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[Warhammer] Die Reise nach Tiléa

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Friedie:
noch Festtag, der 4. Vorgeheim

Dichter Morgennebel wallt vom Fluss heran und trägt zu einer seltsamen Stimmung bei, die an diesem Morgen im Lager des fahrenden Volkes herrscht. Die Ereignisse der letzten Nacht scheinen unsere lieben Gastgeber ganz schön aufgewühlt zu haben. Hektisch packen die Schausteller ihre Sachen zusammen - von der gestrigen Gemütlichkeit dieser Leute ist nichts mehr zu spüren. Immerhin bringt uns Kaia ein paar Kanten Brot vom gestrigen Abend (dank des Morgennebels ist es natürlich jetzt ein wenig pappig), und der „Weise“ Haspadin macht uns mit einem mir völlig unbekannten neuen Getränk bekannt: „Das trinken wir immer zum Morgenmahl, tut wirklich gut. 'Ka-wah' heisst das Zeug.“ Oder so ähnlich zumindest, genau verstanden habe ich ihn nicht. Es handelt sich um eine dunkle, fast schwarze, heisse Flüssigkeit, die leicht bitter schmeckt - aber ansonsten gar nicht mal so schlecht muss ich sagen. Hmmm …ein wenig Zucker würde das ganze geschmacklich vielleicht noch etwas aufwerten. Goshwar kommt noch einmal zu uns herüber, um sich zu verabschieden: „Hier trennen sich jetzt unsere Wege, die Götter seien mit Euch“.
„Sigmar mit Euch, werter Goshwar“, lauten Magnus Abschiedsworte.

Schon bald bewegen sich die fünf bunten Wagen dann in Richtung Strasse, danach werden sie wohl die Winterzähne ansteuern. Auch wir rüsten uns nun langsam zum Aufbruch. Im Gegensatz zu den Fahrensleuten wenden wir uns - auf der sicheren Strasse angekommen - nach Süden. Nach einer Weile merke ich, dass das schwarze „Morgengetränk“ aus Arabia recht angenehme Nebenwirkungen zu haben scheint: Nicht nur, dass ich mich trotz des wenigen Schlafes in der vergangenen Nacht überhaupt nicht müde fühle, nein, auch die Kopfschmerzen, die Wein und Schnaps hinterlassen hatten, haben sich völlig verflüchtigt.
       
Kurz vor der Mittagsstunde - wir haben bereits ein ordentliches Wegstück geschafft - bemerken wir, wie sich der Wald zu unserer Linken verändert. Die Bäume sehen hier aus wie verbrannt, und dennoch tragen die Zweige Blätter. Zudem herrscht hier eine unheimliche Stille: kein Vogelgezwitscher, kein Laut des Windes, gar nichts - und über dem Wald ist der Himmel bleischwarz ...genau so, wie Goshwar es uns ja bereits gestern schilderte. Magnus steigt vom Pferd, um sich das Ganze von nahen zu besehen. Einem dieser Bäume versetzt er einen herzhaften Tritt - woraufhin der Baum mit einem schmerzvollen Stöhnen antwortet! - „Oh, oh ...das fühlt sich jetzt aber sehr merkwürdig an. Dieser Wald ist irgendwie ….ganz falsch. Hier scheint das Chaos  wirklich immensen Einfluss zu haben“.

Wenig später erkennen wir schon von der Strasse aus und mitten in diesem Wald eine natürlich-grüne Stelle, über der ein kreisrunder azurblauer Himmelsauschnitt die ansonsten bleischwarzen Wolkendecke durchbricht - wenn das überhaupt normale Wolken sind, irgendwie glaub ich das nicht so recht! -, so dass die Sonne die 'grüne Oase' in diesem verdorrten Wald noch zusätzlich erstrahlen lässt. „Das scheint mir ein geweihter Ort zu sein“, vernehme ich Magnus' erfürchtige Stimme, „Wir sollten uns das unbedingt einmal ansehen!“

Ich glaube auch, dass hier irgendwelche besonderen Kräfte am Werke sind, die das Chaos ganz offensichtlich dazu gebracht haben, dieses Waldstück zu verschonen. Als wir ungefähr die Höhe der Lichtung erreichen - die jetzt genau zwischen unser Position auf der Strasse und dem Jetzin in östlicher Richtung liegt -, versuchen wir uns etwas genauer zu orientieren. „Nicht, dass wir uns hier noch verlaufen“ warnt Raslani, „Vielleicht sollten wir eine Spur legen.“ Ich ziehe einen Dolch und versuche, einen der Bäume mit einem „X“ zu markieren. Doch weit komme ich dabei nicht: die vermeintliche Baumrinde lässt sich zerschneiden wie Fleisch, und dickes Blut quillt hervor. Sofort weist mich Magnus zurecht, es sei sicher keine gute Idee hier die Bäume zu verletzen - schliesslich könnten die Ents etwas dagegen haben. Nun ...aber mit Wucht dagegentreten darf man?! ...Und um gewöhnliche Bäume, die die Hüter des Waldes so gerne beschützen, handelt es sich doch hier ganz offensichtlich auch nicht. Hmmm ...vielleicht gibt es ja auch chaotische Ents in einem chaotischen Wald ? Keine schöne Vorstellung.

Nun ja, dann muss es eben mein Kompass richten - damals in den Felshöhlen unter Burg Wittgenstein versagte er mir ja leider seinen Dienst. Deshalb behalte ich das Instrument von jetzt ab sehr genau im Auge, als wir die Strasse verlassen und uns in Richtung Osten aufmachen. Der Boden ist mit einer grauen, ascheartigen Masse bedeckt und scheint irgendwie viel zu leicht nachzugeben unter den Hufen der Pferde, die immer wieder zu stolpern drohen. Auch den Wagen zu lenken fällt mir recht schwer: Die Bäume scheinen immer näher an uns heranzurutschen, und immer gleitet der Wagen ruckartig ein Stück zur Seite. Ekelhafter Verwesungsgeruch sticht uns in die Nase. Die Äste der Bäume werden dichter und dichter, manchmal habe ich fast den Eindruck, sie würden versuchen, nach uns zu greifen oder peitschenartig um sich zu schlagen. Ein „Ohhh!“ kommt es von der Ladefläche - Myralin scheint es ähnlich zu ergehen. Raslani und Magnus steigen von ihren Pferden, und auch ich verlasse den Kutschbock. Jetzt ist es wirklich ratsamer, zu Fuss weiterzugehen. Kurz hebt Magnus die Hand und bleibt stehen. Dann spricht er ein kurzes Gebet und schärft uns ein, möglichst eng zusammen zu bleiben und ihm zu folgen. Auch wenn ich das eigentlich eher vom Gott Taal erwartet hätte: Auch Sigmar scheint im Wald einen gewissen Einfluss zu haben, denn nach diesem kurzen Gebet kommen wir wirklich etwas leichter voran, und kurze Zeit später verändert sich die Umgebung schlagartig.

Auf einem völlig normalen Waldboden wachsen gesunde Bäume mit reichlich grünem Laub, zu unseren Füssen plätschert ein kleines Bächlein friedlich dahin, man vernimmt sogar einzelnes fröhliches Vogelgezwitscher, und auch der Verwesungsgeruch ist völlig verschwunden - jetzt riecht es einfach angenehm nach Wald. Plötzlich höre ich meinen Magen knurren. Nanu? Sicher wäre es jetzt durchaus Zeit, wieder etwas zu sich zu nehmen, das Frühstück ist ja eine Weile her und war nun auch nicht besonders opulent, aber am Abend zuvor war das Essen doch sehr reichhaltig ...Und doch fühle ich mich jetzt, als hätte ich mindestens drei Tage lang nichts mehr gegessen - eigentlich hätte ich gedacht, dass die Bärentatzen und das Pangolin etwas länger vorhalten. Plötzlich wird es schlagartig dunkler: Geht die Sonne schon unter?! Irgendetwas stimmt hier nicht. Läuft die Zeit  an diesem Ort vielleicht schneller ab als anderswo?

Als wir uns, so gut es in der Dämmerung eben geht, hier umsehen, entdeckt Raslani, die sich ihrer Lichtmagie bedient, nachdem die Nacht endgültig hereingebrochen ist, ein paar Schritte jenseits der Grenze dieses grünen Refugiums einen pyramidenförmigen Hügel, der gänzlich aus Totenschädeln besteht. Einige dieser Schädel stammen eindeutig von Menschen, andere haben Hörner. Man erkennt auch Schädel von Orks und Goblins, und aus dem Zentrum dieses sonderbaren Bauwerks glotzt uns schaurig ein riesiger Drachenkopf entgegen. Mir läuft es kalt den Rücken herunter, sonderlich wohl fühle ich mich hier wirklich nicht. Deshalb wende ich mich an Magnus: „Du hast doch sicher auch bemerkt, das diese grüne „Oase“ hier nahezu kreisrund ist. Wäre es denn dann nicht denkbar, dass die Kraft, die diesen Ort hier gegen das Chaos aufrecht zu erhalten scheint genau in der Mitte liegt?“ Magnus stimmt mir zu, und so versuchen wir durch Abschreiten das Zentrum zu ermitteln ...doch dort finden wir nur normalen Waldboden vor. Wir schauen uns nach geeigneten Grabwerkzeugen um, aber hier gibt es nichts brauchbares zu finden, und so versuche ich mit meinem Schwert ein wenig im Boden herumzustochern, kann aber auch dabei nichts Aussergewöhnliches feststellen. Dabei bin ich so in die Arbeit vertieft, dass ich kaum bemerke, wie die Sonne wieder aufgeht. Und mit dem neuen Tag (wirklich?!) kommt auch der Hunger, stärker als je zuvor: „Ich kann jetzt hier nicht graben, ich muss erstmal was essen!“. Magnus scheint es genauso zu ergehen, und so stapfen wir gemeinsam zum Wagen zurück, auf dessen Ladefläche Myralin bereits genüsslich über unsere Vorräte hergefallen ist. Magnus und ich folgen ihrem Beispiel, und nach einem ausführlichen Mahl -, dass wir mit ein paar Bechern des leckeren Ales herunter spülen - geht es uns wieder etwas besser. „Wo ist eigentlich Raslani ?“ fragt Myralin nach einer Weile. Magnus und ich sehen uns an. Die haben wir ja ganz vergessen!

Die Elfin steht immer noch vor der Grenze dieser Oase und starrt den Skeletthügel an. Irgendetwas an ihrem Blick verwirrt mich. „Raslani, möchtest Du nichts essen ?“ fragt Magnus und hält ihr ein Stück Schinken unter die Nase. Keine Reaktion. Magnus hält der Elfin die Hände vor die Augen, worauf Raslani nur unwirsch (und natürlich wortlos) den Kopf zu Seite neigt, als wolle sie um alles in der Welt irgendetwas zwischen diesen Schädeln beobachten. „Sigurd, mach Du mal!“, fordert mich der Sigmarianer auf. Doch auch, als ich seinem Beispiel folge, bleibt Raslanis Reaktion  unverändert. Also schütteln wir beide sie gemeinsam kräftig durch und zerren sie dann ein wenig von diesem Hügel fort. Schliesslich kommt sie tatsächlich wieder zu sich und berichtet uns sehr aufgeregt (na ja, zumindest für ihre Verhältnisse): „Ich habe aus dem Knochenhügel heraus blicken können, und zwar durch die Augen dieser Kreaturen! ...und irgendwie ist meine Sehfähigkeit dabei unglaublich erweitert gewesen. Durch die Augen dieses Drachenkopfes habe ich, viele Meilen entfernt im Südosten, jenseits des Flusses eine Höhle entdeckt, die irgendetwas Besonderes verbergen muss. Als wäre dieser Ort irgendwie magisch. Ich denke, wir sollten diese Höhle unbedingt untersuchen!“. In der Zwischenzeit, während Raslani uns von ihren Erfahrungen berichtet hat, ist die Sonne schon wieder fast untergegangen. -„Das gefällt mir gar nicht!“, werfe ich in die Runde. "Ich habe schon wieder einen Mordshunger, dabei haben wir uns doch gerade erst die Mägen vollgeschlagen. Wir sollten diesen Ort schnellstmöglich verlassen!“. Magnus stimmt mir zu: „Sigurd hat recht, wir scheinen uns hier weit abseits des normalen Zeitablaufes zu befinden. Lasst uns sofort hier verschwinden - sonst werden wir alle hier noch elendiglich verhungern!"
Raslani besteht darauf, erst noch etwas zu essen:„Sonst schaff ich es nicht zurück, schliesslich habe ich vorhin nichts abbekommen!“. Nur ...zusehen können wir ihr dabei natürlich nicht lange, und so schlagen wir uns erneut die Bäuche voll. Als wir uns dann auf den Weg zurück zur Strasse machen, geht die Sonne ein Weiteres mal über unseren Köpfen auf, dann fast sofort wieder unter, und wieder auf ...Endlich erreichen wir wieder die Strasse, und als wir aus der letzten Baumreihe heraustreten begrüsst uns die Mittagssonne.  Der erste Eindruck hat wohl getäuscht: Dieser grüne Wald war auf seine Art genauso geheimnisvoll und merkwürdig wie scheinbar alles Andere in dieser Gegend.

Friedie:
Als wir wieder an der Strasse stehen, scheint es uns, als sei maximal eine Stunde vergangen, aber die ständigen Sonnenauf- und untergänge lassen die Frage offen, wie lange wir denn nun wirklich  in diesem Waldstück verbracht haben. Ist es immer noch der selbe Tag, an dem wir das Lager der fahrenden Spielleute verlassen haben, oder sind wir in Wirklichkeit tagelang in diesem merkwürdigen Wald herumgeirrt? Ich gehe auf der Strasse ein kleines Stück zurück nach Norden und suche nach unseren eigenen Wagenspuren - nichts mehr zu sehen! „Das spricht dafür, dass mehr als eine Stunde vergangen ist. Wagenspuren auf diesem etwas sandigen Untergrund halten sich in der Regel sicher ein bis zwei Tage“, berichte ich den anderen. „Das glaub ich auch. Dein Bart spricht übrigens eine ähnliche Sprache“, entgegnet Myralin grinsend. Und tatsächlich, als ich mein Kinn betaste, stelle ich fest, dass sich dort ein munteres Dreitagebärtchen breit gemacht hat. Und auch auf Magnus' ansonsten peinlich gründlich rasiertem Schädel spriesst es bereits ordentlich. Also ist dort im Wald die Zeit schneller abgelaufen als hier auf der Strasse? Aber dagegen sprechen doch wieder die fehlenden Wagenspuren, oder nicht? 

Beunruhigt setzen wir unseren Weg nach Süden fort. Das Bild, dass der Wald zu unserer Linken nach einer weiteren Wegstunde abgibt, kann nur noch als grotesk bezeichnet werden. Die Moose leuchten uns in einer seltenen Farbmischung an - widerwärtiges Rot zusammen mit einem an Eiter erinnernden Gelb! -, und die Baumstämme funkeln fast in strahlendstem Purpur. Und dann taucht nahe am linken Wegesrand etwas wirklich ganz Merkwürdiges auf: Eine etwa zehn Meter hohe Steinsäule ragt in den Himmel, über der ein riesiges Ei schwebt - mit der Spitze nach oben. Von der Grösse könnte das zwar durchaus ein Drachenei sein, aber das wäre dann schon ein sehr eigenartiges Nest ...und welche Kraft hält dieses Ei in dem Schwebezustand ? Ich fordere Raslani auf, doch mal zu versuchen, dort herauf zu klettern und sich das Ganze mal näher anzusehen - wenn es jemand von uns diese Säule hoch schafft, dann nur die Elfin. Die geriffelte, kunstvoll beschnitzte Oberfläche gibt Raslani zwar ein wenig Halt, aber mehr als knapp vier Meter kommt sie nicht nach oben: „Das hab' ich doch gleich gesagt, dass das nicht zu schaffen ist“, meint sie, als sie wieder herunterrutscht. „Man bekommt keinen richtigen Halt mit den Füssen. - Aber vielleicht könntest Du ja mal versuchen, das Ei mit einem Deiner magischen Pfeile herunterzuschiessen.“. Gute Idee - für irgend etwas müssen Hyronimus Wunderpfeile doch mal nütze sein. Ich lege an und treffe das Ei auch ziemlich in der Mitte. Daraufhin neigt es sich zur Seite und hängt jetzt nicht mehr kerzengrade sondern schräg in der Luft. Doch mehr als diese Schieflage bringen wir nicht zustande, und plötzlich lenkt uns etwas anderes von diesem merkwürdigen Gebilde ab: Raslani stösst einen erstaunten Ruf aus und zeigt nach Osten. Zunächst kann ich gar nichts erkennen ...erst als die Elfin es mir genauer zeigt, sehe ich, das sich auf einer Anhöhe am anderen Ufer des Jetzin eine langezogene dunkle Linie in Richtung Nordosten bewegt: „Das ist ohne Zweifel eine Armee – vermutlich eine Armee des Chaos.“ Raslanis Worte beunruhigen Magnus sehr: „Wenn die wirklich Richtung Reich marschieren, könnte das zu einer Katastrophe führen! Wir müssen dringend zurück und unsere Landsleute warnen!“ Myralin merkt daraufhin an, dass es ihres Wissens jenseits des Flusses keinen Pass mehr gibt, der unmittelbar ins Reich führt, es sehe wohl mehr danach aus, als wollte die Armee in die Länder der Finsternis ziehen. Letztlich werden wir uns aber alle einig, dass es unumgänglich ist, einen Boten zurück nach Meissen zu senden, um Vater Thersson über die Situation zu unterrichten. Da Raslani mit Abstand die Schnellste unter uns ist, fällt diese Wahl auf die Elfin. Der Rest von uns folgt weiter den Spuren Torgochs und des magischen Erdsteines.

Kurz vor dem Abschied legt uns die Elfin noch einmal Nahe, die geheimnisvolle Höhle aufzusuchen, die sie durch das Drachenauge gesehen hat: „Da solltet ihr unbedingt hin! Ich fühlte etwas sehr Magisches an diesem Ort. Vielleicht findet ihr dort ja einen der Zauber-Steine! Wenn ihr Euch von hier aus durch den Wald Richtung Osten haltet müsstet ihr ziemlich genau auf die Höhle zugehen“. Dann springt sie gewandt auf ihr Pferd, gibt ihm die Sporen (die sie wahrscheinlich in Wirklichkeit auch nicht trägt! Elfen!) und verschwindet wie der Wind hinter der nächsten Biegung der Strasse Richtung Norden. Das sieht so einfach aus bei Ihr! Tja, jetzt ist sie weg.

Der Waldboden, der hier völlig mit dem widernatürlich-bunten Moos überzogen ist, fühlt sich ekelerregend schwammig an, bei jedem Schritt hat man das Gefühl, die Schuhsohlen müssten hier Fäden ziehen. Viel glücklicher wirken die Pferde auch nicht, wir müssen sie führen, und selbst das ist nicht ganz einfach. Nach etwa einer Stunde glitzert der Fluss vor uns (in einem anständigen Wald hätten wir die Strecke in weniger als zehn Minuten geschafft!). Weit kann es bis zur dieser geheimnisvollen Höhle nicht mehr sein. Aus der Ferne dringen undeutliche Stimmen zu uns - fast klingt es wie Gesang ...allerdings äusserst sonderbarer Gesang. Und plötzlich gerät Myralin in Panik: Sie versucht sich die Ohren zuzuhalten, schreit wie am Spiess und rennt unablässig im Kreis herum. Mit einer kleinen Ohrfeige gelingt es Magnus, sie wenigstens wieder einigermassen zur Raison zu bringen, und dennoch zittert unsere Ärztin am ganzen Leib. So etwas ähnliches habe ich schon einmal erlebt: Damals, als ich mit „Ralon dem Wanderer“ auf Schatzsuche im Drakwald war und wir ein Hügelgrab unserer Vorfahren, der Slann, fanden, mussten wir feststellen, dass das dortige Gebiet von einem „Klangzauber“ geschützt war. Während ich das Glück hatte, ins Innere zu gelangen und dieses herrliche Schwert zu finden - das mir  inzwischen schon so oft gute Dienste erwiesen hat -, fiel Ralon diesem Schutzmechanismus zum Opfer. Einige Menschen scheinen für solchen Zauber also anfälliger oder angreifbarer zu sein als andere. Diese Geschichte berichte ich jetzt Magnus, lasse ihn auch meine Vermutungen dazu wissen, und so kommen wir überein, Myralin besser hier beim Wagen und den Pferden zurückzulassen und zu Fuss weiterzugehen.

Je näher wir dem Fluss kommen, desto lauter werden diese seltsamen Klänge. Allmählich scheint es mir doch mehr wildes Heulen zu sein als Musik. Was ich dann erblicke, verschlägt mir kurz den Atem: Der Fluss wird von einer Brücke überspannt, die ausschliesslich aus Schädeln und Knochen besteht. Und tatsächlich sind es die Schädel von denen das schauerliche Heulen ausgeht. So robust dieses Bauwerk an sich auch ausschauen mag: mir wird auf einmal ganz anders. Nur wenige Meter hinter dieser Brücke stürzt der Fluss einen hunderte von Fuss tiefen Wasserfall hinab ...um dann nur keine fünf Schritte weiter seinen Weg auf gleicher Höhe wie unter der Brücke fortzusetzen. So etwas kann es doch eigentlich gar nicht geben!

„Wenn wir zur Höhle wollen, müssen wir da rüber!“, versucht Magnus das unbeschreibliche Tosen des Wassers und das entsetzliche Heulen dieser Schädel zu übertönen. - „Rennen ?“ brülle ich zurück. Magnus nickt nur, bedeutet mir dicht hinter ihm zu bleiben, spricht ein kurzes Gebet ...und dann nehmen wir die Beine in die Hand!

So schnell bin ich selten gerannt in meinem Leben! Als es über die Knochenbrücke geht, habe ich das Gefühl, die Schädel würden uns mit ihren leeren Blicken folgen, sich vielleicht sogar ein wenig drehen! Kurz verliere ich das Gleichgewicht und streife das Geländer aus Knochen, kann mich gerade noch fangen ...und selbst als ich die Brücke weit hinter mir gelassen habe, höre ich nicht auf zu rennen. Erst als Magnus mich kurz an der Schulter packt, bin ich wieder ganz bei mir. Es ist fast so, als wachte ich gerade aus einem Albtraum auf! Magnus deutet auf einen kleinen Berg, an dessen Fuss deutlich ein Höhleneingang auszumachen ist. Zwischen uns und unserem Ziel scheint nur ein kleines harmloses Wäldchen zu liegen. Was ausschaut wie ein kurzer Spaziergang, erweist sich dann aber als mindestens halbstündige Wanderung, denn immer wenn wir den Eindruck haben, hinter der nächsten Ecke sei der Wald zu Ende, hat es den Anschein, als stelle sich uns wieder neues Buschwerk oder ein kleiner Abgrund in den Weg. Es ist der reinste Irrgarten! Endlich finden wir einen Ausgang und stehen dann wirklich vor dem Höhleneingang. Ein stechend-säuerlicher Geruch, wie Salmiak und Seife, dringt aus dem Inneren. Ob das eine Drachenhöhle ist? Ich kenne mich mit so etwas ja überhaupt nicht aus ...mit dem Licht meiner letzten, bereits halb abgebrannte Fackel dringen wir vorsichtig in die Höhle vor. An den Wänden finden sich uns wohlbekannte Ork-Schmierereien - wiederholt ist von einem „Ochmach“ die Rede, der äusserst sonderbare Vorlieben zu haben scheint. Und er war wohl nicht gerade sehr beliebt bei seinen Kumpanen, der Kerl! Doch dann finden wir eine Inschrift, die  unser besonderes Interesse weckt:

„Torgoch dein rota Stein hat dich ia bekloppt gemach! Un jetz meinste, mit dein rotn Augen kannste di Priesta zuhause umbring.

De Götta wern dich fettich machen, un alle wo bei dia sin.
Aba wia wern nich da sein wenn das passiat, weil wia nemich kein Erga mitn Priestan wolln.

Wir sin wech.

Roglud un seine Jungs“


Magnus blickt mich kurz vielsagend an - wir scheinen ja mal wieder auf der richtigen Spur zu sein! Vorsichtig stapft er weiter in die Höhle hinein ...und ich folge ihm auf dem Fusse. Plötzlich ertönt unmittelbar vor uns markerschütterndes Gebrüll.


Fortsetzung folgt!

Friedie:
noch Festtag, der 4. Vorgeheim

Ich trete neben Magnus und bin gerade im Begriff mein Schwert zu ziehen, da baut sich ein riesiges Geschöpf vor uns auf und versetzt mir einen mächtigen Hieb gegen die Brust, der mich weit zurück taumeln lässt. Jetzt erst erkenne ich, dass sich Magnus ein riesiger Zentaur entgegenstellt! Sofort zieht der Priester beide Schwerter gleichzeitig und lässt sie überkreuzt auf die Vorderbeine der Kreatur zuschnellen. Doch das scheint dieses Untier zunächst nicht sonderlich zu beeindrucken: Kurz darauf erhält Magnus hart einen Huf gegen den Kopf und wird weit zurückgeschleudert. Sofort trete ich in die entstandene Lücke und lasse einen meiner Dolche fliegen. Der Zentaur brüllt laut auf - aus seiner Brust ragt nur noch der Griff der Waffe heraus -, und schon wendet er sich seinem neuen Angreifer zu: mir. Gerade noch rechtzeitig gelingt es mir, das Schwert zu ziehen, als das Ungetüm auch schon auf mich zuspringt. Glücklicherweise knickt es vor mir ein wenig ein - Magnus Hieb auf die Vorderläufe zeigt jetzt doch seine Wirkung -, und so gelingt es mir, meinem Gegner nun auch noch das Schwert tief in die Brust zu stossen. Tödlich getroffen sackt das Wesen vor mir zu Boden. Ein  gewöhnlicher Zentaur ist das aber nicht gewesen, denn wie ich jetzt erst bemerke, wird sein gewaltiges Haupt von zwei riesigen Hörnern gekrönt. Zudem sind diese Wesen in der Regel sehr friedlich und zuvorkommend, was man von diesem Exemplar hier ja nicht gerade behaupten kann. Durch ein lautes Rufen werde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt: “Sigurd !!!“ schallt es irgendwo hinter mir in die Höhle hinein.
                 
Als ich ins Freie zurückkomme, sehe ich wie ein weiterer, ebenfalls gehörnter Zentaur direkt auf Magnus zuhält. Der Priester wirft sein kleines Schwert, das das Tier in den rechten Vorderlauf trifft und dort stecken bleibt, dabei aber wenig Wirkung zeigt, denn in unverminderter Geschwindigkeit rast das Ungeheuer weiter. Im letzten Moment stemmt der Sigmarianer das Schwert mit dem Knauf in den Boden, das Heft Richtung Gegner gewandt, versucht sich gerade noch zu ducken, doch da prallen die beiden Körper auch schon heftig aufeinander. Na, da möchte ich jetzt lieber nicht dazwischen geraten... Magnus wird niedergeworfen, der Zentaur thront über ihm, da brülle ich aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit der Kreatur auf mich zu lenken. Der Zentaur rappelt sich auf und taumelt wutschnaubend auf mich zu. Ja, er taumelt! Da sehe ich erst, wie schwer das Tier verletzt ist. Magnus Schwert hat ihm den Wanst längs aufgeschlitzt, einzelne Gedärme quellen schon aus der gewaltigen Wunde. Mit blutunterlaufenen Augen glotzt mich der Zentaur wütend an und wird tatsächlich noch einmal ein wenig schneller. So schnell ich kann, lege ich einen Pfeil an die Bogensehne und schicke ihn dem Biest entgegen, doch auf halbem Wege zwischen Magnus und mir bricht der Zentaur zusammen. Mein schöner Pfeil rast über das Tier hinweg, macht dann aber in der Luft kehrt und schlägt mit Macht in den Rücken des Zentaur-Kadavers ein. Da hab' ich wohl in der Eile nach einem von Meister Hieronymus Zauberpfeilen gegriffen.

Ich reisse den Pfeil aus der Wunde des toten Tieres - der wäre hier wohl nicht mehr nötig gewesen, und da kann ich ja versuchen, ihn seinen Dienst bei anderer Gelegenheit noch einmal verrichten zu lassen - und eile rasch zu Magnus, der immer noch am Boden liegt - blutüberströmt. Ich befürchte schon das Schlimmste, doch dann darf ich feststellen, dass dieses Blut zum allergrössten Teil nicht das meines Reisegefährten ist. Da kommt er auch schon wieder zu sich: „Die Zentauren ?“ - „Beide erledigt“ beruhige ich ihn und helfe ihm wieder auf die Beine. Magnus scheint zum Glück bis auf ein paar Schrammen - und eine kleine Platzwunde an der Schläfe - nichts abbekommen zu haben.
     
Wir kehren in Höhle zurück, um diese jetzt genauer zu erkunden. Glücklicherweise finde ich die halb abgebrannte Fackel wieder, die ich vor Schreck hatte fallen lassen, als sich uns der erste Zentaur entgegenstellte. Ach, wie praktisch war es doch damals, als Monalon in solchen Situationen stets mit ihrem Lichtzauber zur Stelle war - möge die Seele der kleinen Magierin in Morr Frieden gefunden haben.

Mit der neu entzündeten Fackel wagen wir uns weiter in die Höhle vor. Der faulig-süssliche Geruch hier erinnert an vermoderndes Fleisch und wird immer stärker, doch wir schleichen vorsichtig weiter. Nach einer Weile wird der Gang so schmal, dass Magnus und ich hintereinander gehen müssen. Doch schon nach kurzer Zeit erweitert sich der Gang wieder und zwar nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach oben hin. Im spärlichen Licht der kleinen, fast heruntergebrannten Fackel kann man die Decke kaum ausmachen - das werden gut vier Meter sein. Doch hier versperrt uns ein kleiner Steinwall den Weg, der von der rechten bis zur linken Höhlenwand reicht. „Was mag das sein ?“ durchdringt Magnus Stimme plötzlich so kräftig die Stille, dass ich kurz zusammenzucke. Ganz schöner Hall hier! „Könnte Verteidigungszwecken gedient haben - wenn man sich von der anderen Seite dahinter kauert, kann man mögliche Eindringlinge in die Höhle sicher ganz gut mit Pfeilen aus Armbrüsten oder Bögen bestreichen.“ Aber so recht überzeugt mich meine eigene Erklärung auch nicht: dieser kleine Wall ragt ja kaum einmal vier Schritt in die Höhe, den kann man ja sogar mit ein wenig Mühe einfach so überwinden. Doch Magnus nickt mir nur zustimmend zu und steigt lässig mit einem einzigen Schritt über die Barriere - na gut, vielleicht mit wirklich nur ganz wenig Mühe, denke ich noch, muss selbst aber doch wenigstens eine Hand zur Hilfe nehmen... An den Wänden sind immer noch einige der uns mittlerweile vertrauten Ork-Schmierereien zu erkennen, in denen wieder einmal über Vorlieben und Abneigungen  einzelner, meist namentlich genannter Mitglieder dieser Meute gemutmasst  wird. Hinter der nächsten leichten Biegung leuchtet uns ein leichter Lichtschein entgegen - „Mach die Fackel jetzt besser wieder aus“ flüstert Magnus mir zu, was ich dann auch sofort tue. Langsam wagen wir uns weiter. Der Lichtschein erweist sich dann als ein friedlich loderndes Kaminfeuer, das einen sehr geräumigen Höhlenraum erleuchtet und auch angenehm wärmt. In einer seitlichen Ausbuchtung rechts neben dem natürlichen Kamin befindet sich ein Schlaflager aus Stroh. „Hier hat wohl das Zentaurenpärchen gehaust“, vermute ich laut. Magnus nickt mir zustimmend zu und schaut sich weiter in diesem Wohn- und Schlafgemach um: „Nichts weiter Aussergewöhnliches zu finden, aber hier, auf der rechten Seite, ist ein weiterer Gang, allerdings kann man kaum erkennen, wie weit er geht“. Ich entzünde die Fackel erneut an dem Kaminfeuer und reiche sie Magnus, der sofort in den neuen Gang hinein voran geht. Schon nach wenigen Metern erreichen wir einen weiteren Höhlenraum, von dem zwei weitere Gänge abgehen: einer führt, so vermute ich, zurück in Richtung Flusstal, der andere tiefer in den Berg hinein. In der Mitte des Raumes gähnt uns ein grosses Loch entgegen - nicht besonders tief, und die Ränder sind auch nicht sonderlich steil. Also lasse mir von Magnus die Fackel reichen und steige hinab, denn mir ist in dieser Grube irgendetwas Glänzendes aufgefallen, und das hatte natürlich unser beider Neugier geweckt.

Schon bald erkenne ich, dass ich mich inmitten der letzten Ruhestätte eines Elfenkriegers (oder einer Elfenkriegerin?) befinde - die längliche Form des gebrochenen Schädels der Leiche spricht eine eindeutige Sprache. Um den unschön geborstenen Hals liegt eine schlichte, aber sehr schöne Halskette mit einem silbernen Pfeil-Amulett, die ich ebenso an mich nehme wie ein feingliedriges, auffallend leichtes Kettenhemd, das noch in erstaunlich guten Zustand ist. Der Elf ist also wohl eher der Hals- oder auch einer Kopfverletzungen erlegen: der Hinterkopf ist unverkennbar eingeschlagen. Wieder oben angelangt reiche ich die Halskette Magnus, die sie neugierig betrachtet. „Mir  scheint, wir wissen jetzt, woher Raslanis Interesse an dieser Höhle stammt.“. Ich zeige ihm auch das Kettenhemd. Magnus betrachtet es - liegt da Bewunderung in seinem Blick? -, dann fordert er mich auf, es anzulegen. Erstaunlich wie leicht das ist - und es hindert mich auch kein bisschen in der Bewegungsfreiheit!

Der Gang, der zum Fluss hinabzuführen schien, endet bereits nach wenigen Metern und erweist sich als Kloake - wie man unschwer auch aus dem stechenden, fast schon erstickenden Geruch schliessen kann, und so wenden wir uns dem anderen Gang zu, der weiter ins Berginnere führt. Schon bald wird der Weg abschüssig und endet in einem weiteren, recht grossen Höhlenraum, der aus einem einzigen Wasserbassin besteht. Plötzlich verliere ich auf dem sehr glitschigen Felsboden den Halt und rutsche aus, geradewegs auf das Wasser zu. Auf wundersame Weise gelingt es mir tatsächlich, irgendwie auf den Beinen zu bleiben, und ich stehe nun - die Fackel hoch erhoben - fast bis zu den Schultern im Wasser. Da vorne, auf dem Seeboden blinkt doch etwas! „Warum kommst Du nicht wieder zurück?“, höre ich hinter mir Magnus Stimme. „Ich glaube, ich habe etwas gefunden!“. Also wate ich vorsichtig durch das eisige Wasser, einem „viereckigen Etwas“ entgegen, das dort auf dem Grunde liegt. Das Wasser geht mir bis zum Hals, Magnus, der mir inzwischen nachgestiegen ist hat es da leichter: Ihm reicht es gerade mal bis zur Brustpartie. Ich übergebe ihm die Fackel und tauche unter, um das kastenförmige Gebilde näher zu untersuchen und als ich kurz darauf wieder auftauche, berichte ich Magnus von einer beachtlich grossen Schatzkiste mit - zum Glück - zwei Henkeln an den Seiten, was das Bergen doch sehr vereinfachen würde. Wir stellen uns zu beiden Schmalseiten der Kiste auf und heben die Kiste vorsichtig an - unter Wasser lässt sich das Gewicht noch ganz gut stemmen. Aber als wir, fast am 'Ufer' angelangt, versuchen, die Kiste aus dem See herauszuwuchten bemerke ich erst das wahre Gewicht unseres Schatzes. Wir haben es fast geschafft, da reisst auf meiner Seite der Henkel ab und die Kiste, die selbst ein so starker Kerl wie Magnus nicht alleine halten kann, rutscht zurück in den See, schlägt auf einem Stein auf und bricht völlig auseinander. Ein wahrer Strom silberner und goldener Münzen ergiesst sich aus der aufgeschlagenen riesigen Öffnung auf den Grund des kleinen Sees: „Das muss ein Vermögen sein, Magnus, sicher an die Zwanzigtausend Goldkronen! ... Damit können wir uns ein Schloss mit dazugehörigem Weinkeller kaufen und uns zur Ruhe setzen!“ - „Dann kannst du das aber schön alleine schleppen“ entgegnet mir der Priester. „Natürlich nicht, war nur so ein Gedanke“, grinse ich ihn an. Trotzdem untersuche ich den weiteren Inhalt der aufgebrochenen Kiste und finde noch eine verbogene Gürtelschnalle - die ich allerdings dort liegen lasse - und einen kleinen Dolch, den ich Magnus reiche. Einige der Münzen, insgesamt vielleicht zehn Goldkronen wert, stecke ich mir aber dann doch noch ein, bevor ich wieder aus dem Wasserbecken heraus klettere.

Auf dem Rückweg aus der Höhle steigt Magnus noch einmal in die Grube, um den toten Elfen dort etwas angemessener zu bestatten - lockere Erde gibt es dort zum Glück genug -, und findet dabei auch noch eine kleine Axt: „So etwas kann man immer gebrauchen.“ Dann klettert er wieder hinauf und spricht noch ein kurzes Gebet zum Gedenken des unbekannten Toten - oder war  es doch eine Elfin? Auch Magnus hat mir diese Frage nicht beantworten können. Dann verlassen wir die Höhle, aber nicht bevor wir uns und unsere Kleider zuvor noch an dem immer noch fröhlich lodernden Kaminfeuer etwas getrocknet haben.

Friedie:
Gerade sind wir aus dem Höhleneingang herausgetreten, als wir von oben lautes Flügelschlagen hören. Sofort kauern wir uns zum Schutze enger an die Felswand und blicken hinauf: Dort schwebt das dreiköpfige Wesen, das wir schon letzte Nacht über dem Lager des fahrenden Volkes beobachteten. Zum Glück scheint dieses Untier uns nicht bemerkt zu haben sondern fliegt weiter Richtung Fluss, dann weiter darüber hinweg. Kurz darauf vernehmen wir einen lauten Schrei, sehen einander an und bemerken beide wie aus einem Mund: „Myralin!“.

Der Weg zurück zum Jetzin durch dieses uns mittlerweile bekannte „Zauberwäldchen“ gestaltet sich ähnlich schwierig wie der Hinweg: Immer wieder werden wir durch undurchdringliches Gebüsch und tiefe Gruben zu Umwegen gezwungen, der Fluss taucht mal zu unserer Rechten, dann wieder zu unserer Linken auf (wie ist das möglich?), aber ihn zu erreichen will uns einfach nicht gelingen, doch dann, endlich tut sich eine Lücke auf, aus der uns der Fluss nah wie nie zuvor entgegenschimmert ...und in dem Augenblick bleibt Magnus an einer Wurzel hängen, nein: Eher scheint die Wurzel seinen Fuss gepackt zu haben und zieht ihn jetzt immer weiter auf einen grösseren Busch zu, dessen Laub bedrohlich blutrot schimmert. Dass mir jemals ein Busch 'bedrohlich' erscheinen würde, hätte ich mir auch bis vor kurzer Zeit nicht in meinen wildesten Träumen ausmalen können! Wie dem auch sei: Magnus schreit laut auf vor Schmerz und versucht, diese Wurzel mit seiner kleinen Elfenaxt zu durchschlagen, doch immer wieder verfehlt er sein Ziel: Zum einen liegt das  sicherlich an den Schmerzen - schon jetzt ist sein ganzer Unterschenkel blutüberströmt! -, zum anderen auch, weil diese Wurzel in ständiger Bewegung ist! Ich springe an seine Seite und schlage mit meinem Schwert zu, so fest ich kann, und: Ja, endlich gibt diese Wurzel Magnus' Fuss frei und zieht sich - oder bilde ich mir das nur ein? - unter Schmerzensgewimmer ins Erdreich zurück. Magnus versucht sich aufzurichten, doch so recht will ihm das nicht gelingen: „Mein Fuss ist zumindest angebrochen“, stöhnt er, und so helfe ich ihm zum Fluss, den wir nun endlich tatsächlich erreichen. Dort kann er seinen Fuss wenigstens etwas im kalten Wasser kühlen. Warum ist die Ärztin eigentlich nie da, wenn man sie braucht? Und warum habe ich mit meinem schönen Schwert nicht einmal eine einfache Wurzel durchtrennen können? Beunruhigend.

Ich schaue mich gerade ein wenig um, und stelle fest, dass ein Stück weiter flussabwärts bereits die „Knochenbrücke“ zu erkennen ist. Sonderbar: ich hätte sie eigentlich deutlich weiter flussaufwärts erwartet... Doch wie dem auch sei: Kaum habe ich mich in dieser Gegend wenigstens etwas orientiert, da taucht plötzlich unmittelbar vor Magnus ein riesiges Schlangenwesen aus den Wasserfluten auf.  Ich versuche noch einen Warnschrei auszustossen, aber zu spät: Ein gewaltiger Stoss mit dem massigen Schädel des schlangenartigen Ungeheuers schleudert Magnus zu Boden und scheint ihm fast die Schulter auszukugeln. Das Monster reisst das Maul auf, will bereits nachstossen, da schicke ich ihm einen Pfeil entgegen, der mit einem dumpfen, reissenden Laut genau zwischen den Augen einschlägt. Ein schriller Schmerzensschrei, und die Schlange verschwindet so schnell im Wasser, wie sie zuvor aufgetaucht war.

Etwas benommen erhebt sich Magnus - zum Glück hat er nur eine Beule abbekommen, die jetzt allerdings sichtlich anschwillt: „Lass uns lieber schnell hier verschwinden!“. Wir nähern uns also der Brücke, und schon höre ich wieder dieses grausame Schreien und Stöhnen der Knochenschädel. Also beschliesse ich, genau wie beim letzten Mal, die Beine in die Hand zu nehmen, und wohlbehalten erreiche ich das andere Flussufer. Doch als ich mich umwende, ist Magnus nicht mehr hinter mir, sondern lehnt, mir den Rücken zugewandt, über dem Brückengeländer: der Blick auf den reissenden Fluss, der nur wenige Schritte hinter der Brücke in diesen abnormen Wasserfall übergeht, scheint ihn in seinen Bann geschlagen zu haben!  Gerade will ich zurück auf die Brücke stürzen, um meinen Kameraden zu retten, aber zu spät: Das entsetzliche, aber eben auch feingliedrige Geländer aus Knochen und Schädeln bricht in sich zusammen, Magnus stürzt in den Fluss und verschwindet sofort in den schäumenden Tiefen des Wasserfalls.

Das kann er nicht überlebt haben, geht es mir gerade noch durch den Kopf ...da taucht der Priester nur wenige Schritt weiter flussabwärts in den völlig ruhigen Wellen des Flusses wieder. Nein, ich verstehe nicht, wie ein Fluss in die Tiefe stürzen und wenige Schritt später wieder in der gleichen Höhe weiterfliessen kann, nein, ich verstehe nicht, wie keine zehn Schritt von einem Wasserfall die Oberfläche des Wassers ruhig sein kann wie der 'Bögen' bei Windstille, nein, ich verstehe nicht, wieso mein Freund von der Wucht dieser Wassermassen nicht völlig zerschmettert ist - ich will das jetzt auch gar nicht verstehen müssen, will nicht darüber nachdenken, ich laufe einfach nur flussabwärts und hole ihn bald ein. Ein wenig benommen versucht er an Land zu waten - wenigstens kann die Verletzung am Knöchel nicht ganz so schlimm gewesen sein: Für das, was der Priester da gerade mitgemacht hat, hält er sich recht wacker. Dennoch muss ich ihn stützen - was dem Sigmarianer offensichtlich nicht gerade gefällt. Der arme Kerl, heute muss er aber ziemlich einstecken! Als wir uns dann endlich der Stelle nähern, an der wir Myralin zurückgelassen hatten, kommt uns diese schon aufgeregt entgegen: „Habt ihr auch dieses fliegende dreiköpfige Monster gesehen ?“ - „Jaja ...aber kümmere du dich jetzt bitte erstmal um Magnus - den hat es ziemlich erwischt“.

Gemeinsam wuchten Myralin und ich Magnus erst einmal auf die Ladefläche unseres Karren - so durchnässt ist der Kerl noch schwerer! Aber er hat heute wirklich genug durchgemacht, also soll er sich jetzt erst einmal etwas ausruhen. Nun liegt er also rücklings auf der Ladefläche und starrt  zum fast wolkenlosen Himmel hinauf, Myralin sitzt gleich neben ihm und sorgt mit feuchten Umschlägen dafür, dass die üble Wunde an seinem Unterschenkel ebensowenig weiter anschwellen kann wie die Prellung an seiner Stirn von dem Zentaurenhuf oder die angeknackste Schulter, die ihm der Kopfstoss dieser Seeschlange beschert hat... Ich selbst begebe mich auf den Kutschbock und beschliesse, uns erst einmal zurück zur Strasse zu bringen. Je schneller wir diese verderbten Lande verlassen, desto besser. Da fällt mir auf, dass der Wald um uns herum eigentlich völlig normal aussieht. Etwas spärlich ist der Bewuchs zwar schon, aber von Moosen mit ungesunder Färbung ist hier nirgends eine Spur mehr - ganz anders also als auf unserem Hinweg. Das ist schon arg merkwürdig! Hat sich jetzt der Wald verändert, hat sich das Chaos vielleicht von hier fortbewegt, oder haben am Ende gar wir selbst uns verändert, so dass wir die Umgebung jetzt anders wahrnehmen als vorher. Sind wir also dem Chaos selbst so nahe gerückt, dass uns das alles jetzt ganz normal erscheint? Bei diesen Gedanken wird mir unwohl zu Mute, und ich gebe den Pferden ein paar leichte Schläge mit den Zügeln, um das Tempo noch etwas anzuziehen. Wenn wir nur schon wieder auf der halbwegs sicheren Strasse wären!

Und dann beginnt auf einmal die Erde zu beben. Ich sehe, wie vor uns der Weg förmlich einbricht und ziehe heftig die Zügel an, um die Pferde zum stehen zu bringen. Beide Tiere bäumen sich auf und drohen in Panik zu geraten, und ich habe alle Hände voll zu tun um beruhigend auf sie einzuwirken - was durch Myralins panisches Geschrei hinter mir nicht gerade einfacher wird. "Im Namen der Götter, jetzt halt die Klappe!“, brülle ich über meine Schulter und wende mich wieder den Pferden zu, und tatsächlich: Myralin verstummt. Das sollte ich mir merken! Doch während ich noch zufrieden über die Wirkung eines gepflegten Wutausbruchs sinniere, bemerke ich plötzlich, dass die Bäume links und rechts zusammenschrumpfen; sie werden kleiner und kleiner. Was ist denn hier los? Nein ...die Bäume schrumpfen ja gar nicht, wir schweben hier in die Höhe: wir alle, mit den Pferden und dem Wagen ...und dem Boden?! Wir stehen auf einer Erdscholle, die immer weiter den Wolken entgegenschwebt. Erst ein gutes Stück über den Baumwipfeln dort unten kommen wir ruckartig zum stehen. Allmählich verstehe ich Myralin: Ich muss mich sehr zusammennehmen, um nicht selbst in Panik zu verfallen! Wie sollen wir hier nur jemals wieder herunterkommen? Und schon geht hinter mir Myralins Gebrüll von neuem los. Gerade hatte ich die Pferde einigermassen beruhigt - naja, das wäre wohl zu viel gesagt: vielmehr scheinen sie sich im Augenblick noch in einer Art „Schreckensstarre“ zu befinden. „Magnus, könntest du Frau Doktor bitte, bitte zum Schweigen bringen!“ Ein trockenes Klatschen ist die Antwort, und endlich herrscht wieder Ruhe. „Danke, Magnus, vielen Dank ...eine Ärztin dabei zu haben, ist ja ganz nützlich. Aber immer dieses Gekreische, dass muss doch nun wirklich nicht sein!“ Dann sitze ich nur noch reglos auf dem Kutschbock und lasse Myralins bitterbösen Blick nach Kräften an mir abgleiten. „Sigurd, schnell weg hier!“, brüllt plötzlich aus Leibeskräften Magnus, der immer noch rücklings auf der Ladefläche liegt. Im gleichen Augenblick höre ich über uns ein deutliches „Flapp-Flapp-Flapp“ und sehe, wie sich ein grosser Schatten über uns legt. Als ich kurz hinaufblicke, sehe ich, wie dieses dreiköpfige Flugungeheuer über uns hinweggleitet. „Nur zu gerne, Magnus, aber vielleicht möchtest du dich einmal umsehen?“ Das Knarren der Ladefläche und ein schmerzerfülltes Stöhnen verraten mir, dass Magnus sich auf einen Ellenbogen gestützt haben muss. Und dann höre ich ihn nur noch sagen: „Oh weia.“

Zum Glück schenkt uns dieser geflügelter Begleiter keine weitere Beachtung und schwebt einfach in Richtung Westen davon. Uns bleibt wohl erstmal nichts weiter als abzuwarten. Das sieht auch ein ziemlich konsternierter Magnus so: „Erst ein schwebendes Ei und dann noch eine fliegende Erdscholle ...bei den Göttern, ich weiss beim besten Willen nicht, wie wir... oh, sieh mal dort!“. Ich blicke in die von Magnus bezeichnete Richtung und sehe, wie sich im Süden eine weitere Erdscholle erhebt ...und dort im Osten, jenseits des Flusses, steigt jetzt noch eine dritte Erdscholle auf. Plötzlich zuckte der 'Boden' erneut und ähnlich merkwürdig, und wir setzen uns wieder in Bewegung - dieses Mal seitwärts. Es geht Richtung Osten, und kurz darauf erkennen wir, dass sich auch die beiden anderen Schollen in Bewegung gesetzt haben. „Aha ...eine Art Bäumlein-Wechsel-Dich-Spiel“ stellt Magnus erstaunlich sachlich fest. Und tatsächlich: wir bewegen uns exakt dem Punkt östlich des Jetzins zu, an dem diese dritte Erdscholle aufgestiegen ist, während die beiden anderen Schollen sich entsprechend verhalten. In luftiger Höhe überqueren wir den Fluss (schon wieder!), und dort, weit unter uns, sehe ich sogar, wie sich eine Seeschlange durch die Fluten bewegt ...und es ist tatsächlich auch noch das Exemplar von vorhin: Zwischen den grossen Augen der Kreatur ist deutlich der Schaft eines abgebrochenen Pfeils zu erkennen. Aber vielleicht war es gar keine so gute Idee von mir, mich so genau umzuschauen. „Ich glaub mir wird gleich schwindelig“, stosse ich noch hervor, und es ist nur Ranald zu verdanken, dass diese Dunkelheit, die sich plötzlich vor meine Augen legt, im gleichen Augenblick wieder verschwindet, da ich nur sturheil geradeaus über die Landschaft hinwegstarre und tief, tief durchatme. Und dann beginnen wir zu sinken und tauchen kurz darauf in ein ganzes Meer von Baumwipfeln ein. Wenig später setzen wir auf fast ohne Ruck auf dem Grund auf. Die Scholle hat sich offenbar genau in die Grube abgesenkt, aus der ihr Gegenstück aufgestiegen ist. Kaum stehen wir wieder auf ebener Erde, lasse ich rasch die Zügel schiessen: Nach einen weiteren Luftfahrt dieser (oder auch jeder anderen!) Art steht mir keineswegs der Sinn.

Der Rückweg zur Strasse ist uns jetzt natürlich verbaut, denn über diese knöcherne Brücke, die jetzt etwa ein bis zwei Meilen nördlich von uns liegt, werden wir unseren breiten Handelskarren niemals bugsieren können: dafür ist die viel zu schmal ...und wohl auch nicht stabil genug. Aber Magnus und ich - nach der kräftigen Ohrfeige, die ihr der Priester versetzt hat, ist Myralin offensichtlich nicht gewillt, auch nur ein einziges Wort mit uns zu sprechen... na ja, Stille ist ja auch mal schön! - stimmen darüber überein, dass uns dieser sonderbare Zwischenfall eigentlich sogar ganz gelegen kommt, denn der Steinkreis, nach dem wir suchen, soll sich nach Auskunft des weisen Ents ja ohnehin ein Stück weit südlich des verderbten Landes auf dieser, der östlichen, Seite des Flusses Jetzin befinden. So brechen wir Richtung Süden auf - in der Hoffnung diesen unsäglichen Landstrich endlich hinter uns lassen zu können.

Nach etwa einer halben Stunde verlassen wir den Wald und erreichen eine grosse Ebene: eine schier endlose Grasfläche, unterbrochen nur von einzelnen, hoch aufragenden Findlingen. Und dahinter liegt, ich wage meinen Augen kaum zu trauen, eine Art Wald aus glitzernden, übermannshohen Kristallen, der sich von den weit entfernten Bergen im Osten bis hin zum Ufer des Jetzin erstreckt. Immer wieder blitzt es zwischen baumhohen Kristallen, die in allen erdenklichen Farben leuchten, gleissend hell auf. Auf der anderen Seite des Flusses zieht sich statt dieser Kristalle eine gewaltige Eisfläche bis zu den Bergen im Westen hin: ein atemberaubend schöner Anblick, der sich uns da bietet. Ich erinnere mich - was ich den anderen sogleich erzähle - an Geschichten, die mir der Zwerg Guntram aus Middenheim einmal erzählt hat, wonach weise Zwergenmagier in gewaltigen unterirdischen Höhlen Kristalle zum Wachsen gebracht haben sollen, und daraus seien dann die prachtvollsten Paläste errichtet worden. Magnus hingegen weiss zu berichten, dass es ziemlich gefährlich sein soll, mit solchen Kristallen unter freiem Himmel zu experimentieren: Das Licht der Sonne selbst könne durch die Kristalle so gebündelt und konzentriert werden, dass man, wird man von den Strahlen getroffen, auf der Stelle in Flammen aufgeht ...oder gegrillt wird. Dass ich in diesem Augenblick schon wieder Hunger bekomme, erzähle ich den anderen lieber nicht...

Vorsichtig lenke ich den Wagen etwas näher, und nun bemerke ich, dass man einigen der Kristalle beim Wachsen förmlich zusehen kann. Andere wiederum stürzen unter glockenhellem Klirren in sich zusammen und bilden dabei kleine Ableger, die sich dann von neuem in die Höhe recken. Dazwischen sieht man immer wieder scharfe Lichtblitze, denn noch steht die Sonne relativ hoch am Nachmittagshimmel. Diesen Kristallwald zu umgehen, ist uns wohl kaum möglich: Der Jetzin hat hier natürlich keine Furt (warum sind die eigentlich auch nie da, wo man sie braucht?), und selbst wenn wir den Fluss würden überqueren können, bezweifle ich doch, dass wir dieses Eisfeld auf der anderen Seite leichter hinter uns würden bringen können. Und so beschliessen wir - das heisst: Magnus und ich, denn Myralin sagt immer noch kein Wort. An sich ja nett, aber langsam könnte sie ja auch mal wieder etwas beitragen! -, dieses Gebiet erst nach Einbruch der Dunkelheit zu durchqueren ...in der Hoffnung, das dieser Kristallwald sich nicht weiter erstreckt, als wir in der relativ kurzen Sommernacht vorankommen können. Wir legen also in sicherer Entfernung noch eine kurze Rast ein, und nachdem die Sonne langsam hinter den westlichen Bergen verschwindet und die letzten vereinzelten Lichtblitze durch den Kristallwald zucken, mache ich es mir hinten auf unserem Karren gemütlich, da Magnus sich nach kurzer Absprache mit der Ärztin netterweise bereit erklärt hat, zusammen mit ihr die erste Wegstrecke zu übernehmen.

Friedie:
Wellentag, der 5. Vorgeheim

Als Myralin mich weckt, ist es geradezu widernatürlich schwarz vor meinen Augen: „Bin ich erblindet?“, entfährt es mir. „Nein Sigurd, mit Deinen Augen ist sicherlich alles in Ordnung", versucht mich Myralin zu beruhigen. "Ich selber sehe auch nichts - nicht einmal die Fackel, die ich hier in der Hand halte.“ Ja, die Hitze der Flammen  spüre ich auch, nur kann ich immer noch nicht das Geringste sehen. Was für ein dämonisches Werk ist das nun wieder? Dennoch bewegt sich der Wagen! Es ist geradezu wundersam, wie die Pferde allen  unsichtbaren Hindernissen ausweichen - natürlich kommen wir dennoch nur langsam voran. Plötzlich ist über uns ein lautstarkes Schwirren zu vernehmen: das Schlagen zahlloser ledriger Flügel gleichzeitig. Und kurz darauf höre ich Magnus auf dem Kutschbock laut fluchen. "Fledermäuse!", bellt er, Myralin schreit spitz auf, und schon krallt sich irgendetwas in meine Haare. Schon wieder kann ich Myralin fast verstehen - aber diese Gekreische ist ja schlimmer als dieses ledrige Flügelklatschen! Es gelingt mir zwar, den Angreifer wegzuschlagen - gar nicht so gross, diese Viecher! -, doch das immer lauter werdende Schwirren lässt nichts Gutes vermuten. Das müssen hunderte sein, oder gar tausende! „Die Plane!“, höre ich Myralin rufen, und sofort ist mir klar, was sie damit meint. Gute Idee! Immer noch blind, taste mich langsam vor... und habe Glück! Schon nach wenigen Sekunden habe ich die Wagenplane ertastet und gemeinsam mit Magnus, der vom Kutschbock rücklings einen Satz auf die Ladefläche des Wagens gemacht hat, gelingt es, die Plane über uns und die Ladefläche auszubreiten. Leider sind wir jetzt natürlich vollständig zum Stehen gekommen, da auch die Pferde mit diesen unsichtbaren Angreifern zu kämpfen haben: Das laute, panische Wiehern kann man kaum überhören. Fehlt nur noch, dass die gleich vor Angst losrennen und Wagen Wagen sein lassen! „Kommst Du irgendwie an die Zügel, Myralin ?“ höre ich Magnus rufen, der immer noch damit beschäftigt ist die Plane an der anderen Seite des Karren festzuzurren. Myralin verneint - die Zügel seien fort, erklärt sie, greift sich dann jedoch kurzerhand irgendeine Stange oder ein Schwert - ich kann es ja nicht sehen, was genau sie da eigentlich tut! -, um die Pferde damit anzutreiben. Wir müssen Ranald danken, dass ihr das tatsächlich auch gelingt, und kurze Zeit später rasen wir mit unserem Karren davon. Oh ja, wir rasen! Was immer Myralin da gerade mit den Pferden macht, sie sollte jetzt bloss nicht damit aufhören! Aber was um alles in der Welt macht sie denn nun?! “Oh Sigmar, leite uns den Weg aus dieser Dunkelheit“, höre ich Magnus gerade beten, da krallt sich auf einmal schmerzhaft irgendetwas tief in meine Wange; ich höre ein widerliches Reissen und spüre ein Brennen, als hätte mir jemand ein glühendes Eisen... nein, Sigurd, gar nicht daran denken! Eines dieser Viecher - deutlich grösser als das letzte! - hat es offenbar bis unter die Plane geschafft. Es gelingt mir zwar, das Tier wegzureissen, mit einem heftigen Hieb gegen den Wagenrand zu schmettern und dann irgendwie 'über Bord' zu schleudern, aber ich spüre auch, wie mir jetzt warmes Blut über die Wange, den Hals entlang und bis unter meine Kleidung rinnt. Fast werde ich bewusstlos, während ich versuche, die heftige Blutung irgendwie mit blosser Hand zum Stillstand zu bringen. Jetzt nach Myralin zu rufen, wäre wohl nicht ganz das Richtige ...

Irgendwann, ich kann nicht sagen, wie lange es gedauert hat, haben wir diesen Fledermausschwarm wohl hinter uns gelassen, und die Fahrt wird etwas ruhiger. Was auch immer Myralin mit den Pferden gemacht hat, es ist ihr tatsächlich gelungen, deren Angst dazu zu nutzen, unsere Fahrt in einer Art und Weise anzutreiben, die weder Magnus noch ich ihr jemals zugetraut hätten - und auch niemals selbst versucht! Das war ja schierer Wahnsinn! Aber ich verkneife mir, Myralin meine diesbezügliche Meinung mitzuteilen - und ausserdem hat es ja tatsächlich geklappt! Ranald sei Dank dafür! Durch den schmalen Spalt unter der Plane können wir jetzt die ersten Strahlen der Morgensonne erahnen. Und jetzt - zweifellos haben wir den Kristallwald tatsächlich hinter uns gelassen - zeigt sich eine weitere Schwachstelle der Myralin-Strategie: ohne die Zügel, die hinter den Pferden auf dem Boden schleifen, schafft sie es nicht, die Tiere tatsächlich zum Stehen zu bringen! Doch dann höre ich, wie Magnus auf die beiden anderen Pferde, die immer noch hinten am Karren angebunden sind, immer weiter einredet... und tatsächlich: irgendwie gelingt es diesen klugen Tieren, die Fahrt zu verlangsamen. Letztendlich bringen sie den Wagen sogar zum Stehen.

Magnus, dem es sichtlich besser geht, löst die Plane über uns, und friedliches Vogelgezwitscher begrüsst uns. Unser Karren befindet sich auf einem befestigten Weg, der, wie mein Kompass mir verrät, geradewegs Richtung Süden führt. Myralin versorgt erst einmal die Wunde an meiner Wange mit einer Tinktur, die zwar fürchterlich brennt, aber immerhin die Blutung stillt. Über den Bergen im Osten steigt die Sonne langsam höher, und wir beschliessen, einen geeigneten Lagerplatz zu suchen. Nun übernehme ich wieder die Zügel, und nach nur wenigen Meilen finden wir eine schöne Stelle unter einer alten Eiche. Myralin und Magnus legen sich erst einmal hin - kein Wunder, die beiden müssen ja todmüde sein, schliesslich haben sie ja letzte Nacht im Gegensatz zu mir kein Auge zugetan -, und ich übernehme die Wache. Rücklings an den mächtigen Baum gelehnt, mache ich es mir gemütlich und stopfe mir erstmal ein leckeres Pfeifchen, erleichtert darüber, die verderbten Lande jetzt endlich hinter uns gelassen zu haben.

Nach etwa vier Stunden entzünde ich ein kleines Feuerchen und mache mich daran, in der Pfanne unser Frühstück - Eier mit Brot und Speck - zu braten. Daraufhin brauche ich Myralin und Magnus gar nicht mehr zu wecken: Der leckere Essensduft erledigt das ganz von allein. - „Man, hab' ich einen Kohldampf“, begrüsst mich der Sigmar-Priester und wirft mir einen dankbaren Blick zu. Nach dem Frühstück versorgt Myralin erneut meine Wunde, die, wie sie sagt „ganz gut aussieht und sicher bald verheilt sein wird“. Die Beiden ermuntern mich dazu, es mir für die weitere Fahrt erst einmal wieder hinten auf dem Wagen gemütlich zu machen - was ich dankbar annehme, denn ein paar Stündchen Schlaf werden mir jetzt sicher auch ganz gut tun.

Es ist später Vormittag, als ich wieder erwache, und nun fühle ich mich doch recht ausgeruht. Frohen Mutes übernehme ich wieder die Zügel des Wagens - von Myralin; Magnus ist in der Zwischenzeit auf sein Pferd umgestiegen. Unser Weg ist recht gut befestigt, wir durchqueren einen friedlichen Laubwald, und die bei fast wolkenlosem Himmel fallen die Strahlen der Sonne klar und hell durch das Blätterdach und weisen uns den Weg.

Nach einer leichten Wegbiegung bietet sich uns dann ein völlig unerwartetes Bild: Links des Weges sitzt, auf einer dünnen Steinplatte, die wie eine Schaukel von zwei festen Seilen gehalten an einem Ast herabhängt, ein völlig weisshaariger Greis mit langem Spitzbart, dessen Ende er mit einer grünen Schleife geschmückt hat. Er trägt einen langen hellgrauen Umhang und einen merkwürdigen Spitzhut, unter dem er uns unentwegt anlächelt, als wir näher an ihn herankommen. Der Begriff „komischer Kauz“ trifft diese Erscheinung wohl am besten. Ich bringe unseren Wagen zum stehen und Magnus begrüsst den Alten freundlich: „Darf ich bekannt machen: die Ärztin Myralin, Meister Sigurd Silberzunge und mein Name ist Magnus von Moosfels“ - „Angenehm, Sertan ist der Name“, antwortet der Greis mit einer dünnen Fistelstimme. „Werter Herr, könnt Ihr uns vielleicht sagen, welches Datum wir heute haben ?“ frage ich den Alten, denn es interessiert mich nun doch, wie viele Tage wir wirklich in den verderbten Landen verbracht haben. - „Nun ...sind vor der Welt nicht alle Tage gleich ?“ lautet die wenig befriedigende Antwort. „Guter Mann...“, meldet sich Magnus ein wenig ungeduldig zu Wort, „...da habt ihr wohl recht. Aber nun zu etwas Anderem: Hier muss sich irgendwo ein alter Steinkreis befinden, den wir suchen. Könnt Ihr uns vielleicht eine Wegbeschreibung dorthin geben?“ - „Wer nicht mit den Bäumen sprechen kann, wird andere fragen müssen“, lautet die Antwort. „Nun...“, versucht es Magnus erneut, „Das tun wir ja gerade, in dem wir Euch fragen.“ Der alte Mann kichert nur kurz in seinen Bart. „Nun ?“ - Magnus wird langsam sichtlich unwirsch. - „Ich selbst werde euch nicht helfen können, Diener des Sigmar, aber andere vielleicht, andere Bewohner des Waldes.“ „Wo können wir diese anderen Bewohner des Waldes denn finden? Gibt es hier irgendwo ein Dorf oder dergleichen? Und wenn ja, dann wo ?“ versucht jetzt Myralin, dem seltsamen Kerl irgendetwas zu entlocken, was uns weiterhielfen könnte. „Wer freigiebig ist, der wird auch Antworten erhalten“ entgegnet der Alte leicht spitzbübisch. Ich bitte Myralin kurz um ein kleines Stück Schinken aus unseren Vorräten, steige den Kutschbock herab und reiche es mit einer kleinen Verbeugung dem Alten. Fast gierig greift Sertan danach und betrachtet das Fleischstück mit einem entzückten Gesichtsausdruck. - „Nun, ich hoffe diese kleine Gabe mundet Euch - aber wir haben leider nicht ewig Zeit. Darum: könnt Ihr uns vielleicht jetzt einen kleinen Hinweis geben, wo vielleicht eine Siedlung zu finden wäre ?“ - „Auch die Libelle steht still, bis sie sich bewegt.“ - „Ja vielen Dank auch für diese Auskunft." - Magnus steht erkennbar kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, und irgendwie erinnert er mich in diesem Moment geradezu erschreckend an meinen alten Gefährten Wolfgang. Also versuche ich es noch einmal: "Das hilft uns aber auch nicht weiter, ich sehe hier nämlich nirgendwo irgendwelche Libellen, denen wir hinterherfliegen könnten..." - was mir nur recht ist, vom 'Fliegen' habe ich nämlich erst einmal für lange Zeit genug! - "...um eine Siedlung zu finden...“ Fast unhörbar flüstert Magnus mir zu: „Er tut nichts, Sigurd ...nicht einmal uns einen Gefallen“.„Die Nussschale eurer Probleme birgt die Lösung eurer Probleme in sich", erklärt Sertan nun huldvoll. „Dieser Diener des Taal bringt uns nicht weiter, Sigurd! Lass uns weiterfahren.“ Ich bin mir zwar nicht sicher ob der Alte wirklich ein Diener des Naturgottes ist - ein Priester ist er zumindest nicht, das sieht man an seiner Kleidung! -, aber davon abgesehen hat Magnus Recht. Aus dem rätselhaften Gerede des Alten werde auch ich nicht schlau - falls es denn überhaupt einen Sinn ergeben sollte, vielleicht ist dieser alte Mann auch einfach nur völlig verrückt. So besteige ich - zugegeben etwas konsterniert - den Kutschbock und wir setzen unsere Reise fort.

So setzen wir unsere Reise durch den Wald mit seinen hohen, schlanken Laubbäumen weiter fort; das Blätterdach ist hier dichter, so dass wir weitgehend von der heissen Mittagssonne geschützt sind. Die Sommer hier in den Ländern der Grenzfürsten scheinen doch etwas wärmer zu sein als etwa in Middenheim - wir sind ja hier auch ein ganzes Stück weiter im Süden. „Halt!“, schallt es uns plötzlich entgegen, mehrere Pfeile bohren sich unmittelbar vor uns tief in den Waldboden, und wie aus dem Nichts taucht eine hochgewachsene, schlanke Gestalt vor uns auf. Den Arm erhoben, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, erklärt er: „Ihr seid umstellt.“ Ich ziehe die Zügel an, und auch Magnus bringt sein Pferd zum stehen. Der Elf, denn um einen Vertreter dieses Volkes handelt es sich bei ihm zweifellos - schon sein musischer Akzent verrät es eindeutig -, schlägt die Kapuze zurück und enthüllt ein strenges aber weises, recht alten Gesicht. Seine fast schlohweissen Haare fallen ihm bis weit über die Schultern hinab. Sein Alter wage ich nicht zu schätzen, Magnus vermutet mir gegenüber später, dass dieser Herr mindestens zweihundert, wenn nicht gar dreihundert Jahre alt ist.

„Mein Name ist Aeskúrion, und ich frage Euch: Was führt Euch in das Gebiet der Sidhe Fascoluinne?“ Nach diesem doch recht eindrucksvollen Auftritt bin ich der Erste, der seine Sprache wiederfindet: „ Dies sind die Ärztin Myralin aus dem Sölland und der Sigmarit Magnus von Moosfels aus Kemperbad, und mein Name ist Sigurd Silberzunge und ich stamme aus Middenheim. Wir sind Reisende auf dem Weg nach Tiléa“. - „Warum benutzt Ihr dann nicht die grosse Strasse jenseits des Jetzin?“ „Nun“, erwidere ich, „Wir gingen da gewissen Hinweisen nach...“, und als ich etwas zögere, springt Magnus für mich ein: „...die uns in das verderbte Land führten - übrigens auf Anraten einer Angehörigen Eures Volkes hin: Raslani Abendstern?“ Doch der Elf schweigt und hebt nur die weissen Augenbrauen; der Name unserer ehemaligen Weggefährtin scheint ihm gänzlich unbekannt, und Magnus fährt fort: “Nun, wir gelangten auf Geheiss jener Elfin in eine Höhle diesseits des Jetzin, wo wir DAS hier fanden“, streckt ihm Magnus den kunstvoll gearbeiteten Silberpfeil des toten Elfen entgegen, steigt dann - nachdem der alte Elf ihm mit einem kurzen Nicken erklärt hatte, er könne dies gefahrlos tun - mit langsamen Bewegungen von seinem Pferd und überreicht ihm den Anhänger. „Dann ist die Geschichte um Toral also wahr...", setzt Aeskúrion betrübt an und ringt sichtlich um Beherrschung. "Erzählt mir bitte mehr“, fordert er uns dann nachdenklich auf. Und so berichten Magnus und ich von unserem kleinen Abenteuer in der Höhle. Als wir berichten, wie wir den Leichnam des Elfen fanden, von dem wir nun wissen, dass er 'Toral' hiess, schiebe ich meinen Umhang ein wenig zur Seite, so dass das elfische Kettenhemd sichtbar wird, und sage: „Ich nehme an, Ihr wollt dann gewiss auch dies hier zurückhaben...“. Doch Aeskúrion lächelt freundlich und entgegnet mir mit ruhiger Stimme: „Ihr habt Euch Torals angenommen und ihm in Würde die letzte Ruhe gegeben. Darum behaltet es ruhig - es wäre auch in seinem Sinne. Aber dies ist nicht der richtige Ort für wahre, tiefe Gespräche! Wenn Ihr mögt, so kommt doch mit uns und fühlt Euch bitte als unsere Gäste.“ Aeskúrion hebt noch einmal kurz die Hand und wie aus dem Nichts treten mit gesenkten Waffen etwa zwanzig Bogenschützen hinter den Bäumen hervor.

Die Elfen führen uns noch ein Stück weiter den Weg entlang, ehe sie auf einen abgehenden Pfad abbiegen, der geradewegs in Richtung der östlichen Berge verläuft. Der 'Eingang' zu diesem Pfad ist hinter dicht herabhängenden Zweigen und wuchernden Büschen so perfekt verborgen, dass wir ihn alleine sicherlich niemals entdeckt hätten. Bald erreichen wir eine grosse, nahezu kreisrunde Lichtung, in deren Zentrum sich eine gewaltige Esche erhebt. Um diesen Baum herum sind kleine, aber sehr kunstvoll verzierte Hütten verteilt -, 'das Heim der Waldelfen von Sidhe Fascoluinne', wie Aeskúrion  mit nicht wenig Stolz in der Stimme erklärt. Unterhalb des riesigen Baumes backen auf heissen Steinen einige fleissige Waldbewohnerinnen frisches Brot, und leckeres Wildbret duftet uns entgegen. „Ihr seid gewiss hungrig - nehmt doch bitte Platz“, lädt uns der alte Anführer der Elfen ein.

„Aeskúrion...“, wendet sich Magnus an unseren Gastgeber, als wir gerade im Begriff sind, uns niederzulassen. „Könntet Ihr uns vielleicht sagen, welcher Tag heute ist ?“ - „Das würde ich wohl gerne tun, aber wir Elfen zählen die Tage auf eine andere Weise als Ihr Menschen, deshalb kann ich Euch auf Eure Frage leider keine Antwort geben. Aber seit einigen Tagen weilt ein Gast unter uns: Eine junge Frau von Menschenart. Sie stammt sogar aus demselben Land wie ihr und wird Euch deshalb gewiss sagen können...“
„SIGURD?!“, höre ich plötzlich hinter mir.

Fortsetzung folgt!

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