Du hängt deine ganze Argumentation einzig und alleine an dem 360° Schussfeld auf und ignorierst dabei konsequent alle anderen Kennwerte (Verteidigungswert, Basengröße, Punktekosten, Anzahl der Attacken), als wären diese gar nicht da.
Das stimmt schlichtweg einfach nicht. Ich ignoriere nichts davon. Mir ist all das durchaus bewusst und ich trage all dem auch Rechnung innerhalb der Diskussion. Und bin auf all das auch schon eingegangen. In vielen Punkten sind wir dabei einer Meinung, und alleine deshalb gibt es keinen Diskussionsbedarf. Ein höherer Verteidigungswert ist besser, die Basegröße mal Vor- mal Nachteil, billiger ist besser und mehr Angriffe sind besser als weniger Angriffe. Was sollen wir da diskutieren? Wie viel besser Verteidigung 2 ist im Vergleich zu Verteidigung 1?
Sowohl Deine Argumentation als auch meine Argumentation fallen aber letztendlich mit der Wertigkeit des 360-Grad Feuerbereichs. Deshalb macht es wenig Sinn den Rest überhaupt im Detail zu diskutieren bevor man diesen Teil geklärt hat. Und der Teil ist sehr komplex. Das ist wohl auch das Problem wegen dem wir hier nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommen. Der Hauptvorteil des 360-Grad Feuerbereichs liegt nämlich (zum x-ten Mal) nicht im verlässlichen jede Runde erfolgenden Angriff (auf den Du es in Deiner Argumentation häufig reduzierst) sondern in der Bewegungsphase und der dadurch immens gestärkten Verteidigung. Und keines Deiner Stochastik-Modelle geht auf diesen Sachverhalt ein. Das Problem kannst Du gerne auszurechnen versuchen, aber das wird Dir kaum gelingen, weil es unglaublich komplex wird, wenn Du die entscheidenden Faktoren in der Berechnung berücksichtigen möchtest.
Ein zentrales Element bei X-Wing ist der Dogfight, also der Versuch sich in taktisch günstige Positionen zu bringen in denen man selbst schießen kann, der Gegner aber nicht. Dabei sind bei fast allen Schiffen die Möglichkeiten begrenzt und überschaubar, denn will man selbst schießen führen oft nur sehr wenige Manöver ans gewünschte Ziel. Man ist also für den Gegner gut ausrechenbar. Das führt nicht selten dazu, dass entweder kein Schiff schießt oder aber beide. Vor allem wenn beides gute oder beides schlechte Spieler sind. Sind jetzt mehrere Schiffe involviert wird es noch sehr viel komplexer, aber auch dann geht es noch darum mit möglichst vielen Schiffen möglichst aussichtsreich zu schießen, ohne viel Gegenfeuer zu bekommen.
Mit normalen Schiffen gestaltet es sich extrem schwierig sich zeitgleich aus dem Feuerwinkel des Gegners zu halten und selbst schießen zu können. Ein paar sehr wendige Schiffe (Fassrolle, Schub-Manöver) gepaart mit hohen Pilotenwerten ziehen genau daraus ihre Spielstärke das sie das trotzdem regelmäßig schaffen.
Der Falke schafft das aber auch. Denn für ihn ist die Aufgabe sehr viel leichter: Die eine Hälfte der Aufgabe hat er nämlich schon erfüllt. Jetzt muss er nur noch aus dem feindlichen Feuerwinkel raus. Und nach dem ersten Schlagabtausch gelingt ihm das sehr gut. Fassrollen und Schubmanöver des Gegners gehen ins Leere, weil Han eine höhere Initiative hat als die meisten anderen Piloten, und es ist jede Runde wieder ein Pokern: Fliegt er links herum, oder rechts herum? Oder geradeaus? Und es gibt recht selten die Option so zu fliegen, dass man mit allen Schiffen sicher auf den Falken feuern kann. Und Runden ohne Gegenfeuer in denen man selbst schießen darf sind sehr viel mehr Wert als ein Punkt mehr Verteidigungswert.
Ja, die X-Wings schneiden in Deinem extrem vereinfachten und daher unzureichenden Rechenbeispiel aufgrund von Verteidigungswert 2 besser ab. Aber gerade weil dieses Rechenbeispiel so stark vereinfacht ist und die Realität am Spieltisch äußerst ungenügend abbildet ist es irrelevant für die aktuelle Diskussion.
Das ist ungefähr so zielführend als würdest Du Interceptoren-Staffeln Punkt für Punkt mit dem TIE-Schwarm vergleichen ohne die höheren Pilotenwerte und die Vorteile in der Bewegungsphase zu berücksichtigen und einfach handwedelnd davon ausgehen, dass schon irgendwie im Schnitt alle Schiffe ungefähr gleich häufig schießen werden.
Solche (im Grunde offensicht) falschen Argumentationen im Internet führen übrigens dann auch zu Modeerscheinungen in denen durchaus starke Listen massiv unterrepräsentiert werden, weil sie viel schlechter dabei wegkommen, als sie eigentlich sind.
P.S.:
Das Argument welches Du in meinem letzten Beitrag zu vermissen scheinst war übrigens vorhanden und offensichtlich:
Deine Stochastik greift zu kurz, weil sie viel zu viel unberücksichtigt lässt.