@ Horatio: Auf der Forge wurde doch vor allem erhellend diskutiert. Viele Leute haben im Zuge dieser Diskussionen enormes Wissen über ihre Rollenspielrunden gesammelt und Dinge gelernt, die ihnen am Spieltisch und beim Spieldesign unheimlich helfen. Die Forge hat die Indiebewegung maßgeblich angestoßen. Das sind fraglos gewaltige Verdienste.
Nur leider, leider, leider haben sie sich selbst das Siegel der Rollenspieltheorie angeheftet und inhaltlich auf fürchterlich ungeordnete Weise einen vollkommen entgleisten Koloss erschaffen, der sich nicht mehr ignorieren lässt, zugleich jedoch im Kern bereits vollkommen verrottet ist. Gut: ein paar Konzepte hat die Forge legitimer Weise anderen Disziplinen entnommen (der Social Contract ist aus der Organisationsforschung bzw. der Soziologie - damit kann man wunderbar arbeiten).
Aber alleine schon Begrifflichkeiten wie Simulationismus oder Narrativismus sind doch an offenkundiger Hirnrissigkeit kaum zu überbieten. Da weiß doch NIEMAND mehr genau, worüber gesprochen wird bzw. braucht irgendwelche selbsternannten Weisen für die Interpretation selbst simpelster Fragen. Oder die Begriffsflut: Railroading, Illusionismus, Partizipationismus, Roads to Rome, Trailblazing, Force und Scene Framing. Das ist doch Irrsinn. Oder der Zusammenhang von Immersion, Flow und Stance. Au backe.
Da haben über die Jahre zudem so viele Leute derartig viel verschlimmbessert, dass niemand mehr den eigentlichen Stand der Dinge kennt und man meiner Ansicht nach am besten GAR NICHTS übernehmen sollte. Insofern muss man heute, wenn man ernsthaft über Rollenspieltheorie nachdenken möchte, selbstverständlich die Forge verdaut haben, aber man sollte deren Begrifflichkeiten tunlichst meiden. Sonst öffnet man die Büchse der Pandora. Da aber andererseits die Begriffe der Forge sofort wieder aufs Tablett kommen, ist direkt die große Verwirrung da. Deshalb finde ich den aktuellen Kenntnisstand so frustrierend.
Ich stimme da, wenig überraschend, Pyromancer, 6 und Beral zu. Der Begriff des "Klammerns" gefällt mir in dem Zusammenhang sehr gut. Und ja, Beral, das war in der Tat ein bisschen viel Epik und zudem pointiert formuliert
Haste recht.