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[Warhammer] Die Reise nach Tiléa
Friedie:
Königstag, der 27. Sommerzeit 2512
Nachdem sich uns Raslanis Bekanntschaften von Gestern angeschlossen haben sind wir heute eine regelrechte Karawane, die sich Richtung Nuln aufmacht. Das Wetter ist weit besser als gestern, und wenn auch zunächst einiger Nebel die Sicht erschwert, gelingt es den Sonnenstrahlen im Verlaufe des Tages doch immer besser, sich ihren Weg zu uns zu bahnen. Ich verbringe den Tag teils auf dem Pferderücken und teils auf dem Wagen. Wir kommen sehr schnell voran, und bereits vormittags erblicken wir von fern die Stadtmauern von Nuln. Dennoch dauert es schliesslich bis zur Mittagsstunde, bis wir die Tore der alten Kaiserstadt passieren.
Bis es dann aber wirklich soweit ist, dass wir Einlass nach Nuln erhalten, vergehen allerdings noch endlose Stunden, denn die Zollkontrollen erweisen sich als äusserst akribisch. Uns ergeht es da allerdings noch wesentlich besser als unseren Begleitern um den Kaufmann von Liebewitz, dessen Warenladung einer sehr genauen Untersuchung unterzogen wird. Die Stadt ist schon jetzt vollgestopft mit Volk und Wagen, obwohl es bis zum Sonnenwendfest ja noch ganze sechs Tage hin sind. Auf den Plätzen der Stadt sind wahre Zeltstädte aus dem Boden gewachsen, und an jeder Ecke treiben sich Gaukler, Zauberer und Barden herum, überall hört man Musik, in allen Strassen und Gassen herrscht fürchterlicher Lärm, der es fast schon mit dem Karneval in Middenheim aufnehmen könnte - nun ja, natürlich nur fast. Wenn Zwerge Radau machen, ist das doch noch etwas anderes, aber trotzdem überkommt mich fast schon ein wenig Heimweh. An einem der grösseren Plätze, den zu erreichen wir in all dem Gewirr wieder einige Zeit brauchen, schlägt dann die Abschiedsstunde für unsere Gefährten der letzten Tage, denn Magnus teilt uns - kurz angebunden, wie er nun einmal ist - nur nüchtern mit, dass wir noch heute die Stadt verlassen werden, um weiter gen Süden zu ziehen, vielleicht keine schlechte Idee, denn eine Unterkunft in der Stadt wird man wohl schon jetzt kaum noch finden. Artig bedankt sich also von Liebewitz bei Magnus für die Begleitung und den Segen, Erik nickt uns noch einmal zu und der gute Giovanni hört überhaupt nicht mehr auf zu reden. Ihn scheint der Abschied noch am traurigsten zu machen, vielleicht ja auch deshalb, weil er wohl in nächster Zeit keine Gelegenheit mehr erhält, das Geld von mir zurückzugewinnen, das ich ihm beim Spiele abnahm. Aber gerade in den nächsten Tagen wird der Gute wohl kaum Schwierigkeiten haben neue, spielfreudige Leute kennen zu lernen. Ich denke mir, bei dem Andrang, der von allen Seiten gen Nuln herrscht, sollte unsere Reise in die entgegengesetzte Richtung deutlich weniger Schwierigkeiten bereiten.
Es wird schliesslich tatsächlich früher Abend, bis wir endlich das Südtor hinter uns lassen können, und ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, Nuln von vorne herein zu umreiten - vielleicht hätte uns das viel Zeit erspart. Nun ja, über unsere Reiseroute habe ich nicht zu entscheiden, ich bin ja nur Gefangener. Raslani scheint es egal zu sein, und Magnus muss wohl selbst am besten wissen, was er da tut. Auf dem weiteren Weg Richtung Süden kommt uns anscheinend die halbe Welt entgegen, und ich frage mich, wie die Stadt Nuln soviel zusätzliches Volk noch obendrein aufnehmen soll. Schliesslich erreichen wir die an einer Fährstelle über den Reik gelegene Herberge „Zur Fähre“, die ich nicht weiter beschreiben muss, da sie sich nicht im geringsten von den anderen Gasthäusern der kaiserlichen Linie unterscheidet, die wir in den letzten Tagen besuchten. Erwähnung verdient allerdings die Schankmaid, ein wirklich hübsches Ding, die allerdings alle Hände voll zu tun hat, weil die Herberge doch ziemlich gut gefüllt ist, für viele wohl die letzte Station vor ihrer Ankunft in Nuln. Magnus' Einfluss sei Dank bekommen wir noch ein Viererzimmer für uns. Nach der Abendmahlzeit ziehen wir uns früh zurück, der Tag ist ja doch recht anstrengend gewesen.
Friedie:
Arbeitstag, der 28. Sommerzeit
Sehr früh am Morgen weckt uns ein lauter Schrei aus Richtung des Flusses: „Hol über!“. Da wir nun schon einmal wach sind, nehmen wir das zum Anlass, uns zeitig auf den Weg zu machen. Die nette Schankmaid winkt uns noch nach, und ich denke mir, wie schade es doch ist ein Gefangener zu sein und nicht noch etwas bleiben zu können, stattdessen muss ich wieder auf diesem Pferderücken den Schmerz in meinen Beinen ertragen, von einigen anderen Stellen des Körpers wollen wir gar nicht erst reden.
Nach etwa zwei Stunden begegnen uns die ersten Fremden, diesmal ein Konvoi von einigen Kutschen, begleitet von 2 Strassenwachen. Da muss aber jemand Geld haben, der sich so etwas leisten kann. Ein wenig später sehen wir am Strassenrand einen ziemlich zerschmetterten Handelskarren, offenbar aber nur das Ergebnis eines Unfalls, wie uns Magnus mitteilt, der die Trümmer des Fuhrwerks etwas genauer in Augenschein genommen hat.
Der Weg wird nun immer lichter und es geht jetzt schon ziemlich steil bergan. In der Ferne machen wir die ersten hohen Berge aus, wohl die ersten Ausläufer der Schwarzen Berge, die das Reich von den Ländern der Grenzfürsten trennt. Leider zieht sich der Himmel jetzt mehr und mehr zu und schon bald fängt es wieder an vom Himmel herab zu giessen. Der letzte Regen war dagegen nur ein Vorgeschmack. Ich kann kaum meine Gefährten erkennen. Plötzlich nehme ich Geräusche war – und zwar von oben irgendwo im Blätterdach: „Flippflapp, Flippflapp“. Das muss etwas wirklich Grosses sein, wie sonst könnte es den Lärm des Regens übertönen? Auch Magnus und Raslani scheinen es gehört zu haben, ebenso die Pferde, die auf einmal sehr unruhig werden. Ich brülle Magnus zu, er möge mir doch eine Waffe geben, da bricht auch schon etwas Gewaltiges durchs Blätterdach. Raslani reagiert am schnellsten, spannt blitzgeschwind ihren Bogen, um einen Pfeil auf dieses „Etwas“ abzuschiessen. Ich hingegen sehe plötzlich nur noch ein Paar riesige Krallen auf mich zukommen, als mich jemand rücklings vom Pferd reisst und in Richtung eines grossen Baumes schleudert. Dort finde ich dann auch Raslani und Magnus wieder, der anscheinend für meinen unfreiwilligen Flug gesorgt hat: „Mach Dir keine Sorgen, ich werde Dich beschützen“. Hmmm - eine meiner eigenen Waffen wäre mir jetzt deutlich lieber. Plötzlich vernehmen wir ein Rufen von Links: „Hierher, hierher!“. Irgend etwas scheint dort auch zu kauern, zehn, vielleicht zwanzig Meter entfernt. Vorsichtig schleicht Raslani darauf zu, wohl um nachzusehen, was es damit auf sich hat. Ich höre Magnus leise fluchen ob dieser Leichtsinnigkeit, aber wer versteht schon Elfen? Es ist ohnehin zu spät, sie noch aufzuhalten, und da ertönen auch schon ihre Schmerzensschreie. Magnus lässt blitzschnell irgendetwas auf den Waldboden fallen, was es genau ist, kann ich im Regen nicht erkennen, dann zischt er mir noch zu: „Pass auf Dich auf“ und verschwindet im Regen, als sei er hinter einen Vorhang getreten. Als ich nachsehe, was er mir dort zurückgelassen hat, finde ein Kurzschwert. Na toll, soviel zum Schutz meiner Wenigkeit! Was würde ich jetzt für meine eigene, vertraute, gute Waffe geben. Aber die hier muss jetzt reichen. Den Rücken dem Baum zugewandt, einer gewaltigen Buche, versuche ich zwischen den Wassermassen irgendetwas zu erkennen -“Hierher, hierher!“ - diesmal von der anderen Seite. Nein eher von oben! Tatsächlich: dort kauert etwas in den Ästen. Plötzlich kommt dann aber etwas völlig Anderes genau auf mich zu. Es muss gewaltig sein, so lautstark kracht es durch das Unterholz! Im letzten Moment springe ich zur Seite, in der Hoffnung, mein Gegner würde vielleicht geradewegs gegen den Baum springen, doch in einer blitzartigen Wendung kommt das „Ding“ zum stehen und wendet sich mir zu. Ich sehe nur eine Unmenge dunkelgelben Gefieders vor mir und stosse mit meinem Schwert zu. Ein kurzer krächzender Schrei und dann sehe ich, wie eine gewaltige Krallenhand nach mir schlägt. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich ducken, und die Kreatur versenkt ihre Pranke tief in die Rinde der Buche. Jetzt ist der Moment gekommen, dem ein Ende zu machen. Mit aller Kraft stosse ich das Schwert in den Wanst dieses Untiers und höre augenblicklich dessen gequälten, kreischenden Todesschrei, der mir fast das Trommelfell zerreisst. Doch als ich dann versuche, die Waffe wieder zurück zu ziehen, bewegt sie sich nicht von der Stelle. Ich habe dieses Vieh, eine etwa sieben Fuss hohe Mischung aus Riesen-Urvogel und Mensch an den Baum genagelt und mich damit selbst entwaffnet. In einem Anflug von leichter Panik, wer weiss was für Monster noch in der Nähe lauern, stemme ich meinen Fuss gegen den Baum, und tatsächlich gelingt es mir im ersten Versuch, meine Waffe wieder zu befreien. Der leblose Körper dieses Tiermenschen, oder was auch immer es sein mag, fällt zu Boden, und ich lausche nach weiteren Bedrohungen. Doch ich vernehme nur noch ein sich entfernendes „Flappflappflapp“ aus genau der Richtung, aus der noch vor wenigen Momenten das merkwürdige Rufen kam. Was hat sich der Kaiser nur dabei gedacht, diese Kreaturen noch unter seinen Schutz zu stellen?! Auch wenn es Ausnahmen gibt, wie ich ja selbst erlebt habe, die Mehrzahl dieser Geschöpfe stellt eine echte Gefahr dar.
Bald darauf sehe ich meine beiden Gefährten auf mich zukommen, Raslani mit einer übel aussehenden Halswunde, und auch Magnus scheint es erwischt zu haben: der kahle Schädel ist so blutüberströmt, dass es ihm trotz des Regens immer wieder über das Gesicht läuft. Der Sigmarritter erzählt kurz von ihrer Auseinandersetzung mit einem weiteren gewaltigen Tiermenschen, wohl einer Mischung aus Bär, Mensch und Wolf, bei der ihm sein neues Schwert, das von Herrn von Kesselrink, das ich ihm überlassen hatte, gute Dienste geleistet habe. Während Magnus sich um Raslanis Wunde kümmert, suche ich nach unseren Pferden, von denen aber lediglich Raslanis Reittier aufzufinden ist. So machen wir uns schnell auf den Weg, die Elfin zu Pferd und der Rest von uns zu Fuss, doch nach nur wenigen hundert Metern finden sich sowohl Magnus' als auch mein Reittier wieder ein. Zum Glück bessert sich jetzt das Wetter zusehends, der Regen hört so schnell auf, wie er begonnen hat, sogar die Sonne schaut jetzt vereinzelt wieder hervor. Aus dem Reik, den wir in den letzten Wochen, ich schon seit meiner Reise an Bord der Beribeli, meine Gefährten zumindest seit unserem Aufbruch von Kemperbad, immer nur als majestätischen Strom erlebt haben, ist kaum mehr als nur ein kleines Flüsschen geworden, das friedlich vor sich herplätschert, und bei dieser Idylle ist es kaum zu glauben, was wir noch vor wenigen Augenblicken durchzustehen hatten.
Bald darauf erreichen wir eine etwas heruntergekommene Herberge, die den Namen „Zum Felsenhang“ trägt, nicht zu unrecht, wie ich bemerke, nachdem ich den müden Kopf gehoben und mich einmal umgesehen habe. Nachdem wir selbst unsere Reittiere im Hof angebunden und versorgt haben, betreten wir den Schankraum. Neben dem Wirt, der sich uns später als Sigmund Grünfels vorstellt, befinden sich nur noch drei grosse Kerle an einem kleinen Tresen, die anscheinend eine Art Trinkwettbewerb durchführen. In dieser Disziplin könnten sie getrost beim Middenheimer Sängerwettstreit antreten, dass sie aber mit diesen gröhlenden Stimmen auch beim Singen so gut abschneiden würden, wage ich dann doch zu bezweifeln. Neben einem wohlschmeckenden Ale, das irgendwie immer mehr zu meinem „Fahrtengetränk“ wird, gibt es als Verköstigung ein Hafergericht mit einigen Fleischbrocken darin, was nun zwar kein Festmahl darstellt, aber doch immerhin ganz gut sättigt. Wir versuchen mit den drei Gestalten ins Gespräch zu kommen, doch die sind nicht sonderlich redselig und scheinen auch nicht erfreut, eine Elfin zu sehen, zumal Vertreter dieses eigenwilligen Volkes in letzter Zeit anscheinend häufiger in dieser Gegend auftreten, so dass Raslanis' Anwesenheit ein ausgiebigeres Gespräch eher verhindert. Immerhin erfahre ich, dass am gestrigen Tage ein weiterer Elf, vielleicht war es sogar der mir durchaus bekannte Barde Lladhrein hier war, wie schade, dass wir uns verpasst haben. Nun, Raslani hin oder her, viel Wertvolles hätten wir wohl von den Dreien ohnehin nicht erfahren, es stellt sich nämlich heraus, dass sie ohne Ausnahme von den umliegenden Höfen stammen. Neuigkeiten aus der Richtung, in die wir ziehen, werden sie also wohl kaum zu berichten haben. Nachdem Raslani schon recht früh in die uns zugewiesene Kammer verschwunden ist, folgen wir dann ein wenig später, und Magnus erlaubt sich in Richtung der drei Trunkenbolde ein Abschiedswort, das bei mir fast zu einem Lachanfall führt: „Komm, dann lass uns mal gehen, unser Spitzohr beglücken!“
Friedie:
Festtag, der 29. Sommerzeit
Sigmund Grünfels, der Wirt der Herberge „Zum Felsenhang“, stellt sich als ehemaliges Mitglied der kaiserlichen Garde heraus. Nicht nur daran, mit welchem Geschick und welcher Erfahrung er Raslanis Halswunde - zunächst am Vorabend, und dann auch am jetzigen Morgen wieder - versorgt, sondern auch, dass und wie er des Nächtens die drei Saufkumpane „zur Raison brachte“, als diese ihm gegenüber ungemütlich wurden, eine Geschichte, die ich beim Frühstück von Magnus erfahre, unterstreichen dies eindrucksvoll. Mein Bewacher ist so sehr beeindruckt, dass er Sigmund einlädt, uns doch ein Stück unseres Weges zu begleiten, selbstverständlich gegen einen täglichen Sold und grosszügigen Ersatz für seinen Verdienstausfall in dieser Schenke. Und der alte Soldat sagt zu, so dass wir uns zu viert auf den weiteren Weg machen. Zu meinem Entzücken hat Sigmund auch noch einen Karren organisiert, den er mir dann bereitwillig zur Verfügung stellt, sein Kennerblick hatte wohl schon gestern an meinem Laufstil erkannt, dass ich das Reiten nicht gewohnt bin und mir ein Tag abseits eines Pferderückens mal wieder recht gut tun würde.
Nach einem relativ ereignisarmen Tag, bei dem die Sonne zum Glück immer mehr die Oberhand gewinnt, sehr erholsam nach den gestrigen Strapazen, erreichen wir schon am Nachmittage unser nächstes Ziel: die Bergarbeiterstadt Wissenburg. Wir sind schon im Bilde, was uns dort erwartet, da Sigmund uns, neben einigen Abenteuern seiner Soldatenzeit, auch von dieser Stadt berichtet. Im grossen und ganzen sei die Stadt wohl am ehesten mit Middenheim zu vergleichen, nur eben viel kleiner, aber doch mit demselben Völkergemisch aus Menschen und Zwergen, und auch mit einer vergleichbaren Mentalität der Leute, nur das die Wissenburger, so berichtet Sigmund, wie alle Wissenländer so maulfaul sind, dass viele der geschwätzigen Altdorfer sie für unendlich unhöflich halten. Wie zu erwarten, sagt die Vorstellung von Zwergen, und gleich noch mehreren auf einmal, Raslani natürlich weniger zu, für Magnus und mich dagegen ist alles doch ein sehr gewohnter Anblick, als wir die Stadt, die besonders für Abbau und Bearbeitung der verschiedensten Halbedelsteine bekannt ist, durchqueren. Dank Sigmund finden wir dann auch eine durchaus gemütliche Herberge. Morgen geht es dann weiter, immer weiter dem Pass entgegen, hinter dem dann die Lande der Grenzfürsten auf uns warten.
Fortsetzung folgt!
Friedie:
....noch Festtag, der 29. Sommerzeit
Das erste, was einem Besucher an Wissenburg auffällt, wenn er die Strassen der Stadt betritt ist, dass es dort fast ausschliesslich Steingebäude gibt - ein Umstand, der diesen Ort von seinen nördlichen Nachbarstädten und -orten unterscheidet. Es mag daran liegen, dass wir ja immer mehr in felsigere Gegenden kommen, wo das Holz der Bäume sich nicht mehr ganz so gut zum Hausbau eignet, oder dass der Steinabbau hier intensiver betrieben wird als anderswo. Jedenfalls sollte auch in Betracht gezogen werden, dass Zwerge, die ja hier einen grossen Anteil unter der Bevölkerung ausmachen, sich „unter Steinen und Felsen“ einfach wohler fühlen. Das gute Heim brennt halt nicht so schnell ab.
Wir betreten die Herberge, die Sigmund uns ausgesucht hat und auch hier scheint er Stammgast zu sein, was ich daran bemerke, wie freundlich er von einigen Gästen und auch vom Wirt begrüsst wird. Der Laden ist vollgepackt mit Zwergen, was Raslani einmal mehr überhaupt nicht zu gefallen scheint, Magnus und ich dagegen werden einige Male freundliche Zwergengrüsse los, ob nun ein „bu zdráv“ oder ein „dobrý den“, was auch freundlich erwidert wird. Zu Raslanis' Erleichterung weisst uns der nette Wirt einen Platz nahe der Tür zu, und nachdem er für Speis und Trank gesorgt hat, gesellt er sich sogar kurz zu uns. Sigmund stellt uns seinen Bekannten als 'Marik – war früher auch bei der Kaiserlichen' vor, meine Person im übrigen als „Alfons Unterberg“, ein Name, den Magnus mir verpasst hat, wohl um Aufsehen zu vermeiden - obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass mein richtiger Name schon soweit nach Süden vorgedrungen ist, dass das wirklich nötig wäre, aber er wird sich schon etwas dabei gedacht haben.
Magnus fragt Marik nach den möglichen Pässen Richtung Tiléa und welchen Weg er uns denn empfehlen könnte. Wie wir dann erfahren gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten. Da ist zuerst einmal der Echo-Pass, über den man zunächst einmal in „die Gruft“ kommt, ein lang gezogenes Hochplateau, das die Grauen Berge im Sölland - dort befinden wir uns jetzt, endlich haben wir das Reikland hinter uns gelassen - praktisch direkt mit Tiléa verbindet. Allerdings führt dieser Weg durch ein Gebiet, in dem es vor Grünhäuten nur so wimmeln soll. Kurz gesagt, diese Route sei nur zu empfehlen, wenn es uns gelänge, noch eine ganze Armee von Armbrustschützen anzuheuern. Magnus kommt auf die Idee, man könne dafür doch ein paar Zwerge gewinnen, worauf der Wirt, seines Zeichens ein erfahrener Armbrustschütze, breit grinsen muss: „Schon mal überlegt, was passiert, wenn ein Zwerg versucht, eine richtige Armbrust anzulegen?“ Ich merke daraufhin noch an, dass das ganze doch vielleicht mit einem entsprechenden Gegengewicht funktionieren könnte. Gut, dass die Zwerge um uns herum diese Witzeleien nicht mitbekommen haben. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, dass die Grünhäute sich mittlerweile sogar wieder aus den Bergen bis ins Sölland selbst herunterwagen - was allerdings die Kurfürstin nicht sonderlich zu interessieren scheint. Dieser Landesteil wird übrigens mittlerweile offiziell als 'das Wissenland' bezeichnet, nur die Einheimischen nennen es nach wie vor das Sölland, nicht zuletzt, um ihren Unmut über ihre Regentin zu äussern, die sich hier um nichts kümmert und das ganze Gebiet in naher Zukunft wahrscheinlich sowieso an einen anderen Fürsten verkaufen will, um sich ganz auf das für sie interessantere Nuln konzentrieren zu können. Wo sollte sie wohl auch in dieser bodenständigen Gegend ihre Garderobe ausführen können? Selbst die Zwerge an den Nachbartischen weisen gelegentlich lautstark darauf hin, dass es dem ganzen Landstrich unter dem alten Grafen viel besser gegangen sei. Aber ich schweife ab ...
Der zweite mögliche Weg scheint auch keine wirkliche Alternative zu sein, er führt über den Mondidier-Pass zunächst ins südliche Bretonnia, und von dort aus ist die Weiterreise zu unserem Ziel ungleich einfacher. Früher war das ein viel genutzter Handelsweg - natürlich mit einigen Zöllen, was uns aber wohl kaum gestört hätte: wir führen ja kaum etwas zu Verzollendes mit uns - allerdings scheint diese Route angesichts des drohenden Krieges zwischen Bretonnia und dem Reich im Augenblick nicht gerade ratsam.
So bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als unserem ursprünglichen Plan weiter zu folgen und erst über die 'Winterzähne' ins Gebiet der Grenzfürsten zu kommen, und um von dort aus Tiléa zu erreichen, bräuchten wir dann nur noch die Apuccinen zu überqueren, aber im Vergleich zu den Grauen Bergen dürfte das wohl ein Kinderspiel werden.
Friedie:
Wellentag, der 30. Sommerzeit
Der neue Tag begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein, und ich darf es mir mal wieder in unserem Karren gemütlich machen. „Reiten wirst du auf dieser Reise noch genug: Du glaubst doch wohl nicht, dass wir mit diesem Karren da über die Winterzähne kommen?“ - so Sigmund zu mir. Der Vormittag verläuft nahezu ereignislos und wir kommen ganz gut voran. Ich beginne - man ist schliesslich wer man ist - trotz falschem Namen, ein kleines Liedchen zu singen, was Sigmund auf dem Kutschbock bald begeistert mitträllert. Plötzlich werden die Pferde unruhig, Sigmund verstummt und hebt den Zeigefinger, um damit Ruhe zu erbeten. Raslani äussert sich, Grünhäute zu riechen, und wir steigen von der Kutsche und den Pferden ab. Sigmund bittet uns jetzt um absolute Stille: „Vielleicht haben sie uns noch nicht entdeckt“ - und geht auf Erkundung. Bald darauf kommt er zurück: „Acht! ...Vor uns“. Magnus fragt mich, ob ich im Fernkampf geübt sei und als ich das bejahe, fordert er Raslani auf, mir ihren Bogen und Pfeile zu geben. Als Sigmund an Magnus gerichtet fragt, was mir diese Waffe denn im Nahkampf nützen könnte, erwidert dieser, dass es dazu für mich nicht kommen werde, und falls doch, ich schon wüsste, wo meine Waffen zu finden seien. Sigmund hebt darauf fragend die Augenbrauen und ich muss zugeben, dass ich das jetzt auch nicht ganz verstehe. Zum weiteren Nachdenken komme ich aber nicht, denn da tauchen sie schon vor uns auf der Strasse auf: acht riesengrosse Kerle, wobei sich einer, ein in ein merkwürdiges Federgewand gehüllter, recht schmächtiger Ork, im Hintergrund hält. Als Sigmunds Angriffsruf ertönt, lasse ich mich nicht lange bitten und schicke den ersten Pfeil los, der auch einen der Gegner geradewegs in den Unterarm trifft und dort stecken bleibt. Dieser Kerl dürfte also erst einmal andere Probleme haben! Ich sehe Sigmund und Magnus vorstürmen und hole einen zweiten Pfeil hervor um ihnen Feuerschutz zu geben, da bemerke ich einen dumpfen Aufprall auf meinem Oberschenkel - einer der uns jetzt in grosser Zahl entgegen fliegenden Armbrustbolzen hat mich erwischt.
Ich schleppe mich, so gut es geht, in Richtung unseres Karrens und untersuche erst einmal kurz meine Wunde. Aus dem Augenwinkel sehe ich Magnus und Sigmund im Pulk der Feinde wüten, und auch Raslani, die direkt neben mir einem Ork den Arm abschlägt, so dass auch dieser Gegner ausgeschaltet wäre. Dann entreisst Raslani mir plötzlich Bogen und Pfeile, wohl in der Annahme, das diese mir nichts mehr nützen würden, und macht sich in Richtung des Kampfgetümmels davon. Elfen behaupten ja immer gerne, Menschen nicht zu verstehen, aber jetzt steht es einmal genau umgekehrt: Was soll das? Denn da stürmt auch schon so eine Grünhaut auf mich zu. Völlig schutz- und waffenlos rolle ich mich unter dem Wagen durch und erblicke Magnus' Pferd, auf das ich zustürme, den Ork gewiss irgendwo auf meinen Fersen. Zum Glück erkenne ich einen Schwertknauf, greife danach und weiss sofort, dass es meine Waffe ist, die ich da in der Hand halte. Da höre und rieche ich auch schon diesen ekelhaften Atem hinter mir, wende mich blitzschnell um und stosse zu. Grünliches Blut strömt aus der klaffenden Brustwunde des Orks hervor, allerdings bemerke ich wie sich dieses auf dem Boden mit einer roten Flüssigkeit vermischt. In diesem Moment wird es mir schwarz vor Augen.
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