Nicht viel anders ist das auf dem freien Markt. Ein Unternehmen, dass den Zugewinn neuer Käufer nur stiefmütterlich vorantreibt, wird über kurz oder lang Probleme kriegen. Du schreibst ja selber, dass in Deinem Umkreis früher mehr Leute RPG praktiziert haben als heutzutage. Die ursprüngliche Stammkundenschaft wird irgendwann erwachsen, wendet mehr Zeit für Familie und Arbeit auf. Es bleibt dann bloß ein harter Kern zurück, der aber kaum den Verlag alleine finanzieren kann.
Seit die DSA-Produkte aus den Läden verschwunden sind, hat man kaum noch Möglichkeit "Erstkontakt" mit DSA herzustellen, es sei denn, über Personen die schon DSA spielen. DSA fußt also zu einem sehr großen Teil auf Mundpropaganda.
Und dann den Werbern mit solchen Fanrichtlinien (wieder einmal) auf die Füße zu treten, halte ich nicht für werbewirksam.
Nur weil DSA jetzt (angeblich) eine Verjüngungskur durchführt, haben sie noch lange keine jüngeren/neuen Kunden. DSA-Material steht weiterhin nicht in den Regalen von Läden, so dass man zufällig darüber stolpern könnte. Und selbst Drakensang - das eine gute Erreichbarkeit für neue Kunden über die PC-Szene gehabt hätte - wird jetzt gänzlich ohne DSA-Bezug weiterentwickelt.
Ich sehe also: Ulisses will DSA irgendwie anders aufziehen. Ich sehe also nicht: Wo sollen die Scharen neuer Kunden herkommen, die das neue DSA gut finden? Höchstens Abwerbungen von anderen Rollenspielen und da sehe ich ehrlich gesagt noch schwarz. Hat DSA doch einen gewissen Ruf. Da müssten sie das was DSA jetzt ausmacht komplett zerschlagen und würden dabei viele Fans verlieren, die genau deswegen DSA gespielt und das Material gesammelt haben, um VIELLEICHT neue Kunden zu gewinnen.
Verlagerung! Rollenspielläden haben sich eher in das Internet verzogen, ebenso organisieren sich viele Spieler jetzt eher im Netz. Hinzu kommt, dass wir alle älter werden. Ich persönlich kenne nicht gerade viele 20jährige Spieler, aber dafür viele ehemalige Spieler, die aufgrund von Beruf und Familie das Hobby an den Nagel gehängt haben. Fakt ist aber auch, dass die Anzahl der Systeme seit den 90ern sprunghaft zugenommen hat und dass es dennoch Unternehmen gibt, die weiterhin mit RPG einen positiven Deckungsbeitrag erzielen.
Verkomplizierung! Als ich DSA "lernte" wurde ich von Hauptschülern unterrichtet, die zwei Jahre jünger waren als ich und bereits mehrere Jahre sich auf der Spielwelt Aventurien tummelten. Ebenso kannte ich weitere Spieler von der Realschule und Hauptschule.
Wenn ich mir die Umfrage
hier anschaue, habe ich da so eine Vermutung, wieso die DSAler/Rollenspieler immer weniger werden. Wir haben aus einem Spiel "ab 14 Jahren" einen Diplomstudiengang gemacht, was Wortwahl und Umfang des Materials angeht. Und dann wundern wir uns, wenn die Kunden immer weniger werden? Hier wären Verschlankungen der Regelwerke bzw. EINFACHE und DÜNNE Basisregelwerke und echte Aufbauregelwerke notwendig.
Was zieht Ulisses gerade ab? Hast Du den Blog gelesen? Was steht da drin, was Fanware behindert?
Es ist allein eine Frechheit, dass sie Dinge behaupten, die vom Gesetzgeber nicht gedeckt werden. Siehe z.B. die Sache mit den Zitaten. Ev. kannst du da vielleicht so ein klein bisschen nachvollziehen, dass man sich als Fan vom Verlag für so etwas veräppelt fühlt?
Ich bin sehr für Urheberrechte und fände es unverschämt, wenn Fanwerk versuchen würde, den Ertrag des Verlags zu schmälern. Aber ich finde es ebenso unverschämt, wenn Ulisses so die Leute behandelt, die bislang für kleine Entschädigung maximale Leistung für DSA erbracht haben.
Ulisses ist jetzt am Zug was den Ausbau der Kommunikation über die Kanäle angeht. Da stimme ich zu. Sie haben eine Ansage gemacht und jetzt müssen sie dazu stehen.
Oder sie sinnvoll ergänzen/klären. Wenn es einfach nur eine unglückliche Kommunikation war, dann sind die Fans auch sicher, dass nachzusehen.
Aber dann gilt nach wie vor: Ulisses sollte sich einen PR-Berater zulegen, dass solche unglücklichen Kommunikationen künftig wenn möglich nicht mehr stattfinden.
Es gibt eine kleine Truppe, die von DSA fast alles kauft. Diese wirbt auch Neukunden, die aber größtenteils mit der Zeit abwandern zu anderen Systemen. Nur wenige davon werden Teil des harten Kerns. Der harte Kern selber hat aber auch einen Abfluß, da Spieler auch erwachsen werden. Von daher ist der Markt gar nicht wattebäuschig, außer man will nur der Stammkundschaft den Bauch pinseln. Aber die kaufen ja sowieso fast alles, also ist es doch nur logisch zu versuchen, die Abwanderung der jungen Spieler zu minimieren.
Der Markt ist wattebäuschig, es ist der Crunch, sprich das Regelwerk und der aufgeblähte Umfang der für Abwanderungen sorgt. Wäre ich nicht schon seit über 15 Jahren DSA-Fan, ich würde heute sicher nicht gerade in DIESES System einsteigen, dazu sind die Regeln zu störrisch und der Hintergrund zu unübersichtlich.
Ulisses MUSS Umsatz generieren, keine Frage. Ich bin nur nicht sicher, ob der Weg den sie jetzt beschreiten langfristig Gewinne sichern kann.
Aber um nicht zu jammern, sondern konstruktive Vorschläge zu bringen:
- Die neuen Soloabenteuer "Die schwarze Eiche" und folgende im Fahrtwasser der Neuauflage der "Einsamer Wolf"-Bände in Buchform vermarkten und in die Buchläden bringen. Damit hätte man eine gewisse Chance, absolute Neulinge anzusprechen.
- Passende Kickstart-Regeln mit annähernd den DSA4-Regeln rausbringen (also nicht die 1w6-Variante, die es schon gibt) und auf den Spielemessen verteilen/da zu Proberunden einladen.
- Für mehr positive PR-Sorgen.
- Den Spielern und SLs mehr Eigenverantwortung zugestehen und nicht versuchen sie in Regelwerk und Abenteuern klein zu halten, wie es immer noch häufig passiert.
Und weil es mir gerade wieder auffällt:
Ulisses sagt immer wieder, dass sie keine Wäsche in der Öffentlichkeit waschen wollen und deswegen nichts nach außen Kommunizieren. Aber gerade im Ulisses-Forum fällt mir wieder das Beißverhalten der DSA-nahen bzw. im Verlag involvierten Fans auf, die sofort Ulisses verteidigen. Aber auch das wieder auf eine so fanatische Art, dass sie die Grabenkämpfe nur mehr vertiefen, anstelle die Sache zu entspannen.
Da würde ich mir entweder schneller ein Wort des Mods/Admins wünschen, ehe die Ulisses-treuen-Fans zum Angriff übergehen, oder eben dass man diese Verlagsmitarbeiter mal etwas zurückruft. Das trägt nach außen hin auch nicht wirklich dazu bei, dass man ein positives Bild vermittelt bekommt.
Als Ergebnis würde sich auch die Kritik mit Sicherheit entspannter und umgänglicher gestalten.