Umfrage

Wie läuft bei Euch selbst (zeitlich) die Charaktererstellung ab?

Immer oder fast immer in der Spielrunde.
24 (26.7%)
Meistens in der Spielrunde.
22 (24.4%)
Meistens selbstständig.
18 (20%)
Immer oder fast immer selbstständig.
14 (15.6%)
Ziemlich gemischt (ausgewogen).
12 (13.3%)

Stimmen insgesamt: 76

Umfrage geschlossen: 1.05.2011 | 13:13

Autor Thema: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?  (Gelesen 5284 mal)

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Online 1of3

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #50 am: 24.04.2011 | 23:05 »
Andererseits kann ich mir sogar vorstellen, daß in manchen Fällen Angst mit hineinspielt - und zwar eine Angst, für die ich viel Verständnis aufbringen kann: Die Angst, daß andere für einen entscheiden, weil man zu langsam, zu scheu, zu vorsichtig ist, und daß man am Ende nicht hat, was man selbst wollte, sondern das, was einem gegen den eigenen, nur leider als solchen gar nicht wahrgenommen, Widerstand aufgeschwatzt wurde. In heterogenen Rollenspielrunden kann es hart werden, solche Phänomene zu vermeiden, vor allem aber: sie überhaupt rechtzeitig zu bemerken. Deshalb halte ich eine gemeinsame Charaktererschaffung keineswegs für das alleinseligmachende Rezept dafür, daß jeder in der Runde mit allen Charakteren zufrieden ist. Ganz im Gegenteil: Mit den Charakteren anderer unzufrieden zu sein, ist bei weitem noch nicht so frustrierend, wie mit dem eigenen unzufrieden sein zu müssen - zu dem es aber eben keine Alternative gibt, weil die anderen einem keine gestatten, indem sie etwa behaupten, man hätte den Charakter ja doch selbst erstellt, o.ä.

Mag sein. Dabei muss man aber meines Erachtens zwei Dinge bedenken:

- Spiel wird toll, wenn sich alle regelmäßig sagen, dass es toll ist. Es bringt deshalb nichts, etwas zu spielen, wo man zwar eigentlich voll Lust drauf hat, was die anderen aber blöd finden. Das wird nur zu negativen Rückmeldungen führen, selbst wenn die anderen das nicht bewusst tun wollen. Dann lieber ein durchschnittliches Konzept, statt etwas super-abgefahrenem, das dann aber positiv verstärkt wird.

- Bei gewissen Spielen - ich schaue dich an D&D3! -  ist der Hinweis das ein Charakter nicht kompetitiv ist, zwar nicht schön, aber vermutlich weniger schlimm als das auf die lange Sicht selbst zu merken.

Offline Feuersänger

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #51 am: 24.04.2011 | 23:07 »
Ich finde, da sagt Merlin etwas Wahres. Manche Spieler brauchen eben länger, um sich zu entscheiden, was sie spielen wollen. Und manches Konzept braucht mehrere Tage zur Ausgestaltung, oder je nach System sogar: zur Planung. Auch wenn meinetwegen killedcat keine komplexen Systeme mag: andere Leute mögen diese aber sehr wohl.
Beispielsweise D&D. Klar kann man da Bier&Brezel-mäßig rangehen, sich in 12,5 Minuten für eine Rasse und Klasse entscheiden und drauflosbasteln. Aber das ist dann ein ganz anderes Spiel als das gepflegte "Optimieren", welches so vielen D&D-Spielern solchen Spaß macht.

Daraus folgt das, was ich eingangs des Threads über meine bevorzugte Methode gesagt habe. Bei D&D zum Beispiel einigen wir uns zunächst auf das gewünschte Powerniveau und die Rahmenbedingungen (z.B. "T3, Mid-magic, WBL, PB36"), dann kaspern wir aus, wer welche Nische übernimmt. Die Ausgestaltung im Einzelnen muss dann nicht mehr im Rahmen der ganzen Gruppe geschehen. Wenn einer Schwierigkeiten hat oder sich selber nicht gut genug auskennt, bittet er jemanden um Unterstützung, der es tut.

Und ja, wer zuerst weiß was er spielen will, hat "Dibs", d.h. das Vorrecht auf die entsprechende Nische. Wer sich ewig nicht entscheiden kann oder keine Idee hat, muss halt leider nehmen, was übrig bleibt. Wobei es ja meistens mehrere Wege gibt, der Katze das Fell abzuziehen.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

killedcat

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #52 am: 24.04.2011 | 23:22 »
Hey: keine Frage - wenn man GURPS, DSA4, HERO-System oder ein System mit ähnlich komplexer Charaktererschaffung spielt, dann habe ich vollstes Verständnis für die Charaktererschaffung zu Hause. Man spart dadurch einfach irre viel Zeit und erspart den Leuten den i.A. langweiligen Prozess miterdulden zu müssen. Da bin ich voll dabei.

Seth

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #53 am: 24.04.2011 | 23:25 »
Der Witz dabei ist, dass es gar keine Unterstellung ist, sondern Fakt: er hat ja bereits ohne die Gruppe das Spiel angefangen. Er hat einen Teil des Spiels ohne die Gruppe gespielt. Er hat den Charakter ohne die Gruppe erstellt. Er hat die anderen von diesem Prozess schlicht ausgeschlossen.

Mich würde interessieren ob du dich bei dem "Ausschluss der Anderen" nur auf diese komplexen Systeme beziehst, bei denen es notwendig sein könnte, den Charakter alleine zu erstellen, da es zu viel Zeit beansprucht - sprich auf die, wo das Auswürfeln deiner Meinung nach schon Teil des Spiels ist. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass das Erstellen eines Charakters für einige Spieler generell eine persönliche Sache ist, auch wenn sie nicht stundenlang über Tabellen sitzen und "minmaxen", sondern eher über dem Konzept oder der Rolle grübeln. Ich habe selbst eine Spielerin, die das Konzept im Groben mit der Gruppe abstimmt und auch in tieferen Konzeptfragen am allgemeinen Schaffensprozess teilnimmt, den Charakter selbst aber lieber in aller Ruhe und alleine erstellt.

Schließt sie damit die Anderen auch aus?

Offline Bad Horse

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #54 am: 24.04.2011 | 23:28 »
Klar, den Frickelkram kann man allein erledigen.

Aber die generelle Ausrichtung der Gruppe sollte man absprechen, und das grobe Konzept der Charaktere am besten auch. Damit vermeidet man nämlich den Assassinen in der Paladin-Runde. Oder macht ihn überhaupt erst möglich, weil man sich vorher einigt, wie so eine Konstellation funktionieren kann.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Seth

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #55 am: 24.04.2011 | 23:34 »
Klar, den Frickelkram kann man allein erledigen.

Aber die generelle Ausrichtung der Gruppe sollte man absprechen, und das grobe Konzept der Charaktere am besten auch. Damit vermeidet man nämlich den Assassinen in der Paladin-Runde. Oder macht ihn überhaupt erst möglich, weil man sich vorher einigt, wie so eine Konstellation funktionieren kann.

Was mich zu einer anderen Frage bringt, die vielleicht ein wenig OT ist:

Ist die Nischen-Vergabe bei euren Runden Standard? Das liest sich bei Vielen so, habe ich das Gefühl. Ist das der Fall, ist die Absprache natürlich noch einmal wichtiger.

killedcat

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #56 am: 24.04.2011 | 23:37 »
Mich würde interessieren ob du dich bei dem "Ausschluss der Anderen" nur auf diese komplexen Systeme beziehst, bei denen es notwendig sein könnte, den Charakter alleine zu erstellen, da es zu viel Zeit beansprucht - sprich auf die, wo das Auswürfeln deiner Meinung nach schon Teil des Spiels ist. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass das Erstellen eines Charakters für einige Spieler generell eine persönliche Sache ist, auch wenn sie nicht stundenlang über Tabellen sitzen und "minmaxen", sondern eher über dem Konzept oder der Rolle grübeln. Ich habe selbst eine Spielerin, die das Konzept im Groben mit der Gruppe abstimmt und auch in tieferen Konzeptfragen am allgemeinen Schaffensprozess teilnimmt, den Charakter selbst aber lieber in aller Ruhe und alleine erstellt.

Schließt sie damit die Anderen auch aus?
Hehe, du willst mir eine Falle stellen. Sie erstellt den Charakter ja nur in Teilen alleine zu Hause. Das Konzept entwickelt sie ja  mit der Gruppe gemeinsam. Sie schließt also die Spieler auch nur zum Teil vom Schaffensprozess aus.

Bei einem Punktekaufsystem fände ich das Verfahren für meine Gruppe in Ordnung, wenn sich die Gruppe darauf einigt. Ich würde es nicht verstehen, aber das muss ich ja auch nicht. Bei einer würfelbasierten Generierung wollte ich, dass das Würfeln am Tisch geschieht. Würfeln ist einfach essenzieller Bestandteil des Spiels für mich. Die Spieler bringen ja auch kein DIN A4 Blatt mit Würfelergenissen mit, nach dem Motto, "ich hab die Würfelergebnisse schonmal vorbereitet".

Im Idealfall haben alle Spaß bei der Charaktergenerierung.

Offline Skele-Surtur

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #57 am: 24.04.2011 | 23:37 »
Wir haben lange ohne Nischenvergabe gespielt. Jeder hat so frei Schnauze einen Charakter gebaut... war teilweise ganz witzig, weil man oft ohne Experten für die ein- oder andere Situation dastand und sich dann eine kreative Lösung überlegen musste. Aber inzwischen hab ichs doch lieber, wenn man ein wenig die Rollen verteilt. :D
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline OldSam

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #58 am: 24.04.2011 | 23:42 »
Wie ich eingangs geschrieben hatte, wird in der Umfrage natürlich davon ausgegangen, dass die Kommunikation im Vorfeld schon funktioniert, also gewisse Gruppenabsprachen sowieso stattgefunden haben - wenn jeder einfach irgendwie rumbastelt ist das ja (unabhängig vom System) fast immer unsinnig...
Auch ist es so, dass zumindest die guten Vertreter unten den komplexen Bausystemen durchaus mit Templates u.ä. Varianten anbieten mit denen man auch "quick&dirty" mal eben schnell mehrere Chars in der Gruppe bauen kann, jedoch heisst das ja nicht, dass die Spieler schnellgebaute Chars möchten bzw. die Charerschaffung in dieser Art praktizieren und das war eher die Idee der Frage... Wenn man sich intensiv Gedanken machen will und/oder einen ausdifferenzierten Charakter erstellen will, dauert das halt länger als ein simpleres Konstrukt - hängt eben alles davon ab was man erreichen will und welchen Spielstil man anstrebt etc. ;)
« Letzte Änderung: 24.04.2011 | 23:44 von OldSam »

alexandro

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #59 am: 24.04.2011 | 23:47 »
Davon bin ich auch ausgegangen.

Auch wenn ich durchaus schon Runden erlebt habe, wo das mit der Kommunikation ÜBERHAUPT NICHT geklappt hat, also die Spieler bei der Charaktererschaffung zwar zusammen am Tisch saßen, aber jeder trotzdem sein eigenes Süppchen gekocht hat, ohne auf das zu achten, was die anderen da bauen.

Seth

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #60 am: 24.04.2011 | 23:48 »
Hehe, du willst mir eine Falle stellen.

Ha, nicht wirklich ;) - es hat mich einfach interessiert.

Zitat
Bei einem Punktekaufsystem fände ich das Verfahren für meine Gruppe in Ordnung, wenn sich die Gruppe darauf einigt. Ich würde es nicht verstehen, aber das muss ich ja auch nicht. Bei einer würfelbasierten Generierung wollte ich, dass das Würfeln am Tisch geschieht. Würfeln ist einfach essenzieller Bestandteil des Spiels für mich. Die Spieler bringen ja auch kein DIN A4 Blatt mit Würfelergenissen mit, nach dem Motto, "ich hab die Würfelergebnisse schonmal vorbereitet".

Im Idealfall haben alle Spaß bei der Charaktergenerierung.

Seh' ich beim Würfeln genauso, allerdings mag ich solche Systeme nicht unbedingt. Für ein- zwei Abende ist der "Chaos-Effekt" dabei ganz nett (wenn es sich jetzt nicht nur auf Attribute bezieht) aber auf die Dauer kommen mir die Konzepte dann zu beliebig vor.

Wir haben lange ohne Nischenvergabe gespielt. Jeder hat so frei Schnauze einen Charakter gebaut... war teilweise ganz witzig, weil man oft ohne Experten für die ein- oder andere Situation dastand und sich dann eine kreative Lösung überlegen musste. Aber inzwischen hab ichs doch lieber, wenn man ein wenig die Rollen verteilt. :D

Das bedeutet dann allerdings auch, dass die Abenteuer der Runden größtenteils aus Problemlösungen bestehen, die Experten erfordern (oder zumindest in Kernmomenten), nehme ich an. Wie macht ihr das denn bei Spielen, die im Grunde genommen solche auf Expertise bezogene Hindernise gar nicht enthalten? Fallen die Nischen dann weg? Und fällt dann auch die Notwendigkeit der Besprechung weg?

alexandro

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #61 am: 24.04.2011 | 23:58 »
Nischen differenzieren sich idR ganz organisch heraus, weil die meißten Spieler halt interessante Charaktere spielen wollen. Wenn sie merken dass ihr Charakter zu 99% mit dem des Spielers gegenübers identisch ist, ändern sie oft schon von allein etwas, um sich von diesem abzuheben. Oft merken sie das selber gar nicht (außer sie haben sie natürlich bereits eine ausführliche Charaktergeschichte vorformuliert).

Nebenbei: Auch ohne Nischen in den Charakterfähigkeiten, kann man eine Nische besetzen.

Offline Naldantis

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #62 am: 24.04.2011 | 23:59 »
Ich steh' auf interessante und mysteriöse Charaktere mit dunkeln Flecken, dubiosen Kontakte und Geheimnissen; Leute halt, die man kennenlernen kann und die einen auch mal überraschen.
Dieser Charakterbau im Kollektiv nimmt mir die Gruppe als Abenteuerraum und Spielfläche; zudem muß ich meine abseitigen und geheimen Hintergründe, den Kitsch und die skurrile Phantasie dann vor ALLEN Mitspielern offenbaren, nicht nur vor denen, die sich dafür interessieren und im Hintergrund stöbern.
Zudem werden so ale Zähne für Intriegen und Konfrontationen innerhalb der Gruppe gezogen.
Der Effekt durch dieses 'Durchkauen' und  'Ablästern' aller Ideen am gemeinsamen Tisch für zu einer Restriktion zum Mittelmaß, es entstehen nur Charaktere die Manstream genug sind um einem spontan einzufallen, wenn etwas zu dem Hintergrund gefragt wird und wenig Kritik am Tisch ernten; auch wird alles, was einen größeren Aufwand beim Erstellen bedeutet, gleich unterlassen.

Die einzige sinnvolle Anwendung der gemeinsamen Charaktererschaffung ist IMHO bei Taktikspielen gegeben, in denen a) das Funktionieren und die Effizienz im Team die dominante Bedeutung hat und b) sich eh keiner um Motivation, Pläne und hintergrund seiner Mitstreiter schert.
  
Manche Spieler brauchen eben länger, um sich zu entscheiden, was sie spielen wollen. Und manches Konzept braucht mehrere Tage zur Ausgestaltung, oder je nach System sogar: zur Planung. Auch wenn meinetwegen killedcat keine komplexen Systeme mag: andere Leute mögen diese aber sehr wohl.
Beispielsweise D&D. Klar kann man da Bier&Brezel-mäßig rangehen, sich in 12,5 Minuten für eine Rasse und Klasse entscheiden und drauflosbasteln. Aber das ist dann ein ganz anderes Spiel als das gepflegte "Optimieren", welches so vielen D&D-Spielern solchen Spaß macht.

Nicht nur Optimieren - allein das Suchen in den Monsterhandbüchern nach der coolsten Rasse um die einem Songstext entsprungenen Charakteridee umzusetzen, oder das Feilen an der Famiiengeschichte eines viktorianischen Charakters in einem Historischen Setting kann Stnden oder Tage dauern.
  
Zitat
Daraus folgt das, was ich eingangs des Threads über meine bevorzugte Methode gesagt habe. Bei D&D zum Beispiel einigen wir uns zunächst auf das gewünschte Powerniveau und die Rahmenbedingungen (z.B. "T3, Mid-magic, WBL, PB36"), dann kaspern wir aus, wer welche Nische übernimmt.

So kenne ich das auch bei fast jeder Gruppe, in der die Spieler die Regelbücher selber auch besitzen.
Minus Nische, die haben sie eh nciht wirklich bewährt; zum einen macht es nämlich oft mehr Spaß, eine unkonventionell besetzte Gruppe zu haben, die ihre Kompetenzlücken mit Ideen und Kleverness überbrücken müssen, zum anderen springen doch immer mal wieder Spieler ab oder Charaktere versterben, und dann wird der Heiler zum Frontkämpfer oder der Barde zum Heiler, ganz zu schweigen von den Systemen mit schwachen oder gaar keinen Klassensystemen, in denen sich Spieler auch mal umentscheiden und ihre Charaktere umschulen.

@1of3:
Zitat
- Bei gewissen Spielen - ich schaue dich an D&D3! -  ist der Hinweis das ein Charakter nicht kompetitiv ist, zwar nicht schön, aber vermutlich weniger schlimm als das auf die lange Sicht selbst zu merken.

Wie kommst Du darauf, daß das (kompetitiv) überhaupt die Zielsetzung ist?

@killedcat:
Zitat
Systeme, bei denen ich länger als 15 Minuten zur Charaktererstellung brauchen würde, lehne ich prinzipiell ab. Wenn ich, um meinen Wunschcharakter zu erstellen, eine Stunde zu Hause Minmaxen muss, dann kommt das für mich eh nicht in Frage.

Naja, das ist aber nur für Dich der Fall, andere sehen das halt anders.
Ich möchte meine Charaktere eigentlich meist über einige Jahre spielen und fände es darum albern, dann für die Erschaffung ein so lächerliches Zeitlimit vorzugeben (da kenne ich Kunden die bei akuten Notfällen länger Smalltalk am Telefon halten, bevor sie auf den Punkt komen...).
 
Zitat
Gegenfrage: wieviel Angst muss man vor den Mitspielern eigentlich haben, dass man nicht einfach in der Runde gemeinsam einen Charakter erstellt und entwickelt, damit mit dem alle Spaß haben können? "Oh - eigentlich wollte ich den Pausenclown spielen, jetzt hast du den schon mitgebracht...".

a) Es geht nicht um Angst, sondern u.a. um Zeitdruck, wenn die anderen mit einem 08/5-Konzept schon mit den Hufen scharren.
b) es geht auch nicht um Angst, sondern um genervt sein, wenn man Fremden gegenüber erläutern muß, warum man die Idee von links statt von rechts aufzäumen möchte und dabei Hintergrund offenlegen muß, die man als Schmankerl für die einem sympathischen, intersierten und nachfragenden Charaktere aufheben wollte.
c) Und schließlich ist es auch nicht Angst, wenn man längerem Geläster und Gespöttel über seine Ideen aus dem Wege gehen möchte, oder dem Quengeln einiger Spieler, doch etwas bestimmtes zu spielen oder zu lassen.

Zitat
Es gibt schlicht keinen Grund den Char zu Hause zu machen,

Außer z.b. daß man gerade in den zwei Stunden, die dazu vor Ort geplant waren keine Idee hat, oder die Optionen in nicht vorliegenden Regelwerken überdenken möchte, oder eine Recherche machen möchte, etc.
Und das man eben vielleicht den anderen nicht alles auf die Nase binden möchte, was man kann und hat.

Der Witz dabei ist, dass es gar keine Unterstellung ist, sondern Fakt: er hat ja bereits ohne die Gruppe das Spiel angefangen. Er hat einen Teil des Spiels ohne die Gruppe gespielt. Er hat den Charakter ohne die Gruppe erstellt. Er hat die anderen von diesem Prozess schlicht ausgeschlossen.

Total Normal: ebenso wie bei jeder Solo-Aktion; sei es nun, weil etwas getan werden muß, was nur alleine geht oder für das nur einer die Kompetenz hat, oder Privaten Tätigkeiten, bei denen man eben nicht die Baggage im Nacken haben will (Romantik, Hofintrigen, kriminelle Machenschschaften, Verrat) oder die die andere eh nciht interessieren (Handel, Verwaltung, Politik, usw.).
Wer eh nicht dabei ist kriegt es halt nicht mit.

in Spieler ist aufgefordert einen Charakter zu spielen, den alle am Tisch mindestens so toll finden, wie er selber.

...sehr idealistische Einstellung!
Habe ich noch NIE in Realitas erlebt - was dem einen langweilig ist, findet der andere grundsolides, was der eine als effizient geplant hat, erscheint dem andere als überkandideltes one-Trick-Pony, wo der eine Profil und Stil umgesetzt sieht, bemerkt der andere nur eine detailverliebte Nervensäge.
  
« Letzte Änderung: 25.04.2011 | 01:22 von Naldantis »

Seth

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #63 am: 25.04.2011 | 00:32 »
Nebenbei: Auch ohne Nischen in den Charakterfähigkeiten, kann man eine Nische besetzen.

Sicher, streite ich nicht ab. Aber es besteht meiner Meinung ein Unterschied, ob ich es bewusst versuche oder ob es ganz natürlich geschieht. Außerdem kommt es darauf an, wie weit man den Begriff "Nische" dehnt. Wenn wir Charakter A haben, der einen Wanderschauspieler darstellt und Charakter B, der des Grafen Geheimagenten ist, dann werden wohl Beide möglicherweise in eine ähnlich "soziale Nische" getrieben und bleiben doch völlig unterschiedliche Konzepte, die Niemanden unbedingt zwingen, das Konzept zu ändern.

Der Effekt durch dieses 'Durchkauen' und  'Ablästern' aller Ideen am gemeinsamen Tisch für zu einer Restriktion zum Mittelmaß, es entstehen nur Charaktere die Manstream genug sind um einem spontan einzufallen, wenn etwas zu dem Hintergrund gefragt wird und wenig Kritik am Tisch ernten; auch wird alles, was einen größeren Aufwand beim Erstellen bedeutet, gleich unterlassen.

Die einzige sinnvolle Anwendung der gemeinsamen Charaktererschaffung ist IMHO bei Taktikspielen gegeben, in denen a) das Funktionieren und die Effizienz im Team die dominante Bedeutung hat und b) sich eh keiner um Motivation, Pläne und hintergrund seiner Mitstreiter schert.

Ich denke, dass siehst du zu einseitig. Es gibt durchaus einen Mittelweg / Kompromiss zwischen "Charaktere schnell zusammenschustern und loslegen" und dem Ausarbeiten eines Konzepts in aller Tiefe. Wir erarbeiten zum Beispiel durchaus stimmige und tiefgreifende Konzepte, mit Ecken und Kanten, mit Tiefen und Verknüpfungen in den Grundzügen zusammen und trotzdem zieht sich dann meist jeder zu Hause nochmal zurück und arbeitet das Ganze aus. Die Werte werden dann vielleicht nochmal zusammen gemacht, die letzten Schliffe versehen und aufeinander abgestimmt. Das ist vor Allem dann wichtig, wenn es innerhalb der Gruppe nicht unbedingt zu größeren, spielstörenden Konflikten kommen soll oder alle Teilnehmer eine gemeinsame Vergangenheit verbindet.

Vor Allem aber sehe ich es nicht so, dass die gemeinsame Besprechung nur bei taktikschen Rollenspielen von Nöten ist. Gerade aus oben genannten Gründen kann es oft ziemlich in die Hose gehen, wenn man die Konzepte nicht untereinander abspricht, eben weil sie grundverschieden, einfach nicht miteinander vereinbar oder schlichtweg störend für die allgemeine Zielsetzung des Spiels sein können, da kann ich aus Erfahrung sprechen - zumal wir im Grunde nicht im Geringsten "taktische" Rollenspiele spielen.

Offline Medizinmann

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #64 am: 25.04.2011 | 07:09 »
Was mich zu einer anderen Frage bringt, die vielleicht ein wenig OT ist:

Ist die Nischen-Vergabe bei euren Runden Standard? Das liest sich bei Vielen so, habe ich das Gefühl. Ist das der Fall, ist die Absprache natürlich noch einmal wichtiger.
Ich mache das immer von Mir aus , sowohl auf Cons als auch in neuen Runden frage Ich was schon in der Runde ist und suche einen Char der noch fehlt, der gut dazu paßt.
zum einen hHelfe Ich damit den anderen eine runde Truppe zu erstellen zu anderen hab Ich auch ab & zu ganz gerne etwas Spotlight und mit verteilten Aufgaben klappt das ganz gut.
Ich frag auch wie der Karmastand ist oder welcher Level damit es keine zuuuuu großen Unterschiede gibt.
(so bin Ich eben  ;D )

der auch gerne mal im Spotlight tanzt
Medizinmann 

killedcat

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #65 am: 25.04.2011 | 07:54 »
Ich bin mit dem Thema eigentlich durch aber darauf möchte ich noch antworten:

a) Es geht nicht um Angst, sondern u.a. um Zeitdruck, wenn die anderen mit einem 08/5-Konzept schon mit den Hufen scharren.
b) es geht auch nicht um Angst, sondern um genervt sein, wenn man Fremden gegenüber erläutern muß, warum man die Idee von links statt von rechts aufzäumen möchte und dabei Hintergrund offenlegen muß, die man als Schmankerl für die einem sympathischen, intersierten und nachfragenden Charaktere aufheben wollte.
c) Und schließlich ist es auch nicht Angst, wenn man längerem Geläster und Gespöttel über seine Ideen aus dem Wege gehen möchte, oder dem Quengeln einiger Spieler, doch etwas bestimmtes zu spielen oder zu lassen.
Du hast das wichtigste Wort übersehen:
Zitat
Gegenfrage
. Es ging in meinem Posting nicht um die Angst, sondern um die Unterstellung, Angst könnte ein Motiv sein, was ich ja genau verneinen wollte. Die Unterstellung, Angst sei das Motiv ging von Merlin aus, und zwar hier:
Wieviel Angst muß man vor den Mitspielern eigentlich haben, um ihnen nicht einmal hypothetisch zuzugestehen, daß sie zu Hause schon nichts machen werden, womit man nicht gut leben könnte?
« Letzte Änderung: 25.04.2011 | 07:57 von killedcat »

Offline Merlin Emrys

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Re: Charaktererstellung selbstständig oder in der Spielrunde?
« Antwort #66 am: 25.04.2011 | 08:11 »
Er hat die anderen von diesem Prozess schlicht ausgeschlossen.
Tut er das weniger, wenn er sich von den anderen nicht hereinreden läßt, auch wenn er neben ihnen sitzt (wie es in dem Beispiel von alexandro anklingt)? Und tut er es weniger, wenn er daheim für sich überlegt, was er dem Spielleiter als Anregung geben möchte, was ihm für seinen Charakter als Rampenlichtsmoment gefallen würde?
Ich sehe kein Problem darin, andere aus bestimmten Dingen herauszuhalten, auch wenn es um ein Gruppenspiel geht. Ich finde z.B. Naldantis' Position problemlos passend für ein Gruppenspiel - insbesondere unter der Vorgabe, daß Absprachen im Vorfeld ohnehin stattfinden und im Nachhinein noch Dinge geändert werden können, um die Gruppentauglichkeit (durchaus doppeldeutig gemeint) zu erhöhen. Das läuft dann eben auf kein "entweder - oder" hinaus, sondern auf einen Prozeß, der das alles umfaßt: in der Gruppe, in Teilgruppen und allein an seinem Charakter zu feilen. Das alles in 15 Minuten zu bekommen, erfordert natürlich schon ein hohes Maß an Konzentration.

Es bringt deshalb nichts, etwas zu spielen, wo man zwar eigentlich voll Lust drauf hat, was die anderen aber blöd finden. Das wird nur zu negativen Rückmeldungen führen...
Meine Erfahrung ist eher, daß es als blöd empfunden wird, was für einen Murks jemand aus einem eigentlich guten Charakterkonzept macht. Und das könnte sich sogar eher verstärken, wenn man daran "mitgefeilt" hat, weil man dabei ja notwendigerweise eigene Vorstellungen entwickelt, wie der andere diesen Charakter eigentlich zu spielen hätte. Einem Charakter, den man noch gar nicht kennt, kann man unter Umständen zunächst so neutral gegenüberstehen, daß die Art, wie der Mitspieler ihn umsetzt, bei weitem nicht so verhunzend, sondern eben als mögliche Ausgestaltung akzeptabel erscheint.
Man kann auch da leider auf beiden Seiten vom Pferd fallen, und welche von beiden "gefährlicher" wäre, wüßte ich nicht zu sagen.

Ist die Nischen-Vergabe bei euren Runden Standard?
Das hängt von den Vorerfahrungen der Gruppe ab. Für eine Neulingsgruppe halte ich Nischenabsprachen für eine gute Sache. Je mehr die Gruppe "eingespielt" ist, desto unwichtiger werden die "offiziellen" Nischen, weil sich andere Interaktionsmuster herausbilden, die jedem seinen Spiel-Raum geben.
« Letzte Änderung: 25.04.2011 | 08:14 von Merlin Emrys »