es wird der KOMPLETTE Zuständigkeitsbereich eines Spielleiters gleichermaßen an ALLE Spielenden übertragen.
Meinst du damit nun, dass diese Rollenspiele nicht wirklich spielleiterlos sind und sich damit dann doch als Rollenspiele bezeichnen düren?
Ich glaube jedenfalls, man kann das anders besser aufdröseln: es gibt eine Reihe von Funktionen, die im Rollenspiel erfüllt werden müssen (Simulation der Umgebung der Protagonisten, Gewährleistung einer gewissen Kohärenz, Regelauslegung in Zweifelsfällen) und die üblicherweise gesammelt an eine Person übertragen werden, der wegen dieser vereinigung von Funktionen auf sich als Spielleiter (also als der, der die Spieler durch das Spiel als ganzes "leitet") bezeichnet werden kann.
Sind diese Funktionen hinreichend breit verteilt, dann hast du irgendwann keine Person mehr, die sinnvoll als "Spielleiter" bezeichnet werden kann, obwohl die Funktionen, die ein SL normalerweise erfüllt, nach wie vor ausgefüllt werden.
Ich kenne das ja nur in Ansätzen von PTA (während unsere Polaris-Runde immer noch aussteht), da scheint mir der Wechsel des Erzählrechts aber erstmal keine Struktur zu erzeugen, die der Rollenspiel-Erfahrung irgendwie entgegengesetzt wäre. Und sogar in unserer einen DSA-Gruppe hat es sich durch wechselnde Spielleiter ergeben, dass verschiedene SL für verschiedene Teilbereiche der Welt verantwortlich sind und man auch mal an einem Spielabend zwischendurch spontan wechselt.
Ich habe aber das Gefühl, dass SL-lose Rollenspiele sehr viel mehr auf Regeln angewiesen sind, die das Spiel als "Geschichte" verwalten und nicht als Simulation - das ist wahrscheinlich mit Metagaming gemeint, ich blicke da immer nicht so ganz durch ... ich verstehe aber ehrlich gesagt den prinzipiellen Unterschied nicht, der da anscheinend zwischen Regeln aufgemacht wird, die "Eigenschaften" von Charakteren in Form abstrakter Zahlen abzubilden versuchen und welchen, die ihre Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Geschichte in abstrakten Werten festlegen.
Im Endeffekt kommt beides für mich aufs Gleiche raus: Die Handlungsfähigkeit der Protagonisten wird abstrakt bestimmt und mit Wahrscheinlichkeiten für Erfolge und Misserfolge belegt. Mit Abbildung der fiktiven Welt hat das m.E. auch bei klassischem Rollenspiel gar nicht viel zu tun. Regelwerke, die das vergessen und versuchen, quasi eine physikalische Simulation von Spielweltvorgängen zu liefern, bringen sich damit ja auch meistens ziemlich in die Bredouille ...
Schließlich muss ich mich fragen, was aus der schönen Erkenntnis geworden ist, dass auch der SL ein Mitspieler ist (und nicht etwa ein Gott oder ein Dienstleistungsunternehmen). Allein dieser Gedanke legt doch schon nahe, dass es auch möglich sein sollte, die Funktionen, die dieser Mitspieler übernimmt, auf mehrere andere Mitspieler zu verteilen.