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[Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting

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Yerho:

--- Zitat von: Feuersänger am 28.05.2007 | 21:21 ---Äh-äh. Das ist genau der Unterschied, den ich meinte, zwischen Tech- und Kulturlevel. Bewässerung, Archtitektur, etc. sindm.E. eher in den Bereich der Kultur zu schieben.
--- Ende Zitat ---

Da hatten wir dann einfach ein Definitionsproblem. :)
Ich sehe es so, dass der Tech-Level eine Unterkategorie des Kultur-Levels, welcher die Summe aller geistes- und naturwissenschaftlichen, schöngeistigen und praktischen Errungenschaften einer Kultur markiert.

Bewässerungsanlagen sind das Ergebnis knallharter technischer Entwicklung, ganz im Gegenteil zur Seidenmalerei - aber selbst dort gibt es eine technische Komponente, denn Seide produziert man nicht nur deshalb, weil es ein schönes Material ist, sondern weil man irgendwann herausgefunden hat, wie man sie überhaupt produzieren kann.

Der Knackpunkt ist aber: Bewässerungsanlagen und Seidenmalerei haben China nicht gegen die Mongolen geholfen - aber sie haben den Mongolen auch nicht gegen China geholfen. Das waren eher altherkömmliche Faktoren: Eine von Kindesbeinen mit Kampf vertraute, zähe Kultur konnte durch Reiterei mit Wurfschlingen, Speeren und Bögen einen Gegner überrennen, der zwar technisch überlegen, aber auf diese Art der Kriegführung überhaupt nicht vorbereitet war. Hinzu kommt die psychologische Komponente, dass die Chinesen die Steppenvölker verachteten und niemals geglaubt hätten, dass diese überhaupt zur Gefahr werden könnten: Sonst hätten sie sich vermutlich (erfolgreich) Gedanken gemacht, wie man Kavallerie begegnet.

Der Mongolen-Sturm kam übrigens zum Halten, als sie auf die ersten Festungen stießen. Die konnte man nicht einfach niederreiten, und man konnte auch nicht immer darauf hoffen, dass Verrat einem die Tore öffnete - wie es anfänglich tatsächlich geschehen ist. Dschingis Khan war kein dummer, aber seine anschließende Lösung, die Städte auszuhungern oder abzufackeln, ist zwar effizient, aber auch nicht gerade technisch ausgefeilt.

Die wesentliche Etappe kam erst später, als sich der ungestillte Eroberungsdrang der Mongolen mit dem technischen Wissen der bereits eroberten Gebiete mischte. Dann verschafften sie sich Katapulte, primitive Feldschlangen und anderen Höhepunkte der damaligen Militärtechnik. Sie erhöhten ihren Tech-Level also erst, als sie es 1.) nötig hatten und 2.) die Möglichkeit dafür besaßen. Nebenbei erhöhten sie auch ihren Kultur-Level, denn wie der Khan ganz richtig erkannte, kann man zwar ein Land vom Pferd aus erobern, aber nicht von Pferd aus regieren.


--- Zitat ---Aber im Großen und Ganzen kannst du sowohl die Mongolen als auch China mit dem Techlevel "Mittelalter" zusammenfassen.
--- Ende Zitat ---

Aber eben nur im Militärbereich, der ja nun nicht signifikant für den ganzen Tech-Level ist. Oder würdest Du einer Kultur, die zwar Computer und meinetwegen Raumstationen baut den Tech-Level herabsetzen, nur weil sie mit den Computern keine Schlachten plant und die Raumstationen nicht bewaffnet?
Oder anders: Ist der Tech-Level der Bundesrepublik Deutschland geringer als der Tech-Level der - sagen wir mal - Vereinigten Staaten von Amerika? Die sind uns militärisch knallhart überlegen, während unsere Militärtechnik gleichwertig ist. Und wenn man einzelne Kategorien betrachtet, ist unser militärischer Tech-Level höher und vice versa.

So klappt das also nicht. Man könnte sogar proklamieren, dass es noch heute einem Hunderttausende zählendes Reiterheer mit Schwertern, Bögen und Wurfschlingen durchaus gelingen würde, ein kleines, aber hochtechnisiertes Land zu überrennen, dessen Militärapparat nur ein paar tausend Köpfe zählt.
Besonders dann, wenn diese nur geringe Affekte hätten, die sich in wirksame militärische Gewalt ummünzen lassen. Extrem ausgedrückt: Was nützt das "Plasmagewehr mit 40er Reichweite", wenn der Träger vor Schreck über die animalische Gewalt des auf ihn anstürmenden Keulenschwingers im Lendenschurz das Zielen oder sogar das Abdrücken vergisst?


--- Zitat ---Problematisch wird's halt im Fäntelalter, wenn auf die Zusammenhänge keine Rücksicht genommen wird. Wenn z.B. in einer Gegend die Leute noch mit Vollplatte ins Feld ziehen, und im Nachbarland Rüstungen passé und Degen total in sind, obwohl der eigentliche Knackpunkt dieser Entwicklung, nämlich Feuerwaffen, in der bewussten Welt überhaupt nicht existieren. Im Kriegsfalle würden die Vollgerüsteten hier die Degenfechter einfach ungespitzt in den Boden rammen, wohingegen es bei Vorhandensein von Feuerwaffen genau umgekehrt aussähe (also wie bei uns).
--- Ende Zitat ---

Sicher. Wobei man nicht außer acht lassen darf, wie das konkrete Konfliktszenario aussieht: <fabuliermodus> Wenn die leicht oder gar nicht gerüsteten Degenfechter in einem Land mit unüberschaubaren Urwäldern lebt oder einfach nur genug Platz zum Ausweichen hat, kann es die schwer gerüsteten Aggressoren ins Leere laufen lassen oder in einem Partisanenkrieg zermürben. Oder sie wäre ihrerseits als Aggressoren in der Lage, strategische Schläge vorzunehmen, deren Schnelligkeit die Panzerreiter nichts entgegenzusetzen haben. Kurz, wenn es der Gegner nicht darauf ankommen lässt, sich schwerer Kavallerie in einer offenen Feldschlacht zu stellen, ist das Fehlen von Feuerwaffen nicht das Entscheidende. Wenn sie ein Inselreich bewohnen und überlegene Seefahrt haben, müssen sie die gepanzerten Gegner nicht einmal ihren Boden betreten lassen, sondern schicken sie bereits vorher auf den Meeresgrund. </fabuliermodus>

Es geht also auch, wenn man unsere historischen Abläufe ignoriert, was ja der Wesenszug der meisten Fantasy-Szenarien ist. Der Knackpunkt ist, dass man simple Kausalitäten nicht ignorieren sollte, was leider nur allzu oft der Fall ist. Fantasy bedeutet für mich nicht, hanebüchene Settings zu kreieren, sondern die abgewandelten (Natur-) Gesetze des Settings sinnvoll auszubalancieren.
Wenn zum Beispiel die Degenfechter noch Magie einsetzen und damit der rohen Gewalt des schwer gerüsteten Gegners trotzen oder ihre Degen aus "Sternenmetall" bestehen, welches auch schwere Rüstungen durchbohrt, ist das okay. Es ist auch okay, wenn die Degenfechter matrix-artige Agilität an den Tag legen, weil sie keine Menschen sind oder dreieinhalb Zeitalter vorher Dämonenblut in ihre Abstammungslinie bekommen haben. Es nur dann nicht okay, wenn sie einfach nur da sind und nicht ersichtlich wird, warum sie dem Gegner widerstehen - oder warum dieser davon absieht, sie zu überrennen, obwohl er es könnte.


--- Zitat ---P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?
--- Ende Zitat ---

Ich denke, dass ist (wie auch Urban-, Steam- und Dark-Fantasy etc.) eine Gegenbewegung zum romantisierten (!) Mittelalter traditioneller High-Fantasy. Also der einzige Ausweg, wenn man nicht zur Heroic-Fantasy à la "Conan" greifen will - wobei ich das mittlerweile recht reizvoll finde und zufällig gerade an einem Roman in dieser Richtung schreibe.

Gardinenstange:
Hallo, ich arbeite mit postman zusammen am Setting, das ihr oben seht und danke euch schon mal für die Kritik. Ich muss gestehen, dass wir wirklich nicht dabei sind, das Rad neu zu erfinden, aber uns war einfach nach etwas Eigenem, uns haben die 08/15 P&P Rollenspiele und dessen Abgedrehtheit nicht mehr gefallen. Mit Abgedrehtheit meine ich, dass uns bei den meisten Rollenspielen schlicht und ergreifend die Möglichkeiten und der Realismus fehlen. Warum sollen Frauen in allen Punkten die selben Eigenschaften wie Männer haben, warum muss man für jedenn Depp Aufgaben erledigen und bekommt eine eingeschränkte Handlungsfreiheit? Wir hielten ein flexibles Regelwerk und größere Freiheiten für den Meister hier für angebracht: Wenn die Gruppe mehr auf Kämpfe steht und diese auch gerne komplex und lang kämpfen will, dann wählt man das komplexere Kampfsystem, will die Gruppe mehr in die Politik einsteigen, nimmt man komplexere Regeln für soziale Fertigkeiten und Konversertionen und bekommt ein komplexes Beziehungsnetz vorgelgt.  Ich denke, dass die Besonderheiten bei uns mehr in der Ausarbeitung der einzelnen Völker liegen werden. Wir hatten vor, den speziellen Kulturen nicht nur 4 Zeilen zu widmen, sondern auf alle Besonderheiten, Gebräuche und kulturellen Eigenschaften einzugehen und der Spielgruppe verschiedene Orte in dem jeweiligen Land als Ort ihres Spieles anzubieten. Dabei werden wir - wie schon im Konzept erwähnt - auf Kulturenvielfalt setzen und den Spielern die Möglichkeit geben, sich genau in die Lage und die Geschichte des Volkes und der Kultur hineinzuversetzen. Zudem sollen am Anfang spezielle Fragen bezüglich des Hintergrundes der Spielfigur geklärt werden - man soll mehr als nur ein namenloser Held sein, nämlich ein Charakter mit individueller Geschichte. Ich hoffe, dass ich euch unsere Ideen ein noch wenig näher bringen konnte und bin auf weitere Kritik und Anregungen gespannt.

postman:

--- Zitat von: Gardinenstange am 29.05.2007 | 19:19 ---Mit Abgedrehtheit meine ich, dass uns bei den meisten Rollenspielen schlicht und ergreifend die Möglichkeiten und der Realismus fehlen.

--- Ende Zitat ---

Naja, das ist vielleicht etwas drastisch formuliert. Aber manche Rollenspiele spielen eben in einer ziemlich utopischen Welt. ;-)




--- Zitat von: Gardinenstange am 29.05.2007 | 19:19 ---Warum sollen Frauen in allen Punkten die selben Eigenschaften wie Männer haben, warum muss man für jedenn Depp Aufgaben erledigen und bekommt eine eingeschränkte Handlungsfreiheit?

--- Ende Zitat ---

Zumindest müssen Frauen doch nicht immer zwanghaft gleichberechtigt werden, oder? Ich persönlich sehen in einem weiblichen Charakter, der in einer Welt lebt, in der Frauen zum Beispiel nicht mit Männern gleichgesetzt sind, einen großen Reiz.




--- Zitat von: Blizzard am 29.05.2007 | 00:54 ---Zudem bist du ja noch am Anfang mit der Bastelei, insofern könntest du da durchaus noch einige Lücken mit Überraschungen füllen.

--- Ende Zitat ---

Okay, dann wollen wir mal: ;-)
Wir hatten uns überlegt, dass ein Teil des Landes von einem seltsamen "Wahnsinn" heimgesucht werden könnte.
Wenn man unbedingt will, kann man das mit dem Chaos in der Welt von Warhammer vergleichen. Aber eigentlich sollte das Ganze viel weniger greifbar sein. Man kennt weder die Ursache, noch weiß man, was man dagegen tun kann.

Die Leute in den betroffenen Regionen beginnen jedenfalls seltsame Schreie zu hören, zudem wird die Gegend von einem grauenhaften Gestank penetriert. Der Boden ist verbrant und unfruchtbar. Die Menschen werden von grauenerregenden Albträumen und Visionen heimgesucht, die sie noch nach Wochen verfolgen. Sie sehen grausam verzerrte Grimassen, wenn sie in den Himmel blicken, und beginnen an Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu leiden.

postman:

--- Zitat von: Yvo am 29.05.2007 | 01:21 ---Erstmal sollte man sich überhaupt die Frage stellen, ob man ein Rollenspiel oder nur ein Setting entwerfen will.

--- Ende Zitat ---

Eigentlich ein Rollenspiel, aber zur Zeit in erster Linie das Setting dafür.



Nochmal zum Techlevel:
Ich bin neulich auf das Computerspiel The Witcher gestoßen. Dabei sind mir vor allem einige Bilder ins Auge gefallen, auf denen mechanische Uhren zu sehen sind (siehe Anhänge). Dabei scheint der Rest der Welt ziemlich Mittelalterlich gehalten. Ich persönlich finde das ziemlich nett, und könnte mir das in unserer Welt ähnlich vorstellen. Weiß von euch vielleicht jemand etwas mehr über die Welt von The Witcher? Und wie findet ihr das Konglomerat?

[gelöscht durch Administrator]

Yvo:

--- Zitat von: postman am 29.05.2007 | 19:47 ---Zumindest müssen Frauen doch nicht immer zwanghaft gleichberechtigt werden, oder?
--- Ende Zitat ---

Genau, wo kämen wir denn da hin? Ich fand ja schon das mit dem Wahlrecht ein Schritt in die völlig falsche Richtung...  >;D

Würde mich aber mal interessieren, wie Gardinenstange die Werte einer Dame gegenüber denen eines Herren verändern will...

Das heißt, ihr wollt also ein Rollenspiel, aber hauptsächlich eher das Setting. Dann wäre erstmal zu überlegen, ob es nicht irgendwo Regeln oder Universalregeln gibt, die man (angepasst) verwenden könnte. Was soll euer Regelsystem denn können, was DSA, DnD, SR, Fate, Prost, Gurps u.s.w. nicht können?

Bye,
Yvo

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