Das Szenario das ein Spieler der gerne interagiert bewusst auf soziale Fertigkeiten verzichtet um Punkte für anderes zu haben habe ich noch nicht erlebt.
Regelmäßig, über Jahre hinweg.
Es wurde mit dem Auftraggeber gefeilscht bis aufs Messer, mit quasi jedem Charakter.
Und wenn ein SL nach dem Ausspielen der Verhandlung gesagt hat: "Gut, dann würfelt mal Verhandeln" gab es nur jede Menge entsetzte Gesichter - weil die Chars in der Regeln kein Verhandeln hatten, und nur unterdurchschnittliches bis minimales Charisma.
Für mich sind Probleme dieser Art einer der großen Vorteile des LARP gewesen.
Wer einen großen Kämpfer spielen wollte, sollte besser mit den Waffen umgehen können, ansonsten spielt er unfreiwillig ein Großmaul.
Wer den intriganten Überredungskünstler hat, ist besser wortgewand, sonst gilt ähnliches. Im Larp habe ich Leute getroffen, die es tatsächlich geschafft haben, im Kampf wie im Überreden und Betrügen wirklich enorm gut zu sein, machbar ist es also.
Klar ist soziale Interaktion ein Kern des Rollenspiels, wenn man diesen nur durch Auswürfeln übernimmt verliert das Spiel einigen Reiz. Aber wie zuvor auch angemerkt muß es nicht immer die Alles-oder-nichts-Lösuing sein: Ich kenne es aus einigen Runden so, das zuerst die Interaktion ausgespielt wird, und bevor ihr Effekt dargestellt wird, wir gewürfelt. Habe darüber auch noch nie Klagen gehört, ausser von Leuten, die ihre Charaktere wesentlich beredeter dargestellt haben als sie es laut Werten her eigentlich sind.
Wenn eine Gruppe sich entscheidet, soziale Interkation nur Darzustellen und nicht auszuwüfeln, und deswegen alle Chars keine bzw. kaum Punkte in derlei Fähigkeiten investieren, ist das imho eine für diese Runde faire Lösung, darauf würde ich mich einlassen.
Wenn aber ein oder mehrere Spieler sich tatsächlich auf solche Fähigkeiten fokussieren, sollten sie auch regeltechnisch gelten. Wenn Spieler sich auf soziale Fähigkeiten spezialisieren, während die anderen sich Kampf- und ähnliche Monster erstellen und soziale Konflikte durch eigene Rhetorik genauso geschickt erledigen ist das Betrug, nichts anderes.
Der Spieler der alle körperlichen Werte seines Charakters hoch zieht und die sozialen vernachlässigt. Dann aber jammert und klagt wenn er in diesem Bereich zu einer Probe aufgefordert wird.
Der soziale Spieler maxt dann eben die sozialen Fertigkeiten und vernachlässigt die körperlichen Fertigkkeiten. Dann jammert er und klagt er wenn ihm in diesem Bereich eine Probe abverlangt wird.
Spieler in unserer Stammrund verweisen dann gerne darauf das der Charakter Wagen lenken kann statt zu jammern und zu klagen.
Klar kann ein Spieler in so einer Situation jammern (passiert mir häufig genug), Fakt ist aber, wenn er die Punkte woanders rein gepackt hat, hat er akzeptiert, das er so kampfkräftig wie ein Gockel ist, und muß mit dem Ergebnis leben. Dasselbe gilt für die Kampfmonster auch, die mir ein Kottlett an die Backe labern wie die Weltmeister und dann jammern, das all ihre Schauspielkunst ja vergebens sei, wenn ich sie jetzt würfeln lasse. Die RL-Kampfkunst des Aikidoka-SL ist auch vergebens, wenn er den Kampf auswürfeln muß, statt die Runde nur mal vor die Tür zu bitten und Nägel mit Köpfen zu machen.
Bei Sozialproben ist aber maximal der Weg zum Ergebnis mit Regeln versehen, selbiges evtl. noch abstrakt angegeben ("Macht nun alles, was der andere will"). Aber WAS der SC nun machen muss, überlegt sich ja der SL, weil das ja vom NSC abhängt - und da kommt dann "Das machst Du jetzt mit Absicht!!!" schon eher in Betracht. Außerdem wird der NSC dem Spieler vermutlich auch im sozialen Bereich klar überlegen gewesen sein. Natürlich kann man da sagen ist der Spieler ja selber Schuld, wenn er da keine Punkte reinpackt. Aber im Kampf wird halt erwartet, dass der SL die Gegner an die Fähigkeiten der Gruppe anpasst, also hier dann gefälligst auch.
Das das Ergebnis bei sozialen Konflikten stärker abhängig von der SL-Entscheidung ist stimme ich zu, aber ich denke, das man hier in einer funktionierenden Runde gemeinsam Möglichkeiten findet, die Ergebnisse so darzustellen, das alle damit einverstanden sind. Das dennoch die Herausfoderung ans Gruppenlevel angepasst sein sollte versteht sich imho von selbst - vorausgesetzt, die Charaktere ignorieren diesen Bereich nicht vorsätzlich, quasi damit ihre Kampfmonster nicht mehr umzuhauen sind und soziale Konflikte vom SL ja eh nicht eingebaut werden, der SL weiß ja, das wir uns da nicht wehren können.
Ansonsten ist Tisch-RPG imho weder LARP noch Impro-Theater.
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Man kann, zumindest oftmals, auch nicht das was der Charakter kann. Sei es kaempfen, singen, doktoren oder was auch immer.
Absolute Zustimmung! Deswegen sehe ich auch nicht, wieso manche Sachen, wie z.B. Kampf dann Tisch-RPG-mäßig gehandhabt werden sollen, andere aber nach der LARP-Methode "Du kannst was du darstellen kannst". Ja, soziale Interaktion sollte so oft und soviel wie möglich dargestellt werden, davon lebt das Spiel. Aber über den Ausgang solcher Interaktionen darf nicht nur die Darstellung entscheiden.