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Rollenspiel-Marketing?

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Ludovico:

My 2 cents:
Der RPG-Markt ist ein kleiner Markt, um den sich viele viele Anbieter zanken und der von einem richtig großen Anbieter dominiert wird, gefolgt von einigen eher mittelständischen Unternehmen und einer Unzahl an kleinen Klitschen. Als zusätzliche Konkurrenz gibt es noch die nichtkommerziellen Anbieter, private RPG-Autoren, die ihre Werke für lau im Netz anbieten.

Die Standbeine der Großen sind auch mittlerweile nicht mehr das RPG an sich. WotC steckt in einer Vielzahl von Geschäften drin. White Wolf vertickt auch Lizenzen für Computerspiele, Brettspiele und ist gerade mit den Entwicklern von EVE Online in ein Bett gestiegen.

Der Markt krankt daran, daß kaum ein Anbieter daran gedacht hat, eine Marktentwicklung zu betreiben. Stattdessen wird nur um die gleiche Käuferschicht gebuhlt und zwar die bereits existierenden Rollenspieler, anstatt neue Rollenspieler anzuwerben.

Zum Produkt:
Wenn man ein Produkt veröffentlichen will, dann sollte man sich erstmal darüber im Klaren sein, wen man überhaupt als Käufer anvisieren will.
Wenn Du auf dem typischen Rollenspielmarkt Dein Glück versuchen willst, dann nehm am Besten ein nichtkommerzielles RPG. Die Chancen zu etwas mehr als ein paar Almosen zu kommen, sind zu gering aufgrund der großen und auch sehr professionellen Konkurrenz.

Grundsätzlich gilt auch, daß man sein Produkt an der Zielgruppe ausrichtet. Out Of Company (man produziert es und die Kunden haben es gefälligst zu schlucken) funktioniert seit über 20 Jahren auf sämtlichen anderen Märkten nicht mehr und nur die dümmsten der Verlage setzen noch darauf, solche RPGs kommerziell rauszubringen.
Also heißt es Out Of Market, was soviel heißt, daß Du nach der Feststellung der Zielgruppe Dir überlegst, wie das Produkt für diese Zielgruppe beschaffen sein muß.

Ich selber würde wohl die MMORPGler und die Fantasy-Fans anvisieren. Man hat eine gewisse Schnittmenge mit Rollenspielern und außerdem jede Menge ungenutztes Potenzial, weil es halt bei MMORPG und auch bei Fantasy Überschneidungen mit Fantasy-RPGs gibt.

Du stellst fest, wie und wo man diese Kunden erreichen kann, um zu sehen, wo man die Werbung platziert. Dann stellst Du auch noch fest, sei es über Beobachtung oder über Fragen oder über beides, was diese potenziellen Kunden so wollen (ignorier einfach die Schicht der RPGler, die eventuell Dein Produkt kaufen wollen, sondern konzentrier Dich auf die Nicht-RPGler) und designst Dein RPG entsprechend.
Da würde ich schon mal sagen, daß einfache Regeln sehr wichtig sind und jede Menge spaßiger Fluff, der zum Weiterlesen animiert.
Artwork ist, wie Enkidi schon geschrieben hat, auch wichtig und danach richtet sich auch Deine Käuferschicht etwas aus (Exalted zieht zum Beispiel eher die Anime-Fans an).

Wenn Du jetzt also ein Produkt hast, daß auf Deine Zielgruppe abgestimmt ist, mußt Du nur noch sichergehen, daß es irgendwie bekannt wird.
In RPG-Foren was darüber zu schreiben, ist sinnlos. Da trifft man nur Leute, die bereits RPG spielen. Die interessieren einen nicht.

Aber hey, Du hast ja bereits vorher abgecheckt, wo sich Deine Zielgruppe rumtreibt. MMORPGler sind vor allem in Online-RPGs und Fantasy-Fans lesen gerne Romane und treiben sich wohl auch viel im Internet rum.

Da beide also im Internet aktiv sind, muß erstmal eine Webseite her, die auch ja professionell sein sollte und nicht quietschbunt, daß einem der Sehnerv durchbrennt.
Ich würde versuchen, sie aufzuziehen, wie ein Computerspiel also auch mit Trailern (check mal das WH40k RPG Dark Heresy) und natürlich Features, denn immerhin haben Deine potenziellen Kunden gerade mal eine vage Ahnung, was RPG nun ist. Da schreibt man aber keinen langen ausführlichen Text, sondern ein paar knackige Sachen wie
"-Sei Dein eigener Charakter in Deiner eigenen Welt
-Lebe Deine Träume
..."
und natürlich
"-Einfache und schnelle Regeln"

Jetzt mußt Du noch eine Möglichkeit finden, den Leuten klarzumachen, wo Deine Seite ist.
In MMORPGs kannst Du zum Beispiel einen eigenen Charakter gründen und ordentlich darüber rummeckern, daß RPG zu kurz kommt und hin und wieder den Namen Deines eigenen RPGs fallen lassen. So kann man vielleicht etwas über Mund zu Mund-Propaganda machen.
Bei diversen Online-Shootern aber vielleicht auch MMORPGs kann man auch Werbefläche mieten.
Banner auf den Webseiten der MMORPGs und den bestehenden Communities, die mit auffälligen und provokanten Sprüchen zum Anklicken animieren (sowas wie "We want more Role in RPG") kriegst Du auch Besuch.
Wenn Du das Geld über hast, versuchst Du Flyer in diversen Romanen unterzubringen und treibst Dich natürlich auch in den Communities der Fantasy-Fans rum.

RPG-Cons kannst Du ignorieren, ebenso wie alles, was mit RPG zu tun hat. Der Markt ist zu klein und uninteressant. Also ignoriere bestehende Rollenspieler bei Deinem Marketing.

Was jetzt noch kommt, ist die Logistik.
Ich würde ja sagen, daß Du eine Menge Kosten sparen kannst, wenn Du Dein Produkt als PDF zum Download anbietest und dazu noch Links zu Teamspeak und einem Würfelgenerator auf Deiner Webseite anbietest. So können die Leute auch online zocken. Immerhin gehören ja auch MMORPGler dazu, die nichts anderes gewohnt sind.
Allerdings werden PDFs gerne kopiert, wobei ich das nicht für weiter schlimm halte.
In normalen RPG-Runden kauft sich nur ein geringer Teil der Spieler die RPG-Bücher und läßt die anderen immer wieder reinschnuppern.
Da verkauft der Verlag dann auch nur ein oder zwei Bücher.

Tja, so würde ich es machen.

Würfelheld:
..und mit der Ignoranz gegen "bestehende Rollenspieler" Dir aber auch gleichzeitig einige Kunden selbst berauben und Dir ggf da ein blutige Nase holen

Ludovico:
Wieso um Rollenspieler werben?
Es sind so wenige und diese wenigen sind auch noch so hart umkämpft, daß es sich kaum lohnt.
Außerdem kommen diese Kunden eh von allein, denn anders als auf anderen Märkten sind Rollenspieler aufgrund des Mangels an Werbung seitens der Verlage auf Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen.
Aber es sind so oder so so wenige, daß es sich nicht lohnt.

Sorry, aber die großen erfolgreichen Unternehmen stützen sich auch nicht auf Rollenspieler als Kunden. Das ist Geld, was man gerne mal mitnimmt, aber so richtig viel wird in diese Käuferschicht nicht an Kapital gesteckt, weil es sich einfach nicht lohnt.

Die Wahrscheinlichkeit, sich eine blutige Nase zu holen, ist bei Herausgabe eines RPGs so oder so sehr groß.
Wenn man Rollenspieler als potenzielle Kunden ignoriert, kann man das Risiko kaum erhöhen.

Oder kannst Du mir sagen, wieso ich im Kampf um eine gutinformierte, geizige, anspruchsvolle, kleine und hart umkämpfte Zielgruppe Zeit und Geld opfern sollte?

Teclador:

--- Zitat von: Ludovico am  8.10.2007 | 16:11 ---Oder kannst Du mir sagen, wieso ich im Kampf um eine gutinformierte, geizige, anspruchsvolle, kleine und hart umkämpfte Zielgruppe Zeit und Geld opfern sollte?


--- Ende Zitat ---

Das fasst es sehr gut zusammen. Was man vorallem nicht oft genug betonen kann: klein.

Wenn man es schaffen würde jeden 20. WoWler mit siner Werbung zu einem Kauf zu verleiten hat man wohl mehr gewonnen, als wenn man es schafft jeden 2. PnP Rollenspieler zu selbigem zu verleiten.

wjassula:

--- Zitat ---Oder kannst Du mir sagen, wieso ich im Kampf um eine gutinformierte, geizige, anspruchsvolle, kleine und hart umkämpfte Zielgruppe Zeit und Geld opfern sollte?
--- Ende Zitat ---

Weil das die einzigen sind, die dein Spiel kaufen werden? Rollenspiele an Nicht-Rollenspieler zu verhökern ist noch hoffnungsloser. Rollenspiele sind uncool, nerdig, kosten zuviel Zeit, sind zu teuer und außerdem uncool und nerdig. Ach ja, und uncool.

Also ist die erfolgreichste Taktik: Alles machen wie die anderen und die minimalen Abweichungen als Innovation herausstellen, aber möglichst laut. Nicht *ein* Buch produzieren, sondern eine ganze Reihe von möglichst dicken, möglichst aufwändig gemachten Büchern nicht unter 40 Euro pro Stück. Wenig Regeln, die interessieren sowieso keinen. Da am besten von den Etablierten klauen, irgendwelche beliebigen Attribute und Fertigkeiten, die man wahlweise unter/überwürfeln muss, plus Hinweis, dass der SL entscheidet. Das am Regeldesign gesparte Geld in hammermäßige Grafikprofis stecken, die das ganze optisch aufbolzen bis zum jüngsten Tag. Merke: Rollenspieler sind Sammler und Gewohnheitstiere und wollen alles so, wie es immer schon war.

Das dann auf Cons und Messen landauf- landab promoten und zwar mit Proberunden ohne Ende bei erfahrenen SLs, die Freeform-Runden durch persönliches Talent zum Erfolg werden lassen, so dass keiner merkt, dass der Fun gar nicht aus dem Regelbuch kommt.

Dann möglichst schnell Nice to Have-Sachen nachschieben, also Bilderbücher von den Hammergrafikprofis, Shirts, Poster, Wallpaper usw. Das Spiel als Marke aufbauen: Wr XY spielt, ist ein cooler Typ - bei XY triffst du andere coole Typen. Spiel zur Nebensache werden lassen. Irgendwann stillschweigend auf Romane aus der Spielwelt umschwenken. Computerspiele, Online-Games, Comics, Heftromanreihen. Keine Rollenspiele mehr produzieren.

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