Ja, aber er muss wenigstens nicht Stunden damit verbringen, einen Charakter zu verbringen, der so nicht passt, sondern kann gleich nach einer Alternative suchen, die ihm hoffentlich auch Spaß macht.
Und wie lange darf er suchen? 15 Minuten? Eine Stunde? Drei, vier Tage? Möchten die anderen wirklich warten? Oder darf eben nur mitspielen, wer die "Charakterschaffung-in-5-Minuten"-Norm erfüllt, weil alle anderen erwiesenermaßen untauglich sind? Oder wird nach 12,5 Minuten basisdemokratisch abgestimmt, woran er Spaß zu haben hat, wenn er sich halt nicht schnell genug entscheiden kann, man also ja wohl folgern kann, daß ihm das alles offenkundig gleich und egal ist?
Gegenfrage: wieviel Angst muss man vor den Mitspielern eigentlich haben, dass man nicht einfach in der Runde gemeinsam einen Charakter erstellt und entwickelt, damit mit dem alle Spaß haben können?
Man braucht keine Angst. Vielleicht einfach nur mehr Ruhe, als man in der Runde hat, mehr Zeit als die "zulässigen" 15 Minuten... Menschen sind verschieden, und daraus erwachsen verschiedene Ansprüche an die geeignete Umgebung, einen Charakter für eine Rollenspielrunde vorzubereiten. Jemandem deswegen zu unterstellen, er wolle gar nicht mitspielen, halte ich für derart absurd, daß ich es mir nur mit Angst erklären kann.
Andererseits kann ich mir sogar vorstellen, daß in manchen Fällen Angst mit hineinspielt - und zwar eine Angst, für die ich viel Verständnis aufbringen kann: Die Angst, daß andere für einen entscheiden, weil man zu langsam, zu scheu, zu vorsichtig ist, und daß man am Ende nicht hat, was man selbst wollte, sondern das, was einem gegen den eigenen, nur leider als solchen gar nicht wahrgenommen, Widerstand aufgeschwatzt wurde. In heterogenen Rollenspielrunden kann es hart werden, solche Phänomene zu vermeiden, vor allem aber: sie überhaupt rechtzeitig zu bemerken. Deshalb halte ich eine gemeinsame Charaktererschaffung keineswegs für das alleinseligmachende Rezept dafür, daß jeder in der Runde mit allen Charakteren zufrieden ist. Ganz im Gegenteil: Mit den Charakteren anderer unzufrieden zu sein, ist bei weitem noch nicht so frustrierend, wie mit dem eigenen unzufrieden sein zu müssen - zu dem es aber eben keine Alternative gibt, weil die anderen einem keine gestatten, indem sie etwa behaupten, man hätte den Charakter ja doch selbst erstellt, o.ä.