machbare und das Unpassende wird eliminiert.
(Beispiel: Der eine spielt einen Gott, der andere einen Neanderthaler. Denkbar möglich, aber im Zusammenspiel nicht zu gebrauchen [jedenfalls nicht lange])

Mein Fazit:
Ich halte Regeln die das Mögliche abstecken für wichtig.
Wenn alles über den Haufen geworfen werden kann, dann kann sich niemand darauf einstellen, was man im Rollenspiel erwarten kann, bzw. zu erwarten hat.
Es geht hier hauptsächlich um Motivation. Die Motivation hat aber eine unmittelbare Verbindung zur Kreativität.
Denn wenn ich unmotiviert bin, dann kann ich mir auch nichts ausdenken.
Wenn Motivation besteht, dann konzentriert man sich auch auf das, was durch Regeln eingeschränkt wird und dann hat man dazu auch Ideen.
Ist man unmotiviert, dann frustriert einen die Beschränkungen durch Regeln, da man die Ideen die man hat nicht unterbringen kann. Ausserdem konzentrieren sich die Gedanken möglicherweise oft auf "etwas anderes" und damit entstehen auch viele Ideen in Bereichen, die nicht "zum Weg" gehören.

Wichtig ist also die Motivation.
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azentar

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #31 am: 27.07.2005 | 16:39 »
Edit:
Habe den ursprünglichen Eintrag gelöscht, so daß weiter on-topic diskutiert werden kann.
Wer lesen kann, ist im Vorteil  :-[

Um an dieser Stelle was sinnvolles zu schreiben:
Die Kreativität im RPG wird u. a. von 3 Faktoren begrenzt/gelenkt -
1. Setting: Eine Spielewelt beinhaltet eine Reihe von Vorgaben und Gesetzen.
2. Gruppe: Je nach Zusammensetzung der Gruppe geht ein Spieler/SL bei der Erschaffung und der Darlegung seiner Ideen unterschiedlich vor.
3. Regeln: Nehmen einen mehr oder weniger großen Einfluss auf die Umsetzung von Handlungen & auf ihre Gelingwahrscheinlichkeit.

Wenn nur 1 den Ideenfluss begrenzt (irgendwie verlockend), besteht die Gefahr zu vieler Freiräume (Belanglosigkeit).

Wenn 3 dominiert, gibt es wenige Freiräume für die Ideen & das Spiel verwandelt sich in eine Abfolge von Routinen.

Der Idealfall (die Kreativität wird auf eine produktive Weise gelenkt) wäre, wenn 1 und 3 einander nahtlos ergänzen & an keiner Stelle behindern (im Gleichgewicht sind).
« Letzte Änderung: 27.07.2005 | 20:18 von Azentar »

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #32 am: 27.07.2005 | 18:02 »
Ich krieg nen Föhn hier... Ähm, Azentar, welches Wort von

Ich will mich hier nicht (!!!) darüber unterhalten, ob man Regeln ändern sollte oder nicht.

genau hast du nicht verstanden? Nochmal zum Mitdenken:
Ich wollte auch nicht über Optionalregeln reden. Sondern über Regeln (Grenzen) und Kreativität. Deswegen heißt der Thread auch so.

Liest hier eigentlich niemand was gepostet wird und blubbert nur irgendwelchen Kram, der nicht zu Thema passt vor sich hin? Nachdem ich das nun zum VIERTEN Mal in diesem Thread gesagt habe, bin ich geneigt, entweder böse Absicht oder grobe Dummheit zu unterstellen... ::)
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Zitat von: 1of3
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Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #33 am: 27.07.2005 | 18:24 »
Okay, ganz ruhig alle miteinander. Fredi, abkühlen. Alle anderen, bitte noch mal die Spielregeln ins Gedächtnis rufen, insbesondere:

Zitat
2.  Lest verständig und vollständig
(...)Und bitte, lest auch den ganzen Thread, ehe ihr postet! Immer wieder sehe ich Posts, die eigentlich nur damit zu erklären sind, dass der Poster genau das nicht getan hat. Das kann man im Umfrage-Channel machen, aber hier im Theorie-Bereich sollte man sich schon die Zeit nehmen, alle Posts zu einem Thema zu lesen.

7.  Bleibt On Topic!!
Keiner auf diesem Board hat mehr Lust, die ewig gleichen Leute in jedem Thread die ewig gleichen Diskussionen in neuem Gewand führen zu sehen. Deswegen Regel Nummer 6: Damit das Thema eines Threads klar festgelegt wird. Packt nicht alles, was euch entfernt zu einem Thema einfällt, in einen Thread. Bleibt bei dem, was der Threadstarter wissen wollte, oder eröffnet einen neuen Thread. Ich will hier nicht so pingelig sein wie auf the Forge, aber wir sollten doch wesentlich mehr als bisher darauf achten, uns auch wirklich zum Thema eines Threads und nicht zu irgendwas anderem zu äußern. Im Zweifel entscheidet der Threadstarter, ob etwas noch On Topic ist. Also, hört auf ihn!

Bevor ihr in einem Thread postet, seid sicher, dass ihr wisst, was Diskussionsgrundlage ist! Und haltet euch auch daran.

Dankeschön. Weitermachen.
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Re: [Offen] Grenzen und Kreativität
« Antwort #34 am: 28.07.2005 | 16:46 »
In einem klassischen Spiel schaffen Regeln erst das Spiel, d.h. sie geben an was genau in diesem Spiel getan werden kann, alles was nicht erwähnt ist kann auch nicht getan werden. Wie also in diesem Thread schon erwähnt eröffnen Regeln erst einen Handlungsraum der ansonsten leer wäre. Ob man das nun Einschränken oder Beschränken nennen will ist Geschmackssache, natürlich beinhaltet jede explizite Möglichkeit implizit eine "nicht-Möglichkeit"... Ich denke das reicht zu diesem Gedanken  :gaga: ;)

Rollenspiel ist nun aber kein klassisches Spiel, auch wenn es so heißt, es gründet nämlich auf der Annahme einer pseudorealen Welt in der sich das Geschehen abspielt. Man könnte das zwar auch von Monopoly oder Schach behaupten, allerdings ist bei solchen klassischen Spielen alles was über die tatsächlichen Regeln hinausgeht nur "Flavour" oder "Colour", eben nicht von Bedeutung (vielleicht schon für das Erlebnis nicht aber für den Ablauf des Spiels selbst).
Beim Rollenspiel stehen die Regeln aber nicht im Vordergrund, sondern es geht eigentlich um die pseudoreale Welt, die Regeln sollen diese nur stützen, aber warum eigentlich?
Ich denke es geht darum das geregelte Abläufe Bedeutung verleihen. Die Beliebigkeit der menschlichen Vorstellungskraft muss also tatsächlich in diesem Sinne eingeschränkt werden und zwar um Bedeutsamkeit zu erreichen. Was ein Ablauf wirklich bedeutet können uns nur die Regeln sagen, als unabhängige Instanz. Ich philosophiere mal dass es sich dabei um eine Art Realitätsersatz handeln könnte, eine vom eigenen Willen nur indirekt beeinflussbare Instanz.

Etwas mehr zum eigentlichen Thema: Was hat das mit Kreativität zu tun?
Kreativ sein kann man auch ohne Regeln, allerdings muss man dann damit leben dass die Bedeutung im Auge des Betrachters liegt.
Im Rollenspiel möchte man aber eine gemeinsame konsistente Erfahrung kreieren und dazu braucht es dann Beschränkungen der Kreativität.
Aber Beschränkungen sind nicht immer angenehm. Die offene Form des Rollenspiels führt häufig dazu, dass eine Regel anscheinend eher stört als etwas fördert, das liegt daran dass die Erwartung aufgrund der gemeinsamen Vorstellung von der Spielwelt nicht von den kreativen Beschränkungen erfüllt werden kann.
Die Beschränkungen und Regeln dürfen also nicht willkürlich gewählt werden sondern müssen bestimmte Erwartungen erfüllen können und zwar am besten diejenigen die sie wecken. Aber es gibt auch allgemeine Richtlinien, so dürfen Regeln etwa nicht zu trivial sein.
Hätte man hierfür ein ordentliches Bewertungsmaß, könnte man endlich einmal soetwas wie formale Kriterien für die Güte von Regeln aufstellen.