Diese erzählt uns aber nur, welche der vielen Möglichkeiten eingetreten sind und nicht was alles möglich gewesen wäre.
Ich behaupte mal ohne zusätzlichen lebensbedrohlichen Zwang (oder einschneidende Trauma, die nicht mal eben so in einem "sozialen Konflikt" entstehen, sondern andere Situationen wie Krieg oder psychische Folter etc. erfordern) würde es sicher nicht gelingen, mich dazu zu bringen, zum Massenmörder zu werden.
Wie schaut's bei dir aus? Du sitzt eine halbe Stunde jemand (fast) wildfremdem gegenüber (analog zu vielen solcher sozialen Konflikte) und der überzeugt dich, dass es besser wäre, dich irgendwo mit Waffen auszurüsten und dann an Ort X anzufangen die Bevölkerungsgruppe Y zu meucheln?
Im realen Leben geht so etwas nicht, wenn die Person nicht vorher schon irgendwie (siehe Traumata) angeschlagen war oder sowieso schon diese Überzeugung (wenn auch unbewusst) in sich hatte. Ins Rollenspiel übertragen kann der Spieler des bisher immer aufrichtigen und überzeugten, in sich gefestigten Paladin sicher auch erwarten, dass er nicht, weil er eine halbe Stunde von Oberschurken xyz belabert wurde, auf einmal alle seine Überzeugungen über Bord wirft und die Jungfrau schändet/das Dorf niederbrennt/die Unschuldigen metzelt. Selbiges für den in aufrichtiger Liebe entbrannten Ritter oder oder... da müssten schon vorherige Szenen vorangegangen sein, in denen der Ritter Anzeichen von zunehmendem Frust zeigt, da die Dame ihn wiederholt abweist, also quasi eine Lücke in seiner Deckung aufzeigen (von Spielerseite).
Anders sieht es natürlich aus, wenn es wiederkehrende Situationen gab, in denen der SC gewissen Zweifeln an seinen Überzeugungen ausgesetzt war. Die aufrichtige Liebe des Ritters turtelt hinter seinem Rücken mit dem Erzfeind, schickt ihn ständig auf Selbstmordmission, stellt ihn wiederholt vor dem Hof bloß etc.pp. Der Pazifistische Geweihte gerät wiederholt in Situationen in denen seine Überzeugung leidet, da der Gegner mit Gewalt IMMER gewinnt oder weiterkommt als die Seite, für die der Geweihte eintritt etc.pp.
Vielleicht bräuchte man analog zu D&D einfach noch eine Gesinnung, die dann grobe Richtlinien gibt, wie weit sich ein SC zu gewissen Taten beeinflussen lässt. Wobei ich da lieber auf eine vom GM bestimmte Einschätzung der Situationen wäre, anstelle jetzt nochmal eine Festlegung zu machen.